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Tiroler Volksbote
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Page 12 of 16
Date: 01.01.1915
Physical description: 16
in ein Artillerie feuer gekommen, aber sie halten bei 50 Fuß keinen Treffer. Die Nüssen hätten es ganz gu5 gemeint mit uns, zu einer schnellen Himmelfahrt, aber es ist ihnen nicht gelungen. CS kam dann unsere Artil lerie (Kanonen), die hat die Nüssen gleich zum Sckiweigen gebracht. Sonst geht es hier ganz gut, bloß kein Bier bekommt man, was doch für einen Bayer die Hauptsache wäre. Aber da kann,'man nichts machen, wir bekommen schon Wieder eines, .wenn es Gottes Wille ist. Auch mit dem Rauchtabak

gehabt, die Sohlen waren ganz geschwollen und die Flar'n ebenso; die Schultern waren ganz rot vom Torni ster tragen. Es war am 10. November, als wir bei Krakau wieder vorrückten. Wir kamen an die Grenze, da ging das Krachen wieder los, aber wir marschierten immer vorwärts, bis wir nahe am Gegner waren. Da mußten wir Sturm machen. Kaum 15 Schritte war ich gestürmt, da traf mich eine Kugel durch die Lunge. Ich sank zu Boden und habe alles werggeworfen; doch schnell sprang ich wieder auf und ging

weiter, dann sank ich ohnmäch tig nieder. Als ich wieder zu Sinnen kam, sah ich ein Haus, das ich mit harter Mühe erreichen konnte; es waren noch mehrere Verwundete darinnen. Ich legte mich Zu diesen in das Strob. Da habe ich gro- ßen Blutverlust erlitten? das Blut rann mir in diö Schuhe hinunter, daß ich ganz naß war. Ich würde mit dem Schreiben nicht fertig, ich tu's Euch lieber erzählen, wenn ich nach Hause komme. Wenn Ihr zu Hause nicht so viel gebetet hättet, dann wäre es nicht möglich

! Mir geht es jetzt wieder ganz gut; ich kann schon aufstehen und gehen mit einem Stock. Ich hoffe/ bestimmt, bis Weihnachten entlassen zu wer den und wenn ich darf, werde ich 14 Tage bis 3 Wo chen nach Hause kommen. Düs werden dann die glücklichsten Weihnachtstage meines Lebens sein. Alle Tage von 2 bis 3 Uhr Besuchstunde und da erzählen die Leute von der Freude, die seit dem Falle von Belgrad überall herrscht. Wenn sie so er zählen, komme ich mir recht müßig vor, ich muß hier im Spitale

sein und meine Kameraden dürfen kämpfen. Ich freue mich auf die Zeit, wo ich wieder nach Galizien darf. Wenn ich noch einmal einen solchen Tag erlebe, wie den 23. November, so bin ich der glücklichste Mensch. Am 23. November mor gens habe ich in einer halben Stunde vier Russen erschossen und zwei erstochen. Tann bin ich verwun det worden. Am 20. habe ich^H. Eh. H. getroffen, saget es seinen Leuten, sie sind gewiß auch froh, wenn sie wissen, daß er noch lebt. Mir geht es hier ganz gut, nur die Zeit bringe

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Tiroler Volksbote
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Page 4 of 36
Date: 19.09.1913
Physical description: 36
irvler Bo5?s^oke.' ^r^ikäg öen LF. Septsm'b'er 1Ä1Z. kennt; ich sei durchaus nicht bösartig, sondern'nur ein aufgeweckter, rühriger Junge und meine Erzieher ha ben mich ganz falsch behandelt; jedenfalls ist mein Vater zu streng mit mir. Jetzt wurde ich ganz ge- rührt und bat ihn, er soll mich an Kindesstatt'an- nehmen und mich Gendarmerie studieren lassen/weil ich für mein Leben gern einen Säbel und eine Mili- tärkappe tragen möchte. Da lachte er noch ätger und sprach,/das geht

vom Gendarm aus der Gepäcksstelle herunter und setzte sie auf. .Sie war mir nicht viel zu groß, weil ich einen starken Kopf habe, und ich schaute jetzt ganz militärisch aus. Einem Reisenden, der über den Gang wandelte, salutierte ich wie einem Offizier, so daß er entsetzlich klchte. Aber da fiel mir wieder ein, daß ich in einer schlimmen Lage bin und daß es eine fürchterliche. Schande ist, wenn ich unter Gendarmeriebegleitung, so zirka auf dem Schub/ nach Hause komme. Weil die Gelegenheit günstig

aus.' Da kamen sie alle über mich und lvarfen mich zu Boden. Ich wehrte mich wie eine Katze, biß und stieß, aber die Gendarmrriekappe flog in den Letten'und wurde ganz zertreten und vernichtet/ Nur mit größer Mühe konnte ich mich von meinen Angreifern wieder los machen, dann rannte ich blitzschnell davon und ehe mich einer einholte, kam ich zur Wohnung meiner Tante. Lieber hätte ich geweint als gelacht, denn ich war in keinem schönen Zustande. Es ist schrecklich, welch ausgelassene Jugend heutzutage

heranwächst, und daß es schon' in den kleinsten Nestern so ungezogene Straßenjungen gibt! -^Nachdem ich ein paarmal angeläutet hatte, öffnete mir die Tante selbst und sie war von meinem Anblicke ganz bezaubert. Als sie anfangen wollte zu reden, siel ich ihr gleich ins Wort und sagte: „Liebe, liebe Tante, ich bin ein unglücklicher, verfolgter Junge und. ich habe keine andere Zuflucht als bei dir. Seit ich dir die Geheimnisse meines Vaters ausge plauscht habe, ist der Vater schrecklich gehässig

Gestalten herausgeschnitten, denn ich bin sehr schnell.im Arbeiten, — und es lvar ein gräßlich schönes Krippenspiel, ja ein förmliches Panorama. . Viel leicht war ich meiner Tante zu lange still, denn Plötz- lich kam sie nachschauen, ob mir 'Nichts fehle. Als sie mein Kunstwerk erblickte, war sie eins Zeitlang ganz paff vor ^staunen, in ihrer ersten Bewunderung kaui sie gar nicht zu Atem und.sie schrie nur in abgebroche nen Sätzen: „O — oo ooo — ist fürchterlich! _ Es ist unglaublich!' — Ich sagte

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Newspapers & Magazines
Brixener Chronik
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Page 4 of 8
Date: 26.02.1914
Physical description: 8
, aus denen einem ganz klar wurde, daß es unter solchen Umständen ohne jedwede Störung unmöglich ab gehen kann. Bringt schon der Umbau eines Privat hauses oder eines Geschäftslokales mannigfaltige Schwierigkeiten mit sich, um wie viel größer und komplizierter sind erst die MißHelligkeiten bei einer gänzlichen Neugestaltung eines so kapriziösen Werkes wie das zur elektrischen Stromgewinnung! Und doch war es bisher möglich, große Störungen ganz zu vermeiden, den Betrieb mit ganz geringen Aus nahmen voll

