versenden franko F. Ad. Richter 6 Cie., Wien, I. Nibelungeng.4. Unversöhnlich. Roman von E. H. v. Dedenroth. (42 liachdruck »tristen. > (Fortsetzung.) Georg trat ein und während sein Auge sich aus die von Qualen gekrümmte Gestalt des alten Mannes heftete, der kein Erbarmen mit seiner Mutter gehabt, schaute der Kranke die jugendkräftige, männlich schöne Gestalt des Sohnes. Er fühlte es beim Anblick dieser Züge, die das charakteristische Gepräge seines eigenen Antlitzes mit denen der Frau vereinten, deren
Bild Born nie vergessen, daß Georg seines Blutes, die Stimme der Natur ward mächtig laut in ihm, es tönte aus seiner Brust wie ein Ruf, den gekünstelte Zweifel gewalsam zurückhalten: „Mein Sohn!' Georg trat zu dem Kranken, es war ihm, als müsse er den Nacken beugen, aber er vermochte es nicht. „Ich dachte,' sagte er, „wenn ich jemals einen Baterfände, müsse es am Grabe meiner armen Mutter geschehen, da müsse mein alter Großvater mir gebieten, begrüße ihn!' Das Blut stieg dem Kranken in's Antlitz
, bis ich sagen konnte, ich habe gerächt, was mir ge schehen.' — „„Auf dem Sterbebette hat meine arme Mutter eS betheuert, daß ein unseliger Irrthum Dich befangen. Du hast Sie ungehört verdammt, hast an ihr schlim meres verschuldet, als Ellerbeck, Du suchtest Rache für Dich, aber wer sühnte, was ihr geschehen?'' Der Kranke starrte Georg an, sein Antlitz war erdfahl geworden. „Deine Mutter zeugte für ihn' — stöhnte er. „Er galt ihr mehr.' — „„Sie gab nur der Wahrheit die Ehre. Sollte sie einen Flecken
zu verdammen. Die Eifersucht war dem leidenschaftlichen und arg wöhnischen Manne zu einem bittereren Fluche gewor den, als das, was ihm Ellerbeck gethan. Er hatte ein unschuldig Weib verstoßen, verlassen, er hatte einsam gelebt, und jetzt, wo sein Herz dürstete, einen Sohn zu umarmen, streckte dieser nicht die Hände aus. Thränen brachen aus seinen Augen — da warf sich Georg vor ihm nieder und ergriff die welke Hand des alten Mannes. „Verzeihe!' sagte er. „Vergieb mir, aber ich mußte erst horchen
, mir Deine volle zärtliche Zuneigung zu erwer ben, nicht die Hand rühren möchte, bei einer Räch zu helfen, die eine ganze Familie verfolgt.' „Ich werde das nicht mehr von Dir fordern, Georg, und jetzt, wo Du mir versichert, daß der Mann, den ich tödtlich gehaßt, minder schuldig, als ich ge dacht, erbebe ich davor, daß mehr geschehen, als ich gewollt. Es ist nicht meine Schuld — aber vor Wem, Georg — sage mir, ist es wahr, daß Du die Tochter des Präsidenten Ellerbeck liebst?' Georg sprang