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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 27.09.1902
Physical description: 16
und erschreckt an: „soll ich vielleicht mit Kochtopf und Ltaubbesen hantieren?" fragte sie ironisch. „Das hast du nicht nötig," entgegnete ich ernst, „du hast Leute genug, die dir die eigentliche Arbeit abnehmen; aber —" „Nun ja, also lasse sie sorgen," unterbrach sie mich wiederum heftig, „wenn Hugo eine Haushälterin haben wollte, dann mußte er nicht mich wählen!" — In diesem Augenblicke trat der Vater ein und reichte Gertrud den Arm, um sie an den Teetisch zu führen, Hugo trat von der anderen Seite

in das Eßzimmer, und wir ließen uns zum Abend brot nieder. Gertrud war fast noch schöner geworden, die krausen Löckchen, die sie auf der Stirn trug, hoben das Alabasterweiß ihres Teints besonders hervor, und die großen Augen leuchteten faszinierend, umgeben von den dunklen Schatten, die sie augenblicklich begrenzten. — Ich bemerkte, wie Hugo entzückt nach seiner Gattin hinüber blickte, und wie sie, dies bemerkend, ihn absichtlich zu übersehen schien. Was sollte das heißen? „Du mußt nun aber bald mal

zu uns nach „Zorlih" kommen, Gertrud," sagte der Vater im Laufe des Abends, „Elisabeth hat den Garten anders anlegen lassen, und wenn es ordentlich grün ist, wird sich das sehr hübsch machen — so auf acht Tage können Sie doch auch abkommen, lieber Hugo!" wandte er sich an diesen. „Vorläufig möchte ich hier bleiben, so lange noch Oper ist und so lange Neuville's noch in der Residenz sind, dann aber gehe ich nach Ems, ich muß etwas für meine Nerven tun!" entgegnete Gertrud trocken. „Wer sind Neuville's?" fragte

der Vater, „und ist dir gerade Eins empfohlen?" „Herr v. Neuville ist Attache bei der französischen Gesandt schaft, wir waren fast die ganze Zeit zusammen in Rom und sind eng befreundet; sie gehen ebenfalls nach Ems, und ich will mich da unter ihren Schutz begeben!" „Wird dich denn Hugo nicht beschützen?" fragte ich erstaunt. „Hugo bekommt erstens keinen Urlaub, und zweitens hat er so gute Nerven, daß dieselben keiner Stärkung bedürfen!" Es klang so abweisend, wie Gertrud sprach, und Stern nahm das vol

'- ständig ohne Widerrede hin, daß ich im Stillen dachte, hier müsse irgend ein Etwas zu Grunde liegen, das nur die beiden Gatten kannten. „Natürlich mußt du heraus aus der Stadt, wenn du die Luft hier nicht verträgst," sagte der Vater, ohne zu bedanken, daß sein Töchterchen die Luft der Residenz erst seit einer Stunde atmete, „da Hugo nicht mitkann, mag dich Elisabeth begleiten, der ihres Halses wegen eine Reise nach Ems schon lange empfohlen ist!" „Und sie kann mich bemuttern, nicht wahr, das meinst

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Newspapers & Magazines
Tiroler Wastl
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Page 2 of 12
Date: 23.02.1902
Physical description: 12
Wie lange noch? Der Redaction des „Tiroler Tagblattes" bezw. dessen verantwortlichem Schriftleiter Hugo Greinz hat es in seinem leicht erforschlichen Rathschlusse ge fallen, mich in letzter Zeit auch im Tiroler Tag blatt in den Augen des Publikums herabzusetzen. Ob wohl ich die unsaubere Quelle, aus der diese Ge hässigkeiten flössen, sehr genau kannte, habe ich dem Tiroler Tagblatt gegenüber doch das Vergehen be gangen, das Blatt statt den Urheber der Artikel an zugreifen. Ich that dies deshalb

zu werden und mich gegen den schlecht beaufsichtigten Schriftleiter desselben zur Wehr zu setzen. Hugo Greinz, nicht zu verwechseln mit dem j in lit. Kreisen bestbekannten Rudolf Greinz, kann es mir nicht verzeihen, daß ich ihm einmal auf den Rath „guter" Freunde in einem Wiener Blatt das Wort geredet, und darum versucht er es bald da, bald dort, mich herabzusetzen und in den Augen des Publikums verächtlich zu machen. So hielt er es auch kürzlich wieder, indem er das seiner Leitung anvertraute Blatt, das Tiroler Tagblatt

, mißbraucht, um über mich unter dem Schlagwort „Ein nettes Geschichtchen" einen höchst gehässigen Artikel zu verbreiten, dessen gif tiger Inhalt schlankweg erlogen ist. Der Ueber- mensch-Aspirant Hugo behauptete nämlich darin, daß gegenwärtig in Wien ein nettes Geschichten die Runde mache, nach welchem ich unter allerhand Schlechtigkeiten auch die begangen haben soll, daß ich dem Theaterreferenten der „Ostdeutschen Rund schau" in dessen Privatwohnung einen Besuch ge macht und mit den Worten

„Ich bin ja auch ein Deutschnationaler" für das Referat über mein Volks stück „Die Sünden der Väter" günstig zu stimmen versucht hätte. Abgesehen davon, daß ich zum größten Verdruß des jugendlichen Hugo in Wien als Dramatiker so gut bekannt bin, daß ein pikantes Geschichtchen über meine Person die Runde in allen Blättern macht und nicht wie in einem Dorfe unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit von Ohr zu Ohr wandert, ist das ganze nette Geschichtchen von A—Z erstunken und erlogen, weshalb ich der Redaction unter Be rufung

auf den § 19 des Preßgesetzes eine durch aus sachliche Berichtigung schickte, in der ich mit keinem Worte gegen die leichtsinnigen Verleumdung meiner Person polemisierte, sondern nur die zahl reichen Unwahrheiten richtig stellte und aus Acht ung für die Leser dieses „freisinnigen" Blattes den wahren Sachverhalt darstellte. Hugo, der Unerforschliche, lief aber, wie ich ver- mnthe, mit dieser Berichtigung vom Pontius zu Pilatus und von da von einem Rechtsverdreher zum andern, bis endlich einer von ihnen in der Berichtig ung

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Tiroler Wastl
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Page 6 of 8
Date: 04.09.1929
Physical description: 8
Kognaks und schlief den ganzen näch sten Tag hindurch. Als er erwachte, frühstückte er sehr behaglich und sehr reichlich, nahm etwas Terpentin und etwas Kognak und begann zu malen, wozu er laut pfiff. Aus einmal fiel ihm ein, daß er ein moderner Mensch sei. Man könnte jetzt eigentlich in die Bodega zum Früh schoppen fahren. Dort saß Hugo. Dem veralteten, Burschen wollte er zeigen, wie ein neuzeitlicher Maler das Leben seiner Zeit anpackt. Ja und dann würde er bei Groß mann vgrbeifahren und so ganz

auseinander. Ein Verkehrsschutz mann rettete sein junges Beamtenleben aus die Bord schwelle. Hinten kippte irgendwo ein Obstkarren um. Herrlich, dachte Oskar, dem Hugo wird heute jedes Kunstgespräch im Vollbarte stecken bleiben. So, jetzt sind wir am Karolinenplatz mit dem Obelisk in der Mitte. Rechts herumfahren, links drehen. Haben wir schon! So, jetzt raus aus dem Kreis. Verflucht dieser Lastwagen! Ra, also nochmal rum um den Obelisk, aber jetzt ist die elektrische Bahn da. Saudumm, jetzt muß man halt

getroffen. Am Rande seiner Rennbghn stand Hugo und rief. Hugo wußte nicht, daß sich hier schon seit Stunden eine Tragödie abspielte. Er sah nur Oskar um den Obe lisk seine Kreise ziehen. Er bewunderte ihn und dachte: wirklich ein verteufelter moderner Mensch, dieser Oskar. — Hugo wollte sein Interesse und Verständnis für Technik kundgeben und rief daher: „Fährt ausgezeichnet." Oskar verstand nicht und brüllte zurück: „Wie?" „Fährt ausgezeichnet^" schrie Hugo bei der nächsten Runde. Und Oskar

wieder: „Wie?" Jetzt halfen die Umstehenden Hugo, und als Oskar wieder vorbeiraste, brüllte man im Chor: „Fährt ausge zeichnet." Oskar hatte Hugo nie so gehaßt wie jetzt. Dieser Spöt ter, machte er sich über ihn noch auf dem Totenbette lustig? Totenbett? Totenbett! Ach, hätte man doch so ein liebes weiches Totenbett. Wahrhaftig ein tragisches Schicksal, daß gerade er, der Ruhe und Behaglichkeit über alles geschätzt hatte, in so rasendem Tempo sterben mußte. Als er wieder bei Hugo vorbeikam, brüllte er mit aller Krastst

