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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 27.09.1902
Physical description: 16
und erschreckt an: „soll ich vielleicht mit Kochtopf und Ltaubbesen hantieren?" fragte sie ironisch. „Das hast du nicht nötig," entgegnete ich ernst, „du hast Leute genug, die dir die eigentliche Arbeit abnehmen; aber —" „Nun ja, also lasse sie sorgen," unterbrach sie mich wiederum heftig, „wenn Hugo eine Haushälterin haben wollte, dann mußte er nicht mich wählen!" — In diesem Augenblicke trat der Vater ein und reichte Gertrud den Arm, um sie an den Teetisch zu führen, Hugo trat von der anderen Seite

in das Eßzimmer, und wir ließen uns zum Abend brot nieder. Gertrud war fast noch schöner geworden, die krausen Löckchen, die sie auf der Stirn trug, hoben das Alabasterweiß ihres Teints besonders hervor, und die großen Augen leuchteten faszinierend, umgeben von den dunklen Schatten, die sie augenblicklich begrenzten. — Ich bemerkte, wie Hugo entzückt nach seiner Gattin hinüber blickte, und wie sie, dies bemerkend, ihn absichtlich zu übersehen schien. Was sollte das heißen? „Du mußt nun aber bald mal

zu uns nach „Zorlih" kommen, Gertrud," sagte der Vater im Laufe des Abends, „Elisabeth hat den Garten anders anlegen lassen, und wenn es ordentlich grün ist, wird sich das sehr hübsch machen — so auf acht Tage können Sie doch auch abkommen, lieber Hugo!" wandte er sich an diesen. „Vorläufig möchte ich hier bleiben, so lange noch Oper ist und so lange Neuville's noch in der Residenz sind, dann aber gehe ich nach Ems, ich muß etwas für meine Nerven tun!" entgegnete Gertrud trocken. „Wer sind Neuville's?" fragte

der Vater, „und ist dir gerade Eins empfohlen?" „Herr v. Neuville ist Attache bei der französischen Gesandt schaft, wir waren fast die ganze Zeit zusammen in Rom und sind eng befreundet; sie gehen ebenfalls nach Ems, und ich will mich da unter ihren Schutz begeben!" „Wird dich denn Hugo nicht beschützen?" fragte ich erstaunt. „Hugo bekommt erstens keinen Urlaub, und zweitens hat er so gute Nerven, daß dieselben keiner Stärkung bedürfen!" Es klang so abweisend, wie Gertrud sprach, und Stern nahm das vol

'- ständig ohne Widerrede hin, daß ich im Stillen dachte, hier müsse irgend ein Etwas zu Grunde liegen, das nur die beiden Gatten kannten. „Natürlich mußt du heraus aus der Stadt, wenn du die Luft hier nicht verträgst," sagte der Vater, ohne zu bedanken, daß sein Töchterchen die Luft der Residenz erst seit einer Stunde atmete, „da Hugo nicht mitkann, mag dich Elisabeth begleiten, der ihres Halses wegen eine Reise nach Ems schon lange empfohlen ist!" „Und sie kann mich bemuttern, nicht wahr, das meinst

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Tiroler Wastl
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Page 2 of 12
Date: 23.02.1902
Physical description: 12
Wie lange noch? Der Redaction des „Tiroler Tagblattes" bezw. dessen verantwortlichem Schriftleiter Hugo Greinz hat es in seinem leicht erforschlichen Rathschlusse ge fallen, mich in letzter Zeit auch im Tiroler Tag blatt in den Augen des Publikums herabzusetzen. Ob wohl ich die unsaubere Quelle, aus der diese Ge hässigkeiten flössen, sehr genau kannte, habe ich dem Tiroler Tagblatt gegenüber doch das Vergehen be gangen, das Blatt statt den Urheber der Artikel an zugreifen. Ich that dies deshalb

zu werden und mich gegen den schlecht beaufsichtigten Schriftleiter desselben zur Wehr zu setzen. Hugo Greinz, nicht zu verwechseln mit dem j in lit. Kreisen bestbekannten Rudolf Greinz, kann es mir nicht verzeihen, daß ich ihm einmal auf den Rath „guter" Freunde in einem Wiener Blatt das Wort geredet, und darum versucht er es bald da, bald dort, mich herabzusetzen und in den Augen des Publikums verächtlich zu machen. So hielt er es auch kürzlich wieder, indem er das seiner Leitung anvertraute Blatt, das Tiroler Tagblatt

, mißbraucht, um über mich unter dem Schlagwort „Ein nettes Geschichtchen" einen höchst gehässigen Artikel zu verbreiten, dessen gif tiger Inhalt schlankweg erlogen ist. Der Ueber- mensch-Aspirant Hugo behauptete nämlich darin, daß gegenwärtig in Wien ein nettes Geschichten die Runde mache, nach welchem ich unter allerhand Schlechtigkeiten auch die begangen haben soll, daß ich dem Theaterreferenten der „Ostdeutschen Rund schau" in dessen Privatwohnung einen Besuch ge macht und mit den Worten

„Ich bin ja auch ein Deutschnationaler" für das Referat über mein Volks stück „Die Sünden der Väter" günstig zu stimmen versucht hätte. Abgesehen davon, daß ich zum größten Verdruß des jugendlichen Hugo in Wien als Dramatiker so gut bekannt bin, daß ein pikantes Geschichtchen über meine Person die Runde in allen Blättern macht und nicht wie in einem Dorfe unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit von Ohr zu Ohr wandert, ist das ganze nette Geschichtchen von A—Z erstunken und erlogen, weshalb ich der Redaction unter Be rufung

auf den § 19 des Preßgesetzes eine durch aus sachliche Berichtigung schickte, in der ich mit keinem Worte gegen die leichtsinnigen Verleumdung meiner Person polemisierte, sondern nur die zahl reichen Unwahrheiten richtig stellte und aus Acht ung für die Leser dieses „freisinnigen" Blattes den wahren Sachverhalt darstellte. Hugo, der Unerforschliche, lief aber, wie ich ver- mnthe, mit dieser Berichtigung vom Pontius zu Pilatus und von da von einem Rechtsverdreher zum andern, bis endlich einer von ihnen in der Berichtig ung

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 21 of 24
Date: 18.10.1902
Physical description: 24
meiner Schwester, im Namen deiner Frau!" Er sah mich fragend an, und ich fuhr fort: „Hugo, du darfst nicht allabendlich so lange arbeiten, du darfst nicht deine Nerven durch künstliche Mittel wach und gespannt erhalten! Glaube mir, du schadest dir, du wirst es einst büßen müssen! Verlorene Kraft bringt sich nie wieder ein, — tue es deiner Gertrud zu Liebe, höre mir auf zu schreiben, begib dich zur Ruhe, gib die freiwillig übernommenen Arbeiten wieder ab !" Bei den letzten Worten blickte er befremdet

auf! „Was wißt Ihr davon?" herrschte er mich an. „Vorläufig weiß ich allein von allem, und es drängt mich, dich zu warnen, ehe es zu spät ist" — er schüttelte schweigend den Kopf, und ich begann wieder — „Hugo, du hast Pflichten gegen dein Weib!" „Eben deshalb arbeite ich," entgegnete er ruhig, dann, wie in plötzlichem Entschlüsse, wies er auf einen Lehnstuhl neben seinem Arbeitstische — „nimm Platz, Elisabeth, du sollst alles wissen, du bist ja verschwiegen!" Und dann erzählte er, wie es ihn nimmer

und nimmer losgelassen habe, das Wort, das einst Gertrud in unüberlegter Heftigkeit zu ihm gesagt: „Wenn ein Mann für seine Frau keine Opfer bringen könne, habe er auch keine Liebe für sie!" — Nun habe Gertrud auf ihren Reisen mit Neuvilles weit mehr ausgegeben, als sie besessen, er habe zufällig die Rechnungen auf ihrem Schreibtische gefunden, habe sich Summen und Adressen notiert und wolle allmählich die Schuld decken. „Würde es aber nicht richtig 'sein, Hugo," warf ich ein, „du gingest zu Gertrud

es sich ausdenken, was alles geschehen. Ich hatte mich damals mit meinem Freunde Walther in Ver bindung gesetzt, er ist treu und gut. Die Rechnungen hatte ich bezahlt, aber Hugo mußte geschont werden. Walther wirkte es aus, daß meinem Schwager die Ertraarbeiten entzogen wurden; sie sollten hinfort solchen Beamten übergeben werden, denen eine Zu lage not täte, hatte man ihm gesagt. Gertrud war froh, „die kleinen Rechnungen" los zu sein, das „Wie" war ihr gleich. Als ich ihr ganz im Geheimen anvertraute

