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Newspapers & Magazines
Sterne und Blumen
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Page 3 of 16
Date: 28.06.1914
Physical description: 16
- 203 „Ich sage am Sonntag dem Nando nicht, daß sein Vater ganz und gar fort ist; es ist besser, man wartet noch ein wenig. Martha beeilte sich, alle Spuren zu verwischen, welche an den flüchtigen Besuch des Kindes erinnern konnten. Als Helene sah, wie sie den Stuhl und das Kissen wegtrug, deren sich Nando im Speisesaal bedient hatte, sagte sie: „Latz dies nur stehen, es geniert ja nicht.". „Aber er kommt ja doch auf keinen Fall heute zum Mittagstisch?" „Warum denn nicht?" erwiderte die junge

sie denn, den Kleinen wieder anzukleiden, da er die Nacht bei ihr zubringen solle; am nächsten Morgen werde sie ihn sodann wieder her bringen. Nando war entzückt. Die Vorsteherin zog die Stirne in Falten und erklärte, es sei ganz unvernünftig: trotzdem widersetzte sie sich nicht. Nando hustete unterwegs einmal und Helene fühlte einen Stich im Herzen. Wenn er sich erkältete? Es wehte ein rauher Wind, wie dies im Mai nach einem heißen Nachmittag gar oft der Fall zu sein pflegt, und sie selbst zitterte vor Frost

. Nando saß neben ihr und hielt die Augen auf die Laternen des Wagens gerichtet; sie nahm ihn auf den Schoß und drückte ihn mit ganz neuen, eigentümlichen Gefühlen an sich. Das Kind befreite sein Köpfchen und suchte ihr ins Gesicht zu schauen; dies war aber bei der Dunkelheit nicht möglich und seufzend wandte es sich ab. „Was ist dir? Tut dir etwas weh?" fragte sie besorgt. Er schüttelte den Kopf. „Nicht wahr, der Papa ist schon fort?" „Er kommt aber bald wieder." „Nein, gar nicht bald

war nicht so rasch fertig, denn der -Löffel war zu schwer, und Helene entschied sich daher, ihm zu essen zu geben. „Warum liest Onkel die Zeitung?" fragte er leise und ganz erstaunt. „Er liest immer bei Tisch, weil er mit niemand plaudern kann", erwiderte Helene sowohl für ihren Mann als für das Kind. Sie war so sehr daran gewohnt, baß sie sich noch nie darüber geärgert hatte; jetzt fiel es ihr auf einmal ein, daß auch hierin eine Beleidigung für sie lag. „Aber er kann ja mit uns plaudern." Leo hörte natürlich

die Unterhaltung und antwortete, indem er die Zeitung zusammenlegte: „Gewiß, mein Kind, du hast ganz recht." Dann wandte er sich zu seiner Frau und sagte: „Ich bitte um Verzeihung." „O, ich bin ja daran gewöhnt", erwiderte sie kalt. Das Kind beobachtete sie ganz besorgt. „Es ist deine Schuld, du hast mich verwöhnt", sagte ihr Mann und legte seine Hand auf die ihre. Sie errötete bei dem zärtlichen Ton und fühlte sich schuldig, ohne zu wissen, warum. Es kam ihr vor, als ver kenne sie seit langer Zeit schon

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Newspapers & Magazines
Tiroler Post
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Page 19 of 24
Date: 26.06.1914
Physical description: 24
Saft eOtt» *| Extra-Ausgabe. Ält Alt f<txnt Zustellung! K’Ir» Ausland &*r- 203 — „Jch sage am Sonntag Lein Nando nicht, daß sein Vater ganz und gar fort ist; es ist besser, man wartet noch ein wenig. Martha beeilte sich, alle Spuren zu verwischen, welche an den flüchtigen Besuch des Kindes erinnern konnten. Als Helene sah, wie sie den Stuhl und das Killen wegtrug, deren sich Nando im Speisesaal bedient hatte, sagte sie: „Laß dies nur stehen, es geniert ja nicht." „Aber er kommt

, wenn sie allein nach Hause käme. So befahl sie denn, den Kleinen wieder anzukleiden, da -er die Nacht bei ihr zubringen solle; am nächsten Morgen werde sie ihn sodann wieder her bringen. Nando war entzückt. Die Vorsteherin zog die Stirne in Falten und erklärte, es sei ganz unvernünftig; trotzdem widersetzte sie sich nicht. Nando hustete unterwegs einmal und Helene fühlte einen Stich im Herzen. Wenn er sich erkältete? Es wehte ein rauher Wind, wie dies im Mai nach einem heißen Nachmittag gar oft der Fall

zu sein pflegt, und sie selbst zitterte vor Frost. Nando saß neben ihr und hielt die Augen auf die Laternen des Wagens gerichtet; sie nahm ihn auf den Schoß und drückte ihn mit ganz neuen, eigentümlichen Gefühlen an sich. Das Kind befreite sein Köpfchen und suchte ihr ins Gesicht zu schauen; dies war aber bei der Dunkelheit nicht möglich und seufzend wandte es sich ab. „Was ist dir? Tut dir etwas weh?" fragte sie besorgt. Er schüttelte den Kopf. „Nicht wahr, der Papa ist schon fort?" „Er kommt aber bald

hatte, sofort entfaltete. Nando war nicht so rasch fertig, denn der Löffel war zu schwer, und Helene entschied sich daher, ihm zu essen zu geben. „Warum liest Onkel die Zeitung?" fragte er leise und ganz erstaunt. „Er liest -immer bei Tisch, weil er mit niemand plaudern kann", erwiderte Helene sowohl für ihren Mann als für das Kind. Sie war so sehr daran gewohnt, daß sie sich noch nie darüber geärgert hatte; jetzt fiel es ihr auf einmal ein, daß auch hierin eine Beleidigung für sie lag

. „Aber er kann ja mit uns plaudern." Leo hörte natürlich die Unterhaltung und antwortete, indem er die Zeitung zusammenlegte: „Gewiß, mein Kind, du hast ganz recht." Dann wandte er sich zu seiner Frau und sagte: „Ich bitte um Verzeihung." „O, ich bin ja daran gewöhnt", erwiderte sie kalt. Das Kind beobachtete sie ganz besorgt. „Es -ist deine Schuld, du hast mich verwöhnt", sagte ihr Mann und legte seine Hand auf die ihre. Sie errötete bei dem zärtlichen Ton und fühlte sich schuldig, ohne zu wissen, warum. Es kam