. Diese Lösung wurde auch angenommen, da hiednrch Betriebs unterbrechungen, wenn auch nicht ganz vermieden, so doch ganz bedeutend eingeschränkt werden konnten. Wir brauchten hiezu nur aus den bestehenden Lei tungen je ein Rohr stück auszuwechseln und gegen ein solches mit einem Ansatzstück auszutauschen. Diese Arbeiten sind auch schon durchgeführt und erübrigt nur mehr die Verlegung der dritten Rohr leitung und deren Anschluß an die mittlere, was mit einer höchstens einige Stunden dauernden

uns noch die Erweite rung der Freileitung. Die jetzt bestehende auf Holz- masten geführte Leitung ist zu schwach, um die große Energie, die wir jetzt liefern sollen, nach Brixen zu leiteu, und muß verstärkt werden. Es war also die Zuspannung einer weiteren Kupferdrahtleitung oder der Bau einer ganz neuen Freileitung oder einer Kabelleitung zn erwägen. Gleich beim letzten zu bleiben, muß ich sagen, daß hier die Kosten uns abschreckten; die Kabelleitung wäre uns nämlich mehr als doppelt so teuer gekommen

haben. Es ist uns auch geglückt, eine technisch schöne Linienführung zu bekommen, indem die neue Leitung von Zinggen bis Neustift in einer Geraden läuft und wir die vielen Kurven und Winkel der alten Leitungslinie vermeiden konnten. Allerdings von Neustift bis zur Zentrale müssen wir ganz in der Nähe der alten bleiben, weil wir keinen anderen Weg haben, um nach Rundel zu kommen. Auch diese Leitung wird die Betriebssicherheit unseres Netzes heben und so auch mit Gewähr dafür sein, daß Störungen und Unterbrechungen im Strom

bezug möglichst ganz ausgeschaltet werden können. Aus all dem geht hervor, daß die ganzen Arbeiten, der große Umbau, den wir unternommen haben, durchaus notwendig waren, um unseren ver tragsmäßigen Strom an die Holzstosfabrik liefern zu können, day aber auch die Licht- und Kraft- konsnmenten in Brixen und den übrigen Gemeinden große Vorteile hievon zu erwarten haben, da die Betriebssicherheit in allen Teilen der bestehenden An lagen wesentlich erhöht wird und so noch mehr Garantie geboten erscheint

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 3 of 4
Date: 30.07.1915
Physical description: 4
1S!5. Der Fliegerkurier von Przemysl. Roman von Kurt Matull. 12 Sie hörten im Nebenzimmer die Mutter mit Tellern und Schüsseln am Mitlagstisch hantieren. Da bezwang sich Hedwig und lachte plötzlich laut auf. damit die Mutter glauben solle, der Vater und sie unterhielten sich über gleichgültige Dinge, die scherzhafter Arr wären. Der Vater aber kniff die kleine Unheil enthaltende Zeitung mehrmals scharf zusam men und steckte sie, wie etwas ganz Gefährli ches, sehr sorgsam in die innere Tasche

. Auch meine Mutter weif; nichts davon, und nur Du mutzt e? wissen, damit Du von Stephan alles viel leicht entstellende Unheil abhalten kannst.' Ganz fassungslos sah die Mutter auf ihre Zukünftige Schwiegertochter und erwiderte: ..Ja. aber was ist denn nur — das klingt ja geheimnisvoll — nein, sogar gefäbrlicli. was ?u sagst? Für Stephan ein Unheil?' Da zog der Domrendant die Zeitung her vor und gab sie der Mutter Stephans zu lesen. Die fühlte sich einer Ohnmacht nahe, als sie nun das von ihr fast drei Jahrzehnte

alles er fahren und die Laufbahn ihres Stephan war für immer vernichtet. Mit dem Sohn eines Vaterlandsverräters würde kein Kamerad Ge meinschaft machen. Ihre Gedanken wurden durch nichts von den beiden Besuchern gestört. Und während sie ganz ratlos nochmals auf die bittere Nach richt der Zeitung fierniederfah, die mit wenigen Worten einem jungen Menschen Ehre und Le ben nehmen wollte, da tauchte vor ihr der Kai ser aus. Ihr Kaiser, wie sie ihn nannte. Ihr Kaiser, auf den sie unter den Millionen ein besonderes

sieht, und auf weitere Wege sinnr, wie er Stephan vernichten kann.' ..Ganz rech:, liebe Mutter', sagte Hedwig, ..das is: auch mein Wunsch.' Da braune der Varer aus: ..Solche Infamie müßte man mir Zucht ruten straseu können. Solch ein Subjekt ver diente önenrlich ausgepeitscht zu werden. Er soll sich hüten, mir bekannt zu werden.' — Srepban Andraski aber wußte nichts von dem 'Neidgewölk, das man nun gegen ihn, der plötzlich eine bevorzugte, öffentliche Persönlich keil geworden, die sich der ganz

sie. ..überall hier in der Menge unsere vielgerühmten, schönen Wiener Frauen. Siehst Du irgendwie bei ihnen die uns so ost zum Vorwurf gemachte Wiener Ele ganz ? Wir gehen alle ganz bescheiden und einfach gekleidet. Jede von uns schämt sich, in dieser Zeit an Schmuck und Kleidung zu denken.' Sie traten in eine Konditorei ein. Gleich beim Eingang saß wieder der Krieg und gab Hedwig Bechner durch eine dicht bei der Tür sitzende junge Dame ein Strickzeug und Wolle in die Hand, damit sie. wie alle übrigen Vesu

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Brixener Chronik
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Page 11 of 12
Date: 31.07.1915
Physical description: 12
iM Der Fliegerkurier ! von Przemysl. Roman von Kurt Matull. 12 ! Sie hörten im Nebenzimmer die Mutter ! init Tellern und Schüsseln am Mittagstisch ! kiantieren. Da bezwang sich Hedwig und lachte olöhlich laut auf, damit die Mutter glauben ! solle der Vater und sie unterhielten sich über ! gleichgültige Dinge, die scherzhafter Art wären. Der Vater aber kniff die kleine Unheil. enthaltende Zeitung mehrmals scharf zusam- ! men und steckte sie, wie etwas ganz Gefährli ches, sehr sorgsam

- ! chen, das er nicht erfahren darf. Auch meine ! Mutter weiß nichts davon, und nur Du mußt es wissen,. damit Du von Stephan alles viel- ! leicht entstehende Unheil abhalten kannst.' ! Ganz fassungslos sah die Mutter auf ihre j zukünftige Schwiegertochter und erwiderte: ! „Ja, aber was ist denn nur — das klingt ! ja geheimnisvoll — nein, sogar gefährlich, was i Du sagst? Für Stephan ein Unheil?' Da zog der Domrendant die Zeitung her- ! vor und gab sie der Mutter Stephans zu lesen. ^ Die fühlte

und weiter nachforschen. Dann würde die Öffentlichkeit alles er fahren und die Laufbahn ihres Stephan war für immer vernichtet. Mit dem Sohn eines Vaterlandsverräters würde kein Kamerad Ge meinschaft machen. Ihre Gedanken wurden durch nichts von den beiden Besuchern gestört. Und während 5e ganz ratlos nochmals auf die bittere Nach- At der Zeitung herniedersah, die mit wenigen Worten einem jungen Menschen Ehre und Le ben nehmen wollte^ da tauchte vor ihr der Kai- A .auf. Ihr Kaiser, wie sie ihn nannte. Ihr Kaiser

