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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 20
Date: 01.10.1904
Physical description: 20
158 wohin verschiedene Finger zeigten, und wo man noch eben eine Sl.;ub- wolke sehen konnte, die wahrscheinlich von einem schnell dahinfahr' nden Wagen verursacht worden. „Hast du ihn auch gesehen?" „Nein, nein, wen denn?" „Oh, ich sage dir, das ist ein vornehmer Herr!" „Ja, wer war es denn?" „Heinrich Gaasdonk." „In einem Wagen?" „Ja, in einem offenen Wagen! Und es war noch ein feiner Herr dabei." Die ältern Männer schüttelten den Kopf; die jüngeren, die noch mit Heinrich auf der Schulbank

gesessen hatten, fühlten doch wohl ein klein wenig Neid. „Wo ist er jetzt eigentlich?" „Wo, das weiß ich nicht genau; er muß auf einem großen Bureau sein und viel Geld verdienen." „Aber er scheint es auch flott ausgeben zu können." „Pst! Da kommt sein Vater, der weiß sicher noch nicht, daß Heinrich hier ist." Gaasdonk war den plaudernden Gruppen genaht, wo es nun still wurde, und mehr oder weniger verlegene Gesichter nach der anderen Seite sahen. Der alte Bauer hatte schon ein einzelnes Wort

aufgefangeu und sofort die Wahrheit vermutet. „Ist Heinrich hier vorbeige kommen?" fragte er im allgemeinen, ohne sich an eine bestimmte Person zu wenden. „Ja, Gaasdonk, in einem offenen Wagen, mit noch einem Herrn dabei," sagte Swinkels, Gaasdonk's Nachbar. Der Bauer hätte lieber gehabt, daß ein anderer die Antwort gegeben hätte und dann wäre vielleicht das Wörtchen „noch" nicht ''o spöttisch betont worden. Mit einem kurzen „Danke Swinkels", wandte er sich um. „Komm, Dorus, dann müssen wir nach Hause

können den Weg noch mit Leichtigkeit zurücklegen, und dann junge Leute!" „Ich sage nicht nein, Baas, aber Heinrich mußte es vielleicht des fremden .Herrn wegen tun. Das wird so Mode sein in der Stadt, denke ich. Sie haben dort ganz andere Manieren als wir auf dem Dorfe." „Gewiß, ganz andere Manieren, Dorus, aber das will mir eben nicht gefallen. Und Heinrich stammt doch auch von Bauern ab, wenn er auch in kr Woche einen Stehkragen trägt. Ich finde es unerhört, Dorus, daß die Leute hier sehen müssen, wie Heinrich so sein Geld

verschwendet, während ich schwer arbeiten muß vom frühen Morgen bis zum späten Abend." „Ihr habt Recht, Baas: aber.... aber —" "Was aber? Ich habe so viel Reue darüber wie ich Haare auf dem Kopfe habe, daß ich zugegeben habe, daß Heinrich nach der Stadt ging." „Aber er wäre doch nie ein echter Bauer geworden, Baas. Er ist ganz anders als Gerhard. Der war von Jugend auf im Stalle und auf dem Acker, hatte Freude an der Viehzucht und allen ländlichen Arbeiten, während Heinrich, das wißt Ihr doch ebenso gut

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 08.07.1936
Physical description: 10
— seine Kindheit, die Jahre des Werdens und Wachsens und Reifens. . . und sein Herz ist voller Dank gegen Gott. Und dennoch... er seufzt, eine Träne rollt lang sam über seine schmalen Wangen. Denn ein bitter- schmerzliches Erinnern tut ihm auch heute noch weh, wenn auch der Schmerz längst abgeklärt und ergeben geworden ist. „Heinrich. . . o Heinrich. . flüstert er. „Wie anders könnte es heute sein? O armer Bruder!" Und wieder geht des jungen Priesters Erinnern in die Kindertage zurück und er erlebt

noch einmal das erschütternde Geschehen. Er muß es wieder er leben. Sie waren wieder Knaben, er und sein Bruder Heinrich „O Heinrich, Bruder . . . sieh auf mich herab!" In wenigen Wochen war Ostern. Aber noch immer herrschte draußen strenger Winter mit Schnee und Eis. Die.Zwillingsbrüder Karl und Heinrich lernten in der Wohnstube den Katechismus zum Kommunion- Unterricht. Heinrich war mit ganzer Seele dabei, er schien alles um sich her zu vergessen. Karls Blicke aber schweiften durchs Fenster. Ern paar Jungen liefen Vorbei

— ha, sie gingen gewiß zum Eis. Ach, könnte er doch auch mit! Gestern und heute war es schon gar nicht mehr so arg kalt. . . vielleicht hielt das Eis nur mehr wenige Tage. Doch die Mutter hatte streng geboten, erst zu lernen — nein, Karl wollte nicht schon wieder ungehorsam sein. Wieder beugte er sich über das Buch. Aber bald liefen seine Gedanken schon wieder zum Eise. Sollte er Heinrich fragen, ob er mit ihm ging? Nem, das wagte er nicht so recht. Heinrich war viel braver und gewissenhafter

noch rasch fertig gelernt. „Heinrich", raunte er. „laß uns aufs Eis gehen!" Der Bruder schüttelte den Kopf und lernte ruhig weiter. Karl wollte sich schon ärgern, daß er nicht mal eine Antwort bekam. Doch da fiel ihm ein — gestern morgen erst hatten die beiden die Generalbeichte ab gelegt — der Herr Pfarrer ließ es immer schon früh vor Ostern tun — nein, da wollte Karl doch nicht gleich böse werden! Wer aufs Eis wollte er doch? Das war nicht so schlimm. War doch keine Sünde? „Heinrich", bat

er, „nur ein Stündchen komm mit! Die paar Fragen kannst du doch wohl bald. Und heut abend oder morgen vor der Schule lernen wir sie noch rasch zusammen, ja?" Heinrich sah auf. „Heut nicht. Karl? Wir können doch morgen gehen, dann ists Sonntag. Jetzt müssen wir doch lernen. Und du weiht auch: Mutter hat nicht gern, wenn wir aufs Eis gehen. Es fei nicht mehr stark genug. . . könnt ein Unglücke geben!" Das war Karl zuviel. Bon Heinrich sich ermahnen zu lassen! Gereizt schrie er: „Immer willst du alles bester wissen

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 20
Date: 03.09.1904
Physical description: 20
zu ihm: „Ich habe mit dem Vorstande des Volksbildungsvereins gesprochen. In einigen Wochen findet dort so eine Art Christbaumfest statt mit allerlei Vorstellungen, darunter auch mit musikalischen, und bei dieser Gelegenheit sollen Sie etwas aus dem Waldhorn vortragen. Nur nicht sein Licht unter den Scheffel stellen. Die Geister müssen auseinanderplatzen, miteinander ringen, dann gibt es erst das rechte Leben, und die Menschheit wandert wieder ein Stückchen weiter aus der Bahn des Fortschritts." Heinrich lächelte. „Gut", sagte

er, „ich bin's zufrieden, habe ich mir doch ohnedem heut' gewünscht, selbst in das musikalische Leben hier mit eingreifen zu dürfen." Mit einer gewissen Unruhe erwartete Heinrich nun doch das Fest des Volksbildungsvereins. Endlich erschien der Abend, und Heinrich wanderte mit Putke zusammen in das betreffende Lokal. Nun erschien auch der Augenblick, wo Heinrich sich mit seinem Waldhorn auf das Podium begab. Er wurde am Klavier von einem jungen Musiklehrer begleitet. Zuerst blies Heinrich eine Art Jagdlied

zum Ehekrüppel zu haben. Bald war er im ' vertrautesten Gespräch mit Heinrich, der ihm gern sein Herz erschloß, und das Ende vom Liede war, daß Heinrich das Versprechen gab, zur Musik überzusatteln. Gerade in kürzester Zeit sollte du neuer Hor nist engagiert werden bei der Hofkapelle, weil der Inhaber der Stelle sich pensionieren lassen wollte. Kompert wollte Heinrich dazu vor- ! schlagen, und der letztere sollte bald vor dem Theaterkapellmeister eine Probe seines Könnens ablegen