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Newspapers & Magazines
Außferner Zeitung
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Page 19 of 24
Date: 28.06.1914
Physical description: 24
-- 203 —- „Ich sage am Sonntag bem Nando nicht, daß sein Vater- ganz und gar fort ist; es ist besser, man wartet noch ein wenig. Martha beeilte sich, alle Spuren zu verwischen, welche an den flüchtigen Besuch des Kindes erinnern konnten. Als Helene sah, wie -sie den Stuhl und das Kissen wegtrug, deren sich Nando im Speisesaal bedient hatte, sagte sie: „Laß dies nur stehen, cs geniert ja nicht." „Aber er kommt ja doch auf keinen Fall heute zum Mittagstisch?" „Warum denn nicht?" erwiderte

sie denn, den Kleinen wieder anzukleiden, da er die Nacht bei ihr zubringen solle; am nächsten Morgen werde sie ihn sodann wieder her bringen. Nando war entzückt. Die Vorsteherin zog die Stirne in Falten und erklärte, es sei ganz unvernünftig; trotzdem widcrsetzte sie sich nicht. Nando hustete unterwegs einmal und Helene fühlte einen Stich im Herzen. Wenn er sich erkältete? Es wehte ein rauher Wind, wie dies im Mai nach einem heißen Nachmittag gar oft der Fall zu sein pflegt, und sie selbst zitterte vor Frost

. Nando saß neben ihr und hielt die Augen auf die Laternen des Wagens gerichtet; sie nahm ihn auf den Schoß und drückte ihn mit ganz neuen, eigentümlichen Gefühlen an sich. Das Kind befreite sein Köpfchen und suchte ihr ins Gesicht zu schauen; dies war aber bei der Dunkelheit nicht möglich und seufzend wandte es sich ab. „Was ist dir? Tut dir etwas weh?" fragte sie besorgt. Er schüttelte den Kopf. „Nicht wahr, der Papa ist schon fort?" „Er kommt aber bald wieder." „Nein, gar nicht bald

war nicht so rasch fertig, denn der Löffel war zu schwer, und Helene entschied sich daher, ihm zu essen zu geben. „Warum liest Onkel die Zeitung?" fragte er leise und ganz erstaunt. „Er liest immer bei Tisch, weil er mit niemand plaudern kann", erwiderte Helene sowohl für ihren Mann als für das Kind. Sie war so sehr daran gewohnt, daß sie sich noch nie darüber geärgert hatte; jetzt fiel es ihr auf einmal ein, daß auch hierin eine Beleidigung für sie lag. „Aber er kann ja mit uns plaudern." Leo hörte natürlich

die Unterhaltung und antwortete, indem er die Zeitung zusammenlegte: . „Gewiß, mein Kind, du hast ganz recht." Dann wandte er sich zu seiner Frau und sagte: „Ich bitte um Verzeihupg." „O, ich bin ja daran gewöhnt", erwiderte sie kalt. Das Kind beobachtete sie ganz besorgt. „Es ist deine Schuld, du hast mich verwöhnt", sagte ihr Mann und legte seine Hand auf die ihre. Sie errötete bei dem zärtlichen Ton und fühlte sich schuldig, ohne zu wissen, warum. Es kam ihr vor, als ver kenne sie seit langer Zeit schon

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Lienzer Nachrichten
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Page 3 of 16
Date: 01.07.1914
Physical description: 16
n Ob 203 „Ich sage am Sonntag dem Nando nicht, daß sein Vater ganz und gar fort ist; es ist besser, man wartet noch ein wenig. Martha beeilte sich, alle Spuren zu verwischen, welche an den flüchtigen Besuch des Kindes erinnern konnten. Als Helene sah, 'wie sie den Stuhl und das Kissen wegtrug, deren sich Nando im Speisesaal bedient hatte, sagte sie: „Latz dies nur stehen, es geniert ja nicht." „Aber er kommt ja doch auf keinen Fall heute zum Mittagstisch?" „Warum denn nicht?" erwiderte

sie denn, den Kleinen wieder anzukleiden, da er die Nacht bei ihr zubringen solle; am nächsten Morgen werde sie ihn sodann wieder her bringen. Nando war entzückt. Die Vorsteherin zog die Stirne in Falten und erklärte, es sei ganz unvernünftig; trotzdem widersetzte sie sich nicht. Nando hustete unterwegs einmal und Helene fühlte einen Stich im Herzen. Wenn er sich erkältete? Es wehte ein rauher Wind, wie dies im Mai nach einem heißen Nachmittag gar oft der Fall zu sein pflegt, und sie selbst zitterte vor Frost

. Nando saß neben ihr und hielt die Augen auf die Laternen des Wagens gerichtet; sie nahm ihn auf den Schoß und drückte ihn mit ganz neuen, eigentümlichen Gefühlen an sich. Das Kind befreite sein Köpfchen und suchte ihr ins Gesicht zu schauen; dies war aber bei der Dunkelheit nicht möglich und seufzend wandte es sich ab. „Was ist dir? Tut dir etwas weh?" fragte sie besorgt. Er schüttelte den Kopf. „Nicht wahr, der Papa ist schon fort?" „Er kommt aber bald wieder." „Nein, gar nicht bald

war nicht so rasch fertig, denn der Löffel war zu schwer, und Helene entschied sich daher, ihm zu essen zu geben. „Warum liest Onkel die Zeitung?" fragte er leise und ganz erstaunt. „Er liest immer bei Tisch, weil er mit niemand plaudern kann", erwiderte Helene sowohl' für ihren Mann als für das Kind. Sie war so sehr daran gewohnt, daß sie sich noch nie darüber geärgert hatte; jetzt fiel es ihr auf einmal ein, daß auch hierin eine Beleidigung für sie lag. „Aber er kann ja mit uns plaudern." Leo hörte natürlich

die Unterhaltung und antwortete, indem er die Zeitung zusammenlegte: „Gewiß, mein Kind, du hast ganz recht." Dann wandte er sich zu seiner Frau und sagte: „Ich bitte um Verzeihung." „O, ich bin ja daran gewöhnt", erwiderte sie kalt. Das Kind beobachtete sie ganz besorgt. „Es ist deine Schuld, du hast mich verwöhnt", sagte ihr Mann und legte seine Hand auf die ihre. Sie errötete bei dem zärtlichen Ton und fühlte sich schuldig, ohne zu wissen, warum. Es kam ihr vor, als ver kenne sie seit langer Zeit schon

