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Tiroler Wastl
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Page 5 of 8
Date: 03.12.1916
Physical description: 8
gefunden. Erbtanten werden überhaupt immer älter als andere Menschen, das ist schon einmal so gestiftet. Bechlar's-Seffa hauste in einem zerlatterten Hüttel draußen im Außerfern, ganz zuhinterst drinnen in einem Talwdtkel.. Sie war zeitlebens ledig geblieben und hatte dieses Häuschen geerbt, das sie jetzt vor lauter Sparsamkeit beinahe Zusammensalten ließ. Aber ganz fabelhaft reich sollte sie sein. Man munkelte sie habe so viel Geld, sie wisse selbst nicht einmal wie viel. Daß sie in der Schmerzhaften

Muttergottes-Kapelle eine neue Altardecke spendiert hatte, war tatsächlich wahr. And jetzt wollte sie sogar noch, mehr „zum Guten tun", weil sie das mit dem Weltkriege unaus bleiblich verbundene Wettende tagtäglich erwartete. Ganz anders die „Tropfen-Resi". Diese hielt es immer für das Beste das Geld sich selbst zugute kommen zu lassen. Mit ihrem bürgerlichen Namen hieß sie Theresia Obertückinger, geborene Zangl und bewohnte und bewirtschaftete gemeinsam mit ihrem Manne und ihrer Schwester Zenz

, wurmte die Tropfen-Resi schon ganz ge waltig. Wozu braucht so eine alte Raffel Geld? Essen kann sie's nicht, ansetzen, wie die Weichseln in Schnaps, au chnicht, und zum darauf sitzen allein ist es doch schade. Da hätte die Tropfen-Resi schon eine bessere Verwendung^dafür gehabt. Von der behauptete nämlich Bechlar's-Seffa ihrerseits, daß sie vom Hof fahrtsteufel besessen sei, der auch ganz eine schöne Kund schaft auf der Welt hat. Solche Leute haben meistens mehr

Verwendungsmöglichkeiten, als Geldstücklein in der Tasche. Damit hatte die alte Basl nicht einmal so ganz unrecht. Die zwei „Tropfen-Mädeln" waren iinnrer ein bißchen hoch dran gewesen und seitdem die Resi den Postamtsdiener aus der Stadt, der Bechlar- Seffa ihren Neffen geheiratet hatte, waren sie ganz oben aus. Der Dorfschott nannte die Resi auch nur mehr „Tropfen-Resi die Noble". Der alten Seffa war die Südtiroler Wirtstochter schon von vorne herein viel zu nobel und wie sie zum Hochzeit machen gerne von der Basl Geld gehabt hätten

gegenseitig „derwuzelt". Heute, meinte aber die Tropfen-Resi, der Verstand müsse ihr ganz gewiß still stehen bleiben. Jetzt hatte der Malefiz-Welsche auch noch Krieg erklären müssen, die lötze Bagaschi übereinander eint! llnd wenn dies Lumpengesindel wirklich hereinkommen tät? — Der Resi wurde ganz anders. — Es war ja gar nicht so weit bis zur Grenze, höchstens 6—7 Stun den. — Heiliger Virgilius von Trient und alle Heiligen was ist da zu Mn? Die Welschen täten ihr gewiß altes ruinieren und stehlen

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Tiroler Wastl
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Page 7 of 8
Date: 08.10.1916
Physical description: 8
„anderen Kreisen" stammt, mit scheelen Angen an mtb es gehört eine große Energie sowohl von seiten des Mannes, als auch von seiten der Frau dazu, alte diese Bitternisse geduldig hinzunehmen. Wie viele auf diese Weise geschlossenen Liebesehen haben bald genug schlecht geendet. Wie gesagt, ich bin der festen Mei nung, daß. die Ehen, die auf Vernunft basieren, meist sehr gut ausgehen. Ganz originell antwortete das Mitglied einer der ersten Newyorker Bühnen, Miß Geraldine Mellord

aus dem Volke ganz und gar die meine ist 'und ich der festesten Aeberzeugung bin, daß nur eine Art von Ehe zum reinen und innigen Glück führt: „Die Lkebesehe." Ein Chicagoer^ Rechtsanwalt antwortete folgender maßen auf die Frage: „Ich glaube, daß die Liebes heiraten unter allen Umständen besser, und dauerhafter sind, als die Ehen, die aus anderen Motiven, deren Zahl Legion ist, geschlossen wurden. Bei Liebeshei raten ist das Interesse, daß der Mann und Frau an einander haben, viel größer

in allen Tonarten gepriesen wurde, bald genug schaudernd erkennen, daß auch nicht ein Wort wahr war, und dieser sich als ein ganz gewöhnlicher Mensch entpuppt, der es nicht ver steht, seine junge Frau zu behandeln. Bei Liebeshei raten liegt der Fall natürlich ganz anderes. Da hat man selbst seine Wahl getroffen und Frauenaugen sehen bekanntlich sehr scharf. Deshalb glaube ich, daß die Liebesehen stets die glücklichsten waren und sind." _ Vorsichtig drückt sich ein Geistlicher. Revererld D. O. Smith

, die für einander anfangs nur Achtung hegten, sich besser kennen und wirklich aufrichtig lieben und schätzen lernten. And wie oft ereignete sich der umgekehrte Fall, daß Mann und Frau, die sich zärtlich liebten, die nur aus Liebe heiraten, von Tag zu Tag gleichgültiger wurden und zum Schluß „aus unüberwindlicher Abneigung" auseinandergingen. Der letztere Fall scheint sehr oft vorzukommen. Gerade töne, die anfangs vielleicht nach ganz kurzer Bekannt schaft so enthusiasmiert voneinander waren, sind ein einander

, die nicht zusammen gebracht wurden, die allerbesten sind: „Für mich hat der Gedanke, daß man eine Partie „arrangiert", etwas ganz besonders Abstoßendes. So kalt, so' nüch tern klingt es, wenn man zwei junge Leute „zusam- menbringt", wenn man 'sie wicht frei über sich ver fügen läßt und bedenkt, daß sie, die sich vielleicht gar nichts zu sagen haben, die ganz verschiedene Eharaktere sind und ganz verschiedene Dinge lieben, ein ganzes langes Leben zusammenbleiben müssen, weil dies eini gen alten Tanten

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 17 of 20
Date: 27.04.1912
Physical description: 20
. — „Das ist aber unerhört!" . . . „Noch eine!" . . . „Und so dick wie die ist!" . . . „Wir sind ja sowieso schon zusammengepfercht wie die Schafe," scholl es durcheinander, und wütende Blicke trafen die Alte, deren blühendes Gesicht unter all diesen Blicken ganz blaß geworden war. „Ruhig, ruhig, meine Herrschaften", beschwichtigte der Schaffner, „in diesem Abteil befinden sich nicht mehr Personen, als es das Bahnreglement vorschreibt." Dann wandte er sich an die neue Passagieriu: „Suchen Sie nur Ihre Fahrkarte raus

und hellblondem, in die Stirn gekämmtem Haar, eine Jahrmarktbudenschönheit, den Kopf von oer Schulter emes jungen Mannes neben 'sich, der sie umfaßt hielt und zog die Nase kraus. „Du, das stinkt hier aber," flüsterte sie kichernd ihrem Nachbar ins Ohr. Der nickte, „ich glaube die Alte," lachte er. Ta wurden auch die andern aufmerksam. „Pfui, die Luft hier! Das ist ja rein zum umkommcn," zeterte die magere Person und drückte ihr Taschentuch in die Nase. „Die Luft ist ja mit einemmal ganz verpestet!" rief