. „Es wird Ihnen nicht schaden, noch zu lernen," beschloß Kompert das Gespräch, „aber jedenfalls sind Sie reif, um in der Oper Ihrer Partie gerecht zu werden. Sie besitzen große musikalische Begabung und dabei ein tief poe tisches Empfinden, — Sie können ein bedeutender Künstler werden * und sich als Solist in Konzerten hören lassen." Mit Putke wurde bereits an diesem Abende alles geordnet, und der brave Mann war gern bereit, ohne vorherige gesetzliche Kündigung Heinrich zu ent lassen, weil er dem Glück des letzteren

nicht im Wege stehen wollte. Es war dies ja auch ein unerhörter Glücksfall. Wie lange und heiß müssen andere angehende und auch bereits fertige Künstler ! ringen, bis ihnen eine feste Stellung zu teil wird. „Ihnen verdanke ich mein Glück!" sagte Heinrich zu Putke, als sich Kompert entfernt hatte. „Wenn Sie nicht so liebevoll besorgt um mich gewesen wären, daß auch ich mein Licht leuchten lassen solle, um wieder neuen Lebensmut zu gewinnen, so wäre dieser Sonnenstrahl nicht auf meinen Weg gefallen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 4 of 8
Date: 15.07.1931
Physical description: 8
Zer „berühmte Fischer" und seine Komplicen. Der berüchtigte Verbrecher Robert Heinrich ein Heimwehrler. Die „Volks-Zeitung" brachte gestern den ausführlichen ^Bericht über den Beginn der für eine Woche anberaumten iSchöffengerichtsverhandlung gegen Erich Anton Fischer, ! Heinrich Robert und Anton Karner. Die Verlesung der An- lklageschrift währte fünf Viertelstunden. Auf der Anklagebank ^faßen bloß Fischer und Robert. Anton Karner, der in Steier- !mark noch auf freiem Fuß weilt

. Er macht den Eindruck eines sehr gebildeten, intelligenten Menschen. Seine Aus lagen klingen bestimmt und durchaus glaubwürdig. Fischer 'hat den Robert Heinrich 1924 im Innsbrucker Landesgerrcht näher kennen gelernt. Beide waren damals Häftlinge und wurden als Schreiber beschäftigt. Die auf der „Schmerlinge« Alm" gemachte Bekanntschaft dauerte dann infolge Wahlverwandtschaft (Aehttuchke't der Charaktere) auch in der Freiheit an. Fischer sprach von seinen erhaltenen Kerkerstrasen wie ietwa

ein Geschäftsmann von erlittenen Verlusten spricht, die durch das Geschäft bedingt find. Bezeichnend ist, wie der lFahrradmarder über jene urteilt, die Fahrräder kaufen: „Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es den Käufern gänz lich gleich ist, von wo die Räder Herkommen . . (Deshalb blüht überall das Geschäft der Fahrraddiobe.) . Fischer hielt feine Geständnisse aufrecht und belastete iden Komplicen und „Freund" Heinrich in ärgster Weise. !Zur Taktik Fischers gehört, daß er alles, auch das rein Der- äönliche

, aus dem gemeinsamen Verbrecherleben ausführlich, geradezu episch, berichtet. Fast alles, was Heinrich angibt, widerlegt Fischer in glaubwürdiger Weise. Die Aussagen 'fce§ gewandten Fischer wirken zum Teil auch heiter. Er gibt 'zu, daß die „Lebensweise" (Verkehr mit Mädeln!) viel Geld gekostet hat — und daß die „Betriebsunkosten" recht hoch * {jeh>efen seien. „Wir mußten durchwegs Kurierzüge (0-Züge) benützen." Fischer, der auch in früheren Prozessen gegen seine Komplicen vorging, benahm sich gestern

wie ein gegen den /Verbrecher Heinrich schneidig auftrelender Staatsan nalt. Heinrich entrüstete sich Über den Kollegen und Komplicen und erklärte höchst aufgeregt und unter Tränen, daß Fischer, dessen Aussagen nur Lügen seien, ein Verleumder sei. Heinrich, der ebenfalls gut gekleidet ist, sieht im Ver gleich zu Fischer „kerkerblaß aus. Verde sitzen seit mehr als meinem Jahr in Untersuchungshaft. Robert Heinrich, von Rechtsanwalt Dr. Torgler verteidigt, berichtete aus seinem Leben. Er stammt aus guter Familie

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 29.10.1904
Physical description: 16
1904. Kas alte Erbgut. Eine Dorfgeschichte von I. V e st e r s. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Ja, ich bin hart, und ich habe Freude daran, hart zu sein. Nun bin ich an der Reihe, Frau Gaasdonk." „Aber was willst du nun eigentlich von uns, Swinkels?" fragte der Ulmenbauer. „Wenn es dein Plan ist, Heinrich ins Gefängnis zu bringen, brauchst du uns das nicht erst zu erzählen." „Ich könnte das doch vielleicht tun, Nachbar, weil es mir Freude macht, dir das zu erzählen

; aber es ist nicht mein Plan " „Danke, Swinkels," sagte Frau Gaasdonk, „ich wußte wohl, daß Ihr nicht. . . ." „So schlecht wäret, wollt Ihr sagen," siel Swinkels ihr spöttisch in die Rede. „Aber seid nicht zu voreilig, Nachbarin.... Es ist nicht mein Plan, .Heinrich ins Gefängnis zu bringen, wenn der Ulmenbauer wenigstens etwas dafür übrig hat." „Du wirst das Geld doch geben, Vater?" fragte sie von neuem. „Wir werden uns einschränken, wir werden noch fleißiger sein." „Nein, Nachbarin

, so meine ich es nicht. Ich wollte wissen, was dem Ulmen bauer der Brief wert ist, den ich besitze, und mein Schweigen." „Was verlangst du?" fragte Gaasdonk. „Gerade so viel, wie Heinrich: zehntausend Mark, keinen Pfennig weniger!" „Du willst also unfern Untergang, du willst uns vom Ulmen hofe vertreiben?" sagte Gaasdonk. „Du bist der größte Schurke, den ich jemals gesehen habe. Hätte Heinrich auch zwanzigtausend Mark gestohlen, du bist ein noch viel größerer Schurke." „Deine Schimpfworte tun mir nicht weh, Ulmenbauer, aber ich möchte

dir doch raten, etwas vorsichtiger zu sein, denn meine Geduld hat ihre Grenzen. Uebrigens, ich lasse dir die Wahl: siehst du Heinrich lieber im Gefängnis, dann kostet es dich keinen Pfennig. Es ist sicher am vorteilhaftesten." „Nein, nein," schrie Frau Gaasdonk, „Heinrich muß vor dem Gefängnis bewahrt bleiben. Unser guter Name darf nicht durch den Schmutz gezogen werden. Denke an Gerhard und Trude, Vater." Ter Ulmenbauer schwieg. Gewiß, er dachte an seine andern Kinder: an Gerhard, dem er einst den Hof

Ihr kein Mit leid mit den Tränen und den Schmerzen einer Mutter?" „Nein, ich habe kein Mitleid. Noch einmal: Ihr habt die Wahl. Fällt das Geldopfer dir zu schwer, Ulmenbauer, nun, dann geht Heinrich ins Gefängnis, dann hat er seinen verdienten Lohn." „Willst du mir einen Tag Zeit geben, Swinkels?" fragte der Ulmenbaüer tonlos. „Um dann Herrn Heinrich zu warnen, damit er sich aus dem Staube macht! Nein, Gaasdonk, so dumm bin ich nicht. Wenn ich dein Haus verlasse, mußt du deine Wahl getroffen haben; ent weder

