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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 7 of 16
Date: 26.05.1912
Physical description: 16
sie zu Rolfs Schrecken die Hände vors Gesicht und brach in ein bitter liches Schluchzen aus. O, Frau Wieneke — liebe Frau Wieneke —," suchte er sie zu trösten. „Was ist Ihnen denn?" „O, nichts," schluchzte sie. „Ich dachte nur, wir — hätten uns jetzt gegenseitig nichts mehr vorzuwerfen — aber — aber - ich habe auch zuviel Unglück gehabt. Mein Mann mußte sterben und meine beiden kleinen Kinder mußten sterben, und ich blieb ganz allein zurück und hatte keinen Menschen, der nach mir fragte

Matrose an diesem Nachmittag nicht und Rolf fürchtete, daß Frau Wieneke bis zu dem nächsten Besuchs tage das Krankenhaus verlassen haben würde. Und so kam es auch. Nach zwei Tagen kam sie wieder in seinen Saal, um ihm Adieu zu sagen. Sie tat sehr jämmerlich und sagte, sie sei „ganz zitterig" und würde bei weitem lieber ins Bett gehen, als auf die Straße. „Aber sie sagen ja, ich sei nun gesund und würde es auch bleiben, wenn ich mich in acht nähme. Na, sie müssend ja wissen, aber mir ist so zumute

mögen, will ich Sie besuchen, wenn ich hier nur erst entlassen bin." Aber sie schüttelte energisch den Kopf, und obgleich sie gegen Rolf freundlicher war, als je vorher, ging sie fort, ohne ihm ihre Adresse zu sagen. Am nächsten Nachmittag war sehr viel Besuch in dem Krankensaal, und Rolf blickte wieder nach seinem Freunde aus. Es schien, als solle er abermals enttäuscht werden, und er war schon ganz unglücklich und stellte sich vor, daß der alte Mamr krank fein müsse, da — als die Besuchszeit schon

beinahe zu Ende war - trat der sehn süchtig Erwartete in die Tür. Rolf stieß einen Freudenruf aus, aber als sein Freund näher kam, bemerkte er zu seinem Erstaunen eine große Veränderung an demselben. Er sah ganz anders aus als sonst, ganz blaß und vergrämt und niedergeschlagen; keine Spur von dem strahlend zufriedenen Ausdruck, der sonst die wettergebräunten Züge verschönte. Sogar sein Gang war verändert. Er war sonst in allen Bewegungen so rasch und rüstig gewesen, heute ging er ganz langsam

und gebeugt und schien auf einmal um Jahre gealtert. „Aber, Onkel Kunze!" rief Rolf aus. „Was ist Ihnen denn? Fehlt Ihnen etwas?" „Nein, nein, Junge, mir ist ganz wohl. Ich Hab' bloß einen Schreck gehabt, weiter nichts. Was machst du denn?" „O, mir geht's sehr gut. Ich habe noch den Verband um, sehen Sie. Wenn der abgenommen wird, kam: ich fort. Ich mag aber gar nicht. Es gefällt mir hier so gut." „Ja, ja," meinte der Alte bedächtig. „Du stehst hier auch nichts aus. Man kann viel, viel schlechter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 9 of 12
Date: 13.04.1919
Physical description: 12
werden. Denn da durch, daß sie Klarheit über unsere Prinzipien und Ziele schuf, daß sie die Anhänger des revolutionären Klaffen- kampfgcdankens aus der weiten Gemeinschaft vieler lauer Freunde oder prinzipiell ganz anders gerichteter Mitläufer in eine kleinere, aber engere zielbewuhte Kampfgenossenschaft herausführte, schuf sie erst eine wirkliche Einheit und die Möglichkeit einer viel größe ren Entfchlosienheit und Wucht des proletarischen Han- delns. Das Wichtigste bei jeder solchen Spaltung, die eigentlich vielmehr

überhaupt hat diese wohltätige Wirkung nicht mehr, Denn sie läßt den Trennungsstrich nicht so verkaufen, daß er wirklich als eine Scheidung der klafsenkämpferrjch revolutionären von den bloß sozial- «sormerischen Kräften erscheint. Vielmehr trennt sie ganz« große, so ihre eigene Zahl weit überwiegende Massen der Linkssozialisten von sich ab, degradiert sich selbst dadurch zu einer kleinen, sektenartigen Gruppe, dt» aber dadurch, daß sie vielfach in Presse und Ver sammlungen natürlich Beifall findet

über di« alte Gesell schaft zu erlangen. Nein, die „Gefahr des Bolschewis mus" sehen wir nur darin, wenn es gelingt, durch eine Vertauschung der Begriffe von Kommunismus und Bolschewismus diesen letzteren, der doch nur ein Mittel zum ersteren ist, und zwar ein solches, das nur unter ganz bestimmten historischen und sozialen Bedingungen in Rußland sich entwickelt hat, für den allgemein gül tigen, überall anwendbaren und einzig allein revolu tionären Geist des Sozialismus selbst auszugeben

, sondern nach der Wesensbeschaf- SBk Rechte Vorbehalte». Nachdem» verboten. Fe«illetorr. Zur Zeit der Wahl. i’ Aus dem Leben gezeichnet von Ernst Frank. --Ä' Gansleiten", ein stattlicher Bauernhof auf der Sminfeiten, schaut protzig auf das stille Rest Brixen ,' int Tale. Der Besitzer desselben, Bauer Josef Gänslnckner, schaut heute ganz gegen seine Gewohnheit und Art ver legen und nachdenklich durchs Stubenfenster ins Blaue, «anchesmal init den Händen in der Luft herumgreifend. ^Gänsluckner ist ein Mann in den sechziger

auf eruws Energie schließen. Sein Gang ist »ihr charakte- risiisch- xx schiebt so dahin, wie der banale Ausdruck lau- **t; die «me lassen nümlich jene Festigkeit vermissen, dir eine aufrecht«, fest-, Gangart kennzeichnen/ - deckt ganz verdammt/' deutet er vor sich hi» j iHW kratzt sich hinter dem Ohr, „Mts die verfluechte -aandiagrntriten sollt > m' nit c'mlass'n hob'n: wenn techt die verdammten Plakat nit scho 'druckt warn.— | is deckst ganz vcrfluecht — aba gleich is a — i Huri in ■ Wörgl

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Alpenrosen
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Page 1 of 4
Date: 13.05.1916
Physical description: 4
Verlag der Tiroler Land.Zeitung. — Druck der Berlagsanftalt Minerva und Familienheim Zürich und Würzburg. Ni. 20 llnterbsltungsdlstt rur „Tiroler Cand-Zeltung“ 1915 Spuren im Scijnee. Skizze von I. Wohlboldt. (Nachdruck veroolcu.) Das Landwehrregimeut lag seit Monaten in dem kleinen Vogesenort und es hatte sich allmählich ein ans gegenseitiges Ver trauen gegründeter ganz angenehmer iDer- kehrston zwischen den Bewohnern und den Landwehrleuten herausgebildet. Wohl war in der ersten Zeit

von besonders renitenten Leuten der Versuch gemacht worden, den Franzosen, die nicht weit entsernt auf ihrem Posten umreit, -unter der Hand Botschaften hinüberzuschmuggeln; doch der deutsche Kom mandeur griff mit eiserner Strenge ein und diesem Umstand war cs zu danken, dasz sehr bald Ruhe wurde. Nicht ganz allerdings. Oft vergingen Wochen, ohne das; sich irgend etwas Verdäch tiges ereignete, dann aber zeigte sich ganz plötzlich, daß die Franzosen über eine Un ternehmung ihrer Gegner auffallend gut