, daß nicht irgend ein Feind unseres Stephan hinter diesem Artikel steht, und auf weitere Wege sinnt, wie er Stephan vernichten kann ' ..Ganz recht, liebe Mutter', sagte Hedwig, „das ist auch mein Wunsch.' Da brauste der Vater auf: „Solche Infamie müßte man mit Zucht ruten strafen können. Solch ein Subjekt ver diente öffentlich ausgepeitscht zu werden. Er soll sich hüten, mir bekannt zu werden.' — Stephan Andraski aber wußte nichts von dem Neidgewölk, das man nun gegen ihn, der plötzlich eine bevorzugte

, öffentliche Persönlich keit geworden, die sich der ganz besonderen Gnade des Kaisers erfreuen durfte, aufbaute. Gegen Nachmittag, zu der verabredeten Zeit, erwartete ihn seine Braut bei seiner Mutter, und lustig und fröhlicher Dinge be gannen die beiden ihren Spaziergang. Es war die von eigenartiger Stimmung erfüllte Stun de des Nachmittags, wo die Sonne ihre letzten leuchtenden, farbigen Lichter in die Straßen sandte und eine fast seidige, wohlige Weichheit die Härten der Großstadtstraßen und Palast

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Newspapers & Magazines
Tiroler Volksbote
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Page 10 of 16
Date: 03.11.1915
Physical description: 16
Gedanken: Deine Liebe hats ge mächt. Hätte es keinem sagen können, wie cs 'geschmeckt hat! wirst schon voch Du der Oberkoch 'lein müssen, wenn ich einmal heimtvärts ziehe — 'werde auch gerne zurücktreten. Wer ivas sage ich, sich komme mit meinen Gedanken, schon wi-eder in iden Frieden hinein. Jnnigsbgeliebtes Weib! ^Wünsche Dir nochmals alles Gute. Ich bitte den .lieben Gott oft darum; darfst nicht glauben, daß sich das Beten ganz verlernt l>abe. Hie und da ein !guter Gedanke kommt schon

doch aus meinem jHerzen, wenn man schon oft ganz kleinmütig ist. »Aber der alte Gott lebt schon noch und wird uns ieinst wieder glücklich vereinen. Leider wird bei 'vielen Fümilien der Krieg erst recht losgehen, iwenn der Weltkrieg aus ist; aber liebe Tresl» das ffürchten wir nicht -- gelt nicht? Segne die Kin- Der für mich und sage ihnen Haß sie nicht ver- V» !?St,-!e.' gessen sür den Tati zu beten. Hoffentlich erhört doch der liebe Gott das Äindergebet, und ganz besonders grüßt und küßt dich in Liebe und Treue

.' Aber wo sich ein Kopf zeigte, fin gen unsere Maschinengewehre an darauf zu schie ßen. Im ganzen waren elwä 20 Kanonen in Tätigkeit. Der 30,5 Zentimeter-Mörser gab 2-4 Schuß ab. Um halb 6 Uhr abends stürmten Landesschützen vom.... die Spitze, wo der ita lienische Beobachtungsposten war,, und es gelang -ihnen mit ganz kleinen Verlusten hinaufzukom men. Die Unseren hatten nur einen Toten und sechs Verwundete, obwohl auch die Welschen den ganzen Nachmittag auf uns lzerüber 'chossen, während von den in den italienischen

. Bin auf der Feldwache im Schützengraben, in einem finsteren Unterstände, bei einem Zigeunerfeuer liegen wir am Boden.und erzählen einander von der lieben Heimat.^ Bei Tag ist es ziemlich warm, bei der Nackt sehr kalt. Un^er Leben ist ganz in teressant. In den Erdlöchern sind an manchen Orten große Räume tief eingebaut, da wird Mu sik gespielt und gesungen. Es ist manchmal sehr lustig, so daß man bie und da auf die Heimat fast verzichten tut. Aber manchmal ist alles ganz leer. Heute bin ick auf Vorpatrouille, ganz

nahe an der feindlichen Stellung, zirka 30 bis 4V Metn entfernt. Da heißt cs aufpassen, daß man nicht gefangen oder erschossen wird. Ich war am linken Flügel auf einem Felsen, wo ein Aufstieg NM- lich ist. Solange der Mond schien, war alles ganz ruhig, nur Gewehrseuer und Maschinengewehre

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Newspapers & Magazines
Brixener Chronik
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Page 4 of 8
Date: 08.06.1916
Physical description: 8
zu und an dasselbe sich anschmiegend, am Kleide aufwärts. Es war nicht ganz finster: denn die Glut der langen Dochte ward stärker und schwächer, je nach den stärkeren oder schwächeren Stößen des Windes und bei der stärkeren Glut leuchtete auch das Bild eigentümlich auf, so daß die ganze Gestalt förmlich Leben zu bekommen schien. Es machte den Eindruck, als ob die wie mattes Elfen bein schimmernde Büste in der ungewissen Beleuchtung sich im ersten leisen Atemzuge heben wollte und die to destraurigen großen Augen leuchteten

wieder die Kerzen. Er war, als richtiger Sohn seiner Heimat, am wenig sten für eine natürliche ganz einwandfreie Erklärung dieser Vorkommnisse, obwohl er es sich selber nicht ein gestehen wollte. Seht, das kommt von solch unnützen Reden; da soll man nicht abergläubisch werden. Es geht hier ja zu wie in einem leibhaftigen Geisterroman und wir müssen uns obendrein auslachen lassen von den Herren des Regiments, wenn sie davon hören. Der lange Marsch, der schwüle Tag, unsere Müdigkeit und alle^Eindriickc

. die wir hier empfangen, reizten unse re Smne. w daß sie empfänglich wurden für Sinnes täuschungen. Der schwere Geruch der Wachskerzen mahnt förmlich an ein Totenbett, diesen Geruch kann ich überhaupt nicht leiden, weiß Gott! Das Schloß und besonders dieser Saal hier mit semer dü steren Pracht und dem dämonischen Bilde fordern förmlich zu abenteuerlichen Einbildungen heraus. Der wäre kein Mensch, welcher solchen Einflüssen nicht end lich unterläge und ganz frei von etwas Gespensterglau ben ist doch niemand

der Ruhe. Die Herren erhoben sich also und begaben sich auf ihre Zimmer. Mittlerweile war das Gewitter ganz ausgebro chen: es blitzte und donnerte in einem fort und die Zimmer wurden oft für Augenblicke ganz hell. Als endlich der Regen einsetzte, war an ein Schlafen auch nicht zu denken, denn dieser prasselte allzu ausdring lich gegen die Scheiben, als ob die Schleichen des Him mels geöffnet worden wären. Dazu kam keinem das eigentümliche Erlebnis aus dem Sinn und als jeder endlich gegen Morgen

vor Müdigkeit doch einschlum merte, so war es nur mehr für ganz kurze Zeit. Um vier Uhr morgens weckte schon das Signal des Horni sten und es war daher Zeit, an das Aufstehen zu den ken. Die schönen großen Betten konnten leider nicht zur vollen Geltung kommen. Uebernächtig, verdrossen und daher wortkarg, fand man sich beim Frühstück zusammen. Riedlingen ließ es fast unberührt, sprang nach kurzer Zeit wieder aus. ging zuerst einige Male auf und ab, blieb dann vor einem der Fenster stehen

