¬Die¬ Arbeiterfamilie Walter in Birnbaum : eine Erzählung.- (Flugblatt des katholisch-konservativen Volksvereins von Bozen und Umgebung ; 57/58 = Jg. 8, Nr. 1/2)
17 wieder in der Fabrik ginget," meinte offenherzig Rosa. Wie erschracken erst Mutter und Rosa,, als Walter sagte, Rosa müsse aus etliche Wochen in den Dienst des Direktor Fuchs eintreten. Unter Thräuen baten beide den herzlosen Vater, er möge doch das rückgängig machen. Wer alle Vorstellungen und Bitten halfen nichts. „Ich habe es zugesagt," war die trockene Antwort, „ich will mein Wort halten." Mit Thränen im Auge verließ Rosa Tags darauf ihr väterliches Haus, wo sie trotz des Schmerzes
und deinen Eifer, um das Täubchen zu retten, über welchem ein Geier hoch in den Lüften bereits seine Kreise zieht! Bei Fuchs fand Rosa eine freundliche Aufnahme und auch eine freundliche Behandlung. Ruhig, langsam aber sicher suchte Fuchs die Beute zu fangen. Sr gestattete Rosa, an Feiertagen den religiösen Hebungen nachzukommen und Nachmittags das Finkenhaus auf eine Stunde zu besuchen, er ermahnte sie sogar brav zu sein. Cr vergaß sich scheinbar zwar manchmal, indem er über Betschwesterei u. dgl. loszog
werden. Sieben Wochen war Rosa bereits bei Fuchs; aber bis jetzt führte den Böse wicht die schlaue List noch immer nicht Zum Ziele; die Traube war noch nicht reis und hing auch zu hoch. Indessen, hilft List nicht, so soll Gewalt die Spröde brechen ! Es fügte sich, daß die Frau des Fuchs einen Besuch in der Stadt machte. Fuchs war also mit Rosa allein im Hause. Um 3 Uhr, nachdem Fuchs das Mittagsschläfchen auf dem weichen Divan beendet, brachte Rosa dem Auftrag gemäß den Kafs ins Zimmer
. Als sie denselben auf den Tisch gestellt, faßte sie Fuchs sanft bei der Hand, zog sie rasch gegen den Divan hin, warf sie auf den Boden nieder und hielt ihr mit dem Sacktuch den Mund zu, um das Schreien zu verhüten. Der Gedauke aber, daß ihre Unschuld ~ in größter Gefahr sei, gab Rosa solche Kraft, daß sie mit der rechten Hand sich aus den Boden stemmend, mit der Linken dem Wüstling einen Stoß auf die Brust versetzte, daß er unter den Tisch hinkollerte und denselben umstieß. Mit dem Rufe: „Jesus! Maria!" sprang Rosa sogleich
auf, zur Thüre hin und entwischte eilends; draußen drehte sie sogleich den Thnrschlüßel um, um Fuchs zu hindern, sie zu verfolgen. Durch den Tisch verhindert, war Fuchs um 3 Schritte zu spät gekommen, das Schloß war bereits glücklich verriegelt. Wüthend wie ein Tiger, stieß er einen Fluch aus und rieß mit aller Gewalt an der Thüre, aber sie öffnete sich nicht. Ein Enget hielt sie zu und ein zweiter Engel beflügelte die Füße der flüchtigen Rosa, die wie eine geschreckte Taube dem Fmkenhaus zu eilte