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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 15.06.1930
Physical description: 8
des Fürstbischofs das „Hoch"- Schreien der Schüler nicht verhindert hätten. Der Direktor be dauerte dies sehr und meinte: Nur ein Kind der ersten Klasse habe geschrieen: „Evviva". Die MrWWse Iohaimes i— Xi. Bon Prälat Dr. Franz H i l b e r im „Kvth. Sonntagsblatt" Brixen. Mit Msgr. Geister besteigt wieder ein Johannes den Bischofsstuhl von Sabiona-Brixen. Es ist nicht ohne Interesse, ajus «Anlaß der Inthronisation einen gedrängten Rückblick zu wersen auf die Bischöfe, welche den Namen Johannes getragen

haben. Johannes I. gehörte zu jenen Bischöfen, welche in aillejn Verzeichnissen als Nachfolger des heiligen Jngenuin in Sabiona genannt werden, bvn deren Wirksamkeit uns aber weitere Nach^ richten fehlen. Es war der einzige Bischof in Sabiona mit dem Namen des heiligen Johannes. Vor seiner Erhebung zum Bischof bekleidete er die Stdlle eines Propstes in Berchtesgaden. Als Bischof hatte er ver schiedene Streitigkeiten auszutragen, so mit dem Stifte Jnnichen, mit Heinrich, dem Grasen von Görz, ganz besonders

aber war er in Schwierigkeiten mit der römischen Kurie wegen Bezahlung der Taxen, weswegen er sogar mit dem Banne bedroht wurde. Er starb aber frühzeitig. Auf seinen Wunsch! wurde er in Neustist begraben. Sein Grabstein ist bei der Erneuerung der Kirche zugrunde gegangen. Sein Nachfolger war Johannes III. Wülfing, von Schlackenwert in Böhmen gebürtig. Nachdem er vom Domkapitel gewählt war, konnte er seine Bestätigung von seiten des Papstes nicht erlangen. Er reiste selbst nach Avignon, wo sich damals der päpstliche Hof

war wieder einer dieses Namens, Johannes IV. von Lenzburg. Er stammte aus der Konstanzer Diözese, war Bischof von Gurk und durch besondere Emvieh- lung der österreichischen Erzherzoge zum Bischof von Brixen Mit der heutigen Ausgabe erhalten unsere Bezieher die Posterlagscheine bezw. Zahlkarlen zur Erneuerung des Bezugsrechtes für das Hl. Quartal 193k Um in der regelmäßigen Versendung des „Südtiroler" keine Unterbrechung eintreten zu lassen, eisuchen wir un sere geehrten Bezieher, die Einzahlung der Bezugsgebühr sofort

vorzunehmeu Bezugspreise: Bei ganzjährigem Bezug: 8 9.— od. Rm. 6.— Bei Vierteljahr. Bezug: 3 2.50 od. Am. 1.80 Verwaltung „Der Südtiroler" Innsbruck, Postfach 116 befördert. Unter seiner Regierung sielen die Bayern ins Land ein und der Bischof selbst zog mit seinem Stiftsadel gegen sie zu Felde. Er starb am 5. August 1374. Der fünfte Bischof mit dem Namen Johannes war Jo hannes Röttel von Hallein (1445 bis 1450). Er stand in gutem Einvernehmen mit dem Landesfürsten Sigismund, mit dem sein Nachfolger

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Der Südtiroler
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Page 2 of 8
Date: 15.11.1935
Physical description: 8
für die ganze Woche bereits festgelegt war, lehnte der Pfar rer das Ansuchen ab. Tags darauf erhielt der Pfarrer den Besuch des Carabinierileutnants und wurde bald darauf zur Quästur nach Bozen geladen,, um sich zu rechtfertigen. Welche Maßnahmen gegen ihn getroffen werden, ist noch unbekannt. Johannes Anderlan. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Wintermorgen in starrem Frost. Täler und Hänge lagen unter silbernem Brokat. Bergwasser schäumten eisiggrün mit bläulichen Reflexen

. Die Büsche an den Ufern standen im Rauhreif, wie Wundergebilde aus den Händen eines himmlischen Silberschmiedes. Gipfel tauchten aus, lockten, riefen, waren kühn und sanft und feierlich gegen den win terlich kalten Himmel gestellt. Johannes stand am Fenster und sah hinaus in das schim mernde Land. Da war es, als träfe ein jäher Schlag sein Herz. Hoch in der klaren Morgenluft flattert die welsche Fahne. Der Zug war an der Grenze angelangt. War ich es, der hier vorüberfuhr in blumenbekränztem Zug, dachte

Johannes. Liegt nicht ein Menschenleben dazwi schen. Wie war ich jung und hingegeben der Zukunft, was immer sie bringen mochte. Oesterreichs Farben wehten von allen Zinnen und dazwischen breitete der rote Adler die starken Schwingen. Und Duft von Heu und Sonnenwärme trug der Wind uns zu. Heimat, o Heima,1 wie warst du stolz und schön. Johannes fühlte sich vergehn. Wafrum, schrie es in seiner Seele, warum bin ich nicht fest geblieben? WaMM lasse ich Freunde, Zukunft, Geliebte, um unter den Verhaßten

zu leben? Ich werde hingehen, um noch einmal den Schiern zu sehn und den Rosengarten, wenn er im Abendschein brennt. Und dann zurück, um nie wiederzukehren. Der Zug fuhr an. Alle Fremdheit verflog, asls Johannes sich aus dem geöffneten Fenster nngte. Draußen auf ver schneiten Wegen trotteten die altvertrauten Bauerngestalten. Ein Juchzer flog zu ihm, die herbe Luft strich über seine heiße Stirne. In den Telegraphendrähten sang der Wind sein Lied von der Ferne. O du Antlitz der Landschaft

, wie kann ich dich vergessen wollen? dachte Johannes. So weit ich zurückdenken mag, hast du mir gelächelt. Hier war er ausgestiegen, wenn er von seinen Studien in Wien kam, um auf diesem Wege mitten hinein in die Dolomiten zu wandern, in diese verwunschenen Berge, die so kalt und doch voll Feuer sind. Seltsam verwehrend, ganz in sich beschlossen, um sich eines Tages der Seele aust zutun und zu offenbaren, daß es sie fast zerreißt. Johannes konnte sich ihrer noch so gut entsinnen, dieser Stunden, übervoll von Glück

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Der Südtiroler
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Page 6 of 8
Date: 01.08.1936
Physical description: 8
. Wo bleibt die aus gleichende Gerechtigkeit? Für die Muttersprache. Der bekannte Romanist Karl Voßler hielr vor der Gesellschaft der Freunde der Deutschen Akademie zu Florenz eiwen Vortrag, der durch seine Stel lungnahme zu dem Sprachenkampf auch in italienischen Krei sen besondere Beachtung fand. In seinem Vortrag führte Voßler nach Pressestimmen u. a. aus: „In früheren Jahr- || II MIHI Tll lll III I— Johannes Anderlahn. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Bafel. (Fortsetzung). Johannes

kann nicht schlafen in dieser Nacht. Wieder tku mal ist es so weit, daß er verzagen will. Und so spricht er am nächsten Morgen zu seiner Moi: Du Liebste, wie wäre tZ, wir ließen hier alles fahren und bauten uns drüben über der Grenze ein neues Nest? Da aber wird Mol bitterböse, nie hätte Johannes geglaubt, daß die stille, verschlossene Frau so aujs- lodern kann. So, sagt sie, und unser liebes, schönes HeimaM so.l. wohl ein Welscher kaufen? Und macht hark hinter sich Re Türe zu. Was kann Johannes tun

