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Tiroler Land-Zeitung
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Page 18 of 20
Date: 27.07.1912
Physical description: 20
118 Ciiuitje Gäste und der wohlwollende Wirt beginnen mit Janssen die widerspenstigen Drähte in ihre ursprüngliche Form zu bringen und endlich wird die Tulpe eine glatte Scheibe, aber weiter bringen die vereinten Bemühungen es nicht. Lachend^bemerkt ein Gast: „Er gleicht ganz einem Pfannkuchen auf einem Stocke." Janssen wird mit jedem Augenblick wütender, denn das Lachen der Anwesenden macht ihn verlegen und innerlich böse. Noch ein mal nimmt er seine ganze Kraft zu Hülse, reißt mit Gewalt

Janssen die Stirn; je mehr er dem Ein gänge naht, desto schauerlicher wird ihm zumute und eine Gänse haut überläuft ihn, als gleich danach ein ohrbetäubendes Gebell seine Gehörnerven erzittern macht. „Höre einmal, wie die Bestien sich anstellen, Janssen," be merkt Busmann, indem er seinen Kameraden erstaunt ansieht, denn Jeremias ist ganz bleich geworden und verzögert seinen Schritt. „Ich höre es wohl," lautet die düstere Antwort. „Es ist ein furchtbarer Lärm." „Wenn ich hier wohnte, wäre ich schnell

! — Nun . . . Gerritsen, sehen Sic die Einsendungsnummern ein mal nach." Der Hülfssekretär nimmt eine Liste vom Tische, sucht einige Zeit und sagt endlich: „Nr. 203 — Affenpintscher. Nr. 110 — kleiner Hühnerhund." Jereniias reißt seine Augen auf, da er diese Namen hört, denn von einem Affenpintscher ist ihm nie etwas zu Ohren ge- konnnen. Busmann hat inzwischen ganz gemütlich die verschiedenen Ab bildungen von Hunden, die die Wände des Bureaus schmücken, in Augenschein genommen, und dadurch nicht bemerkt, daß Herr

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Bozner Nachrichten
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Page 5 of 12
Date: 19.10.1919
Physical description: 12
und mir hab'n auf unserem Gütl z'arbeitet. Da hats mit meine Augen anzf-mgen. zerst wars a!s wenn i alleweil an Schleier vor die Augen hätt, dann »-b i oft fast nix mehr gsehn, und eines Tages hat «>r der Herrgott das -Lampl ganz «usglöscht. Wie i ^ auierkt Hab, bin i ins Gartk gangen, Hab mi ausj « Bankl gsetzt und Hab gwoant und den Himmelvater «ten, er soll mi axfihcln in sein Paradies. Da ist ;ie »tutter kommen, sie hats glei gwußt, bloß beim Kopf ?ats mi gnommen aber i Hab gfpürt wie sie's gschüt- telt

und mit zittriger Hand sucht!-' er die seines Gefährten in inniger Teilnahme zu drücken. Da sprach der Peter weiter: ^ > „Weißt in alles tät i mi fügen, wenn i nur wüßt, was aus meine Gschwister worden ist, daß eng Mut ter! tot ist, weiß i schon lang, der Doktor hat nnrs amcü gsagt, aber sonst weiß i nix von dahomn. Und i bin schon so lang weg, an die vierzig Jahr mags l>'.!d sein. Wenn i bloß no einmal in unsere Heimat gehen könnt, aber ganz ohne Licht ists halt doch a bißl weit. Zwar i mein i tät

, verstanden? ' „„Die kann i Ihnen glei sagen, bester Herr Dok- überlegen Sie es sich bis morgen und sagen Sie mir keiner helfen.' Das kam in einem so traurigen Ton heraus, daß es dem Arzt einen Riß gab, und er sagte zu seinem Kollegen: „Also was meinen Sie, wollen wlirs wax gen?' „Ich denke ja', gab der Ändere zurück. In dem großen Saale der Augenklinik des Pro fessors Körner lag in dem vorletzten Bette bis fast zur Unkenntlicheit verbunden der Peter aus dem Armenhause. Ganz still lag er und machte

in seinem blausamtenen Mantel und nicht zuletzt seine geliebten Berge, immer, immer wieder mußte er sie betrachten,' in den Bergen war doch auch seine Heimat/ die Heimat, die er ols Bub ver lassen, in der er so glücklich gewesen war. Und jetzt wußte er ganz genau was er tun wollte. Ganz heim lich wollte er sein jetziges Obdach verlassen und 'iich Hause gehen, Nachschau halten und dann, wenn dort alles in Ordnung war, den Jörgele mit nehmen und bei sich behalten. Ja, das war sein fester Vorsatz. Und immer

kommenden Dank. Doch wie er sich »«blickte, war Prof. Körner mit seinem Kollegen verschwunden, sie wollten ihn in der ersten Zwiesprache »it der «»»geschenkten Welt alleine lassen und so hatten sich beide loutlos ent fernt. Statt ihrer km« longsom des Weges heraufge- fchritten eine Krankenschwester, den Peterl heimju- holen, die große Lichtfüle jetzt mn Mittag kfinntq seinen kaum geheilten Augen 'wieder Schoden tun. „Aber Schwester, waF glauben's, wo i so eine große Freud gehabt Hab, das ist ja ganz

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 6 of 12
Date: 07.10.1917
Physical description: 12
habe. Und richtig ist auch meine Befürchtung sehr bald einge troffen. Den ganzen Nachmittag habe ich still liegen und kuschen müssen, weil mein Frauerl und die Sabine nicht gestört sein wollten, wie sie das Haus haltungsbuch ganz eifrig studiert haben. Dabei bin ich mit schönster Manier um mein Nachtmal ge kommen, weil alle zwei mit lauter Studieren darauf vergessen haben, daß ich auch noch auf der Welt bin. Bei mir hat also das Haushallungsbuch gleich am ersten Tag die Ernährungsschwierigkeit ganz erheblich

verschärft. Umsomehr freut es mich aber, daß weder mein Frauerl noch die Sabine aus dem Buche haben klug werden können. Mein Frauerl hat sogar zum Schluß erklärt: „Da kennt sich keine K> tz' aus!' Die Sabine hat mir jedoch später ganz im Ver trauen mitgeteilt, sie glaube bestimmt, daß das Haushaltungsbuch nichts anders als ein neuartiges Traumbüchel sei, wo statt der Nummern lauter Buchstaben find. Es handelt sich nur darum, daß man diese Buchstaben richtig zu deuten versteht, dann könne man sich lcichl

die schönsten Träume auslegeu. Das schaut übrigens wieder einmal ganz unserer Sabine ähnlich und bei solchen Ansichten finde ich es auch begreiflich, daß keine Frauenzimmer in den Wirtschaflsrat gewählt werden.*) Weil ich es mir aber aus gewissen Gründen mit der Sabine doch nicht gerne verderben will, bin ich auf ihre Idee eingegangen und war ihr, so gut ich es ver mochte, bei der Deutung der Buchstaben behilflich. Ueber den ersten Buchstaben, das waren wir übrigens gar nicht weiter im Zweifel

. Wir haben nämlich sofort herausgekratzt, daß dieses nichts anderes als „Anstellen' bedeuten kann, weil das Anstellen heutzutage überall zuerst kommt, wo es etwas zu kaufen gibt. So sind wir dann nach und nach das ganze A-B-C durchgegangen und haben schließlich herausgefunden, daß in demselben folgende recht beherzigenswerte Ratschläge speziell für uusere Frauen in den gegenwärtigen Zeitläuften enthalten sind: Anstellen mußt du dich, Luckerl machen und ganz Lharmaut Dank schön sagen beim Einkaufen und froh mußt

für alle, das ist ganz in der Ordnung. Wenn das nicht wäre, möchte sich jeder Schmutzian um eine Seifenznfatzkarte be werben. Uebrigens glaube ich, daß es schließlich ganz praktisch ist, wenn sich die Leute jetzt nicht mehr so viel waschen können und es werden sich die wohl tätigen Folgen davon sicherlich schon im kommen den Winter bei manchem zeigen, dem es mit der Winterkleidung etwas knapp zusammengeht. Bei dem heutigen Zeitpunkt muß sich eben ein jeder helfen, so gut es geht. Nur ich hätte mir letzthin bald