Bescheid, und doch lag ein Ausdruck stolzer Freude in ihrem Ton. „Scheren Sie sich doch zum Teufel mit Ihrem Limburger! Meinen Sie, wir wollen stundenlang in diesem Käseduft sitzen," schrie einer hinten aus der Ecke. „Oder mieten Sie sich doch ein Töff-Töff, da sind Sie dann ganz allein und auf ein bißchen Wohlgeruch mehr oder weniger wird es Ihnen ja wohl nicht ankommen," rief ein anderer, und eine Lachsalve folgte diesen Worten. Deschämt und in hilfloser Verlegenheit blickte die alte Frau umher

; aber nirgends ein mitleidiges Auge. Ringsum nur wütende Gesichter, boshafte, spöttische Blicke. Da trat der Schaffner wieder ein. „Herr Schaffner", rief der Dicke, „die Frau da muß aus der nächsten Station raus! Die hat einen alten Limburger im Korb! Riechen Sie bloß mal!" „Wir sind schon seit gestern abends unterwegs und mir ist es von dem langen Fahren sowieso schon ganz übel," klagte das Schau budenfräulein. „Bis Königsberg haben wir noch drei Stunden und bei dieser Hitze stundenlang solche Luft

einzuatmen, wird einem wohl niemand zumuten dürfen." Der Schaffner wandte sich an die Frau. „Einen Limburger haben Sie bei sich, Mutter, in dem Korb da?" Die Alte nickte mit schwimmenden Augen. „Ja, Herrchen, aber bloß einen ganz kleinen. Nicht mal ganz zwei Pfund wiegt er." Wieder ein schallendes Gelächter aus der Ecke her, wo man die Sache jetzt von der humoristischen Seite zu betrachten anfing. „Aber warum nehmen Sie auch so was mit auf die Reise, Mütterchen? Aufessen werden Sie doch einen zwei. Pfund

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Neueste Zeitung
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Page 1 of 4
Date: 28.11.1916
Physical description: 4
Geschäftsverkehr» wie er heutzutage mit England» Serbien» Frankreich, Italien usw. ist, hatte er wahrscheinlich für Bechlar's-Seffa noch keine Zeit gefunden. Erbtanten werden überhaupt immer Äter als andere Menschen, das ist schon einmal so gestiftet. Bechlar's-Seffa hauste in einem zerlatterten Hüttel draußen im Außerfern, ganz zuhinterst drinnen in einem TalvMkel. Sie war zeitlebens ledig geblieben und hatte dieses Häuschen geerbt, das sie jetzt vor lauter Sparsamkeit beinahe zusammensallen ließ. Aber ganz

fabelhaft reich sollte sie sein. Man munkelte sie habe so viel Geld, sie wisse selbst nicht einmal wie viel. Daß sie in der Schmerzhaften Muttergottes-Kapelle eine neue Altardecke spendiert hatte, war tatsächlich wahr. Und jetzt wollte sie sogar noch mehr „zum Guten tun", weil sie das mit dem Weltkriege unaus bleiblich verbundene Weltende tagtäglich erwartete. Ganz anders die „Tropfen-Resi". Diese hielt es immer für das Beste das Geld sich selbst zugute kommen zu lassen. Mit ihrem bürgerlichen Namen

einen kleinen Weinhandel betrieben hätten, wären die Einnahmen recht mager ausgefallen. Daß die Basl ihres Mannes den Geldbeutel gar so fest 'zuhielt, wurmte die Tropfen-Resi schon ganz ge waltig. Wozu braucht so eine alte Raffel Geld? Essen kann sie's nicht, ansetzen, wie die Weichseln in Schnaps, au chnicht, und zum darauf sitzen allein ist es doch schade. Da hätte die Tropfen-Resi schon eine bessere Verwendung dafür gehabt. Von der behauptete nämlich Bechlar's-Seffa ihrerseits, daß sie vom Hof

fahrtsteufel besessen sei, der auch ganz eine schöne Kund» schaft auf der Welt hat. Solche Leute haben meistens mehr Verwendungsmöglichkeiten, als Geldstucklein in der Tasche. Damit hatte die alte Bast nicht einmal so ganz unrecht. Die zwei „Tropfen-Mädeln" waren immer ein bißchen hoch dran gewesen und seitdem die Rest den Postamtsdiener aus der Stadt, der Bechlar- Seffa ihren Neffen geheiratet hatte, waren sie ganz oben ans. Der Dorfschott nannte die Rest auch nur mehr „Tropfen-Resi die Noble". Der alten

Weiberleuten den Brenner erschaffen hatte, wie man zwischen zwei stechende Kühe im Stall eine Wand zimmert, sonst hätten sie sich sicher eines schonen Tages vor Zorn gegenseitig „derwnzelt". Heute, meinte aber die Tropfen-Resi, ber Verstand müsse ihr ganz gewiß still stehen bleiben. Jetzt hatte der Malefiz-Welsche auch noch Krieg erklären müssen, die lötze Bagaschi übereinander eini l Und wenn dies Lumpengesindel wirklich hereinkommey tät? — Dler Rest wurde ganz anders. — Es war ja gar nicht so weit

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Tiroler Wastl
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Page 2 of 8
Date: 13.07.1918
Physical description: 8
Seite 2 „Der Widerhall" Nr. 961 Liebeszauber.' Einst, dann und jetzt. i. Liebeszauber einst es gab Im Alter der Antike — Doch diese Zeit liegt längst im Grab Und heut' regiert die Tücke. — Dereinst, da nahm zum Weibe sich Die Jungfrau man, die zücht'ge. Der Mann sagte sich innerlich Das ist für mich die Richt'ge. Die Schönheit und die Keuschheit war Dereinst der Reiz des Weibes Dem Mann genügte ganz und gar Die Herrlichkeit des Leibes. Zufrieden war der Bräutigam War sie nur fesch und sauber

Und nur die Mitgift seiner Maid War für ihn „Liebeszauber". III. Und heute ist die Liebe längst Ganz anders noch als früher. Er sagt: „Auch wenn du dich erhängst Mit girrendem Gewieher — Ich Heirat dich ja trotzdem nicht Wirf aus nur deine Angel, Ich pfeif' aufs Geld, aufs schön' Gesicht (Das macht der Männermangel) Willst du, daß ich zu meiner Frau Dich dummes Weib erhebe Brauchst du 'nen ganzen Futter-Bau, Damit ich reichlich lebe. — Ter schönen Kriegsgewinnerin Rcbeka Preiseschrauber Gibt er für Mehl und Brot

sich hin. Das ist heut': „Liebeszauber". » Herbert William Herzog, Wien. Die wahre Liebe ist dies nicht! Wucher oder Ernährungswohltat? Die schwere Kriegszeit und der immer lebhafter zutage tre tende Mangel an Lebensmitteln haben ganz eigenartige Verhältnisse geschaffen. Um des lieben Magens willen werden für Genußmittel aller Art von den Käufern oft riesig hohe Preise angeboten und der Verkäufer ist dann noch der Ansicht, daß er dem begehrlichen Preisübcrbieter eine ganz besondere Wohltat erwiesen

das zu bieten, was selbe zum n o t w e n d i g st e n Unterhalt benötigen — ist es da zu verwundern, wenn die Leute auf eigene Faust Ernährungs amt spielen und jeder einzelne sich denkt: mein Magen liegt mir halt doch a m n ä ch st e n! da nur meist im Tauschhandel, das Ei zu 1 Krone oder auch mehr. Man weiß dies maßgebenden Ortes auch selbst ganz gut — aber Eier herbeischaffen kann sich nur jeder Einzelne, der eben seine Verbin dungen hat. Fleisch ist in Gastwirtschaften in Hülle und Fülle

und jeder seine eigenen Wege geht — zum Schaden der Allgemeinheit und d?s Staates selbst! Eier sind an den städtischen Markthallen mit 70 Heller das Stück notl^^Me "^auW'sst w?sß,sdaß wFde^^ieL^tdeseiMyfst^c noch der Stadtmagistrat zu diesem Preise auch nur ein (£i berstellen kann. Die Bauern verkaufen an ganz bevorzugte Hamsterer — und Zigaretten sind sonst nur in Trafiken und durch langes An stehen zu erreichen. Dennoch gibt es Gastwirtschaften, in denen Gälte noch Glimmstengel bekommen, allerdings