, bk im Winde flattern. Menschenwerk, Menschenleid, es vergeht und verweht. Ewig bist du! Johannes wandert mit Moi über dir Höhen. Silbern stehen die Gipfel auf blauem Grund. Doch wenn die Sonne untergeht, sangen König Laurins Rosen an zu blühen. Lange, lange, wenn in den Tälern schon die Schatten geistern, stehn Laurinss Gärten noch in rosiger Glut. Aber daun verblassen sie und der? dämmern traumhaft in blauem Duft. 9lur der Schiern steht mächtig und einsam und schimmert durch die sinkende Nacht. Immer

wieder zieht es Johannes an dir Stelle, wo er ihn gerade vor sich hat und immer wieder saßt es ihn mit irr- brünstigen Schauern, als stünde er einer Gottheit gegenüber, groß, unnahbar und doch zutiefst vertraut und verwurzelt in den dunkeln Gründen der Seele. Moi weiß das auch. Der Schiern, sagt sie, das ist der Berg... von dem Du nicht loskannst. Nicht im Wachen und nicht im Schlaf. Er ruft Dich zurück, wenn Du fern bist und glaub nur nicht, daß Du einmal wieder ganz froh sein kannst, wenn Du ihm treulos

wirst. Der Schlern hat eine verzauberte Seele. Tagsüber steht er im Hellen Licht und schläft. Nur wenn stählerne Wetterwolken um ihn jagen, erwacht er zu einem wilden, drohenden Leben. Aber am eigensten ist er in den Nächten, säst gespenstisch. Ob er unter Sternen leuchtet oder im Mondlicht flirrt und gleißt. Es raunt in seinen Wänden, es lockt und ruft, es lacht mt« Poltert und verstummt. Und dann sängt es wieder zu raunen an. Uralte Geheimnisse weiß der Berg. Allmählich beginnt Johannes die Berghöfe

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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 01.11.1935
Physical description: 8
sie herum. Johannes setzte sich an seinen Arbeitstisch, um, wie von einem fremden Willen getrieben, ein paar Ab schiedsbriefe zu schreiben. Als er den Brief an Anette begann, kam heißes Erschrecken über ihn: wohin trägt mich die Welle? Anettes schönes Gesicht mit den festen Zähnen und den ernsten, kühlen Augen tauchte vor ihm auf. Zärtlichkeit überflutete sein Herz. Konnte es sein, daß er Anette verließ? In den Winkeln begann es zu raunen. Auf leisen, zagenden Füßen kamen die Stunden der Liebe zurück

, standen um ihn, rosenbekränzt, mit Augen, in denen die Leidenschaft ihre Flamme entfacht hatte und streckten bebende Hände nach ihm aus. Weißt du noch? flüsterten die einen. Kannst du vergessen? klagten die andern. ^ Johannes vergrub sein Gesicht in seinen Armen, ^tark war seine Liebe gewesen, jung und voll Ver heißungen. Aber stärker als sie brannte der Ruf der Heimat in seinem Herzen; er fühlte, daß er ihm folgen müsse, daß es kein Entrinnen gab. Nie mehr würde er bei Anette sitzen im sanften Schein

Not wendigkeiten, ohne daß Johannes aus seinem Traum, aus Sehnsucht undHeimweh gewoben, erwachte. Abends fuhr er nach dem Südbahnyof; sein liebster Freund, der Herzenskamerad langer Jahre, war bei ihm. Krampfhaft sprachen sie über das hinweg, was in ihnen hrannte. Jeder fühlte die große Wende. Würde die tiefe Verbundenheit auch weiterhin wie ein Licht über ihrem Leben stehen? Leidvoller noch als Johannes empfand der Zurückbleibende die Trennung, die er lange schon vorausgeahnt. Denn früher

als Johannes selbst, hatte der erdfremde, heimatlose Jude den Ruf der Heimat in dem Herzen des Freundes erlauscht, die durch alle Bitterkeiten der Nachkriegszeit immer sehn süchtiger den verlorenen Sohn zurückrief. Als die Freunde schon vor dem Wagen standen, in dem Johannes seinen Platz hatte, kam Anette, sehr blaß, doch lächelnd. Die Vornehmheit ihres Fühlens zwang sie, dem Manne, dem sie Jahre hindurch in Liebe verbunden gewesen war, ein paar Worte des Abschieds zu sagen. Sie begriff, daß Johannes

sie nicht bitten konnte, mit ihm zu gehen. In der großen Stadt, auf den Wegen der Arbeit und des Erfolges, untrenn bar waren ihr die beiden Begriffe, da war sie die rechte Gefährtin. Das einsame, weltfremde Eelehrtenleben, das nun für Johannes kommen mochte, war ihrem Wesen fremd, war außerhalb ihres Erlebens gestellt, wie das Antlitz einer Landschaft oder die Stimme von Wäldern, wie Wolkenziehen über besonnte Hänge. Nie war ihr diese weite Umwelt mehr gewesen, als ein schönes Bild, aus dem Augenblick geboren

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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 01.01.1936
Physical description: 8
, es ver geht und verweht. Ewig bist du! Johannes wandert mit Moi über die Höhen. Silbern stehen die Gipfel auf blauem Grund. Doch wenn die Sonne untergeht, fangen König Laurins Rosen an zu blühen. Lange, lange, wenn in den Tälern schon die Schatten geistern, stehn Laurins Gärten noch in rosiger Glut. Aber dann verblassen sie und verdämmern traumhaft in blauem Duft. Nur der Zchlern steht mächtig und einsam und schimmert durch die sinkende Nacht. Immer wieder steht es Johannes a t die Stelle, wo er lyn

. Tagsüber steht er im hellen Licht und schläft. Nur wenn stählerne Wetter wolken um ihn jagen, erwacht er zu einem wilden, drohenden Leben. Aber am eigensten ist er in den Nächten, fast gespen stisch. Ob er unter Sternen leuchtet oder tm Mondlicht flirrt und gleißt. Es raunt in seinen Wänden, es lockt und ruft, es lacht und poltert und verstummt. Hut) dann fängt es wieder zu raunen an. Uralte Geheimnisse weiß der Berg. Allmählich beginnt Johannes die Berghöfe aufzusuchen. Weit in der Runde ist er bald

bekannt. Ja es kommt vor, daß er einen Hof das erstemal betritt und bevor er den Mund auftut, Bauer oder Bäuerin auf ihn zukommen: das ifch dechtr wohl dr Hanns Anderlahn. I han mr's glei ge denkt. Und eines Tages sagt Moi: Du Hanns, die Leut reden mir zuviel von dir. Gib obacht mit dem, was Du sagst. Die Walschen sein wie Bluthund hinter jedem offenen Wörtl her. Johannes lächelte gequält: sei ohne Sorge Moi, ich bin ja kein Hetzer. Noch kann ich ja nicht so klar über alles sprechen