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Lienzer Nachrichten
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Page 6 of 16
Date: 01.07.1914
Physical description: 16
sich sofort a fuhr in den Hafen vor die Flaggen auf Halbm Die Trauer in Sarajevo. Sarajevo» 29. Juni. Die Nachricht vom Tode des Erzherzogs Franz Ferdinand und Gemahlin Herzogin Hohenberg' wurde wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet. Alle Fahnen wurden sofort ^...c Sto Tvmtpr mtfcprnrhptttTiffl Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht nahm Erzherzog Franz Ferdinand einen ganz hervorragenden Einfluß auf die Entwicklung und Ausbildung der Armee. Ihm ist es vor allem zu verdanken

Einlangen der Trau selde: Wien. 29. Juni Attentat und dem Hi Paares traf in Wien stunden ein. Die furcht ganz Wien bekannt m stürzung und Teilnahr Flugfelde, wo vor einer schar Schauflüge veran richt um 7 4 4 Uhr ein Lauffeuer unter der e die Nachricht größtem Schauflüge wurden so fand sich Erzherzog Ka Nachricht eintraf, wu brochen und Erzherzo Flugplatz. rr Landkghul Innsbruck. 28. : Attentate rief hier, t Feierlichkeiten, wie b< Veteranenbundes, festlü . Bestürzung hervor. Di ein Lauffeuer

die Bräune, denn die Stimme klingt heiser, oder eine Hautkrankheit. Ohne den Arzt um Rat zu fragen, können wir nichts tun. Armer Kleiner!" „Wie mußte er sich so ganz allein im Dunkeln siirchten! Wer weiß, wie lang er schon geschrien hat." Leo ging fort, und Helene verschluckte am Bettchen kniend ihre Tränen. Sie hielt Nandos Händchen, das sie beständig küßte. Was sollte sie dem lieben Gott versprechen, damit das süße kleine-Leben nicht vor der Zeit erlösche? Was hatte sie denn nur gedacht

. Ihr Leben hätte sich ganz anders gestalten können. Mein Gott, war es nicht zu spät, um aufs neue zu be ginnen? Nando hustete abermals. Sie schlang die Arme um ihn und murmelte: „Mein Kind, mein ge liebtes Kind!" Sie küßte seine Haare, benetzte sein Kissen mit ihren Tränen. Nie noch hatte sie so geweint, nie auch noch jemand geliebt, wie sie dies arme, kleine Wesen liebte. Konnte denn ihre aire. Leo kam mit Zärtlichkeit nicht das Uebel be siegen? Was er im Fieber redete, Geilt!. Rat Heinrich kutlrulk

hatte sie in ihren Sorgen ganz vergessen, aber ihre Entrüstung er wachte, als die Dienerin sagte: „Da sehen gnädige Frau, was man dabei gewinnt, wenn man sich mit anderer Leute Kind be lastet." Außer sich, deutete Helene nach der Türe. Später, als sie Nando verlassen konnte, suchte sie ihren Mann auf und erklärte ihm, daß sie Martha nicht mehr Wieder sehen wolle. Er könne sie sort- schickcn, und herzlich gerne wolle sie ihr eine jährliche Rente be zahlen, aber im Hause, bei dem armen Kinde, könne sie sie unmög lich

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Sterne und Blumen
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Page 3 of 8
Date: 21.06.1914
Physical description: 8
um das schöne, blaue Sofa, und Martha zuckte mürrisch die Achseln. Ja, aber was tun? Ein Kinderbett in der Nachbar schaft leihen? Doch bei wem? Helene fühlte, wie ihr bei diesem Gedanken ganz schwindelig wurde. „Darf ich mir eine Zigarre anzünden?" fragte Paul als seine Schwester wieder eintrat. Sie bemerkte, daß er einen Stuhl aus dem Vorzimmer geholt hatte, was die Harmonie ihres Salons störte, und sagte deshalb in einem etwas gezwungenen Tone: „Natürlich! Aber du willst hoch zuerst frühstücken?" „Danke

, wir haben bereits gefrühstückt, da wir wußten, daß wir zu dem eurigen zu spät kommen würden." „Du bist also auch schon ein großer Reisender oder wirst es wenigstens werden", sagte Helene zu ihrem kleinen Neffen. „Wie heißt du denn?" „Nando." „Sage doch der Tante, was du werden willst, wenn du groß bist, Tante möchte es wissen." „Ein Gärtner." Diese bei dem Sohne eines Seemannes ganz über raschende Antwort erweckte Leos Aufmerksamkeit, welcher bis jetzt das Kind nur oberflächlich angeschaut hatte. „Liebst

du denn die Blumen?" „Ach ja/und die Blumen lieben mich auch und schauen mich alle an, wenn ich in den Garten gehe." Der Knabe sah bei diesen Worten entzückend aus; die Leidenschaft für die Blumen hatte den erschrockenen Aus druck aus seinem Gesichte verwischt. Leo war ganz glück lich, einen Vorwand zu finden, um dem Salon seiner Frau die Entweihung durch eine Zigarre zu ersparen. „Laß ui cs in den Garten gehen, damit ich Nando meine Blumen zeige." Man erinnerte sich also jetzt seines Namens. Der Garten war groß

hatten, nur aus den Büchern, und es war ihr peinlich, damit in Berührung zu kommen. „Es ist besser, du gehst wieder fort, dies wird deinen Kummer zerstreuen." „Ja, es bietet große Zerstreuungen, wenn man des Nachts einsam auf dem Verdecke des Schiffes umherwan dert und die Sterne betrachtet, welche sich in den Wellen spiegeln." Sie war ganz bestürzt. „Ich redete von fremden Ländern." „Glaubst du vielleicht, daß ich den Japanerinnen den Hof machen werde? - Das war niemals meine Gewohnheit." Helene hatte das Gefühl

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Unterinntaler Bote
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Page 19 of 20
Date: 03.06.1911
Physical description: 20
ßer Tochter seines alten Waffengefährten annahm und das Mädchen wie sein eigenes Kind liebte und erziehen ließ. Sophia Petrowna hätte also durchaus keinen Grund zur Verzweiflung gehabt, wenn nicht eines Tages ein Ereignis eingetreten wäre, welches ihr Leben gänzlich umzugestalten drohte und ihr Herz in heiße Flammen setzte. Alexander Wassiljewitsch hatte es selbst veranlaßt, niemand trug die Schuld, als er ganz allein! Weshalb hatte er sie hierher gebracht, hier, eine Stunde von dem befestigten