„Oel- sardinen." Hugo hielt dies für ein neues ungewöhnliches Schimpf wort. Aber als Oskar noch einmal Oelfardinen rief, ver stand er und lief schnell, das Gewünschte zu holen. Hugo erinnerte sich nicht, jemals mit geöffneten Oeft sardinenbüchsen geworfen zu haber^ zumindestens mochte es schon recht lange her sein, daß er seinen letzten Oel- sardinenbüchsenwurf getan hatte. Infolgedessen warf er

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 21 of 24
Date: 18.10.1902
Physical description: 24
meiner Schwester, im Namen deiner Frau!" Er sah mich fragend an, und ich fuhr fort: „Hugo, du darfst nicht allabendlich so lange arbeiten, du darfst nicht deine Nerven durch künstliche Mittel wach und gespannt erhalten! Glaube mir, du schadest dir, du wirst es einst büßen müssen! Verlorene Kraft bringt sich nie wieder ein, — tue es deiner Gertrud zu Liebe, höre mir auf zu schreiben, begib dich zur Ruhe, gib die freiwillig übernommenen Arbeiten wieder ab !" Bei den letzten Worten blickte er befremdet

auf! „Was wißt Ihr davon?" herrschte er mich an. „Vorläufig weiß ich allein von allem, und es drängt mich, dich zu warnen, ehe es zu spät ist" — er schüttelte schweigend den Kopf, und ich begann wieder — „Hugo, du hast Pflichten gegen dein Weib!" „Eben deshalb arbeite ich," entgegnete er ruhig, dann, wie in plötzlichem Entschlüsse, wies er auf einen Lehnstuhl neben seinem Arbeitstische — „nimm Platz, Elisabeth, du sollst alles wissen, du bist ja verschwiegen!" Und dann erzählte er, wie es ihn nimmer

und nimmer losgelassen habe, das Wort, das einst Gertrud in unüberlegter Heftigkeit zu ihm gesagt: „Wenn ein Mann für seine Frau keine Opfer bringen könne, habe er auch keine Liebe für sie!" — Nun habe Gertrud auf ihren Reisen mit Neuvilles weit mehr ausgegeben, als sie besessen, er habe zufällig die Rechnungen auf ihrem Schreibtische gefunden, habe sich Summen und Adressen notiert und wolle allmählich die Schuld decken. „Würde es aber nicht richtig 'sein, Hugo," warf ich ein, „du gingest zu Gertrud

es sich ausdenken, was alles geschehen. Ich hatte mich damals mit meinem Freunde Walther in Ver bindung gesetzt, er ist treu und gut. Die Rechnungen hatte ich bezahlt, aber Hugo mußte geschont werden. Walther wirkte es aus, daß meinem Schwager die Ertraarbeiten entzogen wurden; sie sollten hinfort solchen Beamten übergeben werden, denen eine Zu lage not täte, hatte man ihm gesagt. Gertrud war froh, „die kleinen Rechnungen" los zu sein, das „Wie" war ihr gleich. Als ich ihr ganz im Geheimen anvertraute

, wie fürsorglich sich Hugo benommen, errötete sie zwar tief, zuckte aber nur die Achseln. Ich war denn bald abgereist, Gertrud war be deutend wohler, und ich hoffte, wenn diese beiden allein auf sich angewiesen sein würden, würden sie sich ordentlich einleben. Die ersten Briefe, die ich nach der Heimat bekam, waren mir auch beruhigend. Sterns verkehrten mit ihren Kollegen, Gertrud wurde viel bewundert, das machte sie und Hugo glücklich. Da traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Nach richt, Gertrud sei

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 21 of 32
Date: 04.10.1902
Physical description: 32
Extra-Beilage zur „Tiroler Landzeitung". Oie Ceilwälder in Cirol Nr 40. Zlnlkrhaltungsblatl ;ur „Tiroler fonb^eituitg* 1902 Ein einsames Kraß. Erzählung von A. v. Leuten Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Wieder ist eine Zeit dahin gegangen, Gertrud trifft eifrige Vorbereitungen für die Reise, Anfang Mai sollen wir fort. Da Gertrud bis zum Herbst zu bleiben gedenkt, will Hugo die Leute bis Lluf die alte Köchin entlassen; die Jungfer nimmt seine Frau mit. Gertrud nennt es spießbürgerlich

deinem Schöpfer täglich auf den Knieen zu danken, daß er dir ein so treues Herz beschert hat! — Hugo liebt dich so heiß und innig, wie du es eigentlich gar nicht verdienst! Du hast kein Verständnis für echte Manneswürde, du liehst, du willst es nicht sehen, welchen Schatz du besitzest. Nicht, als wollte ich die Neigung des Herrn Neuville zu seiner Frau in Zweifel ziehen, oder die Art, wie er sie äußert, nein, gewiß nicht, mein Herz; aber alle Menschen sind nicht gleich, die Charak tere sind verschieden

, ihre Denkungsweise ist eine andere, ihre Ge fühle sind nicht die nämlichen, weshalb sollte denn die Form, das tiefste, herrliche Gefühl, die Liebe, zu äußern bei allen Menschen gleich sein?" „Du willst Hugo entschuldigen," sagte Gertrud gleichmütig, „und", fügte sie hinzu, während sie sich vergebens bemühte, ruhig zu erscheinen, „ich würde dir sehr dankbar sein, könntest du mir den Beweis führen, das er überhaupt liebt, mich liebt, das heißt, könntest du mir ein einziges Zeichen dieser Liebe zu mir entdecken

!" .. „Gertrud, Hugo liebt dich treu, innig und wahr, und er sehnt !ich nach Gegenliebe!" fuhr es mir unwillig über die Lippen. Gertrud erhob sich, mit einem Blicke, in dem Schmerz und Ver achtung um die Oberhand stritten, sah sie mich an: „Und du nennst das Liebe, wenn ein Mann seine heiligsten Gefühle preis- gibt, wenn auch nur dir, seiner Schwägerin, Kann man ein Gefühl Liebe nennen, das so schwach ist, daß es andere nicht erwärinen kann?" Ich wollte sie unterbrechen; aber sie schüttelte abwehrend

den Uops: „Nein, nein, Elisabeth, Hugo liebt mich nicht, denn er versteht mich nie, hat mich nie verstanden. Und, oh. ich könnte mein Herzblut für ihn hingeben; aber er würde es doch nicht ver stehen!" Die letzten Worte klangen so trostlos, ich mußte versuchen, dieses junge Weib zu beruhigen. „Du verkennst Hugo," begann ich wieder; aber sie unter brach mich heftig. '.'^bin.Ziein, ich weiß genau, was ich sage. Würde ein Mann, der seine Frau liebt, immerwährend rechnen, bei jeder Freude, die sie begehrt

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Tiroler Post
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Page 2 of 12
Date: 22.10.1902
Physical description: 12
und 16 « zeitig, auf meinem Lieblingsplatzs im Garten ein Abendbrot für uns Herrichten zu lassen; als er fort war, erzählte ich Hugo, wie sich bte Sache verhielt, daß wahrscheinlich Gertrud nicht Lust gehabt habe, zu nur zu kommen, und daß ich Walther gleich gebeten hätte, die Notlüge, die er in seiner Freundschaft für uns ersonnen, nicht m Szene zu setzen. — Ich dankte aber auch Hugo für seine Güte. „Konntest du zweifeln, daß ich jeden Augenblick an deiner Seite wäre, wenn du meiner bedürftest? Elisabeth

