recht zu den kalten, nüchternen Ansichten des alten Mannes passen wollten, schlich sich allmählich ein Schatten zwischen Vater und Sohn, das Zertrauen begann zu schwinden, und immer enger zog die Eis kruste um das Herz des Regisrungsrats sich zusammen. — Das- .lbe Opfer, welches er einst den Eltern brachte, sollte der Sohn jcht auch ihm bringen; er dachte nicht mehr an die eigene Ver gangenheit, an den Gram und das Unglück, welches der Wille des rengen Vaters über ihn heraufbeschworen
Suchen und Prüfen hatte er auch bereits eine pas- ?nde Partie für den Sohn gefunden, als dessen Brief mit der Nachricht, daß er sich zu verloben gedenke, eintraf. — Der Re gierungsrat zuckte, als er den Brief las, leicht die Achseln, aber wohl wissend, daß das feurige, von Leidenschaften durchglühte Herz des Jünglings jede Schranke niederreißt und in tollem Über nut, ohne auf die Stimme der Vernunft und des erfahrenen Alters zu hören, seinen Weg unaufhaltsam verfolgt, beschloß er, selbst hinzureisen
Gustav sich ein Herz und erinnerte den Vater an den Brief, den dieser wohl erhalten haben werde. Über die Züge des alten Herrn slog rasch ein Schatten des Unmuts. „Ach so, dein Brief,' entgegnete er, „ja, ja, ich habe ihn erhalten, aber seinen Inhalt schon halb vergessen; du weißt, für solche Lappalien hatte ich nie ein gutes Gedächtnis.' Gustav entfärbte sich. „Lappalien, Vater?' warf er, gewalt sam nach Fassung ringend, vorwurfsvoll ein, „ich kann nicht gut glauben, daß du im Ernst sprichst
abwarten, bis der Rausch, in dem deine Sinne sich befinden, verflogen ist.' An dem entschiedenen, strengen Tone, in welchem der Regie rungsrat diese Worte sprach, erkannte Gustav, daß die Hoffnung, das Herz des stolzen, kalten Vaters seinem Wunsche geneigt zu machen, töricht und nutzlos war, und entschlossen, nicht auf hal bem Wege stehen zu bleiben, sondern die Angelegenheck zu Ende zu bringen, sei es auf diese oder jene Weise, begegnete er fest und lauernd dem offenen Blick des alten Mannes, der kalt
und for schend auf ihm ruhte, und erwiderte mit eifiger Ruhe, daß der Vater sich irre, wenn er glaube, der Sinnesrausch, wie er eine reine, auf Achtung gegründete Liebe zu nennen beliebe, werde mit der Zeit verfliegen, im Gegenteil fühle er das Band, welches ihn an Hanna fesselte, von Tag zn Tag sein Herz fester umschlin gen, und er sei, wenn der Vater seine Einwilligung versage und sogar so weit gehe, das Glück des eigenen Sohnes dem Stolze und törichten Standesvorurteilen opfern zu wollen, fest