Lager, auf das alte, langweilige Schloß, sie gezwungen, bei allen Übungen und Musterungen der Truppen an seiner Seite zu reiten, und zuletzt noch den schönen jungen Offizier, der ihr schon im Kreise seiner Kameraden ausgefallen war, in ihre Gesellschaft gebracht! Erst hatte er ihr beim Kartenspiel, wenn er gab und sie abheben mußte, mit dem kleinen Finger ganz leise die weiße Hand gestreichelt, dann dieselbe, wenn der General nicht hinsah, heimlich und leiden schaftlich gedrückt, und endlich

in einem übungslager vereinigt, um so seine Soldaten mit den Gebräuchen, Hilfsmitteln und Beschwerden des Krieges bekannter zu machen. Um aber selbst nicht ganz der Häuslichkeit zu entbehren, richtete er sich außerhalb der Lager wälle auf einem leerstehenden Schlosse ein und berief Sophia Petrowna, die er zärtlich liebte, hahin, damit sie ihm nach dem anstrengenden und aufregenden Dienst in den Stunden der Er holung Gesellschaft leiste. Mißgestimmt hatte eines Tages der General das Feldlager ver lassen

er mit niedergehaltenem Zorn den Offizier. „Urteile selbst, du weißt, daß ich bei Gott, dem Leben der Kaiserin geschworen habe, dich erschießen zu lassen, wenn du es wagen solltest, dich nochmals diesem jungen Mädchen zu nähern! Was nun?" Der junge Mann antwortete nicht, sondern sah finster zu Boden. Sophia Petrowna warf sich dem General zu Füßen. „Gnade! Väterchen!" rief sie, „habe Erbarmen. — Ich, ich trage die Schuld, ich ganz allein — —" und sie benetzte seine Hand mit heißen Tränen. Surrawow beachtete

wird Leon Nikolajewitsch standrechtlich erschossen . (Schluß folgt.) -lbjährig -0, halb- X 6-20. Lellsr. lang. hergab I) l e r anöi- ufge- >atte, \ VOX rann \efyen )nl'ör- Mch! spielt 4 zeiht, igen, oir ge- ich 1 s altung ,i B e'- hiebei ist für iniger- n und s ganz . Mayr egen- gen ist tat! ähler g, sich durch atoren. tf das kein hren . g e l n. e&ööe (6 es rnern arnen baten ?» irck. soll Urne xfex !!

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 14.11.1910
Physical description: 8
sein. Die Budgetdebatte stand im Zeichen der Wahl reform, die als beunruhigendes Gespenst ihre Schat ten für alle Parteien voranswars. Es war eine wahre Freude, wie die Christlichsozialen und die Deutschnationalen sich gegenseitig Volksfeindlichkeit an den Kops warfen, uni wieder Volksfreundlichkeit und demokratisches Fühlen und Handeln für sich ganz allein in Anspruch zu nehmen. Als ein be zeichnendes Moment ist festzunageln, daß es Schrasfl als Schwindel bezeichnet^ das Wahlrecht von eitler Steuerleistung abhängig

re den. Damit er ja um keine Sekunde hinter den Rhetorikern zurücksteht, nimmt er jeden Augenblick die Uhr zur Hand. Das Lob auf die christlichsoziale Wirtschaft, das der Niedrist in den Saal schmet terte, war diesmal ganz außerordentlich konfus. Aber dem Niedrist selber hat's gefallen. Abg. Schrasfl konstatiert, daß das Landes budget keine Mängel habe, es sei nach dem Muster des Reichs-Budgets zusammengestellt und ge währe infolgedessen eine klare (?) Einsicht in die Finanzlage des Landes. Redner lobte dann seine Partei

über den grünen Klee. Ihr verdanke das Land, daß der Staat ei nige Millionen für Straßen- und Wasserbauten her gebe. Auch der „nationale Friede" in Tirol sei ein Werk der Christlichsozialen. Dann produzierte sich Schrasfl als Schulfreund, indem er pathetisch er klärte: „Ich bin stolz darauf, daß lvir soviel für die Schule ausgebem Wir wollen, daß die Bauern ge scheiter werden, und ich möchte nur wünschen, daß unsere Bauern noch 2 — 3 Jahre in die Winterschule gehen." Das ist ja ganz schön, aber die Zeit

. C h r i st o m a n n o s wendet sich gegen die Behauptung des Abg. de Gentili, als seien die Li beralen an dem Niedergange des Bauernstandes schuld. Abg. von Guggenberg (gegen Christoman- nos gewendet), sagt, mit den Liberalen sei die libe rale Gesetzgebung im Reichsrate gegen die Bauern gemeint, die auch ihre Schatten ganz selbstverständ lich auf Tirol geworfen habe. Was die Wahl reform anbelangt, so erkläre ich, daß sie (die Frei sinnigen) zwar die besseren Demokraten s e i n w o l- l e n , während w i r die besseren

Klubs gestellt, wurde natürlich angenommen. Dagegen stimmten die Freiheitlichen aller Parteien. Uns sind solche Anträge höchst gleichgiltig. Wenn sich die Herren Wackernell, von Guggenberg und Konsorten als päpstliche Leibwache produzieren wollen, so ist das ihre Sache. Aber ganz etwas an deres ist es natiirlid), wenn der Papst im Tiroler Landtag, also in einer öffentlichen Körperschaft, als Souverän gefeiert und verherrlicht wird. Wo soll das hinaus? Es ist doch nicht gut anzunehmen, diU- man Piu

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Lienzer Nachrichten
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Page 12 of 16
Date: 16.04.1912
Physical description: 16
- tüchtigkeit ausgestellt: ein Kunst marmorsessel mit in der Rücklehne eingeprägtem Lienzer Stadt wappen. Schon auf den ersten Blick ist das Auge ob der feinen, im Effekt von wirklichem Marmor kaum eine Unterscheidung gestaltenden Ausführung direkt frappiert. Der Sessel, in seiner Form ganz einfach aus blauweißem Kunstmarmor gefertigt, ent behrt jeder besonderen Verzierung. Um so mehr wirkt das Stück. Daß dabei gewerblicher Fleiß, aus gezeichnete Fachkenntnis, ja in gewissem Maße Kunst sich an der Schaffung