, wie fürsorglich sich Hugo benommen, errötete sie zwar tief, zuckte aber nur die Achseln. Ich war denn bald abgereist, Gertrud war be deutend wohler, und ich hoffte, wenn diese beiden allein auf sich angewiesen sein würden, würden sie sich ordentlich einleben. Die ersten Briefe, die ich nach der Heimat bekam, waren mir auch beruhigend. Sterns verkehrten mit ihren Kollegen, Gertrud wurde viel bewundert, das machte sie und Hugo glücklich. Da traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Nach richt, Gertrud sei

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 22 of 24
Date: 18.10.1902
Physical description: 24
166 zeitig, auf meinem Lieblingsplatze im Garten ein Abendbrot für uns Herrichten zu lassen; als er fort war, erzählte ich Hugo, wie sich die Sache verhielt, daß wahrscheinlich Gertrud nicht Lust gehabt habe, zu mir zu kommen, und daß ich Walther gleich gebeten hätte, die Notlüge, die er in seiner Freundschaft für uns ersonnen, nicht in Szene zu setzen. — Ich dankte aber auch Hugo für seine Güte. „Konntest du zweifeln, daß ich jeden Augenblick an deiner Seite wäre, wenn du meiner bedürftest

in mir erweckt, weil er mir Lebensglück und Lebenslust geraubt, jetzt bei mir und mein Schwager sei. „Unser Abendbrot ist fertig!" sagte ich, mich um wendend, dann griff ich nach Hut und Tuch und schritt voran in den Garten. — Hugo war tief traurig, und das tat mir leid. Ich wollte ihn trösten, sagte ihm, daß Gertrud sich schon noch besinnen werde, sie sei so jung und verwöhnt usw. Er schüttelte den Kopf: „Der Mensch muß büßen, was er selbst verschuldet — ich war treulos, nun wird es mir wieder vergolten

!" Ich sandte noch am selben Abend einen Boten an Walther, er war ja nur wenige Meilen von hier, und ich konnte nicht mit Hugo allein sein. Walther kam gegen 9 Uhr am nächsten Morgen an, um 12 Uhr brachte eine Extrapost — — Gertrud! — Die beiden Herren hatten einen Spaziergang nach der Schlucht gemacht, sie traf mich allein. „Elisabeth, sie sind alle falsch!" Damit warf sie sich schluchzend in meine Arme, als wir kaum das Zimmer erreicht hatten. „Was ist geschehen?" drang ich in sie, und sie berichtete

uns ein frugales Mahl ertra anrichten. Als wir eben dabei waren, brachte ein Blumenknabe einen Zettel für mich. Hugo hatte, das schöne Wetter benützend, mit Walther eine Partie nach der Koppe unternommen! Das neue Provinzialmuseum in Hannover. zu ihr ins Zimmer, das den Blick über die fernen Berge hat. Ich betete brünstig, der Gott, der Berge versetzen wolle für uns, wenn wir Glauben hätten, möchte die beiden Herzen zu sammenführen, die für's Leben zusammen gehörten! Ich wollte mich freuen an ihrem Glücke

, es sollte mir die Ruhe der Seele bringen, die ich allein für mich noch ersehnte. Ich hatte, abge schlossen mit dem Leben, ich wollte nur im Glücke meiner Lieben Freude finden — und weshalb? Die Kirche in Fruttigen mit Doldenhorn und Altels (Berner Oberland). Gertrud war sehr verstimmt und niedergeschlagen, um sie zu zerstreuen, schlug ich ihr einen Gang in die Schlucht vor. Sie schritt wortlos neben mir her und ich nahm mir vor, ihre Stimmung zu benutzen und für Hugo zu sprechen. Ich dachte mir's so schön

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 27.09.1902
Physical description: 16
, die sie mir hat nach Rom kommen lassen!" _ „Gertrud!" rief ich entsetzt, „wie kannst du dich auf solche Sachen einlassen, was sagt denn Hugo dazu?" „Hugo?" fragte sie lächelnd, „Hugo? Ist es denn nötig, datz er alles weiß, noch dazu in Geldangelegenheiten, ich glaube wohl, datz ich mehr Mittel in den Hausstand bringe als er!" Ich mochte für jetzt nicht weiter mit Gertrud disputie ren, nahm mir aber vor, auf jeden Fall mit ihr nach Ems zu gehen, diese Frau v. Neu ville übte keinen guten Ein fluß auf die junge Frau

zu verlieren, ich wollte ja Gertrud allmählich aus diesem Zauber bann befreien! Dem Manne aber konnte ich es nicht verargen, datz er jeden Wunsch erfüllte, wenn „1a belle lckeleve", wie er sie stets nannte, so kindlich die Hände faltete und sagte: „Nicht wahr, süßer Henry, du bist nicht grausam?!" Hugo arbeitete am Abend nach dem Diner noch lange in seinem Zimmer, er hatte noch einige Akten durchzusehen und gebeten, man möge im Tee herüberschicken. Gertrud hatte sich früh zu Bett gelegt

, sie war sehr angegriffen, und als nach dreimaligem Klingeln Johann nicht erschien, um seinem Herrn den belebenden Trank zu bringen, ordnete ich das nötige auf einem kleinen Tablette und ging selbst. Hugo blickte von seiner Arbeit auf, als er die Tür schließen hörte, als er mich dann gewahrte, legte er die Feder fort, um mir die Hand zu reichen. „Ich danke dir, Elisabeth, datz du selbst kommst, und ich möchte dir so gerne etwas sagen, wenn ich nicht fürchtete, du könntest mich falsch verstehen, wie —" er zögerte

„nun ja, wie Gertrud!" „Ich glaube, ich werde dich richtig verstehen," sagte ich und ließ mich neben ihm auf einem Sessel nieder. Hugo wandte mir voll sein schönes, jetzt so abgespanntes Gesicht zu: „Kannst du es begreifen," sagte er, „datz Neuvilles mir nich, der rechte Umgang für Gertrud scheinen?" — Er ließ mir keine Zeit zum antworten. Hastig fuhr er fort: „Neuville ist sch reich; was seine Frau sich wünscht, kann er ihr beschaffen. Gertrud nennt das Liebe und empfindet es bei mir als einen Mangel der selben

kennen und verstehen lernen, den Zweck hat meine Hoch zeitsreise nicht erreicht!" „Hugo," fiel ich ihm ins Wort, denn es tat mir wehe, ihn mir gegenüber un männlich klagen zu hören, wo er energisch der Gattin ge genüber hätte handeln sol len : „Hugo, du hättest Herr in deinem Hause sein müssen, du darfst nicht immer nach geben!" „Ich habe ja kein Haus, das, was du so benennest, die Räume, die ich bewohne, die Geräte, die sie zieren, alles, alles gehört ja Gertrud!" entgegnete er bitter. „Hugo!" rief