Maurice Laperouse, der im höchsten Grad verdächtig erschien. Aeußerlich gab er sich ganz als Biedermann, war aufdringlich freundlich mit den Soldaten, die auf seinem großen Hof in ziemlicher -Anzahl einguartiert waren, jammerte über den „miserable guerre" und schwor, er selbst würde lieber heute als mor gen Frieden mit den Deutschen schließen, ganz gleich unter welchen Bedingungen. Aber manchmal lag ein böser, gehässiger Zug in dem scharf geschnittenen Gesicht des Alten und dann erhielt er gar

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 7 of 16
Date: 15.11.1918
Physical description: 16
Belastung der Landwirt schaft ganz gut vertragen. Es sei ohnehin schwer, die Landwirtschaft zu einer gerechten Einkom mensteuerleistung heranzuziehen. Bei der Grund steuererhöhung hätte sich die Gelegenheit zu einem bescheidenen Ausgleich der ungleichen Auf teilung der Lasten zwischen Staat und Land er geben. Und es sei höchst bedauerlich, daß die Regierung diese Gelegenheit nicht ergriffen habe. ! In Wirklichkeit wird man aber bei einer un parteiischen Prüfung der Verhältnisse^ unserer Landwirtschaft

bei den Gefragten hervorrief, das der armen Rosa immer so wehe tat. Als ! fie wieder einmal unschlüssig an einem Scheidewege stand, sah sie ein Kibick (leichter ! russischer Wagen) daherkommen. Als derselbe -ganz nahe war, bat sie die Reisenden, sie -möchten ihr doch den Weg nach Kiew zeigen. »Die Angeredeten glaubten, das Mädchen wolle ! scherzen. „Gehen Sie, welchen Weg Sie wol len," sagte man ihr lachend, „es führen alle igleichmäßig nach Kiew, Paris und Rom!" Sie nahm den mittelsten

und damit die Forderung nach möglichst billigen Lebensmittelpreisen angelegen sein lasten. ES wird aber der Landwirtschaft schwer möglich sein, die letztere Forderung zu erfüllen, wenn dem Ver langen nach noch stärkerer Besteuerung Rechnung getragen würde. In diesem Falle hat sich die Finanzverwaltung einsichtsvoller gezeigt, indem sie in der Neubelastung eine gewisse Vorsicht an den Tag legte. An den Seelsorgeklerus! Der ganz plötzlich über unser Reich hereinge brochene Umsturz der gesamtöffentlichen Verhält nisse

. Durch Müdigkeit imb Hun ger getrieben, näherte sie sich einem Fenster besondere das großenteils regellose Zurückströmes der Truppenmassen von der Front und die da durch gegebene Gefährdung von Hab und Gut und des Lebens der einheimischen Bevölkerung stellen die Gemeindebehörden vor ganz neue drin gende Aufgaben von höchster Verantwortlichkeit. Sie können denselben nur dann gerecht werden, wenn alle ordnungsliebenden und die staats treuen Elemente in den Gemeinden zusammen helfen, um den Ordnungs

- und Sicherheitsdienst schnellstens zu organisieren. Von ganz besonde rer Wichtigkeit ist es in dieser Zeit der Not, daß der hochw. Seelsorgeklerus den Ge meinden mit Rat und Tat hilfreich zur Seite steht und mit seinem großen Einfluß beruhigend und ermunternd auf die Bevölkerung einwirkt. Die große, der öffentlichen Sicherheit drohende Gefahr macht die sofortige Gründung von Bürger- und Bauern wehren zu einem dringenden Gebot der Notwendigkeit. Die hochwürdigen Herren Seelsorger sind dringend gebeten, die Gemeinden

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 12
Date: 11.01.1913
Physical description: 12
in Eger, wo die Unternehmer brüsk alle Verhandlungen zurückweisen, ersucht die Metall arbeiterorganisation, den Ankauf von Premier rädern zu vermeiden. Mentet Des WIMM! — 128 — einschlug, wandte sich immer mehr von dem ab, den der Ritter den Tag über eingeschlagen hatte; allein, da er ihm einmal ganz ver trauen wollte, störte er es auch in seinem eigenen Gange auf keine Weise. f Der Erfolg rechtfertigte dieses Vertrauen, denn der Fußpfad wurde immer weniger wild und verworren, und der Ton

. Aus demselben wieder herausfließend, rieselte sie in einem schmalen Kanäle durch die kleine Ebene hin, bis sie sich endlich in dem benachbarten Walde dem Auge verlor. An der Seite dieser Quelle befanden sich die Ruinen einer ganz kleinen Kapelle, deren Dach zum Teil eingefallen war. Das Gebäude hatte, selbst als es noch ganz war, niemals über sechzehn Fuß in der Länge und zwölf in der Breite gehabt und das im Verhältnis sehr niedrige Dach ruhte auf vier konzentrischen Bogen, welche von den vier Ecken ausgingen und deren

jeder sich aus einen kurzen, dicken Pfeiler stützte. Die Rippen von zweien dieser Bogen waren geblieben, obgleich das Dach über sie hinein gestürzt war, über den anderen sah man es noch ganz. Der Eingang dieses alten Bethauses war unter einem niedrigen runden Bogen angebracht, verziert mit mehreren Reihen jener Zickzackspitzen, welche den Haifischzähnen glichen und dergleichen man so oft in den älteren sächsischen Kirchen findet. Ein Glockenstuhl erhob sich über dem Vorhofe auf vier kleinen Pfeilern; in demselben hing

Fitzurse, „und wie mir scheint, nicht ganz von deiner Erfindung. — Sei aufrichtig, de Bracy, wer half dir bei dieser Erfindung? Und wer wird dir bei der Aus führung beistehen? Denn deine Leute sind ja in Uork, wenn ich nicht irre." „Nun, wenn du es denn notwendig wissen mußt," sagte de Bracy, „es war der Templer Brian de Bois-Guilbert, der den Plan erdachte. Er wird mir bei der Ausführung helfen und er und seine Begleitung werden die Geächteten vorstellen, von welchen mein ta pferer Arm, nachdem

ich meine Kleidung verändert habe, die Dame befreien wird." „Bei meinem Seelenheil," sagte Fitzurse, „der Plan ist eurer vereinten Weisheit würdig! Und deine Klugheit, de Bracy, zeigt sich ganz besonders in dem Vorsatze, die Dame den Händen deines wür digen Verbündeten zu überlassen. Es mag dir wohl gelingen, sie ihren sächsischen Freunden zu entführen; wie du sie aber später aus den Klauen des Bois-Guilberts befreien willst, scheint mir viel zweifel hafter. Er ist ein Falke, wohl geübt, ein Rebhuhn zu erhaschen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 18.01.1911
Physical description: 8
, weil seine parlamentarischen Vertreter nieist selbst nicht ganz unbeteiligt sind und im anderen Falle der Mut fehlt. An dem Beispiel des „Burggräsler" sehen wir, was u n s e r e Partei in Tirol noch an Aufklärung zu leisten hat. Niemals könnte ein klerikales Blatt so schreiben, wenn es nicht sicher wäre, daß seinen Lesern die tatsächlichen Verhältnisse unbekannt sind. Den Verbreitern von Heuchelei und Lüge muß der schärfste Kampf angekündigt werden. Johann M e n z. tplliiei FW in Mnl Wer alles das argentinische Fleisch

