1904. Kas alte Erbgut. Eine Dorfgeschichte von I. V e st e r s. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Ja, ich bin hart, und ich habe Freude daran, hart zu sein. Nun bin ich an der Reihe, Frau Gaasdonk." „Aber was willst du nun eigentlich von uns, Swinkels?" fragte der Ulmenbauer. „Wenn es dein Plan ist, Heinrich ins Gefängnis zu bringen, brauchst du uns das nicht erst zu erzählen." „Ich könnte das doch vielleicht tun, Nachbar, weil es mir Freude macht, dir das zu erzählen
; aber es ist nicht mein Plan " „Danke, Swinkels," sagte Frau Gaasdonk, „ich wußte wohl, daß Ihr nicht. . . ." „So schlecht wäret, wollt Ihr sagen," siel Swinkels ihr spöttisch in die Rede. „Aber seid nicht zu voreilig, Nachbarin.... Es ist nicht mein Plan, .Heinrich ins Gefängnis zu bringen, wenn der Ulmenbauer wenigstens etwas dafür übrig hat." „Du wirst das Geld doch geben, Vater?" fragte sie von neuem. „Wir werden uns einschränken, wir werden noch fleißiger sein." „Nein, Nachbarin
, so meine ich es nicht. Ich wollte wissen, was dem Ulmen bauer der Brief wert ist, den ich besitze, und mein Schweigen." „Was verlangst du?" fragte Gaasdonk. „Gerade so viel, wie Heinrich: zehntausend Mark, keinen Pfennig weniger!" „Du willst also unfern Untergang, du willst uns vom Ulmen hofe vertreiben?" sagte Gaasdonk. „Du bist der größte Schurke, den ich jemals gesehen habe. Hätte Heinrich auch zwanzigtausend Mark gestohlen, du bist ein noch viel größerer Schurke." „Deine Schimpfworte tun mir nicht weh, Ulmenbauer, aber ich möchte
dir doch raten, etwas vorsichtiger zu sein, denn meine Geduld hat ihre Grenzen. Uebrigens, ich lasse dir die Wahl: siehst du Heinrich lieber im Gefängnis, dann kostet es dich keinen Pfennig. Es ist sicher am vorteilhaftesten." „Nein, nein," schrie Frau Gaasdonk, „Heinrich muß vor dem Gefängnis bewahrt bleiben. Unser guter Name darf nicht durch den Schmutz gezogen werden. Denke an Gerhard und Trude, Vater." Ter Ulmenbauer schwieg. Gewiß, er dachte an seine andern Kinder: an Gerhard, dem er einst den Hof
Ihr kein Mit leid mit den Tränen und den Schmerzen einer Mutter?" „Nein, ich habe kein Mitleid. Noch einmal: Ihr habt die Wahl. Fällt das Geldopfer dir zu schwer, Ulmenbauer, nun, dann geht Heinrich ins Gefängnis, dann hat er seinen verdienten Lohn." „Willst du mir einen Tag Zeit geben, Swinkels?" fragte der Ulmenbaüer tonlos. „Um dann Herrn Heinrich zu warnen, damit er sich aus dem Staube macht! Nein, Gaasdonk, so dumm bin ich nicht. Wenn ich dein Haus verlasse, mußt du deine Wahl getroffen haben; ent weder