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Tiroler Wastl
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Page 3 of 16
Date: 26.06.1910
Physical description: 16
warum der Bursch zuerst zu mir und dann erst zur Polizei gegangen ist. Tie Antwort daraus kann der Herr Staatsanwalt Dr. Moll jetzt aus der bisher ge machten Schilderung herauslesen und sie lautet ganz kurz zusammen gsaßt dahin: daß die Leut zu den Ge richten das beste Vertrauen aus Recht und Gerechtigkeit verloren haben, sobald es gegen die Pfaffen geht, und man kann ihnen leider net ganz Unrecht geben, wenn man z. B. bedenkt, daß von den Pradler K'nabenräu- bern noch kein einziger

zur die im vorliegenden Fall ganz zweifellos geboten ge wesen war, weil es sich um eine Art Vergewaltigung eines Wehrlosen durch einen dem privilegiertesten Stande Angehörigen gehandelt hat, scheint mir auch daraus ersichtlich geworden zu sein, daß zur Vorerhe bung des Falles 4 Zivilwachleute haben ausrücken müs sen, eine Rücksicht, die sonst solchen Uebeltätern ge- Die polizeiliche Gausdurcbfi ist in ihrer Gänze für das Verhalten der Geistlichkeit gegenüber der Exekutivgewalt des Staates so bezeich nend

von schlechten Men schen verfolgt wird. Der Bursch hat sich aber, wer weiß wie sehr zu seinem Glück, von der Ähnlichkeit des Schuldlosen mit dem Schuldigen net irre machen lassen, und so ist der Verdacht alsobald ganz fest auf den Ge suchten gfallen. Bedenkt man das und erwägt man dabei, daß der Sünder sich trotzdem über zwei Stun den hat versteckt halten können, wird man den Gedanken net los, daß es den Patern, die doch alle Räume des Klosters genau kennen und drum den Bösewicht mit vereinten Kicksten

, und es ist vom Anotonius no alleweil nix zu sehen gewesen, bis er endlich einem findigen Polizeimann aus einer Rum pelkammer oder so was ins Garn gelaufen ist. Das lange ganz vergebliche Suchen wird schließlich auch- noch dadurch in ein merkwürdiges Licht gerückt, daß der Pförtner sich absolut net daran erinnern.gewollt hat, mit dem Gesuchten beim Hinauslassen des Hand- werksburschcn gesprochen zu haben, was dieser beim ungeduldigen Warten auf das Aufsperren der Kloster pforte doch mit eigenen Augen gsehen

hat. Aus dem allen geht hervor, daß die Patres den Exekutivorga nen, zu allermindest, net mit der gleichen gefälligen Rücksicht entgegen gekommen sind wie diese ihnen, was sich die Behörde für ein anderesmal merken sollen, ganz besonders aber der milde Herr Moll.

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 1 of 12
Date: 12.12.1919
Physical description: 12
sie solche Käufe an. Und jedermann er zählen sie, es gebe bei der allgemeinen Un sicherheit jetzt keine bessere Kapitalsanlage, als Lire zu kaufen und sich in den Kasten ein zutun. Das ist aber grundfalsch. Die Lire ist alles andere als ein sicheres Geld, sie wird bei uns ganz gewaltig überwertet, und wer zum jetzi- en Kurse Lire kauft, der kann fast sicher sein, aß er dabei verlieren wird. Zunächst wird in anderen Ländern die Lire viel ungünstiger bewertet als bei uns. Das gilt besonders bei den sogenannten

„Neu ralen". d. h. denjenigen, die nicht am Kriege teilgenommen haben und deren Geldwesen daher nicht so sehr außer Rand und Band geraten ist. Als wichtigster Geldmarkt in den neuralen Staaten gilt zurzeit die Schweiz. Vordem Kriege stand die Lire mit dem Schweizer Franken so ungefähr gleich, d.. h. für 100 Lire erhielt man 100 Franken. Schon während des Krieges ist die Lire ganz erheb lich gesunken, was freilich beim Gelde der meisten kriegführenden Staaten der Fall war. Aber auch nach dem Kriege

und besonders in letzter Zeit hat der Kurssturz der Lire in der Schwei« angehalten. Zahlte man zu Ende Juli 1919 noch 64 Schweizer Franken für 160 Lire, so waren es Ende August nur noch 59, zu Ende September 58, zu Ende Oktober 53 und jetzt, im November nicht einmal mehr 50 Fran ken. Das ist doch ganz gewiß keine Entwick lung, die ein besonderes Vertrauen der neu tralen Staaten in die Lire erkennen läßt, und tatsächlich ist für ein solches Vertrauen auch kein Grund vorhanden.. Der Geldkurs eines Landes

Teufel in Europa, der bei allen und dem keiner gern was borgte. Nur ganz allmählich hat sich das etwas ge bessert. man kann wahrhaftig sagen heller- weise, denn was die italienische Valuta stützte, waren in erster Linie die Spargroschen, welche die fleißigen und nüchternen italienischen Arbeiter im Auslande in ihr Vaterland sandten. Nach dem Beginn des Weltkrieges machte Italien ein paar Monate hindurch glänzende Geschäfte mit beiden kriegführen den Parteien, und seine Geldverhältnisse waren demgemäß

günstig, bis es die Finger nicht mehr davon lassen konnte und am Kriege gegen seine bisherigen Verbündeten teilnahm. Seither find Italiens Geldverhält- niste mit Riesenschritten bergab gegangen. Es hat im Kriege Schulden über Schulden gehäuft. Aber, während selbst die gewiß nicht reiche österreichisch-ungarische Doppel monarchie fast alle ihre Kriegsschulden im Inland unterzubringen vermochte, hat Italien ganz überwiegend im Ausland, insbesonders in England und Amerika geborgt

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Sterne und Blumen
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Page 3 of 16
Date: 28.06.1914
Physical description: 16
- 203 „Ich sage am Sonntag dem Nando nicht, daß sein Vater ganz und gar fort ist; es ist besser, man wartet noch ein wenig. Martha beeilte sich, alle Spuren zu verwischen, welche an den flüchtigen Besuch des Kindes erinnern konnten. Als Helene sah, wie sie den Stuhl und das Kissen wegtrug, deren sich Nando im Speisesaal bedient hatte, sagte sie: „Latz dies nur stehen, es geniert ja nicht.". „Aber er kommt ja doch auf keinen Fall heute zum Mittagstisch?" „Warum denn nicht?" erwiderte die junge

sie denn, den Kleinen wieder anzukleiden, da er die Nacht bei ihr zubringen solle; am nächsten Morgen werde sie ihn sodann wieder her bringen. Nando war entzückt. Die Vorsteherin zog die Stirne in Falten und erklärte, es sei ganz unvernünftig: trotzdem widersetzte sie sich nicht. Nando hustete unterwegs einmal und Helene fühlte einen Stich im Herzen. Wenn er sich erkältete? Es wehte ein rauher Wind, wie dies im Mai nach einem heißen Nachmittag gar oft der Fall zu sein pflegt, und sie selbst zitterte vor Frost