, daß an wohlhabendere Leute große Mengen abge geben werden, ist eigentlich der Zweck, daß von der dann spähte er im Walde herum, ob niemand zu gegen sei und ihn vielleicht gesehen habe. Es war aber ganz still und einsam im Walde. Da legte er das Tuch hastig zusammen und barg es in seiner Jacke, die er von oben bis unten sorg fältig zuknöpfte. Einen scheuen Blick noch warf er auf den Toten, dann eilte er rasch seines Weges fort. Am Rande des Waldes angekommen, sah er das Tal noch ganz in herbstliche Nebel gehüllt

und fröhlich lachenden Augen, und es war ganz mit dem schweren, kost baren Tuche zugedeckt, so daß nur das frische Ge- sichtchen darunter hervorsah. Die Sonne drang durch das offene Fenster und schien mitten auf die Wiege ,auf das Gold, das Silber und die Seide, und alles glitzerte, funkelte und strahlte, wie es die beiden in solcher Pracht bisher nur am Altar in ihrer Kirche gesehen hatten. „Er ist wie ein kleiner Heiliger," flüsterte die Frau. Sie sah mit heißen, scheuen Mutterblicken auf ihr Kind

, das so wunderseltsam gebettet war, und es wurde ihr ganz märchenhaft zumute. Sie mußte plötzlich an die Zukunft ihres Kindes denken, viele Jahre voraus, wenn es einmal erwachsen sei, und es schien ihr ganz unmöglich, daß ihr Sohn nicht einstens etwas Großes sein werde, daß er um keinen Preis hier im Walde sein Leben vertrauern dürfe, in stiller Verborgenheit, um gleiches, unendliches, armes und stilles Leben zu führen wie sie. Nein, in die weite fremde Welt müsse er hinaus, so weh es auch ihrem Herzen tun

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 4 of 8
Date: 31.07.1912
Physical description: 8
, während das Gros der Teilnehmer mii dem Abend- und dein Nachtzug Bozen verließ. In der Grasleitenhütte dürfte au diesem Tage ein halbes Hundert „Naturfreunde" Unterkunft gesucht haben, wobei sich der Hüttenwart Tschager in an erkennenswerter Weise bemühte, den Anforderun gen Rechnung zu tragen, was ihm auch voll und ganz gelang. Für sein Entgegenkommen sei ihm auch an dieser Stelle Dank gezollt. Sonntag früh wurden die von den Führern der „Naturfreunde" projektierten Partien durchgeführt. Zwei Partien

sie rohes, des Mittags gehacktes Fleisch. Rechnet man nun pro Tag für eine Katze eine Portion, was Wohl das Mindeste ist, so ergibt dies schon in einem Jahre für zwei Katzen 730 Por tionen. Es würde sich deswegen niemand was drausmachen, wenn der Herr das Fleisch selber be streiten würde. Leider ist dem aber nicht so, da das Fleisch direkt den armen Soldaten abgezwackt wird. Nicht genug mit diesem, dieser Oberjäger versteht es auch, sich auf eine ganz billige Weise Brot zu verschaffen

über die Felsen rieseln und munter von Fels zu Fels in den See sprudeln kann. Um das Wasser des Sees stets rein und frisch zu erhalten, ist auf der anderen Seite ein ständiger Ablauf ein gerichtet, wie auch der ganze See leicht ganz entleert und gründlich gereinigt werden kann. Es ist somit schon einmal die Möglichkeit gegeben, in dem etwas über 2 Meter tiefen Seebassin zu schwimmen, was noch dadurch gefördert wird, daß das reine Wasser durch seine Lage an den Südwänden der erwähnten Felsen

abgezäunt, vorfindet. — Wie Herr Schwärzler uns mitteilte, beabsichtigt er, den See im Winter in einen Eis laufplatz zu verwandeln, was gewiß mit Rücksicht auf das voraussichtlich reizende Landschaftsbild im Winter sehr viel Anklang finden dürfte. Ein See, auf dem die Boote fehlen, würde doch nur etwas Halbes sein. So ließ der schaffende Geist das grüne Wässerchen auch mit kleineren und größeren Ruderbooten bevölkern, die vor einer zum Wasser führenden Steintreppe liegen, ganz nette Rundfahrten

, so daß er auch ängstlichen Gemütern ganz sicher er scheinen muß. Der Hauptzugang zu diesem Turm befindet sich bei der schon früher erwähnten Felsen höhle am jenseitigen Ufer, wohin die Gäste durch einen Fährmann über den See gebracht werden. Einige Schritte weit durch einen Felsenstollen fin den wir plötzlich vor uns einen hell erleuchteten Lift, mit aller Eleganz ausgestattet — übrigens sozusagen ein Wunder moderner Technik. Es ist nämlich großartig, welchen Grad von Sicherheit dieser 40 Meter hohe Lift bietet. Solange

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 29.12.1915
Physical description: 16
habe. An der Geschichte ist kenn wahres Wort. Die Sache war so: Rußland hat einen eigenen Gesandten, den Herrn Schebeko, nach Nuinänien gesandt, uni sich die Durchzugs erlaubnis zu erbitten. Schebeko hat sich sowohl bei der Regierung als auch beim König eine abschlä gige Anttvort geholt und ist daraufhin abgereist. Dessen kann man ganz sicher sein, daß Rumänien sich nicht mehr auf Seiten Rußlands schlägt. Die Zeit hiefür ist vorbei und kehrst so Gott will, nicht mehr wieder. — An den übrigen Teilen der Front

Nachrich ten zufolge wurden ca. 5000 Ocsterrricher, die in serbische r G c f a n g e n s ch a f t waren, nach Italien überführt, und zwar auf die Insel Asi- nara, die in der Nähe der Insel Sardinien liegt. Weitere 20.009 sollen sich zurzeit in Valona (Südalbanien) befinden, die auch nach Italien überführt werden sollen. Der ttMemfch? Krieg Diesmal ist ganz wenig zu berichten; der Winter scheint alle größeren Unternehmungen zu hemmen. Es fanden nur schwächere Geschütz kämpfe bei Tolmein

und den Humor verlieren." „Nein, nein, in Sack.und Äsche Buße tun sollten sie," bestand der Mesner. „Gerade darum ist das Unheil über uns gekommen, weil wir so bochmütig und selbstbewußt waren. Es ist eine Strafe Gottes." „Blimi, blami, ein ganz niederträchtiger, hundsgemeiner Verrat ist's," schalt der Itanach; „sust da wir angreifen, schießen uns die welschen Lumpen unsere beste Hilfe, die Dreißiger-Mör ser. zu Fetzen. Woher wissen sie denn auf ein mal so genau die Stelle? Zwei Monate lang tappen

vor angegangen Hans, und hast ganz ver . . . . !t ausgeschlagen. Ohne unser wütendes Dreinfah- reu im entscheidenden Augenblick war' auch die Reichenscharte verloren gegangen, und die ist wichtiger als die Eisbacherschneid/' „Mag schon sein; aber di: Eisbacherschneid war unsere alte, liebgewordene Stellung. Mir kommt g'rad' vor, als ob ich meinen Hof der- loren hätt'. Von dorther bedrohen die Italiener jetzt immerfort unsere rechte Flanke." „So gefährlich ist's nicht," erklärte der Mairegg

Postenkette." „Ganz sauber ist das Ding nicht; denn sonst wäre nicht vom Generalkommando der Befclist ausgegeben worden, wir sollen auf Spione acht', haben. Auch bat das Kommando einen Preis von: ztveitansend Kronen festgesetzt für die Entdeckung !, der — das wißt ihr ja alle." verlautete der Hiltz.