, weil er mir Lebensglück und Lebenslust geraubt, jetzt bei mir und mein Schwager sei. „Unser Abendbrot ist fertig!" sagte ich, mich um wendend, dann griff ich nach Hut und Tuch und schritt voran in den Garten. — Hugo war tief traurig, und das tat mir leid. Ich wollte ihn trösten, sagte ihm, daß Gertrud sich schon noch besinnen werde, sie sei so jung und verwöhnt usw. Er schüttelte den Kopf: „Der Mensch muß büßen, was er selbst verschuldet — ich war treulos, nun wird es mir wieder vergolten!" Ich sandte noch am selben

Abend einen Boten an Walther,. er war ja nur wenige Meilen von hier, und ich konnte nicht mit Hugo allein sein. Walther kam gegen 9 Uhr am nächsten Morgen an, um 12 Uhr brachte eine Extrapost — — Gertrud! — Die beiden Herren hatten einen Spaziergang nach der Schlucht gemacht, sie traf mich allein. „Elisabeth, sie sind alle falsch!" Damit warf sie sich schluchzend in meine Arme, als wir kaum das Zimmer erreicht hatten. „Was ist geschehen?" drang ich in sie, und sie berichtete unter Weinen und Klagen

extra anrichten. Als wir eben dabei waren, brachte ein Blumenknabe einen Zettel für mich. Hugo hatte, das schöne Wetter benützend, mit Walther eine Partie nach der Koppe unternommen! Das neue Provinzialmujeum in Hannover. zu ihr ins Zimmer, das den Blick über die fernen Berge hat. Ich betete brünstig, der Gott, der Berge versetzen wolle für uns, wenn wir Glauben hätten, möchte die beiden Herzen zu sammenführen, die für's Leben zusammen gehörten! Ich wollte mich freuen an ihrem Glücke

, es sollte mir die Ruhe der Seele bringen, die ich allein für mich noch ersehnte. Ich hatte abge schlossen mit dem Leben, ich wollte nur im Glücke meiner Lieben Freude finden — und weshalb? Die Kirche in Fruttigen mit Doldenhorn und Altels (Berner Oberland). I. . Gertrud war sehr verstimmt und niedergeschlagen, um sie zu zerstreuen, schlug ich ihr einen Gang in die Schlucht vor. Sie schritt wortlos neben mir her und ich nahm mir vor, ihre Stimmung zu benutzen und für Hugo zu sprechen. Ich dachte mir's so schön

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Tiroler Post
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Page 1 of 12
Date: 22.10.1902
Physical description: 12
entschlossen, stand ich aus, ging hinüber und klopfte an die Tür zum Arbeitszimmer meines Schwagers. Offenbar hatte er jemand anders erwartet, er blickte erfreut auf, um dann nur er staunt zu fragen: „Ist Gertrud etwas zugeftoßen?" „Nein," sagte ich so ruhig, als es das heftige Klopfen meines Herzens zuließ, „aber ich stehe hier an Stelle meiner Schwester, im Namen deiner Frau!" Er sah mich fragend an, und ich fuhr fort: „Hugo, du darfst nicht allabendlich so lange arbeiten, du darfst nicht deine Nerven

, und ich begann wieder — „Hugo, du hast Pflichten gegen dein Weib!" „Eben deshalb arbeite ich," entgegnete er ruhig, dann, wie in plötzlichem Entschlüsse, wies er auf einen Lehnstuhl neben seinem Arbeitstische — „nimm Platz, Elisabeth, du sollst alles wissen, du bist ja verschwiegen!" Und dann erzählte er, wie es ihn nimmer und nimmer losgelassen habe, das Wort, das einst Gertrud in unüberlegter Heftigkeit zu ihm gesagt: „Wenn ein Mann für seine Frau keine Opfer bringen könne, habe er auch keine Liebe

für sie!" — Nun habe Gertrud auf ihren Reisen mit Neuvilles weit mehr ausgegeben, als sie besessen, er habe zufällig die Rechnungen auf ihrem Schreibtische gefunden, habe sich Summen und Adressen notiert und wolle allmählich die Schuld decken. „Würde es aber nicht richtig 'sein, Hugo," warf ich ein, „du gingest zu Gertrud und sagtest ihr: „Sieh', mein Kind, ich weiß, dich drücken Sorgen, lasse sie uns gemeinsam tragen und suchen, los zu werden!" — „Nein, nein," unterbrach er mich heftig, „sie würde sich be schämt fühlen

, ich besaß ja seit 14 Tagen freie Disposition über mein mütterliches Erbe. Juni. Wieder ist es Sommer. Ich bin hier im schlesischen Gebirge in dem kleinen Dorfe G., wo ich schon einmal war, ehe Gertrud sich verlobte. ' . > ! Illl Wie kurze Zeit liegt dazwischen, was hat sie alles gebracht! Kaum läßt es sich ausdenken, was alles geschehen. Ich hatte mich damals mit meinem Freunde Walther in Ver bindung gesetzt, er ist treu und gut. Die Rechnungen hatte ich bezahlt, aber Hugo mußte geschont werden. Walther

wirkte es aus, daß meinem Schwager die Ertraarbeiten entzogen wurden; sie sollten hinfort solchen Beamten übergeben werden, denen eine Zu lage not täte, hatte man ihm gesagt. Gertrud war froh, „die kleinen Rechnungen" los zu sein, das „Wie" war ihr gleich. Als ich ihr ganz im Geheimen anvertraute, wie fürsorglich sich Hugo benommen, errötete sie zwar tief, zuckte aber nur die Achseln. Ich war denn bald abgereist, Gertrud war be deutend wohler, und ich hoffte, wenn diese beiden allein

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Tiroler Post
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Page 10 of 12
Date: 27.09.1902
Physical description: 12
, die sie mir hat nach Rom kommen lassen!" „Gertrud!" rief ich entsetzt, „wie kannst du dich auf solche Sachen einlassen, was sagt denn Hugo dazu?" „Hugo?" fragte sie lächelnd, „Hugo? Ist es denn nötig, datz er alles weitz, noch dazu in Geldangelegenheiten, ich glaube wohl, datz ich mehr Mittel in den Hausstand bringe als er!" Ich mochte für jetzt nicht weiter mit Gertrud disputie ren, nahm mir aber vor, auf jeden Fall mit ihr nach Ems zu gehen, diese Frau v. Neu ville übte keinen guten Ein- flutz auf die junge Frau

zu verlieren, ich wollte ja Gertrud allmählich aus diesem Zauber bann befreien! Dem Manne aber konnte ich es nicht verargen, datz er jeden Wunsch erfüllte, wenn „1a belle Helene", wie er sie stets nannte, so kindlich die Hände faltete und sagte: „Nicht wahr, sützer Henry, du bist nicht grausam?!" Hugo arbeitete am Abend nach dem Diner noch lange in seinem Zimmer, er hatte noch einige Akten durchzusehen und gebeten, man möge im Tee herüberschicken. Gertrud hatte sich früh zu Bett gelegt

, sie war sehr angegriffen, und als nach dreimaligem Klingeln Johann nicht erschien, um seinem Herrn den belebenden Trank zu bringen, ordnete ich das nötige auf einem kleinen Tablette und ging selbst. Hugo blickte von seiner Arbeit aus, als er die Tür schlietzen hörte, als er mich dann gewahrte, legte er die Feder fort, um mir die Hand zu reichen. „Ich danke dir, Elisabeth, datz du selbst kommst, und ich möchte dir so gerne etwas sagen, wenn ich nicht fürchtete, du könntest mich falsch verstehen, wie —" er zögerte