, was in mir ist. Es ist wohl auch noch nicht so feststehend, um es in Worte fassen zu können. So ist es auch. Johannes könnte die Frage, was ihn so unwiderstehlich hinzieht zu den Menschen, vielleicht wirklich nicht beantworten. Er fühlt es reisen in seiner Seele und weiß noch )licht, welche Frucht es bringen wird. Ein Weg sucher ist er, das heiße Erbarmen seines Herzens ist das Licht, das ihn geleitet. Und das Vertrauen, das ihm wird, ist vne der sichere, federnde Bogen einer Brücke, über die er hinüberschreiten

wird über alle Gründe. Immer weiter steht Johannes seinen Kreis. Wenn er nach Hause kommt, ist nun auch er schweigsam. Moi fühlt, wie es in ihm arbeitet, doch kein kleines Wort der Frage kommt über ihre Lippen. Sie hält es mit der alten Weis heit der Bauernregeln: wenn die Keschten reif sind, braucht man de)l Baum nicht zu schütteln. An einen: Tag, von schimmernden Wolke): überweiht, holt Johan):es seinen Freund Heinz vom Bahnhof ab und schleppt ihn im Triumph zu seinem Hause. Zuerst, wie Johannes den Freund

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Der Südtiroler
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Page 2 of 10
Date: 15.12.1935
Physical description: 10
ihm aber nicht für die Scheiben ga rantieren,. „perche adesso e il tempo che... fischia il sasso." (Denn heute ist eine Zeit, in der die Steine pfeifen.) Jeder versteht, was mit diesem liebenswürdigen Zitat aus dem Balillalied gemeint ist. Tatsächlich mußte der Schneider am nächsten Tag das Wort „inglese" entfernen. In Meran wurde ein Transparent mit der Inschrift „Tea room" einfach eingeworfen, auch andere englische Anzeigen Johannes Anderlan. 4 Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Johannes erfuhr

gewesen. Zu Mittag frug die alte Burgl: was ist denn aus der Moi vom Rainalterhof geworden? Die Moi, entgegnete die Burgl, ha woll die Moi, die feil isch bei dr Frau von Weber. Und fügte nach einer Weile brummend hinzu: a znichts Weibets isch sie schon, die alte Gnädige. Nachmittags machte Johannes sich auf den Weg, um Frau von Weber aufzusuchen, deren großer, schloßartiger Ansitz auf dem Wege nach Wolfsgruben zu lag und den sie auch im Winter nicht verließ. Sie war eine verbitterte alte Frau, sind nicht mehr

Johannes ungnädig, weil er mit seinem Besuch so lange gewartet hatte. Von der Moi war nicht einmal ein Zipfelchen zu sehen und Johannes kannte sein Gegenüber zu gut. um auch nur den Hauch einer Frage zu tun. Aber als er auf dem Heimweg war, kam ihm von Ober bozen her eine Frau entgegen., fast so groß wie er, mit fe sten Schultern und biegsamen Hüften. Schwere, braune Zöpfe lagen um den schmalen, stolzgetragenen Kopf, klare, gold braune Augen sahen ihm ernst und forschend entgegen. Die Wangen

waren weich gerundet, der Mund herb und doch voll Süße, wie er lächelte. Johannes blieb stehen: Moi? bist Du es Moi? Sie stellte den schweren Korb nieder, den sie trug, und gab ihm die Hand: Du bist da Johannes. Du bist da Johannes. Erst wollte er lachen über die ein fache Feststellung. Aber dann überkam ihn mit einemmale eine heiße Rührung, eine unsagbare Dankbarkeit. War es nicht, als spräche die Heimat durch den Mund des Mäd chens, so still und selbstverständlich: Du bist da Johannes. Wo die Waldhänge

zu Seiten des Eisack emporsteigen, auf halber Höhe, zwischen feldumstandenem Dorf uno Berg einsamkeit, am Rande eines Lärchenwaldes kaufte Johannes ein kleines Anwesen und hielt im März mit seiner jungen Frau dort Einzug. Das Haus stand auf einer großen Wiese mit wehenden Birken und Haseln, des Himmels tagblaue Weite über sich und nachts seine flimmernden Sterne. Und immer um woben von der Stimme des Waldes, die leise raunend mit den Stunden ging und mit den sanften Wellen ihres auf und nieder die Seele

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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 15.11.1935
Physical description: 8
, weil er niemals gehört hatte, daß dieser Grund für die Jndustriezone in Frage käme und bat die Montecatiniwerke schriftlich um Aufklä rung. Roch mehr erstaunt aber war er über die Antwort Schnee knirschte unter den Tritten. Wenn sein Mantel ei nen Busch zur Seite des Weges streifte., klirrte es wie zartes, zerbrechendes Glas. Eine Stimme sang darin: will kommen Johannes. Wie eine rosenfarbene Wolke wehte ihm sein Atem voran in dem Lichte der kleinen, alten Laterne, die ihn heute, wie vor vielen Jahren

begleitete. Oft hatte Johannes im Traume sich so wandern sehn» den tanzenden Schein vor sich. Run war der Traum em- pergetaucht, war Wirklichkeit geworden. Versunken war, was zwischen dem Heute und Ehedem lag: Haß, Blut, Qual. Versunken war dir Liebe, alles Wünschen, das Streben nach Erfolg. Geblieben war das zarte Licht, der frostharte Weg, die Nacht, die Steme, das unendliche Glück der Heim kehr. Johannes konnte sich nicht entsinnen, seit den Tagen des Kindseins, wo er vor verschlossener Türe, voll

. Doch sie alle einten sich auf demselben Wege. Dann erlosch auch das letzte Licht vor der Kirchen türe, nur aus ihren Fenstern fiel warmer, goldener Schein auf den weißen Schnee, ans die Lindenstämme und Haus mauern, die dadurch ein geisterhaftes Leben bekamen. Nun war Johannes oben, aufatmend blieb er stehn. Fast wie ein Schluchzen klang es durch die Stille. Der Schiern leuchtete durch die Nacht, groß und mächtig in ewiger Unvergänglichkeit. der Werke, die mitteilten, daß die Tafel über Auftrag des Präfekten

er und lauschte, wie Glockenklang und Stimmen verwehten. Er sah zu den Gipfeln, die unter den Sternen standen in traumhafter Helle und breitete die Arme aus, als wollte er das Land umfassen. Dann wandte er sich und schritt hinan zur Höhe, von wannen er gekommen. * Johannes saß in dem alten Haufe in der Leutestube. Der Ruch von gebratenen Aepfeln und harzigem Rauch lag in in ihr wie einst. In der Tischplatte waren noch die Kerben, die er in seinem Bubenübermut hinein ze ch nitten. Der alte Ander! saß

des faschi stischen Kulturamtes, welches die deutschen Sprachkurse ein zurichten hätte. gnügt auf seine Knie, der Gnädige isch wieder da. Huem isch r kommen und Sodom und Gomorrha hat' hintr sich gelaßn. Die Alte am Herd fuhr ihn an: halt ein mit so unziemliche Reden alter Ruach! Aber ein breites Lachen machte ihre Stimme schwach und verstohlen strich sie Johannes über den Arm, als sie ihm das Essen vorsetzte. Eine Weile später lag Johannes in seinem alten Bett und tat, wie er nächsten Morgen ver

