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Page 3 of 6
Date: 16.08.1938
Physical description: 6
!" „Bläh dich bloß nöch so auf!" Hein schob seine Hemdsärmel zurück. „Sonst platzt dir der Kopf vom Stehkragen!" „Sie! — Ich warne Sie!" schrie Ferdinand, außer sich vor Wut und Angst. Hein trieb ihn durch das Zimmer. Schritt für Schritt wich Ferdinand zurück. „Noch ein Wort, und du kiekst aus dem Lazarettfenster!" brüllte Hein. Bis zur Tür des anderen Zimmers hatte er ihn gescheucht. Da ging die Tür auf. Angelockt von dem Lärm kamen Franz und Klaus herein. Die Tür drückte Ferdinand in die Ecke

bei den Betten. „Was ist denn hier los?" fragte Franz. Wütend schmiß Hein die Tür zu, so daß Ferdinand wieder zum Vorschein kam. „Da — dieser Etappenhengst will uns rausschmeißen! Kiekt euch mal den feinen Pinkel da an!" Wie ein Häufchen Unglück stand der arme Hasenbein da. In eine schöne Tinte war er da hineingeraten! Drei unrasierte Kerle starrten ihn an. Jeden Moment konnten sie über ihn herfallen! Da sah er, wie sich das Gesicht des einen zu einem breiten Lachen verschob. „Ach, du meine Güte!" rief Franz

. „Der schöne Ferdinand! — Mensch, Hasenbein, wo kommst du denn her?" Er haute Ferdinand auf die Schulter, daß dieser unwillkür lich einknickte. Wie Bergeslast siel es von dem bedrängten Hasenbein. Jetzt erkannte er den anderen auch wieder. Er war mit ihm zusammen eingezogen worden und im Feldrekruten depot gewesen. „Der Franz Feldmann! Nein, so was!" Erfreut drückte Fer dinand ihm die Hand. „Hier an der Front müssen wir uns Wiedersehen!" „Fron t!" lachte Hein auf. „Wenn das hier die Front is, dann sitzt

bei dir der Arm vom!" Ferdinand machte ein dummes Gesicht, Franz grinste, und Klaus, der an seiner Stummelpfeife lutschte, fragte feixend: „An welcher Front bist du denn hier, Bubi? — An der West front oder an der Ostfront?" „Ihr meint wohl, nur vorn wird geschossen?" verteidigte sich Ferdinand. „Wenn die Flieger kommen, knallt's auch hier ganz nett!" „Ja, ich Hab' schon gehört," frozzelte Hein. „Wenn der Tommy hiel mal 'n paar Eier gelegt hat, dann haben die Waschweiber acht Tage zu tun!" Er ging

, sich kratzend und laufend, zum Bett. Ferdinand sah die beiden anderen fragend an. „Wieso?" „Na ja doch!" erklärte Klaus trocken. „Daß sie all die Hosen wieder rein kriegen, die ihr vollgemacht habt, nöch!" Er begab sich schmunzelnd zum Kanapee und pflanzte sich darauf. Ferdinand wandte sich beleidigt zur Tür. „Wenn ihr mich bloß aufziehen wollt, dann..." „Mußt dir nichts draus machen!" fiel ihm Franz ins Wort, hakte ihn unter und zog ihn mit sich zum Tisch. „Bei uns Frontsoldaten herrscht nun mal

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 10
Date: 01.09.1935
Physical description: 10
Ferdinand Exls Wandlungen in Bühnenkunst und Leben. Hannes in Karl Schönherrs „Erde". Der 20jährige Buchbinder Exl. Zum 60 . Wiegenfest. Am Berghang, ob der Stadt am Inn, Steht sechzig Jahr' ein Baum, Diel' Stürme brausten um ihn hin, Doch wuchtig wuchs er; reich an Grün Lugt er in Licht und Raum. Die Leute stiegen oft zu ihm Erholung suchend aus, Erfreuten sich am Duft und Vlüh'n, Besah'n das Land, das rings um ihn In Schönheit grüßt herauf. Du alter Baum am Bergeshang, Wahrzeichen deines Orts

", den des Vaters unzerstör barer Lebens- und Geltungswille um das eigene Glück bringt. Daß der Tragöde Ferdinand Exl auch alle Register des Der 60. Geburtstag des Gründers und Leiters der Exl- bühne, Direktor Ferdinand Exl, wurde in seiner Hei matstadt Innsbruck festlich begangen und fand in allen Landen, so weit der Ruhm der Exlbühne und ihres Schöpfers gedrungen ist, freudiges Echo. Wir haben aus diesem Anlaß Wesen und Art der künstlerischen Persönlichkeit Ferdinand Exls bereits gewürdigt und fügen

nun, als Nachklang zur Geburtstagsfeier, einen kurzen Bildbericht von den Wand lungen des Menschen und des Mimen Ferdinand Exl bei. Martin Wegmacher in Ludwig Anzengrubers „Die Trutzige" im Gründungsjahr der Exlbühne (1902). Schon der 20jährige Buchbinder, den wir in einem seltenen Iugendbildnis unseren Lesern vorstellen, war von tempera mentvoller Theaterlust beseelt und verdiente sich als einer der eifrigsten Mitwirkenden am alten Pradler Bauerntheater im „Lodronischen Hof" die Rittersporen des künftigen

berühmten Darstellers. Die angeborene Berufung drängte den jungen Exl bald aus dem engen Rahmen der Pradler Bühne; er war sich seiner Sendung bewußt, einen eigenen kraftvollen echten Bühnen körper zu schaffen und seine Getreuen zum Sieg zu führen. Damals stand Ferdinand Exl in der Blüte feiner Jahre als jugendlicher Held im Mittelpunkt seiner Bühne; aus dieser Gründungszeit der Erlbühne stammt das typische Bild des „Wegmacher Martls", den Ferdinand Exl in Ludwig Anzen grubers „Die Trutzige" unzählige

, die der 60jährige Bühnen leiter sich und uns zur Freude erst in diesen Tagen geprägt hat, sind ungezählte heitere und übermütige Exl-Gestalten bäuerlichen Humors auf der Bühne heimisch geworden. . Wir zeigen noch den köstlichen Postmeister aus Julius Pohls Lustspiel „Wer zuletzt lacht", der uns auch die einzig artige Maskenkunst Ferdinand Exls, einen wesentlichen Bestandteil seiner immer wieder sich erneuernden Wirkung, bewundern läßt. Der künstlerische Kern des großen Volksdarstellers liegt in der Kraft