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Newspapers & Magazines
Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 4 of 8
Date: 08.06.1916
Physical description: 8
aufwärts. Es war nicht ganz finster! denn die Glut der langen Dochte ward stärker und schwächer, je, nach den stärkeren oder schwächeren Stößen des Windes und bei der stärkeren Glut leuchtete auch das Bild eigentümlich auf, so daß die ganze Gestalt förmlich Leben zu bekommen schien. Es machte den Eindruck, als ob die wie mattes Elfen bein schimmernde Büste in der ungewissen Beleuchtung sich im ersten leisen Atemzuge heben wollte und die to destraurigen großen Augen leuchteten in dem geister haft

wieder die Kerzen. Er war, als richtiger Sohn seiner Heimat, am wenig sten für eine natürliche ganz einwandfreie Erklärung dieser Vorkommnisse, obwohl er es sich selber nicht ein gestehen wollte. Seht, das kommt von solch unnützen Reden', da soll man nicht abergläubisch werden. Es geht hier ja zu wie in einem leibhastigen Eeisterroman und wir müssen uns obendrein auslachen lassen von den Herren des Regiments, wenn sie davon hören. Der lange Marsch, der schwüle Tag, unsere Müdigkeit und alle Eindrücke

, die wir hier empfangen, reizten unse re Sinne, so daß sie empfänglich wurden für Sinnes täuschungen. Der schwere Geruch der Wachskerzen mahnt förmlich an ein Totenbett, diesen Geruch kann ich überhaupt nicht leiden, weiß Gott! Das ganze! Schloß und besonders dieser Saal hier mit seiner du-! steren Pracht und dem dämonischen Bilde fordern ja! förmlich zu abenteuerlichen Einbildungen heraus. Der! wäre kein Mensch, welcher solchen Einflüssen nicht end lich unterläge und ganz frei von c.was Gespensterglau- ben

mehr wenige Stunden der Ruhe. Die Herren erhoben sich also und begaben sich auf ihre Zimmer. Mittlerweile war das Gewitter ganz ausgebro chen' es blitzte und donnerte in einem fort und die Zimmer wurden oft für Augenblicke ganz hell. Alz endlich der Regen einsetzte, war an ein Schlafen auch nicht zu denken, denn dieser prasselte allzu aufdring lich gegen die Scheiben, als ob die Schleichen des Hm- mels geöffnet worden wären. Dazu kam keinem das eigentümliche Erlebnis aus dem Sinn

und als jeder endlich gegen Morgen vor Müdigkeit doch einschlum merte, so war es nur mehr für ganz kurze Zeit. Um vier Uhr morgens weckte schon das Signal des Horni sten und es war daher Zeit, an das Aufstehen zu den ken. Die schönen großen Betten konnten leider nicht zur vollen Geltung kommen. Uebernächtig, verdrossen und daher wortkarg, fand man sich beim Frühstück zusammen. Riedlingen ließ es fast unberührt, sprang nach kurzer Zeit wieder aus. ging zuerst einige Male auf und ab. blieb dann vor einem der Fenster

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Newspapers & Magazines
Tiroler Volksbote
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Page 5 of 24
Date: 01.03.1912
Physical description: 24
ab, der bei dieser Bergeshöhe ihm natürlich nur so übers Gesicht troff wie aus einer schlechten Dachrinne. „Drrei Kellnerin, da müssen S' mir schon noch a Krügel brin gen, sonst halt ich's gar nit aus . . . Dreitausend Me ter!' Er war ganz entsetzt. Selbstverständlich bekam auch der Bergführer frische Stärkung zu der bevorstehenden Anstrengung. Herr Wamsterl saß noch eine ganze Weile in fürchterlichen Gedanken über den Berg, als es sich endlich wieder empört von seinen Lippen rang: „Der Doktor is ja a Narr

war, hatte Herr Wamsterl ein solches Räuschchen, daß er den irchturm für den Mesner ansah. Unter solchen Um- landen war's natürlich nichts mit der Partie auf die Gamskarwand. Der Führer Wispelts der Kellnerin und dem Wirt zu: „ s wird's beste sein, wir transportier'» ihn gleich ms Bett!' . Sie Packten alle zusammen an, setzten dem Herrn amsterl der ganz fidel zu singen begann — den m ?Men ihm den Rucksack um, drückten ihm den ergstock in die Hand unk schoben ihn dann bei der ikn^ öur Stiege ins obere

! . . . . Aber a pr—prachtvolle Aussicht ist da heroben!' Mit vielem freundlichen Zureden, daß es ganz oben am Berg noch viel schöner sei, brachte man ihn endlich wieder auf die Beine. Mit Ach und Krach ging's, aber langsam. „Lassen S' net aus, Führer!' stotterte Herr Wamsterl. „Sonst fall i abi, dreitausend Meter uuh. Herrgott, so a Berg—Berg—Bergpartie is a Hun- zerei!' ' Endlich war man auf der obersten Stufe ange langt und Herr Wamsterl sang: . „O du wu—wu—- wunderschöne Sennerin — Duliäh . . .' und schwang vor Jubel

den Bergstock, daß eine Scheibe der Glas tür, welche die Stiege abschloß, klirrend in Trümmer ging. „Mir scheint, 's kommt a Wetter!' sagte er, „'kracht hat's schon' .. . —- — — — Als Herr Wamsterl anderntags zu seiner lieben Ehehälfte heimkam, warf er giftig den Nucksack von sich und pustete: , „Uff! . . . Sag' dem Doktor, er is ä Narr: So a Bergpartie is a Roßkur, i bin ganz hin!' Der Aufschneider hatte aber gar keine andere „Bergpartie' gemacht als die Stiege hinauf von der Wirtsstube in die Kammer

und Ele ganz zu überstrahlen; gar manche hat eine Robe, die von oben bis unten mit Goldsternchen und Perlen dicht übersät ist und mindesdens 40.000 Franken kostet, dazu eine Brillantenkrone im Haar und andren Schmuck, der Wohl auf 100.000 Franken zu stehen kommt. — Das quirlt durch einander, rauscht, knistert, funkelt, blitzt und ver breitet ringsum eine Wolke der feinsten und be täubendsten «Parfüms. — Hier kann man sich überzeugen, daß Paris immer noch der Brenn punkt des Weltluxus