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Tiroler Post
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Page 9 of 12
Date: 09.11.1901
Physical description: 12
zu. Da trat Hugo hastig näher, und ehe sie es hindern konnte, hatte er sich lief über das Bettlein des Mägdleins gebeugt und mit halb erstickter Stimme gerufen: „Margareth, bitte für Deinen Onkel Hugo!" Das Kind schlug schlaftrunken die Augen auf; als sie aber den Onkel erkannten, blitzten sie freudig. „Onkel Hugo! lieber Onkel Hugo! O schaue nicht so traurig. Der liebe Heiland hat Alles gut gemacht. Nun will ich auch nie mehr bange sein." Und Margarethchens Arme legten sich dicht um seinen Hals und zogen

sein Haupt fest au das ihre. „Lieber Oukel Hugo, ich habe Dich sehr lieb." Aber dann fühlend, wie naß ihm Haare und Kleider waren, rief sie erschrocken: „Mama, warum hast Du Onkel Hugo kein warmes Bett gegeben? Sein Haar tropft, und er ist ganz kalt." „In der That, Hugo, Du solltest besser für Dich sorgen." Und jetzt zuckte es um Mutter Margareths Lippen, und die Thränen, die in ihren Augen gestanden, rollten über ihre Wangen. „Geh', mach' Dich erst trocken," bat sie sanft. Hugo küßte statt der Antwort

zu vermitteln. Klein Margareth war ein sinniges Kind, es hatte etwas von seines Großvaters Art, und nichts war ihm lieber und lieblicher, als Gotteshaus und Gottesdienst. Ganz besonders tröstlich aber mar es Frau Margareth, daß ihr Töchterlein so treulich und zärtlich des verlorenen Onkels gedachte. Mit Vorliebe erzählte es die Geschichte, die Hugo ihm auf der Meerfahrt erzählt.

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 21 of 32
Date: 04.10.1902
Physical description: 32
Extra-Beilage zur „Tiroler Landzeitung". Oie Ceilwälder in Cirol Nr 40. Zlnlkrhaltungsblatl ;ur „Tiroler fonb^eituitg* 1902 Ein einsames Kraß. Erzählung von A. v. Leuten Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Wieder ist eine Zeit dahin gegangen, Gertrud trifft eifrige Vorbereitungen für die Reise, Anfang Mai sollen wir fort. Da Gertrud bis zum Herbst zu bleiben gedenkt, will Hugo die Leute bis Lluf die alte Köchin entlassen; die Jungfer nimmt seine Frau mit. Gertrud nennt es spießbürgerlich

deinem Schöpfer täglich auf den Knieen zu danken, daß er dir ein so treues Herz beschert hat! — Hugo liebt dich so heiß und innig, wie du es eigentlich gar nicht verdienst! Du hast kein Verständnis für echte Manneswürde, du liehst, du willst es nicht sehen, welchen Schatz du besitzest. Nicht, als wollte ich die Neigung des Herrn Neuville zu seiner Frau in Zweifel ziehen, oder die Art, wie er sie äußert, nein, gewiß nicht, mein Herz; aber alle Menschen sind nicht gleich, die Charak tere sind verschieden

, ihre Denkungsweise ist eine andere, ihre Ge fühle sind nicht die nämlichen, weshalb sollte denn die Form, das tiefste, herrliche Gefühl, die Liebe, zu äußern bei allen Menschen gleich sein?" „Du willst Hugo entschuldigen," sagte Gertrud gleichmütig, „und", fügte sie hinzu, während sie sich vergebens bemühte, ruhig zu erscheinen, „ich würde dir sehr dankbar sein, könntest du mir den Beweis führen, das er überhaupt liebt, mich liebt, das heißt, könntest du mir ein einziges Zeichen dieser Liebe zu mir entdecken

!" .. „Gertrud, Hugo liebt dich treu, innig und wahr, und er sehnt !ich nach Gegenliebe!" fuhr es mir unwillig über die Lippen. Gertrud erhob sich, mit einem Blicke, in dem Schmerz und Ver achtung um die Oberhand stritten, sah sie mich an: „Und du nennst das Liebe, wenn ein Mann seine heiligsten Gefühle preis- gibt, wenn auch nur dir, seiner Schwägerin, Kann man ein Gefühl Liebe nennen, das so schwach ist, daß es andere nicht erwärinen kann?" Ich wollte sie unterbrechen; aber sie schüttelte abwehrend

den Uops: „Nein, nein, Elisabeth, Hugo liebt mich nicht, denn er versteht mich nie, hat mich nie verstanden. Und, oh. ich könnte mein Herzblut für ihn hingeben; aber er würde es doch nicht ver stehen!" Die letzten Worte klangen so trostlos, ich mußte versuchen, dieses junge Weib zu beruhigen. „Du verkennst Hugo," begann ich wieder; aber sie unter brach mich heftig. '.'^bin.Ziein, ich weiß genau, was ich sage. Würde ein Mann, der seine Frau liebt, immerwährend rechnen, bei jeder Freude, die sie begehrt

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Tiroler Post
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Page 11 of 14
Date: 12.10.1901
Physical description: 14
noch lebte, war es wohl anders gewesen. Margareth erinnerte sich der Zeit noch wohl, Hugo, ihr junger Bruder, dagegen gar nicht. Derselbe war erst zwei Jahre, als die Theure starb, ihm war Schwester Margareth Mutter, Pflegerin und Spielkameradin, ja Alles in Allem gewesen; auch jetzt sehnten sie sich gemeinsam nach der bunten Welt draußen. Dort stand Hugo am Fenster, den blonden Lockenkops gegen die Scheiben gedrückt, sehnsüchtig nach der Schwester ausschauend. Wo blieb sie nur so lange

? Hatte sie nicht versprochen, bald daheim zu sein? O, wenn Margarethe ihn auch vergäße, hielt er es nimmer in dem alten, dunklen Hause aus! Und wie er so dachte, warfen sich seine Lippen trotzig aus und seine Augen füllten sich mit Thränen. Da erklangen hastige Schritte aus dem Hausflur, die Thüre wurde ungestüm aufgerissen. „Hugo, Liebling, wo bist Du? Komm' zu Deiner Margareth, daß sie Dir erzähle, was Gott Liebes an ihr gethan hat." Und zwei zärtliche Arme umschlangen das Kind und trockneten ihm die Thränen

aus den Augen. „Margaretha, was ist's? Warum bleibst Du so lange?" „Ich will's Dir erzählen; nur laß mich erst Hut und Mantel abthun und Feuer im Ofeu machen, daß der Vater seine Suppe. zur Zeit nicht misse. O, und Du hast schon Holz und Kohlen herbeigetragen und den Topf mit frischem Wasser gefüllt? Das ist brav, Hugo, aber dafür soll's Dir gehen, wie dem Hans im Märchen, und Deiner Margareth wie dem Aschenbrödel, — denn denke, lieber Knabe, ein Prinz ist da und will mich ein faches, schlichtes Mädchen

, das nichts ist und nichts hat, zu seiner Prinzessin machen. Schon morgen kommt er und sagl's dem Vater." Hugo starrte seine Schwester an. Er verstand sie nicht, aber bei dem Scheine des Lämpchens, das sie jetzt angezündet hatte, sah er, wie ihre Wangen glühten und ihre Augen strahlten. „O," sagte er, „so ist Dir Herrliches geschehen, aber Mar gareth" — und ängstlich schmiegte er sich an sie an — „Du gehst doch nicht fort und läßt mich hier allein?" „Thörichter Knabe, wie magst Du denken, daß ich Dich ver lassen könnte? Gehören wir zwei

nicht zusammen? Habe ich Dich nicht gepflegt, als Du noch ganz. klein warst, wie eine Mutter ihr Kind? Sieh', so bin ich Dir auch treu als eine solche und nehme Dich mit mir in meinen Zauberpalast." „Aber der Vater wird es nicht leiden." „Doch, denn mein Prinz ist so gut, daß Niemand ihm etwas abschlageu kann, und Du hast ihn auch lieb, gelt, Hugo, ich weiß es." „Aber ich kenne ihn nicht. Der Prinz im Märchen lebt ja nicht wirklich." „Nein, aber mein Prinz, der natürlich weder ein Märchen prinz