, „nun ja, wie Gertrud!" „Ich glaube, ich werde dich richtig verstehen," sagte ich und lietz mich neben ihm auf einem Sessel nieder. Hugo wandte mir voll sein schönes, jetzt so abgespanntes Gesicht zu: „Kannst du es begreifen," sagte er, „datz Neuvilles mir nicht der rechte Umgang für Gertrud scheinen?" — Er lietz mir keine Zeit zum antworten. Hastig fuhr er fort: „Neuville ist sehr reich; was seine Frau sich wünscht, kann er ihr beschaffen. Gertrud nennt das Liebe und empfindet es bei mir als einen Mnnael

, da mit sie sich recht eigentlich kennen und verstehen lernen, den Zweck hat meine Hoch zeitsreise nicht erreicht!" „Hugo," fiel ich ihm ins Wort, denn es tat mir wehe, ihn mir gegenüber un männlich klagen zu hören, wo er energisch der Gattin ge genüber hätte handeln sol len: „Hugo, du hättest Herr in deinem Hause sein müssen, du darfst nicht immer nach geben!" „Ich habe ja kein Haus, das, was du so benennest, die Räume, die ich bewohne, die Geräte, die sie zieren, alles, alles gehört ja Gertrud!" entgegnete

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Tiroler Post
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Page 9 of 12
Date: 27.09.1902
Physical description: 12
. „Das hast du nicht nötig," entgegnete ich ernst, ,,du hast Leute genug, die dir die eigentliche Arbeit abnehmen; aber —" .„Nun ja, also lasse sie sorgen," unterbrach sie mich wiederum heftig, „wenn Hugo eine Haushälterin haben wollte, dann mußte er nicht mich wählen!" — In diesem Augenblicke trat der Vater ein und reichte Gertrud den Arm^um sie an den Teetisch zu führen, Hugo trat von der anderen Seite in das Eßzimmer, und wir ließen uns zum Abend brot nieder. Gertrud war fast noch schöner geworden

, die krausen Löckchen, die sie auf der Stirn trug, hoben das Alabasterweiß ihres Teints besonders hervor, und die großen Augen leuchteten faszinierend, umgeben von den dunklen Schatten, die sie augenblicklich begrenzten. —, Ich bemerkte, wie Hugo entzückt nach seiner Gattin hinüber blickte, und wie sie, dies bemerkend, ihn absichtlich zu übersehen schien. Was sollte das heißen? „Du^nußt nun aber bald mal zu uns nach „Zorlitz" kommen, Gertrud," sagte der Vater im Laufe des Abends, „Elisabeth hat den Garten

anders anlegen lassen, und wenn es ordentlich grün iit, wird sich das sehr hübsch machen — so auf acht Tage können Sie doch auch abkommen, lieber Hugo!" wandte er sich an diesen. „Vorläufig möchte ich hier bleiben, so lange noch Oper ist und so lange Neuville's noch in der Residenz sind, dann aber gehe ich nach Ems, ich muß etwas für meine Nerven tun!" entgegnete Gertrud trocken. „Wer sind Neuville's?" fragte der Vater, „und ist dir gerade Ems empfohlen?" „Herr v. Neuville ist Attache bei der französischen

Gesandt schaft, wir waren fast die ganze Zeit zusammen in Rom und sind eng befreundet; sie gehen ebenfalls nach Ems, und ich will mich da unter ihren Schutz begeben!" „Wird dich denn Hugo nicht beschützen?" fragte ich erstaunt. „Hugo bekommt erstens keinen Urlaub, und zweitens hat er so gute Nerven, daß dieselben keiner Stärkung bedürfen!" Cs klang so abweisend, wie Gertrud sprach, und Stern nahm das voll ständig ohne Widerrede hin, daß ich im Stillen dachte, hier müsse irgend ein Etwas zu Grunde

liegen, das nur die beiden Gatten kannten. „Natürlich mußt du heraus aus der Stadt, wenn du die Luft hier nicht verträgst," sagte der Vater, ohne zu bedenken, daß sein Töchterchen die Luft der Residenz erst seit einer Stunde atmete, „da Hugo nicht mitkann, mag dich Elisabeth begleiten, der ihres Halses wegen eine Reise nach Ems schon lange empfohlen ist!" „Und sie kann mich bemuttern, nicht wahr, das meinst du doch, Väterchen?" fragte Gertrud lachend und fügte, wie es mir schien, mit besonderem

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Tiroler Post
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Page 1 of 12
Date: 08.10.1902
Physical description: 12
Vorbereitungen für die Reise. Anfang Mai sollen wir fort. Da Gertrud bis zum Herbst zu bleiben gedenkt, will Hugo die Leute bis auf die alte Köchin entlassen; die Jungfer nimmt seine Frau mit. Gertrud nennt es spießbürgerlich, auch daß er nur zwei Zimmer bewohnen will, — ich verstehe ihn; aber ich glaube, ich werde in Gertrud nie ein Verständnis erwecken, so sehr ich mich auch bemühe. Neulich war Frau v. Neuville krank, Gertrud war bei ihr, und als sie zurückkehrte, saßen wir zufällig eine Weile allein

bebte, schnitt mir ins Herz; aber doch mußte ich die Gelegenheit ergreifen, ich mußte ihr klar machen, daß sie das Wesen der Liebe nicht recht begreife. „Gertrud," sagte ich deshalb, „du kränkst mit deinen Worten den besten Mann, statt deinem Schöpfer täglich auf den Knieen zu danken, daß er dir ein so treues Herz beschert hat! — Hugo liebt dich so heiß und innig, wie du es eigentlich gar nicht verdienst! Du hast kein Verständnis für echte Manneswürde, du siehst, du willst es nicht sehen

, welchen Schatz du besitzest. Nicht, als wollte ich die Neigung des Herrn Neuville zu seiner Frau in Zweifel ziehen, oder die Art, wie er sie äußert, nein, gewiß nicht, mein Herz; aber alle Menschen sind nicht gleich, die Charak tere sind verschieden, ihre Denkungsweise ist eine andere, ihre Ge fühle sind nicht die nämlichen, weshalb sollte denn die Form, das tiefste, herrliche Gefühl, die Liebe, zu äußern bei allen Menschen gleich sein?" „Du willst Hugo entschuldigen," sagte Gertrud gleichmütig, „und", fügte

sie hinzu, während sie sich vergebens bemühte, ruhig zu erscheinen, „ich würde dir sehr dankbar sein, könntest du mir den Beweis führen, das er überhaupt liebt, mich liebt, das heißt, könntest du mir ein einziges Zeichen dieser Liebe zu mir entdecken!" „Gertrud, Hugo liebt dich treu, innig und wahr, und er sehnt sich nach Gegenliebe!" fuhr es mir unwillig über die Lippen. Gertrud erhob sich, mit einem Blicke, in dem Schmerz und Ver achtung um die Oberhand stritten, sah sie mich an: „Und du nennst

das Liebe, wenn ein Mann seine heiligsten Gefühle preis gibt, wenn auch nur dir, seiner Schwägerin. Kann man ein Gefühl Liebe nennen, das so schwach ist, daß es andere nicht erwärmen kann?" Ich wollte sie unterbrechen; aber sie schüttelte abwehrend den Kopf: „Nein, nein, Elisabeth, Hugo liebt mich nicht, denn er versieht mich nie, hat mich nie verstanden. Und, oh, ich könnte mein Herzblut für ihn hingeben; aber er würde es doch nicht ver stehen!" Die letzten Worte klangen so trostlos, ich mußte