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Newspapers & Magazines
Tiroler Volksbote
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Page 13 of 16
Date: 01.01.1915
Physical description: 16
Hrettatz den t. JSnner ISIS. in einem Stadel und schreibe Euch; der Wind geht ganz furchtbar, mir wird jetzt in den Händen zu kalt. Mit dem Briefpapier stehe ich schlecht, sonst möchte ich Euch schon öfters schreiben . . . - Ein Soldat aus Taufers im Dustertal schreibt: Holleschau, 18. Dez. Lieber Vater und Ge schwister! Jetzt muß ich Euch berichten, wie ich in das Spital gekommen bin. Es war am 8. De zember, da sind wir längsam vorgerückt; es wa ren auch viele Deutsche bei uns. Zuerst lagen

ich im Wasser und Dreck und sah hundert Schritt vor mir die Russen; es waren ganze Haufen. Ich legte an, zielte, schoß und ich glaube, daß manche nicht mehr aufge standen sind. Habe mit den Händen ein Loch ausgegraben, daß ich den Kopf hineinstecken konnte. Dann stürmten wir. Beim Sturm-« angriff haben wir 300 Gefangene gemacht. Mein Tournister und die Wäsche, welche ich drinnen ge habt habe, waren ganz zerschossen, aber ich bin Gott sei Dank ohne Schuß davongekommen. Nur am anderen Tag haben mir die Beine

, 2 Regimenter Schützen, und so hoffen wir. daß wir bald ein Ende machen und diese Grau- wutzel aus unserem Landeschaffen, daß wir doch Mit Gottes Hilfe können gesund nach Hause gehen. Wetter haben wir ganz ein gutes, es ist halt sehr kalt, wir haben schon 10 bis 12 Grad Kälte gehabt und da ist es nicht fein, Tag und Nacht im Freien. Vitt Euch, die Weihnachtsfeiertage ein gutes Vater unser zu beten; denn das ist die Waffe, sonst ist der Mensch nichts. Geliebte Maria, ich habe schon viel- leicht hundertmal

ganz furchtbar großes Glück ge habt; unsere 11. Kompanie war 300 Mann stark und jetzt sind noch 22 Mann davon kampffähig. Mit Gruß an alle, besonders an Dich S. R. St. Walburg-Ulten, 27. Dez. .Von einem hiesigen Kaiserjäger, der als Ver wundeter in einem Spitale.in Budapest weilt, langte , folgendes, vom 16. Dezenter datiertes Schreibenein: Liebe Eltern und Geschwister! Ihr werdet nicht glauben, wie viele Leute in Nesem Krieg gefallen sind. Es ist wirklich zum wei nen, wie es aussteht

nach einem Sturm, wenn er auch siegreich abgeht. Da liegen Pferds, unsere Mannschaft, feindliche Mannschaft herum, daß es ganz grauenhaft ist» dazu ein Jammer und Geschrei, nicht, zu beschreiben. Am frühen Morgen, wenn der Tag anbricht, hören wir als Gebetläuten die vielen' Tausende von Kanonen brummen und als Segen die vielen Zehntausende Gewehrkugeln sausen. Dem das Glück günstig ist, der kommt heute noch davon Und morgen daran. Derjenige, der gefallen ist. kommt die Kälte und Plage ab und fährt mit Glück

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Newspapers & Magazines
Meraner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 22.06.1915
Physical description: 8
,- — ich bin überzeugt, daß alles sich in unserem Lande ändern würde.- Es ist genug! Die zukünftigen Geschichts schreiber werden lange Zeit über den gegen wärtigen italienisch-österreichischen Konflikt zu schreiben haben — sie werden viel Stoff zu verarbeiten haben. Indessen aber wird die Zahl unserer Brüder von Tag zu Tag verkleinert.. Wie schade! Wie schade! Und wer trägt die SchuN? Voll und ganz Salandra und Sonnino und d'Anuunziö! Möge das italienische Volk sich rächen an dem, verräterischen 'Kleeblatt

und die Geschichte der Zukunft zeichne in ihren Blättern die Namen der Verführer mit unauslöschlichen Buchstaben! Möge man, und zwar so bald als mögliche Gerechtigkeit walten lassen! !! . Mrofessor De Cosmo Rag^ Sabino. Me neuen türmen äer Kr!egkükrung. Rittmeister a. D .Barön Reden schreibt in den ..Innsbrucker Nachrichten': Der große Krieg hat nach dem kurzen Uebergangs- stadium der ersten Wochen sehr'schnell ganz überraschende und bis ins Grundlegendste gehende Veränderungen fast aller früheren Lehren

, alle -Fronten, sind kautschukartig dehnbar / und verhältnismäßig tief, Mit anderen Worten, wir fetzen - noch: viele, Soldaten aus den Frontkilometer ein. Die Zahl der russischen Heere nimmt fortwährend zu, ihre Flügel nähern sich zusehends einander, bis sie einen einzigen und immer noch wach senden Bogen bilden, der, im Süden. an den Dnjester gelehnt zur Weichsel zieht und über Warschau andauernd nach, Nordosten Raum -gewinnt. Nur' ganz im Süden operieren noch aus russischer Seite, verhältnismäßig klei nere

Abteilungen in der Bukowina, ohne direkten Zusam menhang und im Nordeft -größere Mett gegen -Ostpreu ßen-, nur da ffinden wir, yoch , örtlich ^ ziemlich. große Wicken. In Frankreich und Belgien sind die Fronten ' ------ aus ihrer Leichtflüssigkeit ganz unvermittelt in Erstarrung übergegangen und sind heute noch ungefähr dort> wo sie vor acht Monaten waren. Im Osten dauerte dieser Prozeß viel länger und ist überhaupt nie zu einem sol chen Grade des Festweroens gMehen, weil sich durch unsere

nicht , nur einholten, sondern sein Vorbild namentlich in Bezug auf Sorg fältigkeit des Ausbaues übertrafen: es hatte allerdings seinen Grund teilweise darin, daß nur eine ganz beson dere Fürsorge um das leibliche Wohl unserer an Zahl so geringen Streitkräfte diesen schweren Uebelstand eini germaßen zu hehebsn wußte. Während die'Russen ihre in^vorderster Aropt befindlichen Truppen stets und häufig ablösen konnten,'fo Saß ^)iese in den' rückwärtigen ge schützten Räumen' reichlich Ruhe und Erholung fanden, mußten

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Volksblatt
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Page 2 of 8
Date: 03.01.1912
Physical description: 8
Tiroler Loköblütt 3. Januar ILI2 günstige Zwischenfälle wieder schaffen wird, muß doch als sehr fraglich bezeichnet werden. Wie steht es nun dermalen mit den prozen tuellen Kriegsaufwendungen? Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß wir nach wie vor ganz rückwärts marschieren und daß nahezu alle Staaten ernstere, größere Anstrengungen denn wir machen, um sich aus der Höhe der politischen Krastentsaltung zu halten. Und das Merkwürdige dabei ist, daß allseits und ganz speziell bei uns in der Zeit

des verpönten Militarismus die Mehr ausgaben relativ viel kleiner wurden als früher. In den Jahren 1868 bis 1871 und in den Zeiten des berühmten „Streichquartettes' gaben wir zum Beispiel 21 Prozent für Wehrauslagen, heute kaum mehr als 12 Prozent. Freilich, die dermaligen Summen hören sich vielleicht imposant an, doch vergesse man nicht, wie einerseits die Summen der Staatseinnahmen gestiegen, anderer seits aber der effektiv? Geldwert abgenommen hat. Erst ganz jüngst hat im österreichischen Herrenhause