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 24.02.1911
Physical description: 8
Nr. 45 Pusi seiner zarten Braut brach» ihn bald zum Schweigen. So sahen sie ganz vergnügt um den zierlich gedeckten Tisch, und bei der ewigen Heiterkeit der jung Verlobten, bei der stillen GejprächigkeitLicschens, sie langsam wieder aufzuleben begann, wurde auch Paula wieder ruhig und im Gemüte frei. Die eben erleben Szenen, der so lange aufgesparte Gram — sie wurden von der freundlichen Behag lichkeit des Feldbereichen Hauses beschwichtigt und bedeckt. Dann kam ein kleines Mittagsschläfchen

verzweifelten Aus druck. „Ich weiß wirklich nicht» was wir dann machen wollen.' - Ein schwerer Center begleitete ihre letzten Worte. - ^ ^EagenSie »al.. KrauFeldberg fpi«» der lauge» Seite ihrer Ahr. ^ Hab« Sie Wohl nicht mehr?' ^ k-iZhr v5s-5-«s lachte-HSHnischavs. «Woher, Ke«? Die paar tausaK- Ma» haben »ir «ch^ längst auszehre» «üff«? ^Mei»^Ma«t- - Hat - diich'w z »je.etwas Besonderes veä>i«lt!' - - > - «Na ja—und fürignteLLcken war er ämh.' ,-^^Ach .. . mcht-« «lleinZ Die Freunde. . . - 6 die» ganz

weil sie dort die Damen in der Äibeitspause am best« treffen konnten. . Mit einem Gesühle s-Itsamer Scheu betrat Paula an ihrer Seile die unbekannten Räume. Sie schaute sich um., wie rin Rind, das endlich , am Ziele laugerträuime. vei rlichleiieu stand. 9l «ch ihr war. als münte nc do.l ganz ungeahnte Dinge > vorfinden. Ein Klub gilt bei uns iu Deutschland A »och immer als ein geheimnisvoller LuxusartikH den sich nnr sehr reiche nnd vornehme Leute, denen das Arbeiten erspart war, leisten konnten. Statt dessen fand

und bequem eingerichtet waren und nur Gegenstände enthielten, die der Lust und Zer streuung dienen konnten. Ein schöner Flügel, dessen BenutzrmgdieDamen untereinandermit»Schonung' erbaten, aller Arten Spiele für Brett und Karten/ und,^sogar ein Billard war»da.... 5 ^ '' Hier sammelten. mapmV, —»man/könnte fast sagen ^.'auS jederAlt«Si fdise.' Neben d'er' weMaMg^^' brMn' Gestalt^., die der Kampf »ms Brot mit tiefen Fälten^gv- zeichnet, tauchte oft ein ganz mnges, rosiges' Ge- fichtchm

und zu erklären, sie hinzuweisen aus die vielen Borteile, die sie für ihr Vor haben hier finden könne. . . Ganz ruhig nämlich, als ob alles schon fix und fertig beschlossen wäre, hatte Frau Feldberg von dem erzähl^ was sie Paula am Tage vorher wie zur Erwägung anheimgegeben. Uno obgleich Paula sie ganz angstlich am Anne zupfte . . . sie ließ nicht nach. »Den Ansang, Kindchen, müssen wir machen,' sagte sie ruhig, dann sprach sie zu den Umsitzenden weiter. Sie rühmte Paulas Geschicklichkeit und Ge schmack

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Bozner Nachrichten
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Page 6 of 12
Date: 19.10.1919
Physical description: 12
. r und auch der liebe, rote Kirchturm winkte schon aa!i bei seinem Anblicke wurde er wieder ganz ruhiz. hatte ihm der liebe Gott bis hieher geführt, würde cr ihm auch weiterhelfen. Er wanderte nun durch iHe Dorfstrabt. - Aul ^Brnnnen i'pielten kleine flachskö- pfige Kinder, die den Zreinden verwundert betrach teten. Uni» dort kam ein stattlicher Mann in deik schönsten Jahre» rasch einhergegangen. Der Peter lüftete zögernd seinen Hut und blieb bei dem Manne stehen. Aber er brachte kein Wort

i wieser in die Stadt zu m>.!n Jörgele Der tät ja umkommen ohne mi.' Da kam er aber schön an bei der Schwester und Schwager, wollten vorn ?v'.tgek»en absolut nichts wissen Zenzls Mann sagte ganz kurz zu'Peter: „Du bleibst bei uns jetzt und deinen Jörgele holen mein Knecht und ich morgen früh, ich Hab so zu tun in der Stadt, da gehrs in einem.' Ganz gerührt meinte Peter, das nicht an nehmen zu können, aber auf vieles Drängen und Bitten gab er doch nach. Einige Monate später. Draußen am Waldrand saßen

an. Bei dem Freunde wurde anscheinend ganz ernsthafter ^„Kriegsrat' gehalten, bei dem es darauf anfam, dein Straßenräuber die gefährliche Pistole abzunehmen. Eine Flasche Wein machte ihn so unvor sichtig, einmal kurzer Hand die Pistole auf einen Augenblick aus der Tasche zu nehmen. Dies genügte, um den beiden andere» klar zu machen, daß die an scheinend so gefährliche Waffe — eine unschuldige Kinderpistole war. Nun ging man den Angeklagten zu Leibe und warnte ihn, sich vom Platze zu rühren, bis die telephonisch

außerordentlich wohl.' Machen Sie doch auch diesen Schritt und nehmen Sie Pink-Pillen, wenn Ihre Gesundheit nicht mehr voll und ganz zufriedenstellend ist. Sie haben eine hervorragende Wirkung gegen die Blutarmut, die Bleichsucht der jungen Mädchen, Hemmungen im Wachstum. Magenbeschwerden, Migräne, Neuralgie und Schmerzen. Störungen der körperlichen Funk tionen, Neurasthenie und nervöse Erschöpfung. 437S Zu haben in allen Apotheken, sowie in de» Hauptablage der Pink-Pillen.für Italien, K Vi» Xriosto, Uilano

zu können. Wie würde die kleine schwarzhaa rige Margret zum Beispiel ihn schmeichelnd umgaukeln. — Ein alter Erbonkel ist immer etwas Ra res und muß demgemäß auch danach respek tiert werden. Wie würde aber auch die liebliche Wanda seinen Klagen teilnehmend lauschen. Wetter noch mal. Junge, würde der Alte sagen, du hast Geschmack, das muß man dir lassen. Äls Felix nun so am Bette seines alten Onkels saß. wurde er ganz nachdenklich. Herr Wertermann senior war bei sei- - nem Lieblingsthema vom Zeitverpassen an gekommen

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Brixener Chronik
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Page 12 of 12
Date: 09.10.1915
Physical description: 12
Zeit? 4 Samstag, den 9. Oktober 7 (Nachdruck verboten.) Hm Wahn der Schuld. Roman von LudwigBlümcke. Am nächsten Tage wußte der Oberinge- nieur ganz genau» daß Banners Mitteilungen nicht aus der Luft gegriffen war: Falke hatte das Haus Nummer 13 in der Hafengasse tat sächlich zweimal betreten und Gruses Tochter zwanzig Mark geschenkt. Freilich war es ihm aber auch nicht verborgen geblieben, was den Volontär dorthin getrieben und wozu das Geld verwendet

wieder etwas ver- bruddelt?' fragte Stralau ärgerlich. „O, ich will Herrn Falke nicht etwa ver klatschen. Beileibe nicht'. Nein, nein! Er ist nur etwas zerstreut, und ich Halte es eigentlich für meine Pflicht, Ihnen mein Bedenken offen auszusprechen, Herr Kommerzienrat: Ich cflau- be, es stecken Weiber dahinter.' „Weiber? Sie meinen, er ist verliebt?' „Das vielleicht auch. Aber man hat ihn mit einem ganz gewöhnlichen Mädchen der Ha fengasse gesehen, und dasselbe nützt ihn sünd haft aüs. Es handelt sich nämlich

um des ver unglückten Gruses Tochter, die unter dem Na men „Goldmarie' bekannt ist.' Mit jähem Ruck richtete Stralau sich von seinem Sessel empor, legte die hohe Stirn in tiefe Unmutsfalten, zog die stacheligen Brauen finster zusammen und stieß dann in tiefstem Baß aus: „Mein liebster Reith, das scheinen mir ganz dumme Klatschereien zu sein, die man Ihnen da aufgetischt hat: Arbeitertratsch. Sie unterschätzen den Jungen denn doch, wenn Sie ihm so etwas zutrauen. Nein, etwas Gemei nes faßt