, lustigen Weisen der „Mattiger" ganz auf ihre Rechnung und bis in die frühesten Morgenstunden drehte sich jung und alt im Reigen. Es war aber auch zu verlockend . . .. diese unermüdliche, tüchtige MatreierFeuerwehrkapelle. Während der Mitternachtspause konzertierten in der Schwemme die „Lienzer Feuerwehr-Schrammeln", ebenfalls eine ausgezeichnete Tanzmusik. Würdig gleichartiger Veranstaltung anderer Jahre muß daher umch der sonntägige, diesjährige Ball der Freiwilligen Feuerwehr Lienz

verladen. llartitlch. Heute, den 9. April hat es bei uns schon wieder wie anfangs der vorigen Woche einen ziemlich tiefen Schnee gemacht, der einerseits auf die Felder ganz wohltuend einwirken wird, ! andererseits uns aber an der Feldarbeit etwas hindert. Auch haben sich einige „So zwei, wie wir zwei" entschlossen, das jetzt einzuholen, was sie die Fastnacht versäumt haben. Modisch, 10. April. (Orgeleinweihung. — Wetter.) Am Ostermontag nachmittags fand die Weihe der kürzlich in Wahlen aufgestellten

Sie mit uns?" „Ich mag nicht spielen, es ist so heiß", sagte Jda und sich innig anKlothilde schmiegend, schmeichelte sie: „Singen Sie uns ein Liedchen, liebes Fräulein, o bitte, bitte! Wissen Sie, das vom Bauer mit seinen Tauben, das ich so gerne höre." „Singen?" wiederholte Klothilde wehmütig und strich zärtlich über den Scheitel des Kindes. „Das wird heute wohl nicht gehen." „O warum nicht? Versuchen Sie es nur ein mal, es geht ganz gewiß. Nur ein einziges Liedchen!" Klothilde entsann sich eines einfachen kleinen

, seinen Schmerz in Worte zu kleiden! Mit ergreifender Wahrheit und Innigkeit des Gefühls klangen die weichen Töne des Liedes hinaus in den Garten, ein Ausdruck des heimlichen Wehs, das sie erfüllte. Leise, ganz leise, wie ein Hauch, und zögernd, wie in tiefer Bewegtheit, kamen die letzten Worte von ihren Lippen: „Doch keiner fühlt die Schmerzen - Im Lied, das tiefe Leid." „Das war kein schönes Lied", sagte der Knabe mit der unbekümmerten Offenherzigkeit, die Kindern eigen ist. „Es klang so traurig

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Sterne und Blumen
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Page 6 of 16
Date: 28.06.1914
Physical description: 16
„Was redest du denn da für einen Unsinn? Das Kind fieberte gestern schon. Er hat vielleicht die Bräune, denn die /Stimme klingt heiser, oder eine Hautkrankheit. Ohne den Arzt um Rat zu fragen, können wir nichts tun. Armer Kleiner!" „Wie mußte er sich so ganz allein im Dunkeln fürchten! Wer weiß, wie lang er schon geschrien hat." Leo ging fort, und Helene verschluckte am Bettchen kniend ihre Tränen. Sie hielt Nandos Händchen, das sie beständig küßte. Was sollte sie dem lieben Gott versprechen

, so hatte doch keine zärtliche Selbstverleugnung sie einander genähert. Ihr Leben hätte sich ganz anders gestalten können. Mein Gott, war es nicht zu spät, um aufs neue zu be ginnen? Nando hustete abermals. Sie schlang die Arme um ihn und murmelte: „Mein Kind, mein ge liebtes Kind!" Sie küßte seine Haare, benetzte fein Kissen mit ihren Tränen. Nie noch hatte sie so geweint, nie auch noch jemand geliebt, wie sie dies arme, kleine Wesen liebte. Konnte denn ihre Zärtlichkeit nicht das Uebel be siegen? Was er im Fieber redete

, erschien Martha im Zimmer. Helene hatte sie in ihren Sorgen ganz vergessen, aber ihre Entrüstung er wachte, als die Dienerin sagte: „Da sehen gnädige Frau, was man dabei gewinnt, wenn man sich mit anlderer Leute Kind be lastet." Außer sich, deutete Helene nach der Türe. Später, als sie Nando verlassen konnte, suchte sie ihren Mann auf und erklärte ihm, daß sie Martha nicht mehr Wieder sehen wolle. Er könne sie fort schicken, und herzlich gerne wolle sie ihr eine jährliche Rente be zahlen, aber im Hause

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Außferner Zeitung
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Page 15 of 20
Date: 21.06.1914
Physical description: 20
schade um das schöne, blaue Sofa, und Martha zuckte mürrisch die Achseln. .? Ber o toQ§ tun? Ein Kinderbett in der Nachbar schaft leihen? Doch bei wem? Helene fühlte, wie ihr bei diesem Gedanken ganz schwindelig wurde. ^ "Darf ich mir eine Zigarre anzünden?" fragte Paul als seine Schwester wieder eintrat. Sie bemerkte, daß er einen Stuhl aus dem Vorzimmer geholt hatte, was die Harmonie ihres Salons störte, und sagte deshalb in einem etwas gezwungenen Tone' „Natürlich! Aber du willst doch zuerst

frühstücken?" „Danke, wrr haben bereits gefrühstückt, da wir wußten, oatz wir zu dem eurigen zu spät kommen würden." „Du bist also auch schon ein großer Reisender oder wirst es wenigstens werden", sagte Helene zu ihrem kleinen Neffen. „Wie heißt du denn?" „Nando." „Sage doch der Tante, was du werden willst, wenn du groß bist, Tante möchte es wissen." „Ein Gärtner." Diese bei dem Sohne eines Seemannes ganz über raschende Antwort erweckte Leos Aufmerksamkeit, welcher bis jetzt das Kind nur oberflächlich

angeschaut hatte. „Liebst du denn die Blumen?" . „Ach ja, und die Blumen lieben mich auch und schauen mich alle an, wenn ich in den Garten gehe." Der Knabe sah bei diesen Worten entzückend aus; die Leidenschaft für die Blumen hatte den erschrockenen Aus druck aus seinem Gesichte verwischt. Leo war ganz glück lich, einen Vorwand zu'finden, um dem Salon seiner Frau die Entweihung durch eine Zigarre zu ersparen. „Laß uns in den Garten gehen, damit ich Nando meine Blumen zeige." Man erinnerte

ihres Brüllers verheert hatten, nur aus den Büchern, und es war ihr peinlich, damit in Berührung zu kommen. „Es ist besser, du gehst wieder fort, dies wird deinen Kummer zerstreuen." „Ja, es bietet große Zerstreuungen, wenn man des Nachts einsam auf dem Verdecke des Schiffes umherwan dert und die Sterne betrachtet, welche sich in den Wellen spiegeln." Sie war ganz bestürzt. „Ich redete von fremden Ländern." „Glaubst du vielleicht, daß ich den Japanerinnen den Hof machen werde? Das war niemals

