, daß sie Fortuna Seppi aufgesucht habe, verriet sein Blick inniges Mitleid. „Ach die arme Fortuna! Sind Sie mit ihr befreundet?" Und dann, nachdem sie ihm ihr Verhältnis zu Fortuna erklärt hatte: „0 poveretta, Sie sind also die Frau Giovanni Larchers, der vor drei Jahren mit Lo- renzo nach Amerika gegangen ist!" „Ich hatte immer gehofft. Vetter Lorenzo würde mir früher oder später Nachricht von ihm geben," erwiderte sie mit unterdrückter Stimme. „Ich verstehe, dann ist Lorenzos Tod auch für Sie ein Verlust
. Auch hat er mich gebeten, an seine Mutter beiliegenden Brief zu schreiben. Ich bitte Euer Hochwürden, wenn Sie es für gut finden, in den Brief Einblick zu nehmen, damit Sie die arme Frau bei Ausfüh rung der letzten Anordnungen ihres Sohnes be raten können." Johanna las die wenigen Zeilen auftnerksam. Dann fragte sie: „Und der Brief?" „Den Hab ich natürlich der Fortuna gebracht. Ach, das war eine harte Aufgabe, der Armen das Traurige mitzuteilen! Er war ja ihr einziger Sohn, und so viel ich sagen kann, ein guter Sohn
." „Und der Inhalt des Briefes?" „Gute Frau, ich habe ihn nicht gelesen." Der Pfarrer fügte bei, er nehme sich gerne der Leute an, wenn er merke, daß sie es wünschten oder daß sie in Geschäftssachen unbeholfen seien. Das sei nun aber bei Fortuna sicher nicht der Fall. So habe er denn keinen Grund gehabt, Einblick in ein Schriftstück zu nehmen, das im eigentlichen Sinne das Testament ihres Sohnes sei. „Wenn sie meinen Rat brauchen sollte, so weiß sie ja, wo der Pfarrer wohnt!" Johanna erhob sich. „Verzeihen
, M ihm als Stock dienen sollte. Nun da er unter sich das hohe Giebeldach 4 Englar sah und die breiten Türme von Schics Gandeck und weiter in der Tiefe die schmucke! Häuser von Sankt Michael, sank dem alten Mm, fast der Mut, und je mehr er bergab kam, des! mehr bangte ihm vor dem Wiedersehen mit seinx Schwester. Männer sind so hilflos vor ein« Frauenherzen, das von großem Schmerze getrtz fen ist. Und Fortuna war so ganz anders als a In der Jugend hatten sie sich wohl geliebt noi Kinderart. Aber das Leben
und die rauhe Arbet hatten sie auseinandergeführt. Faustino hatte Mi Weib und seine Kinder, und auch Fortuna rourbe Frau und Mutter. Und als sie nach kurzer Eh Witwe geworden war, da verdoppelte sich fürs,! die Arbeit und die Sorge. Ob sie ihren Mannst geliebt hatte, wußte Faustino nicht, vielleicht ivch! sie's selber nicht; aber ihre Kinder, o ja. die liebte! sie! Ihre Kinder und sonst nichts auf Erden! $t! Herz war wie ein Schacht, dem man nicht auf k Grund sieht, ein Schacht, tief und enge