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 23 of 32
Date: 04.10.1902
Physical description: 32
Extra-Beilage zur „Tiroler Landzeitung". Oie Ceilwälder in Cirol. auf ihrer Art, sie suchte das, was sie bei ihrem Gatten nicht fand, „Glück", wo anders, und Hugo? — nein, das war es nicht, was mich ihn besonders bemitleiden ließ. — O, könnte ich ihn glücklich sehen dadurch, daß es mir gelänge, Gertrud ihm ganz zu gewinnen! Es soll hinfort meine Lebensaufgabe sein, dahin zu streben! Wie lange wir hier gesessen und geträumt, ich weiß es nicht, plötz lich hörten wir lachende Stimmen

mir willkommene Gelegenheit, da anzuknüpfen, wo ich es gern wollte. Gertrud las eifrig, dann legte sie den Brief in ihr Arbeitstüschchen. „Hast du Nachricht von Hugo?" fragte ich und ging gerade auf das Ziel los. Sie nickte und häkelte eifrig weiter .„Wie geht es ihm?" erkundigte ich mich, um mich nicht so abfinden zu lassen. „O, es geht ihm ganz gut," entgegnete Gertrud und seufzte dabei, nach einer Pause fuhr sie fort: „Er schreibt, er habe sich wieder als Junggeselle eingerichtet, die Köchin

habe er entlassen, da er mit den Kollegen angenehmer und besser esse. Sein Stiefelputzer reinige die Sachen und die Portiersfrau die Zimmer, die er bewohne, und aus denen er alles Ueberflüssige habe bringen lassen!" „Was soll das heißen, auf die kurze Zeit solch' eine Umwälzung zu machen?" fragte ich erstaunt. „Kurze Zeit nun eben nicht," entgegnete Gertrud, ich gehe von hier mit Neuvilles nach Norderney und dann auf einige Wochen nach Paris!" „Und was sagt Hugo zu deinen Plänen?" konnte ich nicht umhin

ich ihr hart begegnen, sollte sie mich verstehen. „Gertrud," sagte ich, „wie kannst du so ungerecht gegen einen Menschen sein, der dich liebt, und den du fortwährend bitter kränkst? Oder meinst du nicht, daß Hugo tief verletzt sein muß, wenn du ihm durch dein Tun und Handeln beweisest, mir ist am wohlsten, ohne dich!" Sie ließ mich nicht aussprechen, erregt fiel sie mir ins Wort: „Ich habe ihm mitgeteilt, was ich vorhabe, in der Hoffnung, er werde sagen: „Nein, so lange kann ich nicht ohne dich sein, kehre

K mir zurück, ich sehne mich nach dir!" Statt dessen richtet er sich wieder als Junggeselle ein, — heißt das nicht wieder ins Begreifliche übersetzt — „bleibe du nur ganz fort!" Und solch' einen Mann willst du verteidigen?" Ihr rannen die Tränen unaufhaltsam über die blassen Wangen. „Und doch besäße er keinen Mannesstolz, spräche er anders!" entgegnete ich kälter, als ich empfand. Hugo hatte ein Kind ge heiratet, er mußte auf Kindereien gefaßt sein und nicht, statt liebe voller Belehrung, immer

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Lienzer Nachrichten
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Page 5 of 14
Date: 27.11.1936
Physical description: 14
, Bezirksbauern kammer, Lienz; Kraler Alois, Forstwart, Panzendorf; Lukaffer Johann, Ainet; Berger Josef, Prägraten; Steiner Anton, Prägraten; Solcher Alois, Bannberg; Berger Josef, Matrei i. O.; Steiner Alois, Hopfgarten in Defr.; Steinringer Johann, Oberlienz; Scheit Alfons, Sillianberg; Kleiner Leo, Untertilliach; Berger Josef, Niedermauer, Virgen; Rainer Johann, Nikolsdorf; Kassebacher Johann, Patriasdorf; Klocker Lorenz, Knecht, Tristach; Oberrainer Josef, Jselsberg. Hugo Engl. Zur 10. Wiederkehr feines

Todestages am 25. November. Hugo Engl wurde am 17. April 1852 in Lienz als Sahn des Fleischhauers Johann Ignaz Engl und der Maria Engl, geborene Mutschlechner, Tochter des Brunnerbauern in Tristach, geboren. Sein Leben im Vater haus floß ruhig und ohne wesentliche Ereig nisse dahin. Sein Vater nahm ihn ab und zu mit auf die Jagd. Sein ganzes Leben lang ist ihm der Hang, zur Jagd geblieben und fin det auch, in seinen Werken Ausdruck. 1868 kam er an öle Kunstschule des Prof. Diez nach München

Wiedergabe öer Felle des toten Hasen, der lebenden Hunde, des Jagötournisters aus Fell, erzählt uns bereöt> daß Hugo Engl aus der besten Altmeister schule hervorgegangen ist. Immer wieder war es Hugo Engl, der! drängte, Albin nach München zu schicken, denn Eggers Vater war unentschieden zwi schen «einer fotographischen Ausbildung seines Sohnes in Wien oder einer künstlerische akade mischen in München!. Auf einem Spaziergang nach Amlach war Englö bekräftigendes Ar ten über des jungen Albin

außergewöhnliches Talent der bestimmende Faktor zur Einwilli gung Georg Eggers in seine künstl. Laufbahn. 1884 verließ Albin Egger seine Heimat und eilte in München gleich zu Hugo Engl. Er war viel zu früh in München angerückt, die höhere Lehrstücke für Kunst hatte ihre Tore noch geschlossen. In öer Nähe der Wohnung Hugo Engls schlug auch Egger sein Quartier auf. Engl war nun für Egger durch, 14 Tage sein «erster Lehrer in der bayrischen Haupt stadt. Anter Engls Anleitung mußte der flei ßige Schüler Gipsmodelle

konterfeien. Als erste Aufgabe hatte er Goethes Kopf zu zeichnen. Diese Art öer Vorschule bei Hugo Engl ersparte Egger-Lienz ein Jahr der aka demischen Vorschule, denn! er wurde nach einer glänzend bestandenen Aufnahmsprüfüng di rekt in die Akademie ausgenommen. Wenn die Akaöemieprofessoren an Eggers Aufgaben et was auszusetzen hatten, eilte dieser daraufhin immer zu Engl, um Nat und Urteil zu holen. Scheinbar berührte den Jungen das Arteil des derselben Erde wie er entwachsenen Künstlers nachhaltiger

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Tiroler Post
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Page 3 of 12
Date: 24.09.1902
Physical description: 12
, nicht langweilige Stein figuren und Bilder sehen!" „Du mutzt (seit diesem Mittag dutzen wir uns) aber jetzt auf deinem Willen bestehen, Hugo," entgegnete ich, „nicht allein, um deine Manneswürde aufrecht zu erhalten, sondern auch um Ger truds willen, sie hat genug getanzt und geschwärmt, Ruhe wird ihr gut tun!" j Hugo wollte noch etwas entgegnen, da stand aber Gertrud neben ihm, sie legte schmeichelnd den Arm um seinen Nacken und flüsterte: „Komm, mein Herz, der Wagen wartet!" Und Hugo war besiegt, ich wußte

, er reichte Gertrud den Arm und führte sie den Perron entlang, Hugo und mir es überlassend, ob wir ihm folgen wollten. Ich schickte mich denn auch an, dies zu tun, als Stern, meine Hand ergreifend, wie es mir schien, mit zitternder Stimme mich bat, noch zu bleiben: „Wir haben uns noch gar nicht so recht begrüßt, Elisabeth," sagte er herzlich, „und es ist doch recht lange her, seit wir uns zum letzten Male sahen!" „Lange her?" neckte ich, „als ob einem jungen Ehemanne auf der Hochzeitsreise überhaupt

ist leidend!" wollte mich Hugo noch ein mal bereden; aber ich über hörte die Bitte, die in den Worten lag, und erwider te: „Ruhe wird ihr gut tun!" Und da standen wir auch schon an dem elegan ten. Mietswagen, und Ger trud winkle ungeduldig, uns zu beeilen. Unterwegs deutete Pa pa lächelnd auf die Droschke hinter uns, auf der der ele gante Johann mit dem Ge päck saß: „Trudchen, das ist dein Diener," sagte er und zwinkerte dabei lächelnd mit dem linken Auge, wie er es immer tat, wenn er meinte

, etwas Witziges zu sagen, „freust du dich nicht über den hübschen Kerl, ich habe ihn für dich engagiert!" Gertrud gähnte, ehe sie ent gegnete: „Ob er nun hübsch oder häßlich ist, kommt nicht in Betracht; daß er aber be reits da ist, ist mir ganz recht, du enthebst mich da durch der Unbequemlichkeit, mir erst einen besorgen zn lassen!" Hugo tat es offenbar leid, daß des Vaters freund liche Absicht so wenig Aner kennung fand, er ergriff da her die schlanke Hand seiner Gattin und sagte lächelnd: „Schätzchen