Heller, und die Witwe mit dem kloinen Jungen wäre ins Armenhaus gekommen. — Na, lassen nur das! Die arme Frau starb ja bald darauf, und Werner ist bei uns. So liegt die Sache. Ma chen Sie ihn mir also nicht schlechter, als er ist, mein lieber Herr Reith.' Das hatte der Schurke nicht erwartet. Daß sein Chef einen so ausgeprägten Gerechtig keitssinn besaß, war ihm ganz neu. Mit der Verleumdung schien das also rein gar nichts zu sein, darum zog er schnell andere Saiten auf: „Natürlich

Wochen fast Tag und Nacht beschäftigte. Schon lagen wohl zwanzig Skizzen fertig da, aber immer fehlte noch etwas, das ihm durchaus unentbehrlich schien, wenn die Erfindung wirklich alles bis her Dagewesene und noch Vorhandene Wer treffen sollte. Eine Kleinigkeit schien das nur noch zu sein, und doch bereitete es ihm entsetz liches Kopfzerbrechen. Als er so ganz vertieft war in seine Ar beit, legte der Hausdiener ihm die Postsachen auf den TM. Zerstreut musterte er die zahl reichen Briefschaften, tat

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Brixener Chronik
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Page 12 of 16
Date: 05.10.1915
Physical description: 16
Seite « Dienstag, den 5. Oktober »!« (Nachdruck verboten^ Im Wahn der Roman von Ludwig Vlümcke. Ach, jetzt hätte er all die Zeichnungen, die drüben fertig im Schreibpult lagen, zerreißen und verbrennen mögen als etwas höchst Un brauchbares. — Diese entsetzliche Laune — da pochte es ganz leise an die Tür. — Gewiß das Mädchen ,das abdecken wollte. — Barsch rief er „herein!' — Aber was bedeutete denn das? — Helles Licht flutete urplötzlich in sein halb dunkles Stübchen, ein Licht, wie wenn hundert

er der schwesterlichen Freundin gegenüber, die auf einmal eine andere für ihn geworden war. Ja, eine andere. Das wußte er in diesem Augenblicke ganz genau. Gewiß wußte auch sie es. Warum wäre sie denn sonst so zaghaft, so verlegen gewesen, warum stotterte sie fast ängstlich: „Denke nur nicht» Werner, daß ich komme, um mich dir in meinem Putz zu präsentieren. Du weißt doch, daß ich keine Zierpuppe bin. Aber ich hielt es für meine Schuldigkeit, dir auch eine Flasche Sekt und etwas Obst herauf zubringen. Du bist gewiß

hatte, ihre beiden Hän de, schaute ihr mit verklärten Blicken ins glü hende, wunderliebliche Antlitz und rief mit bewegter Stimme aus: j ..Ella, du liebes, einziges Mädchen! — Ja, es ist wahr, ich fühlte mich, obwohl das undank- ! bar sein mag. etwas zurückgesetzt und war — ! riesig eifersüchtig auf den Assessor, wenn ich j ganz ehrlich sein soll. Aber nun bin ich über- ! glücklich, du Gute, daß du mich nicht vergessen ! hast und es mir offen sagst, es wäre dir lieber ! gewesen, wenn die beiden Herren

in der Stadt ! g-'blieben mären. Ella - ach. ich war nie- ! mals ein Schmeichler — aber ich muß es Dir > gestoben: Ich bin ganz binnerissen von deinem ' Anblick?' ' ! Ihr Gesicht färbte sich noch um einen Ton ! dunkler, und ein leiser Schlag ihrer zierlichen Hand traf strafend seine Wange. Dann wollte sie eilends wieder verschwinden. Doch er hielt sie fest an beiden Handgelenken, und ohne daß sie es ibm wehren konnte, brannte ein beißer. inniger Kuß auf ihren Purpurlippen. ^ „Das sei der Dank, du liebes

Mädchen!' flüsterte er dann, und plötzlich hatten seine Ar me ibre bebende Gestalt fest umschlungen und nn sein wild pochendes Herz gedrückt. Sie befand sich ganz in seiner Gewalt, gab allen Widerstand aus. wehrte es ihm nicht, daß er nun auch ihre Wangen, ihre Stirn, ihre Au gen küßte, ihr hundert Kosenamen ins Ohr flü sterte und sich wie närrisch benahm. O sie fühlte es ja, wie unsagbar lieb er sie Hatte. Und das machte sie selig^ denn für ihn allein schlug ia nur ihr Herz, schon längst, schon ehe

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Tiroler Volksbote
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Page 11 of 16
Date: 20.12.1918
Physical description: 16
als Notnerarzt in der ganzen Gegend vorzögt.ch- und gute Dienste und in ganz unentgeltlicher und uneigennützi ger Weise geleistet. Dem Einzelnen und dem Staate hat damit Tausend« gerettet und erhalten. — Es muß besonders hervorgehoben werden, daß. sich daS Landesgendarmeriekommando dieser Anficht nicht ver schlossen hat, denn es erwirkte über Ersuchen der Ge meinden im Bereine mit dem Landeshauptmanns dessen Rücktransserienmg nach SmonatUcher Feld dienstleistung. Daraus ersieht

als die Freude. Voriges und vorvoriges Jahr haben wir uns eingeredet, wenn einmal der Krieg aus ist, dann wirds eine rechte, helle Weihnachtsfreude geben. Nun ist der Krieg tatsächlich zu Ende, aber es herrscht vielfach noch äußerlich und innerlich ein Wetter, daß jede Freude schier ganz erfrieren möchte. Zur Zeit, als Jesus Christus geboren wurde, herrschten im Iudenland akkurat die gleichen Zustände wie dermalen bei uns — ich brauche euch den Vergleich nicht auszuführen, wenn ihr ein bißchen nachdenkt

- ! i ch k e »t g e s e h e n. d i e H e r r l i ch k e i t als des Eingebornen vom Bater, voll Gnade und Wahrheit.'—Gott Sohn ist Mensch geworden und ist dreiund dreißig Jahre unter den Menschen herumge gangen und hat unter ihnen gewohnt wie em Mensch bei Menschen. Zuletzt aber hat er noch ein wunderbares Geheimnis eingesetzt, durch das er immer bei den Menschen aus Erden bleiben konnte, nicht nur als Gott» sondern auch als Mensch. Im heiligsten Altarssakra mente lebt und leibt ganz dasselbe Jesuskind» das die Hirten und die heiligen drei Könige angebetet

haben, das Simeon frohlockend in seine Arme nahm, ganz derselbe Heiland, der im Hudenlande herumging, lehrend und trö stend, helfend, Wunder wirkend. Und aus die sem heiligen Geheimnisse kannst du eine ganz besondere Weihnachtssreude schöpfen. Schau, aus dem Weihnachtswunder ist das allerhei- ligste Altärssakrament hervorgegangen, die Geburt Christi ist gleichsam die Wurzel des heiligsten Altärsakramentes. Wäre Jesus nicht Mensch geworden, so hätten wir auch das hei ligste Allärssakrament

. Und jetzt eine, Frage. Wenn du vor 1918 Iahren gelebt und in Bethlehem ein Haus besessen hättest, würdest du das Je suskind aufgenommen haben, daß es nicht in harter Krippe liegen und im kalten Stalle hätte frieren müssen, würdest du. ihm ein kommodes; warmes Stübchen als Quartier und ein weiches Lager eingerichtet haben? ja. gewiß, ganz bestimmt!' sagst du. Ich zweifle aber doch ein wenig. Wenn du alle Jahre höchstens ein- öder Zweimal zur Heili gen Kommunion gehst oder am End das nicht, wenn du bei der heiligen