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Tiroler Post
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Page 13 of 16
Date: 19.01.1912
Physical description: 16
Nr. 3. „Dbevlärider Wochenpost" ich war' im Holz — sag'. war' nicht daheim, was du willst." Tas Mädchen tat schnell, wie ihm geheißen. Kaum war der Vater im Kasten geborgen, als auch schon der Enzengruber zur Türe hereinschritt. Nicht unangenehm überrascht, das Mädchen allein Zu treffen, sagte er freundlich: „Grüß Gott, Nandl. Alleweil fleißig? Bist allein da?" Seite '13. „Ja, ganz allein," entgegnete stotternd das Mädchen; „die Mutter ist auswärts und die Brüder tun Holzziehen vom Berg herab

." Bei diesen Worten schaute er dem Mädchen so tief und so vielsagend in die Augen, daß dem selben ganz heiß wurde und eine dunkle Röte an stmen Wangen emporschoß. Verwirrt und zit ternd sprach es: „Enzengruber, solche Mädchen kriegst genug im Tal drunten." Da tat es plötzlich in der Stubenecke einen Rumpler, als ob jemand mit dem Schuh auf den Boden stampfen würde. „Was st't denn das gewesen, Nandl?" fragte neugierig der Enzengruber. „O, nichts, nichts," erwiderte bestürzt das Mädchen; „wir haben so viel Mäuse

und' die vollführen oft einen schrecklichen Lärm hinter dem Getäfel." „D a s ist eher eine Katze gewesen," sagte der Bauer; „. . . . aber daß wir wieder auf unse ren Diskurs kommen. Solche Mädchen, wie ich sie gern haben möcht', sind dünn gesät. — Weißt etwas verlang' ich ganz besonders. Meine Zu künftige muß treu sein wie Gold und aufrichtig, von Herzen aufrichtig — sie darf mich niemals hinters Licht führen .... Wenn ich ihr auf eine einzige Lüge daraufkäm', so tät' ich nach dem orrtten Aufgebot

, daß du mich kein bißchen gern haben kannst?" „Beileibe, beileibe! Du wärst mir ganz recht und gern haben tät' ich dich auch, von Herzen gern; aber ich d a r f nicht, ich darf nicht!" schluchzte das Mädchen. „Warum darfst nicht?" „Weil, weil — weil ich falsch gewesen bin — und — und — dich angelogen Hab' schänd lich angelogen." „Mich angelogen? Wir haben ja vor heute keine zehn Worte mitsammen gesprochen." „Just heute Hab' ich dich angelogen — eben sitzt— doppelt und dreifach übereinander — und Hub' mich alleweil

Auf richtigkeit in Reden und Handlungen? — Hab' td} oir nicht tausendmal das Sprüchlein vorge- tagt: „Ueb' immer Treu' und Redlichkeit, bis an dein stilles Grab' und weiche keinen Finger breit vom rechten Wege ab!" — lind jetzt bringst du mich und meine Kindererziehunq in Schande vor Gott und den Menschen." „Aber Vater, du hast mir ja selbst aufgetra- gen, ich soll dich vor dem Enzengruber verleug nen." . „Blimi, blanii, Plenten — hast mich ganz falsch verstanden." „Stelzenhofer, laß" einmal mich reden

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Sterne und Blumen
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Page 3 of 8
Date: 07.11.1915
Physical description: 8
ihr keine Zeit zu Gefühlsäußerungen. „Schnell ins Forsthaus zum Umkleiden!" drängte sie. Trdmann gehorchte und trug Dora in schnellem Lauf da von. Die Frauen folgten ihm, so rasch sie konnten. Die Tntfernung betrug nur wenige Minuten. Im Forst- haüse zog Trdmann dem Rind die nassen Rleider aus, rieb es mit einem weichen Tuche ab und steckte es ins Bett. Dora fühlte sich ganz behaglich und lachte ihrer Blutter entgegen, als diese atemlos anlangte. „Ts war gar nicht schlimm, Blutter

. Aber jetzt will ich aufstehen und auf den Festplatz gehen." „Aber, Dorachen, Liebling, fehlt dir denn nichts?" „Gar nichts, Mutter. Ich fühle mich so munter wie ein Fisch im Wasser." - ,,Ich glaube wirklich, der kleine Schreck hat ihr nicht ge schadet", sagte Helene. „Ts ging alles so rasch, und es ist ein warmer Tag." Frau Buhdorf reichte Trdmann die Hand. Wenn er sie nicht schnell zurückgezogen hätte, hätte sie sie geküßt. Die arme Frau war ganz überwältigt. „Sie Retter meines einzigen Rindes", stammelte

ihre Hand in diejenige Trdmanns. „Romm, ich will dir etwrs Schönes zeigen, dir allein, weil du so gut zu mir warst" flüsterte sie. „Ts ist ein großes Geheimnis." — „Nicht möglich, wo denn?" „Du sollst es gleich sehen. Romm nur." „Dauert es lange?" „Nein, nein, wir sind gleich wieder da." „Darf ich es nicht wissen?" fragte Helene lachend. „O, bewahre, du darfst nicht mit.- Tr soll ganz allein mein Geheimnis wissen", rief Dora eigenwillig. Trdniann zögerte; er hatte keine Lust, fortzugehen

, das der kleinen ge schmeidigen Gestalt Doras keine Schwierigkeiten bot. Trd niann jedoch konnte sich nur mit Blühe einen weg bahnen. Sie hatten einen ziemlich weiten weg zu machen, dann aber tauchte der Tingang zu einer Höhle auf, der so von Strauch werk überdeckt war, daß nichts davon zu erblicken war. Trdmann war nicht so überrascht, wie Dora hoffte. Tr kannte die Höhle ganz gut. Als Junge hatte er sie schon bei seinen Streifereien durch den Wald besucht. Zum letzten Male war von ihr die Bede

