und dann weiter zum Stubentor. Und von dort war es ganz nahe in das grüne Freie der Landstraßen. Waren es die in der heutigen Abend andacht vernommenen Worte aus Priester mund oder war es etwas anderes, das die mächtige Bewegung hervorrief, die jetzt in ihrem Herzen auftobte? Ja, es war ein besonderes Ereignis, das diese Erregung in ihr verursachte: Ein unbekannter Knabe hatte ihr heute morgens, als sie für ihre Frau Mutter Einkäufe be sorgte, ein Briefchen zugesteckt und dieser Brief war von Martin Achenauer, dem ihr Herz
gehörte, als er noch ein Student ge wesen, und dem ihr Herz auch noch heute ge hörte, da er nach zweijähriger Abwesenheit in diese Stabt totebet zurückgekehrt war. Einige wenige Zeilen waren es, die er ihr geschrieben: Ob sie wisse, daß er seit kurzer Zeit wieder in dieser Stadt weile, daß die Sehnsucht nach ihr ihn hierher zurück getrieben habe, und daß er sie bitte, heute in den grünen Winkel, abseits des Weges nach der Landstraßen, zu kommen, in dem sie einmal so gerne geweilt und Stunden stillen
?' „Wenn du es mir auch verschweigst, so kann ich mir ja doch denken, was du mir hast sagen wollen. Dein Vater ist noch immer gegen mich, gelt, Ulrike?' Sie nickte und sah ihn dabei traurig an. „Brauchst dir darüber das Herz nicht schwer machen, Ulrike,' meinte er voll froher Hoffnung. Daß dein Vater wider mich ge wesen, als ich noch ein blutarmer Student war, find ich begreiflich, und das war auch sein Recht, denn er hätte es nicht verantwor ten können, wenn sein Maidlein in eines Menschen Hände gekommen wär, der nichts zu eigen
an seine Brust, in der ein Herz glückbewegt pochte, und ihre helßumschimmerten Augen sahen tief und innig in die seinigen. „Hab'.geglaubt, Ulrike, als ich vor Jahren aus dieser Stadt ging, im Weltgebrause zu ersticken und zu vergraben, was mein Herz bewegte, und die Liebe zu dir mit allen Würzelchen und Faserchen aus meinem Her zen zu reißen. War aber alles umsonst ge wesen, dich zu vergessen und dein Bild aus meinen Gedanken zu bringen. Blühen auch in Prag der Mädchen viäe, und mehr
als eines hat in meine Augen geschaut. Ich aber Hab' an allen vorbeigeblickt, wie betörend auch ihr Locken gewesen war, und Hab' all mein Sinnen und Gedenken um dich gerankt, du mein Allerliebstes auf Erden. Und so viel Lieb und Treu soll umsonst gewesen sein?' „Wollt Gott, du erlebtest keine Ent täuschung, Martin,' nahm das Mädchen wieder das Wort. „Brauch dir wohl nicht zu sagen, daß auch mein Herz mit jedem Faserchen dein gehörte während der Zeit, die du fortgewesen, und auch dir gehören wird in aller Zukunft Tagen