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 8
Date: 06.03.1911
Physical description: 8
schmerzte ihr schon fast von alle» . du», was sich iu ihm herumwälzte. 2i?as sollte sie denn nur? Was fing sie denn min an? Tieser als je cmpsand sie es, wie sehr sie im Leben allein stand. Denn wieder zurückkehren iu ihr Haus, sich wieder vereinigen mir ' ihrem Mann, der sie so vernachlässigte, sie so geringschätzig behandelte — es schien ihr in diesem 'Augenblick noch ganz un möglich! . Und eine geschiedene Frau Ihr grame davor. Sie wußte, wie schief dann ihre Stellung war, wie sie Mißtrauen

sie wieder: „Sagen Sie mal. Frau Paüla, haben Sie sich eigentlich schon einmal überlegt, warum Ihr Mann wohl soviel außer dem Hause sein saun?' „Wahrscheinlich doch, weil es ihm wo anders besser gesällt.' antworlere sie schnell. .Glauben Sie nicht, daß auch die »liiere Unruhe ihn ost sortgetrieben habe» kann? Daß das alles mit seinem Wirten und Schaffen, mit seinen künstlerischen Erfolgen in Zusammenhang ' stehen kann? So'n Künstler- und Schriftsteller- leben ist doch ganz eigenartig von Sorge

und Unzufriedenheit bewegt!' Paula stutzte und sah sie forschend an. „ Was habe ich denn aber v«» »«niwl Leben?' „Dm Genuß, daß Sie nie an sich selber zu denken brauchen und immer nur für einen ander» sorge» können.' „Sie sagten doch aber selber von Ihrem Mann und sich ' „O Kind, das war etwas anderes! Mei» Mann war Kaufmann, Ihrer ist Künstler! Und eine Künstlcrsrau muß von vornherein schon ganz anders denken als andere Frauen, viel größer und keierl ' Das braucht der Mann »u seinem Leben — »d zu seiner Kziflevz

gelesen, Sa drückte sie das Tuch »o» die Augen und schluchzte hoch auf. Ihr armer, armer Mann . . . Frau Feldberg störte sie nicht. Nach kurzer Zeit erst strich sie ihr begütigend den Rücken und sagte ganz zart nnd leis: »Und da haben Sie ihn nicht einmal tröste» können?' .Er hat mir doch . . . nicht einmal .. e» Billett gegeben ' .Hauen Sie'S gekaust!' .Ick had' mich nicht getraut —' .Sie Schäfchen Sie! — Und jetzt volle» Sie ihn in dieser Stimmung wirklich ganz alle» lassen?' .Er sprich

«, daß Sie s wirklich sind?! Jede» Wort, jeden Blick wird es Ihnen mit Gold ans» wiegen, und Helsen Sie ihm — lieb' ... sie be tonte es merklich, .über diese schlimme Zeit hin weg — seien Sie versichert, er vergißt «S Ihne» nie! — Na. . .' Ein kleines mahnendes Zeichen noch — da»» machte sich Paula aus. .Sie haben recht! Ich versuche eS noch ei» mal! Er wird ja so elend und so traurig sein ... . . der arme Menjch! Ich gehe zu ihm, ich veriuch's . . Sie lief ganz hastig fort. An der Tür wandle sie sich nocd

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 8
Date: 21.10.1917
Physical description: 8
1917 Sonntag, den 21. Oktober. Seite 5 Schipsel und sein Frauerl haben allerlei Ansichten. Mein Frouerl hat eine ganz eigenartige Ma nier, die Zeitung zu lesen. Sie fängt nämlich nicht, wie andere Leute, auf der ersten Seite an, sondern sie beginnt regelmäßig mit der täglichen Ankündigung der städtischen Lebensmittelabgabe, was schließlich auch ganz begreiflich ist, hernach kommt der kleine An zeiger, dann die Lokalnachrichten und zu guter Letzt selbstverständlich der Roman

entgegen, indem sie die Kriegs rundschau im Kalender von A bis Z durchstudiert. Auf diese allerdings etwas summarische Weise ist dann mein Frauerl über die stattgehabten kriege rischen Ereignisse des ganzen Jahres soweit ganz gut aus dem Lausenden. In der vorigen Woche ist nun wieder einmal dieser hochwichtige Moment eingetreten und der neue Kalender gab auch diesmal meinem Fraucrl hinlänglich Gelegenheit, ihre Ansichten über das Ge lesene zu äußern. „Also beinahe elf Millionen Mann haben unsere Feinde

, daß er merklich zu spüren wäre.' Auf diese Bekehrung hin iegte sich bei meinem Frauerl sofort der angeborene Widerspruchsgeist. „Das möchte ich aber doch ein bisserl bezwei feln! Vielleicht ist die Sache anders, wenn e» in die Millionen geht, aber so viel ist sicher, daß schon der Verlust eines jeden einzelnen wenigstens bei seilten Angehörigen ganz gehörig verspürt wird. Dann, gesetzt den Fall, daß tatsächlich so viele hundert Millionen Menschen auf der Erde existieren, so wunde, t es mich aber schon

, kommt mir immer die weh- mütige Erinnerung an jene schöne vergangene Zeit, wo ich noch hie und da einmal eine kleine Tasse Milch oder ein Lackerl weißen Kaffee bekommen habe. Solche Zubußen gibt es jetzt natürlich nicht mehr und als neutraler unparteiischer Hund sehe ich auch ganz gut ein, daß es eine Ungerechtigkeit wäre, so etwas heutzutage zu verlangen. Nur mag ich nicht gerne daran erinnert werden. Es wird in letzter Zeit ohnehin sehr viel über Ungerechtigkeiten geklagt, besonders in punkto

der Verteilung der weißen und braunen Haushaltungs bücher. Ich glaube jedoch, daß die Kommission, die die Ausstellung dieser Bücher besorgt hat. ganz genau nach der Gerechtigkeit vorgegangen ist. Die alten Griechen haben, wie mir einmal mein Freund Karo erzählt hat, die Göttin der Gerechtigkeit mit verbundenen Augen, so quasi als blind dargestellt und damit andeuten wollen, daß die Gerechtigkeit keinen Unterschied kennt. Diese Gerechtigkeit hat sich, wie mir scheint, die betreffende Kommission zum Muster

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 16.08.1916
Physical description: 16
wollte unter.der Last schier zusammenbrechen. Es klagte und jammerte und tat manchmal ganz unsinnig. So oft Leopold aus dem Salle kam, schrak es nervös empor, zitterte an allen Gliedern und getraute sich nicht zu fragen, wie es mit dem Vieh stehe. Alle Trostgründe des Mannes schien es zu über hören; eZ brütete nur dumpf vor sich hin oder gab eine mißmutige Antwort. Dem Leopold tat dies imlsö Weher, als er nicht merkte, daß Han- neles Gebaren aus einem krankhaften Zustande hervorging. Trotzdem blieb er immer

gleich ruhig nnd freundlich und hätschelte das Weib wie ein launisches Kind. Eines Tages sagte das Han nele unter einem Strom von Tränen: „Pold, wir haben uns beide gegen unsere El tern vergangen, und nun kommt die Strafe. Uns trifft der Väter Fluch, weil wir gegen ihren Wil len geheiratet haben.' „Aber, Hannele.' rief er ganz erschrocken, „wie kannst denn so et Uns sagen? Schau', der alte Schulmeister, der Pfarrer und auch andere Geist lühe haben uns zur Ehe geraten und haben uns versichert

, wie es uns gegangen ist, hätte er selber sein Wort zurückgezogen und uns beide zusammen verheiratet. Ganz gewiß, er hätte aus Erden uns schon gesegnet. Wie viel mehr wird er im Himmel uns jetzt segnen, wo er noch viel gütiger ist.' .. „Mein Vater, Wohl, der ist gut; aber der dei- nige ist unversöhnlich, ist ein Wüterich. Er hat dich verflucht und mich mit dir. Deine Leute wünschen uns alles Böse, und das geht uns nach.' l „Hannele. sei nicht abergläubisch. Ein Segen vom Himmel wird doch stärker