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 17 of 20
Date: 13.03.1914
Physical description: 20
schnittenes Brett — ein sogenannter „Wolf" — oder eine herumliegende Spreize! ist genügend, aus dem zusammengekniffenen Munde der ge strengen Herrin eine energische Strafpredigt strömen zu lassen. Es ist deshalb nicht befrem dend, wenn das Dienstvolk fortwährend wechselt und wenn bei den Nachbarn gar oft die Rede geht, „die Lindenmüllerin darf ihr Gesinde noch im Garen anbauen, sonst stirbt es ihr einmal ganz aus!" Aber auch ihr.Sohn, der Peter, hat in die ser Beziehung den Dienstleuten nichts voraus

mit den harten Zügen jemals Liebe oder auch nur ein wärmeres Gefühl zu irgend einem Menschen gehegt hat. „'s eben eine ganz B'sundere, die Linden müllerin!" sagen die Leute, wenn von ihrem Schaffen und Hasten, ihrem Sparen und Geizen, von ihrer Kälte und Härte gesprochen wird. Sie hat für niemand Liebe und Zuneigung, nie ein warmes Wort, und darum darf auch sie solches von den Mitmenschen nicht erwarten. Und es scheint ihr darum auch nicht zu tun sein. — sein. — Ein heißer Sommertag. In der Säge knirscht

. „Möchst was da bei uns?" fügt er fragend hin zu. „I net, aber mein Vater! Wir kömman weit her und jetzt knapp vor dem Ziel is er z'sammbroch'n vor lauter Müadigkeit. Das Geh'n is iahm recht hart g'fall'n, denn er is ja blind!" „Blind! Was du net sagst!" wirft Peter be dauernd ein. „Schon mehrere Jahr!" gibt das Mädchen Bescheid. „I woaß net, warum er in seine alt'n Tag no a so a weite Roas unternomma hat; er muaßt no daher und i mit iahm, dös is sei ständigs Vornehma gwen! Doch i vergiß ganz drauf

der Müllerssohn am Radhaus. Jetzt, da er aus dem sonderbaren Tun der Dirn sieht, daß etwas Ungewöhnliches vorgegangen sein muß. nähert er sich der kleinen Gruppe. „Was flennst denn Diandl?" fragt er. „Is er eppa ohnmächtig word'n, dei Vater?" Das Dirndl gibt keine Antwort, aber schier lautauf weint es. Ein Blick auf den Alten be lehrt den Burschen, daß es hier keine Hilfe mehr gibt. „Armes Hatscherl!" sagt er mitleidig. Dann überlegt er; da kann der Tote nicht liegen blei ben. Ist zwar ein ganz fremder

zu tun gewüßt, als solch alten Vagabunden in eine ihrer Behausungen zu schaffen? Die Umstände jetzt mit so einem fremden Toten und dann die Kosten! Wenn auch irgend eine Gemeinde das Ihrige tun muß, etwas bleibt doch hängen. Und wenn's grad die Fahrt auf den Freithof wär! So einer wie ihr Bub ist — denken halt gar net! Ganz unrecht hat die Müllerin nicht mit ihrer Befürchtung. Nach ein paar Tagen wird der Alte begraben und wenn auch die Begräb niskosten nicht viel sind und die Heimatsge meinde

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Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 7 of 16
Date: 20.06.1913
Physical description: 16
dort oben mit dem in der Erde ruhenden Gatten. Aber nein, ich war nicht ganz allein. Freyas Liebe und Treue tat mir wohl. Wenn meine Tränen flössen, und der gute Hund in aufrechter Stellung vor mir saß, mich zärtlich ansah, leise winselte seine Pfote bald auf meine Knie legte, bald meine dort ruhende Hand leckte, da fühlte ich mich doch etwas getröstet. Ich nahm dann seinen dicken, wolligen Kopf in meine bei den Hände und küßte ihn. Doch glaube nicht, mein Herz, daß ich nicht vor allem an Gott

, daß auch in dein Leben der Ritter vom „Roten Hahn" so furchtbar eingegriffen hat. Und doch kann ich dem lieben Gott auch wieder nicht dank- bar genug sein, daß er mir in dir eine so süße Pflege- tochter zugeseudet hat." Mit Inbrunst umarmte Wal burgis ihre altere Freundin, die sie mit jedem Tage mchr lieben und verehren lernte. Es war nun schon ganz dunkel geworden. Der Sturm legte sich immer mehr und ein dichter Regen rieselte darnieder. Klara ging in das Nebengernach wo der Herd war, nahm die Feuersteine

Moos lugte freundlich unter Eis und Schnee hervor. Die Winter kälte war nicht sehr schlimm da oben, weil die hohen Bäume allen scharfen Wind zurückhielten. In den Zimmern freilich herrschte oft nur Dämmerlicht. Die hellen Wollvorhänge waren fast beständig vor den Fenstern, um die winterliche Luft nicht herein zu lassen. Aber die ganz abschließenden Fensterläden sparte Klara für die Nacht auf, denn das Winterwetter war mild. Doch kann sich jeder vorstellen, daß es ein ganzes anderes Leben damals

spinnen. Ganz fröhlich erklang ihr das Schnurren der Räder, wenn Schwester Klara neben ihr saß und auch spann — ein zweiter Spinn rocken war bereits angeschafft worden und mit ihren milden braunen Augen oft nach ihr hinblickte oder auch manch trauliches Wörtchen zu ihr sprach. Nicht bloß für die Kutten der Dominikaner, wurde da ge- spönnen, sondern auch für arme Leute. Die süße Wonne des Wohltuns lernte Walpurgis bei Klara kennen und nichts bereitete chr größere Freude, als wenn sie einer armen Frau

Engelbert schon halb im Weggehen, dm beiden weiblichen Wesen zu. „Wenn ihr die Glok- ken läuten hört, so kommt mnur herunter, es ist ja nicht weit von hier — ihr braucht ja nicht ganz herabzustei- gen, da die Kapelle am Abhandg liegt. Pater Johan nes wird die heilige Feier vollziehen. O, es wird schön sein! Und die Glocken klingen gar herrlich. Ich war dabei, als sie probiert wurden und habe in der Kapelle geholfen, alles vorzubereiten für heute Nacht. Also aus Wiedersehen!" ..Wir kommen, wir kommen

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Außferner Zeitung
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Page 15 of 20
Date: 07.06.1914
Physical description: 20
die Frau. Lieber Gott, was für ein Erwachen würde das sein! Und das niedliche kleine Kind hatte keinen Vater mehr. Vor diesem Gedanken trat Dagmar ihm fast zurück. Als er leise versuchend auf die Klinke drückte, gab sie nach, die Tür war also gar nicht verschlossen worden. Ueber- laut schrillte die Klingel durchs Haus, daß Diercke ganz bestürzt stand ob soviel Lärms. Doch da ging oben schon eine Tür. Dagmar kam die Treppe herunter im Morgenrock. Offenbar war sie gar nicht zu Bett gewesen. Die Lampe

in ihrer Hand zitterte. „Wer ist da? Herr Diercke —." Nicht um sein Leben zu retten, hätte der Holzwärter später angeben können, was er gesagt. Das Entsetzen und das Mitleid, das ihn erfüllte, brach sich Bahn in irgend welchen Ausdrücken, aber sobald nur das Wort „Wilddiebe" gefallen war, merkte er, daß'Dagmar ihn verstand. Aber kein Schrei, keine Ohnmacht. Nichts von allerem, wovor man sich sonst wohl bei Frauen fürchtet. Sie stand ganz still, die Hand um den Knauf des Geländers gelegt. „Und wo? — sagten