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Der Südtiroler
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Page 2 of 8
Date: 01.11.1935
Physical description: 8
im Umlauf, die eine staatliche Stelle (Monopoli di Stato) zum gleichen Zweck herausgegeben hat. In geschäftlichen Dingen wird mit unter, freilich selten genug, auch die deutsche Sprache angewendet — vorausgesetzt, daß dies kein deutscher Geschäftsmann tut. Johannes Anderlahn. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe & Co., Basel. Der Ruf der Heimat. Ich will euch erzählen, wie es kam, daß der Ruf der Heimat in dem Herzen des Johannes Anderlahn so übermächtig wurde, daß er ihn alles andere, dem er viele

, viele Jahre angehangen, vergessen ließ. Vergessen, daß er einer der erwählten Menschen war, denen früher Erfolg die Stirne krönt. Vergessen selbst die Liebe, die ihn mit der schönen und stolzen Anette Wilbrunn verband. Dann will ich euch erzählen, wie Johannes auf die Suche nach der Heimat ging und sie wiederfand. Oder sollte ich nicht sagen: wie er sie erst wirklich fand, die arme blut- und tränengetränkte Heimat. Die stolze, reiche, süße Heimat mit ihren Bergen und Tälern, mit Wolken und Sternen

und raunenden Wäldern. Mit be tauten Wiesen, bllltenüberschüttet. Die einzige, heilige, unverlierbare Erdenheimat, die wir nie und nimmer lassen können. Es fing damit an, daß Johannes an einem der trüben Winterabende, die den großen Städten eigen, in ein Konzert ging. Wie anders ist doch der Winter in unseren klaren Höhen, wo sein Lehensmann, der Frost, silbern gehar nischt von Kopf bis zu den Füßen, auf schimmernden Wegen, entlang den vereisten Wildwassern, klirrend und klingelnd zu Tal schreitet

, die allertiefste Heimat findet. Aber an alles das dachte Johannes nicht, als er an jenem Abend von zuhause wegging. Vorfreude war in ihm und auch ein wenig Groll, weil Anette nicht mit gekommen war. Doch später, als das Stimmengewirr verebbt war und tiefe Stille über dem großen Saale lag, aus der die schwebende, sehnsüchtige Eeigenstimme ausstieg, wie ein Strahl aus dem dunklen Erdenschoß emporflirrt ins blaue Mondlicht, kam eine traumhafte Versunkenheit über ihn. Die Bitterkeit der letzten Jahre fiel

von seinem Herzen. Ein Unfaßbares noch, ein Wunder wollte sich formen. Wie zartes Flügelschlagen des Er wachens regte es sich in seiner Seele. Dieses versonnene Hingegebensein war geblieben, als er durch die verhangene Nacht schritt, es hatte ihn nicht schlafen lassen. Müde und verträumt ging der nächste Tag zur Neige. Und am Abend hatte Johannes sich halb widerwillig, halb aus dem Wunsche heraus, der Gebundenheit seiner Kräfte zu entgehen, von Freunden mitschleppen lassen. Aber selbst hier, unter dem Gejohle

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Page 2 of 12
Date: 15.09.1936
Physical description: 12
mit der Verwirklichung städte baulicher Pläne in der ganzen Provinz, die bevorstehende Fer tigstellung in der Industrie war von Bozen, 'deren Bau fast wie eine Mahnung und tzeroussorderung lvährend der härtesten Zeit der wirtschaftlichen Be age u g begonnen und weilergesü'rt wurde." Mit diesem Bekenntnis ist auch die Lime des Wirtschaft-, lichen Programmes der Bozner Machthaber gekennzeichnet; Johannes Anderlahn. 5 Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Bafel. Und einmal Heinz wird die Menschheit

sich wandeln, denn nie und nimmer will ich es glauben, daß all das junge, warme Leben hat vergehen müssen, um vergessen zu werden. Um ein grausiges Phantom. Es wird eine Zukunft sein, in der sie auferstehen werden im Glorienschein ihrer Wunden, alle diejenigen, die unter tausend Schmerzen zugrunde ge hen mußten. E Heinz legt den Arm um die Schulter des Freundes: es ist schön und groß, was Du willst. Aber ich sorge mich um Dich Johannes. Johannes wirft den Kopf zurück, ein seltsames Lächeln, stolz

und bitter, liegt auf seinem Gesicht: ja Lieber, ich weiß wohl, es wird nicht immer leicht sein. Ich höre sie schon schreien, meine lieben Landsleute aus der Stadt. Aber das sind ja nicht die Menschen, die ich suche. Mein Weg führt zu den Bauern, die verwachsen sind mit ihrer Erde wie Bäume. Und wie immer es auch kommen mag: mir bleibt das Land, mir bleibt Moi. Eines Tages, wie Heinz und Johannes von einer weiten Wanderung heimkommen, finden sie Moi ihrer wartend vor der Türe stehn, sieben ihr sitzt

ein großer, junger Hund. Er ist entsetzlich mager und struppig, hat dicke Pwten und einen ungefügigen Kopf, dazu den lächerlichsten Schweifstum mel, den man sich denken kann. Schau, sagte Moi ernsthaft zu ihm, auf die Ankommenden weisend, der Große ist ider Herr. Johannes bleibt etwas verdutzt stehn und sieht sich das Ungetüm mit kritischen Blicken an. Soll der bei uns blei- Jndustrialisierung um jeden Preise da sie bk Entnationali^ sierung fördert, indem sie den fremden Kapitalseinfluß verstärkt

.) ■■■MMiiiimmgngMMBBaBBBaMMHHnanMMMB——m— b— den, Moi? Merkwürdige Rasse, verschönern wird er uns das Haus gerade nicht. Moi kriegt eine kleine Falte auf der Stirne und sagt ge kränkt: aber er hat gute, treue Augen. Johannes kann nicht umhin zuzugestehn, daß er die wirklich hat. Wo hast Du ihn denn her, fragt er, und als Moi nicht gleich.antwortet: o Moi gesteh's nur, da steckt wieder eine Geschichte dahinter, wie bei der Scharenschleifergitsch. Worauf Moi dunkelrot wird und in beschleunigtem Tempo im Hausflur verschwin det. Johannes lacht

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Alpenländer-Bote
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Page 9 of 16
Date: 24.07.1927
Physical description: 16
das Kruzifix vor ihren Augen, indem eme Wolke es verdeckte. Nach Augenblicken wurde der Heiland wieder sichtbar, aber ohne Kreuz und ohne Dornenkrone, in der Gestalt des guten Hirten mit ausgebreiteten Armen. Um sich zu vergewissern, daß keine Sinnestäuschung vorliege, blickte die Pil- nin längere Zeit weg aus die Muttergottesstatue und den hl. Johannes. An diesen war keine Ver änderung wahrzunehmen. Auf das Christusbild zu- rumblickend, sah sie die Veränderung in gleicher Ese mehrmals. SürMKvf Mannes

