„Wie kommt es, dafs sich hier in der Hofkirche zu Inns bruck der Architekt durch den ftarken Nachklang des gothifchen Styls in gewiffem Sinne felbft untreu wird, da doch die Vorhalle derfelben Kirche ganz italienifches Gepräge trägt, fo dafs fie ebenfogut in Trient flehen könnte'? Nein, nicht bloß die Vorhalle: der ganze Bau könnte in Trient flehen und würde gerade hier, be- fonders wenn das unter Kaifer Leopold I. entfernte Netzwerk der Rippen noch beflünde, in keiner Weife überrafchen
. Nicht locale Einfluße, die etwa in Innsbruck von Seite des Hofes thätig waren, haben dem Innern der Hofkirche neben dem Renaiffancedetail den wefént- lich deutfchen Grundcharakter in der Anlage gewahrt; ganz derfelbe deutfche Grundzug tritt an der Kirche zu Civezzano hervor, aber gerade fo, wie in Innsbruck, wuchert daneben die italienifche Renaiffance empor. Auch in Civezzano ift der Kirche, die in ihrem Innern rein fpät-gothifche Formen zeigt, ein elegantes Re- naiffance-Portal vorgebaut
, und die Umfaffungsmauern mit ihren hohen mit fpät-gothifchem Maßwerk ver- fehenen Fenftern find durch hohe fchlanke Wand pfeiler aus rothem Marmor mit eleganten weißmar- mornen Renaiffance-Capitälen gegliedert: würdigen Seitenftücken zu den hohen fchlanken Rundpfeilern mit den Renaiffance-Capitälen in Innsbruck, die neben bei bemerkt, auch das ganz gleiche Material aufweifen. Das Stylgemifch, das an der Innsbrucker Hofkirche auffällt und den guten Crivelli faft in den Geruch der Untreue brächte, ift eben begründet
als Bogenträgern vor, da und dort die Vereinigung dreier Fenfter zu einer Loggia, auch mit vorfpringendem Balcon, deffen Brüftungsgeländer dann immer die ganz fpecififch venetianifchen Formen •zeigt. Ein Beifpiel für diefen Styl ift der Palazzo Podetti in der Via larga, deffen Straßen-Fa$ade ficherlich noch zu den friiheften Denkmalen der Renaiffance in Trient zählt. Andere Bauten in dierem Style find der Palazzo Salvadori in der Via larga und die Casa Pernetti in der Via Mazzurana. Am Palazzo Tabarelli
mit dem fchwächlichen, hier doppelt auffallen den Leiftenwerk. Die- gekuppelten Fenfter haben Säul- chen mit fchönen Früh-Renaiffance-Capitälen. Im 18. Jahrhundert wurde ein zweites Stockwerk auf gefetzt mit ganz zopfigen Medaillons in dem Be- krönungsfries. Das Gebäude, von der Tradition nie mand geringerem als Bramante felbft zugefchrieben, ift der augenfälligfte Palaftbau Trients. Von einem anderen Palafte aus diefer Zeit, von welchem ich noch vor Jahren einige Mauerrefte emporragen fah und der einft