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 08.09.1938
Physical description: 6
Mit geschultertem Spaten vorbei am ersten Arbeiter des Reiches Weltbild (1), Harren (1), Müller (1) (Nachdruck verboten.) 30 Der Etappenhase Von BunjeCorlan Noch einmal blickte sich Ferdinand nach allen Seiten um, dann ging er mit schnellen Schritten davon. Nanu, dachte Klaus. Was mochte Hasenbein so heimlich da versenkt haben? Klaus trat an das Me Wasser des Kanals. Es verriet nichts. Aber schließlich, was ging es ihn an? Achsel zuckend spazierte Klaus zum Städtchen zurück. Ferdinand

!" wehrte sie ab. „Noch einen lütten Süßen!" bettelte er. „Sonst kriegst du keinen Hasenbraten!" „Nicht hier!" bat sie. „Wenn du sonst keine Sorgen hast!" grinste er. Er zog sie aus dem Licht der Küche in das Dunkel des Hofes. An eine Stelle, von wo er einen Einblick in die Küche hatte. Aus einem lütten Süßen wurden dort ein Dutzend und es wären noch mehr geworden, wenn Hein nicht aus der Zimmer tür Ferdinand und Franz hätte in die Küche treten sehen. Er ließ die verdutzte Antje einfach stehen und schoß

wie ein Habicht über den Hof in die Küche. Dort hatte Ferdinand zwei Flaschen Rotwein auf dem Tisch abgestellt. Genießerisch zog er den Bratendust ein. Der Herd übte eine gewaltige Anziehungskraft auf ihn aus. Er ging auf die Bratröhre zu und wollte die obere öffnen. In diesem Augenblick kam Hein in die Küche gestürzt. „Pfoten weg!" brüllte er. „Was wollt ihr hier?" Hein blickte herausfordernd von Fer dinand auf Franz. „Ihr streicht ja alle wie die Aasgeier um die Küche!" ..Ein unvergleichlich schönes

habe selbst bei den Ausländern Schreie der Bewunderung ausgelöst. „Welch ein außerordentliches Volk", so schreibt der Berichterstatter weiter, „wenn es sich darum han delt, Menschenmassen aufmarschieren zu lassen, Kraft zu zeigen und ungeheuren Symbolen Ausdruck zu geben". Der Führer und Reichsarbeilsführer Hierl auf der Ehrentribüne Dem Aufmarsch der Arbeitsmänner wohnten auch (von links nach rechts) Generalfeldmarschall Hermann G ö r i n g, Reichs innenminister Dr. Frick und Reichsführer M Himnüer bei. Ferdinand deutete

entschuldigend auf die beiden Wein flaschen. „Die schickt der Herr Major für den Hasen." Hein zog ein Taschenmesser hervor und machte sich daran, eine Flasche zu entkorken. „Hm! Es riecht ja hier ganz famos!" bemerkte Ferdinand. „Waste nich sagst!" spöttelte Hein. „Nimm dir man 'ne ordentliche Nase voll mit! Der Blindgänger gibt dir nachher doch nix ab!" „Ha!" machte Ferdinand überlegen. „Ich passe schon auf, daß ich nicht zu kurz komme! Den Dust lasse ich euch!" „Hall! Hallo, Hasenfuß!" hielt ihn Hein

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Page 3 of 6
Date: 05.09.1938
Physical description: 6
du keinen Hasen fangen. Und ich foitn mir auch keinen Hasen aus dem Hintern schneiden! Komprih?" „Schön!" erklärte Franz aufgebracht. „Wenn du eben nicht anders willst, dann muß ich mit dem Leutnant sprechen!" Er ging in das Nebenzimmer. „Döskopp!" schrie chm Hein wütend nach. Cr sprang auf und rannte ihm wütend nach. Ferdinand, der aus dem Zusammenstoß der beiden nicht klug geworden war, beobachtete ihn etwas ängstlich. Endlich nahm er sich ein Herz und fragte: „Was will er bloß beim Leutnant

? Dann bin ich doch gleich verratzt!" „So 'n Angeber! Gleich nach 'm Leutnant laufen!" knurrte Hein. „Dann ist's wohl hier aus mit mir!" meinte Ferdinand völlig entmutigt. „Am besten, ich melde mich freiwillig an die Front!" Mit einem Ruck wandte sich Hein ihm zu. Im Nu war all seine Wut verflogen. Vergessen war selbst der Hase, und er dachte nur noch an eins: wenn der Ferdinand sich wirklich frei willig an die Front melden würde, dann konnte der Klaus mit ihm ausgetauscht werden. Er schlug Hasenbein derb

eine Mitnahme von 80.000 Flugpostbriefen oder ent sprechender Fracht über Flugstrecken bis zu 9000 Kilometer. BDM. probt auf der Zeppelinwiefe Ein Bild von den Proben des BDM. zum Tag der Gemein schaft auf der Zeppelinwiese in Nürnberg. „Ja, ja! meinte Ferdinand zögernd. „Manchmal habe ich das auch schon gedacht! Aber wenn man es sich dann wieder überlegt, dann denkt man doch, man soll sich nicht mutwillig in Gefahr begeben!" „Ist alles halb so wild! Sieh dir den Klaus an, der ist schon von Anfang an dabei

und ihm ist nix passiert! Na, und der Franz und ich? Wir sind auch schon zwei Jahre an der Front und waren oft im dicksten Schlamassel!" Hein rückte ganz dicht an Ferdinand heran und sprach mit all seiner Ueberredungs- kunst. „Den Heldentod kannste nur einmal sterben, und wenn du Schwein hast, kommste mit so 'nem kleinen Heimatschuß da von! Dann nimmste dir so 'neu kantigen Granatsplitter als Briefbeschwerer mit nach Hause und kannst dann auch 'nen Ton mitreden! Nöch?" Ferdinand schwankte noch, aber halb