, weil ich dich so unglücklich gemacht Hab'. Du tust mir soviel erbarmen.' „Sei still, Hannele, sei still mit dein Erbarmen. Schau, ich bin trotz aller Sorgen nie so glücklich ge wesen wie in der Zeit, seitdem ich dich zun: Weibe Hab'. Und wenn ich dafür mein ganzes Leben nichts als Schmerzen hätt', wär' das Glück nicht zu teuer erkauft.' ^ „Du lieber, treuer Mensch, ich bin auch mit dir glücklich gewesen, und ich wünsch' mir nichts an deres, als daß ich dich ganz glücklich machen könnte.' „Dann darfst dich nickt halb krank

nagte, brachte er doch nicht ganz fort. Das tat aber seiner Liebs keinen Eintrag und festigte nur seinen Entschluß, sich womöglich sür das Hannele noch mehr zu opfern als bisher. Mit fast weiblicher Sorgfalt las er der Gattin jeden Wunsch aus dnn Auge, half ihr, pflegte und tröstete sie, auch wenn er von den Ar beiten ganz ermüdet war und Tag und Nacht kein ruhiges Stündlein hatte. Das Hannele nahm all' diese Dienstleistungen wie etwas Selbstverständ liches hin und zeigte sich, Wohl infolge

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Maiser Wochenblatt
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Page 3 of 12
Date: 20.02.1915
Physical description: 12
hatten. Rus dieser geschmeichelten Freude heraus meinte denn auch Tasse: „Ja, die Russen sind wirklich prächtige lUenschen. Ihre Staatsmänner schätze ich ganz besonders! Vas sind durchwegs ganz vorzügliche und hervorragende Persönlich keiten!' ' „Namentlich der Botschafter Wolski!' „Mit dem hatte ich erst heute eine lange Unterredung!' „Ruch Politik?' „Natürlich, Kind!' , „Vars man wissen, was Tuch den Kopf heiß macht?' v Tasse lachte: „Da ich vir schon soviel aus- geblaudert habe, kannst

Du auch das noch wissen!' „Ich bin ganz Ghr!' „Es wird allerhand Feierlichkeiten zu Ehren unserer, russischen Freunde geben!',' Jetzt war Florentine am Lachen: „Na, das ist doch ganz gewiß keine große Neuigkeit! Wenn Du nicht mehr weißt?' „Nun es gibt noch mancherlei! Ruch Lord Kitch wird uns besuchen !' „Der englische Kriegsmann?' ' „Jawohl!' „was will er denn?' „(Er will Nancq und andere Festungen- im Osten unseres Staates besichtigen !'- - u ' „Vas mag er nur getrost tun! Da wird sicherlich alles in bester-Ordnung

sein!' „Und dann kann ich noch etwas berichten!' „Ich bin gespannt!' „Allerlei Serben lausen in London herum. Man spricht davon, daß sie ein Rttentat planen!' „Tin Rttentat!' „So hörte ich!' , „Gegen wen denn?' „Eine hohe Persönlichkeit in Wien wird diesmal daran glauben müssen!' Zlorentine fuhr sichtlich erschreckt aus. „Und wer soll das sein?' „weiß nickst Teuerste! Vas hat mich nicht groß interessiert/ ich habe deshalb auch nicht weiter nachgeforfcht. vielleicht handelt es sich auch nur um ein Gerücht!' Florentine war ganz bleich

geworden. Die Worte lagen ihr schwer in der Kehle. Rller Frohsinn war von ihr gewichen und es erschien ihr wie eine Erlösung, als Mr. Tasse aus die Uhr sah und sich mit der Entschuldigung, daß er noch wichtige Depeschen aus Rußland und vom Balkan erwarte und mit den Worten: „Ruf Wiedersehn in Brest!' von ihr ver- abschiedete. 7. Kapitel. Ein Zlottenvesuch. Ganz Brest war aus den Beinen. Lärmen und Lachen durchflutete die säst mittelalterlich anmutenden Straßen. Brest, der wichtigste Kriegshafen

Frankreichs an seiner Westküste erschien wie umgewandelt. Blumenschmuck prunkte in reicher Fülle, als ginge es einem ganz erlesenen Feiertage entgegen. Neben der Trikolore hingen Fahnen in den russischen Farben, denn das russische Geschwader sollte einläusen und- Rußland ist ja der beste Freund Frankreichs! In allen Beoölkerungsschichten war man in freudigster Erregung über den zu erwartenden Flottenbesuch/ Die Zeitungen hatten in! ge eigneter- weise die Stimmung der breiten Geffentlichkeit beeinflußt

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 36
Date: 19.09.1913
Physical description: 36
irvler Bo5?s^oke.' ^r^ikäg öen LF. Septsm'b'er 1Ä1Z. kennt; ich sei durchaus nicht bösartig, sondern'nur ein aufgeweckter, rühriger Junge und meine Erzieher ha ben mich ganz falsch behandelt; jedenfalls ist mein Vater zu streng mit mir. Jetzt wurde ich ganz ge- rührt und bat ihn, er soll mich an Kindesstatt'an- nehmen und mich Gendarmerie studieren lassen/weil ich für mein Leben gern einen Säbel und eine Mili- tärkappe tragen möchte. Da lachte er noch ätger und sprach,/das geht

vom Gendarm aus der Gepäcksstelle herunter und setzte sie auf. .Sie war mir nicht viel zu groß, weil ich einen starken Kopf habe, und ich schaute jetzt ganz militärisch aus. Einem Reisenden, der über den Gang wandelte, salutierte ich wie einem Offizier, so daß er entsetzlich klchte. Aber da fiel mir wieder ein, daß ich in einer schlimmen Lage bin und daß es eine fürchterliche. Schande ist, wenn ich unter Gendarmeriebegleitung, so zirka auf dem Schub/ nach Hause komme. Weil die Gelegenheit günstig

aus.' Da kamen sie alle über mich und lvarfen mich zu Boden. Ich wehrte mich wie eine Katze, biß und stieß, aber die Gendarmrriekappe flog in den Letten'und wurde ganz zertreten und vernichtet/ Nur mit größer Mühe konnte ich mich von meinen Angreifern wieder los machen, dann rannte ich blitzschnell davon und ehe mich einer einholte, kam ich zur Wohnung meiner Tante. Lieber hätte ich geweint als gelacht, denn ich war in keinem schönen Zustande. Es ist schrecklich, welch ausgelassene Jugend heutzutage

heranwächst, und daß es schon' in den kleinsten Nestern so ungezogene Straßenjungen gibt! -^Nachdem ich ein paarmal angeläutet hatte, öffnete mir die Tante selbst und sie war von meinem Anblicke ganz bezaubert. Als sie anfangen wollte zu reden, siel ich ihr gleich ins Wort und sagte: „Liebe, liebe Tante, ich bin ein unglücklicher, verfolgter Junge und. ich habe keine andere Zuflucht als bei dir. Seit ich dir die Geheimnisse meines Vaters ausge plauscht habe, ist der Vater schrecklich gehässig

Gestalten herausgeschnitten, denn ich bin sehr schnell.im Arbeiten, — und es lvar ein gräßlich schönes Krippenspiel, ja ein förmliches Panorama. . Viel leicht war ich meiner Tante zu lange still, denn Plötz- lich kam sie nachschauen, ob mir 'Nichts fehle. Als sie mein Kunstwerk erblickte, war sie eins Zeitlang ganz paff vor ^staunen, in ihrer ersten Bewunderung kaui sie gar nicht zu Atem und.sie schrie nur in abgebroche nen Sätzen: „O — oo ooo — ist fürchterlich! _ Es ist unglaublich!' — Ich sagte