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 15 of 16
Date: 11.10.1902
Physical description: 16
163 und klagte ihm, daß sich mein Schwager zu sehr anstrenge. — „Das will ich meinen," entgegnete Walther, „Hugo überbürdet sich, er hat drei verschiedene Arbeiten zugleich freiwillig übernommen, die sonst einzeln verteilt sind!" „Weshalb?" fragte ich erstaunt, und Walther zuckte die Achseln: „entweder will er seinen Geist zwingen, nur Geschäftliches zu denken, oder —" .' II „Oder?" drang ich in ihn, natürlich: Gertrud durfte man mit so etwas nicht kommen, das verstand

sie nicht! Es war am Abend desselben Tages, Gertrud hatte sich zur Ruhe begeben. Ich schrieb noch an den Vater, als der Duft sehr starken Kaffees in mein Zimmer drang. „Gewiß regt Hugo seine Nerven auch noch künstlich zur Arbeit an, das kann, das darf nicht sein, er richtet sich zu Grunde," dachte ich, legte die Feder fort und Überlegte, was ich in dieser Angelegenheit tun könne, ohne Hugo i „Ober er will^dreimal 600 Taler extra verdienen!" zudringlich zu erscheinen! War es nicht unrecht

von mir. wenn ich „Wie meinen Sie das?" fragte ich, „Hugo ist doch nicht in mich in Sachen mischte, die eigentlich nur die Frau angingen? Ja, Not?" die Frau! Außergewöhnliche Verhältnisse bedingen außergewöhn- „Ich weiß ja auch nichts näheres," wehrte Walther ab, „ich liche Pflichten, und hier war die Hauptsache das Wohlbefinden genieße schon längst nicht mehr sein ganzes Vertrauen; jedenfalls des Hausherrn! müßte jemand ihn veranlassen, daß er sich mehr Ruhe gönnt!" (Schluß folgt.) „Jemand ihn veranlassen!" Wer war dieser jemand? ich

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Tiroler Post
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Page 2 of 12
Date: 22.10.1902
Physical description: 12
und 16 « zeitig, auf meinem Lieblingsplatzs im Garten ein Abendbrot für uns Herrichten zu lassen; als er fort war, erzählte ich Hugo, wie sich bte Sache verhielt, daß wahrscheinlich Gertrud nicht Lust gehabt habe, zu nur zu kommen, und daß ich Walther gleich gebeten hätte, die Notlüge, die er in seiner Freundschaft für uns ersonnen, nicht m Szene zu setzen. — Ich dankte aber auch Hugo für seine Güte. „Konntest du zweifeln, daß ich jeden Augenblick an deiner Seite wäre, wenn du meiner bedürftest? Elisabeth

, weil er mir Lebensglück und Lebenslust geraubt, jetzt bei mir und mein Schwager sei. „Unser Abendbrot ist fertig!" sagte ich, mich um wendend, dann griff ich nach Hut und Tuch und schritt voran in den Garten. — Hugo war tief traurig, und das tat mir leid. Ich wollte ihn trösten, sagte ihm, daß Gertrud sich schon noch besinnen werde, sie sei so jung und verwöhnt usw. Er schüttelte den Kopf: „Der Mensch muß büßen, was er selbst verschuldet — ich war treulos, nun wird es mir wieder vergolten!" Ich sandte noch am selben

Abend einen Boten an Walther,. er war ja nur wenige Meilen von hier, und ich konnte nicht mit Hugo allein sein. Walther kam gegen 9 Uhr am nächsten Morgen an, um 12 Uhr brachte eine Extrapost — — Gertrud! — Die beiden Herren hatten einen Spaziergang nach der Schlucht gemacht, sie traf mich allein. „Elisabeth, sie sind alle falsch!" Damit warf sie sich schluchzend in meine Arme, als wir kaum das Zimmer erreicht hatten. „Was ist geschehen?" drang ich in sie, und sie berichtete unter Weinen und Klagen

extra anrichten. Als wir eben dabei waren, brachte ein Blumenknabe einen Zettel für mich. Hugo hatte, das schöne Wetter benützend, mit Walther eine Partie nach der Koppe unternommen! Das neue Provinzialmujeum in Hannover. zu ihr ins Zimmer, das den Blick über die fernen Berge hat. Ich betete brünstig, der Gott, der Berge versetzen wolle für uns, wenn wir Glauben hätten, möchte die beiden Herzen zu sammenführen, die für's Leben zusammen gehörten! Ich wollte mich freuen an ihrem Glücke

, es sollte mir die Ruhe der Seele bringen, die ich allein für mich noch ersehnte. Ich hatte abge schlossen mit dem Leben, ich wollte nur im Glücke meiner Lieben Freude finden — und weshalb? Die Kirche in Fruttigen mit Doldenhorn und Altels (Berner Oberland). I. . Gertrud war sehr verstimmt und niedergeschlagen, um sie zu zerstreuen, schlug ich ihr einen Gang in die Schlucht vor. Sie schritt wortlos neben mir her und ich nahm mir vor, ihre Stimmung zu benutzen und für Hugo zu sprechen. Ich dachte mir's so schön

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 23 of 24
Date: 20.09.1902
Physical description: 24
151 Elisabeth," sagte er traurig, ich wollte ihr all' die Schätze zeigen, deren Italien so viele besitzt, und die mich als Jüngling so innig begeisterten. Ich wollte mit ihr alles noch einmal und doppelt ge nießen, Mn drängt sie, sie wolle Menschen, nicht langweilige Stein- figuren und Bilder sehen!" „Du mußt (seit diesem Mittag dutzen wir uns) aber jetzt auf deinem Willen bestehen, Hugo," entgegnete ich, „nicht allein, um deine Manneswürde aufrecht zu erhalten, sondern auch um Ger truds willen

, sie hat genug getanzt und geschwärmt, Ruhe wird ihr gut tun!" ! *j Hugo wollte noch etwas entgegnen, da stand aber Gertrud neben ihm, sie legte schmeichelnd den Arm um seinen Nacken und flüsterte: „Komm, mein Herz, der Wagen wartet!" Und Hugo war besiegt, ich wußte es damals schon, ehe zwei Tage darauf ein Telegramm ankam mit den Worten: Elegante Gesellschaftstoiletten u. s. w. sofort nach Rom schicken. *1 > j Hotel Hugo. Ende Januar. Die gewünschten Sachen sind fort. Gertrud hat wie der ihren Willen

machen würde. Es schien jedoch, als sei die junge Frau von der Reise sc erschöpft, daß sie überhaupt nicht viel bemerke, denn selbst ihr Gruß, den sie für uns hatte, schien mir sehr flüchtig. Vater war so beglückt, sein schönes Kind wieder zu haben, daß er nichts weiter um sich her bemerkte, er reichte Gertrud den Arm und führte sie den Perron entlang, Hugo und mir es überlassend, ob wir ihm folgen wollten. Ich schickte mich denn auch an, dies zu tun, als Stern, meine Hand ergreifend, wie es mir schien

, daß Ihr es auf der Reise nie wäret. Gertrud wird Tags über ihre Häus lichkeit haben, du deinen Beruf, um tüchtig zu schaffen, abends werdet Ihr dann eines dem anderen zu berichten haben, am trau lichen Teetisch! Gertrud muß sofort ihr Hausfrauenamt antreten. Damit sie nichts daran hin dert, wohnen Papa und ich auch jetzt im Gasthause!" „Gertrud ist leidend!" wollte mich Hugo noch ein mal bereden; aber ich über hörte die Bitte, die in den Worten lag, und erwider te: „Ruhe wird ihr gut tun!" Und da standen

ist, kommt nicht in Betracht; daß er aber be reits da ist, ist mir ganz recht, du enthebst mich da durch der Unbequemlichkeit, mir erst einen besorgen zu lassen!" Hugo tat es offenbar leid, daß des Vaters freund liche Absicht so wenig Aner kennung fand, er ergriff da her die schlanke Hand seiner Gattin und sagte lächelnd: „Schätzchen, du vergissest aber, daß der eigene Diener überhaupt nicht auf unserer Haus ordnung stand! " „Hausordnung?" fragte Gertrud, „ich hatte noch keine auf- gestellt