. Nando saß neben ihr und hielt die Augen auf die Laternen des Wagens gerichtet; sie nahm ihn auf den Schoß und drückte ihn mit ganz neuen, eigentümlichen Gefühlen an sich. Das Kind befreite sein Köpfchen und suchte ihr ins Gesicht zu schauen; dies war aber bei der Dunkelheit nicht möglich und seufzend wandte es sich ab. „Was ist dir? Tut dir etwas weh?" fragte sie besorgt. Er schüttelte den Kopf. „Nicht wahr, der Papa ist schon fort?" „Er kommt aber bald wieder." „Nein, gar nicht bald

war nicht so rasch fertig, denn der -Löffel war zu schwer, und Helene entschied sich daher, ihm zu essen zu geben. „Warum liest Onkel die Zeitung?" fragte er leise und ganz erstaunt. „Er liest immer bei Tisch, weil er mit niemand plaudern kann", erwiderte Helene sowohl für ihren Mann als für das Kind. Sie war so sehr daran gewohnt, baß sie sich noch nie darüber geärgert hatte; jetzt fiel es ihr auf einmal ein, daß auch hierin eine Beleidigung für sie lag. „Aber er kann ja mit uns plaudern." Leo hörte natürlich

die Unterhaltung und antwortete, indem er die Zeitung zusammenlegte: „Gewiß, mein Kind, du hast ganz recht." Dann wandte er sich zu seiner Frau und sagte: „Ich bitte um Verzeihung." „O, ich bin ja daran gewöhnt", erwiderte sie kalt. Das Kind beobachtete sie ganz besorgt. „Es ist deine Schuld, du hast mich verwöhnt", sagte ihr Mann und legte seine Hand auf die ihre. Sie errötete bei dem zärtlichen Ton und fühlte sich schuldig, ohne zu wissen, warum. Es kam ihr vor, als ver kenne sie seit langer Zeit schon

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Newspapers & Magazines
Tiroler Wastl
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Page 5 of 8
Date: 30.04.1916
Physical description: 8
anstatt ins Antlitz eines Freun des in die Stube eines Rachbars flog und durch das verschlossene Fenster eine zwar unwillkommene, wenn auch sehr heilsame Lüftung erfolgte und dergleichen mehr. In den letzten Monaten trat aber die Redensart vom Kreuz, das auf der Welt gar so oft zu finden sei, beim Seppel ganz erschreckend häufig auf uud auch a.us seinem sonstigen Benehmen mußte man annehmen, daß der Entschluß, aus der Haut zu fahren, täglich der Verwirklichung mit Riesenschritten näher trat. Die ganze

und da hatte es einen ganz gewaltigen Hacken: Der Göt war -ein Geizhals und ein verknöcherter Junggeselle dazu, der von den Wei berleuten überhaupt nichts wissen wollte. Höchstens eine reiche Frau hätte er sich vielleicht gefallen lassen., die ein schönes Stück Geld mitbrächte, wie etwa die Wirts-Anna. Und deshalb war der Seppl gar so süchtig. Es war einfach nichts zu machen mit dem Göten. Für ihn gab es nur zwei Dinge: Geld und Ehre. So war er schon seit 30 Jahren Gemeindevorstand, hatte in der Kirche ein Fenster

gestiftet u. dgl. iw, anderseits suchte er überall Geld hereinzubringen. So behauptete man, er sei vor lauter Geiz nicht zürn heiraten gekommen; andere aber glaubten, weil zum Heiraten immer zwei gehören, das er wohl einmal eine Nummer 2 gefunden hätte, aber diese habe schon eine Nummer l gehabt und da wäre die Geschichte für den Lut schief gegangen und er hätte alle Weiber verflucht lind zun: Teufel ge wünscht. Und letztere Ansicht hatte manches für sich. Der Lut war ein ganz grimmiger Weiberfeind

und zugleich hatte er vor dem Teufel einen Morzrespekt. Zwar nur ganz heimlich, das durfte beileib niemand wissen; denn der Lut gehörte zu den Gescheitesten im Dorfe. Wenn man von Geistern erzählte, dann hatte er dafür nur ein überlegenes Lächeln, aber so ganz im Stillen hatte er selbst schon mehr als einmal Dinge erlebt, welche nicht natürlicherweise zugegangen sein konnten und bei den alten Mauertrümmern, droben im Walde, wo vor Zeiten ein Schloß gestanden sein soll, hat er mit seinen eigenen Augen

einmal ein Licht hin und her gehen sehen. Und daher wußte er auch ganz gewiß, daß die Geschichte von: Schatz, der da droben alle 100 Jahre blüht, wahr sei, aber eingestanden hätte er dies nicht einmal dem Beichtvater. Nur dem Seppel hatte er es einmal in einer schwachen Stunde erzählt, aber nachher hatte eS ihn gleich wieder gereut, soviel er Haare am Kopfe hatte, und damals hatte der Lut noch etliche mehr als heute. Aber wie gesagt, sonst ist er hinter seiner Zeit nicht zurück, insbesondere

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Tiroler Wastl
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Page 5 of 16
Date: 10.04.1910
Physical description: 16
nehmen sollten, daß konnte und wollte er nicht recht glauben. Er sollte aber bald eines Besseren belehrt werden. Ter,Geklagte bestreitet Mar, daß er es sei, der dieses Gerücht ausgesprengt hat. „Aber", meint er ganz ernsthast und naiv, „daß die Schmied-Liesl ein Gschrattelmensch ist, ist bekannt. Mir könnt's nicht einsallen, sie in den Dienst zu nehmen!" Und der Zeuge Pelzbauer weiß auch«, daß die Liesl ecu Gschrat- telmensch und vom Teufel besessen ist. Er hat beim Fenster

, denn wenn wir an menschlichen Geschöpfen christka tholischer Verblödung auch wahrlich köan Mangel haben, gibts in ganz Tirol ganz gewiß koan Hof und noch viel weniger an geschlossenen Ort, wo so was wär, und darum werden die immergrünen Steiermärker schon erlauben müssen, daß wir ihnen den gewissen Revolver, mit dem dessen rechtmäßiger Inhaber jeden dümmeren ungestraft niederschießen darf, hiemit feierlich abtreten, mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß wir vor dem wirklich gerechten Richter, der das freisprechende Urteil

gefällt und damit die Pfaffen verurteilt hat, alle .Hochachtung haben. Der letzte „UlaTtl“ bat den lefuwütericben ro gründlich die Rede verschlagen. daß sie sich dagegen mit köan Wörtl zur Wehr zu setzen getraut haben, und zwar weder in den „Stim men" noch im „Anzeiger". Das kann in Anbetracht dessen, daß ihnen unter Anführung ganz bestimmter Tatsachen kein geringeres Verbrechen als das eines qua lifizierten Menschenraubes vorgeworfen worden ist, kaum anders als ein stummes Geständnis ausgelegt

, und so viel Gulden sind notwendig, um den Buben 8 Jahre Gymnasium und nachher 4 Jahre die Universität besuchen zu lassen, damit er dann, ganz wie er will, entweder an ordentlicher Geist licher oder sonst was werden kann. Die Forderung ist bei der Armut der Eltern und der Bresthaftigkeit der Schwester des geraubten Buben ebenso billig als gerecht, und drum wird voll ihr net lugg glassen wer den, bis sie bei Heller und Pfennig erfüllt ist, und gsagt ist bei mir so viel wie gschworen. Die Schweizer