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Bozner Zeitung
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Page 8 of 16
Date: 25.02.1911
Physical description: 16
uiidLirschen. »Na, Lilly, wo ist der Bräutigam? Schon fort^ Lilly zog schmollend den Mundwinkel. .Ach . . . gar nicht gekommen ist er I Er hat Pl viel zu tun in seiner neuen Stellung, sagt er vnmer.' „Wer Lilly,' warf Lieschen ein. „du darfst doch auch nicht unvernünftig werdet! I Wenn man Vorwärts kommen will, muß man doch seine Pflicht tun!' „Pflicht, Pflicht! Ein Bräutigam hat ganz andere Pflichten!' Lieschen lachte. Paula jedoch, die schon ganz von geschäftlichem Bewußtsein erfüllt war, schüttelte

ziemlich enist den Kops. „Nein, Kindchen — erst müssen wir gegen die Welt unsere Pflicht tun, dann kommt das Herz und das Gemüt. Es hieße däs Aweite töten, wollten wir das erste versäumen.' Ihre Gedanken hatten von klug ersonnener Philosophie schvl» etwas abgefärbt. Fran Feldberg legte den Brief vor sie hm. „Und Sie ? Werden Sie da? nun auch «cht mehr vergessen?' Paula wurde bis «nter die Haarwurzeln rot. Verlegen sprang sie von ihre» Platze auf, und «it einer an ihr ganz ungewohnten Energie stieß

sie hervor' „Nein! Nein! Jetzt ganz gewiß nicht mehr! Ich habe zuviel Lehrgeld gezahlt.' , FrauFe^.cig ieu»re iur mütterlich die Hand. „Im will .^-uien Helsen,' jagte sie herzlich, „wenn -nc't' d- c» einmal wieder lwermanut, denn — glaube:! «:c i.ur — so leicht, wie's uns beim ' ' rsenken in rzens- »iinicke doch nicht!' Panla Höne ihr ausmcrksam zu, und wie im plötzlichen Inwuls siel sie ihr um den Hals und küßte sie dankt'.r aus d-e Wange. In ihrem Herzen wären - miede: Äugst und Wehmut aufgetaucht

, und als sie sich znrückbog, halte sie die Augen voll heißer Tränen. Frau Feldberg zog sie gauz hastig an die Seite. „Komme» Sic. die Kinder brauchen das nicht M sehen. Und übe'. Haupt — was weinen Sie oenn?' schalt sie liebevoll zärtlich. „Run haben Sie Gcld, nun lvuneu Sie mit voller Kraft was «tsaugen . . . Tamil beginnt doch auch ei« anderes Leben siir Sic! ^ Sie war selber inl erstell Moment nicht ganz taktfest und schluckte erst einmal, ehe sie fortfuhr: „Na ja . . . da lveinen Sie! Die Träne

« «uß man sich für Wichtigeres aussparen!' Panla wollte lachen, aber es gelaiig ihr schwer. ÄW Moment war ihr daS Herz fast zum Zcr» Wringen voll Bangigkeit. >Na, Ikntder . . . konnnt ihr mit?' Frau Feldberg wollte Paula beim Einkauf der erstell Muster und Zutaten beistehen. „Es ist ÄaS schönste Wetter, und die klare Lust ist euck besser als daS ewig? Zimmerhocken.' Noch wenigen Minuten waren sie alle «>f der Straße. „Akt, Hott,' «es da Paula ganz erschrocken, »nnn habe ich wieder zwei ganz verschiedene Hand- schulje

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 13.07.1911
Physical description: 8
Burkhard! i «Mich nach einigen nicht ganz geglückten Ber- ' suchen das Schluchzen nieder, das ihm anfangs das Sprechen beinahe hatte unmöglich mache,» «ollen. .Ich will ganz tapfer fein, lieber Vater! Z ; Und du sollst ganz gewiß mit mir zufrieden fein, 'i wenn wir uns wiedersehen.' ; .Dessen bin ich schon heute gewiß, mein Liebling! Das Vertrauen zu dir ist ja der Trost, : den ich mit ins Gefängnis nehme. Aber die ! Mutter, die arme Mutter!* ! »Sorge dich nicht um sie, Vater! Es soll ihr ganz gewiß

an nichts fehlen. Ich werde schon ! eine Möglichkeit finden, ihr die Aufnahme in eine ! Pflegeanstalt zu erwirken, wo fie wieder ganz ge sund wird.- » Der Vernmilte seufzte schwer auf. .Wie sollte dir gelingen, was ich nicht mit allem Bemühe» zustande bringen konnte! — Wir ! haben ja keine Freunde, die uns beistehen könnten, i Mein armeS liebes Kind!* Da erhob der Jüngling mit einer zuverficht' Achen Bewegung den lockigen Kopf. ! „Und wenn wir auch keinen Menschen haben, ich will die Mutter

). nStzlick'scheint — ich, der ich so ganz ohnmächtig sin, flir dein Fortkommen zu sorgen!* «Baue nur auf mich und ans meinen Mut! Ich diu ganz sicher, daß ich dir bald Gutes werde mitteilen können.* „Gott gebe es!* sagte Ernst Burkhardt, indem er den jungen Mann noch einmal in seine Arme zog unv innig küßte. Dann aber, da er fühlte, daß ihn die Rührung zu überwältigen drohte, schob er ihn sanft zurück. .Geh jetzt und laß die arme Mntter nicht länger in banger Ungewißheit harren. Brille ihr t'.ieine Grüße

hätten^ was leicht geuwz hätte geschehen können! — Aber im Gefängnis — pah, da? ist in unsere»« humanen Zeitalter schon beinahe so gut wie ei» Erholungsaufenthalt — namentlich für einen, dem's in der Freiheit so lumpig gegangen ist wie Ihrem Manne. ES kommt also jetzt bloß daraus an. daß Sie die Ohren steif hatten »»nd an Ihre Gesundheit denken. Wenn Sie mir den Junge« mitgeben, wird das Gehalt, das ich bei meinen» Baron sür ihu durchgedrückt habe, ganz gut ausreichen, die Kosten Ihres Ausenthalts

i« Spital zn bestreiten. Und Sie können sich da in aller Ruhe gesund pflegen, während dem Burschen die Beschäftigung i« der freien Luft sicherlich besser anschlagen wird, als d,e Abrackere! in irgend einer musfigeu städtischen Fabrik.- Aber ich kam» mich so schwer von ihm trennen.* schluchzte die Fra»». .Wenn ich ihn auch noch hergeben muß, bin ich ja ganz allein und verlasse»».* Der Riese machte eine ungeduldige Bewegung mit den Schultern. Augenscheinlich sing eS schon Mi, seinen Unwillen zu erregen

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 30.05.1911
Physical description: 8
und Unterwürfigkeit emp fangen. „Bevor Euer Gnaden die Krankensäle be sichtigen,' sagte er, nachdem die Begrüßungs- Zeremonie vorüber war, „wäre es mir lieb, wenn Sie eine Patientin im privaten Flügel des Hauses in Augenschein nehmen möchten. Ihr Gesundheitszustand macht mir große Sorge, und ich habe sie übersiedeln lassen, damit sie es möglichst angenehm und ruhig habe, da sie dort von den lärmenden Kranken ganz abgesondert ist. Selbstverständlich würde ich sie sofort wieder auf die ihr zukommende Abteilung

bringen lassen, wenn Euer Gnade» gegen meine Änordnung etwas einzuwenden haben.' „Wer ganz und gar nicht, ganz und gar nicht, — es ist im Gegenteil umsichtig von Ihnen, Herr Mackenzie,' erwiderten ^Friedens richter, und unter Simons Führung machte siäi das hochansehnliche Kollegium auf den Wex nack dem bezeichneten Gemache. Herr Si-'^on öffnete die Tür, und den Blicken der Koin> Mission bot sich der Anblick, wie die Ober pflegerin Elmslie sich in eifriger Pflichterfüllung um eine junge Dame bemühte

ruhende Gestalt anredend, fort. Die Wirkung dieser Worte war eine über raschende. Die junge Dame richtete sich plötz lich kerzengerade auf und rollte wild die Augen.- «Ich bin ein kleines Vögelein,' erwiderte! sie mit dünner Stimme. ^ , Um der Wahrheit die Ehre zu geben, feil hier festgestellt, daß noch ein anderer Friedens-! richter sich der Mühe unterzog, die Kranke zu, befragen, ob sie irgend einen Wunsch habe — ob sie sich ganz glücklich und zufrieden fühle. „Glücklich und zufneden wie eine Lerche

' ihre Unterschrift gäben. Mit stereotypen Mitleidsbeteuerungen, die in folge steten Gebrauchs etwas hohl klangen, ver ließen sie das Zimmer. Jeder für sich ge nommen, waren es lauter mildherzige Menschen; alle zusammen waren sie dem heiligen Bureau- kratius ganz und gar verfallen. Lottie Mackenzie ließ einige Minuten ver streichen. dann setzte sie sich auf und lachte. „Sie werden mich noch mit Ihrem Riechsalz ersticken. Habe ich meine Sache gut gemacht?' „Glänzend! Sie würden eine ausgezeich nete Irrsinnige