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 12.11.1904
Physical description: 16
wie er noch nie gewesen, ver ließ der Notar den Hof, den Bauern in tiefen Gedanken zurücklassend. VII. Heinrich hatte eine Einladung erhalten, um am folgenden Tage, einem Sonntage, gegen Mittag einmal zum Notar Geiner zu kommen. Ter junge Mann hatte das Briefchen erstaunt betrachtet. Er gebracht. Er begann zu fürchten, daß seine Eltern ihn seinem Schick sal überließen und hatte den Entschluß gefaßt, wie schwer ihm dieser Schritt auch werden mochte, nach dem Ulmenhofe zu gehen, seinen Eltern die Sachlage

auseinanderzusetzen und sie um Hülfe anzuflehen. F Im russischen Feldlazarett zu Mulden. kannte den Notar nicht viel mehr als dem Namen nach, und konnte sich nicht erklären, warum dieser ihn zu sprechen wünschte. Heinrich war in einer glücklichen Stimmung. Des Mittags war Dorus bei ihm gewesen und hatte ihm die erforderliche Summe Mieders mit Frauenstein-Gletscher an der Ltubaitalbahn. als der treue alte Knecht eintrat. Dorus hatte nicht geschimpft, er hatte überhaupt nicht viel gesagt, und gerade darum machten

seine Worte einen so tiefen Eindruck. „Heinrich, Junge, sei doch vorsichtig. Der Ulmenbauer ist nicht reich genug, um so etwas zum zweitenmale gut zu machen. Und was müßte dann geschehen?" Heinrich war ganz beschämt, viel mehr, als wenn man ihm in heftigen Worten sein Vergehen vorgeworfen hätte. Bewegt hatte er die Hände des treuen Knechtes gedrückt. „Bitten Sie zu Hause für mich um Verzeihung, Torus. Morgen komme ich selbst. . . Sollte Vater mich sehen wollen?" „Komme ruhig, Heinrich. Tein Vater

wird dann sehen, daß du Reue fühlst. Das wird eiu Trost für ihn sein." Zum erstenmal seit langen Tagen war Heinrich ruhig, nun er von den. quälenden Gedanken befreit war, der Furcht vor der Ent deckung, die ihn wie ein Alp verfolgte. Zwar mußte er beschämt die Augen Niederschlagen vor seinen Eltern, aber sie würden ihm seinen Leichtsinn verzeihen, und er seinerseits würde seinen Fehler gut zu machen suchen. Ar beiten würde er, kein Ver gnügen noch Erholung sich gestatten, ehe er seine Schuld — eine Ehren

schuld — getilgt hätte. Als der junge Mann am folgenden Tage zum Notar kam, sagte dieser: „Heinrich, ich weiß alles, was mit Ihnen ge schehen ist." Heinrich sprang be stürzt auf und stammelte einige unverständliche Worte. „Beruhigen Sie sich, Heinrich, ich schweige wie das Grab. Betrachten Sie es vielmehr als ein Glück, daß ick es weiß, denn da durch habe ich Ihren guten Vater vor dem schweren Schlage, der ihm drohte, vor dem Verluste des Ulmenhofes, bewahren können." „Aber was ist denn geschehen

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Tiroler Post
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Page 18 of 20
Date: 30.09.1904
Physical description: 20
Seite 16 Josef K Tapezieren Univers empfiehlt sich fr Arbeiten, sowie solide ui Die P. T. P von Seite der I_ begünstigung. MU" S Divans, Ottomanen Georj optisch Innsbr Elektrotet 158 wohin verschiedene Finger zeigten, und wo man noch eben eine Staub wolke sehen konnte, die wahrscheinlich von einem schnell dahinfahrenden Wagen verursacht worden. „Hast du ihn auch gesehen?" „Nein, nein, wen denn?" „Oh, ich sage dir, das ist ein vornehmer Herr!" „Ja, wer war es denn?" „Heinrich Gaasdonk

." „In einem Wagen?" „Ja, in einem offenen Wagen! Und es war noch ein feiner Herr dabei." Die ältern Männer schüttelten den Kopf' die jüngeren, die noch mit Heinrich auf der Schulbank gesessen hatten, fühlten doch wohl ein klein wenig Neid. „Wo ist er jetzt eigentlich?" „Wo, das weiß ich nicht genau; er muß auf einem großen Bureau sein und viel Geld verdienen." „Aber er scheint es auch flott ausgeben zu können." „Pst! Da kommt sein Vater, der weiß sicher noch nicht, daß Heinrich hier ist." Gaasdonk

war den plaudernden Gruppen genaht, wo es nun still wurde, und mehr oder weniger verlegene Gesichter nach der anderen Seite sahen. Der alte Bauer hatte schon ein einzelnes Wort aufgefaugen und sofort die Wahrheit vermutet. „Ist Heinrich hier vorbeige kommen?" fragte er im allgemeinen, ohne sich an eine bestimmte Person zu wenden. „Ja, Gaasdonk, in einem offenen Wagen, mit noch einem Herrn dabei," sagte Swinkels, Gaasdonk's Nachbar. Der Bauer hätte lieber gehabt, daß ein anderer die Antwort gegeben hätte

vom Bahnhofe nach dem Gute, Baas," entschuldigte der Knecht. „Was, eine ganze Strecke! Anderthalb Stunden, nennst du das eine weite Strecke? Unsere alten Beine können den Weg noch mit Leichtigkeit zurücklegen, und dann junge Leute!" „Ich sage nicht nein, Baas, aber Heinrich mußte es vielleicht des fremden Herrn wegen tun. Das wird so Mode sein in der Stadt, denke ich. Sie haben dort ganz andere Manieren als wir auf dem Dorfe." „Gewiß, ganz andere Manieren, Dorus, aber das will mir eben nicht gefallen

. Und Heinrich stammt doch auch von Bauern ab, wenn er auch in der Woche einen Stehkragen trägt. Ich finde es unerhört, Dorus, daß die Leute hier sehen müssen, wie Heinrich so sein Geld verschwendet, während ich schwer arbeiten muß vom frühen Morgen bis zum späten Abend." „Ihr habt Recht, Baas; aber.... aber —" „Was aber? Ich habe so viel Reue darüber wie ich Haare auf dem Kopfe habe, daß ich zugegeben habe, daß Heinrich nach der Stadt ging." „Aber er wäre doch nie ein echter Bauer geworden, Baas

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Alpenländer-Bote
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Page 3 of 14
Date: 28.06.1925
Physical description: 14
Rigorosum auf der Mühle, und da gab es anderes zu denken; das Doktordi- plom bannte ihn auf den Schwitzsessel, selbst Ehren traut durfte ihn nicht stören. Fröhlich kehrte eines Tages der mit dem Doktor hüte gekrönte Heinrich nach Hause; es war, als ob ihm ein Berg vom Halse wäre und ungetriiüte Freude herrschte zu Hause bei dem Doktormahle. Fast wäre es dem alten Walter im Uebermatz seiner Freude herausgeschlüpft, daß die Hand Ehrentrauts für Heinrich bestimmt sei; doch besann

er sich wieder und beschloß, mit der Enthüllung noch zu warten, bis der Doktor mit dem Titel auch Mittel, d. h. einen Advokatenposten habe; denn nach seiner Meinung sollte ein Mann die Frau und nicht die Frau den Mann erhalten. Auch der Advokatenposten winkte schon entge gen, das Dekret nach Emaus war ausgefertigt. „Hat mir viel Mühe gekostet/ sagte Walter zu Heinrich, deine Dummheiten und Studentenstreiche bei den Iustizlern weißzuwaschen; du standest im schwarzen Buche der Polizei; du siehst

also, was dir deine Deutschtümlerei eingetragen hat. Ich hoffe, der Doktorhut wird dich gescheiter gemacht haben/ Heinrich schwieg und Röte stieg in seinem Ge sichte auf, teils aus Beschämung teils aus halb un terdrücktem Unmute. Und auch Ehrentraut wurde bis über die Ohren rot; es tat ihr weh, daß der Vater diesen Punkt be rührt hatte. Walter hatte geglaubt, damit den letzten Trumpf zur gänzlichen Bekehrung Heinrichts aus gespielt zu haben. Für den Sonntag war von ihm ein Festessen angesagt. Doch da kam die Nachricht

Spitzelwesen Metternichs!" Und Doktor Eisenbart war wie elektrisiert, er war mitten unter den Krakeelern und schrie sich heiser; er vergaß auf Walters strenge Hausord nung; er kam erst nach Mitternacht nach Hause. Mch ging Walter in seinem Zimmer auf und ab, und als er den Doktor kommen hörte, nahm er das Licht, öffnete die Tür und sagte mit halb wehmüti ger Stimme. „Heinrich, das hätte ich von dir nicht verdient und nicht erwartet: mit Tagesanbruch verlassest du mein Haus. Gute Nacht!" Heinrich

wollte sich entschuldigen, doch Walter hatte die Tür schnell hinter sich zugeschlagen und den Riegel vorgeschoben. In seiner Aufregung sprach Heinrich halblaut: „Auch recht!" Uird er kehrte wieder um und schon war er daran, die Haustür aufzusperren, da faßte ihn eine sanfte Hand am Arme: „Heinrich, was willst du tun?" flüsterte eine weibliche Stimme leise; Tränen fielen heiß auf seine Hand. Es war Ehrentraut. In peinlicher Stimmung hatte sie nach sieben Uhr mit dem Essen auf Hein rich geharrt; er war sonst immer