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Neueste Zeitung
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Page 1 of 4
Date: 27.04.1916
Physical description: 4
zürn Wein gekommen, nur hin und wieder, wenn rhu Fot gerade arrf einem Kirschbaume fand, dessen u? c zum Verkaufe bestimmt waren oder wenn rm ^ em Schneesall arrstatt ins Antlitz eines Freun- Stube eines Nachbars flog und durch das ^ sßne Fenster eine zwar unwillkommene, wenn auch sehr heilsame Lüftung erfolgte und dergleichen mehr. In den letzten Monaten trat aber die Redensart vom Kreuz, das auf der Welt gar so oft zu finden sei, beim Seppel ganz erschreckend häufig

auch nicht viel, aber er war der einzige Erbe von des Göten Haus Und Hof. Da würde schließlich auch nicht alles fehlen. Aber jetzt kommt das dritte und da hatte es einen ganz gewaltigen Hacken: Der Göt war ein Geizhals und ein verknöcherter Junggeselle dazu, der von den Wei berleuten überhaupt nichts wissen wollte. Höchstens eine reiche Frau hätte er sich vielleicht gefallen lassen,, die ein schönes Stück Geld mitbrächte, wie etwa die Wirts-Anna. Und deshalb war der Seppl gar so süchtig. Es war einfach nichts zu machen mit dem Güten

verflucht und zum Teufel ge wünscht. Und letztere Ansicht hatte manches für sich. Der Lut war ein ganz grimmiger Weiberfeind und zugleich hatte er vor dem Teufel einen Morzrespekt. Zwar nur ganz heimlich, das durfte beileib niemand wissen; denn der Lut gehörte zu den Gescheitesten im Dorfe. Wenn man von Geistern erzählte, dann hatte er dafür nur ein überlegenes Lächeln, aber so ganz im Stillen hatte er selbst schon mehr als einmal Dinge erlebt, welche, nicht natürlicherweise zugegangen sein konnten

und bei den alten Mauertrümmern, droben im Walde, wo vor Zeiten ein Schloß gestanden fein soll, hat er mit seinen eigenen Augen einmal ein Licht hin und her gehen sehen. Und daher wußte er auch ganz gewiß, daß die Geschichte vom Schatz, der da droben alle 100 Jahre blüht, wahr sei, aber eingestanden hätte er dies nicht einmal dein Beichtvater. Nur dem Seppel hatte er es einmal in einer schwachen Stunde erzählt, aber nachher hatte es ihn gleich wieder gereut, soviel er Haare am Kopfe hatte, und damals

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Tiroler Post
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Page 19 of 24
Date: 26.06.1914
Physical description: 24
Saft eOtt» *| Extra-Ausgabe. Ält Alt f<txnt Zustellung! K’Ir» Ausland &*r- 203 — „Jch sage am Sonntag Lein Nando nicht, daß sein Vater ganz und gar fort ist; es ist besser, man wartet noch ein wenig. Martha beeilte sich, alle Spuren zu verwischen, welche an den flüchtigen Besuch des Kindes erinnern konnten. Als Helene sah, wie sie den Stuhl und das Killen wegtrug, deren sich Nando im Speisesaal bedient hatte, sagte sie: „Laß dies nur stehen, es geniert ja nicht." „Aber er kommt

, wenn sie allein nach Hause käme. So befahl sie denn, den Kleinen wieder anzukleiden, da -er die Nacht bei ihr zubringen solle; am nächsten Morgen werde sie ihn sodann wieder her bringen. Nando war entzückt. Die Vorsteherin zog die Stirne in Falten und erklärte, es sei ganz unvernünftig; trotzdem widersetzte sie sich nicht. Nando hustete unterwegs einmal und Helene fühlte einen Stich im Herzen. Wenn er sich erkältete? Es wehte ein rauher Wind, wie dies im Mai nach einem heißen Nachmittag gar oft der Fall

zu sein pflegt, und sie selbst zitterte vor Frost. Nando saß neben ihr und hielt die Augen auf die Laternen des Wagens gerichtet; sie nahm ihn auf den Schoß und drückte ihn mit ganz neuen, eigentümlichen Gefühlen an sich. Das Kind befreite sein Köpfchen und suchte ihr ins Gesicht zu schauen; dies war aber bei der Dunkelheit nicht möglich und seufzend wandte es sich ab. „Was ist dir? Tut dir etwas weh?" fragte sie besorgt. Er schüttelte den Kopf. „Nicht wahr, der Papa ist schon fort?" „Er kommt aber bald

hatte, sofort entfaltete. Nando war nicht so rasch fertig, denn der Löffel war zu schwer, und Helene entschied sich daher, ihm zu essen zu geben. „Warum liest Onkel die Zeitung?" fragte er leise und ganz erstaunt. „Er liest -immer bei Tisch, weil er mit niemand plaudern kann", erwiderte Helene sowohl für ihren Mann als für das Kind. Sie war so sehr daran gewohnt, daß sie sich noch nie darüber geärgert hatte; jetzt fiel es ihr auf einmal ein, daß auch hierin eine Beleidigung für sie lag

. „Aber er kann ja mit uns plaudern." Leo hörte natürlich die Unterhaltung und antwortete, indem er die Zeitung zusammenlegte: „Gewiß, mein Kind, du hast ganz recht." Dann wandte er sich zu seiner Frau und sagte: „Ich bitte um Verzeihung." „O, ich bin ja daran gewöhnt", erwiderte sie kalt. Das Kind beobachtete sie ganz besorgt. „Es -ist deine Schuld, du hast mich verwöhnt", sagte ihr Mann und legte seine Hand auf die ihre. Sie errötete bei dem zärtlichen Ton und fühlte sich schuldig, ohne zu wissen, warum. Es kam

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Außferner Zeitung
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Page 19 of 24
Date: 28.06.1914
Physical description: 24
-- 203 —- „Ich sage am Sonntag bem Nando nicht, daß sein Vater- ganz und gar fort ist; es ist besser, man wartet noch ein wenig. Martha beeilte sich, alle Spuren zu verwischen, welche an den flüchtigen Besuch des Kindes erinnern konnten. Als Helene sah, wie -sie den Stuhl und das Kissen wegtrug, deren sich Nando im Speisesaal bedient hatte, sagte sie: „Laß dies nur stehen, cs geniert ja nicht." „Aber er kommt ja doch auf keinen Fall heute zum Mittagstisch?" „Warum denn nicht?" erwiderte

sie denn, den Kleinen wieder anzukleiden, da er die Nacht bei ihr zubringen solle; am nächsten Morgen werde sie ihn sodann wieder her bringen. Nando war entzückt. Die Vorsteherin zog die Stirne in Falten und erklärte, es sei ganz unvernünftig; trotzdem widcrsetzte sie sich nicht. Nando hustete unterwegs einmal und Helene fühlte einen Stich im Herzen. Wenn er sich erkältete? Es wehte ein rauher Wind, wie dies im Mai nach einem heißen Nachmittag gar oft der Fall zu sein pflegt, und sie selbst zitterte vor Frost