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Tiroler Post
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Page 1 of 12
Date: 22.10.1902
Physical description: 12
entschlossen, stand ich aus, ging hinüber und klopfte an die Tür zum Arbeitszimmer meines Schwagers. Offenbar hatte er jemand anders erwartet, er blickte erfreut auf, um dann nur er staunt zu fragen: „Ist Gertrud etwas zugeftoßen?" „Nein," sagte ich so ruhig, als es das heftige Klopfen meines Herzens zuließ, „aber ich stehe hier an Stelle meiner Schwester, im Namen deiner Frau!" Er sah mich fragend an, und ich fuhr fort: „Hugo, du darfst nicht allabendlich so lange arbeiten, du darfst nicht deine Nerven

, und ich begann wieder — „Hugo, du hast Pflichten gegen dein Weib!" „Eben deshalb arbeite ich," entgegnete er ruhig, dann, wie in plötzlichem Entschlüsse, wies er auf einen Lehnstuhl neben seinem Arbeitstische — „nimm Platz, Elisabeth, du sollst alles wissen, du bist ja verschwiegen!" Und dann erzählte er, wie es ihn nimmer und nimmer losgelassen habe, das Wort, das einst Gertrud in unüberlegter Heftigkeit zu ihm gesagt: „Wenn ein Mann für seine Frau keine Opfer bringen könne, habe er auch keine Liebe

für sie!" — Nun habe Gertrud auf ihren Reisen mit Neuvilles weit mehr ausgegeben, als sie besessen, er habe zufällig die Rechnungen auf ihrem Schreibtische gefunden, habe sich Summen und Adressen notiert und wolle allmählich die Schuld decken. „Würde es aber nicht richtig 'sein, Hugo," warf ich ein, „du gingest zu Gertrud und sagtest ihr: „Sieh', mein Kind, ich weiß, dich drücken Sorgen, lasse sie uns gemeinsam tragen und suchen, los zu werden!" — „Nein, nein," unterbrach er mich heftig, „sie würde sich be schämt fühlen

, ich besaß ja seit 14 Tagen freie Disposition über mein mütterliches Erbe. Juni. Wieder ist es Sommer. Ich bin hier im schlesischen Gebirge in dem kleinen Dorfe G., wo ich schon einmal war, ehe Gertrud sich verlobte. ' . > ! Illl Wie kurze Zeit liegt dazwischen, was hat sie alles gebracht! Kaum läßt es sich ausdenken, was alles geschehen. Ich hatte mich damals mit meinem Freunde Walther in Ver bindung gesetzt, er ist treu und gut. Die Rechnungen hatte ich bezahlt, aber Hugo mußte geschont werden. Walther

wirkte es aus, daß meinem Schwager die Ertraarbeiten entzogen wurden; sie sollten hinfort solchen Beamten übergeben werden, denen eine Zu lage not täte, hatte man ihm gesagt. Gertrud war froh, „die kleinen Rechnungen" los zu sein, das „Wie" war ihr gleich. Als ich ihr ganz im Geheimen anvertraute, wie fürsorglich sich Hugo benommen, errötete sie zwar tief, zuckte aber nur die Achseln. Ich war denn bald abgereist, Gertrud war be deutend wohler, und ich hoffte, wenn diese beiden allein

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Tiroler Post
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Page 10 of 12
Date: 27.09.1902
Physical description: 12
, die sie mir hat nach Rom kommen lassen!" „Gertrud!" rief ich entsetzt, „wie kannst du dich auf solche Sachen einlassen, was sagt denn Hugo dazu?" „Hugo?" fragte sie lächelnd, „Hugo? Ist es denn nötig, datz er alles weitz, noch dazu in Geldangelegenheiten, ich glaube wohl, datz ich mehr Mittel in den Hausstand bringe als er!" Ich mochte für jetzt nicht weiter mit Gertrud disputie ren, nahm mir aber vor, auf jeden Fall mit ihr nach Ems zu gehen, diese Frau v. Neu ville übte keinen guten Ein- flutz auf die junge Frau

zu verlieren, ich wollte ja Gertrud allmählich aus diesem Zauber bann befreien! Dem Manne aber konnte ich es nicht verargen, datz er jeden Wunsch erfüllte, wenn „1a belle Helene", wie er sie stets nannte, so kindlich die Hände faltete und sagte: „Nicht wahr, sützer Henry, du bist nicht grausam?!" Hugo arbeitete am Abend nach dem Diner noch lange in seinem Zimmer, er hatte noch einige Akten durchzusehen und gebeten, man möge im Tee herüberschicken. Gertrud hatte sich früh zu Bett gelegt

, sie war sehr angegriffen, und als nach dreimaligem Klingeln Johann nicht erschien, um seinem Herrn den belebenden Trank zu bringen, ordnete ich das nötige auf einem kleinen Tablette und ging selbst. Hugo blickte von seiner Arbeit aus, als er die Tür schlietzen hörte, als er mich dann gewahrte, legte er die Feder fort, um mir die Hand zu reichen. „Ich danke dir, Elisabeth, datz du selbst kommst, und ich möchte dir so gerne etwas sagen, wenn ich nicht fürchtete, du könntest mich falsch verstehen, wie —" er zögerte

, „nun ja, wie Gertrud!" „Ich glaube, ich werde dich richtig verstehen," sagte ich und lietz mich neben ihm auf einem Sessel nieder. Hugo wandte mir voll sein schönes, jetzt so abgespanntes Gesicht zu: „Kannst du es begreifen," sagte er, „datz Neuvilles mir nicht der rechte Umgang für Gertrud scheinen?" — Er lietz mir keine Zeit zum antworten. Hastig fuhr er fort: „Neuville ist sehr reich; was seine Frau sich wünscht, kann er ihr beschaffen. Gertrud nennt das Liebe und empfindet es bei mir als einen Mnnael

, da mit sie sich recht eigentlich kennen und verstehen lernen, den Zweck hat meine Hoch zeitsreise nicht erreicht!" „Hugo," fiel ich ihm ins Wort, denn es tat mir wehe, ihn mir gegenüber un männlich klagen zu hören, wo er energisch der Gattin ge genüber hätte handeln sol len: „Hugo, du hättest Herr in deinem Hause sein müssen, du darfst nicht immer nach geben!" „Ich habe ja kein Haus, das, was du so benennest, die Räume, die ich bewohne, die Geräte, die sie zieren, alles, alles gehört ja Gertrud!" entgegnete

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Tiroler Post
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Page 9 of 12
Date: 27.09.1902
Physical description: 12
. „Das hast du nicht nötig," entgegnete ich ernst, ,,du hast Leute genug, die dir die eigentliche Arbeit abnehmen; aber —" .„Nun ja, also lasse sie sorgen," unterbrach sie mich wiederum heftig, „wenn Hugo eine Haushälterin haben wollte, dann mußte er nicht mich wählen!" — In diesem Augenblicke trat der Vater ein und reichte Gertrud den Arm^um sie an den Teetisch zu führen, Hugo trat von der anderen Seite in das Eßzimmer, und wir ließen uns zum Abend brot nieder. Gertrud war fast noch schöner geworden

