, aber bin ich denn nicht hart genug gestraft dafür durch die langen, langen Jahre? Bin ich eine Stünde glücklich gewesen, habe ich jemals aufgehört, Sie zu lixben, habe ich jemals jemand anders geliebt als Sie, und nur Sie? O, und als ich jetzt, da ich frei bin, Sie hierher berief, als ich voll Hoffnung und Vertrauen meinen ganzen Besitz in Ihre Hände legte, und als ich Sie dann bittend fragte: Und haben Sie mir denn gar nichts zu sagen?—da hatten Sie das Herz, mir zu antworten, daß Sie mein Vertrauen zu ver dienen suchen
Stimme, „aber ich kann die Störer unseres Glückes, die Kinder, nicht vergessen. Seitdem ich das Testament Ihres Gatten gelesen, Minna —" „Das Testament?" rief Frau von Rhoden fast triumphirend. „Das Testament? Aber das ist ja gemacht lange, ehe Paula und Anna geboren wurden, und verpflichtet mich nur Wittwe zu bleiben, bis Leonhard und Wilhelmine majorenn oder verheirathet sind. In wenigen Tagen ist Leonhard majorenn, Wilhelmine soll und muß Russeks Weib werden — dann bin ich frei! Und dann, Kurt
, das furchtbare Nachtgemälde aufrollen? Durfte ich hier von der Mutter erzählen, die niemals ihren Mann, ihre Kinder geliebt hatte, nur immer und immer den Geliebten ihrer Jugend, und die nun die eigene Tochter hinopfern wollte, um frei, um glücklich an der Seite dieses Geliebten zu werden? Nein, nein, nein! Aber der Arzt mußte gerufen werden, Leonhard ging und blieb lange fort. Er mochte doch wohl der Mutter die traurige Nachricht gebracht haben, jedenfalls war er auf dem Schäferhofe
Frau von Rhoden, aber ich konnte sie nicht ansehen, es war mir, als könnte ich es nie wieder. Eine Tochter wie Wilhelmine hatte sie gehabt und niemanden ge liebt als Tessendorf — jetzt wurde sie bald frei! Sie fragte den Arzt mit zitternder Stimme, ob es schlecht stehe mit Wilhelmine. „Sehr schlecht," antwortete der alte Mann traurig, „doch ist noch Hoffnung, wenn der Blutsturz sich nicht wiederholt." Dann fragte er mich, wodurch dieser schreckliche Unfall herbci- geführt worden sei. So schwach