, friedliebend bis in die Knochen, doch dürfen wir nicht vergessen, daß wir der zentralstge legene Staat Europas sind. Wenn auch wir ganz gewiß nie etwas von den anderen haben wollen, noch wollen werden, so könnte doch der Fall Vorkommen, daß die anderen von uns etwas wollen, was wir ihnen nicht geben könnten. Und darum sollte man stets darauf be dacht sein, die Verfassung des Heeres nach jeglicher Richtung zu verbessern. Es mögen diese Dar legungen Ihnen, meine Herren, vielleicht Stoff zum Studium unserer

militärisch-politischen Situation geben, denn, wie gesagt, verlangen, anfordern kann ich nichts. Jetzt nicht und, wie sie alle wissen, auch noch geraume Zeit nicht. Doch sei mir da in aller Ergebenheit zu sagen erlaubt, daß man gewiß einen Minister sesseln und auch knebeln kann, so sesseln und knebeln, daß er nur auf ganz engem Gleis daherkcuchen kann. Wenn dies aber nur auch mit den Ereignissen und mit dem Geschick ginge! Da versagt aber sofort jeglicher „Pakt', Ereignisse und Geschick schreiten

bleiben, wenn er ein Fähnlein von drei bis vier Dutzend Reisigen unter seinem Kommando hat. Das ist eine bare Unmöglichkeit. Ich muß auch sagen, so schlecht war es noch nie, und ganz und gar unmöglich wäre es, diesen Zustand noch länger aufrechtzuerhalten. Die Mühen, die Arbeit und die Summen von Jahrzehnten könnten da mit einemmal aufs Spiel gesetzt werden. Das ist ein Zustand, sür den niemand länger die Verantwor- tuog tragen kann. Indem ich dies aber hier so offen und rück« haltlos deklariere, geht

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 4 of 16
Date: 26.11.1910
Physical description: 16
» seines Nachfolgers haften, weiters wurde die Be stellung eines neuen Postboten auch von der Befür wortung der Gemeinden abhängig gemacht usw. Wie ganz anders sieht dies jedoch jetzt ausl Mit 1. November d. Ä. schied der bisherige Postbote Josef Fleischmann auS seinem Dienste, weil ihn von dem bisherigen ohnehin äußerst kargen Gehalt noch ein bedeutender Abzug angekündet, dafür aber noch größere Anforderungen an ihn gestellt wurden. So sollte er zum Beispiel seiuen ständigen Aufenthalt in SchlanderS nehmen

und die übrige Zeit, an welcher er keine Botengänge zu machen hatte, dem Post amte zur Verfügung stehen. Da fich Fleischmann entschieden weigerte, diesen Bestimmungen fich zu unterziehen und der Lohn zu diesen Anforderungen in keinem Verhältnis steht, so lehnte er den Dienst ab und eS wmde mit 1. November ein neuer Bote bestellt. Bei dieser Neubesetzung wurden jedoch die früheren Gepflogenheiten und Vorsichtsmaßregeln seitens des Postamtes in SchlanderS ganz anßeracht gelassen; eS wurde nämlich

zu diesem verantwortungsvollen und wichtigen Amt eine Person bestellt, welche kaum des Lesens und Schreibens kundig ist; von einer Probezeit wurde gauz abgesehen. Nebenbei war der Betreffende im Bestellrayon ganz fremd und ohne jegliche OrtS- und Sachkenntnis. Unter diesen Um ständen war auch nichts anderes zn erwarten als grobe Verstöße nnd Unordnung, die fich auch tatsächlich einstellten. So wurden Briefe und Sen dungen, die in Morter abzugeben gewesen wären, an den Postablagen iu Martell abgegeben; Rück scheine für Geld

oder rekommandierte Sendungen wurden keine oder wenigstens höchst selten ausgefolgt; Briefe fand man auf öffentlichen Wegen herum liegen. Wie sehr diese vom Postamt SchlanderS ganz willkürlich geschaffene Neueinrichtung, .dem lang gehegte» Wunsch der hiesigen Bevölkerung entspricht', zeigen die täglich lautwerdenden Klagen und Be schwerden ; daß unter diesen Verhältnissen die Parteien und Aemter in den Gemeinden leiden, ist selbst verständlich. Gegen die Bestellung eines Nichteinheimischen zum Postboten muß

der Meinung ist, daß ihm diesen beschwerlichen und verantwortungsvollen Dienst jemand auS purer Gefälligkeit macht, so befindet er fich allerdings in einem ganz gewaltigen Irrtum; in diesem Fall dürfte dies um so weniger zu erwarten sein, da der Postmeister iu SchlanderS mit Gefälligkeiten den Parteien gegenüber bekanntlich sehr knauserig ist; mau sagt, daß man von ihm eher zehn Grobheiten als eine Gefälligkeit erwarten kann. Wir gebeu uns daher der Hoffnung hin, daß im Weg der Presse

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Tiroler Volksbote
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Page 5 of 8
Date: 25.09.1914
Physical description: 8
' Freitag den 25. Septewber 1914. stäbler. Seine Miene drückt Zufriedenheit aus. „Wie steht's, Herr Hauptmann?' — „Gut nach allem Anschein. Wie Sie sehen, dringt unser rechter Flügel' vor, in der. Mitte hatten wir gestern Erfolge, hof fentlich drängt auch der linke Flügel an. Die Russen haben sich tüchtig verschanzt, sie leisten harten Wider stand, aber wir werdensiedochind i e Z ange nehmen.' Eine Gruppe ländlicher Frauen, Männer, Kin der weilt abseits, ganz stumm, ganz starr. Wie ge bannt

gepreßt, sie schluchzte auf,- dann ganz /eise: „O Gott im Himmel, Hab' doch Einse hen, Hab' doch Erbarmen mit uns!' , . < Und der Turm blickt herab auf das Schlacht feld, auf dem unsere Soldaten zäh und mutig vor dringen. Ganz finster unk drohend sieht er mit einem Male in grellem Sonnenlicht aus, dieser Turm, als ob er den Zorn- des- gesamten deutschen Volkes verkörperte. Bunöesemeuerung Tirols mtt dem göttlichen Herzen Äesu. . ^ ^ ^ Am Freitag den 18. September wurde in der festlich geschmückten

der Pfarrer, »da-braucht» kein Schieben.' A H M. Ai Seite 6^ . ^.^Nicht, schnell genug gehen sie. Wenn wir noch längep Müßig zuschauen, ziehen sie die halbe Ge meinde Mit. Wir müssen ihnen Füße machen.' . < ^Wie wollt ihr das anstellen?' „Ganz einfach, Herr Pfarrer. Wir lassen die Güterkäufe von Gemeinde wegen nicht mehr zurück gehen/ außer um schweres Neuegeld. Ein solches zu zahlen Meiner imstande und es bleibt den Verkäu fers übrig, als den Handel aufzurichten. WemMtzMin Dach mehr haben, müssen

