vorverkauf zu dieser Veranstaltung, die als ein lite rarisches Ereignis bezeichnet werden darf, findet von heute an in der Wagner'schen Universitätsbuch- hanndlung statt. Stadt-Theater Die Aufführung von Shakespeare's prachtvoller, gewaltiger Tragödie „König Lear" ist. wie schon neulich ganz kurz berichtet wurde, vom Publikum sehr beifällig ausgenommen worden, aber die beson deren Erwartungen, die man nach den Voranzeigen hegen durfte, wornach der Obmann der deutschen Shakespeare-Gesellschaft Univ
ab, in welchen gegen die weltliche Macht der offene Widerstand gepredigt wurde. Es war ganz klar, daß eine Kirche, die wie ein weltlicher Staat organi siert war, und für alte ihre Einrichtungen den Cha rakter unantastbarer Göttlichkeit in Anspruch nahm, welche ihren Anhängern befahl, allen staatlichen Ge setzen die Achtung zu versagen, jeden weltlichen Staat ruinieren müsse, der ihrer Macht verfiel. Für die Papstkirche gab es keine staatliche Autorität außer eine von ihr approbierte, mit ihrer Erlaubnis in ihrem Namen geübte
gegen kirchliche Ueber- griffe, wenn er nur konsequent blieb, zu wahren, und auch seitens der renitenten katholischen Geist lichkeit Achtung vor der Staatshoheit zu erzwin gen wie von jedem andern Bürger des Staates. Ein geradezu grelles Licht auf das ganz unhaltbare Verhältnis zwischen Papsttum und Kaisertum warf ein im August und September stattgehabter Brief wechsel zwischen Kaiser Wilhelm I. und Papst Pius IX. Letzterer warf darin dem Kaiser vor, daß er es auf die Vernichtung des Katholizismus
an das Pradler Theater nie völlig verschwunden. Shakespeare hat als Dichter so sehr damit gerechnet, daß eine flotte Aufführung der allermeisten seiner Werke ohne sie schlankweg unmöglich ist. Es ist darum sehr zu begrüßen, daß man auf sie zurück gegriffen hat, aber man möge es ganz und gar tun, und die. eine Zimmerwand darstellende Bemalung der Zwischenwand, die den Vorhang der Hinter bühne umrahmt, mit der Farbe der übrigen Ilm kleidung der Vorderbühne zusammenstimmen, denn durch die bildhafte Bemalung
ihres Hintergrundes entsteht etwas Halbes, und das wirkt immer störend, wo etwas Ganzes, Einheitliches hingehört. So wie die Ausschmückung der Vorderbühne das Eingreifen Brandts vermissen ließ, so auch die Auf führung selbst, die sich gleich in der ersten Lear- Szene an den herkömmlichen entstellten Wortlaut der Dichtung hielt, wodurch die vom Dichter ge wollte Komödie der Aufteilung des Königreiches fast ganz ins Wasser fiel. Das Verderben dieser für das ganze Stück und den Charakter Lears so bedeu tenden Szene