? Baufällig vom Dache bis zum Keller, die Treppenstu fen ausgetreten, die Fußböden zerrissen, die Steinarchi tekturen an der Fassade und im Innern des Gebäudes abgebröckelt und verwittert, die kunstvollen eisernen und teilweise vergoldeten Türen und Fenstergitter herausge rissen und verschleppt, die schweren Seidenstoffe an den Wänden und aus den Möbeln von der Sonne verbrannt und zerfetzt, die wertvollen Reliquien aus der ruhmrei chen Vergangenheit unserer Kammer in alle Winde zer streut
- und Landesgelder, sowie nicht unbeträchtliche Summen freiwillig gespendeter Not standsgelder kamen in unser Land und in die gänzlich verarmten Bezirke. Bäche und Flüsse wurden reguliert, Eisenbahnen und Straßen rekonstruiert, Sägen und Hüt ten wieder aufgebaut und gegen Wassergefahr geschützt, überschwemmte Felder und Wiesen rekultiviert, überall war rege Tätigkeit zu bemerken und dies brachte Arbeit und Verdienst unter die Leute. Dadurch eröffneten sich' neue Lichtblicke auch für Industrie, Handel und Gewerbe
Stadt, man träumte gerne von der Zeit der Zünfte, in der Kunst, Handel und Gewerbe in höchster Blüte standen und das Handwerk noch seinen goldenen Boden hatte, man war unzufrieden mit den lei tenden Kreisen, die nicht nur keine Hand gerührt, um einen Umschwung herbeizuführen, sondern all diejenigen mit Spott und Hohn überschütteten, die aus eigener Kraft sich helfen wollten und in der Organisation des Genossen schaftswesens die Rückkehr der guten alten Zeit erhofften. Die Bewegung wurde immer
allgemeiner und immer mächtiger, es gährte nicht nur im Gemeinderate, es ru morte auch in der Kammer, man wollte Taten und Er folge sehen und da sich die maßgebenden Faktoren in die neue Ieit nicht finden konnten und dieser Bewegung hart näckigen Widerstand entgegensetzten, wurde der Reform gedanke immer mächtiger und immer populärer und der Ruf nach neuen Männern immer lauter, namentlich aus den Kreisen der Handels- und Gewerbetreibenden. Der Organisationsgedanke war einmal zum Durchdrucke ge kommen
, es kam eine neue Zeit, die Zeit der Renaissance des bürgerlichen Mittelstandes. Ich erinnere nnch noch so gut, als ob es vor ein paar Jahren gewesen wäre, wie ich mich anfangs der 90er Jahre mit noch einem Kammerrate zum damaligen Großindu striellen Paul Welponer begeben habe, um ihn zu bitten, er möge die Führung der Kammer übernehmen.? Herr Welponer erklärte sich dazu bereit, vorausgesetzt, daß wir ihn unterstützen würden und er hat sein Versprechen auch gehalten, denn er wurde