, die krausen Löckchen, die sie auf der Stirn trug, hoben das Alabasterweiß ihres Teints besonders hervor, und die großen Augen leuchteten faszinierend, umgeben von den dunklen Schatten, die sie augenblicklich begrenzten. —, Ich bemerkte, wie Hugo entzückt nach seiner Gattin hinüber blickte, und wie sie, dies bemerkend, ihn absichtlich zu übersehen schien. Was sollte das heißen? „Du^nußt nun aber bald mal zu uns nach „Zorlitz" kommen, Gertrud," sagte der Vater im Laufe des Abends, „Elisabeth hat den Garten

anders anlegen lassen, und wenn es ordentlich grün iit, wird sich das sehr hübsch machen — so auf acht Tage können Sie doch auch abkommen, lieber Hugo!" wandte er sich an diesen. „Vorläufig möchte ich hier bleiben, so lange noch Oper ist und so lange Neuville's noch in der Residenz sind, dann aber gehe ich nach Ems, ich muß etwas für meine Nerven tun!" entgegnete Gertrud trocken. „Wer sind Neuville's?" fragte der Vater, „und ist dir gerade Ems empfohlen?" „Herr v. Neuville ist Attache bei der französischen

Gesandt schaft, wir waren fast die ganze Zeit zusammen in Rom und sind eng befreundet; sie gehen ebenfalls nach Ems, und ich will mich da unter ihren Schutz begeben!" „Wird dich denn Hugo nicht beschützen?" fragte ich erstaunt. „Hugo bekommt erstens keinen Urlaub, und zweitens hat er so gute Nerven, daß dieselben keiner Stärkung bedürfen!" Cs klang so abweisend, wie Gertrud sprach, und Stern nahm das voll ständig ohne Widerrede hin, daß ich im Stillen dachte, hier müsse irgend ein Etwas zu Grunde

liegen, das nur die beiden Gatten kannten. „Natürlich mußt du heraus aus der Stadt, wenn du die Luft hier nicht verträgst," sagte der Vater, ohne zu bedenken, daß sein Töchterchen die Luft der Residenz erst seit einer Stunde atmete, „da Hugo nicht mitkann, mag dich Elisabeth begleiten, der ihres Halses wegen eine Reise nach Ems schon lange empfohlen ist!" „Und sie kann mich bemuttern, nicht wahr, das meinst du doch, Väterchen?" fragte Gertrud lachend und fügte, wie es mir schien, mit besonderem

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Tiroler Post
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Page 11 of 14
Date: 19.10.1901
Physical description: 14
: Denn was hier im Glauben scheidet. Führet Liebe e i n st zurück! Arz. zu 'Ftieücn. : Hütet euch! Erzählung von Hedeatis. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) kwiß, Schwesterchen, die guten Nummern sollen nicht suhlen, ich will mich überhaupt der pünktlichsten IfwFl Pünktlichkeit befleißigen, um dem pünktlichen Herrn Schwager zu gefallen, aber dafür mußt Du mir eine kleine Gunst auswirken. Liebste." „Was ist's, Hugo?" „Wir wollen nächsten Sonntag eine Wettbootfahrt veran stalten, und dabei muß ich den großen Tölpel

sich dann von selbst." Margareth hatte ihm etwas ängstlich zugehört. Jetzt sagte sie ernst: „Hugo, so kurz nach dem Vorfall bei Streit's ist Dein Begehren nicht recht. Ich fürchte, diesmal bist Du wirklich leichtsinnig, und darum werde ich Deinen Wunsch nicht unterstützen." In Hugo's Antlitz ergoß sich eine dunkle Blutwelle. „Leicht sinnig nennst Du das?'" rief er heftig; „und es ist doch nur, was alle Jünglinge meines Alters thun, eine nöthige und ge sunde Körperbewegung. Willst Du denn, daß ich immer zurück stehe

, und es nur ein Scherz fei, wenn man mich den angenommenen Sohn des reichen Sternberg heißt? Lieber wollte ich auf dem Kirchhofe neben meinen Eltern schlafen, oder nichts als der arme Küstersohn ohne Ansprüche und Aussichten sein, als den vollen Becher des Glückes vor Augen haben und ihn doch nimmer an die durstigen Lippen setzen. O, ich bin der ewigen Nörgeleien so müde, der kleinen und kleinlichen Nadelstiche, die mein Ehrgefühl täglich verwunden." „Hugo, Liebling, wie magst Du so reden! Du thust

nichts zu unserem Glück." „Nein, liebster Mann, denn wir schließen auch den armen Hugo ein und verzeihen ihm voll und ganz, nicht wahr?" „Gewiß, und lieber denn je, weil Du jetzt auch in diesem Punkte eins mit mir bist und den Jungen richtiger zu beurtheilen anfängst." Die junge Mutter erröthete und schlug die Augen nieder. „Du hast mir viel zu verzeihen, ich weiß es wohl. Aber Du mußt auch bedenken, daß er mir mehr noch als ein Bruder, daß er gleichsam mein Sohn war, und eine Mutter ist leicht schwach

gegen ihr liebes Kind. Aber fortan wird auch er anders werden. Er hat es mir heilig gelobt an der Wiege unseres Kindes." „Ich hoffe es," sprach Sternberg ernst. — Und wie das Kind, sein Kind, jetzt so süß lächelte auf der Mutter Schooß, da lächelte der Kaufherr auch, und das zweifelnde oder mahnende Wort erstarb ihm auf der Lippe. Auch war viel gewonnen, daß Hugo jetzt als Student eine ferne Hochschule bezog und so für einige Zeit aus dem Hause ging. Die Geschwister kamen dadurch weniger in Gefahr, ihre Liebe

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 12 of 16
Date: 08.11.1903
Physical description: 16
und dazu ein sehr laute rer Charakter. Aber Tante Malwine glaubte auch beme.kt zu haben, daß Edda ihre Sympathien Kurts jungem Kollegen, Hugo von Lan- kenau, der freilich noch Referendar war, zugewen det habe. Hugo von Lan- kenau war arm wie eine Kirchenmaus, dazu ein fader Geck. Nur der Umstand, daß er Kurts Kollege war, hatte die Majorin bestimmt, ihn biswellen einzuladen. Er hatte dann, gleich Edda sehr schön gefunden und ihr den Hof gemacht. Frau Malwine von der Groeben besaß aber noch eine Freundin

, die Stiftsdame Fräulein von Schmendow, welche oft ihre reiche Nichte, Jsa von Schrippnitz, als Besuch bei sich und mit zu der Majorin gebracht hatte. Dort hatten sich auch Jfa und Hugo von Lankenau kennen gelernt. Seitdem hatte der Referendar Edda stets mehr vernachlässigt und Jsa von Schrippnitz angedichtet, denn Herr- Hugo spielte den Schöngeist, dichtete und schwärmte für Musik. Kurt war ein praktischer Mann, haßte auch dergleichen mit Osten tation zur Schau Getragenes sehr, spielte aber recht gut Klavier

. Während Hugo gern fades Zeug schwatzte, sprach Kurt nur Ge diegenes, obwohl er in den Manieren des feinen Weltmannes seinem Kollegen Lankenau jedenfalls um nichts nachstand. Er hatte Hugo bald kennen gelernt, das war aber von Edda, die noch völlig un erfahren war, nicht zu erwarten. Deshalb hatte er zu Tante Malwine geiagt: „Du hast recht, TantckenI Lasse ich also Edda Zeit, sich selbst in diese Verhältnisse hineinzufinden I" Er behandelte sie ganz nur als Cousine, warb aber doch heim- lich um Eddas Gunst

vergessen- denn vor 50 Jahren kam es auf!" „Pah!" Sie übte fortwährend, denn sie mußte Jsa schlagen und ihr Hugo von Lan.enaus Liebe wieder entreißen! Kurt war der immer gefällige, unermüdliche Cousin, wie stets! Der Tag des Konzertes nahte. Tante Malwine putzte Edda mit einem einfachen, reizenden Tüllkleide vornehm heraus; sie sah entzückend aus. Kurt geleitete die Damen. Noch in der letzten Stunde meinte er: „Edda, hast Du auch die Noten?" „Kannst Du die Begleitung noch nicht auswendig?" Larbenstudien

