, also keine Gefahr des Versinkens in dieKlüfte mehr, daher blieb Sanier zurück, und Scheiber lief nach Gurgl. Um 2 Uhr Nachmittags langte Simon Santer, Knecht deS ganz erschöpften Angelus Scheiber, und Wendelin Santer, Vxuder deS Obigen, uiit Stricken bei dein steinernen Tische an. Alle drei eilten nun vorwärts an die Stelle des Unglücks, und schrien hinab in den fürchterlichen Schlund des Eises, nur mit äußerst schwacher Stimme erwiederte ihnen derFremde, daß er noch lebe. Nun begannen die Versuche
vergebens. — Auch Simon mußte rückgezogen werden, und brachte nur die Kunde mit, daß der Fremde zwar noch am Leben, jedoch bereits ganz bewußtlos sey. Ntt.n entschloß sich auch Nikodcmus Santer das Möglichste zu versuche», guch er passirte die gefahrvolle Schlucht, zwengte sich mit g7?ßcr Anstrengung durch die enge Kluft, und es gelang ihm, den Fremden zu erreichen. Er schlang ihm ein Seil um den einen schob das andere Ende um dessen Oberleib, und so gelang e^ ihm, sich des Fremden
hierauf in Gottes freie Well, der Zweck der Befreiung aus der Schlucht war erreicht, und die Hoffnung, das menschenfreundliche Unter nehmen durch das Leben deS Fremden belohnt zu sehen, — noch nicht geschwunden. Diese drei beherzten Männer begannen nun aber — es- war beiläufig 4 Uhr Nachmitlags, den Fremden näher zu besichtigen, und fanden denselben zu ihrem Entsetzen ganz blau an den Händen und im Gesichte, dann beinahe erstarrt, ein leises Athmen war noch bemerkbar, er bewegte die Arme und Augen
bis Gurgl zu bringen. Die Führer mußten nun auf ihre eigene Rettung denken, wenn sie nicht selbst durch längeres Verweilen auf diesen un wegsamen Höhen der sicheren Todesgefahr entgegenharren wollten. Sie hüllten daher den Entseelten in seinen Mantel und ihre Mäntel sorgsam ein, und legten ihn zu einem großen Stein hin. -Um 11 Uhr Nachts gelangten sie ganz erschöpft ii« Gurgl an. DeS anderen Tages Morgens gingen lZ Mann von Gurgl an die bezeichnete Stelle, von wo sie den Verun glückten Abends nach Gurgl
zurückbrachten. Bedauert von der ganzen Gemeinde, wurde er dort am 13. Juli beerdiget. Solche Anstrengung, Aufopferung und Liebe des Nächsten hätte mit der Belebung des Verunglückten belohnt zu werden verdient. Es ist einem glücklichen Zufalle zuzuschreiben, daß sich ge rade zur Zeit des erfolgten Unglücks der geschäftsgewandte Beamte des 15 Stunde entlegenen Landgerichts Silz, Jo seph Hörtnagl, in Gerichtsangelegenheiten in der Nähe von Gurgl aushielt, durch welchen der vorerwähnte Thatbestand ganz