, du vergissest aber, daß der eigene Diener überhaupt nicht auf unserer Haus ordnung stand! " „Hausordnung?" fragte Gertrud, „ich hatte noch keine auf gestellt, aber dachtest du vielleicht, ich würde mir einen Packträger nachbestellen, wenn ich Kommissionen zu machen hätte?" Hugo seufzte; aber er schwieg, wir waren auch gerade zu Hanse angelangt. (Fortsetzung folgt.) V!K-G-- 1 — Aussprüche berühmter Mranen. Der wahre Mut besteht in der Art, wie man leidet, nicht in dem Widerstand gegen Ereignisse. Man beklagt

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Tiroler Wastl
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Page 6 of 8
Date: 04.07.1915
Physical description: 8
, und der damalige deutsche Militär-Attache in Paris Oberstleutnant v. Hugo, hatte den Auftrag, die französische Mission von Paris aus zu begleiten; er fuhr zusammen mit ihr in dem von der Nordbahn-Ge sellschaft gestellten Salonwagen von Paris nach Berlin. Während des Aufenthaltes des Nord-Erpreßzuges auf dem Bahnhof in Lüttich verließen einige Mitglieder der Mission, darunter General Lacroix und Oberst leutnant von Hugo, den Zug, um auf dem Perron zu promenieren. Aus einem zweiten Salonwagen stieg ein vornehm

^ aussehender Herr mit schon ergrautem Vollbart. General Lacroix begrüßte ihn sehr ehr furchtsvoll und hatte mit ihn: ein kurzes Gespräch, wor auf derselbe auf Herrn Hugo, der «abseits stand, mit den Worten zutrat: „Ich bin der Großfürst Michael und höre, daß Sie die französische Mission nach Berlin begleiten. Auch ich begebe mich zur Hochzeitsfeier und habe die Mitteilung erhalten, daß ein General von Hugo mir zur Dienstleistung dort zugeteilt sei. Sind Sie vielleicht verwandt mit ihm?" Oberstleutnant

von Hugo bejahte die Frage. Als der Zug sich wieder in Bewegung setzte, zog der russische Großfürst es vor, bei der französischen Mis sion in ihrem Salonwagen Platz zu nehmen; dort führte er in sehr angeregter Weise'die Unterhaltung, rndem er sich zumeist dem deutschen Oberstleutnant zu wandte; er lenkte sehr bald die Rede auf den noch nicht lange beendeten russisch-japanischen Krieg und sprach sich darüber mit verblüffendem Freimut aus. „Ich habe", erzählte er, „allen bei uns, meinen Brüdern, Vettern

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Tiroler Post
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Page 2 of 12
Date: 24.09.1902
Physical description: 12
zu glänzen. Ich muß fleißig schaffen und sorgen, Gertruds Aussteuer soll niemand an merken, daß keine Mutter sie ausgewählt. Eines macht mich traurig bei allem Glück, — die Liebenden legen zu großen Wert auf Aeußeres. Elegante Toiletten, Schmuck, prächtige künstliche Blumen, das interessiert beide, wie ihr Heim herge richtet wird, ist ihnen gleich. Gertrud meinte, es sei noch Zeit, daran zu denken, wenn sie aus Italien kämen, und Hugo sagte, um mich zu versöhnen, da er wohl merkte, daß mich ihre Lauheit

nach dieser Richtung hin schmerzte: „Elisabeth, unser Haus über lassen wir Ihnen, Sie verstehen es ja so prächtig, Behaglichkeiten zu verbreiten!" Dezember. Wie die Tage fliegen, wie die Feste sich drängen! Gertrud und Hugo müssen immer Menschen um sich sehen. Die schöne Braut will nicht nur von dem Erwählten bewundert werden, sie will um ringt sein von Verehrern und Hugo? ihn macht das glück- Katholifche Hofkirche in Dresden. lich, er ist stolz und eitel auf seine schöne Fee! Gestern schien es ihm indessen

sind, werden sie sich mehr in einander einleben. Die hehren Kunstwerke werden sie beide begeistern, die herrliche Natur wird sie fesseln, sie wer den sich da erst so recht kennen lernen und mehr innerlich leben, jetzt konzentriert sich alles im Aeußerlichen. Den 9. Januar. Gestern Abend sind sie abgereist, verbunden für's Leben, begleitet von unseren heißesten Segenswünschen. — Sie war schön wie die Sonne, die nach langen, grauen Wintertagen plötz lich durch die Wolken brach, als Hugo die Braut vor den Altar geleitete

. Das weiße Seidenkleid umfloß ihre schlanke Gestalt wie flüssiges Silber, und die weißen Myrtenblüten hoben sich leuchtend aus dem nachtschwarzen Haar. Hugo war ernst und still, wie es bei einem so wichtigen Lebensabschnitte natürlich ist; aber Gertrud schien nur Lust und Freude, Glück und Wonne zu empfinden, der Ernst der Feier war ihr noch nicht klar. „Er soll dein Herr sein!" hatte unser würdiger Geistlicher zum Tert seiner Predigt und auch zu dem der Tischrede gewählt. In der Kirche sah ich schon

, so gerne glücklich wissen. Aber kaum hatte ich den Mund geöffnet, um meine Ermahnung auszusprechen, sie möge doch stets bemüht sein, den eigenen Willen unter den ihres Gatten zu ordnen, da fiel sie mir schluchzend um den Hals und rief: „Lie bes, liebes Hausmütterchen, ich hatte mich so auf Rom und seinen Karneval gefreut, und nun will er nur Kunstwerke studieren!" Ich wußte nicht, auf was sich ihre Worte bezogen, waren sie schon eine Stunde nach der Trauung verschiedener Meinung? Hugo klärte

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Lienzer Nachrichten
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Page 3 of 12
Date: 03.12.1926
Physical description: 12
dem anderen stand, das in dieser Iagdbilderausstellung gezeigt wurde. Lug» €ngi$ Leimring. Am Samstag den 27. November hat man akad. Maler Hugo Engl zu Grabe ge tragen. Die Gemeinde Silz im Oberinntal, wo Engl seine letzten Lebensjahre verbrachte, be reitete dem Künstler ein schönes, würdiges Be gräbnis. Die Schuljugend, die Musikkapelle, der Sängerchor, die Beamtenschaft, die Ver treter der Gemeinde begleiteten Hugo Engl auf seinem letzten Wege. Die Heimat Engls, die Stadt Lienz, war durch Bürgermeister

Oberhueber und Abg. Henggi vertreten. Bon Innsbruck waren eine Reihe persönlicher Freunde und Verehrer erschienen. Die Tiroler Künstlerschast und der Tiroler Iagdschutzverein hatten Vertretungen entsandt. Den Sarg tru gen ^eme ireuen Silzer Jäger. Den Kondukt führte ein Freund Engls, der Prälat von Stams. Weihevoll klangen das Magnifikat und ein Trauerchor hinaus in den schönen Wintermvrgen, als man das, was an Hugo Engl sterblich war, der Erde übergab. An der Westseite der großen, schönen Kirche

von Silz liegt die Ruhestätte des großen Künstlers und Naturfreundes Hugo Engl, umgeben von den wildreichen Bergen. Seinen Grabhügel zieren die letzten Blumengrüße derer, die ihn ver ehrten oder chm nahestanden, darunter die seiner Vaterstadt Lienz. SeäScktnisaurstsUung in Lienz. Die Kunsthandlung Frl. Mathilde Wiedner. welche in wirklich anerkennenswerter Weise sich stets bemüht, der Bevölkerung von Stadt und Umgebung Originalwerke unserer heimi schen Künstler vorzuführen, hat auch anläß lich

des Todes Hugo Engls wieder eine recht schöne Ausstellung von Englbildern in den beiden Schaufenstern der ehemaligen Vereins bank untergebracht. Die eine Auslage birgt eine Zusammenstellung von Bildnissen, darun ter die Portraits der Eltern des Künstlers, der Eltern des Fleischhauers Engl, der Schwe ster der Frau von Erlach, das besonders gute Agstnerbild rund andere. Sie sind wohl in der Frühzeit der Tätigkeit des Meisters entstan den. Alle Qualitäten, welche die Münchener Schule am Ausgange

noch ferner stehen, als die Por traits. Das zweite Schaufenster hat ein großes Selbstbildnis Hugo Engls in den Mittelpunkt gestellt. Jung und wirklichkeits'freudig schaut der Künstler aus dem Rahmen. Und in den an deren Bildern dieser Auslage führt uns Hugo Engl auf geheimsten Fährten in die wunder same Natur hinein, auf den steilhängenden Stegen des Weidwerks, auf denen er so gern und oft gepirscht hat. Was er uns da zu sagen weiß, ist ganz still Erlauschtes, ganz einsam Erschautes. Gemsen