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Tiroler Post
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Page 1 of 12
Date: 08.10.1902
Physical description: 12
Vorbereitungen für die Reise. Anfang Mai sollen wir fort. Da Gertrud bis zum Herbst zu bleiben gedenkt, will Hugo die Leute bis auf die alte Köchin entlassen; die Jungfer nimmt seine Frau mit. Gertrud nennt es spießbürgerlich, auch daß er nur zwei Zimmer bewohnen will, — ich verstehe ihn; aber ich glaube, ich werde in Gertrud nie ein Verständnis erwecken, so sehr ich mich auch bemühe. Neulich war Frau v. Neuville krank, Gertrud war bei ihr, und als sie zurückkehrte, saßen wir zufällig eine Weile allein

bebte, schnitt mir ins Herz; aber doch mußte ich die Gelegenheit ergreifen, ich mußte ihr klar machen, daß sie das Wesen der Liebe nicht recht begreife. „Gertrud," sagte ich deshalb, „du kränkst mit deinen Worten den besten Mann, statt deinem Schöpfer täglich auf den Knieen zu danken, daß er dir ein so treues Herz beschert hat! — Hugo liebt dich so heiß und innig, wie du es eigentlich gar nicht verdienst! Du hast kein Verständnis für echte Manneswürde, du siehst, du willst es nicht sehen

, welchen Schatz du besitzest. Nicht, als wollte ich die Neigung des Herrn Neuville zu seiner Frau in Zweifel ziehen, oder die Art, wie er sie äußert, nein, gewiß nicht, mein Herz; aber alle Menschen sind nicht gleich, die Charak tere sind verschieden, ihre Denkungsweise ist eine andere, ihre Ge fühle sind nicht die nämlichen, weshalb sollte denn die Form, das tiefste, herrliche Gefühl, die Liebe, zu äußern bei allen Menschen gleich sein?" „Du willst Hugo entschuldigen," sagte Gertrud gleichmütig, „und", fügte

sie hinzu, während sie sich vergebens bemühte, ruhig zu erscheinen, „ich würde dir sehr dankbar sein, könntest du mir den Beweis führen, das er überhaupt liebt, mich liebt, das heißt, könntest du mir ein einziges Zeichen dieser Liebe zu mir entdecken!" „Gertrud, Hugo liebt dich treu, innig und wahr, und er sehnt sich nach Gegenliebe!" fuhr es mir unwillig über die Lippen. Gertrud erhob sich, mit einem Blicke, in dem Schmerz und Ver achtung um die Oberhand stritten, sah sie mich an: „Und du nennst

das Liebe, wenn ein Mann seine heiligsten Gefühle preis gibt, wenn auch nur dir, seiner Schwägerin. Kann man ein Gefühl Liebe nennen, das so schwach ist, daß es andere nicht erwärmen kann?" Ich wollte sie unterbrechen; aber sie schüttelte abwehrend den Kopf: „Nein, nein, Elisabeth, Hugo liebt mich nicht, denn er versieht mich nie, hat mich nie verstanden. Und, oh, ich könnte mein Herzblut für ihn hingeben; aber er würde es doch nicht ver stehen!" Die letzten Worte klangen so trostlos, ich mußte

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 22 of 24
Date: 20.09.1902
Physical description: 24
mich traurig bei allem Glück, — die Liebenden legen zu großen [_ Wert auf Aeutzeres. Elegante Toiletten, Schmuck, prächtige [j~ künstliche Blumen, das interessiert beide, wie ihr Heim herge richtet wird, ist ihnen gleich. Gertrud meinte, es sei noch Zeit, daran zu denken, wenn sie aus Italien kämen, und Hugo sagte, um mich zu versöhnen, da er wohl merkte, datz mich ihre Lauheit nach dieser Richtung hin schmerzte: „Elisabeth, unser Haus über lassen wir Ihnen, Sie verstehen es ja so prächtig, Behaglichkeiten

zu verbreiten!" Dezember. Wie die Tage fliegen, wie die Feste sich drängen! Gertrud und Hugo müssen immer Menschen um sich sehen. Die schöne Braut will nicht nur von dem Erwählten bewundert werden, sie will um ringt sein von Verehrern und Hugo? ihn macht das glück- Katholische Hofkirche in Dresden. Erzherzogin Maria Annunciata von Oesterreich Herzog.Siegfried in Bayern. lich, er ist stolz und eitel auf seine schöne Fee! Gestern schien es ihm indessen doch etwas zu viel zu werden, denn als ich anordnend

sind, werden sie sich mehr in einander einleben. Die hehren Kunstwerke werden sie beide begeistern, die herrliche Natur wird sie fesseln, sie wer den sich da erst so recht kennen lernen und mehr innerlich leben, jetzt konzentriert sich alles im Aeutzerlichen. Den 9. Januar. Gestern Abend sind sie abgereist, verbunden für's Leben, begleitet von unseren heißesten Segenswünschen. — Sie war schön wie die Sonne, die nach langen, grauen Wintertagen plötz lich durch die Wolken brach, als Hugo die Braut vor den Altar geleitete

. Das weiße Seidenkleid umfloß ihre schlanke Gestalt wie flüssiges Silber, und die weißen Myrtenblüten hoben sich leuchtend aus dem nachtschwarzen Haar. Hugo war ernst und still, wie es bei einem so wichtigen Lebensabschnitte natürlich ist; aber Gertrud schien nur Lust und Freude, Glück und Wonne zu empfinden, der Ernst der Feier war ihr noch nicht klar. „Er soll dein Herr sein!" hatte unser würdiger Geistlicher zum Tert seiner Predigt und auch zu dem der Tischrede gewählt. In der Kirche sah ich schon

, so gerne glücklich wissen. Aber kaum hatte ich den Mund geöffnet, um meine Ermahnung auszusprechen, sie möge doch stets bemüht sein, den eigenen Willen unter den ihres Gatten zu ordnen, da fiel sie mir schluchzend um den Hals und rief: „Lie bes, liebes Hausmütterchen, ich hatte mich so auf Rom und seinen Karneval gefreut, und nun will er nur Kunstwerke studieren!" Ich wußte nicht, auf was sich ihre Worte bezogen, waren sie schon eine Stunde nach der Trauung verschiedener Meinung? Hugo klärte

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 23 of 32
Date: 04.10.1902
Physical description: 32
Extra-Beilage zur „Tiroler Landzeitung". Oie Ceilwälder in Cirol. auf ihrer Art, sie suchte das, was sie bei ihrem Gatten nicht fand, „Glück", wo anders, und Hugo? — nein, das war es nicht, was mich ihn besonders bemitleiden ließ. — O, könnte ich ihn glücklich sehen dadurch, daß es mir gelänge, Gertrud ihm ganz zu gewinnen! Es soll hinfort meine Lebensaufgabe sein, dahin zu streben! Wie lange wir hier gesessen und geträumt, ich weiß es nicht, plötz lich hörten wir lachende Stimmen

mir willkommene Gelegenheit, da anzuknüpfen, wo ich es gern wollte. Gertrud las eifrig, dann legte sie den Brief in ihr Arbeitstüschchen. „Hast du Nachricht von Hugo?" fragte ich und ging gerade auf das Ziel los. Sie nickte und häkelte eifrig weiter .„Wie geht es ihm?" erkundigte ich mich, um mich nicht so abfinden zu lassen. „O, es geht ihm ganz gut," entgegnete Gertrud und seufzte dabei, nach einer Pause fuhr sie fort: „Er schreibt, er habe sich wieder als Junggeselle eingerichtet, die Köchin

habe er entlassen, da er mit den Kollegen angenehmer und besser esse. Sein Stiefelputzer reinige die Sachen und die Portiersfrau die Zimmer, die er bewohne, und aus denen er alles Ueberflüssige habe bringen lassen!" „Was soll das heißen, auf die kurze Zeit solch' eine Umwälzung zu machen?" fragte ich erstaunt. „Kurze Zeit nun eben nicht," entgegnete Gertrud, ich gehe von hier mit Neuvilles nach Norderney und dann auf einige Wochen nach Paris!" „Und was sagt Hugo zu deinen Plänen?" konnte ich nicht umhin

ich ihr hart begegnen, sollte sie mich verstehen. „Gertrud," sagte ich, „wie kannst du so ungerecht gegen einen Menschen sein, der dich liebt, und den du fortwährend bitter kränkst? Oder meinst du nicht, daß Hugo tief verletzt sein muß, wenn du ihm durch dein Tun und Handeln beweisest, mir ist am wohlsten, ohne dich!" Sie ließ mich nicht aussprechen, erregt fiel sie mir ins Wort: „Ich habe ihm mitgeteilt, was ich vorhabe, in der Hoffnung, er werde sagen: „Nein, so lange kann ich nicht ohne dich sein, kehre