Gefühle bewegt. Waü diesen ganz und gar nicht zu verachtenden Fremden anbetraf, lag zweifellos ein Fall von „Liebe auf den ersten Blick' vor: doch dürft-.- sie gerade jetzt wagen, ihn zu ermutigen? Das nicht, aber versuchen konnte sie doch, heraus^ zubekommen, wer er eigentlich sei. Sie wußte, mit welchen Schwierigkeiten es für Personen, die nicht beruflich in der Anstalt zu tun hatten, verknüpft war, den Grund und Boden des Grauen Hauses zu betreten, und dieser Uni- stand gab ihr einen glücklichen

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 04.07.1910
Physical description: 8
ist.— Auch nicht? — , — Gut, Jungfer Eigensinn! Adieu!' Er machte ein böfes Gesicht und ging schnell davon, ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen. Sie blickte ihm ganz starr nach und wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Plötzlich besann sie sich, eilte Heinz nach und stand erglühend vor ihm, als er sich umwandte. „Was noch?' fragte er erstaunt. „Dies, Heinz!' Sie umschlang seinen Hals mit beiden Armen «nd küßte ihn einmal, zweimal auf den Mund. Ehe er sich noch recht besinnen konnte, wie schnell

das alles ging, lief sie schon davon, blieb am Eingang zum Park stehen und rief: .Leb' wohl, Heinz, und denke an dein Versprechen I' Seine Entgegnung hörte sie nicht mehr, sie lief bereits wie ein gehetztes Reh den Parkweg hinab und verlangsamte ihre Schritte erst in der Nähe des Schlosses. Sie überlegte, daß sie eigentlich etwas ganz unverantwortlich Dummes getan habe. Erstens die Veilchen, zweitens das Gedicht und drittens, das Allerdümmste, die beiden Küsse. — Na, er sollte sich nur gar nichts einbilden

. Drei Jahre waren seit jenem Märzabende dahingerauscht. — Sie hatten Heinz von Duringen nur ganz selten und dann immer nur für wenige Tage in Lindeneck und Driebusch gesehen. Der Be>uch im Herbst nach dem Manövers von dem er mit Lieselotte gezproaien, war ganz untervueven. Später hatte leine Ernennung zum Adjutanten allerlei neue ungewohnte Dienstgejchäfte mit sich gebracht, die einen Urlaub zur Unmöglichkeit werden ließen. Da kam er einmal, gerade in der Ernte, und sand Lieselotte kränk. Er sah

sie gar nicht und mußte sich mit kurzen Kränkhettsberichten begnügen. Als eS dann besser ging, war sein Urlaub zu Ende. Die Reitschule brachte ein erhöhtes Interesse sür den Rennsport ganz von selbst mit sich. Nach seiner Rückkehr zum Regiment richtete er sich einen Rennstall ein und vergaß über demselben Lindeneck und Driebusch nicht ganz, dachte aber seltener daran und konnte ein paar Urlaubstage nicht erübrigen. Seit Lieselottens Krankheit war er nicht zu Hause gewesen. Nur einige Briefe

wiederzufinden. Schließlich unterblieb der Briefwechsel ganz. — Lieselotte wartete auf Heinz' Kommen und erhoffte von einer mündlichen Ausspräche die Wiederkehr der alten Jngendfrenndschast. Aber er kam lange nicht. Endlich im Herbst, zwei und ein halbes Jahr nach jenen» Abschied in der Dämmerung des Frühlingstages, sahen sie sich wieder. Er wolle nnr drei Tage bleiben, da er länger nicht abkommen könne, meinte er. Die Herbstrennen erforderten seine Anwesenheit aus alle Fälle, da zwei Pferde von ihm lausen

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 4 of 4
Date: 09.10.1915
Physical description: 4
-ei:,,' ^ Samstag, den 9. Oktober 191S 7 (Nachdruck verboten.) Im Wahn der Schuld. Roman von Ludwig Blümcke. Am nächsten Tage wußte der Oberinge- nieur ganz genau, daß Banners Mitteilungen nicht aus der Luft gegriffen war: Falke hatte das Haus Nummer 13 in der Hafengasse tat sächlich zweimal betreten und Gruses Tochter zwanzig Mark geschenkt. Freilich war es ihm aber auch nicht verborgen geblieben, was den Volontär dorthin getrieben und wozu das Geld verwendet

wieder etwas ver- bruddelt?' fragte Stralau ärgerlich. „O, ich will Herrn Falke nicht etwa ver klatschen. Beileibe nicht! Nein, nein! Er ist nur etwas zerstreut, und ich halte es eigentlich für meine Pflicht, Ihnen mein Bedenken offen auszusprechen, Herr Kommerzienrat! Ich glau be. es stecken Weiber dahinter.' „Weiber? Sie meinen, er ist verliebt?' „Das vielleicht auch. Aber man hat ihn mit einem ganz gewöhnlichen Mädchen der Ha fengasse gesehen, und dasselbe nützt ihn sünd haft aus. Es handelt sich nämlich

um des ver unglückten Gruses Tochter, die unter dem Na men „Goldmarie' bekannt ist.' Mit jähem Ruck richtete Stralau sich von seinem Sessel empor, legte die hohe Stirn in tiefe Unmutsfalten, zog die stacheligen Brauen finster zusammen und stieß dann in tiefstem Baß aus: „Mein liebster Reith, das scheinen mir ganz dumme Klatschereien zu sein, die man Ihnen da aufgetischt hat: Arbeitertratsch. Sie unterschätzen den Jungen denn doch, wenn Sie ihm so etwas zutrauen. Nein, etwas Gemei nes saßt

Heller, und die Witwe mit dem kleinen Jungen wäre ins Armenhaus gekommen. — Na, lassen wir das! Die arme Frau starb ja bald daraus, und Werner ist bei uns. So liegt die Sache. Ma chen Sie ihn mir also nicht schlechter, als er ist, mein lieber Herr Reith.' Das hatte der Schurke nicht erwartet. Daß sein Chef einen so ausgeprägten Gerechtig keitssinn besaß, war ihm ganz neu. Mit der Verleumdung schien das also rein gar nichts zu sein, darum zog er schnell andere Saiten auf: „Natürlich

Wochen fast Tag und Nacht beschäftigte. Schon lagen wohl zwanzig Skizzen fertig da, aber immer fehlte noch etwas, das ihm durchaus unentbehrlich schien, wenn die Erfindung wirklich alles bis her Dagewesene und noch Vorhandene über treffen sollte. Eine Kleinigkeit schien das nur noch zu sein, und doch bereitete es ihm entsetz liches Kopfzerbrechen. Als er so ganz vertieft war in seine Ar beit, legte der Hausdiener ihm die Postsachen auf den Tisch. Zerstreut musterte er die zahl reichen Briefschaften

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 4 of 8
Date: 05.10.1915
Physical description: 8
Seite < Dienstag, den ö. Oktober 1L1S 3 (Nachdruck verboten.) Im Wahn der Schuld. Roman von Ludwig Blümcke. Ach, jetzt hätte er all die Zeichnungen, die drüben fertig im Schreibpnlt lagen, Zerreiben und verbrennen mögen als etwas höchst Un brauchbares. — Diese entsetzliche Laune — da pochle es ganz leise an die Tür. — Gewiß das Mädchen ,das abdecken wollte. — Barsch rief ei „herein!' — Aber was bedeutete denn das? — Helles Licht flutete urplötzlich in sein halb- dunkles Stübchen, ein Licht

er der schwesterlichen Freundin gegenüber, die aus einmal eine andere für ihn geworden war. Ja, eine andere. Das wußte ei in diesem Augenblicke ganz genau. Gewiß wußte auch sie es. Warum wäre sie denn sonst so zaghaft, so verlegen gewesen, warum stotterte sie fast ängstlich! „Denle nur nicht, Werner, daß ich komme, um mich dir in meinem Putz zu präsentieren. Du weißt doch, daß ich keine Zierpuppe bin. Aber ich hielt es für meine Schuldigkeit, dir auch eine Flasche Sekt und etwas Obst heraus zubringen. Du bist gewiß