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 4 of 16
Date: 06.10.2000
Physical description: 16
, ca. 150-200nrr, zur Miete gesucht. Chiffre 2 HELP! Privatstunden in Englisch englischer Muttersprache für Infonnationen Tel. 0471 979 5S7 ■ i i ftnifln 7nnimm ... 1,2 Milliarden Schadenersatz Der ehemalige Eppaner Genwindesekretär Heinrich Sparber, 1993 wegen Schmiergeldverdacht verhaftet, von der Gemeinde suspendiert und später in allen Instanzen voll freigesprochen, fordeH jetzt vor Gericht Schadenersatz von der Gemeinde Eppan. 1,2 Milliarden Lire als moralische Wiedergutmachung. Von Joachim

Inkkkhoi-tck „Ich habe einen moralischen wie auch einen materiellen Schaden erlitten. Dafür will ich jetzt ent schädigt werden" so Heinrich Sparber, ehemaliger Generalse kretär der Gemeinde Eppan. Sparber verlangt von der Ge meinde Eppan 1,2 Milliarden Lire Entschädigung. Im Zuge der Schmiergeldaffäre in der Gemeinde* Eppan im Jahre 1993 war Heinrich Sparber, da mals bereits seit fast zwei Jahr zehnten Gemeindesekretär in Eppan verhaftet worden. „Die zehn Tilge in Haft war für mich wie eine Ewigkeit

“, erzählt Spar ber heute. Kaum aus dem Gefäng nis entlassen, wurde Heinrich Sparber von der Gemeinde Epp an aus dem Dienst suspendiert. Ausbezahlt wurden ihm nur mehr die halbierten Bezüge als Ge meindesekretärs. Heinrich Spar ber wurde später in zwei Instan zen voll freigesprochen. 1997 hat die Gemeinde Eppan - vom Land dazu aufgefordert - deshalb auch die Supendierung auf den Selbstschutzweg wieder rufen. Damit stellte sich aber die Frage nach einer Wiedereinstel lung Heinrich Sparbers. „Man hätte

damals Sparber wieder ein stellen müssen“, sagt der frei heitliche Gemeinderat Reinhard Gaiser, „dann wäre viel Steuer geld erspart geblieben“. In der Tat: Denn die Gemeinde musste nicht nur Heinrich Spar ber die vollen Bezüge nachzah len, sondern auch die Amvallko- slen übernehmen. Sparbers-Ver- leidigerduo Benjantino Migliucci und Paolo Fava stellten der Ge meinde eine saftige Kostennote: 383.180.070 Lire. Ohne Bean- fur mich kaum zu ertragen. Ich habe viel gelitten“, rechtfertigt

er diese Schadenersatzforde rung. Der ehemalige Eppaner Gemeindesekretär hat inzwi- Ehemaliger Eppaner Gemeindesekretär Heinrich Sparber: 1,2 Milliarden Schadenersatz von Gemeinde. stanüungen zahlte die Gemein de. Doch dem nicht genug. Denn Heinrich Sparer will jetzt auch eine Entschädigung für den er littenen moralischen und materi ellen Schaden. „Diese Zeit war sehen eine lange Liste erstellt, in der alle entstandenen Schäden angeführt wurden. Angefangen von der Suspendierung als Ge meindesekretär, Gefängnisauf enthalt

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 13 of 14
Date: 12.01.2006
Physical description: 14
REDAKTION KULTUR Heinrich Schwazer e-mail: schwazer@tageszeitung.it Tageszeitung K ULT U R Po 12X2006 N&7 15 „Sein Geist wird weiterleben“ War Heinrich Harrer Sportler, Glücksritter, Forschungsreisender oder nur ein Mitläufer, der es verstand, seine abenteuerlichen Geschichten besser zu erzählen als seine Zeitgenossen? Ein sehr persönlicher Nachruf von Reinhold Messner. Von Reinhold Messner P rofessor Harrer verstarb am 7. Januar, im 94. Le bensjahr. Wie ist er einzu ordnen, dieser berühmte

Österrei chei; Heinrich Harrer, geboren 1912, im Tbdesjahr von Robert Ealcon Scott und zäh geblieben bis ins hohe Alter? War er Sportler, Glücksrittei; Fbrsehungsreisender oder nur ein Mitläufer, der es ver stand, seine abenteuerlichen Ge schichten besser zu erzählen als seine Zeitgenossen? Für die letzten Ziele von geografi schem Wert kam Heinrich Harrer zu spät Nord- und Südpol wurden erobert, bevor er in Kärnten gebo ren wurde. Für die Achttausender war es 1939 noch zu früh. In seiner Kindheit

, eine sehr be scheidene Kindheit, während des Ersten Weltkriegs, brachen viele Werte und dann das Kaiserreich in sich zusammen. Es war schwie rig, nur zu überleben. Als Hein rich Harrer erwachsen wurde, in den Dreißigern des letzten Jahr hunderts, galt es, sich diese Welt zu erobern, ja sie neu zu erfinden. Das war sein Glück. Und sein Pech. Denn ausgestattet mit En ergie, Ehrgeiz und dem Wunsch zu gefallen, wurde er zum Spit zensportler und „Fi-eund“ von Führern, Königen, Chefredak teuren und Göttern. Heinrich

Hairer, als Student aka demischer Skiweltmeister und ■ extremer Kletterer, hatte alle Voraussetzungen für eine akade mische Karriere. Aber genau die se wollte er nicht Seine Neugier- - de-trieb* ihn in steile Felswände, seine Fantasie nach Tibet Es ge langen ihm Erstbegehungen in den Ostalpen, vor allem in den Dolomiten, er studierte die Bücher von Sven Hedin und er war 1938 dabei, als die Eiger- Nordwand glückte, damals die größte bergsteigerische Heraus forderung überhaupt Nein, Heinrich Harrer

ins Konzept der Nazis -, ist nicht die Schuld der Bergsteiger. Wie hät ten sie sich auch dagegen wehren sollen! Heinrich Harrer aber, in tegriert im System - SA, Partei mitglied, SS - wusste seine Kon takte auch anschließend zu nut zen. Er wurde gegen viele Wider stände Mitglied der Nanga-Par- Reinhold Messner: „Brad Pitt wird ihm nicht gerecht, Harrer war zäher, vielschichtiger und kein Rabauke bat-Expedition 1939, getragen von der elitären Deutschen Himalaj a-Stiftung unter Paul Bauer und geleitet

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Tiroler Post
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Page 17 of 20
Date: 26.08.1904
Physical description: 20
1 ü*. 85 Gratisbeilage zur „Tiroler Post". 1804 derkauschle Schicksale. Roman von A. Benfey-Schuppe. Nachdruck verboten. vertrautesten Gespräch mit Heinrich, der ihm gern sein Herz erschloß, und das Ende vom Liede war, daß Heinrich das Versprechen gab, zur Musik überzusatteln. Gerade in kürzester Zeit sollte ein neuer Hor nist engagiert werden bei der Hvfkapelle, weil der Inhaber der Stelle (Fortsetzung.) Aber doch war es vor allem die Musik, die ihm die höchsten Wonnen schenkte. Wenn irgend

Sie etwas auf dem Waldhorn vortragen. Nur nicht sein Licht unter den Scheffel stellen. Die Geister müssen auseinanderplatzen, miteinander ringen, dann gibt es erst das rechte Leben, und die Menschheit wandert wieder ein Stückchen weiter auf der Bahn des Fortschritts." Heinrich lächelte. „Gut", sagte er, „ich bin's zufrieden, habe ich mir doch ohnedem heut' gewünscht, selbst in das musikalische Leben hier mit eingreifen zu dürfen." Mit einer gewissen Unruhe erwartete Heinrich nun doch das Fest des Volksbildungsvereins