Arbeiter aus dem Leben. Fürstbischof Dr. Johannes Raffl war zu Roppen im Ober inntale am 16. Oktober 1868 geboren. Seine Eltern waren Bauersleute, ein Bruder ist noch am väterlichen Anwesen. Die älteren zwei Buben zog es zum Studium sie wollten Geistlich' werden. Und so zogen die zwei Knaben den weiten Weg nach Bozen, um dort zu studieren. Der Aelteste, der nachmalige Pater Friedrich, trat in den Franzis kanerorden, wurde dort Lektor (Professor) der Fürstbischof Johannes Theologie und starb im Jahre

1917, der Jüngere, der nun verstorbene Fürstbischof, ging in die Theologie nach Brixen und wurde Weltpriester der Diözese Brixen. Am 15. Juli 1883 wurde er vom Fürstbischof Johannes v. Leiß zum Priester geweiht. Als Neugeweihter kam er als Präfekt ins Binzentinum nach Brixen, wo er drei Jahre als Erzieher tätig war. Als solcher verstand er die Kunst wie wenige, sich die Liebe seiner Studen ten zu erwerben. „Seine" Studenten waren ihm auch im späteren Leben noch sehr zugetan und anhänglich

halb dreier Tage. Die Wiederbesetzung des bischöflichen Stuhles begegnete unerwarteten Schwierigkeiten und zog sich ungebührlich in die Länge. Mittlerweile kam der Zusammenbruch, und die Zerreißung des Landes und die Be setzung begegnete vermehrten Schwierigkeiten. Im April des Jahres 1921 ernannte der Hl. Vater ihn zum Bischof und berief ihn nach Rom, wo er auch am 19. Juni die bischöfliche Weihe empfing. Es war eine harte, schwere Zeit, in der Fürst bischof Johannes die Leitung der alten Diözese

Brixen übernehmen mußte. Wir brauchen die Schwierigkeiten nicht zu schildern; sie sind allbe kannt. Fürstbischof Johannes stand auf dem Standpunkt, durch Vermittlung und Bitten zu retten, was zu retten war und die ärgsten Härten zu mildern. Wie viele Schritte er diesbezüglich ge tan, leider oft vergeblich, wieviel er gebeten, aber auch gebetet hat, weiß Gott allein. Die schwierige Lage seiner Schäflein auch in kirchlicher Bezie hung drückte ihn, den sonst so heiteren Mann, fast nieder

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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 01.09.1936
Physical description: 8
Zivilarbeiter mit Kavernen- und Straßenbau, beschäftigt. Die Militärstraße von Gossensaß zu den Grenzbefestigungen ist heuer für den Privatverkehr gesperrt. Nus Düdlirols Gauen ed,« ;.V. die zu Johannes gehen, und er spürt, wie der zutiefst ver wachsen ist mit den schweren, herben Menschen. Wo er sebst noch zögernd nach Worten sucht, ist der Freund schon mitten drin in ihren Sorgen und Nöten. Und mit der Hellsichtigkeit seiner Liebe weiß er: da erwächst für Johannes eine Mission. Möge sie doch das Schicksal

, man findet keine Bindung zur Umwelt in ihnen. Hell glastet die Sonne durchs Fenster, eine weiße Muina schnurrt auf der Ofenbank. Der Mann bastelt an irgend et was herum, wie ohne Sinn ist sein Tun, indes die Frau mit Augen, die ausgebrannt sind vom vielen Weinen, vor sich starrt. Die Kühe muhen im Stall und klirren leise mit den Ketten. Heinz und Johannes werden ernst und freundlich aus genommen und zum Bleiben aufgefordert. Die Frau macht einen Imbiß zurecht, Johannes spricht mit dem Bauern. Sie reden

. Als die Freunde sich verabschiedet haben, gehn sie eine lange Weile schweigend durch den goldgrundigen Nachmittag nebeneinander her. Auf einmal bleibt Johannes stehn: Heinz, liebster Mensch, weißt Du was das heißt: vier Kinder her geben, schöne, gute, blühende Söhne, mit aller Liebe und bestem Können auferzogen, um sie dann dem Staat hin werfen zu müssen: da nimm Moloch, zerreiße, zerfleische, laß sie verbluten in deinen Schützengräben, lasse sie morden und ermordet werden. Ist es verwunderlich

wie die Frauen, die uns, mit einem Lächeln auf den Lippen, hinausziehen sahen. Wieder schweigen sie eine Weile, dann fängt Johannes an von seinen Plänen und Träumen zu sprechen. Sein Herz öffnet sich dem Freunde, vieles formt sich in ihm^ bahnt sich Weg, das ihm kaum selbst bewußt war. Siehst du Heinz, was ich will? Ich will den Menschen hier das tiefe, unzerstörbare Wissen um die Unverlierbarkeit der Heimat geben, die Krieg nicht nehmen noch geben kann. Es soll ihnen bewußt werden, daß alle Not und Qual

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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 01.12.1935
Physical description: 8
. Ohne Inschrift. 16. Jahrhundert. 5. Weißer Marmor. Verzierter Rundbogen mit fünf Wap pen. Familie Hueber zu Maur. 1706. 6. Weißer Marmor. Doppelwappen. Unten Jnschrifttafel. Johannes von Kaysersperg. Um 1700. Sommerre.^en über reifenden Feldern. Alles hat seine Zeit und seine Notwendigkeit unÄ für uns heißt es nur: hindurch, ob leicht oder schwer. Aber da waren auch noch andere. Alle diejenigen, die da glaubten ein wichtiges Rad in dem großen Getriebe zu sein und waren doch kaum ein Hauch in dem unendlichen

. Johannes fühlte sein Herz in dieser Zeit oft wie einen Stein in der Brust. Etwas von der stummen Qual der Ge bundenheit war von den armen Menschen auf ihn überge sprungen und füllte seine Seele mit derselben dumpfen, hoffnungslosen Verzweiflung. Einmal kam Johannes auch am Rainalterhof vorbei, den er lange vermieden. Der Wappentragende Rainalterhof war eines der ältesten Bauerngüter des Ritten, der stolze Ansitz eines einst stolzen, aufrechten Geschlechts. Dann aber war der Verfall gekommen. Der Vater

des letzten Bauern hatte eine Lotterwirtschaft geführt und der nachfolgende Sohn war ein gelehrter Bauer gewesen, der von Jugend auf über alten Scharteken saß und der sich um Bibelauslegungen und Weis sagungen mehr kümmerte, wie um den Hof. Er hatte eine Lehrerstochter geheiratet, die bei der schon damals nicht mehr jungen Frau von Weber ein Mittelding zwischen Zofe und Gesellschafterin war. Und wenn die zarte Frau sich auch noch so tapfer in die Speichen stemmte, es ging bergab mit dem Hof. Johannes

konnte sich noch gut an ihr schmales^ verhärmtes Gesicht erinnern, denn wie so viele war auch sie zu seinem Vater um Rat gekommen, wenn sie nicht aus noch ein wußte in der verkommenen Wirtschaft. Sie hatte dem Lorenz Rainalter zwei Kinder geboren,, in denen das alte Geschlecht nocheinmal zu schönster Blüte kam. Der flachsköpfige Lenz! war Johannes' liebster und ver- wegendster Spielkamerad gewesen» Er hatte als Oberjäger bei demselben Regiment gestanden wie Johannes und mo derte irgendwo