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Tiroler Post
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Page 3 of 12
Date: 08.10.1902
Physical description: 12
. Inserate werden billigst nach Tarif berechnet. Geldsendungen (Bestellungen) sind zu adressieren an die Administration der „Tiroler P'ost" irr Innsbruck, Fall- äv merN?erstraß.e \o. Nummer 81 Innsbruck, Mittwoch, 8. Oktober 1902. 1. Jahrgt?ug. 1o9 g, ll. Oktober, Firmin. Türkei auch die Arnauten in M- auf ihrer Art, sie suchte das, was sie bei ihrem Gatten nicht fand, „Glück", wo anders, und Hugo? — nein, das war es nicht, was mich ihn besonders bemitleiden ließ. — O, könnte ich ihn glücklich sehen

wird als sie selbst! Ich saß mit Gertrud allein auf der Veranda unserer Villa und wollte dieses Alleinsein, das mir nicht oft ver gönnt ist, benützen. Ein Brief, den unser Zimmermädchen ihr überbrachte, bot mir willkommene Gelegenheit, da anzuknüpfen, wo ich es. gern wollte. Gertrud las eifrig, dann legte sie den Brief in ihr Arbeitstäschchen. „Hast du Nachricht von Hugo?" fragte ich und ging gerade auf das Ziel los. Sie nickte und häkelte eifrig weiter .„Wie geht es ihm?" erkundigte ich mich, um mich nicht so abfinden

nun eben nicht," entgegnete Gertrud, ich gehe von hier mit Neuvilles nach Norderney und dann auf einige Wochen nach Paris!" „Und was sagt Hugo zu deinen Plänen?" konnte ich nicht umhin, mit wahrem Entsetzen zu fragen, mir war ja auch dies ganze Arrangement neu. „Du siehst ja, daß er ganz damit einverstanden ist, er arran giert sich alles prächtig allein! Ich möchte eigentlich wissen, wes halb der Mann geheiratet hat, er versteht weder eine Frau zu behandeln, noch bedarf er ihrer. — Stiefelputzer

und Portiers frau sind ihm genug, um sich behaglich zu fühlen!" Sie sprach erregt, tiefes Gekränktsein zitierte durch ihre Stimme, sie tat mir leid in ihrer Verblendung, und doch mußte ich ihr hart begegnen, sollte sie mich verstehen. „Gertrud," sagte ich, „wie kannst du so ungerecht gegen einen Menschen sein, der dich liebt, und den du fortwährend bitter kränkst? Dder meinst du nicht, daß Hugo tief verletzt sein muß, wenn du rhm durch dein Tun und Handeln beweisest, mir ist am wohlsten

er keinen Mannesstolz, spräche er anders!" entgegnete ich kälter, als ich empfand. Hugo hatte ein Kind ge heiratet, er mußte auf Kindereien gefaßt sein und nicht, statt liebe voller Belehrung, immer wieder Härte entgegensetzen und erheu chelte Gleichgiltigkeit; aber Gertrud mußte auch einsehen lernen, wo sie fehlte. „Kannst du es Hugo verdenken, daß er sich verletzt zurück- peht? Fast vom ersten Tage Eurer Ehe hast du ihm gezeigt, daß mr Neuvilles lieber sind als er; du hast nach ihren Wünschen ge fragt

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 21 of 24
Date: 20.09.1902
Physical description: 24
Nr. 38. Merhaltungsblatl ;ur „Tiroler Land-Ieitung". 1902 Kin einsames Graß. Erzählung von A. v. S e n t e n. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Onkel Edmund machte eine Pause, ehe er fortfuhr: „Ich trete jetzt aus dem kleinen Roman zurück, den ich versuchen will, dir zu erzählen, und was ich hier so hinter einander berichte, das habe ich erst später nach und nach erfahren, ich mutz aber Zug um Zug schildern, damit du mich verstehst und — Elisabeth." Hugo verlieh zur gesetzten Zeit

auf so sicheren Füßen stände, wie man in Z. allgemein annahm. Ich glaube nicht, daß Hugo in der Zwischenzeit Elisabeth wiedergesehen hat, nach sechs Jahren aber wurde er wiederum an das Gericht nach Z. geschickt, und sein erster Weg war nach der Villa. Es hatte sich in dem freundlichen Hause viel geändert. Frau Sturm war gestorben, Elisabeth war leidend und viel in Bädern. Herr Sturm hatte glückliche Jahre ge habt in seinem Geschäft, hatte zu seiner Fabrik bedeutende Län dereien gekauft

, die sich bis nach „Zörlitz", seinem ebenfalls erst erstandenen Landgute, hinauszogen und — Gertrud war erwachsen und bildschön geworden. — Hugo wurde mit großer Freude in dem altbefreundeten Hause empfangen, und schon nach kurzer Frist stand es bei allen Bekannten fest, Herr von Stern und Gertrud Würden ein Paar! Elisabeth hatte nie mehr von Hugo gesprochen, seit sie sah, daß er sie vergessen: aber sie blieb den Sommer ab sichtlich länger als gewöhnlich aus, als sie hörte, daß Stern sich um Gertrud bewarb. Erst

als sie die Nachricht erhielt, ihre Schwester und Hugo seien ein Brautpaar, da kehrte sie heim, denn sie mußte ja Mutterpflichten an der Schwester erfüllen, mußte für ihre Aus stattung sorgen. Und nun, mein Kind," unterbrach sich der Onkel aufs neue, „nun will ich dir das Tagebuch geben, das sie mir hinter- lassen, das sollst du lesen, dann — dann erzähle ich dir wieder das Ende!" \ l i i Es war schon spät und wir traten den Heimweg an. Lautlos war die Natur, als fühle sie Mitleid mit den Menschen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 10 of 20
Date: 15.08.1929
Physical description: 20
noch nicht festgestellt wor>den, wie viele Männer notwendig wären, um diese Zigarre an einem Tag auszurauchen. (Anz) glich . . .Dem Kopfe eines Erschlagenen..,.. Er taumelte zurück und floh aus dem Hause. Lienhard hatte sich von seinem Sitze erhoben unid stand vor ihm. Das früher starre Auge blitzte jetzt wie Wetterleuchten. „Seid ihr zufrieden?" fragte er. Hugo nickte stumm. „Es ist gut", sagte Lienhard." Wenn ihr zufrieden eid, dann gäret mir Urlaub, daß ich aus dieser Gegend cheide. Denn besser

, er sei dort als Knecht in Diensten, sie hätten ihn auch angeredet, er aber habe gesagt, er sei es nicht. Auf Schloß Dachsburg aber meinte man, oer treue Jäger habe das Suchen nach dem jungen Grafen fortgesetzt und dabei, sei ihm ein tätliches Un glück zugestoßen. Weder von ihm noch von Bruno war mehr eine Spur zu entdecken. Es war, als seien beide vom Erdboden weggefegt. Als Graf Hugo von seinem einsamen Gange zurück- kehrte, dämmerte der Abend. Rach dem Nachtmahle, das traurig und schweigsam