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Lienzer Nachrichten
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Page 6 of 20
Date: 09.01.1912
Physical description: 20
man sich, daß sie doch auch zur „Gesellschaft" gehörte. Mit einem jedesmaligen freundlichen, aber entschiedenen „Nein" trat sie allen Einladungen entgegen, bis ihr väter licher Berater und Lehrer, Professor Onoff, sich diesem ihrem Tun entgegensetzte. Sie müsse die Gesellschaft wie der besuchen, sagte er zu ihr, ihre Stellung verlange das. Er überzeugte sie, daß sie die Gesellschaft brauche, die doch ihre Werke bewundern und kaufen sollte. Da gab sie ihren Widerstand auf. Ja, sie wußte es, auch als Künstlerin war sie nicht ganz frei

. So war sie auch heute hier in dem Hause des Kommer zienrats Wellhausen, das sie schon als ganz junges Mädchen besucht hatte. Mit der Tochter des Hau ses verband sie da mals eine Freund schaft. Sie fühlte sich hier noch am hei mischsten, man nö tigte sie zu nichts, das war ihr am liebsten. So ganz in Nach denken versunken durch all die schmerz lichen Erinnerungen — nur hin und wie der klangen die Töne des Tanzorchesters an ihr Ohr — wurde sie aufgeschreckt aus ihrem tiefen Sinnen durch den Eintritt der Gastgeberin

noch eine glückliche Zeit befchieden sein? zollte sie noch einmal das süße Liebesglück genießen dürfen? O, wenn das sein könnte! Sie sehnte sich ja so nach Liebe, nach einem Herzen, das ihr ganz gehörte, und wenn er es sein könnte, für den ihr Herz nur allein ge schlagen hatte, und den sie trotz allem immer lieben würde! Sie war wunder bar schön anzusehen, wie jetzt um die sonst etwas herb geschlosse nen Lippen ein glückliches Lächeln spielte. Das schwarze Tüllgewebe fiel in reichen Falten an der eleganten Gestalt

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Lienzer Nachrichten
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Page 3 of 16
Date: 23.06.1914
Physical description: 16
um das schöne, blaue Sofa, und Martha zuckte mürrisch die Achseln. Ja, aber was tun? Ein Kinderbett in der Nachbar schaft leihen? Doch bei wem? Helene fühlte, wie ihr bei diesem Gedanken ganz schwindelig wurde. „Darf ich mir eine Zigarre anzünden?" fragte Paul als seine Schwester wieder eintrat. Sie bemerkte, daß er einen Stuhl aus dem Vorzimmer geholt hatte, was die Harmonie ihres Salons störte, und sagte deshalb in einem etwas gezwungenen Tone: „Natürlich! Aber du willst doch zuerst frühstücken?" „Danke

, wir haben bereits gefrühstückt, da wir wußten, daß wir zu dem eurigen zu spät kommen würden." „Du bist also auch schon ein großer Reisender oder wirst es wenigstens werden", sagte Helene zu ihrem kleinen Neffen. „Wie heißt du denn?" „Nando." „Sage doch der Tante, was du werden willst, wenn du groß bist, Tante möchte es wissen." „Ein Gärtner." Diese bei dem Sohne eines Seemannes ganz über raschende Antwort erweckte Leos Aufmerksamkeit, welcher bis jetzt das Kind nur oberflächlich angeschaut hatte. „Liebst

du denn die Blumen?" t „Ach ja, und die Blumen lieben mich auch und schauen mich alle an, wenn ich in den Garten gehe." /Der Knabe sah bei diesen Worten entzückend aus; die Leidenschaft für die Blumen hatte den erschrockenen Aus druck aus seinem Gesichte verwischt. Leo war ganz glück lich, einen Vorwand zu finden, um dem Salon seiner Frau die Entweihung durch eine Zigarre zu ersparen. „Laß uns in den Garten gehen, damit ich Nando meine Blumen zeige." Man erinnerte sich also jetzt seines Namens. Der Garten

verheert hatten, nur aus den Büchern, und es war ihr peinlich, damit in Berührung zu kommen. „Es ist besser, du gehst wieder fort, dies wird deinen Kummer zerstreuen." „Ja, es bietet große Zerstreuungen, wenn man des Nachts einsam auf dem Verdecke des Schiffes umherwan dert und die Sterne betrachtet, welche sich in den Wellen spiegeln." Sie war ganz bestürzt. ' „Ich redete von fremden Ländern." „Glaubst du vielleicht, daß ich den Japanerinnen den Hof machen werde? Das war niemals meine Gewohnheit

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Tiroler Post
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Page 22 of 24
Date: 26.06.1914
Physical description: 24
Seite 16. Nr.2tz. „Oberländer Wochenpost" Freitag den 23. Juni IM Hofer & Erhärt. Innsbruck Errichte! Zweifels Vordere»! schule. - Prospekte Das Zeugnis der § 13 a des Gese; nung vom 13. A ; . Beer m — 206 „Was redest du denn da für einen Unsinn? Das Kind fieberte gestern schon. Er hat vielleicht die Bräune, denn ldie Stimme klingt heiser, oder eine Hautkrankheit. Ohne den Arzt um Rat zu fragen, können wir nichts tun. Armer Kleiner!" „Wie mutzte er sich so ganz allein im Dunkeln fürchten! Wer