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Der Arbeiter
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Page 10 of 12
Date: 20.07.1927
Physical description: 12
Wasserbäche, denen es aber doch gelungen ist, des Elementes Herr zu werden, wenn auch das Feuer genügend Zerstörung und Ver heerung angerichtet hat. Beruft Euch bei Einläufe« auf die Inserats im „Arbeiter". Am 15. Juli, dem 44. Jahrestage seiner Priester weihe, ist Fürstbischof Dr. Johannes Rafsl in seiner bischöflichen Residenz zu Brixen nach längerer Krankheit im 69. Lebensjahre gottergeben gestorben.^ Mit Fürstbischof Johannes schied der 97. in der lan gen Reihe der Oberhirten unserer altehrwürdigen

und berühmten Diözese aus dem Leben. Der Ver storbene war ein würdiger Nachfolger des heiligeil Kassian und der Heiligen Jngenuin und Albuin, wie nicht minder der großen Männer, die in den letzten 90 Jahren vor ihm den Brixener Bischofsstuhl zier ten. Wer Fürstbischof Johannes sah und in persön lichem Umgänge kennen lernte, mußte unwillkürlich an das Bild des guten Hirten denken; so stark war in seinem ganzen Aeußern und Benehmen der Grund zug seines innersten Wesens: die lauterste Herzens güte

und natürliche Leutseligkeit ausgeprägt. Fürstbischof Johannes war am 16. Oktober 1858 zu Roppen im Oberinntal als Sohn einer angesehe nen Bauernfamilie geboren. Mit seinem älteren Bru der, der als Bibelgelehrter des Franziskanerordens vor zehn Jahren starb, besuchte er das Franziskaner gymnasium in Bozen. Im Priesterseminar in Brixen waren die späteren Fürstbischöfe Dr. Simon Aichner und Dr. Franz Egger seine Lehrer. Nach der Priester weihe wirkte er zuerst als Präfekt des Vinzentinums, dann als Kooperator

.) ein wahrer Kreuzweg für den Heimgegangenen Oberhirten. Fürstbischof Johan nes aber hat sich auch in dieser Leidensschule bewährt. Er bemühte sich mit Erfolg, die Rechte der Kirche zu wahren, ohne die Gegensätze zu verschärfen. Das letzte Jahr seines Lebens brachte ihm auch schwere körperliche Schmerzen. Nun hat ein sanfter Tod den liebenswürdigen bischöflichen Dulder von seinem Lei den erlöst. Fürstbischof Johannes war auch ein großer Freund der katholischen Arbeitervereine. Unserem Blatte

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 17.07.1927
Physical description: 6
Bereinigung des ehemaligen Dentsch-Oftasrika :»it anderen englischen Kolonien. Fürstbischof Johannes von Brixen t. f - Brixen, 16. Juli. Gestern 2 Uhr nachmittags ist Fürstbischof Johannes Raffl verschieben. Seit zwei Tagen hatte sich der Zustand des nunmehr verewigten Fürstbischofes derart verschlechtert, daß man auf bas Schlimmste gefaßt sein mutzte. Das Bewußtsein bes Kirchenfürsten war schon seit mehreren Wochen stark getrübt, boch konnte Bischof Johannes noch einen Teil der Zeit außer Bett

verbringen. Vorgestern abends trat die Agonie ein, der gestern ein ruhiger Tod folgte. Am Sterbebette waren außer den kirchlichen Würden trägern der Diözese, den Herren vom Domkapitel und der fürstbischöflichen Residenz, auch der Bruder des ver ewigten Bischofs, der Bauer Ras fl aus Roppen im Oderinntal, versammelt. Ueber das Begräbnis sind noch keine ins einzelne gehende Anordnungen getroffen worden. Es wird aller Voraussicht nach Mitte nächster Woche stattfinden. * Fürstbischof von Brixen Johannes

Raffl wurde zu Roppen im Qberinntal am 16. Oktober 1858 geboren. Dem Drange Geistlicher zu werden folgend, besuchte er das Franziskanergymnasium in Bozen und wanderte nach der Matura im Jahre 1879 ins Priesterseminar nach Brixen. Dort genoß er eine tüchtige theologische Aus bildung unter der Leitung des späteren Fürstbischofs Simon. Der letztverstmbene Fürstbischof Franz Egger war sein Lchrer. Am 15. Juli 1883 erhielt der fertige Theologe vom Fürstbischof Johannes IX. die Priester weihe. Nach drei

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Der Südtiroler
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Page 3 of 8
Date: 01.07.1936
Physical description: 8
er den Blick ihm zu: Du sagtest früher, das Leben sei so einfach, glaubst Du das wirklich, Johannes? Mir scheint es immer das Allerschwerste, unlösbar Verstrickteste zu sein. Johannes hat sich zurückgelegt. Die Arme unter dem Kopf verschränkt sieht er hinauf in die tiefe, tiefe Bläue. Nein Heinz, sagt er, das Leben ist unendlich einfach, solange wir nicht selbst seine klare Linie verwischen. Denke nur, was wir hineinschleppen an Unrast und Lärm. Wie sehr wir uns in Geistiges hineingesteigert

nicht zu suchen, sie gehen ihren Weg, der unendlich klar einem Abend entgegenführt, der unfaßbar groß und golden emporsteigt, Tor zu einer Weite, die ohne Begrenzung ist. Manchmal begleitet Heinz den Freund auf die Höfe und bald begreift er, warum Johannes sich diesem Stück Erde so unlösbar verbunden fühlt. Er sieht die Blicke der Bau ern, die zu Johannes gehen, und er spürt, wie der zutiefst verwachsen ist mit den schweren, herben Menschen. Wo er selbst noch Zögernd nach Worten sucht, ist der Freund schon

mitten drin in ihren Sorgen und Nöten. Und mit der Hell sichtigkeit seiner Liebe weiß er: da erwächst für Johannes eine Mission. Möge sie doch das Schicksal nicht Zur Passion wandeln mit dem unerbittlich nachfolgenden Golgatha. Einmal kommen sie auch auf den alten Prauterhoß der unten am Hange, in einen Blust schimmernder Bäume ein- geschmiegt, liegt. Wie sie in das Haus eintreten, vermeint Heinz, sie kommen zu ganz alten Menschen, müde und ver fallen und ohne Hoffnung. Doch sie sind nicht alt