. Endlich erschien der Abend, und Heinrich wanderte mit Putke zusammen in das betreffende Lokal. Nun erschien auch der Augenblick, wo Heinrich sich mit seinem Waldhorn auf das Podium begab. Er wurde am Klavier von einem jungen Musiklehrer begleitet. Zuerst blies Heinrich eine Art Jagdlied, dann eine schwärmerische, sehnsuchtsvolle Weise, in die er seine ganze Seele legte. Reicher Beifall wurde ihm zu teil. Kaum hatte er sich wieder auf seinen Platz neben Putke gesetzt, als ein Herr auf ihn zustürzte

als Hornist von der königlichen Oper vor, als Kammermusikus Kompert. Er war eine ehrliche, offene Natur mit warmem Herzen, voll Begeisterung für die edle Musika, dabei derbe und stets bereit, mit einer „göttlichen Grobheit" herauszurücken. Er war ein verstockter Junggeselle und behauptete, kein Talent zum Ehekrüppel zu haben. Bald war er im sich pensionieren lassen wollte. Kompert wollte Heinrich dazu Vor schlägen, und der letztere sollte bald vor dem Theaterkapellmeister eine Probe seines Könnens ablegen

. „Es wird Ihnen nicht schaden, noch zu lernen," beschloß Kompert das Gespräch, „aber jedenfalls sind Sie reif, um in der Oper Ihrer Partie gerecht zu werden. Sie besitzen große musikalische Begabung und dabei ein tief poe tisches Empfinden, — Sie können ein bedeutender Künstler werden und sich als Solist in Konzerten hören lassen." Mit Putke wurde bereits an diesem Abende alles geordnet, und der brave Mann war gern bereit, ohne vorherige gesetzliche Kündigung Heinrich zu ent lassen, weil er dem Glück des letzteren

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Page 2 of 4
Date: 15.07.1941
Physical description: 4
werden es sein. Nein. Heinrich, das sind Finken, die sicher ein Gewitter anschlagen. Aber das ist ihm gleich. Und auf den Nuhbaum vor dem Haus versteigt sich frech ein Eich kätzchen. Heinrich sieht ihm nach, lang, bis es von der grü nen, wogenden Krone verschlungen wird. Dann wendet er sich grollig ab. Fangen möchte er den Häher, aber Vater oder Frau Jolle dürften es nicht sehen. Sonst fällt ihm nichts ein, dem kleinen Schelm. Was soll Heinrich auch machen, nach seinem ersten Schuljahr und auf dem Feld braucht

man ihn heute nicht. „ t ^ Heinrich geht in Vaters Garten. Groß ist er, der Gar ten, und grün und voller Gewächse. Da ist Blaukohl und Salat und drüben glänzen Tomaten, die ihm nie schmecken. Auch an dem ewigen Grün der Kreßbeete schlendert er acht los vorbei. Nur den gelben Rüben schenkt er einige ver langende Blicke. Sie werden auch von Tag zu Tag größer. Er kennt Ganzen^leuchten wie schwere Trovfen, und'es sieht aus als ob sie ersticken, weiße, rote und blaue Blumen, auf die die Mutter fo stolz

ist. Warum und den Grund weiß Heinrich Mutter fo stolz ist. Warum und den Grund weiß nemncy nicht, und es ist ihm auch gleich. Daß du mir ja keine Blumen brichst, wenn du in den Garten gehst, sagt die Mutter täglich, sonst... ja. ja. die alte Leier. Das weiß der kleine Heinrich doch viel besser als Mutter, wie man Blumen behandelt. Natürlich! Kinder und Dummköpfe werden immer klüger. Wenn sie der Frühling berauscht. Herrgott, so ein Sonnentag prall von Strahlen und Son- keimlut. Sogar dem kleinen

Heinrich sticht es ins Gemüt und jer wird stolzer, selbstbewußter. Vielleicht ist auch etwas kind liche Dummheit dabei. Rein, sonst ist Heinrich Nicht dumm. o nein. Da denkt er schon seit Tagen nach, wie man in Nachbars Garten bei Frau Jolle die Erdbeeren stehlen könnte... Heinrich streift weiter bis dorthin, wo Vater feine Erd beeren gesetzt hat. Ja, im Garten seines Vaters wachsen auch Erdbeeren, rot und frech lachen sie ihm zu. Aber wenn Heinrich durch den dichten, buschigen Gartenzaun hinüber

schielt in den Garten der bösen Frau Jolle, dann kommt es ihm vor als wenn die Erdbeeren in Nachbars Garten viel, viel schöner seien und mehr verführen. Da läuft Heinrich das Wasser von überallher zusammen, dauernd muß er schlucken. Fremde Erdbeeren schmecken immer viel besser als die eige nen. Und jedesmal, wenn er diese Beeren betrachtet, kommt er später zum Mittagessen. Einmal in den Erdbeerbeeten von Frau Jolle stehen und wühlen können so frei nach Lust und Genuß! Traum, Hein richs Stammtraum

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Unterinntaler Bote
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Page 3 of 8
Date: 30.07.1897
Physical description: 8
einen Schuldbrief aus für 300 Mark Berner, welche König Heinrich — der allzeit geldbedürftige, immer schuldenreiche — und für weitere 32 Mark Berner, welche die Königin ihm schulde; einen ähnlichen auch für Heinrichs Bruder Ulrich v. Tratzberg für 50 Mark Berner. Der hier genannte Ulrich erscheint als Zeuge zu Bozen am 12 . August 1315. Noch am Samstage vor dem Palmsonntage (31. März) 1319 urkundet der genannte König Heinrich, er schulde Heinrichen von Tratzberg 65 Mark Berner für ein Roß;im Falle

, daß er ihm selbe bis Martini nicht zahle, soll er zum Pfände haben sein Gut zu Aichach, ein Gut auf dem Stein und den halben Dorfbach am Boldererberge. Doch schon im September dieses Jahres befand sich Heinrich v. Tratzberg nicht mehr unter den Lebenden; am 7. Sept. 1319 bekennt König Heinrich, daß er den Töchtern und Erben weiland Heinrichs v^Tratzberg 150 Mark Berner schulde und versetzt ihnen die Einkünfte von seinem Meier hofe zu Meer sowie von seinem Schwaighofe auf dem Bögels- berge. Ein Beweis dafür

, daß die „von Tratzberg" des 14. Jahrh. wirklich der Familie der „Edlen Cholben" an gehörig waren, liegt auch in folgender Urkunde: am 3. April 1328 verkaufen Abt Wernher v. Wilten und dessen Convent dem Herrn Arnold Jaudes von Bozen um 20 M. Berner eine Gilte von 1 Fuder Wein, welches einst den „Cholben von Tratzberg" gehört. Ein Heinrich von Tratzberg erscheint in den Urkunden des 3. und 4. Dezen niums des 14. Jahrh. Derselbe stand bei König Heinrich in großer Beliebtheit, wie das Geschenk von 20 Mark be weist

, welches ihm sein Herr bei seiner Vermählung machte. Am 3. April 1330 verkaufen Heinrich v. Tratzberg und Heinrich von Offenloch, leibliche Brüder dem Heinrich von Annenberg und dem Spitale zu Latsch (Vinstgau) einen Hof zu Mittelmarain (Vinstgau). Zwischen 10. August 1333 und 1. Juni 1334 schenkte demselben König Heinrich „aus Gnade" 2 Fuder Wein; zwischen 1. Mai 1340 und 23. Febr. 1342 wurden ihm wieder „aus Gnade" auf Befehl des Landesfürsten 10 Mark Berner ausbezahlt. Das letzte Mal finde ich diesen Heinrich

