die Schwester den Arzt sagen, „er ist schwer getroffen, in dem klei neren Zimmer ist es ruhiger! Bitte, Schwester Edwina, helfen Sie uns, halten Sie die Tür offen, damit die Trage hindurch kann!' „Hans Henning, er — er ist es,' wollte sie rufen, aber das Wort blieb ihr im Halse ste cken. Sie hatte ihn gleich erkannt, trotz der Totenblässe, die sein Antlitz bedeckt, das weiße lockige Haar, dieses eingeschnittene Profil konn ten nur Bärenfeld gehören, dem Manne, den sie geliebt, für den ihr Herz noch immer
, ein friedliches Lächeln auf dem hübschen Gesicht. Schwester Edwina drückt ihm die Augen zu und betet ein Vaterunser. Da dringt ein qual voller Laut an ihr Ohr, Hans Henning ist aus der Narkose erwacht. „Wasser!' stammeln seine Lippen. Es ist fast dunkel in dem Raum, nur eine kleine Lampe erhellt ihn. Edwina neigt sich über den Kranken, er kann sie nicht erken nen, die weiße Haube beschattet der Schwester Gesicht. „Hierbleiben, liebe Schwester,' bittet die schwache Stimme Bärenfelds und er um klammert
mit den Fingern die hilfreiche Hand, die ihm den Labetrnnk reicht. Gleich darauf ist er wieder eingeschlafen, allzu groß ist die Ent kräftigung nach dem Blutverlust. „Es ist möglich, daß er am Leben bleibt,' hatte der Arzt gemeint, nachdem er die Kugel aus der Brust entfernt, „wahrscheinlich ist, daß er stirbt, nur die sorgsamste Pflege könnte ihn retten.' — Und sie wird dem wunden Mann zuteil. Es ist Nacht. Hans Henning schläft zum erstenmal ruhiger, auch Edwina ist auf dem Stuhl neben dem Bett leicht
eingenickt, die verhüllende weiße Kopfbedeckung ist zurückgeschoben, das Licht der Nachtlampe fällt auf das Gesicht der Schwe ster. — Zwei große, dunkle Augen ruhen ver wundert auf den schönen Zügen; Hans Henning ist erwacht. Nein, nein, ich träume, denkt er, es ist eine Täuschung; wie sollte die Gräfin Thörner hierherkommen. Der andere Verwun dete ächzt in plötzlich wiederkehrenden Schmerzen, sofort richtet sich die pflichtreue Pflegerin auf und eilt zu ihm. Sogleich bettet sie den Leidenden bequemer
und spricht ihm leise Mut zu, dann will sie sich wieder auf ihren Platz setzen. Hans Henning liegt in seinen Kissen und mit banger Frage sieht er auf die hohe Gestalt im dunkeln Kleide. Sie haben sich wieder erkannt, alles Bittere ist in dieser Stunde aus der Erinnerung gewichen, lange haben sie mit einander gesprochen, sie hat ten sich so viel zu sagen. Und wieder sind Monde verstrichen, noch immer kämpft das kleine Heldenvolk den verzwei felten Kampf. Die Verwundeten kehrten heim. Die Ambulanzen wurden