Kinder, die nach ihrem Vater schreien!" Ferdinand nickte zustimmend. „Meinst du, daß ich in eure Kompagnie käme?" fragte Fer dinand. „Da will ich und der Leutnant schon dafür sorgen!" versprach ihm Hein. Und als Hasenbein noch immer nachdenklich vor sich hinsah, da legte er ihm freundlich die Hand auf die Schüller: „Und das sage ich dir, Ferdinand: wenn ich dich bis heute immer bloß hochgenommen habe, darin hättfte an mir deinen besten Freund!" Freudig fragend sah ihn Ferdinand an. Er ahnte

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Innsbrucker Zeitung
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Page 6 of 10
Date: 03.05.1936
Physical description: 10
. Unmutig faltet sich seine Stirne. „Es hätte noch Zeit, aber, wenn du willst, so komm! Ich weiß ja nicht, ob sie nicht schläft." Er geht neben ihr her und schweigt. Daß Ines fo hübsch ist, bedeutet für ihn eine ange nehme Ueberraschung. Aber natürlich, Mary hat da von nie gesprochen. Jetzt haben ihn diese paar Minuten drüben in sei nem Zimmer beim Tee froh und heiter gestimmt. Alle Schreckbilder find weggewischt, die ihn seit Wochen so quälten. Es ist Ferdinand, als hätte ihm Ines Jugend und Frohsinn

ins Haus gebracht. Mary fährt aus den Kiffen auf, als Ines eintritt. „Das ist hier immer fo! Alles muß bei uns schief gehen. Ich hatte mich fo gefreut, dich in der Stadt abzuholen mit Ferdinand zusammen. Und jetzt kommst du fo hereingeschneit!" „Aber, Mary, jetzt mach dir doch keine Sorgen mehr! Jetzt bin ich schon da!" Mary beginnt zu weinen vor Aerger. „Ein netter Empfang ist das? Aber du bist selber schuld!" Ferdinand geht draußen im Salon auf und ab. Er bleibt an der Portiere stehen und ruft herein

: „Der Empfang wird jedenfalls nicht netter, wenn du ihr auch noch Vorwürfe machst. Vielleicht kannst dir aufstehen, Mary, dann können wir uns wenigstens einen vergnügten Abend machen, ja?" Aber Mary erklärt trotzig, sie könne das Bett nicht verlassen. Es fei ja ohnehin schon alles verpatzt. „Gar nichts ist verpatzt, Mary! Ich bleibe hier bei dir. Ich fetze mich zu dir ans Bett." „Ach nein . . ." sie schiebt Ines sanft vor: sich weg . . . „da wäre mir Ferdinand bös; er hat sich auch gefreut auf dich. Geh

jetzt nur hinüber zu Mama!" Ines hat sich erhoben und meint seufzend: „Es ist mir schrecklich, daß ich so einen Ueberfall verursacht habe!" Draußen brummelt Ferdinand: „Das fehlt noch, daß sie sich entschuldigt. Bei uns pflegt es ja nie zu klappen." Und er geht zornig aus dem Salon. Mary aber klagt weinerlich: „Siehst du, so ist er. Ich sage dir, man soll einen Mann nie heiraten, den man nicht durch und durch kennt." Ines hat liebe und tröstende Worte auf allen Seiten uno sucht die Mißstimmung nach Möglichkeit

, da hat sie gewiß unrecht, die junge Tante. Sie ist viel schöner als Tante Mary. Er wird es ihr bei Gelegenheit sagen. Außerdem ist sie viel freundlicher. Beim Frühstück trägt Mary ein sehr kostbares, et was theatralisches Morgenkleid, während Ines in einem sehr einfachen, sußfreien Tuchkleid erscheint. Ferdinand führt Ines' Hand an die Lippen. Da lacht Mary. „Was machst du, Ferdinand? Bei uns in England küßt ein Herr einem jungen Mädchen, wie Ines, nicht die Hand." „Wir sind nicht in England", antwortet

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 09.09.1938
Physical description: 6
sofort in das Kranken- Ferdinand schnappte nach Lust. Er wollte protestieren, aber Franz und Klaus gaben ihm einen Knuff in die Seiten, daß dieser Protest im Keime erstickte. Er fügte sich der Gewalt und brachte schließlich ein mattes „Ja" heraus. „Dein Glück!" erklärte Hein befriedigt. „Angeklagter, dann frage ich dich: was hast du heute nachmittag am Kanal ge macht?" Alles hatte Ferdinand erwartet, nur diese Frage nicht. Er bekam einen Mordsschrecken und zuckte sichtlich betroffen zu sammen

. War das nicht schon ein Geständnis? Aller Augen hingen gespannt an ihm. Er schluckte und konnte endlich nur stotternd fragen: „Am Kanal?" „Was du da gemacht hast, will ich wissen?" forschte Hein. Einer von den dreien mußte ihn am Kanal beobachtet haben, das stand für Ferdinand fest. Aber was hatte er gesehen? Viel leicht, daß er das Paket versenkt hatte? Aber damit wußten sie noch längst nicht, was in dem Paket gewesen war. Vielleicht wollten sie das jetzt auf diese Weise aus ihm herauspressen? Ferdinand hielt

es für das beste, zu leugnen und immer nur soviel zuzugeben, wie man ihm Nachweisen konnte. „Spazierengegangen bin ich am Kanal!" antwortete er darum. „Das ist doch erlaubt!" „Spazierengegangen, mit einem Paket unterm Arm", sagte Hein ironisch. „Und das Paket haste in den Kanal geschmissen!" „Das... das ist nicht wahr!" leugnete Ferdinand standhaft. Aber da fuhr ihn Klaus an: „Lüg nicht so frech! Ich selber hab's gesehen!" Ferdinand wollte wiederum ausrücken. Aber er erntete nur ein paar Püffe und wurde

wieder auf seinen Schemel gedrückt. „Klingelingeling l" machte Hein. „Ich bitte mir Ruhr aus! Affo, Angeklagter, hast du das Paket ins Wasser geworfen? Ja oder nein!" Ferdinand sah ein, daß weüeres Leugnen töricht wäre und gestand: .Ja!" haus nach Schwaz gebracht werden. Der entgegenkommende Personenkraftwagen ist aus Graz und wurde vom Mechaniker Siegfried Cmyral gelenkt. Mit dem Rsller ins Auls In Z i r l fuhr gestern der fünfjährige Kleinbauernsohn Franz Haselwanter mit seinem Roller von der Kalvarienberg straße