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Südtiroler Heimat
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Page 2 of 8
Date: 15.11.1935
Physical description: 8
!). G. P. ist in Casteluccio (Potenza), Albergo Salerno. Mutter: Regina Pichler, Aldein. Außerdem Johannes Anderlan. Roman von Ariel. Verlag von Benno Schwabe u. Co., Basel. Wintermorgen in starrem Frost. Täler und Hänge lagen unter silbernem Brokat. Bergwafser schäumten eisiggrün mit bläulichen Reflexen. Die Büsche an den Ufern standen im Rauhreif, wie Wundergebilde aus den Händen eines himmlischen Silberschmiedes. Gipfel tauchten auf, lockten, riefen, waren kühn und sanft und feierlich gegen den win terlich kalten

Himmel gestellt. Johannes stand am Fenster und sah hinaus in das schim mernde Land. Da war es, als träfe ein jäher Schlag sein Herz. Hoch in der klaren Morgenluft flattert die welsche Fahne. Der Zug war an der Grenze angelangt. War ich es, der hier vorüberfuhr in blumenbekränztem Zug, dachte Johannes. Liegt nicht ein Menschenleben dazwi schen. Wie war ich jung und hingegeben der Zukunft, was immer sie bringen mochte. Oesterreichs Farben wehten von allen Zinnen und dazwischen breitete der rote Adler

die starken Schwingen. Und Dust von Heu und Sonnenwärme trug der Wind uns zu. Heimat, o Heimat wie warst du stolz und schön. Johannes fühlte sich vergehn. Wa.'rum, schrie es in seiner Seele, warum bin ich nicht fest geblieben? Warum lasse ich Freunde, Zukunft, Geliebte, um unter den Verhaßten zu leben? Ich werde hingehen, um noch einmal den Schiern zu sehn und den Rosengarten, wenn er im Abendschein brennt. Und dann zurück, um nie wiederzukehren. Der Zug fuhr an. Alle Fremdheit verflog, chls Johannes

sich aus dem geöffneten Fenster nngte. Draußen auf ver- schnetten Wegen trotteten die altve.trauten Bauerngestalten. Ein Juchzer flog zu ihm, die herbe Luft strich über seine heiße Stirne. In den Telegraphendrähten sang der Wind sein Lied von der Ferne. O du Antlitz der Landschaft, wie kann ich dich vergessen wollen? dachte Johannes. So weit ich zurückdenken mag, hast du mir gelächelt. Hier war er ausgestiegen, wenn er von seinen Studien in Wien kam, um auf diesem Wege mitten hinein in die Dolomiten zu wandern

, in diese verwunschenen Berge, die so kalt und doch voll Feuer sind. Seltsam verwehrend, ganz in sich beschlossen, um sich eines Tages der Seele aust zutun und zu offenbaren, daß es sie fast zerreißt. Johannes konnte sich ihrer noch so gut entsinnen, dieser Stunden, übervoll von Glück, in denen das Auge die leuchtende Herr lichkeit der Berge nicht mehr fassen kann, so daß man sein Angesicht tief hineinsenken muß in das Blühen eines som merlichen Hanges und des Herzens schwingende Glocke nur mehr die eine Melodie

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Südtiroler Landeszeitung
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Page 16 of 16
Date: 17.10.1920
Physical description: 16
hatten, und die sagten: ..Vor's der Feind genommen, kommt's doch erstlich uns zu!' So wäret ihr selbst der Feind, der- schlimmste eurer Heimat!' Keuchend warf er ihnen da» zu. „Und ihr? Und ihr?' Dieder andere nahm er bei den gierigen Fäusten. „Und iljr?' Wie die Frage Gottes selber traf es sic. Die wuschen sich rein: „Alle haben es so getan.' und drehten ihm den Rücken. Da sinkt Johannes Wegleiter in sich zusammen. seine Seele ist wund und wie zu Tode erschrocken. — Das traurige, schmerzerfüllte Auge hebt

sich und streift den Felsgranit, den unzerstörbaren der Helmatsberge. — Ießt weiß er es. er hat doch Sprünge, tiefe, tiefe Sprünge und Schäden und dann schaut sein Auge wieder ihnen nach, den 'Kindern dieser rissig gewordenen Heimat. Sie sind schon ein Stück voran, da hörew sie ihn weinen, ihn. ihren ehemaligen Johannes Wegleiter, den wohlmeinenden Freund von gestern, und es ist ihnen seltsam. Sie fühlen, was seine Träne spricht: ..Werft ab die böse Bürde!—Gebt fremde Habe wieder her ich bitte euch! Das schöne

Bild der Heimat, oh. verwischt es nicht und löscht nicht Altes. Gutes aus!' Hört auf mich, o hört auf wich!' Sie aber widerständen nicht dem Bann des Unrechts und der Lockung und überscknien nur viel lauter noch ihr elendes Gewissen, auf daß es schweige und ersterbe. Roch stand- Johannes Wegleiter und noch, als sie schon voraus waren Und es war, als könnte er nickt weiter, in Ewigkeit nicht mehr weiter. Nur das tat er — er sah den verlorenen Seinen wie zerschmettert nach. Sogar über ihrer Väter

Gewandung trugen sie — Raub und Stadt flicken ... Es war Johannes Wegleiter als starre er in einen' gähnenden, schauerlichen Abgrund.' in dem seine geliebte frühere-Welt für'immer schwarz und finster versank. Als aber die Lahmheit feiner Schritte wieder ausseßte. and er vorwärts konnte, war es. als schliche er einen schleppenden Trauermarsch langsam, langsam — — dumpf und hohl, und die Natur klagte mit ihm. Ein wim mernder West war ausgestanden und blies novemberkühl den Wald und die Sträße entlang

. Ep war wie ein schmerz lich wehes Andante des .Weltenleides. Doch bald' ging es über in troßige Bässe und wuchs heran' zu ungebärdiger Ge walt. In keuchenden Stößen voll Körperlichkeit und Er denschwere griff das Stürmen ineinander und Stimmrn- seelen klagten in wilden Tönen wie harte und gehegte Le bensstreiter. Verwirrend sagten die Kräfte und Mächte da hin und umschrien Johannes Wegleiter. der wie ein Abge schiedener des Weges kam. an der Hand des Leides, der Ver wirrung und einer schuldigen Zeit

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Volksbote
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Page 3 of 12
Date: 09.07.1925
Physical description: 12
, dem das Schiff gehörte, hatte auch Miller den mit mir und wollte mich zu feinem Pförtner machen. Aber' — er schüttelte den Kopf — „ich bettelte mich lleber durch bis hierher.' — „Das war dumm genug,' sagte der Gutsherr. Johannes seufzte tief: „2 Herr, ich habe mein Leben zwischen Türken und Ketzern zubringen' müssen; soll ich nicht wenigstens auf einem katholischen Kirchhofe liegen?' Der Gutsherr hatte seine Börse ge zogen: „Da, Johannes, nun geh und komm bald wieder. Du mutzt

mir das alles noch ausführlicher erzählen; heute ging es etwas konfus durcheinander.' „Du bist wohl noch sehr müde?' — „Sehr müde,' versetzte Johannes; „und' — er deu tete auf seine Stirn — „meine Gedanken sind zuweilen so kuvios, ich kann nicht recht, sagen, wie es so ist.' —. „Ich. weiß schon,' sagte der Baron, „von alter Zeit her. Jetzt geh. Hüksmeyers b^hälten dich wohl noch die Nacht über, morgen komm wieder.' Herr von S. hatte das innigste Mitleiden mit dem armen Schelm; bis zum folgenden Tage war überlegt worden