Sie nicht etwas von der Wald wiese? Es muß eine Bahre —" Ihre Stimme klang seltsam hohl, aber ganz fest. „Wir haben ihn gleich mitgebracht, Frau Oberförster." „Ach. Ich danke Ihnen sehr." Christians. verstörtes Gesicht zeigte sich in der Tür. Kam denn Diercke immer noch nicht wieder? „Frau Oberförster", raunte er ängstlich. „Wo sollen wir den Herrn hinbringen?" Dagmar wandte den Kopf in marionettenhafter Art. „In sein Zimmer. Ja, bitte. Ich zeige Ihnen den Weg." Ueber die Schwelle, die er vor wenigen Stunden gesund

mechanisch dem Geräusch seiner Schritte die Treppe hinunter, tapp-tapp, tapp-tapp über den Flur. Die Haustür schlug zu, darauf die Gittertür. Und dann wurde es still. Entsetzlich still. Am Fußende des Bettes stand ein niedriger Wäschepuff, auf den setzte sie sich; ganz zusammengekauert, die Ellbogen auf die Knie gestemmt. Diercke gegenüber hatte sie sprechen, Anordnungen treffen können. Das war ja immer so bei ihr, daß die Gegenwart eines Fremden ihr wie von selbst Haltung gab. Ihre Seele brauchte Hüllen

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Der Arbeiter
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Page 10 of 10
Date: 13.07.1913
Physical description: 10
Stimme aus dem dritten Stock: „Wollt ihr gleich fülle sein? Das Mariechen nicht so stoßen und schütteln!" Da fahren sie's ganz sänftiglich, immer hin und her, und singen im Takt das Lied von den Adamssöhnen. Und auf der Mauer sitzt der Leichenwagenengel und blickt stumm und gedankenvoll auf sie hinab. Sein rotgoldenes Kressenblütenkrönlein hängt in wirrer Üppigkeit über Gesicht und Locken; in sein grünes Weinrankenkleid hat die Glut des Hochsommers lichttote Strefen gewebt. Der alte Frieden in Hof

, nicht mal der tiefsinnige Vogel schluchzt. Gegen abend, als schon die ersten Lichter ttöstlich aufflammen, hören wir ein schüchternes Rollen und Rattern. Ganz leise, ganz behutsam! Wir spähen hinaus: da fahren die Buben das leere Wägelchen das toten Kindes im Hofe umher. Das leere? Ach Gott, nein: weil's ihnen gar zu öd und traurig vorkam, ist der Große heimlich über die Leiter hinauf geklettert und hat den melancholischen, alten Friedensengel von seiner Mauer heruntergeholt und in das Wägelchen gesetzt

. Den fahren sie nun spazieren statt des kleinen, toten Schwesterchens! Immer auf und ab, und singen dazu die eintönige Melodie des Liedes von den Adams söhnen. Ganz leise, wehmütig — wie einen Grabgesang. Ein Grab gesang auf das versunkene Großstadüdyll! Am nächsten Monatsersten sind „die neuen Leute" ausgezogen und haben ihr stummgewordenes Grammophon, den tiefsinnigen Vogel und aller Wahrscheinlichkeit nach auch den armen, alten Friedensengel mit genommen. Seit jener Zeit hat er wenigstens nimmer

. Ja, in den ersten Jahren der Anpflanzung ist es dringend geboten, dem Bäumchen nur einen ganz kleinen Teil der Früchte zu be- laffen oder — was noch besser ist — sämtliche Früchte zu ent fernen. Wenn mir jemand rühmt, daß sein ganz junges Bäumchen schon einige Dutzend Früchte getragen habe, so kann ich den Mann wegen seiner Unwissenheit nur bedauern. An Spalier- und Buschobst sowie an Pyramiden ist die Arbeit des Aus- dünnens ganz gut ausführbar, während man bei Halb- und Hochstämmen hiervon wohl Abstand nehmen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 25.12.1917
Physical description: 8
und erste Gemeinderat I. Bergmüller in Hüttau 30 Kilo Zucker, drei Meterzentner Mehl, zwei Meter zentner Getreide und vier Meterzentner Kartoffeln verheimlichte. Das sind die kleinen Patrioten, die den an der Front kämpfenden Sozialdemokraten Vater landslosigkeit vorwerfen, während sie hamstern und wuchern. Die fängt man ab und zu ein, was ihnen sehr unparteiisch vorkommt, da sie doch die besten Freunde von Pfarrer und Gemeindevorsteher sind. Die Großen aber, die ganz Teutschböhmen ausgehun gert

dir nit guet." Eine geraume Zeit saß Günther völlig ruhig, an- scheinend nur mit seiner Zeichnung beschäftigt, doch horchte er aufmerksam. wenn es auch nicht den Wor ten galt, die ihm doch nicht völlig verständlich klan gen. Auch das Singen selbst war es nicht, was ihn anzog, wohl aber dessen immer schwächeres Verhal len, wei.l es bewies, daß der Singende sich immer weiter und weiter entfernte. Jetzt war der Gesang nur noch ganz schwach zu hören; dann verstummte er völlig, Ambros mußte also im Walde

hat etwas von meinem Vorhaben ge- inerkt und Hot mir ganz gewiß den falschen Weg ge sagt. Wenn ich ihm folge, mache sch sicher einen Um weg von ein paar Stunden. Aber sagte er nicht auch, daß ein Pfad hier gerade durch die Felsen hinunter- sührc? Richtig, dort zwischen den Steintrümmern zieht es sich deutlich hinunter, wie das ausgewaschene. gen der Eisenbahnbenutzung — etwa durch Abgabe von Wochenkarten — auch für solche Arbeiter zur Einführung gelangen, die auch nur für kürzere Dauer Arbeiten außerhalb des Wohnortes

auszuschalten und schätzt diesen Ausfall auf 100.000 Personen im Jahre. Eine wei tere Verschärfung liegt in der Erhöhung der für jeden Einwanderer zu zahlenden Kopfsteuer von vier auf acht Dollar, für deren Entrichtung das Schiff, das den Einwanderer bringt, . haften muß. Ganz ausgeschlossen von der. Einwanderung sind Geistes gestörte und Personen, die an besonderen Gebrechen leiden; ferner solche,, die sich des gewaltsamen Um sturzes .einer Regierung schuldig gemacht haben. (!) Kinder^unter 16 Jahren

- i fen des Anmeldebriefes hatte die Dirne, welche als Sennerin auf der Blümelalm war, einen gefährlichen Fall getan und die Bäuerin, welche den wertvollen ; Platz mit der großen Herde nur einer ganz verlässt- gen Person anvertrauen wollte und im Hintergründe : ihrer Gedanken wohl auch noch andere Gründe haben mochte, hatte für gut gesunden, die Tochter aus die Alm zu schicken, um die Sennerin abzulösen. Wenn sie es auch nicht'gern tat, ivar Toner! doch nichts übrig geblieben, als zu gehorchen

