130 seit Jahren ihr heißester Wunsch. Ihn so plötzlich scheitern zu sehm, muß ein furchtbarer Schlag für sie gewesen sein." „Nicht einmal an dem Mend, an dem Frau von Wölser ver unglückte, habe ich sie so fassungslos gesehen, wie beim Beginn unserer Unterhandlung." „Sie wird nur an eines gedacht haben: daß der Zorndorfsche Name durch Heinis Zahlungsunfähigkeit von Schande bedroht sei. Man beurteilt die Handlungsweise anderer stets nach seiner eigenen. Da meine Stiefmama
über unsere Absicht, Graf Zorn dorf zu Helsen, war Frau von Portschach wie umgewandelt. Ganz honigsüße Liebenswürdigkeit. Das gab mir den Gedanken ein, vielleicht auch Fräulein Elisabeths Unabhängigkeit zu erkämpfen. Ich erklärte mich darum nur dann zur Auszahlung der benötigten Summe bereit, wenn Herr von Portschach schon jetzt die Mündig keitserklärung seiner Tochter veranlaßen wolle. Das brachte das andere, was ihr die Hauptsache ist, zur Diskussion. Es ward mir nicht schwer, ihn zu der Erkenntnis
Hände aus ihr Herz pressend, als ob sie damit Beruhigung für ihren Schmerz zu finden hoffte. „Dein Träumen ist unnütz", ertönte plötzlich die rauhe Stimme des Toten gräbers, der eben "die letzte Schaufel Erde aus alles legte, was das Kind Liebes aus Erden besaß „und deine Tränen rufen deine tote Mutter nicht ins Leben. Schade, daß du keine Angehörigen hast, die sich deiner annehmen, sage dir, es ist eine armselige Welt! — Hier kannst du nicht bleiben, ich will dich zu Frau Robert bringen
, sie hat Kinder, bei denen du dich nützlich machen kannst." Alice gehorchte ihm mechanisch, ihre Blicke immer und immer wieder zu dem Grabe ihrer Mutter lenkend, bis es ihren Blicken entschwunden war. In einer Vorstadt der großen Stadt B. finden wir unsere kleine Alice wieder; hell schien die Sonne auf die goldenen Locken der Kleinen, die das liebliche Antlitz umrahmen. Eine große Küche bil dete den Wohnraum der Familie, in dem sich Frau Robert, ein Küabe von fünf und ein Mädchen von drei Jahren befanden
. Die beiden Kinder zankten sich eben um einen Apfel; den Streit schlich tete am Ende die Mutter mit Süßigkeiten. Frau Robert war eine Frau mit harten, unfreundlichen Zügen, die wenig Liebe verrieten. Arme Alice! — Mit bleichen Wangen und geschwollenen Au genlidern mühte sie sich vergeblich, das dreijährige Mädchen zu tra gen. „Kleiner Unnütz, willst du das Kind besser halten," ertönte die Stimme von Frau Robert in wenig freundlichem Ton; „du ver dienst ja nicht einmal die Hafergrütze, die du issest