Nr. 2 — 1 derartig verschlimmert, ich mußte eine längere Unter- suchung vornehmen." „Ach ja, Hugo, an Ausflüchte bin ich gewöhnt. Und hernach wollte Frau Hagedorn natürlich noch eingehend über den Zustand ihres Mannes berichtet sein, da hast du noch eine halbe Stunde Vortrag halten müssen." „Aber, liebes Dorchen —" „Bitte, zu Tisch, meine Herrschaften. Onkel, deinen Arm," schnitt Dora Pleß jeden Einwurs kurz ab. Der Doktor verschwand noch für einen Augenblick in seinem Zimmer, um seine Toilette
das Schreiben von Heinz zum Lesen gab, das kann ich dir gar nicht sagen. Nach zwanzigjährigem Schweigen; so ganz auseinander; und wir waren doch so vertraut zusammen. Ein Herz und eine Seele." „Ist dieser Heinz Klabuse denn wirklich so ein vortreff licher Mensch, wie Hugo ihn schildert, Onkel?" mischte sich Frau Dora ins Gespräch. „Hugo ist natürlich Partei, aber wie urteilst du über ihn?" „Schneid hat er, ein feiner Kerl, Dorchen," stimmte Nissen bei. . „Aber ein arger Schwerenöter, Mädchen und Frauen
. Ich nicht, Hugo. Wegen meiner bist du sicher." „Weiß ich ja, mein trau tes Lieb, weiß ich, auch ohne daß du's sagst. Und sieh mal, er — ich meine Heinz — wäre ja gar kein Ehrenmann, wenn er seinem Freunde die Frau abspenstig machen würde, lliee, du, er mag mancherlei Fehler haben, aber in der Freundschaft ist er treu wie Gold." Man war mittlerweile beim Nachtisch angekommen, als das bedienende Mädchen nochmals hereinkam und dem Doktor etwas zuslüsterte. 1 — „Jawohl, Liese, ich komme," sagte dieser schnell
die Patienten, immer und immer; ach, und ich liebe Hugo noch immer wie am Anfang unserer Ehe." Peter Nissen war für alles zu haben. Mein aus dem Eheleben anderer ließ er die Finger, obgleich man ihn selten mit den kleinen und großen, mit den wirklichen oder eingebildeten Leiden desselben verschonte. Er war eben, der er war — der gute alte Onkel Peter, der allein im Leben stand, und bei dem man folglich ein ungeteiltes Interesse für die eigenen Angelegenheiten voraussetzte. Er räusperte sich jetzt wiederholt
und drehte in seiner Verlegenheit an seinen dicken Fingern herum, daß sie in ihren Gelenken krachten. , „Dorchen," wagte er einzuwendeu, „im ersten Jahr, siehst du, da hatte dein lieber Mann noch nicht die große Praxis." „Na, und warum braucht er sich denn jetzt so abzu quälen?" brauste die junge Frau auf. „Habe ich nicht ein anständiges Vermögen mit in die Ebe gebracht? Es ist, als wollte er etwas in sich betäuben. Mein Gott, zu denken, Hugo liebte mich nicht mehr. Onkel, das ertrug' ich einfach