. Nando saß neben ihr und hielt die Augen auf die Laternen des Wagens gerichtet; sie nahm ihn auf den Schoß und drückte ihn mit ganz neuen, eigentümlichen Gefühlen an sich. Das Kind befreite sein Köpfchen und suchte ihr ins Gesicht zu schauen; dies war aber bei der Dunkelheit nicht möglich und seufzend wandte es sich ab. „Was ist dir? Tut dir etwas weh?" fragte sie besorgt. Er schüttelte den Kopf. „Nicht wahr, der Papa ist schon fort?" „Er kommt aber bald wieder." „Nein, gar nicht bald

war nicht so rasch fertig, denn der Löffel war zu schwer, und Helene entschied sich daher, ihm zu essen zu geben. „Warum liest Onkel die Zeitung?" fragte er leise und ganz erstaunt. „Er liest immer bei Tisch, weil er mit niemand plaudern kann", erwiderte Helene sowohl für ihren Mann als für das Kind. Sie war so sehr daran gewohnt, daß sie sich noch nie darüber geärgert hatte; jetzt fiel es ihr auf einmal ein, daß auch hierin eine Beleidigung für sie lag. „Aber er kann ja mit uns plaudern." Leo hörte natürlich

die Unterhaltung und antwortete, indem er die Zeitung zusammenlegte: . „Gewiß, mein Kind, du hast ganz recht." Dann wandte er sich zu seiner Frau und sagte: „Ich bitte um Verzeihupg." „O, ich bin ja daran gewöhnt", erwiderte sie kalt. Das Kind beobachtete sie ganz besorgt. „Es ist deine Schuld, du hast mich verwöhnt", sagte ihr Mann und legte seine Hand auf die ihre. Sie errötete bei dem zärtlichen Ton und fühlte sich schuldig, ohne zu wissen, warum. Es kam ihr vor, als ver kenne sie seit langer Zeit schon

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Lienzer Nachrichten
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Page 3 of 16
Date: 01.07.1914
Physical description: 16
n Ob 203 „Ich sage am Sonntag dem Nando nicht, daß sein Vater ganz und gar fort ist; es ist besser, man wartet noch ein wenig. Martha beeilte sich, alle Spuren zu verwischen, welche an den flüchtigen Besuch des Kindes erinnern konnten. Als Helene sah, 'wie sie den Stuhl und das Kissen wegtrug, deren sich Nando im Speisesaal bedient hatte, sagte sie: „Latz dies nur stehen, es geniert ja nicht." „Aber er kommt ja doch auf keinen Fall heute zum Mittagstisch?" „Warum denn nicht?" erwiderte

sie denn, den Kleinen wieder anzukleiden, da er die Nacht bei ihr zubringen solle; am nächsten Morgen werde sie ihn sodann wieder her bringen. Nando war entzückt. Die Vorsteherin zog die Stirne in Falten und erklärte, es sei ganz unvernünftig; trotzdem widersetzte sie sich nicht. Nando hustete unterwegs einmal und Helene fühlte einen Stich im Herzen. Wenn er sich erkältete? Es wehte ein rauher Wind, wie dies im Mai nach einem heißen Nachmittag gar oft der Fall zu sein pflegt, und sie selbst zitterte vor Frost

. Nando saß neben ihr und hielt die Augen auf die Laternen des Wagens gerichtet; sie nahm ihn auf den Schoß und drückte ihn mit ganz neuen, eigentümlichen Gefühlen an sich. Das Kind befreite sein Köpfchen und suchte ihr ins Gesicht zu schauen; dies war aber bei der Dunkelheit nicht möglich und seufzend wandte es sich ab. „Was ist dir? Tut dir etwas weh?" fragte sie besorgt. Er schüttelte den Kopf. „Nicht wahr, der Papa ist schon fort?" „Er kommt aber bald wieder." „Nein, gar nicht bald

war nicht so rasch fertig, denn der Löffel war zu schwer, und Helene entschied sich daher, ihm zu essen zu geben. „Warum liest Onkel die Zeitung?" fragte er leise und ganz erstaunt. „Er liest immer bei Tisch, weil er mit niemand plaudern kann", erwiderte Helene sowohl' für ihren Mann als für das Kind. Sie war so sehr daran gewohnt, daß sie sich noch nie darüber geärgert hatte; jetzt fiel es ihr auf einmal ein, daß auch hierin eine Beleidigung für sie lag. „Aber er kann ja mit uns plaudern." Leo hörte natürlich

die Unterhaltung und antwortete, indem er die Zeitung zusammenlegte: „Gewiß, mein Kind, du hast ganz recht." Dann wandte er sich zu seiner Frau und sagte: „Ich bitte um Verzeihung." „O, ich bin ja daran gewöhnt", erwiderte sie kalt. Das Kind beobachtete sie ganz besorgt. „Es ist deine Schuld, du hast mich verwöhnt", sagte ihr Mann und legte seine Hand auf die ihre. Sie errötete bei dem zärtlichen Ton und fühlte sich schuldig, ohne zu wissen, warum. Es kam ihr vor, als ver kenne sie seit langer Zeit schon

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 16
Date: 15.07.1917
Physical description: 16
: „O Papa, ich sage gewiß nichts mehr von dem Hachelstuhl; aber sprich doch keine solchen abscheu lichen Worte mehr aus. Tie ehrwürdige Schwe ster Hyacintha hat erst jüngst gesagt, so etwas sei sündhaft und beleidige den lieben Gott recht sehr." — „Laß mich in Ruhe mit deiner ehrwür digen Hyacintha und den andern Klosterkahen", zeterte der dicke Herr spinngiftig: „ich frage den blauen Teufel nach ihren frommen Sprüchen; durch die wird meiit Rock nicht ganz." Das Kind evchrack noch mehr, erhob

befindliche Bänklein nieder und begann mit einfaltvoller Andacht zu beten: „Göttlicher Heiland, wie danke ich dir, daß du den Knaben desWeges dahergeführt hast! Mache nur, daß seine Arbeit recht gut aus fällt ; dann wird Papa wieder zufrieden und ver gnügt sein. Um was ich dich aber um deiner hei ligen fünf Wunden willen ganz besonders bitte, ist das: Gib doch, o lieber Jesus, daß der Papa die schlimmsten Worte nicht mehr ausspricht, die dir mißfallen; gib, daß er sie ganz vergißt und daß sie ihm gar

unser, der du bist, in dem Himmel" usw.- Während das gute Kind in seiner Unschuld und Einfalt also betete, nahm der Toni im Ge hölze das große Werk der Kleiderreparatur vor. Auch er schickte im Stillen einen guten Gedanken zum Himmel empor: „Lieber Gott, nur diesmal hilf mir, daß meine Schneiderei ordentlich aus fällt!" Und der liebe Gott segnete seine Hand, und der Stadtherr erkannte bald, daß der Knabe ganz was Tüchtiges liefere, und als der Nock zusam mengeflickt war, lo fleißig und so sauber, daß man schon genau schauen

mußte, um die Naht zu fin den, sprach er vergnügt: „Bravo, du bist ein Mordskerl; das hätt' ich dir gar nicht zugetraut; jetzt nimm das Beinkleid in die Kur." — „Da wird's wohl nicht so gut gehen, weil ich's am Leib nähen muß." — „Tut nichts; mach', was du ma chen kannst, und wenn ich gegen die Stadt zu komme, knöpf' ich den Rock zusammen; das deckt schon." Auch die Ausbesserung dieses Kleidungsstückes fiel recht zur Zufriedenheit des dicken Herrn aus, und ganz wohlgemut trat er in Begleitung

zu diesem Meister gebracht, und schloß: „Am meisten schmerzt mich das, daß ich der Mutter durch mein Davonlaufen einen neuen Verdruß mache. Ich konnte freilich nicht mehr anders. Aber wenn ich daran denke, wie sie geweint hat, als ich von daheim fortging, da wird mir selber das Herz ganz schwer!" Und er ließ den Kopf gegen die Brust herabsinken und weinte, daß eine Träne die andere schlug. Das Mädchen schmiegte sich an den Vater und flüsterte: „Papa, erbarme dich des armen Kna ben; lieber Papa, ich bite

