Es hat natürlich wenig Zweck. Betrachtungen über die mit dem Friedensdiktat verübten Gewalttätigkeiten anzu stellen, weil sie cm der Tatsache, die ist, doch nichts ändern. Zlber die gegenwärtige nicht sehr anmutige Situation in Europa ist kaum zu begreifen, wenn man nicht festhält, wie sie entstanden ist. Der Sinn der Friedensverträge geht nämlich dahin, den Gewaltfrieden durch Gewalt zu erh<!<- ten. Alle Noten, die seit dem Friedensschluß den besiegten Staaten überreicht worden
der Nationen die Gewalt allein bestimmend sein könnte. Man fühlt es nun und erkennt es, daß mit der Demütigung, mit der Fesselung Deutsch lands, das, was Europa nottut, nämlich seine Befriedung, nicht erreicht werden kann, daß damit, daß man im Jahre 1919 mittels eines unheilverkündenden Ultimatums Deutschland zwingen konnte, den Versailler Vertrag „frei willig" anzunehmen, just das nicht geleistet worden ist, wor aus es hauptsächlich ankommt, daß Deutschland den Ver trag wirklich annimmt. Annimmt
jenen inneren psychologischen Prozeß anbahnen, der etwa zu dem Schlüsse führt: Vergesien wir, was gewesen ist; wenden wir den Blick von dem Vergangenen ab und erkennen wir die nun einmal entstandene Ordnung als eine feiende Tatsache an, die die Bewahrung des Friedens in Europa nicht hindern darf! Ob des grenzenlosen Unrechtes, das sie in den Frie densverträgen begangen, schlägt den Siegern das Gewissen: sie spüren es, daß dieses Unrecht die Tatsache ist, die der Be friedung in Europa im Wege steht