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Volksbote
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Page 14 of 16
Date: 29.09.1994
Physical description: 16
steckte der Provisor eine ernste Miene auf und wies den Lauf jungen, der sich wie toll gebär dete, in seine Schranken und auf den Hof. Heinrich aber packte bald darauf seine Gerätschaften zusammen, wünschte dem Pro visor einen guten Abend und such te sein Zimmer auf. Denn er hatte heute seinen freien Abend. Als er über den Hof schritt, vernahm er aus dem Hausknechts gelaß ein eigentümliches Gedu del. „Mtata - mtata - mtata - mtata", klang es in verschiedenen Tonlagen in den stillen Abend hin aus. Erst

zögerte Heinrich einen Moment, dann trat er näher. Theodor Winter, genannt Do- res, saß auf dem Tiscne und blies die Klarinette..Sein Gesicht war gegen die Wand gerichtet, an der ein Notenblatt wie eine Prokla mation befestigt war. Mit aufge blasenen Becken saß Dores, ernst in sich zusammengekauert, wie ein Büßender, der seine Andacht sübungen verrichtet, und blies die ewige Melodie! Mtata. Als Hein rich ihn leicht auf die Schulter schlug, wäre er fast vom Tische gefallen, so sehr war er mit Leib

und Seele bei seinen musikali schen Exerzitien. „Guten Abend, Dores. Noch nicht Feierabend?" „Ach, der Herr Pfalzdorf! Das ist aber mal schön von Ihnen, daß Sie hereingekom men sind." Und mit einem Satz war der Hausknecht vom Tisch herunter, fuhr auf den einzigen Stuhl los, den er eiligst mit einem Rockzipfel abstaubte, und lud Heinrich zum Niedersitzen ein. Aber Heinrich, in Anbetracht des freien Abends, dankte. „Nein, nein. Ich wollte Sie nicht stören. - Was spielen Sie denn da?" fragte

er interessiert und ging auf die Wand los, um in der an brechenden Dunkelheit das No tenblatt zu studieren. „Oh, einen Walzer, Herr Pfalzdorf", beeilte sich Dores strahlend zu erwidern. „Einen Walzer? Der ist aber ein tönig." Dores wurde etwas verlegen. „Ja, wissen Sie", hob er alsdann an und kraulte sich den Kopf, „wie ich Ihnen schon sagte, ich spiele die sogenannte zweite Klarinette, welche die Begleitung hat, und das ist dann meistens: Mtata." „Einerlei, ob Walzer, Marsch oder Choral?" lachte Heinrich

. „Einerlei", lachte nun auch Do res. „Nur das Tempo ist verschie den. „Und das ist die Schwie rigkeit", fügte er ernsthaft hinzu. „Das Tempo kann oft alles durch einanderwerfen, im Tanzsaal und im Orchester." Heinrich nickte, um dann von neuem loszulachen, und Dores beteiligte sich an dieser ungeheu ren Freude, als hätte er einen un bezahlbaren Witz gemacht. ,,'n Abend, Dores? vergnügtes Studium!" „Bleiben Sie doch noch 'n bißchen, Herr Pfalzdorf, es ist so nett, wenn Sie da sind." 10 „Heute nicht, Dores

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 9 of 16
Date: 09.05.1929
Physical description: 16
-mit -dem immergrünen Efeu der Dichtung. Wann die Grafen von Gschenloch ihren Einzug in Schloß und Gericht Hörtenberg hielten, läßt sich nicht mehr urkundlich genau feststellen. Spätestens muß dies am Beginn des 13. Jahrhunderts geschehen sein. Graf Heinrich I. von Eschenloch schenkte -bereits 1327 am Mitt woch nach Georgi in Flaurling für sich und feine Neffen Berchthold und Heinrich feine« geliebten Eggolf von Eben zum Danke dafür, daß er eine aus ihren Hörigen zur Frau nahm, -d-as Fischereirecht im Inn

und die Roß- weide, die zu« Schlosse Hörtenberg gehört. Als Zeugen unterfertigten: Hagen von Fr-agenstein, Dietrich von Eben, Berchthold von Pfaffenhofen, sowie der Pfarrer von Flaurling. Die beiden genannten Neffen dürften wohl auch nach dem baldigen Tode ihres Onkels Heinrich I. dessen Erbe i« Ob-erinntal angetreten haben. Hier im wett- entrückten Hörtenberg und dessen anmutiger Umgebung gefiel es den -j-ungen Grafen Berchthold und Heinrich sicher ebenso gut wie heute -den lernbegierigen Zöglingen

noch die d-em Stifte Neustlft bei Brixen gehörigen Be sitzungen zu Oberhofen. Da mochte es nun u-mfo eher zu Streitigkeiten zwischen den beiden Nachbarn kommen, weil di-e Grafen von Hörtenberg mit dem verstorbenen Lrirolana (gif. gesch.), Pelzrmtevwüsche für Rönrier, gra»»n u-nd Kinder, dauerhaft und «arm, trotzdem billi«. Ueberall er hältlich. Für Wiedevverkäusir: Heinrich Spitzer, Wien 1, Werder tovAass« 1v. (5^r. ittvü. 15387 A. G. evpanischen Grafen Ulrich von Ulten, von dem -d-as Stift Brixen St. Petersberg

Scheine d-er Okt-obersonne, der Hufschlag d-er prächtig gezäumten Pferde lockt manch für- witziges Münchner Kin!d ans Erkerfenster. Un'd was sah es dort? Graf Meinhard II. von Tirdl ritt an der Spitze seiner Getreuen in die Js-arstadt, um die verwitwete Kaiserin Elisabeth, Herzogin von Bayern, zum Traualtar zu führen. Die Grasen Berchthold und -Heinrich von Hörtenberg und deren Erstgeborenen, ebenfalls Berch thold und Heinrich geheißen, begleiteten ihr-en Herrn -auf di-öser frohen Reise

. Wieder ein -an'd-eres Bild! Im Jahre 1200 war Graf Berchthold I. erstgeborener Sohn gleichen Namens in die Gefangenschaft des Bischofs Konrad von Freising ge raten. Me das kam, wissen wir nicht. Es ist eben nicht alles -ausgezeichnet worden, was sich in jenen stürmischen Tagen ereign-et hat, und gar vieles -von d-em Geschrie» denen ging im Verlaufe d-er Jahrhunderte verloren. Gs ist wohl -auch gut fo, denn es geschah damals wie h-eute nicht lauter Rühmliches. -Kurz, die Grafen Berchthold und Heinrich

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 13 of 20
Date: 21.06.2002
Physical description: 20
, auf Naheliegendes: Warum schreibst du, Kronbichler, wenn du dich schon mit den Heiligen aus kennst und in meiner Zeitung Bozner Geschichten erzählst war um schreibst du nicht einmal über den Seligen Heinrich von Bozen? Tribus stößt sich daran, dass um diesen Seligen Heinrich so gar kein Aufhebens gemacht werde. Immerhin sei er der Stadtheilige, und keinen Bozner kratzt’s. „Schreib doch!” Es war gewissermaßen eine Dienst anweisung. Als fauler Mensch tat ich das Nächstliegende: Ich be stätigte den Herausgeber

noch einmal der eine und die andere hinzu. Der Heinrichsverehrung läge nicht in Oberrauch-Hand, wäre nicht auch schon die „Unterlage” dazu erarbeitet worden. Georg Ober rauch, theologisch gebildeter „SportIer”-Chef gab vor 15 Jahren ein Büchlein über den Seligen Heinrich von Bozen heraus. Ein Betrachtungsheftchen mehr als eine historische Spurensuche, si cher, und im Zweifelsfall tlie Decke der Geschichte immer ein bisschen nach dem Wunsch des Verehrers streckend, ater hilfreich. Muss ein richtig lieber Kerl gewe sen

sein, dieser Heinrich von Bo zen, den sein Biograf Oberrauch am Heinrichshof um 1250 gebo ren und aufgewachsen sein lässt. Zu belegen vermag diesen Ge burtsort niemand, und der Autor findet schon in seiner Mutter Traudl die erste Skeptikerin, aber macht nichts. In TVeviso, wohin es ihn später verschlagen hatte, wurde er „von Bozen” und „ii te- desco” genannt. „Beate Rico de Bolzan”, so heißt er noch heute: dort. Die Verkörperung des Der 3*üq* Heinrich von Bozen: Statue von Josef Bachlechner in der Grieser

die Glocken von alleine zu läuten angegangen halten. Ein Heiliger musste gestörten sein. Von Wundem wurde terichtet. Lahme, Krüp|x:l und Rachitiker waren Heinrichs Sjiezialität. Die Verehrung für den Stadttettler sei so groß gewesen, dass es der kirch lichen Obrigkeit teinahe nicht ge lungen wäre, den Leichnam für die etzte Seligke Die wenigsten kennen noch die „Acht Bozner Seligkeiten”. Den „Seligen von Bozen.” kennen noch weniger. Letzte Woche war sein Fest: Der Selige Heinrich von Bozen