K mir zurück, ich sehne mich nach dir!" Statt dessen richtet er sich wieder als Junggeselle ein, — heißt das nicht wieder ins Begreifliche übersetzt — „bleibe du nur ganz fort!" Und solch' einen Mann willst du verteidigen?" Ihr rannen die Tränen unaufhaltsam über die blassen Wangen. „Und doch besäße er keinen Mannesstolz, spräche er anders!" entgegnete ich kälter, als ich empfand. Hugo hatte ein Kind ge heiratet, er mußte auf Kindereien gefaßt sein und nicht, statt liebe voller Belehrung, immer

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Tiroler Post
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Page 14 of 16
Date: 06.04.1901
Physical description: 16
gar nicht mehr." _ „Du erinnerst Dich, daß Tannberg an Swerd's Besitzung grenzte und daß ich mit dem Nachbar, eines Stückes Wiesen grund wegen, längere Zeit in Fehde war?" ^ , „O, freilich erinnere ich mich dessen und auch der Feind seligkeiten zwischen Deinem Knaben und der schwarzäugigen kleinen Ulrike. Jedes der Kinder nahm für seinen Vater- Partei und da gab es denn Werfen mit faulen Aepfeln oder Schneebällen, je nachdem die Jahreszeit war." „Ja, damals haßte Hugo das Zigeunermädel

, wie er Ulrike nannte," sprach Hiller, „zu seiuem und meinem Unglück sollte sich der Haß später in Liebe verwandeln?" „Wie ist das gekommen?" „Hugo war ein guter Schütze. Ich selbst, als leiden schaftlicher Jäger, hatte die Freude am Jagdvergnügen in ihm geweckt, und da er trefflicher war, kam er immer mit Beute nach Hans. Da geschah es einmal, daß er, im Begriff aufdie Jagd zugeben, den Feld- iveg wandelte, her nach dem Walde führte. Noch hatte er diesen nicht er reicht, als er wirre Angstrufe

hinter sich hörte. Er wandte sich um und sah in einiger Entfernung ein paar fliehende Menschen. In dem Einen derselben er kannte er Swerd, der andere war ein Mann der arbeiten den Klasse. Während der Letztere mit dem Ruse „Ein toller Hund, rette sich, wer kann" seitwärts über das Feld lief, strauchelte Swerd uud stürzte mit einem Schrei zu Boden. Nun sah Hugo das unheimliche Thier, einen struppigen grauen Köter mit eingeklemmtem Schwanz und gesenktem Kops vom Dorfe her, aus den Gefallenen zulaufen. Swerd

er es angenommen, ihre schönsten Bücher, ihre Pony-Kutsche, ihr Klavier geschenkt haben. Zwischen den Feinden von ehedem entspann sich jetzt der regste freundschaftliche Verkehr und konnte man uns Väter nicht gerade mit Orest und Pylades vergleichen, so wurde man bei Betrachtung der beiden Heranwachsenden Kinder unwillkürlich an Paul und Virginie erinnert. Als Hugo von Ulrike Abschied nahm, um seiner Studien Ein deutsches Offiziersquartier in Peking. wegen sich nach E ... zu begeben, gab es Thränen

wurden Liebende. Ich weiß nicht, war es eine Ahnung, daß ein Abgrund unter der blumigen Außenseite verborgen lag, die mich er schrecken ließ, als mir Hugo bekannte, daß er Ulrike liebe und ihm das Leben ohne sie eine Last wäre. Vergebens machte ich ihm Vorstellungen, vergebens warnte ich ihn, nicht allzurasch eine entscheidende Wahl zu treffen, vergebens^ sagte ich ihm, daß er noch zu jung sei, um solch wichtigen Entschluß zu fassen, daß er erst die Dauer und die Berechtigung seiner Gefühle

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Tiroler Post
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Page 3 of 12
Date: 24.09.1902
Physical description: 12
, nicht langweilige Stein figuren und Bilder sehen!" „Du mutzt (seit diesem Mittag dutzen wir uns) aber jetzt auf deinem Willen bestehen, Hugo," entgegnete ich, „nicht allein, um deine Manneswürde aufrecht zu erhalten, sondern auch um Ger truds willen, sie hat genug getanzt und geschwärmt, Ruhe wird ihr gut tun!" j Hugo wollte noch etwas entgegnen, da stand aber Gertrud neben ihm, sie legte schmeichelnd den Arm um seinen Nacken und flüsterte: „Komm, mein Herz, der Wagen wartet!" Und Hugo war besiegt, ich wußte

, er reichte Gertrud den Arm und führte sie den Perron entlang, Hugo und mir es überlassend, ob wir ihm folgen wollten. Ich schickte mich denn auch an, dies zu tun, als Stern, meine Hand ergreifend, wie es mir schien, mit zitternder Stimme mich bat, noch zu bleiben: „Wir haben uns noch gar nicht so recht begrüßt, Elisabeth," sagte er herzlich, „und es ist doch recht lange her, seit wir uns zum letzten Male sahen!" „Lange her?" neckte ich, „als ob einem jungen Ehemanne auf der Hochzeitsreise überhaupt

ist leidend!" wollte mich Hugo noch ein mal bereden; aber ich über hörte die Bitte, die in den Worten lag, und erwider te: „Ruhe wird ihr gut tun!" Und da standen wir auch schon an dem elegan ten. Mietswagen, und Ger trud winkle ungeduldig, uns zu beeilen. Unterwegs deutete Pa pa lächelnd auf die Droschke hinter uns, auf der der ele gante Johann mit dem Ge päck saß: „Trudchen, das ist dein Diener," sagte er und zwinkerte dabei lächelnd mit dem linken Auge, wie er es immer tat, wenn er meinte

, etwas Witziges zu sagen, „freust du dich nicht über den hübschen Kerl, ich habe ihn für dich engagiert!" Gertrud gähnte, ehe sie ent gegnete: „Ob er nun hübsch oder häßlich ist, kommt nicht in Betracht; daß er aber be reits da ist, ist mir ganz recht, du enthebst mich da durch der Unbequemlichkeit, mir erst einen besorgen zn lassen!" Hugo tat es offenbar leid, daß des Vaters freund liche Absicht so wenig Aner kennung fand, er ergriff da her die schlanke Hand seiner Gattin und sagte lächelnd: „Schätzchen

, du vergissest aber, daß der eigene Diener überhaupt nicht auf unserer Haus ordnung stand! " „Hausordnung?" fragte Gertrud, „ich hatte noch keine auf gestellt, aber dachtest du vielleicht, ich würde mir einen Packträger nachbestellen, wenn ich Kommissionen zu machen hätte?" Hugo seufzte; aber er schwieg, wir waren auch gerade zu Hanse angelangt. (Fortsetzung folgt.) V!K-G-- 1 — Aussprüche berühmter Mranen. Der wahre Mut besteht in der Art, wie man leidet, nicht in dem Widerstand gegen Ereignisse. Man beklagt

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