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 15 of 18
Date: 12.02.1910
Physical description: 18
Nr. 7 Unlerhallungsblall zur „liroler Land-Zeitung" 1910 [PSD Im Mrtenhause. LLKl Eine oberfränkische Dorfgeschichte von Heinrich Schaumberger. (Fortsetzung.) Voller Staunen hörten die Hirtenhänsler diese Strafpredigt des Schulzen, besonders das Hasenherle, der eben eintrat, blieb ganz verdonnert in der Türschwelle stehen. Sein Schrecken ward aber noch größer, als sich jetzt der Schulze an ihn wendete: „Das trifft sich ja herrlich, daß im jetzt gerade angeschlichen kommst! Hast's gehört

? Die Schwarze liegt im Spital, so hat sie die Wassermaus zugerichtet, und an dem ganzen Unheil bist du schuld, du ganz allein! Aber die Possen werden dir ausgetrieben; läßt du dich noch einmal mit den Weiberleuten ein, bist du am längsten im Hirtenhaus gewesen. Heut noch räumst du und der Henker eure hintere Kammer, und macht den Kindern Platz; seht zu, wie ihr euch auf dem Boden einrichtet! — Verstanden?" „Sua, sua," brummte Hansnikel nachdenklich. „Das ist ja ans einmal eine ganz andere Einrichtung

die Kinder der Schiwarzen, die sind das Betteln auch gewohnt, drum könnt Ihr sie auf Euren Gängen mitnehmen, — so ist Euch und der Gemeind' und den Kindern geholfen!" „Halt, Schulze", rief Lorenz, „ich Hab' mir vorgenommen, nichts mehr in Euren Kram zu reden, nachdem ich in der Hauptfach' meinen Willen durchgesetzt, ■— aber dazu kann ich nicht stillschweigen, es handelt sich um Kinder! Schulze, das könnt Ihr nicht und dürft Ihr nicht, das hieße die Kinder mit Absicht zugrunde richten. Vom Betteln ganz

abgesehen, das Fräle ist alt und gebrechlich, kann sich selber nimmer helfen, — und die soll noch zwei kleine Kinder versorgen? Nein, Schulze, daraus wird nichts, das gebe ich nicht zu!" „Millionentausend Donner, willst du mich meistern?" brüllte der Schulze ganz außer sich. „Wer ist Herr im Dorf, du oder ich? — Und nun erst recht bleibt's bei meinen Worten. Punktum! Ist dir's nicht recht, nimm du doch die Kinder, du Großmaul!" „Das tu' ich auch," rief Lorenz dem Schulzen und Kirchbauer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 4 of 8
Date: 23.05.1910
Physical description: 8
Tier Betriebs Überschutz b etrug immerhin noch bas ganz nette Sümmchen von 66.274 Kr. Ter Rück gang im Jahre 1909 soll nun Wahrscheinlich durch die Fahrpreiserhöyung Mettgemacht werden. Ganz abgesehen davon, daß hiezu der Griff in die Tasche der Bevölkerung nicht zu rechtfertigen ist, entsteht auch noch die Frage, ob die Kalkulation, den Rück gang durch Fcchrpreiserhöhung zu decken, nicht eine ganz verfehlte Spekulation ist. Menu schon im ver gangenen Jahre ein Rückgang int Personenverkehr

40 Heller zu berechnen. Nach Fulpmes aber sollte es im höchsten Falle 1.20 Kr. kosten. Dann würde sich die Frequenz ganz anders heben und dis Herren Aktionäre kämen ohne Erhöhung der Fahrpreise auf ihre Kosten und zu einem größeren Profite Wir erinnern nochmals daran, datz die Fahrt auf den Pöftlingberg von jedem Punkte der Stadt Linz aus bloß eine Krone bei gleich langer Fahrt dauer 'tc:e auf der Stubaitalbahn — der Unter schied beträgt blotz 7—8 Minuten — kostet. Bei einer Krone Fahrpreis w!ird

eine Familie von vier Köpfen leichter geneigt, nach dem schönen Fulpmes wenigstens eine Fahrt auszugeben, beim vierfachen Betrage, wie es jetzt der Fall, ist es einmal schon eine ungeheure Ausgabe, die sich nur reiche oder doch wohlhabendere Leute gestatten können. Auch die Ermäßigung der Stadtbahnkarten von "20 aus 12 Heller hat nicht einen Rückgang, sondern eine Vermehrung des Verkehres und damit eine ganz bedeutende Erhöhung der Einnahmen gebracht. Also, noch einmal: Keine Erhöhung wird den Ausfall

aber wird Herr Quirin Mörz und seine „liebe" Frau Ge mahlin aus der Verurteilung die Lehre ziehen, datz die Mieter denn doch nicht so ganz rechtlos sind und auch ihnen gegenüber sich an die Bestimmungen der bestehenden Gesetze zu halten ist. Das wett- und Schauturnen der Schüler der Staatsmittelschulen findet Sonntag, den 29. Mai im großen Klosterkasernhofe statt. Be ginn des Wetturnens halb 10 Uhr vormittags. Beginn des Schauturnens 3 Uhr nachmittags. Bei ungünstiger Witterung findet eine Verschiebung

mit derselben Einteilung auf Sonntag den 5. Juni statt. Gin roher Postillon. Pfingstmontag stieß in der Liebeneggstraße ein Postwagen mit einem Rad fahrer zusammen. Der Zusammenstoß erfolgte, wie uns ein Augenzeuge berichtet, gegen elf Uhr vor mittags an dem Eck des Klempner Mayr-Hauses. Ein Postwagen bog in sehr raschem Tempo und nahe dem Eck um dieses in die Liebeneggstraße. In demselben Augenblick kam ein Radfahrer, zum guten Glücke in ganz langsamen Tempo und fuhr direkt in das Pferd hinein, kam zum Sturze

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Der Arbeiter
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Page 3 of 8
Date: 09.07.1911
Physical description: 8
? Wie können sich die Malissoren von ihren alten Heim stätten trennen? Wie kann die Türkei vor ganz Europa ein derart grausames Verlangen verant worten? Trotzdem sind die Jungtürken von dieser Idee so eingenommen, daß diese eine allgemeine geworden ist, angefangen von dem einfachen Sol lten bis zum höchsten Offizier. Vorgestern traf in Skutari, via Tusi—Kopliku aus Podgoritza kommend, der Korrespondent der Londoner „Ti mes" ein und machte bei dem Generalgouverneur und bei allen Konsulaten Besuche. Von den Be hörden wurden

