.) Wie es nikotinsreie Zigarren und koffeinfreien Kaffee gibt, so gibt es jetzt auch eine oppositions freie Kammer, die mit den erwähnten Zigarren und dem erwähnten Kaffee das eine gemeinsam hat, nicht eben anregend zu wirken. Alles, was das Land bewegt, hat keinen Widerhall in dieser Kam mer. Von ihr ist der schwere innere Konflikt Ita liens ausgesperrt; sie ist keine Volksvertretung, In dern eine Schaustellung, durch die eine Partei glau ben machen möchte, daß ihr die Interessen des Lan des am Herzen liegen
. Und als die faszistische Partei es wagte, die Stimme eines Volksvertreters aus ewig stumm zu machen, da entwuchs die italienische Kammer ihrer eigenen Mittelmäßigkeit, da wurde sie zum Symbol aller verfassungsmäßigen Rechte des Lan- >des.' Heute aber, wo der Faszismus sie umgeschaf fen hat nach seinem Bilde, wo in ihr nur Leute sitzen, die der Ministerpräsident berufen hat, wo sie der Ausdruck sein soll der faszistischen Legalität und die Gewähr der Dauer des saszistischen Regimes, ist sie zu einer farblosen
der Mehrheit teilzunehmen. Giolitti hat durch sein Organ, die „Stampa", wissen lasten, daß er der Sitzung fern blieb, um nicht bei der saszistischen „Ehrung" des Andenkens Matteottis zugegen zu sein. In der Kammer war aber ein Vertreter der Kommunisten, deren Fraktion durch den Abgeord neten Repessi ihre Unversöhnlichkeit mit dem heu tigen Regime und ihren Entschluß bekannt geben ließ, an den Kammerarbeiten nicht teilzunehmen. Zum Schluß sagte der vielfach unterbrochene Red ner: „Und jetzt könnt
" zu vereinigen. Schließlich steht eine, Schei dung der Rechtsliberalen (Fraktion Salandra) in Regierungstreue und in Oppositionelle im Sinne der Tagesordnung von Livorno bevor. Die Regie rungsmehrheit bestände demnach aus Faszisten und regierungstreuen Rechtsliberalen, die potentielle Opposition innerhalb der Kammer aus Giolitti- anern, Kriegsteilnehmern oder Demokraten und aus den antifaszistischen Rechtsliberalen; die Op position außerhalb der Kammer besteht einerseits aus den Kommunisten, deren Politik
, unter dem Einfluß Moskaus, auf eine Spaltung des Oppo sitionsblocks abzielt und auf den Uebergang zu einer insurrektionellen Taktik, andererseits aus dem Oppositionsblock, dem Maximalisten, Einheits sozialisten, Republikaner, soziale Demokraten, Kle rikale und Linksliberale angehören. Mussolini sagt, er könne ohne die Opposition re gieren; das kann er zahlenmäßig ohne Zweifel. Immerhin muß es ein recht ungemütliches Gefühl sein, in der Kammer eine Eintracht zu haben, die an die Zeit vor dem Sündenfall erinnert