. War er nicht heute abend zärtlicher denn feit Jahren ge wesen? -Auf einmal wurde es ihr klar, wie hohl ihr sogenanntes Glück fei. Sie hatten jedes für sich gelebt, und wenn sie auch beide zn wohlerzogen waren, um mit einander zu streiten, so hatte doch keine zärtliche Selbstverleugnung sie einander genähert. Ihr Leben hätte sich ganz anders gestalten können. Mein Gott, war es nicht zu spät, um aufs neue zu be- Endlich hielt ein Wagen vor der Türe. Leo kam mit dem Arzt. Das Kind hatte eine für den Augenblick

der Kleine zwischen Leben und Tod, und er wäre ohne Helenens gute Pflege vielleicht gar nicht davon gekommen. An dem ersten Morgen, welcher dem Anfang der Krank heit folgte, erschien Martha im Zimmer. Helene hatte sie in ihren morgen ganz vergessen, aber ihre Entrüstung er wachte, als die Dienerin sagte: „Da sehen gnädige Frau, was man dabei gewinnt, wenn man sich mit anderer Leute Kind be- lastet." Außer sich, deutete Helene nach der Türe. Später, als sie Nando verlassen konnte, suchte sie ihren Mann

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Tiroler Post
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Page 15 of 20
Date: 19.06.1914
Physical description: 20
. Martha schlug vor, den Jungen auf das Sofa zu betten; aber Helene erklärte, es sei schade um das schöne, blaue sofa, und Martha zuckte mürrisch die Achseln. £ a ' aber was tun? Ein Kinderbett in der Nachbar schaft leihen? Doch bei wem? ..Lelene fühlte, wie ihr bei diesem Gedanken ganz schwindelig wurde. „Darf ich mir eine Zigarre anzünden?" fragte Paul als silne Schwester wieder eintrat. Sie bemerkte, daß er einen Stuhl aus dem Vorzimmer- geholt hatte was die Harmonie ihres Salons störte, und sagte

deshalb m einem etwas gezwungenen Tone- «Natürlich! Aber du willst doch zuerst frühstücken?" „Danke, wir haben bereits gefrühstückt, da wir wußten oatz wir zu dem eurigen zu spät kommen würden." „Du bist also auch schon ein großer Reisender oder wirst A wenigstms werden", sagte Helene zu ihrem kleinen Neffen. „Wie heißt du denn?" „Nando." doch der Tante, was du werden willst, wenn du gwß bist, Tante mochte es wissen." „Ein Gärtner." Diese bei dem Sohne eines Seemannes ganz über raschende Antwort

erweckte Leos Aufmerksamkeit, welcher dis letzt das Kind nur oberflächlich angeschaut hatte. „Liebst du denn die Blumen?" , „Ach ja, und die Blumen lieben mich auch und schauen mich alle an, wenn ich in den Garten gehe." Der Knabe sah bei diesen Worten entzückend aus; die Leidenschaft für die Blumen hatte den erschrockenen Aus- druck aus seinem Gesichte verwischt. Leo war ganz glück lich, einen Vorwand zu finden, um dem Salon seiner Frau die Entweihung durch eine Zigarre zu ersparen. „Laß.uns

Garten, der winzigen Laube; Helene dagegen kannte Leidenschaften, wie diejenigen, welche die Seele ihres Bruders verheert hatten, nur aus den Büchern, und es war ihr peinlich, damit in Berührung zu kommen. „Es ist besser, du gehst wieder fort, dies wird deinen Kummer zerstreuen." „Ja, es bietet große Zerstreuungen, wenn man des Nachts einsam auf dem Verdecke des Schiffes umherwan dert und die Sterne betrachtet, welche sich in den Wellen spiegeln." Sie war ganz bestürzt. „Ich redete von fremden

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Neueste Zeitung
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Page 6 of 6
Date: 28.10.1919
Physical description: 6
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stand, und Therese lachte mit. Er wußte wohl, daß er nicht schön war mit seinem eckigen Gesicht, in dem die Rase weder römisch noch griechisch, sondern von ganz ge- wohnlicher germanischer Form war, mit dem etwas großen Mrurd, dem starken Kinn und der kantigen Stirn unter dem farblosen, krausen Haar. Aber dies Wissen machte ihm keinen Kummer, west er trotz dem DLanged an glän zenden äußeren Vorzügen allgemein beliebt war. Erinnerung an Vetter Achims hüneuhasie Männlichkeit," fugte er hinzu

der Vater sie zu sich nach Nizza, wo er sich damals für stänöia niedergelassen hatte. Qfcr lebte im Hotel, und als Ihr Detter Achim ihn und die Tochter dort kennen lernte, war er schon ein ganz ruinierter Mann." „Jetzt ist er tot?" fragte Wolf. Therese nickte. „Er starb bald daraus." „Und so steht Frau Silvia ganz allein?" „Ganz allein! Wer sie heiratet, bekommt weder SÄwic. germutter noch Schwägerinnen oder sonstige unerwünschte Abende Verwandte. Bekommen Sie nicht Lust, mein ^ Sie -lickte

geflochten wären. Ich W 1 mich einschichtig höchst glücklich! Ich bin der gevoM Junggeselle^" „Na, warten Sie!" drohte Frau Tberef«. „Ihr Vetter Achim hat sich gewiß für einen eingefleischten Haaestoil gehalten, wie wir alle es taten, bis er fein Schicksal Nizza kennen lernte. Und es muß bei ihm Liebe aus de» ersten Blick gewesen sein, denn . . ." „Das ist auch das Richtige!" fiel er ein. r . denn." fuhr Frau Therese fort, „die Bekanntest btitte nur ganz kurz gedauert, da verlobte er sich ickon

^ Derjenigen welchen, und die Hochzeit folgte, so schneL m zu machen ging. Es war eine^ratze Ueberraschuna, als er damals mit eurer sungen l>rau nach Alrenwieö zuruS' kenrte, und keiner war mehr überrascht, als mein Veutt Leo. Hon ihm habe ich so nach und nach alle diese Entzu' hecken erfahren, denn er w»r ja fast der einziae Mcu'ch. mit dem Achim Egaenbreüst vertraut verkehrte: er Ml sein einziger Freund." „Merkwürdig eigentlich." wunderte sich Wolf. paßten ganz gut zusammen." meinte sie Brandma

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Außferner Zeitung
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Page 22 of 24
Date: 28.06.1914
Physical description: 24
schon. Er Hat vielleicht die Bräune, denn die Stimme klingt heiser, oder eine Hautkrankheit. Ohne den Arzt um Rat zu fragen, können wir nichts tun. Armer Kleiner!" „Wie mutzte er sich so ganz allein im Dunkeln fürchten! Wer weiß, wie lang er schon geschrien hat." Leo ging fort, und Helene verschluckte am Bettchen kniend ihre Tränen. Sie hielt Nandos Händchen, das sie beständig küßte. Was sollte sie dem lieben Gott versprechen, damit das süße kleine Leben nicht vor der Zeit erlösche? Was hatte Jie