(135.11); Italien 13.09 (13.11); Kanada 2.490 (2.494); Nor- wegen 60.46 (60.58); Schweden 62.03 (62.15); Schweiz 56.46 (56.58); Tfchecho-Slowakei 8.601 (8.619); Bereinigte Staaten von Amerika 2.494 (2.498). Und nun kam die Frage, die er vor allem fürchtete: „Und was war in dem Paket?" Niemals würde er das sagen! „Nun?" drängte Hein. „Das brauche ich nicht zu sagen! Das geht keinen was an!" trotzte Ferdinand. „Dann werde ich's dir sagen!" mischte sich Marie ein. Wieder bekam Ferdinand

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Page 3 of 6
Date: 23.08.1938
Physical description: 6
dieses in großem Bogen auf den Boden. Nach dieser Spritztour griff er zu seinem Besen und begann zu kehren. Papier und alle möglichen Abfälle holte er unter den Betten und aus den Ecken hervor. Vergnügt pfeifend fegte er sie zusammen. Da trat Ferdinand Hasenbein ins Zimmer. „Euer Leutnant nicht hier?" fragte er. Hein sah kaum auf und kehrte weiter. „Das siehste doch, nöch?" „Wo ist er denn?" Ferdinand kam näher. „Frag ihn selber!" „Kommt er bald?" „Weiß ich nicht!" Ferdinand lehnte sich in erhabener Pose

an den Tisch und sah naserümpfend der Fegerei Heins zu. „Dann werde ich warten!" Hein erwiderte nichts. Aber mit großem Schwung begann er jetzt, den Dreck auf Ferdinand zuzukehren. Dann fuchtelte er ihm mit dem Besenstiel vor der Nase herum. „Geh mal aus dem Weg, ja?" „Ist doch Platz genug hier!" protestierte Ferdinand, und wich zurück. Aber Hein machte sich einen Spaß daraus, ihn weiter zu treiben. „Los, partih!" nimm deine Hammelbeine aus der Fahrbahn! Du störst den ganzen Betrieb!" Ferdinand

den Topf zu Ferdinand, der ihn gespamtt beobachtete. „Prost Milch!" Er setzte an und tat einen kräftigen Schluck. Schadenfroh lachte Hasenbein auf. „Guten Appetit!" Hein setzte den Topf ab. „Gönnst sie mir wohl nich? Willst wohl was abhaben?" „Nee! Brrrr!" Uebertrieben schüttelte sich Ferdinand. „Die gönn' ich dir gern!" Hein stutzte, sah in den Milchtops, roch daran. Sah wieder auf Ferdinand und fragte mißtrauisch: „Warum?" Ferdinand feixte höhnisch. „Weil Maries Kater drin gewesen ist!" „Das lügst

du!" „Ich hab's selber gesehen, wie das Biest aus dem Topf ge soffen hat! Deshalb hat die Marie ja auch die Milch stehen- lassen!" erklärte Ferdinand überlegen. Jetzt war es an Hein, wütend zu sein. „So ...! Und da läßt du mich erst trinken ...? Da! Du Ekel!" Mit einer schnellen Handbewegung schüttete er Ferdinand den Inhalt des Topfes ins Gesicht. Wie ein begossener Pudel stand Hasenbein da. In Augen, Nase und Mund war ihm die Milch gedrungen. Sie tropfte ihm vom Gesicht herab, lief ihm in den Kragen

. Seine ganze Uniform war besudelt. Er schnappte nach Lust. Wahrscheinlich wäre es zwischen den beiden jetzt doch noch zu einer Keilerei gekommen, wenn nicht in diesem Augenblick von der Tür her eine Stimme „Achtung!" gebrüllt hätte. Es war Klaus, der, schwer bepackt, für Leutnant Dierk die Tür geöffnet hatte und diesem nun den Vortritt ließ. Hein und Ferdinand fuhren nach der Tür herum. Ferdinand versuchte mit Mühe, in seiner jammervollen Verfassung Haltung anzunehmen. Hein schob den Milchtops aufs

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 30.04.1936
Physical description: 6
Richter sagt sie kurz, als sie ihn am näch sten Tage trifft: .„Grüß Gott, Herr Inspektor! Was haben Sie mir für eine Freude gemacht mit dem Lampenschirm. Sie sind ein . . . Künstler." Er lehnt das Kompliment dankend ab und sieht ihr fragend in die Augen. Will kein Erkennen darin aus blitzen? Aber da hat sie sich schon wieder abgewandt. Pm die Zeit, da die Jagd aufgeht, tritt Ferdinand eines Tages in die Einfahrt, zur Jagd fertig, die Büchst über der Schulter. Er wartet auf den Jagdge- h'lfen

, den er bestellt hat. Da löst sich aus dem Schat ten des Tores Max Richter. Ferdinand bleibt mit einem Ruck stehen. „Wo ist der Jäger?" .„Ich bin der Jäger," sagt Max Richter. „Es war niemand aufzutreiben. Darf ich um Ihr Gewehr bit- Am liebsten wär Ferdinand umgekehrt, aber er will kme innere Unsicherheit nicht zeigen. Zögernd reicht ^ seine Flinte. „Ich habe gedacht, Sie seien unabkömmlich!" sagt er bissig. „Heute nicht, Graf. Vergönnen Sie mir das Vergnü- M, daß ich auf diese Weise Ihr Revier kennen lerne

." Ferdinand gibt keine Antwort mehr. Er schlägt den Mg ins Rivpachtal ein, das tief eingeschnitten ist svie eine Schlucht. Er geht vor ihm her und würdigt 0en Begleiter keines Wortes. Die waldigen Hänge sind hoch und längs des We ges schäumt der Wildbach. Er sprüht und rauscht, um läuft Steinklötze und fällt in kleinen Kaskaden über Felsblöcke. Der Nebel wird dichter. Auf der Höhe verzieht er sich wieder, so daß die Spitzen der schwarzen Tan nen aus ihm herausstechen wie Lanzen. Ferdinand geht rasch

