— 284 Der deuffche Dichferheld. Skizze von Luise An:hu. (Nachdruck verboten.» f n der Zeit der großen welthistorischen Befreiungskriege gegen die Herrschaft der Franzosen sitzt in einem trau lichen Zimmer ihres Hauses in Dresden die Mutter Theodor Körners in einem hohen Lehnsessel und neben ihr Dorothea Stock und ihre Toch ter Emma, welche an einer kunstvollen Stickerei eifrig ar beitet. „Du bist eine Meisterin der Stick kunst, liebe Emma," sagte Dorothea Stock lächelnd
, „ich könnte dir das mit dem besten Willen nicht nachmachen." „Ist auch gar nicht nötig, Tant chen, daß du gerade alles kannst", ent- gegnete Emma Kör ner schelmisch. „Der liebe Herr gott verteilt seine Gaben wie er will, und du kannst dich wahrlich nicht beklagen. Dir hat er ja die herrliche Gabe der Malerei verliehen, und darin bist du Meisterin. Tante Doris!" — „Sieh' mal einer an, was du nicht sagst, Emmachen! Als ob du nicht gerade so schön malen könntest wie ich", ereiferte sich Dorothea Stock. „Ja, weißt du, Tant chen
des Krieges nicht gewachsen ist!" „O Mütterchen, da irrst du dich, unser Theodor ist ein Held", sagte Emma begeistert. „In seinem treuen Herzen quillt war mes Lebensblut, und aus seinem kühnen Geiste ent strömen feurige Lieder für das Vaterland! Ich glaube, unser Theodor wird ein unsterblicher Dichter werden!" „O Gott, ja... wenn seine Lieder... nur nicht sein Schwanengesang werden", sagte Frau Körner bewegt. — „Und seine Braut, wie unglücklich wird seine Toni sein, wenn er hinausziehen mutz in den Krieg
", fügte sie seuf zend hinzu. In diesem Augenblick klopfte es an die Türe und gleich darauf trat die interessante junge Künstlerin Antonie Adam berger ein. Ihr schmales Gesicht ist vo.n lieblicher Schön heit, und ein freudi ger Zug belebte es, als sie die Mutter ihres Bräutigams, Dorothea Stock, und Emma mit herzlichem Händedruck begrüßte. Ihr Blick eilte im Zimmer umher und schien jemanden zu suchen. „Wo ist Theodor, Mütterchen?" fragte sie erstaunt. „Er ist in seinem Zimmer und arbeitet
an seinem neuen Theaterstück, Toni," sagte Emma herzlich und fügte lächelnd hinzu: „Ich werde ihn gleich rufen, Toni... komm' Mütterchen und auch du Tante Doris, Theodor und Toni haben sich viel zu sagen .. . wir wollen sie nicht stören", sagte sie hastig und verließ mit ihrer Mutter und Schwester das Zimmer. Antonie Adamberger harrte mit sehnsuchtsvollen Augen auf das Zusammen treffen mit dem geliebten Bräutigam, und ein freu diges Zittern durchlief ihre schlanke Gestalt, als sie sei nen Schritt hörte