Selbstverleugnung .sie einander genähert. Ihr Leben hätte sich ganz anders gestalten können. Mein Gott, war es nicht zu spät, uni aufs neue zu be ginnen? Nando hustete abermals. Sie schlang die Arme um ihn und murmelte: „Mein Kind, mein ge liebtes Kind!" Sie kützte seine Haare, benetzte fein Kissen mit ihren Tränen. Nie noch hatte sie so geweint, nie auch noch jemand geliebt, wie sie dies arme, kleine Wesen liebte. Konnte denn ihre Zärtlichkeit nicht das Uebel be siegen? Was er im Fieber redete, GeiftL Rat

. An dem ersten Morgen, welcher dem Anfang der Krank heit folgte, erschien Martha im Zimmer. Helene hatte sie in ihren Sorgen ganz vergessen, aber ihre Entrüstung er wachte, als die Dienerin sagte: „Da sehen gnädige Frau, was man dabei gewinnt, 'wenn man sich mit anderer Leute Kind be lastet." Außer sich, deutete Helene nach der Türe. Später, als sie Nando verlassen konnte, suchte sie ihren Mann auf und erklärte ihm, daß sie Martha nicht mehr Wieder sehen wolle. Er könne sie fort schicken, und Herzlich gerne

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Unterinntaler Bote
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Page 16 of 18
Date: 28.01.1911
Physical description: 18
- liebte und erziehen ließ. Sophia Petrowna hätte also durchaus keinen Grund zur Verzweiflung gehabt, wenn nicht eines Tages ein Ereignis eingetreten wäre, welches ihr Leben gänzlich umzugestalten drohte und ihr Herz in heiße Flammen setzte. Alexander Wassiljewitsch hatte es selbst veranlaßt, niemand trug die Schuld, als er ganz allein! Weshalb hatte er sie hierher gebracht, hier, eine Stunde von dem befestigten Lager, auf das alte, langweilige Schloß, sie gezwungen, bei allen Übungen und Musterungen

der Truppen an seiner Seite zu reiten, und zuletzt noch den schönen jungen Offizier, der ihr schon im Kreise seiner Kameraden ausgefallen war, in ihre Gesellschaft gebracht! Erst hatte er ihr beim Kartenspiel, wenn er gab und sie abheben mußte, mit dem kleinen Finger ganz leise die weiße Hand gestreichelt, dann dieselbe, wenn der General nicht hinsah, heimlich und leiden schaftlich gedrückt, und endlich ein Briefchen zugesteckt, in welchem er ihr gestand, daß er sie glühend liebe. Sie sahen sich, schwuren

zu machen. Um aber selbst nicht ganz der Häuslichkeit zu entbehren, richtete er sich außerhalb der Lager wälle auf einem leerstehenden Schlosse ein und berief Sophia Petrowna, die er zärtlich liebte, hahin, damit sie ihm nach dem anstrengenden und aufregenden Dienst in den Stunden der Er holung Gesellschaft leiste. Mißgestimmt hatte eines Tages der General das Feldlager ver lassen, es waren ungünstige Nachrichten aus Petersburg ringetroffen. Der einzige Gedanke, der ihn erheiterte, war, sich die Freude aus zumalen, die er Sophia

.zu lassen, wenn du es wagen solltest, dich nochmals diesem jungen Mädchen zu nähern! Was nun?" Der junge Mann antwortete nicht, sondern sah finster zu Boden. Sophia Petrowna warf sich dem General zu Füßen. „Gnade! Väterchen!" rief sie, „habe Erbarmen. — Ich, ich trage die Schuld, ich ganz allein — —" und sie benetzte seine Hand mit heißen Tränen. Surrawow beachtete sie nicht. „Ich kehre ins Lager zurück, um deine Verhaftung zu befehlen! Richte dich danach!" Er wandte sich und verließ das Zimmer

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Lienzer Nachrichten
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Page 2 of 16
Date: 01.07.1914
Physical description: 16
Ferdinand und Gemahlin Herzogin Hohenberg' wurde wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet. Alle Fahnen wurden sofort ^..c StP ift nii&prnrhptit'ftrft Als Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht nahm Erzherzog Franz Ferdinand einen ganz hervorragenden Einfluß ^aus die Entwicklung und Ausbildung der Armee. Ihm ist es vor allem zu verdanken, daß die Kriegsmarine Oesterreich-Ungarns künftighin unsere politischen und ' ip r . . rj/* r .. rv.i ff — fZr - - Die erste Nachrich Kiel, 29. Juni

hervorgerufen. An vi öffentlichen Gebäuden Einlangen der Trau selde: Wien, 29. Juw Attentat und dem Hi Paares traf in Wien stunden ein. Die furcht ganz Wien bekannt ur stürzung und Teilnahi Flugfelde, wo vor einer schar Schauflüge veran richt um 1 / i 4: Uhr ein Lauffeuer unter der e die Nachricht größtem Schauflüge wurden fo fand sich Erzherzog Kc Nachricht eintraf, wu brochen und Erzherzo Flugplatz. Der Eindruck i Fandeshlli Innsbruck, 28. l Attentate rief hier, r Feierlichkeiten, wie d- Veteranenbundes

keine Lust, in meinen alten Tagen noch Kinderfrau zu wer den. Lassen Sie den Kleinen nur bei dem gnädigen Herrn, er sieht ja nichts mehr als den kleinen Affen, seitdem er im Hause ist." „Aber Martha, wie magst du so etwas folgen! Mein Mann? Er behauptet ja, Nando sei ihm unerträglich." „Ich weiß, was ich weiß", brummte Martha, und Helene entfernte sich mit dem unangenehmen Empfinden, daß ihre Kammerfrau sich ihr gegenüber ganz sonderbare Manieren herausnehme, und sie derselben keine Achtung mehr

ihn -am Sonntag wieder zu sehen. „Ist's noch lang bis Sonntag?" fragte das Kind. „Nur drei Tage." „So muß ich drei Abende ganz allein beten." „Du betest mit dem lieben Gott, Nando", sagte Paul, welchen die Tränen fast erstickten. An der Tür nickte er seinem Sohne ein letztes Mal zu, und dieser blickte ihm, ohne eine Träne zu vergießen, aber mit so herzzerreißendem Aus druck nach, daß er sich nicht mehr umzuwenden wagte. Er ließ sich zum Bahnhof fahren, schrieb seiner Schwester ein paar Zeilen

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