. In einem Abstand folgt ihm Max Richter. In einem weiten Bogen kommen sie aus den Kreuz berg. Unter ihnen liegt die Hütte und Ferdinand är gert sich, daß er sie verkauft hat. Endlich sind sie im herrschaftlichen Revier und Ferdinand sucht sich einen Platz, wo er die Lichtung übersehen kann. Dicht hinter ihm steht Richter. Er hält das geladene Gewehr gesenkt. Da . . . ein Reh kommt aus der grünen Wand des Unterholzes. Zuerst sieht man nur den Kopf, dann kommt es ganz hervor. Ferdinand greift nach dem Gewehr

, das ihm Richter reicht, schießt und . . . fehlt. Er taumelt und lehnt sich an den Baum hinter ihm. Dann seht er sich langsam und wie im Schwindel nie der. In der Sekunde, da er das Gewehr aus Richters Händen genommen hat, da war er wieder gewesen, der Blick. Diese verfluchten Augen! Er nimmt den Hut ab und wischt mit dem Taschen tuch über die Stirne. Dann setzt er ihn wieder auf. Reglos hinter ihm steht Richter. Es vergeht eine Viertelstunde, eine halbe, nichts rührt sich mehr. Ferdinand aber hat das Gefühl

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Tiroler Wastl
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Page 4 of 8
Date: 03.02.1932
Physical description: 8
Hossend, mit diesen kurzen Fingerzeigen irgendwelchen Arbeitsuchenden gedient zu haben, mein Gott, die Obst- und Gemüse- und Ansichtskarten Verschleißstellen sind schon über reichlich und kaum mehr aufnahmsfähig, >vird die Betrachtung als beendet, aber nicht abgeschlossen betrachtet, es gibt noch lriele Dinge, des Anregens wert. Davon ein andermal. Tronsolger und Berlinerin. Auch Franz Ferdinand war einmal jung. Die Ansichten über Franz Ferdinand sind ganz geteilte

gewesen. Daß er sich bei der Bevölkerung besonderer Be liebtheit erfreut hätte, kann man nicht behaupten. Bei Hof war er nicht sonderlich gut gelitten, denn es bestanden scharfe Gegensätze zwischen ihm. der ein Dränger und Stürmer war, und dem alten Kaiser, oer mit seinem bedächtigen Kon servatismus dem Draufgängertum des Thronfolgers Schran ken entgegenstellte. Die große Liebe zu Sophie Hohenberg. Trotzdem gelang es Franz Ferdinand, sich eine Ein flußsphäre zu schaffen. Bei Hof war er überdies unbeliebt weil er immer bemüht

und man wollte ihn abhallen, diese ver hängnisvolle Fahrt anzutreten, er aber hörte alle die Warner nicht, teils seiner Starrköpfigkeit r?»gen, teils aber auch wegen der Fürstin Sophie, die dort das erstemal öffentlich an seiner Seite als die Gattin des Thronfolgers auftreten sollte, ohne daß eine Rangshöhere da gewesen wäre, welcher sie den Vortritt hätte überlassen müssen. So ist es an dem ereignisoollen Junitage 1914 511 dem Attentate in Sarajevo gekommen, dem Franz Ferdinand und Fürstin Sophie zum Opfer gefallen

sind und das dann den katastrophalen Weltbrand auslöste, unter dessen Folgen ganz Europa heute noch immer so schwer zu leiden hati. Ständige Angst vor Attentaten. In einem gewissen Angstgefühl vor Attentaen hatten die beiden eigentlich schon seit Jahren gelebt und da erzählt ein heute hier noch im Ruhestand lebender Kriminalbeamter, der delm Thronfolger als Sicherheitsorgan lange Zeit zu- geteilt gewesen ist, daß er vor Franz Ferdinand und Fürstin Sophie wiederholt oft förmliche Vorträge über die anarchistische Bewegung

, über Reisen von Anarchisten, über frühero von Anarchisten begangene Taten halten mußte. Franz Ferdinand labte unter einem gewissen Bann, daß er einmal das Opfer eines Attentäters sein könnte, eines Anarchisten, sowie ein solcher das Ende der Kaiserin Elisa beth herbeigeführt hat. Bei ihm kam noch hiinzu, daß er ein wenig verbittert war. Ein Ohrenleiden, das ihn etwas schwerhörig gemacht hatte und wegen dessen er die berühmtesten europäischen Autoritäten konsultiert hatte, machte ihn oft mißlaunig

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 30.04.1936
Physical description: 6
noch viele, viele son- da bleiben soll in Hochturnau. Vielleicht ließe sich hier ein Mittelweg finden." Mary zieht enttäuscht und unwillig die Augenbrauen hoch. „Ach so, ja, diese Sache. Mama hat sich wohl hinter Sie gesteckt. Ferdinand und ich sind da anderer An sicht. Ein Junge muß in die Welt hinaus. Ich frage mich überhaupt, mit welchem Recht Sie sich in diese Familienangelegenheit mischen." Das kam hochmütig genug heraus. Wer innerlich sagt sie sich doch: wahrscheinlich hat er einen Narren

, bevor man ihn in ein Internat gibt." „Ich denke, Ferdinand würde sich schlecht zum Schul meister eignen. Oder wollten vielleicht Sie selber . . ." kommt es lauernd heraus. „Warum nicht?" fällt ihr Richter in die Rede. „Auf Grund meiner Vorbildung glaube ich wohl imstande zu fein, Horst die Anfangsgründe der Mittelschulbil dung beizubringen." „Mit einem Wort. Sie bringen sich selber für den Hauslehrerposten in freundliche Erinnerung. Hm! — Vielleicht wäre das >eine schlechte Lösung. Ob sie allerdings

Ferdinand sympathisch ist?" Da sagt Richter mit Betonung: „Ich glaube, daß Gras Ferdinand an dem Bildungs gang des zukünftigen Herrn von Hochturnau immer hin einiges Interesse haben wird." Nun ists heraus. Mary verfärbt sich und wagt nicht, ihrem Begleiter in die Augen zu sehen. Ihr ist auf einmal nicht mehr zum Lachen zumute. Aber sie will sich auf keinen Fall jetzt eine Blöße geben. Also er widert sie gnädig und von oben herab: „Das mit dem .zukünftigen Herrn von Hochturnau' lassen Sie ruhig unsere

