und eia halbes Jahr her sein, bekam der gnädige Herr Besuch, der lange, sehr lange bet Ihm verweilte. DaS war schon was Ausfallendes, aber ich meinte ganz aus den Wolken zu fallen, als auch ich hlneingerufen wurde. Da stand ein hochgewachsener, kräftiger, bärtiger Herr drinnen und mein Herr süh>.te ihn mir ent gegen und rief: „Kennst ihn denn nicht mehr, den Friedrich, unfern Friedrich, Müllern?' Ich brachte kein Wort heraus, sondern lachte und weinte tn einem Atem. „Der Herr Friedrich,' sagte
ich endlich, „o Gott sei Dank. Sind Ste's denn wirklich, den ich aus meinen Armen herumgetragen habe? Die Freude, aber ganz, ganz verändert.' Ec drückte mir lachend die Hand: „Gott grüße Sie, liebe Müllern. Dle Jahre und ein fremdes Land verändern viel an einem Menschen. Aber sonst btit, ich der Gleiche.' Sehen Sie, gnädig Fra«, her Gleiche war doch nicht wledergekchrt. Ich alte Frau lag im Bette und sah überrascht der Besucherin entgegen. „Grüß Gott, Müllern, wie geht es Ihnen?' „O mein Gott, die gnädige
Frau kommt selber, das ist aber eine Freud', wie's gchi? Bi» halt schwach und die Füß' wollen nimmer mittun. Und das Alleintgscln ist auch hart, alles muß jetzt auf's Feld, sogar die Kinder. Bin dann wohl ganz verlassen.' „Sie sollen es nicht mehr so sein, Müllern, 'ch werde öfters Herkommen, seit ich weiß, wie es mit Ihnen steht. Versuchen Sie einmal dies Gläschen Wein,' fuhr Gertrude freundlich fort, ihrem Körbchen eine Flasche entnehmend, „er wird Ihnen gut tun.' Die Kranke nippte und trank
dann mit Bi Hagen leer. „Das ist aber gut, gnädige Frau, daS macht mich ja ganz jung und munter. O, Sie sind so ltrb und gütig, daß mir grab' vorkommt, ein Engel ist tn meine Kammer hereingetrcten. Wär' nur der gnädig' Herr auch so, dann braucht ich nicht soviel über ihn zu hören, was mir doch wieder wehtur, wenn Ich denk. Ich ihn Hab' als Kind herumgetragen und gchärschelt, als wär er mein eigen.' „Man spricht Böses über meinen Mann, warum denn überhaupt, Müllern?' srug Gertrude betroffen und tiefe Röte