Unserer Lieben Frau hatten mich einge- llcken, sie in ihrer deutschen Klosterschule, dem Instituts Gmlia, in Mailand zu besuchen, in der meine Kusine als junge Novize unterrichtet. Der berühmte mailändische Nacht-Straßenlärm, in dem das Getöse der Verkehrsmittel, die Rufe und Gesänge des nächtlich frohen Volkes und eine, sehr muntere Katzenwelt mfteinander wetteifern, macht auch vor dem Institut Giulia nicht vollends Hall, obschon es in einer der stillsten Straßen ganz Mailands, der Bia Boscovich
, nach Tisch das Sllentium, das heißt die Anfertigung der Schularbeiten unter Aufsicht nick Nachhilfe, bei den Unter- sekundanerinnen und dem einzigen Untersekundaner zubrachte und zu guterletzt nach Schluß des Schultages um vier Uhr die einstündige Fahrt durch ganz Mailand mit einem der beiden Schulautos mitmachte, die die Kinder morgens holen, nach mittags sicher nach Hause bringen, — da war ich bereits ein wenig imstande, zu ermeffen, was eS heißt, die Schüler einer Anslandsschule
, daß die Bevölkerung ihr Deutschtum in vollem Umfange'' bewahrt hat. !So fühlten wir iuns heimisch in Südtirosi • Ueberall fanden wir herzlichste Aufnahme! In allen Städten dasselbe Bild: Deutsches Wesen, das e« fremdes Gewand tragen muß. So in Klausen, Brixen, Bozen»; M«an. Sterzing, dieses alte Nest mtt den engen Gassen, deü Erk«n und Läden, die in der Sonne so schöne Schatten warfen, mtt den ganz deutschen Wohuhäus«n, dem Tor nnd de« gotischen Erker am Rathaus, den keine Italiener hätten baue
»} können, hat ein welsches GetvaÄ» anziehen müssen. Vipiteno heißt es heute! Die Leute fühlen sich fremd in ihr« eigenen Heimat, und so wund«t es uns nicht, wenn sich dieses Gebirgs-l Volk wieder ganz besond«s seiner Freiheitshelden Andöeas Hofer und Peter Mahr erinnert. 1 Es gibt heute keine nationale Minderheit, die so unter jocht ist wie die Südtiroler. Das wurde uns, wenn sich auch die Lage inzwischen etwas gebessert hat, übttall klar, wo wir die Schönheiten dieses herrlichen Landes in uns aufnahmen. Dieses Land