Sorge sein! Was aber Ihren Vorschlag anbelangt, so können Sie kaum Gutsin spektor und Hauslehrer zugleich fein,' das werden Sie einsehen." -.Zugegeben? _ Praktisch kommt diese Möglichkeit auch gar nicht in Frage. Es brauchte ja nicht das eine und das andere zugleich zu fein. Die Erklärung wird ^jhnen Graf Ferdinand in wenigen Tagen geben. Viel- Jg nige Freudentage in unserer Mitte erleben können. Wir können aber nicht umhin, wenn wir in die sor genschwere Zukunft blicken, dem Wunsche die leise Bitte

, das ist doch ... das ist doch ganz und gar die Art Dieters gewesen. Daß sich zwei Menschen so aufallend gleichen können! Sie wird es Max Richter demnächst sagen, daß er dem Grafen Dieter unheimlich ähnlich sehe. In der Nacht kommt Ferdinand zurück. Am andern Morgen läßt Mary ihn zu sich bitten. Sie sei verkühlt und könne den Salon nicht verlassen. Er hat ein schlechtes Gewissen und ist verstimmt. „Dir fehlt immer etwas, Mary! Was hast du denn wieder?" „Das fragst du noch! Du weißt, ich kann die Herbst nebel nicht vertragen

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Page 3 of 6
Date: 17.08.1938
Physical description: 6
ihn dann haben!" stimmte Jochen ruhig zu. „Aber ich glaub' ich krieg' deine Piep!" Währenddessen hatten Franz und Ferdinand ihre Erlebnifle seit ihrer Trennung ausgetauscht. „Hm! Also dir geht's so weit bong!" sagte Franz. „Das freut mich aber!" „Man kann nicht klagen!" meinte Hasenbein. „Der Dienst ist nicht schlimm, und mit meinem Major stehe ich mich so!" Er ballte zur Bekräftigung seiner Worte die Faust. Er war zufrieden mit sich und seinem Los. Und war überzeugt von der Wichtigkeit seiner Persönlichkeit

und seiner Stellung. „Aber, wie schon gesagt, sonst ist's stinklangweilig in diesem Dorf", fuhr er fort und holte dabei aus der Rocktasche eine silberne Zigarettendose. „Bitte!" Er klappte sie auf und schob sie Franz zu. Franz nahm sich eine Zigarette, betrachtete die Marke. „Sind rauchbar!" Ferdinand schob die Silberdose Klaus zu: „Willst du auch eine? — Sind besser als dein stänkriger Knaster!" Klaus sah ihn an und pustete ihm eine Wolke Qualm aus seiner Pfeife hinüber. Nahm dann die Dose in die Hand

und betrachtete sie. „Danke schön, Hasenfuß!" Ferdinand wedelte mit der Hand den Qualm von sich fort und verbesserte ihn: „Hasen dein, bitte!" „Ist doch Jacke wie Hose", brummte Klaus. „Nicht übel, das Kraut?" wandte sich Ferdinand wieder Franz zu, der sich eine Zigarette angezündet hatte. „Tja, wo- von sprachen wir doch noch? — Ach so, ja! Hier am Marktplatz, da ist ein Estaminet. Da gibt's einen ganz trinkbaren Wein, und tanzen kann man da auch ..." „Tanzen kann man?" unterbrach ihn Franz eifrig. „Du, sag

mal! Da ist hier im Haus so'n Mädel, da bin ich direkt scharf drauf!! Mit der möcht ich mal tanzen!" Ferdinand horchte auf. „Wie heißt sie denn?" fragte er mit erzwungener Ruhe. „Marie! So 'ne hübsche Dunkle!" schwärmte Franz ahnungs los. Ferdinand schluckte und druckste. Das fehlte noch, daß ihm jemand bei der Marie in die Parade kam. „Was die Marie betrifft", sagte er und richtete sich auf, „die ist allerdings schon in fester Hand!" „Was du nicht sagst!" bedauerte Franz. „Verlobt

?" „Das noch nicht! Aber so gut wie!" Ferdinand griff nervös nach seiner Zigarettendose. „Schade! Gegen wen denn?" wollte Franz wissen. „Mit mir!" erklärte Ferdinand stolz. „Da ist für dich nichts mehr zu holen!" Er klappte die Zigarettendose auf, um sich eine Zigarette zu nehmen. Und starrte mit großen Augen hinein: sie war leer. Heimlich hatte Klaus alle Zigaretten herausgenommen und sie in seiner Rocktasche verschwinden lassen. Worauf er die leere Dose zugeklappt und auf den Tisch gelegt hatte. Ganz ernst

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Tiroler Wastl
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Page 5 of 8
Date: 03.02.1932
Physical description: 8
gerettet werden konnten. Inkognito in Berlin. Dieser Polizeiagent Wolny wußte gar vieles von dem Thronfolger, er kannte Franz Ferdinand viel genauer als alle die anderen Menschen und gar manches hat er mtä seinen Erinnerungen erzählt. Da war er auch eiusmal mit Franz Ferdinand in Berlin gewesen, ganz inkognito. Franz Ferdinand war dort in einem Hotel abgestiegen, wo er rinter dem Namen eines Grafen von Blümbach Apparte lnents bestellt hatte. Die österreichische Botschaft in Berlin war von dieser Reise

, ungeniert, unbefangen, mit dem Munde am rechten Flech dabei bildhübsch und lebenshungrig, welchen Lebenshunger sie aber unter der strengen Auf sicht ihrer Tante nicht befriedigen konnte. Franz Ferdinand sah sich dieser jungen Berlinerin gegenüber, die ihn »ritt einer gewissen Nonchalance bediente und an deren Wesensart er gar bald ebensolchen Gefallen fand, wie an der äußeren Erscheinung der kleinen Lisbeth Holzmeister. Er ließ sich mit ihr in ein Gespräch em und nach eitie>i Viertelstunde schon wußte

nachmittags die mieselsüchtige Tante und ihre Jausengäste', die nicht jünger waren als sie selbst, beim Kaffeetratsch zu bedienen. Der Besucher hatte Gefallen an dein Mädchen gesunken und auch ihr gefiel der große, elegant gekleidete Mann überaus gut. Sie sagte chm, daß ihre Tante um diese Stunde nach Tisch zu Hause immer ihr Schläfchen halte und daß sie zu dieser Zeit allein im Geschäfte wäre, und lud damit den Besucher förmlich ein. zu dieser Stunde wieder zu kommen. Franz Ferdinand kam tatsächlich