, wo man ihn ein mieten könnte; essen sollte er täglich im Schlosse, und für Kleidung fand sich wohl auch Rat. — „Herr,' sagte Johannes, „ich kann auch noch wohl etwaö tun; ich kann hölzerne Löffel machen, und Ihr könnt mich wohl auch als Boten schicken.' Herr von S. schüttelte mitleidig den Kops: „Das würde doch nicht sonderlich ausfallen.' — „2 doch, Herr, wenn ich erst im Gange bin — es geht nicht schnell, aber hin komme ich doch, und es wird mir auch nicht so sauer, wie man denken sollte.' — „Nun,' sagte

der Baron zweifelnd, „willst du's versuchen? Hier ist ein Brief nach P. Es hat keine son derliche Eile.' Am folgenden Tag bezog Johannes ein Kämmerchen bei einer Witwe im Dorfe. Cr schnitzelte Löffel, aß auf dem Schlosse und machte Botengänge für den gnädigen Herrn. Im ganzen ging's ihm leidlich; die Herrschaft war sehr gütig, und Herr von S. vntechielt sich oft lange mit Ihm über die Türkei, den österreichischen Dienst und die See. „3er Johannes könnte viel erzählen,' sagte er zu seiner Frau

, „wenn er nicht so grundeinfaltig wäre.' — „Mehr tiefsinnig als einfältig,' versetzte sie; „ich fürchte immer, er schnappt noch über.' — „Ei bewahre!^ antwortete der Baron» „er war sein Leben lang ein Simpel; simple Leute werden nie verrückt.' - Nach einiger Zeit blieb Johannes auf einem Botengänge über Gebühr lange aus. Die gute Frau von S. war sehr besorgt um ihn und wollte schon Leute aussenden, als man ihn die Treppe heraufstelzen hörte. -,Du bist lange ausgeblieben, Johannes.' sagte sie; „ich dachte schon, du hättest

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Der Südtiroler
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Page 6 of 10
Date: 15.12.1933
Physical description: 10
für dieses Buch, das sichere Kenntnisse und Anregungen über „das deutsche Land an der Etsch" in ansprechender Form vermittelt und dadurch am besten wirbt um Verständnis „für den einzigen deutschen Fleck mit der Sonnenglut des Südens, unsere uns ans Herz gewachsene deutsche Heimat." H. Pi. Ein neuer Sü-liroler Roman. Ariel: Johannes Anderlahn, Verlag Benno Schwabe u. Co. Basel. Ein prächtiges Buch der Heimatliebe. Wie Hans von Hof- fensthal hat sich auch der neue Dichter, der sich hinter dem Namen Ariel

verbirgt, den schönsten Erdrnfleck Südtirols, den Ritten ausersehen, wohin er die Handlung mit den prachtvollen bei den Südtirolergestalten, Johannes und Moi Anderlahn, verlegt. Ariel geht auch am Volkstumskampf der Gegenwart nichl vorbei: „Viel Leid kam zu Johannes. Die Menschen litten scbwer unter den veränderten Verhältnissen. Der Welsche hielt das Landl in unbarmherzigen Krallen. Verhüte der Herrgott, daß man in einem Amt zu tun bekam, da konnte man sie fühlen." „Herrgott" klagt Johannes

. Und die Grenzenlosigkeit unserer Hingabe an sie wird sie uns erst ganz erschließen und uns lehren, das zu sein, zu dem wir berufen sind: „Ein Stück Menschheit, das .osgelöst und verlassen die Kraft der Heimaterde kündet, indem es weiter blüht auf ihr, unverwundbar, unbesiegbar in ihrer heiligen Hut." Oder wenn ein Freund dem Johannes klagt: „Du warst lange nicht da, Hans. Du hast es nicht mitgemacht, wie man den er schossenen Jnnerhofer nach Marling gebracht hat. Du warst nicht dabei... aber zu was soll ich Dir Fälle

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Südtiroler Heimat
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Page 3 of 8
Date: 01.11.1935
Physical description: 8
und seltsam entseelt standen sie herum. Johannes setzte sich an seinen Arbeitstisch, um, wie von einem fremden Willen getrieben, ein paar Ab schiedsbriefe zu schreiben. Als er den Brief an Anette begann, kam heißes Erschrecken über ihn: wohin trägt mich die Welle? Anettes schönes Gesicht mit den festen Zähnen und den ernsten, kühlen Augen tauchte vor ihm auf. Zärtlichkeit überflutete sein Herz. Konnte es sein, daß er Anette verließ? In den Winkeln begann es zu raunen. Auf leisen, zagenden Füßen kamen

die Stunden der Liebe zurück, standen um ihn, rosenbekränzt, mit Augen, in denen die Leidenschaft ihre Flamme entfacht hatte und streckten bebende Hände nach ihm aus. Weißt du noch? flüsterten die einen. Kannst du vergessen? klagten die andern. ^ Johannes vergrub sein Gesicht in seinen Armen. Ttark war seine Liebe gewesen, jung und voll Ver heißungen. Aber stärker als sie brannte der Ruf der Heimat in seinem Herzen: er fühlte, daß er ihm folgen müsie, daß es keilt Entrinnen gab. Nie mehr

. Der kommende Tag verflog unter tausenderlei Not wendigkeiten, ohne dag Johannes aus seinem Traum, aus Sehnsucht undHeimweh gewoben, erwachte. Abends fuhr er nach dem Südbahnyof; sein liebster Freund, der Herzenskamerad langer Jahre, war bei ihm. Krampfhaft sprachen sie über das hinweg, was in ihnen brannte. Jeder fühlte die große Wende. Würde die tiefe Verbundenheit auch weiterhin wie ein Licht über ihrem Leben stehen? Leidvoller noch als Johannes empfand der Zurückbleibende die Trennung, die er lange

schon vorausgeahnt. Denn früher als Johannes selbst, hatte der erdfremde, heimatlose Jude den Ruf der Heimat in dem Herzen des Freundes erlauscht, die durch alle Bitterkeiten der Nachkriegszeit immer sehn süchtiger den verlorenen Sohn zurückrief. Als die Freunde schon vor dem Wagen standen, in dem Johannes seinen Platz hatte, kam Anette, sehr blaß, doch lächelnd. Die Vornehmheit ihres Fühlcns zwang sie, dem Manne, dem sie Jahre hindurch in Liebe verbunden gewesen war, ein paar Worte des Abschieds

zu sagen. Sie begriff, daß Johannes sie nicht bitten konnte, mit ihm zu gehen. In der großen Stadt, auf den Wegen der Arbeit und des Erfolges, untrenn bar waren ihr die beiden Begriffe, da war sie die rechte Gefährtin. Das einsame, weltfremde Gelehrtenleben, das nun für Johannes kommen mochte, war ihrem Wesen fremd, war außerhalb ihres Erlebens gestellt, wie das Antlitz einer Landschaft oder die Stimme von Wäldern, wie Wolkenziehen über besonnte Hänge. Nie war ihr diese weite Umwelt mehr

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