' mich schrecklich um ihn sorgen.' . „Um'ern Bub, den Vaul. unsern einzigen, zerren sie . auch fort,' schrie die Falbm drein; „sitz haben ihn ganz am Bandl und er läßt sich, vön uns Nichts mehr sagen. Wir, der Lois und ich, mögen uns auf die alten Tage noch zu Tode grämen.' . „Mein Gott, wenn bloß das junge Volk, die Burschen und leichtsinnigen Mädeln, gehen wür den/wär* kein großer Schaden; aber die Bauern! Die Bauern!' jammerte die Oberbühlerin. ' >,Wasj auch Mädeln sind dabei?' fragte be stürzt der PfarrLr

. Wenn wir in Galizien auch etwas zurückgegangen sind, haben wir doch Großes erreicht. Die Russen brachen ^nit einer drei-- bis fünffachen Uehermacht herein und hofften ganz sicher, Oester reich im ersten Ansturm zu überrennen und ohne Schwierigkeit nach Budapest und Wien vorzumar schieren. Aber der fürchterliche Anprall ist an der starken Mauer unseres tapferen, heldenmütigen Heeres gänzlich gescheitert. Es hat sich gezeigt, daß unsere Armee viel besser, und tüchtiger ist als die russische/ 'Darob herrscht

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Tiroler Volksbote
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Page 6 of 16
Date: 12.02.1919
Physical description: 16
Seite 6. Nr. 7. „ Tiro?er Volksbote- Mittwoch,. den 12. Februar 191k » — - jeder .Mensch werde Respekt vor uns haben. Brav, frisch und stark müsse ein Solrat sein, d a s gäbe dann richtige Männer. Tie Rede hat mir ganz auöbündig gefallen, und ich Hab mir vorge nommen: Ja. ich will cin Mann werden, daß das Nannele sich mit mir etwas einbilock kann und daß ich auch dem Gersch^scr eine Ehr mach. — Von dem Tag an Hab ich mir das Heimwehs ausgeschlagen wie einen bösen Gedanken und Hab mich frisch

ist der Knopf au? einmal aufge gangen. Ich Hab leichter gelernt uyd die Tinge schneller begriffen als alle meine Kameraden. Wenn der Hauptmann unS etwas erzählt hat, konnte ich es am besten wiederholen, und ich bin oft dafür gelobt worden. Nach einem Vierteljahr» als die Ablichtung fertig war, durften wir öfter in die Stadt hinein- gehen. Das Mailand hat mir nie extra gefallen. Von dem Lärm und Gewurl in den Straßen ist mir der Kopf ganz damisch geworden. Gefallen hat mir bloß der Tom. So eine große

und prächtige Kirche habe ich spater nie mehr gesehen. IJch bin auch gleich das erstemal aufs Tach hinauf gestiegen mit den dreihundert Türmchen und auf den großen Turm, weil man uns gesagt hat. daß man von dort aus die Schweiz?r Berge sieht. Ich hatte dazumal Augen wie ein Geier. Hab auch länger als eine Stunde gespitzt und geschaut, konnte aber keine Spur von einem Verg entdecken. Im Sommer daraus Hab ich die Schweizer Berge öfters ges.eh?n, aber ganz undeutlich und.her-, schwömmen wie einen Traum

ans unserer Kompanie zu- sammengetan, die wunderschön singen konnten. Ta war ein gewisser Tinkhauser, Schullehrers- sohn aus Bruneck. ein zartes, schwaches Mannl, dann ein gewisser Großlercher von Tefereggen. ein Wibmer von Virgen. ein Lanzinger von Sex ten und ein Lcitgcb von Antholz. Die fünf san gen miteinander Tiroler Lieder wie die besten Nationalfänger, wobei der Tinkhauser den Ka pellmeister machte. Mir hat das Singen ganz aus der Art Wohlgefallen und ich Hab probiert, die Melodien

herausgesungen, stieß der Teferegger einen hellen Jauchzer in die Luft, der das halbe Mailand übersprang, und der Vir ger schickte einen noch helleren Nach, der über den Tomkirchturm und ganz Mailand hinaus- hüpfte. Tann sprangen sie mit beiden Füßen in- die Höhe und schnaggelten und schnalzten wie ein Auerhahn. Es ist überhaupt eine merkwürdige Nasse, diese Jseltaler: Weich wie ein Vutterknolln und zäh wie Loder, ein Viertelstündchen seelen- traurig, still und ernst wie ein Bildstöckl, aber gewiß

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Lienzer Zeitung
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Page 29 of 34
Date: 05.08.1911
Physical description: 34
aus: „Und wenn uns mißgünstige Menschen auch belauschen, mögen sie es wissen, mag alle Welt es wissen, du bist ja jetzt meine Braut, mein teures Lieb. Sie sollen es ja alle erfahren.' „Jens, es wäre mir aber doch sehr peinlich, wenn schon jetzt unser süßes Geheimnis oller Welt preisgegeben würde. Du weißt, der Stadtklatsch. O Jens, wie glücklich machst du mich!' Wieder will er sie an sich ziehen, doch da knackt es von dürrem Reisig in dem sreuzdorndickicht, und man hört ganz deutlich menschliche Schritte. „Ich muß eilen

es verstanden, sich bei der Familie v. Rikkel- sen einzuschmeicheln und Fräulein Rosas Herz zu erobern. Deren Bruder wurde sein guter Freund. Da der flotte Studio sich nun stets in Geldverlegenheit befand und Schuldenmachen für nichts Schlimmes hielt, so wagte er denn auch bald genug bei Herrn von Rikkelsen eine kleine Anleihe. Durch den ersten Erfolg kühn gemacht, erbat er sich nicht viel später auf ganz kurz? Zeit wieder fünfzig Mark. Auch die gab ihm der Hauptmann. Dann eines schönen Tages machte

er dem gnädigen Fräulein eine feurige Liebeserklärung und erhielt auch keinen Korb. Doch die weniger schöne als reiche Rosa war kein Backfisch mehr voll blinder Leidenschaft, mit felsenfestem Vertrauen auf das starke Geschlecht. Darum warf sie sich Max nicht gleich an den Hals, sondern wollte, zunächst ganz genaue Erkundigungen über seine Vergangenheit einziehen, oder, wie sie es diplomatisch umschrieb, die Angelegenheit erst mal mit dem Vater, der schon so viele andere Partien für sie ins Auge gefaßt

auch mehrere Strafverfahren gegen ihn, eines sogar wegen Urkundenfälschung. Nach allem, was Herr von Rikkelsen erfahren, konnte er Max Petersen, diesen Heuchler, dem er seine Freundschaft geschenkt und Zutritt zu seiner Familie gewährt, nur als einen ganz ge meinen Charakter bezeichnen. Er hatte ihm denn heute mich gründlich seine Meinung gesagt und ihm verboten, jemals die Schwelle seines Hauses wieder zu überschreiten. Rosa hätte ihn vor Entrüstung und Wut anspeien mögen, diesen Erbärmlichen