Gewißheit, daß der Vater um das Verschwinden des Sohnes wisse, daß die Hand des Mannes, dem sie am Altäre heilige Treue gelobt hatte, mit dem Blute feines Erstgeborenen be fleckt sei. Als der Morgen graute, wankte eine Greisin mit schneeweißen Haaren aus der Schloßkapelle von Dachs- bürg. Graf Hugo war erschüttert, als er sie sah. Er suchte sie zu trösten, aber seine Worte klangen hohl; sie gab ihm keine Antwort und blieb von nun an schweigsam und in sich gekehrt. Eine Zeit lang setzte man auf Dachs

". Und die Ahnung täuschte nicht. Lines Tages wurde Konrad von der Jagd todwund nach Hause gebracht: Eines unvorsichtigen Jägers Pfeil hatte ihn getroffen. Sterbend flüsterte er: „Nun endlich werd' ich erfahren, was es mit Bruno war!" Das war fein letztes Wort: Nie hatte er den rätselhaft verschwundenen Bruder ver- gessen. VI Nun war für die gebeugte Mutter das Maß des Leidens voll. Auch ihr nahte der Tod als Erlöser. An ihrem Sterbebette kniete Hugo, zermalmt von Schmer Er hielt die erkaltende Hand

der Sterbenden in den feinen und küßte sie mit stürmischer Leidenschaft. Sie ließ es geschehen; doch ohne zu wollen, zuckte ihre Hand zusammen, so oft seine Lippen sie berührten. O das Schreckliche, das sie wußte, hatte sie keinem Menschen ver traut, hatte die erdrückende Bürde ihres Wissens schwei gend getragen und niemand ihr blutiges Geheimnis ver traut. Sollte sie schweigen bis zum Ende? „Hugo, mein Gatte . . ." murmelte sie. Er richtete sich empor, er näherte sein Ohr ihren blassen Lippen

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Der Oberländer
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Page 5 of 10
Date: 19.09.1930
Physical description: 10
und die Ueber- raschung durch die Liedervorträge. Auch Hugo hatte den Groll einigermaßen ver daut und war wieder der alte. Ja, als es etwas ruhiger war, angesichts der Umgebung, in der wir uns befanden, fing er zu sticheln an: „Was habt's etwa wieder im Schild, Ihr Paschi, ich warne Euch nur, es nicht zu bunt zu treiben, sonst könnt Ihr mich kennen lernen!" Solche Kraftausdrücke nahm natürlich niemand ernst, denn in Wirklichkeit war Hugo gar nicht wohl, wenn er nicht geneckt wurde. Das Essen war vorbei

, man gab sich ein bis chen der Behaglichkeit hin, trank einen Schwar zen und plauderte gemütlich über die Vergangen heit mit dem kaiserlichen Rat. Letzterer war, ne benbei erwähnt, ein großer Hundeliebhaber und es mögen dort an dem Tag 8—9 solche Köter, groß und klein, in der Wirtsstube herum getummelt sein. Auch Hugo hatte als Jäger die Hunde nicht ungern, aber er konnte sich durchaus nicht erklären, daß diese Hundsviecher heute alle um ihn herum find, ihn beschnüffelten und ihn belästigten

sich um... um... ja um was denn? Ein Schalk unter den Sängern, der es spe ziell auf den armen Hugo abgesehen hatte, traf in Obermieming einen Metzgermeister, der mit ihm bei den Kaiserjägern gedient. Bon diesem be stellte sich unser Faxenmacher zwei Kalbsschwänz lein, nähte sie stark zusammen und heftete sie dem Hugo während des Mittagmahles ziem lich stark hinten an seine beiden Schoßflügel. Auf diese beiden Leckerbissen hatten die gesamten Hunde die längste Zeit scharf, belästigten den Hugo auf das gemeinste, bis es ihnen endlich

ge lang, das Ersehnte zu ergattern und nun stritten sie sich alle um die Beute, bis endlich zwei das Dings auseinanderrissen und damit verschwanden. Hugo wußte natürlich sofort, was wieder los war, und nichts brachte ihn mehr in Wut, als wenn er, wie im vorliegenden Fall, durch irgend etwas an seinen Uebernamen „s'Kalbl" erinnert wurde. Er wußte auch sofort, wer der Urheber dieses Streiches war und jetzt war es aus. Er war an diesem Abend für nichts mehr zu haben und auch die Muchtöchter in Mötz

Turnbrüder an so manchen Abenden zeigten, erhielten ihren Lohn. Moser Egon erhielt mit 119 Nun kommt das Gegenstück. Im ganzen Mie- minger Mittelgebirge hatte sich die „Baron"-Ge- schichte herumgesprochen und neben Hugo wurde noch mehr die Familie Gredler gehänselt, daß sie so hineingelegt wurde. Die Frau Gredler ließ je doch nicht lange spielen mit ihr und ihren Töch tern, sondern schrieb an die zwei Arrangeure des Ausfluges einen zünftigen Brief. Etwas Genaues, was darin stand, konnten wir niemals

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 03.10.1936
Physical description: 6
fühle und daß Franz der Vater sei. Der Franz bestritt ganz energisch, daß er der Vater sei. Trotzdem wurde gegen den Franz beim B e - zirksgericht Rattenberg die Klage auf Anerken nung der Vaterschaft zu dem kleinen Luisl eingebracht. Auch bei der Verhandlung bestritt der beklagte Franz die Vaterschaft und behauptete, daß nicht er, sondern der Hugo der Vater des Luisl sei. Die Kindesmutter, der Luisl und der Franz wurden erbbiolo gisch, anthropologisch und anthropometrisch von Prof. Dr. Meixner

, daß auch die erbbiologische, anthropologische und anthropometrische Untersuchung des Hugo vorzunehmen sei. Das Lcmdesgericht Innsbruck hat nun den Hugo zur neuerlichen Verhand lung als Zeugen geladen. Hugo weigerte sich, die erbbiologische Unter suchung an sich vornehmen zu lassen, weshalb der Vertreter des be klagten Franz den Antrag stellte auf zwangsweise Vornahme der Untersuchung des Hugo. Das Berufungsgericht lehnte diesen Antrag mit der Begründung ab, daß ihm nach der Zivilprozeßordnung keine Mittel zur Verfügung

stünden, derartige Zwangsmaßnahmen gegen den Zeugen zur Anwendung bringen zu können und hat den Franz abermals als den Vater des Luisl erklärt. Der Obersts Gerichtshof hat dieses Urteil bestätigt und in den Gründen ausgeführt: Der Beklagte findet einen Mangel des Be- mfM^versahrens darin, daß Hugo zur Berufungsverhandlung, ohne baß eine Partei es beantragt hätte, als Zeuge geladen wurde, daß ihm bedeutet wurde, er könne es ablehnen, 'an seiner Person eine erbbiologische, anthropologische

und anthropometrische Untersuchung vomehmen zu lassen, und daß, als er eine solche Weigerung erklärte, bas Berufungsgericht es unterließ, entsprechende Zwangsmittel gegen ihn anzuwenden, damit dem Auftrag des Obersten Gerichtshofes auf Beweisergänzung durch Vornahme einer erbbiologischen, anthro- voloaischen und anthropometrischen Untersuchung des Hugo ent sprochen werde. Die Mängelrüge ist jedoch unbegründet. Hugo Mßte zur Untersuchung stellig gemacht werden. Es war daher durch aus entsprechend, ihn als Zeugen

vor Gericht zu laden, weil seine Vernehmung vor der Untersuchung notwendig erscheinen konnte und durch die Ladung als Zeuge ein Zwang auf ihn ausgeübt wurde, pünktlich vor Gericht zu erscheinen. Dem Berufungsgericht stand jedoch nicht die Macht zu, die Zustimmung des Hugo zur'Durchführung der Untersuchung an seinem Körper zu erzwingen. Wenn er auch etwa verpflichtet werden konnte, Fingerabdrücke abzugoben, so stand von vornherein fest, daß mit der Abgabe der Fingerabdrücke allein der durchzuführende

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