.' „Aber nun — bist du hinüber über den großen Abgrund, Frau Al-ide? Kannst du wieder, den andern fühlen — und wie er leidet? Wie ver zweifelt?' „Sei stille, Kind, stille. Was du da anrührst, ist zu tief für Worte, zu groß, zu schrecklich. Ich darf daran nicht rühren.' „Frau Aleide kannst du noch verzeihen?' „Verzeihen? Kind, Kind! Was soll Verzeihen, wo keine Schuld ist?' „Frau Alcide! So denkst du, so? O , du Liebe, Liebe, dann ist ja alles gut, dann — o, ich bringe ihm noch heut die frohe Botschaft — die Erlö- isung
aus der furchtbaren Quali' „Kind, was weißt du von Qual? Was weiß dein Kindersinn von der Qual reifer Menschen?' „Frau Aleide, ich —' „Sei stille, Kind. Nur schweigend dürfen wir verstehen —, mitfühlend mitleiden. Ausgespro chen wird unerträglich, ivas wir schweigend tra gen.' „Frau Aleide, darf ich — sagen, daß du nicht mehr zürnst? Frau Aleide mein Paperi geht zugrunde an deinem Zorn.' „Nein, mein Kind, daran geht er nicht zugrun de; er ist stark, und wo er Ungerechtigkeit em pfindet, da stemmt
. Und nun, nach diesem, nichts mehr von mir, kein Wort mehr, nie. Sondern von dir erzähl mir — oder darf ich sagen: von euch? Ich glaubte heut, ahnen zu dürfen — was du mir vielleicht noch nicht sagen willst? Dany schweig liebes Herz.' ' «Nein, Frau Aleide, du sollst es wissen, du zuerst — und allein. Denn auch meinem Paperi kann ichs noch nicht sagen. Ja — ich liebe ihn, und er liebt mich.' Frau Aleide tastete nach Gi- sels Kopf und küßte sie zärtlich auf Stirn und Mund. „Seid glücklich, Kinder, so glücklich, wie nur die Jugend
sein kann, für die es kein Morgen gibt» sondern ein langes glückliches Heute.' »Ach, Frau Aleide mit der Glückseligkeit ists nur soso; wir genießen sie nur in zusamnlen- gestohlenen Brinkerln. Jupp darf ja nicht mehr zu uns ins Haus kommen.' „Gisel. Kind, du erschreckst mich. Was hat Jupp Reutz deinem Vater getan?' „Ja, wenn ich das nur wüßte, Frau Alcide! Dann könnte ich sie doch vielleicht wieder zu sammenbringen. Aber so! Er sagt mir ja nichts, und Paperi wag ich nicht zu fragen.' „Nun, schick mir nur deinen Jupp her
.' Viel leicht sagt ers mir. Sag ihm, ich wollte mich auch bei ihm für den schönen Christabend bedan ken. Und dann will ich ihn bitten, wieder bei mir zu musiziereil, und du kommst auch her und hilfst ihm dabei. Ich weiß, dein Vater wird nicht nein sagen, wenn du ihn fragst, ob du mich wieder be suchen darfst. Willst du?' ,,O, Frau Aloide —' Gisel küßte ihr freudestrahlend die Hände. „Und nun geh heim, Kind, du kommst sonst zu spät zur Bescherung und —' Aber da wurde sie von Gisel unterbrochen. „Himmel