weggeschickt wurde, um in das Hotel zu eklen und, ohne sichs an merken zu lassen, daß sie das Inkognito durchschaut, habe, machte sie dem Grafen von Blümbach wieder einen Besuche Liebesrausch. So waren die beiden einander näher getreten, so ver brachten sie gemeinsam eine kurz bemessene Zeit, sinn» lichen Liebesrausches. Franz Ferdinand war kein Freund lang anhaltender derartiger Bvkanntschafteir. Wenn der erste Rausch vorbei war. das Verlangen erfüllt, dann trach tete er wieder, die Lösung herbeizuführen

und erzählte, sie wisse ganz genau, wer dieser Herr Gras eigentlich sei. der sich nun „auf englisch" emp fohlen habe. Wolny war überaus bestürzt, als er erfuhr», das Inkognito seines Herrn sei verraten worden. Er redete Lisbeth zu, das Geheimnis für sich zu behalten, nichts zu plaudern und sie könne dafür der Erkenntlichkeit sicher sein. Gleich darauf teilte er Franz Ferdinand mit, daß er er kannt worden sei, worauf der Thronfolger die dem Mäd chen bereits übermittelte Summe verdoppelte und Wolny

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 17.09.1938
Physical description: 8
, wo ein B o r b e i m a r s ch vor dem Gauleiter die Einholung der Feld zeichen beschloß. (Lichtbild: Erwin Sp ielm ann, Innsbruck.) (Nachoruck verboten.) 38 Der Etappenhafe Bon Bunje-Cortan Vor der Kommandantur trat die Kompanie bereits an, Fer dinand meldete sich beim Feldwebel, der sogleich Klans rief, der schon an seinem Platz stand. „Ummen, Sie bleiben hier an Stelle von Hasenbein! Lassen Tie sich von ihm schnell alles übergeben! Los, Hasenbein, beeilen Sie sich, wir mstssen abxücken! Klaus konnte Ferdinand kaum folgen. Obwohl

dieser Wechsel nicht mehr so ganz über raschend kam, konnte er ihn doch nicht so recht fassen. Ferdinand hatte ihm nicht viel zu übergehen. In einer Mi nute konnten sie die Schreibstube wieder verlassen. Unten im Hausflur jagten sie ein Paar auseinander, das innig umschlungen Abschied nahm: Antje und Hein, der auch bereits den Stahlhelm auf hatte'und feldmarschmäßig war. Als er Ferdinand erkannte, da leuchtete es in seinen Augen ans. Cr packte seine Hand und schüttelte sie. „Mensch, Hasenbein

! also doch! Das ist aber fein von dir! Und nun sollste auch sehen, was du an mir für einen Freund haben wirst!" Er wandte sich wieder zu Antje und riß sie am sich. „Noch 'neu lütten Süßen, Meisje, und vergiß mich nich schon morgen!" „Hier sind wir überflüssig!" Klaus zog Ferdinand mit sich fort. Am Torweg besann sich Ferdinand. «Ich möchte mich noch von Marie verabschieden", sagte er und lief in das andere Haus. Es ^ab ihm doch einen Stich, als dort im Treppenflur Marie in den Armen von ,Franz stand. Er wollte sich schon

still wie der davonmachen, da erblickte ihn Marie, deren Augen ver weint waren. „Der Ferdinand!" Ueber und über errötete sie. Ministerpräsident C h a m b e r l a i n mit Sir Horace W i l s o n (rechts) und dem englischen Botschafter in Berlin Sir Reville Henüerson nach der Besprechung mit dem Führer in der Halle des Grand-Hotel in Berchtesgaden, wo er Wohnung genom men hat. Ministerpräsident Chamberlain im Gespräch mit dem Chef des Protokolls, Gesandten Freiherrn von DoerNberg. Im Hintergrund

die Pressevertreter. — (Weltbild.) Sie löste sich von Franz, der Hasenbein überrascht ansah. „Gehst mit uns für den Klaus? Das ist anständig von dir!" Ferdinand nickte und wandte sich an Marie. „Ich wollte mich nur von dir verabschieden, Marie! Leb' wohl!" „Leb wohl, Ferdinand!" Sie gab ihm die Hand. „Und schreib mir mal!" „Gern, Marie! Und jetzt muß ich noch zu deiner Tante!" Er rannte die Treppe hinauf. „Ich muß gehen.; Meisje!" sagte Franz heiser. Sie flog ihm in die Arme. Er küßte sie nochmals und noch mals

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 10
Date: 13.08.1938
Physical description: 10
. Karl Vandamme kam noch hinzu und es gab ein lebhaftes Erzählen. 5. Draußen auf dem Hof stand Ferdinand Hasenbein mit den beiden Mädels. Antje hatte ihn abgefaßt, als er aus dem Estaminet zurückkam. Er brachte seinen Regenmantel nach oben, und als er wieder erschien, traf er auch Marie unten bei Antje. Er spuckte Gift und Galle. „Das wäre ja noch schöner! Sich hier einfach einquartieren! Denen werde ich heimleuchten! Eine sonderbare Auffassung von Disziplin! Die sollen froh

sein, wenn ich sie nicht melde!" „Aber Ferdinand!" bat Marie. „Laß sie schon hier! Ist doch Platz genug, und sie sind so müde! Mich stören sie nicht!" Mißtrauisch blickte Hasenbein sie an. „So? — Dich stören sie nicht! — Aber mich!" „Sind ganz nette Iungens!" bat auch Antje. „So?" Hasenbein lachte spöttisch auf. „Nette Iungens! Und verdrecken und verlausen das ganze Haus! Sollt mal sehen, wie ich die an die Luft setze!" Mit energischen Schritten ging er ins Haus. „Schade!" seufzte Antje. „Warum hast du's ihm gesagt?" warf

Marie ihr vor. „Du hast mich doch selber zu ihm geschickt!" verteidigte sich Antje. „Nun ja!" gab Marie zu. „Aber so hatte ich es nicht ge meint!" „Weißt du, Marie, was ich glaube? — Die bleiben doch hier!" „Wieso meinst du das?" „Die Iungens da drin sind Männer. Die werden sich von so einem wie Ferdinand gerade was sagen lassen!" Und damit hatte Antje den Nagel auf den Kops getroffen. Hein hatte seinen Uniformrock ausgezogen und saß, die Füße auf einem Stuhl, im Schein der Lampe auf dem Tisch

