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Title A - Z
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Books
Category:
Fiction
Year:
1936
Heinrich von Bozen : Leben und Sterben eines armen Deutschen
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Page 163 of 223
Author: Wibmer-Pedit, Fanny ; / Fanny Wibmer-Pedit
Place: Salzburg [u.a.]
Publisher: Pustet
Physical description: 215 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: p.Heinrich <von Bozen>;f.Belletristische Darstellung
Location mark: II 62.351 ; 269
Intern ID: 145900
ihn im einsamen Hain geborgen sein wie in einer festen Kutte. Am frühen Morgen wecken ihn die Vögel, daß er mit ihnen im stehen Jubelsang des neuen Tages Gott lobe und preise. Dann nimmt er die aufgesparten Restlein des Abends zu sich und wandert wieder der Stadt Zu. Zm kühlen Gedämmer der Sankt-Zohannes-Kirchen beginnt Heinrich diesmal sein Tagewer?, und drau ßen vor der Stadt unter Pinien und Zypressen be endet er's wieder. Es ist nicht ein Tag wie der andere; zuweilen legt sich der Sunger

mit ihm in die grüne Schlaf mulde, Zuweilen teilt Heinrich den Überfluß erbet telter Almosen mit seinen Brüdern und Schwe stern, die minder glücklich gewesen; und manchmal erhält er statt Brot gar böse Worte und üblen Spott, der aber auch plötzlich verstummt ist, wenn Heinrich sagt: „Herr, verzeiht mir armem, unwissendem Mann, baß ich euch Zorn getan, und vergelt es Euch Gott, daß Ihr nicht auch die Hand aufhebt wider mich/' Ein stilles, gütiges, wissendes Lächeln umspielt Heinrichs Züge

, wenn er an der Klosterpforte vom Mater Laurenzius sein Näpflem mit den besten Bissen gefüllt bekommt und einen verschämten, liebevollen Blick dazu, aber kein weiteres Wort mehr seit dem ersten Wiedersehn. And welche Ab bitte liegt in dem stillen Grußblick, den Heinrich vor dem Liebfrauenaltar kniend auffängt, wenn die 11* 163

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Books
Category:
Fiction
Year:
1936
Heinrich von Bozen : Leben und Sterben eines armen Deutschen
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Page 176 of 223
Author: Wibmer-Pedit, Fanny ; / Fanny Wibmer-Pedit
Place: Salzburg [u.a.]
Publisher: Pustet
Physical description: 215 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: p.Heinrich <von Bozen>;f.Belletristische Darstellung
Location mark: II 62.351 ; 269
Intern ID: 145900
Nähe ein Kirchlein stehn, das ihm bisher entgan gen ist. Da will er morgen zeitig früh seines Ge betes Tagwerk beginnen und tagsüber öfter in die Gasse herüberspähen, wie es dem Schneider geht. Der Daumen, fürchtet Heinrich selber, wird ihm schwären; einmal der Kittel, oh, viel jahrelanger Schweiß und Schmutz ist im Geweb versteift, und dann des Schneiders dickes, galliges Blut. Wenn das gut ausgeht — da muß der Herr ein Wunder wirken. — Diese ganze Nacht hindurch betet Hein rich

für des Meisters Peppo wehen Daumen und seine arme Seele. Bis unter die Zypressen her, lang in die stille Nacht hinein, hört er des wilden Schneiders Flüche donnern. Den nächsten Morgen zeitig ist Heinrich schon im kleinen Kirchlein. „O lieber Gott, laß mich sein Engel sein, sein guter Engel, den er nicht sieht und der ihn den noch besänftiget.' Dann späht er durch das Gäßchen; vor des Schneiders Gasiengewölb ist Ruh. Schläft er noch? — Arbeitet er schon wieder? — Am Ende ist er doch nit tot? — Wie eine Katze

um den Kirch hof schleicht Heinrich hin mnd wieder. Am Mittag sieht er den Schneider unterm Torbogen stehen, bleich und fröstelnd und mit verkniffenem Mund. Doch Heinrich wagt es nicht, ihn zu befragen. Er kann von Zorn und Grimm noch so blaß sein; den muß man einmal verebben lassen, nicht Ol ins Feuer gießen. 17S

