Seite 2. — Nr. 109. Dienstag, „Brixener Chronik. 22. September. Zeugnis, wie Gott unserem Volk in schwerer Not immer geholfen hat. Als die Franzosen 1796 in Tirol einfielen, weihten die Landesvertreter am 1. Juni in Bozen das Land dem göttlichen Herzen Jesu. Und diese Weihe ist durch kaiserliche Bestäti gung in staatlicher und kirchlicher Hinsicht ein Landes gesetz, das auf ewige Zeiten gelten muß. Und wie hat das Herz Jesu das Vertrauen der Tiroler be lohnt? Nach einem halben Jahre schon
waren die Franzosen aus dem Lande, denn göttliche Gnade war in allen Tirolern, selbst in schwachen Frauen, wie die Schlacht bei Spinges zeigt. Später aber kam der Karfreitag Tirols. In drei Teile gerissen, von Oesterreich getrennt, war das Land fremder Willkür preisgegeben. Da stand ein Bauer im Passeiertal ouf, erneuerte mit seinen Kämpfer scharen das Gelöbnis an Jesu Herz und erfocht Sieg auf Sieg! Jahrzehnte vergingen, die Tiroler waren wieder holt glücklich im Kampfe gegen ihre Feinde im starken Glauben
und' dem Kaiser gehalten, hat uns aus tiefster Erniedrigung geholfen, ja, die blutrot unter gehende Sonne Tirols war das Morgenrot des deutschen Gedankens, um den wir jetzt kämpfen. Hunderttausende Tirolerherzen sind bereit, den Schwur zum göttlichen Herzen Jesu zu erneuern, und auf den Schlachtfeldern Oesterreichs, Rußlands und Frank reichs stimmen unsere Heldensöhne in den Ruf ein.. „Jesu Herz, wir schwören dir oufK neue, Jesu Herz, dir ewige Treue!' Nach der Predigt begann das Pontifikalamt, zelebriert
von Fürstbischof Dr. Egger unter großer Assistenz. Der Kirchenchor brachte die Herz Jesu- Messe von Mitterer zum Vortrage. Den Schluß des Amtes bildete ein feierliches Tedeum, dem sich die Absingung der Kaiserhymne, aus tausend bewegten Kehlen gesungen, anschloß. 8and in Taufers, 20. September. Im ganzen Tale fand heute in sehr feierlicher Weise die Bundes erneuerung statt. In allen Kirchen hatten sich hiezu große Scharen von Andächtigen eingefunden. In Sand in Taufers nahmen an der Rundeserneuerung
merkte sie, was in ihm vorging, und nun ärgerte sie sich über sich selbst, daß sie es so ungeschickt an gefangen hatte. Das Herz krampfte sich ihr zusammen vor Weh. Sie hätte ihm jetzt gern wieder ein gütiges Wort gegeben, aber sie sand es nicht in der Furcht, sich etwas zu vergeben in ihrer Würde als Herrin von Gerolstein. So verlief die Stunde peinvoll und unerquicklich für alle beide. Als er gegangen war, brach sie in heiße, bittere Tränen aus, die sie jedoch nicht erleichterten