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 17.02.1915
Physical description: 8
, aber an einer ganz anderen Stelle. Die Franzosen tasten seit Wochen in kostspieliger Munitionsverschwendung den ganzen Umkreis deS Gehölzes mit Granaten ab, suchen immer diese fein versteckte Batterie und können sie nicht finden. Gott sei Dank! Die deutschen Kanonen bleiben stumm, und nach einer Viertelstunde schweigen auch die französischen Geschütze. Auf einem Umweg kehrt das Auto zu dem beschossenen Wäldchen zurück. Wir halten au der Somme, bei einer zerstörten Mühle, vor der eine von unseren berühmten

gucke ich, aber ich finde nichts. Wohl sehe ich Prügelwege, die durch knietiefen Kot führen, sehe verschlammte Zu fahrtswege und viele künstlich eingefteckte Bäumchen, ! aber keine Batterie. Man muß mich dicht vor das in die Erde eingegrabene Geschütz hinführen, damit ich merke, wo es steht. Die Höhlung ist bedeckt mit einem schöngewölbten Holzdach, das auf der Somme von einem französischen Schlepp schiff abgenommen wurde. — (Ganz wundervoll | ist das, wie unsere Feldgrauen

, lachenden Kanonieren ! drücke ich die Hände. Man zeigt mir ein deutsches Geschoß und ein \ belgisches vom gleichen Kaliber — die beiden | sehen nebeneinander aus wie ein Mann und ein Kind. So lange die Sache nur Geplänkel ist, . läßt man die belgischen Kinder fliegen, um deutsche Munition und deutsches Geld zu sparen. Wird's Ernst, dann kommen unsere eisernen Männer dran. Ganz fürchterlich schlagen sie drein. In einem Kellerloch sind sie zu hohen Stößen aufgeschichtet, um ihrer Stunde zu warten

sind drei Telephonapparate eingebaut, und eine Ofenröhre dient als Sprachrohr' Ganz mystisch berührt es. wen» auS der Erde heraus die Stimmen quellen, die von der Batterie kommen, vom Unterstand der Mannschaft oder vom OffizierSkellerchen. Mit uns dreien, die wir kamen, sind nun sieben Leute in den kleinen Raum. Umdrehen kann man sich nimmer. Aber man plaudert und lacht — und in dem kleinen Dreckloch ist ein frischer, gesunder Humor, den ich mit Herz und Händen fassen und heimschicken möchte. Ich sehe

noch daS kleine Kellerchen, in dem der Batterie-Offizier sich aushält. Das ist ein Lebens- künftler. Er hat ein Tischer!, ein Rokokofauteuilchen und ein zierliches Boudoirsofa, das ihm als Bett dient. Um darauf zu schlafen, ist es freilich viel zu kurz — „Aber", sagt er, „wenn man die Beine gegen die Wand hinaufstellt, liegt man ganz ausgezeichnet!" Diese Wand ist mit persischen Teppichen bekleidet, die aus einer kaputgeschoffenen | Villa stammen; immer dampfen sie im Kampf ! zwischen Wärme und Feuchtigkeit

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 10 of 24
Date: 09.06.1911
Physical description: 24
sein bester Sorgenbrecher. Gerade was ihn zuerst von der Flöte ferngehalten hatte, daß nämlich Wenzel, sein Kamerad, fort war im Kriegsdienst und daß er nun allein spielen sollte, brachte ihn zu wahrer Künstlerschaft. Nun spielte er nicht bloß die erlernten Stücklein mit ganz anderem Schick, da sie sonst bei einem Musikanten allein nicht geklungen hätten, nun ergriff auch seine Phantasie das Instrument, und die Phantasie war bei ihm die reichste Seelenkraft. Alle seine Leiden und Freuden blies

draußen im Walde beim Pulverturm. — Ringsum kein Mensch. Alles still, so recht sonntagsstill. Selbst am blauen Him mel waren heute die weißen Wolken auffallend festlich schön. Die schwarzen Fichtenbäumchen standen wie in der Kirche, als wären sie vor Andacht ruhig. Dem Xaverl war wohl und weh. „Wenn ich jetzt in Wien wär', wie ging ich mit der Mutter zu den Franziskanern oder Kapuzinern. Und wie wär's dann fein daheim hinterm Tisch! Wie wollt' ich jetzt ganz anders sein!" — den armen Burschen faßte

war er. Einen entsetzlich giftigen Blick schickte ihm der Xaverl nach. Nun schrie sein ganzes Innere wirklich nach Rache. Zum Rapport kam er auch. Und wie der „Abrichter" prophe zeit, gab's fünf Tage Arrest. Aber nun hatte er Zeit zum Rache planen. * Die fünf Tage Arrest taten dem Xaverl ganz gut. Wären die nicht gewesen, seine Rache hätte wohl Blut gebracht, er hätte den „Abrichter" wirklich niedergeschossen. Und was dann? — So siegte seine harmlose Jungennatur. Es kam ihm Einfall auf Einfall. Und bei einem blieb

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 17.04.1912
Physical description: 8
J - ^ SW U M «MM «iS M. Erscheint an allen Wochentagen »tu 5 Ahr abends. Redaktion und Admmistration: Mentlgasss v!r. 12, 1. St. — Manuskript? weroen nrcht zurückgefandt; anonyme Einsendungen bleiben unberücksichtigt. — Inserate nach Tarif. Bei wiederholter Einschaltung entsprechende Ermäßigun j. Telephon-Nummer der „Bocks-Zeitung" 893^ - Bezugspreise: Jur Ogerreicy: Lurch Austräger monall. X 1-50, vrerrelj. X 4-50, balb; K 9*—, ganz;. K 18-—; durch Die Po?t monall K 1-80, viertelj

. X 5-40, halb;. X10»80 ganz;, K 21-60. Einzelnummern in Innsbruck u. auswärts 10 ti. — Deutschland Monat K 2.— viertelj. K 6.—. yalbj. K 12.—. — Schwei; u. übr. Ausland: m. X 2.50, vj. X 7.50, hj. K 15.— Innsbruck, Mittwoch, 17. April 1912 Nr. 88 Wiener GeMeiNdewahlen. Innsbruck, 17. April. &roei Umstände charakterisieren den leidenschaft lichen Gemeindewahlkampf in Wien: die schändliche Kampfesweise der Christlichsozialen und die ein fach erbärmliche Haltung der Nationalverbändler. Tie Christlichsozialen

sind in einen elenden vierten Wahlkörper zusammengepfercht, der in ganz Wien nur 21 Mandate hat; aus dem dritten Wahl- 2t). Zahrg. lorper drängt der hohe Zensus die Arbeiter hin aus; der zweite und erste Wahlkörper ist ganz den Bedürfnissen der christlichsozialen Partei angepaßt — ein Wahlrecht also, das der herrschenden Partei völlig mühelos den Sieg in den Schoß wirft. Wenn sie sich, trotz des jammervollen Wahlrechtes, nicht anders als durch schamlose Kampfesweise und ab scheuliche Entrechtung der Massen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 15 of 16
Date: 11.10.1913
Physical description: 16
, hohler Baumstamm angetrieben. Als er auf der Insel lag und verfaulte, fiel eine Anzahl Grassamen heraus und nach eini ger Zeit war die Insel ganz grün. In dem Baum stamm waren auch zwei Eidechsen gewesen; die be kamen Kinder und fanden die Insel sehr gemütlich! und geeignet zum Wohnen. Und dann kam die Kokosnuß wieder. „Heb' mich hinauf!" sagte sie zu den Wellen. ' Und sie keimte und wurde ein mächtiger Baum. Ihre Nüsse fielen rings nieder und bald stand ein großer Hain von Kokospalmen auf der Insel