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Category:
Fiction
Year:
1936
Heinrich von Bozen : Leben und Sterben eines armen Deutschen
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Page 169 of 223
Author: Wibmer-Pedit, Fanny ; / Fanny Wibmer-Pedit
Place: Salzburg [u.a.]
Publisher: Pustet
Physical description: 215 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: p.Heinrich <von Bozen>;f.Belletristische Darstellung
Location mark: II 62.351 ; 269
Intern ID: 145900
Seine Wohnstatt ist noch immer draußen im ZyPressenwÄdchen, wenn auch die kühlen Frost nächte des Winters, der hierzulanb nicht Schnee und Eis bringt, seinen alten, halblahmen Leib bös durchrütteln; er betet sich schon wieder heiß. — An einem Tag, an dem Heinrich wieder an die Klosterpforte kommt, wo sein Laurentius als Armenfrater wirkt, kniet dieser sich auf einmal vor den Vater hin und sagt: „Bruder Rigo, da du mein lieber Vater bist und ich dem Gebote gemäß in unser Kloster nach Venedig

abwandern muß, so bitt ich dich, gesegne mich zum Abschied und verzeih mir meinen Hoch mut, daß ich dich, liebster, bester Vater, so lang verleugnet habe.' Auf das hin schließt Heinrich LaurenZius so innig an sein Herz, als wär dieser wirklich seines BluteS Kind, daß alle Bettelbrüder rings vor Staunen und Rührung sich ganz still verhalten. Dann sagt er: „O Kind, dank Gott der großen Gnade, nun bist du schon so weit, daß du fröhlich vorwärtswandem magst; und wandre bis ans Ende

, wo wir uns wie der in Gottes Hut und Liebe zu treffen hoffen.' An diesem Mittag behaltet Heinrich des Lauren Zius Liebesgabe für sich selber, die er sonst der bessern Bissen wegen gern mit einem Siechen oder Hungrigeren, als er ist, vertauscht. Am der Liebe willen, die ihm Laurenzius heut angetan, fühlt er sich doppelt gestärkt durch dieses Mahl.

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Category:
Fiction
Year:
1936
Heinrich von Bozen : Leben und Sterben eines armen Deutschen
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Page 164 of 223
Author: Wibmer-Pedit, Fanny ; / Fanny Wibmer-Pedit
Place: Salzburg [u.a.]
Publisher: Pustet
Physical description: 215 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: p.Heinrich <von Bozen>;f.Belletristische Darstellung
Location mark: II 62.351 ; 269
Intern ID: 145900
härme Kutte des jungen Sakristans an seinem alten, grauen Kittel vorüberstreicht. „Das ist die Welt, das ist die Zugend; sie meint es gut und ist nicht schlecht. Sie kann nur das Leben mit seiner Richtung bis zum letzten Ziele hin noch nicht verfolgen, weil sie von andern Din gen aufgehalten wird, die ihr wichtig scheinen und nichtig sein.' Den Wandersack hat Heinrich noch immer am Gürtel hangen, denselben Knotenstock umfaßt die Hand, der ihn nach Padua und Assisi begleitet hat; er ist such

jetzt noch seine treue Stütze. So wandert er durch die Gassen von Treviso von einer Kirche zur andern. Man kennt ihn schon, den wun derlichen Alten, wie er mit schweren Wßen und mit nach vorne hingeneigtem Rücken, Gebete flüsternd, still vorüberzieht. An einem glutheißen Tag durchwandert Heinrich die Via Tolpada. Die auf Säulen gestützten, vor gebauten Loggien zur einen Seite erinnern ihn an die deutschen und wällischen Lauben von Bozen. Cr merkt wohl, wie sich alles in den Schatten dieser Wandel gänge drängt

. Am Platz zu machen, schwenkt Hein rich zur andern Häuserreihe hin, die ihre Lauben nur in halber Tiefe vorgebaut und keine Säulen haben, wohl um die enge Gaffe nicht noch mehr zu schmälern.- So geht nun Heinrich in der Mut der Sonne; durch seinen dicken, vom jahrelangen Schweiß und Staub erstarrten Kittel dringt sie nimmer.

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