, ein liebenswürdiger Kontrapunkt auf die Bozner Seligkeiten. Einschätzung (Herausgebern und Chefrekdakteuren muss man im mer Recht geben, denn nur was sie interessiert, ist eine Nachricht) und riet ab. Der Selige Heinrich? Ja, wäre eine Geschichte wert Nur halt leider seien wir zu spät dran. „Heinrich von Bozen, das ist der 10. Juni“, gab ich zu bedenken. TVefFsi- cher und meinen Ruf als Kirchen kalenderspezialist bestätigend. Ich glaubte, ich wäre damit den Auf trag los gewesen. Aber einen Zeitungsmacher

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Der Arbeiter
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Page 11 of 12
Date: 28.09.1913
Physical description: 12
lich darauf gespannt, was eüva weiter folgen würde. % Drei Wochen hindurch geschah nichts. : Zu Anfang der vierten Woche klopfte es wieder an die Türe seines Zimmers und diesmal tvar es ein Mann in Uniform, der zu Besuch kam. 7,, „Kuhlke, Gerichtsvollzieher," stellte er sich vor. W „Sehr erfreut," lächelte Heinrich Gietl. ? «Ich habe den Auftrag, Sie zu pfänden," äußerte Herr Kuhlke etwas barsch. „Zu pfänden? ... Wie macht man das?" gab Heinrich Gietl mit ruhiger Freundlichkeit zurück. I Herr

Kuhlke sah sich um. E Er hatte damit wahrlich nicht allzu lange zu tun und er wandte sich, als er fertig ivar, einigermaßen betroffen an Heinrich Gietl: „Ist das alles?" fragte er, auf die vier alten Möbelstücke deutend. „Alles," beteuerte treuherzig Heinrich Gietl. 4 ? Herr Kuhlke kraute sich verlegen am Ohr. '< „Ja, dann," meinte er gedehnt, „dann nrachen wir schnell das Protokoll." Und Heinrich Gietl tvar aufmerksam genug, ihm feinen wackligen Stuhl anzubieten und zum Abtrock nen des nassen

immerhin ztvanzig Mark gezahlt ha ben würde. Im Grunde war Heinrich Gietl von nun an tief traurig. Kam nicht eine gewisse Oede in sein Dasein, nach dem nun weder die Firma Zubeil u. Hegenleger mehr Mahnbriefe schreiben würde, noch auch fernerhin der Besuch des dicken Herrn Kuhlke zu erwarten war? , Aber der liebe Gott meinte es gut mit Heinrich Gietl und schickte ihm eine Ueberraschung. Ungefähr vierzehn Tage nach seiner erfolglosen Pfändung erhielt Heinrich Gietl von der Firma Zu beil u. Hegenleger

wieder einen Brief. „Lieber Herr," schrieben Zubeil u. Hegenleger, „wenn Sie glauben, daß unsere Mittel Ihnen gegen-, über erschöpft sind, so täuschen Sie sich! Schon in hm nächsten Tagen werden wir, beantragen, daß Ihnen das Gericht, den Offenbarungseid abnimmt. Ver- weigern Sie ihn, dann lassen wir Sie einsperren. Sir haben dann sechs Monate Zeit, in Ruhe darüber nach, zudenken, ob es am Ende nicht doch besser ist, Geigen, die man kauft, auch zu bezahlen." „Wie sonderbar," dachte Heinrich Gietl und halte

vor Ueberraschung einen roten Kops. Ein Offenbarungseid — tvas tvar das? . Ein Freund, der ihn schon des öfteren geleistek hatte, klärte Heinrich Gietl darüber auf: es war das eidliche Bekenntnis des vorhandenen Vermögens. „Und tvenn man ihn nicht schwört, dann —" ■ ; „Wird man eingesperrt," bestätigte der Freund; I „Und wird verpflegt?" l .„Gewiß." l „Und hat es warm?" - - „Jawohl." „Und kann rauchen, lesen, schreiben?" „Alles." „Und alles umsonst?" „Auf Kosten des Gläubigers, der die Hast be antragt

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Unterinntaler Bote
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Page 14 of 20
Date: 22.01.1910
Physical description: 20
193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208—20£ 210—212 213—214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237—238 239 240 241 242 243 18 „Nun, die Ehr' hat sie mir angetan. Sch nimmt mich." Das erstaunte Aufblicken der Eltern belehrte Heinrich darüber, wie wenig sie dies erwartet hatten. „Ich bin kein Hergelaufener," sprach er gereizt. „Und sie kriegt ja einen Lehrer," warf Rosi ahnungslos ein, Willens, den Sohn zu besänftigen

gegeben, obwohl es offen kundig ist, daß du sie nur wegen ihres Geldes nimmst." „Sie weiß ihren Vorteil, ich. den meinen. Sie kommt in die Stadt, sie hat Umgang mit den Äpothekersleuten und dem Bürger meister, kann sich Mägd' halten und . . ." „Das Hab' ich ja gerad' vorhin sagen wollen," wagte die Rosi schüchtern zu bemerken, nachdem sie erst den Giese, dann den Heinrich am Rockzipfel gezupft und vergeblich nach rechts, bald nach links mit den Augen gezwinkert. Heinrich wendete sich der Kommode

zu, wo zwischen zwei bunten Kaffeetassen ein Teller mit einem mächtigen Gugelhopf prangte. Seine Miene sänftigte sich etwas. „Das sieht ja aus wie ein Verlobungskuchen," sagte er, sich erhebend. Die Mutter aber geriet in Verlegenheit. „Ach Gott, diemal nit," stotterte sie. „Den — den Hab' ich gebacken — für den Lenz —" Heinrich blieb wie zu Stein erstarrt stehen. „Für wen?" schrie er, sich ermannend. „Mutter", sagte der Giese, „schau du einmal nach den Mägden, ich Hab' mit dem Heiner zu reden." „Aber —" „Geh

der Giese dumpf. „Ja", rief Heinrich eifrig, „wenn's in der Nachbarstadt ge schehen wär'. Aber weit über dem See, im Bayerischen, eine Tag- rcis' von hier, bei den Blauweißen! Wer sollt's sagen?" „Das ist wahr." „Für Euch rechtschaffene, alte Leut' wär's eine Schand'. Da sieht man, was die Gieses für Leute sind, wird's heißen, und das ganze Torf geht Euch aus b?m Weg. So ein Sohn, der seine alten Eltern in die Grube bringt! Und die Mutter — das werdet Ihr nit wollen, Vater, daß die Bäuerinnen

in der Kirch' von ihr wegrücken — gelobet mir nur, Vater, daß auch Ihr schweigen wollt." Ter Alte stöhnte. Er sank ganz in sich zusammen. „Ich werd' das Unglück von meinem Jüngsten nit in die Welt schreien." „Also Ihr gelobt es?" „Wenn ich einmal etwas gesagt Hab', braucht's kein Gelöbnis." Heinrich wischte sich den Schweiß ab. „Das andere magst mit dem Lenz selber ausmachen," fuhr der Vater fort. „Der Lenz ist gestern freikommen — der Lorenz kommt heut' nachts noch heim — ich hab's nit eh' wollen sagen

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Unterinntaler Bote
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Page 13 of 18
Date: 08.01.1910
Physical description: 18
trockene Moosbüschel und tiefer, mehliger, glitzernder Sand eine geheimnisvolle, lauliche Wärme ans. Ein Kuckuck flog über die Baumwipfel hinweg, sein Ruf verklang in der Ferne, wo es düster rot dämmerte. Christine wandte sich um und blickte Heinrich an, als erwarte sie etwas von ihm. „Ein böser Weg," sagte er zögernd. „Das ist gar kein Weg," erwiderte sie ruhig. „Bückt Euch!" rief sie dann. Ter Alte kroch unter tief hängenden, wirr verschlungenen, süß duftenden Zweigen auf spitzem, lockerem

Gcrölle einen Pfad ent lang, in dessen morastigem Boden seine schweren Schuhe tiefe, nasse Spuren zurückließen. Plötzlich war alle Fernsicht wie abgeschnitten — Heinrich und Christine standen vor einem großen, unbehauenen Stein, um den die Erde festgestampst und trocken schien. „Setzt Euch," sagte sie gleichmütig. „Der Vater wandert noch ein Stückle in den Wald hinein. Aber verhaltet Euch ruhig — von wegen dem Fuchs!" Heinrich betrachtete die „Schwarz'", die furchtlos neben ihm aus den: seltsamen