, dem ihr ganzes Herz gehört. Der Marineleutnant allein, der, was Leichtsinn anbetraf, auch kein Engel war, brach nicht auf der Stelle ganz und gar mit ihm, schon der Leute wegen. Ader auf dem Spaziergang gab er ihm dann zu verstehen, daß er ihm das Bummeln und Schulden machen nicht übelnähme, doch eine unverzeihliche Gewissen losigkeit wäre es, die Eltern und andere, die Vertrauen und Achtung verdienten, so zu hintergehen, wie er es getan. Als Max darauf den Gekränkten spielte und mit einer Säbel- sorderung

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Lienzer Zeitung
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Page 28 of 34
Date: 05.08.1911
Physical description: 34
Eßzimmer'', in dem man Sonntags Kaffee zu trinken und zu ganz besonderen Anlässen, zum Beispiel beim Besuch des Regierungspräsidenten oder des Landrats, Mittag zu essen pflegte, sofern diese hohen Herren nicht im Hotel speisten. Sonst betrat man das Allerheiligste nicht. Schon ehe Edith die Tür geöffnet, wußte sie, daß ihre Be fürchtung leider richtig war. Sie hörte Fräulein Ellen Groterjans keifende Stimme. Ach, wenn diese nur allzu intime Freundin und Gesinnungs genossin der Frau Bürgermeister

begegnete, als hätte alle Freundschaft ein Ende. Das gnädige Fräulein hatte ebenfalls fs etwas Pikiertes und rümpfte die Nase, als behagte ihr unsere Heidemarker Atmo sphäre nicht mehr. Ter schöne Max wurde ganz rot und schien mir wie ein Schuljunge, der Apfel gestohlen hat. Ich hörte auch ganz deutlich, daß der Hauptmann sagte: Mir werden nicht mit spazieren gehen. Uns ist die Lust dazu vergangen.' Der Stu diosus ging darum mit dem Leutnant allein. Sie machten beide sehr verdrießliche Gesichter

nicht irre. Der Jens heiratet Skaus Berta. Das Mädchen ist ganz närrisch verliebt in ihn, das habe ich von der alten Ohlsen, die ja bei Schlachters wäscht und mal Bertas Amme war. Vielleicht verloben sie sich heute schon auf dem Feuerwehrball.' Aus Ediths Wangen war alles Blut gewichen. Sie hielt es nicht länger aus hier. Jedes Wort traf ihr Herz wie ein Dolch stich: es brannte ihr in den Schläfen, als wäre Feuer darin. Sie mußte hinaus. — Einen Vorwand fand sie ja leicht, indem sie angab, sie wolle

nach dem Vater sehen. Der schlief ganz ruhig. Da zog sie ihr blaues Jackett an, setzte den schlichten Strohhut auf, den sie heute zum letztenmal in diesem Jahr noch tragen wollte, und stürzte hinaus in die frische, scharfe Luft. O, wie das erfrischte, wie das gut tat! Die Straße war ver ödet, und nur hier und da saß jemand auf der Bank. Vom Hotel „Stadt Hamburg' schallten lustige Tanzweiseu an ihr Ohr. Nur einen Blick hätte sie in den Trubel werfen mögen, nur um zu sehen, ob Jens wirklich dazwischen

etwas von Glückseligkeit und Zweifel zugleich in dem Blick. Er brachte Jens ganz und gar in Verwirrung. „Warum duldete ich es denn auch, daß sie gestern gar so ver traut tat k Ich hätte mir das doch verbitten sollen', mußte er sich selber vorwerfen. ,Zch habe ja kein Recht, mich darum zu kümmern', fuhr sie mit einem Verfuch, zu lächeln, fort. „Ich hörte nur, daß Fräulein Skau von dem Ball sprach und so sehr lachte.' „Ach, Fräulein Edith, glauben Sie es mir, ich will ganz offen gegen Sie sein, in allem- ich schämte

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Page 3 of 14
Date: 03.03.1916
Physical description: 14
aus? - Ein paar glitzernde Tränen stiegen ihr in die dunkelbraunen .Augen und verwischten ihr die .Umrisse der Häuser, Bäume und Menschen, an denen sie vorüberging. Unzufrieden mit dieser auf der Straße ganz '-überflüssigen Gefühlsanwandlung, wischte sie sich energisch mit dem Handrücken über die Mugen, wischte noch einmal und bekam darauf ,ern Herzklopfen, wie sie es bis dahin über haupt noch nicht gefühlt hatte. Denn ge rade wie sie in die Krautgasse eingebogen war, kam ihr von der Karl-Zeiß-Straße her

an einem zuverlässigen Krückstock eine feld graue Gestalt entgegengeschritten. Der Mann trug Hauptmannsuniform .und gab sich offen sichtlich Mühe, jeden Anklang an Jamben vder Trochäen in seinem Gangtakt zu ver meiden, so .straff meisterte er « sein verwun detes, nun in Gipsverband und Schienen liegendes linkes Bein. Aber ein wenig skan dierte er doch. Wie eine Pendeluhr, die nicht ganz lotrecht hängt. Auch er stutzte, sichtlich betroffen. Dann glitt ein Aufleuchten über sein Gesicht und seine Schritte wurden

war ich zuguterletzt doch geworden.' „O Gott!' „Nur nicht ängstlich, bitte! Unkraut ver geht nicht!' scherzte er launig und doch woh lig berührt von dem ehrlichen Schreck ihres Nacherlebens. „Der immer um mich besorgte Bruder Ihrer liebenswürdigen Görlitzer Freundi —' „Egon von Kampen?' „Ganz recht!' bestätigte er. „Der hätte mich am liebsten gleich ganz allein auf seine immer noch ein bißchen schmächtigen Pri manerschultern geladen und nach dem nächsten Feldlazarett geschleppt. Aber es war eine Tragbahre

in der Nähe, die sich meiner er barmte. Er hatte ja auch Wichtigeres zu tun. Na, dann bin ich nach Breslau gebracht worden. Ein tüchtiger Chirurg hat mich zurechtgeflickt, so daß ich nicht lange liegen brauchte. Und um nicht ganz tatenlos hin ter der Front herumzulungern, übernahm ich den Auftrag sür Jena, den der Kamerad von der Artillerie tvegen einer Brustsell- entzündung in Breslau anderen Händen über lassen mußte.' „So sind Ihre Grüße von Egon von Kam pen?' „Und den Seinen in Görlitz. Ich konnte

Sie doch mit all dem dankbaren Enthusiasmus will kommen heißen, den sie für Sie in Vorrat hat!' erklärte sie twll heimlicher Wärme und scheuer Freude. „Es vergeht kein Tag, wo sie Ihrer nicht Erwähnung tut. Und seit Sie in der schrecklichen Verlustliste stan den, hat sie sich ehrlich um Sie gegrämt, Herr Hauptmann!' „Und Sie, Fräulein Hildegunde'? fragte er ein bißchen wehleidig. „Ach — ich —' murmelte sie, sich wehrend, als sei das doch völlig belanglos. Aber sie wurde ganz wundervoll rot dabei bis tief

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