würdig erscheinen. Auch so Wunsch- nnd ziellos wie unsere öffentliche Meinung ist man in Italien keineswegs. Ganz abgesehen von den zahlreichen irredentistischen Vereinen mit ihrer Preß- und Flugschriften-Agitation wird ganz offiziell der radikalste Jrredentismus gepflegt und gefördert. Im Lehrbuch der Geographie an den italienischen Kriegs- und Militärschulen steht nach unserem Schweizer Gewährsmann auf Seite 280: „Zum einheitlichen im Jahre 1870 geschaffenen König reiche Italien gehören
nach dem völkerrechtlichen Standpunkte auch der Kanton Tessin, ein Teil von Graubündten, Tirol bis zum Brenner, Istrien und Dalmatien, die aber vorläufig noch unter fremder Verwaltung und Oberhoheit stehen." Da ist denn ein Mißtrauen gegen Italien doch nicht ganz grundlos. Wenn man dazu noch die Daten hält, welche Prinz Ludwig Windischgrätz in den ungarischen Delegationen über die ihre Spitze gegen Oesterreich richtenden italienischen Kriegs rüstungen vorbrachte, so wird einem klar, daß es nur klug genannt werden muß
, würde ohne Zweifel in ganz Europa — besonders aber in Holland und England — einen gewaltigen Sturm gegen das Deutsche Reich erregen. Der Verfasser geht von der Ueberzeugung aus, daß das Deutsche Reich mit tödlicher Sicherheit in der nächsten Zeit einen Kampf auf Tod und Leben mit England ausfechten müsse. Wir wollen nicht erörtern, ob das zutreffend ist, jedenfalls wird ein Diplomat es nicht sagen, auch wenn er felsenfest davon über zeugt ist. Ferner legt er dar, daß es uns kaum möglich ist, die Engländer
, daß der Rhein sich ganz bequem bei Wechsel ableiten lasse. Dann aber sei Holland in Not, denn die ganze Süd hälfte des Landes stehe und falle mit dem Rhein. Gesetzt den Fall, daß Holland es ablehne, ein deutscher Bundesstaat zu werden, gewänne Deutscy- land durch Ableitung der Rheinmündung auf deutsches Gebiet doch eine starke strategische Po sition gegen England. Es könnte dann jeder Zeit ungefährdet aus der Ostsee mit kleinen Kreuzern, Torpedo- und Unterseebootdivisionen auf dem Wege durch den Kaiser
, alles ohne Ausnahme deutsche Flüsse, sei Holland dem wirtschaftlichen Ruin ausgesetzt. Das ist in kurzen Zügen der ebenso kühne, als originelle Plan des Herrn Groh. Der Verfasser ist, wie gesagt, kein Diplomat und auch kein Politiker. Das zeigt sich auch darin, daß er die Achillesferse seines Vorschlages ganz übersieht. Er ist offenbar so naiv, daß er glaubt, England werde im Falle seiner Verwirklichung ganz ruhig zusehen, daß Deutschland ihn ausführte und dann, wie er sagt, den Engländern „an die Gurgel" spränge