Freund, seien Sie aufrichtig, welcher von Beiden machen Sie den Hof? Denn den Hof müssen Sie doch, wie ich Sie kenne, immer Jeman dem machen: sagen Sie mir's also, damit ich mich an die Andere halten und Ihnen nicht in den Weg komme.' Der Assessor dachte einen Moment nach. Dann begann er: „Wir find gute Freunde, lieber Reimern, also will ich ganz aufrichtig sein; Sie können mir vielleicht einen Rath geben, einen Dienst leisten.' „Sprechen Sie, ich stehe zur Verfügung.' „Mein Vater,' fuhr Hollmann
fort, hatte die Idee, mich mit Fräulein Mohrberg zu verheirathen.' „Ah,' rief Reimem, „eine ganz vortreffliche Idee — und Sie?' „Ich kam hierher — Fräulein Julie ist schön, besitzt viel Geist —' „Julie,' meinte Reimern, ist ein hübscher Name, ganz für Sie geschaffen. Sie haben ja so etwas von dem romantischen schwärmerischen Romeo an sich. — Sie also verliebten sich pflichtschuldigst in die schöne Julie?' ^Jch will es nicht leugnen, daß ihre Bekanntschaft es nnr sehr leicht machte, den Wunsch
meines Vaters zu erfüllen. Ich sprach mit Herrn Mohrberg.' „Falsch, mein lieber Assessor, ganz fälsch. Sie hätten erst mit Ihrer Julie sprechen sollen.' „Vielleicht,' sagte Hollmann, „doch Mohrberg wußte ja ohnehin von der Idee meines VatnÄ; er nahm meine Frage sehr freundlich auf, gestattete meme Bewev« bung, legte aber die Entscheidung in die Hand feiner Tochter, und so bin ich hier, damit wir uns kennen lernen.' „Und Fräulein Julie?' frug Reimern. „Ihr Vater hat ihr Alles mitgetheilt, sie lachte
und sagte, sie wolle Alles aufbieten sich so liebenswürdig als möglich zu zeigen, und siehoffe das Gleiche von mir — so stehen wir uns nun in ganz eigenthümlicher Weise wie aus einer Brautschau gegenüber.' „Ich verstehe, lieber Freund,' sagte Reimern, „wenn sie nicht Nein gesagt hat, so bedeutet das Ja — es ist also eine halbe Verlobung, man lemt sich kennen, die Herzen finden sich, man neckt sich, man liebt sich, — also darf ich wohl gratuliren und muß mich aus die schöne Wittwe beschränken
eines Unparteiischen wird vielleicht eine ganz gute Wirkung haben.' „Das ist eine seltsame Kommission, die Sie mir da geben; aber ich werde versuchen, Ihnen in Ihrem Er ziehungswerke beizustehen. Und ist Frau v. Berghausen ebenso wie Fräulein Julie?' „Durchaus nicht,' rief der Assessor, „o, sie hat Ver ständniß für den Ernst des Lebens, für die -Schönheit, die Kunst und Poesie, sie ermahnt oft ihre Konsine, ihren Launeu nicht zu folgen, sie nimmt mich in Schutz, da sie das Peinliche meiner Lage fühlt