. Er erklärte, «6 der Flug seine Nerven in furchtbarer Weise Us me Probe gestellt habe. Er mußte die Augen Meßen, als die Maschine durch den spritzenden ÄS? ^oß. Das Wasser machte ihn fast blind, u 100.000 Menschen sahen dem Wagestück zu. Der Expräsident von Mexiko, Diaz, hat sich ^,öum Besuch seines langjährigen Privatsekre- M^ch ^ Nauheim begeben. Uebrigens be- stchügt Diaz, in Deutschland längere Zeit zu Ovulen. Japan. Ueberschwemmungen. Durch anhaltenden Sturm und Regen sind neuerdings in ganz Ja pan

unter dieser Ueberschrift einen Artikel, den ich in allen wesentlichen Punkten voll und ganz un terschreibe. Besonders einen Punkt desselben möchte ich noch besonders betonen: Man muß in unseren bürgerlichen Kreisen endlich einmal ler nen, ganz von der Frage abzusehen, wo ist der und der, welcher bei unseren Versammlungen und Sitzungen mitreden will, geboren oder wieviel zahlt der und der an die Gemeinde Steuern. Man hat für das Reich das allgemeine Wahl recht eingeführt, man hat für Land und Ge meinde ein erweitertes

vom ulten Dorfe oder Städtchen festhalten, immer noch von der guten alten Zeit reden und träumen und die fremden eingewanderten Ar beiter auch unserer Richtung nicht als vollwer tige Parteigenossen gelten lassen wollen. Fort damit, das sind vergangene Zeiten. Gerade die christlichorganisierte Arbeiterschaft muß dagegen protestieren, daß solche Gemeinde größen ihre altfränkische Politik als christlichso ziale Gemeindepolitik deklarieren. Dr. Lueger hat ein ganz modernes, großzügiges Pro gramm entworfen

und es in Wien auch durchge führt, das christlichsoziale Programm ist ein durch und durch modernes, fortschrittli ches Programm, weshalb es ganz unverant wortlich ist, ganz veraltete, wirtschaftliche Ideen unter christlichsozialer Flagge vertreten zu wol len. Fort mit diesen Zöpfen in Stadt und Land. Diese treiben die Arbeiter, Geschäftsleute, Privatbeamten ins gegnerische Lager hinüber — und wenn sie drüben sind, wird darüber ge schimpft, daß es in der Gemeinde immer schlim mer wird. Ganz treffend

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Alpenländer-Bote
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Page 10 of 16
Date: 14.02.1915
Physical description: 16
in der Feuerlinie. Wir haben es ganz schön lda in den Schützengräben, weil wir gut gedeckt sind. jEs ist nur Zufall, wenn eine Gewehrkugel von den Russen, die natürlich auch gut eingegraben sind, trifft. Zwischen uns und den Russen befindet sich ein Fluß (Nida), eüns breiter als der Eisak. Da beschießen wir uns gegenseitig oft ganz mörderisch, oft fällt aber auch kein einziger Schuß. Zu fürchten sind nur die Schrapnells und die Granaten. Uebri- gens ist es nicht mehr so arg wie früher

und wir hatten die größte rpaudi bannt. Aber so friedlich geht es nicht immer. Bald wird's wieder kracken auf allen Seiten. Aber das macht nichts: wir sind gedeckt. Bisher hatten wir in unserer Kompanie erst 3 Tote und 6 Ver wundete. * um, besonders sehr viel Roggenäcker. Wir sind in mehreren Stadeln einquartiert. Da hat man ein bequemes Liegen, weil genug Stroh vorhanden ist. — Nun muß ich Euch noch einiges schreiben über das Schühengrabeuleben. Bei Tag hat mau es im Schützengraben oft ganz schön. Man kann drinnen

und lassen ihn aus. Dann werden Kartoffeln hineingeschnitten, einige Konserven dazu getan, und wir haben ein tadelloses „Gröstl". Auch kleine Oesen haben wir im Graben. Einmal nach mittags saßen wir, mehrere Kollegen, ganz gemüt lich um den Ofen herum. Auf einmal explodierte [ gerade über uns ein Schrapnell. Dem Öberjäger ! hat es die Bluse zerrissen, ohne ihn aber weiter zu beschädigen. Durch daß Ofenrohr ist auch ein Split ter gefahren. Ta war's uns nahe. Wir sind aber schnell in die Höhlen gekrochen

, am 27. Jänner. Liebe Schwester! ..... Diese Woche wird der Fall von Warschau erwartet. Die Zivilbevölkerung zieht traurig aus und die Entscheidung soll nicht mehr weit entfernt sein. Doch wird es noch hübsch übereinander gehen. Wir kämpfen alle mitsammen, Deutsche und Oester- reicher. Heute geht es wieder in die Schützengräben hinein. Diese sind ganz neumodisch eingerichtet. Es ist ganz warm darin und man kann schlafen und kochen, muß aber immer bereit sein. Die Russen machten auf unsere Schützengraben

geht, ob Ihr gcift seid und wie es den anderen Soldaten geht» schon verheiratet sind; denn unglücklich madjifcr Krieg hauptsächlich, wenn einer fällt, der Wi nnb Kinder hinterlassen muß. Wir sind k t läufig gut eingegraben im Boden und wir l»n uns ein Zimmer gemacht, daß wir ganz Mb in der Erde wohnen. . . . Wie man hört,Re Italien den Engländern den Krieg errM i Das wäre für uns gut; dann wird der Ruß?» tanzen müssen. Wir werden solange unterere Waffen stehen, bis der Ruß merklich die Ni«en läge

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 21.03.1912
Physical description: 8
Redaktion und Administration: Mentlgafse Nr. 12, 1. St. — Manuskripte werden nicht , Bezugspreise: Kür Osterrerch: Lurch Austräger monatl. K 1*50, Viertels. K 4*50, bald;, zurückgesandt; anonyme Einsendungen bleiben unberücksichtigt. — Inserate nach Tarif. K 9*—, ganz;. K 18-—; durch die Post monatl K 1-80, Viertels. K 5-40, Halbs. K10-80, Bei wiederholter Einschaltung entsprechende Ermäßigung. ganzj. K 21-60. Einzelnummern in Innsbruck u. auswärts 10 h. — Deutschland Monat K 2 .— ) Telephon

Kronen aus. Es ist ein ganz kompliziertes System, wie man den reichen Schnapsfabrikanten Millionen und Abermillionen aus den Staatsaeldern zuschanzu Abg. Diamand hat im vorigen Jahre im Budget- ausschusse erzählt, wer die armen Teufel sind, die sich vom Staate so viel Geld schenken lassen müs sen: Es ist darunter die Familie Badeni, die'jähr lich eine Viertelmillion Kronen Prämie erhält, es sind die Grafen Borkowski mit 100.000 K, die Gra fen Goluchowski mit 220.000 K, die Grafen Sie- mienski

sie!" sagte sie zu dem entsetzten Bedienten. Herr Gregoire hing seinen Hut auf und als er Frau Gregoire beim Ausziehen des Mantels be hilflich gewesen war, sagte auch er: „Ganz gewiß, die tun einem nichts. Wenn sie ge nug gebrüllt haben, wird ihnen das Abendbrot um so besser schmecken." In diesem Augenblick kam Herr Hennebeau aus dem zweiten Stock herunter. Er hatte das Schau spiel mit angesehen, er wollte seine Gäste begrü ben mit seiner gewöhnlichen kalten und glatten Manier. „Sie wissen," sagte

er, „die Damen sind noch nicht wieder da." Zum erstenmal ergriff Gregoires eine Unruhe. Cäcilie war noch nicht zurück! Wie sollte sie herein kommen, wenn die Bergarbeiter diesen Spaß fort setzten? Cäcilie war mit Frau Hennebeau, Paul Negrel und den Kindern Deneulins auf einem kleinen Ausfluge. „Ich habe schon daran gedacht, das Haus zu be freien," sagte Herr Hennebeau. „Das Unglück ist nur, ich bin ganz allein hier und weiß nebenbei auch nicht, wo ich meine Diener hinschicken

: habe noch keinen einzigen bekommen können." Er unterbrach sich und wandte sich an Frau Gre goire mit den Worten: „Ich bitte Sie, gnädige Frau, bleiben Sie nicht hier, treten Sie in den Salon." Aber die Köchin, die ganz aufgeregt aus dem Erdgeschoß heraufkam, hielt sie noch ein paar Mi nuten im V-^'bül. Sie erklärte, sie könne für das Mittagessen keine Verantwortung mehr überneh men, denn sie warte nach immer auf die Pasteten, die sie beim Bäcker bestellt hätte. Augentck^inlich habe der Bäcker vor diesen Banditen Angst

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