. Die Vögel bauten ihr Nest in den Bäumen und Blumen, Bienen und Schmetterlinge fanden sich ein. Schließlich kam auch einmal ein Mann in einem Boote gesegelt. Sein Schiff war untergegangen und er war viele Tage lang auf dem Meere umhergetrie ben. Er war sehr hungrig und durstig und als er die Insel erblickte, geriet er ganz außer sich vor Freude, ging ans Land, aß Kokosnüsse und Austern und' baute sich ein Haus, in dem er wohnen konnte, bis ein Schiff kam, das ihn in sein Vaterland brachte. Unten

von einem Baume zum anderen — gerade so wie die Vögel im Walde umherfliegen. Aber das waren keine so langweiligen grauen Burschen wie Dorsch, Hecht und Aal. Viele von ihnen glänzten wie Gold und Silber; einer war him- melblau, dex andere scharlachrot. Und dann war da der Jgelfisch, der sich zu einer Kugel aufblasen, die Stacheln nach allen Seiten kehren und den anderen Tieren ungeheuren Schrecken einjagen konnte. Denn es waren noch viele, viele andere Tiere in dem Tangwald. _ . Da waren Muscheln mit ganz

und Treiben in dem Tangwald. Aber still war es, ganz still; denn kein einziges der Tiere schrie oder sang. Mitten im Walde war ein kleiner, gemütlicher, offener Platz zwischen den Kronen der Bäume, nicht sehr weit von der Oberfläche entfernt. Das Wasser dort war warm und klar und der Platz lag so, daß selten jemand dorthin kam. Auf diesem Platze spielten täglich vier Kinder miteinander und unterhielten sich, so gut sie es ver standen. Alle vier waren so klein, daß man sie mit bloßem Auge nicht sehen

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Gardasee-Post
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Page 4 of 12
Date: 11.05.1912
Physical description: 12
. In Wasser „aufbewahrter“ wird leicht wasser faul, eher ist noch das Aufbewahren in einem in kaltes Wasser getauchten und wieder aus gerungenen Leinentuch anzuraten. Die Kopf blättchen liegen bei frischem Spargel noch dicht an, bei älterem Spargel sind die Blätt chen loser, und sobald sich beim Druck mit dem Finger ein klebriger, weißlicher Saft zeigt, hat schon die Zersetzung begonnen. Viele Spargelfreunde erklären, daß Spargel einzig gut schmeckt, wenn er gar gesotten und ganz naturell

auf flacher Pfanne in zerlassener Butter mittel starke Eierkuchen auf beiden Seiten goldgelb backen. — Spargelbudding ist in der deut schen Küche hoch nicht allgemein üblich, wie wohl ein ganz vorzüglicher Zwischengang bei festlichen Gelegenheiten. Man nimmt dazu dünnen oder mittelstarken Spargel, schält ihn und schneidet die oberen Teile in kleine Stücke von der Größe einer großen weißen Bohne. Auf 50—60 Stangen Spargel rechnet man 150—170 Gramm Butter, die man zu Sahne rührt. Nach! und nach gibt

die Oberfläche mäßig goldgelb backen. Der Auflauf wird in der Form angerichtet. Da das zierliche Verspeisen von ganz ge kochten Krebsen schwierig und für eine grö ßere Tafel kaum üblich ist, ist man auf die Zubereitung der Krebse — deren Saison nun eigentlich angeht — auf andre Weise be dacht, wobei nur die Tatsache oft stört, daß man dann eben bloß über die ausgebrochenen Schwänze und Scheren verfügen kann. Man kann z. B. Schwänze und Scheren (von den Schalen bereitet man eine Suppe) mit Dillsauce geben

Walde gewachsenen duftig aromatischen Waldmeisterkraut angesetzt wird. Dabei sei daran gemahnt, daß man stets nur solches Waldmeisterkraut verwenden darf, das noch nicht geblüht hat, denn sobald es blüht, verfluchtet sich das eigenartige Aroma. Das richtige Anstellen der Maibowle ist nicht leicht, besonders soll der Waldmeister nicht zu lange im Weine ziehen. Geschlagener, zu klarem Sirup geläuterter Hutzucker, leichter, aber ganz reiner Weißwein, auch wohl guter Rheinwein, und das Kraut seien eben

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 24.12.1914
Physical description: 8
uns gegenseitig. Einen Tag regnet es, am näch sten Tag ist wieder ganz schönes Wetter. In der Nacht vom Sonntag auf Montag setzte ein gewalti ger Regen ein. Am Montag morgen waren wir alle durchnäßt. Den Franzosen wird diese Feuchtigkeit auch übel mitgespielt haben, denn ihre Schützengrä ben liegen tiefer im Grunde. Nun war es vielleicht so gegen 12 Uhr mittags, als sich einer der Unsrigen den Witz machte und seine Zeltbahn ein paarmal hoch in die Luft warf. Darauf sahen wir, daß drü ben einige Franzosen

. Heute abends müssen wir nun die andere Kompanie im Schützengraben wieder ab- lösen. Ja, meine Lieben, verdenken kann man es den Franzosen nicht, wenn sie keine Lust mehr haben. Es ist wahrlich kein Vergnügen. Nachdem es jetzt so stramm geregnet hat, friert es seit gestern abends ganz enorm. Heute morgen fand ich in meinem Kochgeschirr, welches gestern abends noch halb voll Kaffee war, eine drei Zentimeter dicke Eisschichte an der Wandung sitzen, und in der Mitte waren noch ein paar Tropfen flüssig

soll. Auch ' auf der Fahrt durch Flandern sieht man häufig Trupps von arbeitslosen Männern beisammen stehen. Aber selbst wenn die Leute verdienen wür den, wäre doch nicht sicher, daß sie genug Brot erhal ten. Belgien ist ein sehr fruchtbares Land. Durch aus falsch wäre die Annahme, daß das ganze Land durch den Krieg verheert worden wäre. Große Ge biete sind ganz verschont geblieben. Auf der 62 Kilo meter langen Strecke von Brüssel bis Gent sind nur zweimal Spuren vom Kriege zu sehen. Die links von der Bahn liegende

es denn auch nicht, ebenso ist Fleisch und Geflügel noch billiger als in Deutschland, trotz der großen Requisitionen für das deutsche Heer. Da gegen fehlt es sehr an Getreide in'den vielen Land gemeinden mit Jndustriebevölkerung, besonders in Gent. Zu neuer Blüte war diese uralte, in längst ver gangener Zeit reiche und mächtige Stadt wieder in den' letzten Jahrzehnten gelangt. Nur ganz wenige Städte besitzen solch wunderbare alte Bauten, die von vergangener Macht und Pracht zeugen. Gewal tige Dome, noch heute

Schloßbaukunst ist die mächtige Burg der Grafen von Flandern. Jetzt ist Gent eine moderne Industriestadt geworden mit zahlreichen Flachs- und Baumwollspinnereien, We bereien, Maschinenfabriken und berühmt sind auch die großen Handelsgärtnereien. Die Stadt zählt 170.000 Einwohner, in den Vororten wohnen etwa 50.000 Menschen. Reges Leben herrscht in Gent, ganz wie in Frie denszeiten. Man kann fast glauben, in einer großen norddeutschen Stadt zu sein. Kräftige blonde Men schen, flachshaarige Kinder erfüllen

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