, „wie der Vater mich vorhin gefragt hat, ob ich Euch nehmen will, oder nit, da war mir's just, als ob ich keinen Willen hält'." „Warum habt Ihr denn ja und nicht nein gesagt?" erkundigte .Heinrich sich mit einem unangenehmen Mischgefühl von Aerger und Neugier — vielleicht hoffte er doch noch etwas zu seinen Gunsten zu hören. „Weil mir's 10 eing'fallen ist," warf sie schnippisch hin, ohne sich zu besinnen. Ein gelindes Grauen überrieselte den Lehrer. Sein zukünftiges Familienglück schien ihm an einem seidenen

Faden zu hängen — an dem Haar eines nichts überlegenden, leichtfertigen Frauenkopfes. Wer hätte das gedacht! Der stolze Ernst dieses Mädchens, wie vertrug er sich mit den soeben geäußerten Worten? Etwas Uner hörtes in dem strengen, schwerfälligen, abwägenden Bauernstände. „Aber -- aber —" stammelte Heinrich. „Gelt, Ihr meint, ich sei ein gar dummes, kopfloses Ding, weil ich so daher red'? Aber ich Handel' nit im Leichtsinn — schon oft haben wir überlegt und überlegt, der Vater und ich, und nachher

ist alles bös' ausg'fallen — und wenn wir gerad' getan haben, was uns eine Stimm' gleich am Anfang eingibt, war's alleweil das Richtige. So mein' ich, daß es Gott's Will' ist. Das übrige, ist Euere Sach'; wenn Ihr mich richtig leitet, so finde ich schon den rechten Weg." „Maidle", sprach Heinrich, indem er sie plötzlich duzte, „Gott hat dir den Verstand gegeben zum Denken - ." „Ter Vater macht's auch so wie ich. Er heißt das eine Ein gebung, oder eine Erleuchtung. Manchmal hockt er halbe Stunden lang

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 6 of 16
Date: 10.08.2004
Physical description: 16
:6.jä S Ü D Er hat sich nicht Bei den Ermittlern im Fall Heinrich Gschleier haben sich zwei Personen gemeldet, die einen Selbstmord des Rittners kategorisch ausschließen. Eine Frau aus Bozen hat den 60 -Jährigen eitlen Tag vor dessen Tod noch gesehen Und ein enger Bekannter des Opfers hat den Behörden eine Spur nach Osteuropa ausgelegt. Tirol Schwere Unfälle mit Paragleitern Gleich drei zum Teil Schwerver letzte haben Abstürze mit Pa ragleitern gestern in Tirol ge fordert. Bei Kossen stießen

ein in Italien ansässiger Serbe, der für ein Frachtunternehmen aus Verona nach Österreich unter wegs w T ar. Der Mann hatte den Lastwagen auf dem Parkplatz der Raststätte „Nogaredo Est“ abgestellt. Als der Fahrer aus dem Rasthaus zurückkehrte, w'ar der LKW verschwenden. Der Mann verständigte darauf hin die Polizei. Von Autuk Ohekhofek S ie w T ar seit vielen Jahren mit Heinrich Gschleier be kannt. Und die FVau ist si cher: „Der Heinrich hat sich nicht umgebracht.“ Nur wenige Tage vor seinem Ver schwinden

am 12. Juli dieses Jah res hatte Heinrich Gschleier, 60, der älteren Frau, die in Bozen w'ohnt, noch einen Besuch abge stattet „Er war völlig normal, überhaupt nicht bedrückt, er war voller Pläne“, so erzählt die Frau. Bevor die Tageszeitung am Samstag exklusiv darüber be richtet hat dass die Staatsan- w'altschaft im Fäll Heinrich Gschleier w'egen des Verdachts des Mordes ermittelt hatte die FVau die Staatspolizei informiert Auch ein enger Bekannter des Verstorbenen - die Leiche von Heinrich Gschleier

war am 26. Juli zwei Kilometer südlich der Pfatt- ner Brücke aus der Etsch gebor gen worden - hat sich in der Zwi schenzeit an die Ermittlungs- behöixlen gewandt Nach Angaben des Mannes war Heinrich Gschlei er zuletzt im Autohandel tätig. Da bei soll der Rittner mit zw’ei Män nern aus Osteuropa zusammenge arbeitet haben. Die Behörden ver suchen nunmehr, diese Männer ausfindig zu machen. So wie seine FVeunde schließen auch die Familienangehörigen einen Suizid kategorisch aus. Andererseits gestalten

. Eine der Ermittlungshypothesen ist die, dass Heinrich Gschleier sich am Etschufer mit irgendjeman dem getroffen haben und von die- sen/r Person/en in diè Etsch ge- schubst worden sein könnte. Auch Heinrich Gschleiers Vergan genheit haben die Ermittler nicht ausgeklammert: In zwei bis heute ungeklärten Mordfällen - Hugo Prossliner und Wolfgang Lindig - tauchte der Namen Gschleiers in den Untersuchungsakten auf Bei de, so glauben die Ermittler, waren Opfer von Abrechnungen im Krimi- neDen-Milieu geworden. Die Er mittler schließen

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Tiroler Post
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Page 18 of 20
Date: 11.11.1904
Physical description: 20
ivie ein Kind, glücklich wie er noch nie gewesen, ver ließ der Notar den Hos, den Bauern in tiefen Gedanken zurücklassend. VII. Heinrich hatte eine Einladung erhalten, um am folgenden Tage, einem Sonntage, gegen Mittag einmal zum Notar Geiner zu kommen. Ter junge Mann hatte das Briefchen erstaunt betrachtet. Er Im russischen Feldlazarett zu Mulden. kannte beit Notar nicht viel mehr als dem Namen nach, und konnte sich nicht erklären, warum dieser ihn zu sprechen wünschte. Heinrich

war in einer glücklichen Stimmung. Des Mittags war Dorus bei ihm gewesen und hatte ihm die erforderliche Summe Mieders mit Frauenstein-Gletscher an der Stubaitalbahn. als der treue alte Knecht eintrat. Dorus hatte nicht geschimpft, er hatte überhaupt nicht viel gesagt, und gerade darum machten seine Worte einen so tiefen Eindruck. „Heinrich, Junge, sei doch vorsichtig. Ter Ulmenbauer ist nicht reich genug, um so etwas zum zweitenmale gut zu machen. Und was müßte dann geschehen?" Heinrich war ganz beschämt, viel mehr

, als wenn .man ihm in heftigen Worten sein Vergehen vorgeworfen hätte. Bewegt hatte er die Hände des treuen Knechtes gedrückt. „Bitten Sie zu Hause für mich um Verzeihung, Torus. Morgen komme ich selbst . . . Sollte Vater mich sehen wollen?" „Komme ruhig, Heinrich. Tein Vater wird dann sehen, daß du Reue fühlst. Das wird ein Trost für ihn sein." Zuni erstenmal seit langen Tagen ivar Heinrich ruhig, nun er von dem quälenden Gedanken befreit war, der Furcht vor der Ent deckung. die ihn wie ein Alp verfolgte. Zwar mußte

er beschämt die Augen Niederschlagen vor seinen Eltern, aber sic würden ihm seinen Leichtsinn verzeihen, und er seinerseits würde seinen Fehler gut zu machen suchen. Ar beiten würde er, kein Ver gnügen noch Erholung sich gestatten, ehe er seine Schuld — eine Ehren schuld — getilgt hätte. Als der junge Manu am folgenden Tage zum Notar kam, sagte dieser: „Heinrich, ich weiß alles, was mit Ihnen ge schehen ist." Heinrich sprang be stürzt auf und stammelte einige unverständliche Worte. „Beruhigen

Sie sich, Heinrich, ich schweige wie das Grab. Betrachten Sie es vielmehr als ein Glück, daß ich es weiß, denn da durch habe ich Ihren guten Vater vor dem schweren Schlage, der ihm drohte, vor dem Verluste des Ulmenhofes, bewahren können." „Aber was ist denn geschehen, Herr Notar?" fragte Heinrich entsetzt. „Ich werde Ihnen alles erzählen, um Ihnen zu zeigen, welche Karton und Malbretter, Skizzenbücher, Paket-Adressen, "WM Notenpapier und Hefte, Parteien-Tafeln, RecltDungen, auct} perforierte, Registratoren

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