wären. Ella ach. ich war nie- mals ein Schmeichler — aber ich muß es Dir aeslehen: Ich bin ganz binqerissen von deinem Anblick!' Ihr Gesicht färbte sich noch um einen Ton dunkler, und ein leiser Schlag ihrer zierlichen Hand traf strafend seine Wange. Dann wollte sie eilends wieder verschwinden. Doch er hielt sie sesi an beiden Handgelenken, und ohne daß sie es ibm wehren konnte, brannte ein heißer, inniger Kuß aus ihren Pnrvurlippen. ..Das sei der Dank, du liebes Mädchen!' flüsterte

er dann, und plötzlich hatten seine Ar me ihre bebende Gestalt fest umschlungen und nn sein wild pochendes Herz gedrückt. Sie befand sich ganz in seiner Gewalt, gab allen Widerstand auf. wehrte es ihm nicht, daß er nun auch ihre Wangen, ihre Stirn, ihre Au gen küßte, ihr hundert Kosenamen ms Ohr flü sterte und sich wie närrisch benahm. O sie fühlte es ja, wie unsagbar lieb er sie hatte. Und das machte sie selig, denn für ihn allein schlug ja nur ihr Herz, schon längst, schon ehe er wieder gekehrt war. — Doch nun riß

schim mernden Gras, eine Fledermaus schwirrte ganz leise am Fenster vorüber, und von der Stadt drangen vermehte Töne einer zauberhaften Musik an sein Ohr, die da klang wie Harfen laut himmlischer Chöre — das hohe Lied der Liebe. Nun perlte das schäumende Nebenblut im blinkenden Glase, nun schlürfte er es durstig hinunter wie wunderbaren Nektar, und seine Augen schauten in seligem Traume die gütige Fee, die es so licht gemacht in seiner armen Klause, im verzagten Herzen, sie schauten sie unverwandt

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 4 of 4
Date: 13.10.1915
Physical description: 4
.' Und so gelangte der harmlose Umschlag mit Werners Schriftzügen denn wirklich in Reiths und wenige Stunden später sogar in Stralaus Hände. „Sie sehen, Herr Kommerzienrat,' sagte jener mit Triumphatormiene, „meine Vermu tungen sind doch nicht unbegründet gewesen: Herr Falke muß mit dieser Dirne auf recht gu tem Fuße gestanden Kaden, sonst würde er ihr nicht schreiben. Der Brief soll voller Zärtlich keiten sein, so daß der Arbeiter Banner, der ihn las, als er Gruse besuchte, ganz empört war und es sür

Ella ganz unerwartet wieder in der Villa ein. Es hatte ihr diesmal in Berlin ganz und gar nicht gefallen. Sie fühlte sich auch nicht besonders wohl und schien etwas bleichsüchtig geworden zu sein. Darum eben, gab sie an, käme sie schon jetzt nach Hause. Die Eltern waren nicht we nig überrascht, und ihre scharfsinnige Mama ahnte den wahren Grund sofort: die Sehnsucht nach Werner. „Ja, 'so und nicht anders verhielt es sich in der Tat. Das; der Geliebte ihren Brief nicht beantwortet hatte, trotzdem

? Gewißheit wollte sie haben, darum litt sie es nicht länger im Trubel der Millionenstadt. „Ist sonst etwas Neues passiert inzwischen, Mutter?' fragte sie dann mit eigentümlich gepreßter Stimme, sobald sie sich mit der Mama allein in ihrem Boudoir befand. „Nichts von Bedeutung, Kind. — Ja so. daß Werner nach Freientäl abgereist ist, schrieb ich dir nicht auf der letzten Karte. Ich vergaß es ganz.' „Nach Freientäl? Warum denn das? — Wie lange? Und dies schriebst du mir nicht?' stieß sie mit zitternder

Stimme aus. „Der dortige Ingenieur Hegeler mußte hierher kommen. Kind, da es in der hiesigen Fabrik durchaus notwendig ist. Da hat Wer ner denn seinen Posten übernommen. Er be kommt Gehalt, und kann sehr froh darüber sein. Aber mein Liebling, regt dich denn das so sehr auf? Ich sollte dich noch schön grüßen von ihm.' „Mama, ist es nur darum, daß er fortge schickt wurde? Du machst ein Gesicht, als wenn —' „Nun laß nur. Herzblatt! Zieh dich erst mal um und genieße etwas. Siehst mir ganz durchfroren

doch so. Er wird dir so et was nicht verraten. Die Person steht sogar noch jetzt in regem Briefverkehr mit ihm. „Damit du ganz klar siehst, mein Kind, und dich nicht Illusionen hingibst, die noch zu weit herberen Enttäuschungen führen könnten, will ich dir einen Brief zeigen, den Werner an dieses Mädchen schrieb — wenigstens das Kou vert. — Warte, ich hole es.' Und nun starrte die so grausam Betrogene auf den rosafarbenen Briefumschlag, der' de; Geliebten charakteristische Schriftzüge trug: An Fräulein Maria Gruse, Bergfeld,' Hafe'naalie

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 8
Date: 07.10.1915
Physical description: 8
über unsere Kinder gesprochen. Ganz frei von der Leber weg redete er, ganz offen haben wir uns über alles, was vor so einem wichtigen Schritt wesentlich ist, verstän digt. über die Mitgift, die ich Ella gebe, über Gerhards Stellung, sein Einkommen usw. Und nun steht dem Glücke der beiden jungen Leute nichts mehr im Wege. Alte, was sagst du da zu? Was, du machst noch eine zweifelhafte Miene?' „Wilhelm — es geht doch noch nicht so schnell,' stieß Frau Amalie zaghaft aus. „Ich habe mit Ella gesprochen

ja doch auch erst seit vier Wochen. Schicken wir sie also mal einige Zeit auf Reisen. Und dann — aber so bleib doch ruhig. Wilhelm! Und dann, meine ich, wäre es auch gut, wenn Werner aus ihrer Nähe verbannt würde.' ..Ach, Amalie, das ist ja alles dummes Zeug! Werner — Werner sagst du? — Sollte der etwa auch mitzureden haben? Der Junge Wird sich doch nicht unterstanden haben?' „Nein, nein, ganz gewiß nicht! Ich ver mute ja doch nur! Wilhelm, du bist in solchen Dingen so wenig zartfühlend!' Und nun entwickelte

sie eine Zungenge wandtheit, wie der Gatte sie kaum an ihr ge kannt hatte. Alles wußte sie ihm so geschickt auseinanderzusetzen und klarzulegen, daß er schließlich selber ganz und gar ihrer Meinung war: Ella sollte zunächst aus Reisen. Werner aber müßte unter einem schicklichen Vorwand nach Freiental, wo sich eine Filiale der Maschi nenfabrik befand. Ja. so wäre es das beste, ^lnd mit d>r Reise paßte das jetzt eigentlich ganz vorzüglich, da der Assessor doch auch auf Urlaub zu gehen gedachte. Wozu

könnte, dann wäre sein Leben nicht ganz umsonst gewesen. „Also, es steht bedenklich um ihn. Ist er denn in der Krankenversicherung?' fragte er, als Banner mit seinem Berichte zu Ende war. „In einer privaten Krankenkasse sicher nicht. Er hat die Kassenbeiträge ja niemals bezahlt, weil er sie in Schnaps anlegen mußte. Nichts hat er jetzt: der verludert einfach in sei nem Schmutze. Die Ioldmarie, rvat seine Toch ter ist, verdient ja wohl als Verkäuferin und sonst wie een paar Jroschen, aber die braucht die Marjell

oder nicht, soll mir gleichgültig bleiben. Du weißt, ich gehe meinen Weg geradeaus und schaue nicht nach rechts und nach links.' Jegliches weitere Wort wäre vollkommen überflüssig gewesen. Das wußte Werner nur zu genau. Darum gab er sich keine Mühe wei ter, beschloß aber, Gruse am Abend zu besuchen und aus eigenen Mitteln etwas, wenigstens ein ganz klein wenig, für ihn zu tun. Das dünkte ihn einfach Menschenpslicht. Die Hasengasse zählte zu den verrusensten Stadtteilen. Ein anständiger Mensch betrat sie zur Abendstunde

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