. Sein Hemd stand weit offen, er war eifrig damit beschäftigt, sich Läufe zu fangen, die er mit Genugtuung zwischen den Finger nägeln zerkneckte. Er saß mit dem Rücken zur Flurtür, so konnte er nicht sehen, wie Hasenbein ins Zimmer trat. Die Hände auf dem Rücken, ganz Würde, näherte sich ihm Ferdinand. „Was machen Sie denn da?" schnarrte er. Hein, der völlig in seine Beschäftigung vertieft gewesen war, sah sich erstaunt Um, blieb aber in aller Gemütsruhe sitzen, als er erkannte

, daß er es mit keinem Chargierten zu tun hatte. „Ich fange Bienen!" sagte er. „Was machen Sie?" fragte Hasenbein, zwei Schritte neben Hein stehenbleibend. Eben hatte Hein wieder so einen Quälgeist von Laus er wischt. Ohne aufzublicken, hielt er die Gefangene mit der Lin ken Hasenbein hin, während er mit der Rechten weiterjagte. „Mensch, haste noch keine Bienen gesehen?" fragte er spöt tisch. „Da, guck mal da!" Ferdinand fuhr entsetzt zurück. „Marsch, einpacken!" schnauzte er. „Das Quartier darf nicht belegt

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 03.09.1938
Physical description: 6
Schrank. Ferdinand stieß die Fenster auf, um frische Luft ins Zimmer zu lassen. Dabei gedachte er des ihm anvertrauten Hasen, den er über den Sorgen mit dem Kleinen Rock ganz vergessen hatte. Er beugte sich aus dem Fenster, und bleiches Entsetzen packte ihn. Der Hase war fort, verschwunden! Der Haken, an dem er ihn festgebunden hatte ... auch der war nicht mehr da. War das Biest abermals heruntergefallen? Auf dem Dach des Schuppens lag er nicht! Aber vielleicht auf dem Boden? Ferdinand raste

aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, über den Hof. Wollte denn die Pechsträhne gar kein Ende nehmen? Ein Mißgeschick jagte das andere! Hasen, Kopf haften, Hasen, Kopf haften! — hörte er die Stimme des Majors. Der Alte würde toben, wenn der Hase wirklich verschwunden war, und er selber konnte dann auch verschwinden. Ohne Tritt, marsch, an die Front! Der Hase mußte da sein! Mit ängstlich suchendem Blick raste Ferdinand um die Ecke. Von dem Hasen keine Spur! Auf der Erde nicht! Auf dem Mist

feln, 12.000 Kilogramm Käse, 110.000 Kilogramm Konserven geworfen. Es war der Strohhalm des Ertrinkenden, an den Ferdinand sich klammerte. Er holte sich eine Forke und begann vorsichtig und bedacht, sich nicht zu beschmutzen, in dem Misthaufen herumzustochern. Teufel, welch ein Gestank! Er rümpfte die Nase, aber er über wand sich und suchte verzweifelt. In seinem Eifer bemerkte er Hein nicht, der spitzbübisch grinsend herangeschlendert kam und ihm eine Weile zusah. „Mojn, Hasenfuß!" sagte

er mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt. „Wat machst denn du da?" Ferdinand warf ihm nur einen kurzen Blick zu und betätigte sich weiter mit der Mistgabel. „Nimmst dich gut aus... so als Gockelhahn auf dem Mist!" spottete Hein. Aber Ferdinand beachtete ihn nicht. Er hatte jetzt keine Zeit, sich auf Heins Anzapfungen einzulassen. Mit gutgespiel ter Neugier trat Hein näher: „Mensch, was schnupperste denn in allen Ecken 'rum wie ’n Kaninchen?... Kann ich dir wat helfen?" Mißtrauisch sah ihn Ferdinand an. dann stöhnte

er ver zweifelt: „Mein Hase ist weg!" „Dein Hase?" tat Hein dumm. „Hast du denn auch 'nen Hasen gehabt?" „Ach wo...! Der Herr Major hat mir seinen Hasen zum Aufbewahren gegeben, und nun ist er weg!" „Wat?" staunte Hein. „Dem ollen Blindgänger sein Hase, den ich braten soll? Donnerwetter! Junge! Junge!" Ferdinand zog den Haken aus der Tasche und zeigte auf die Stelle in der Mauer, wo er ausgerissen war. „Da oben unterm Fenster hat er gehangen!" Hein betrachtete den Haken, sah mit dämlichem Gesicht

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 26.08.1938
Physical description: 6
nnleeklöet Duisburg, 26. Aug. Im August 1932, kurz nach der Ermor dung des SA.-Mannes Hein Hammacher, wurden die Bewohner des Stadtteiles Weiderich am frühen Morgen durch eine zweite Schreckenstat des damals noch herrschenden roten Terrors in größte Aufregung versetzt. In die im Erd geschoß eines Hauses liegende Wohnung des SA.-Mannes „Du bist schon verlassen! Da kann der olle Blindgänger lange warten, bis du ihm meinen Hasen brätst! Also der Hasenfuß soll auf ihn aufpassen! Ferdinand, ich glaube

, um dich braut sich etwas zusammen!" Der gute Ferdinand saß in diesem Augenblick bereits mehr in der Klemme, als Hein ahnen konnte. Während der Major zur Jagd war, hatte die Feldpost endlich das so lang ersehnte Paket mit dem neuen Kleinen Rock gebracht. Ferdinand hatte die Befugnis, alle Pakete des Herrn Majors zu öffnen, und so hatte er auch den Kleinen Rock ausgepackt. Und er hatte der Versuchung nicht widerstehen können, den Rock einmal selber anzuziehen, um zu sehen, wie er sich wohl darin

machen würde. Er stand vor dem Spiegel und betrachtete sich wohlgefällig. Da der Rock viel zu groß war, hielt er ihn mit der Linken auf dem Rücken zusammen. „Pikfein ist der ...! Nobel!" stellte er fest. Er drehte sich vor dem Spiegel hin und her. Dann legte er die Rechte grüßend an die Mütze und markierte: „Aeh, Herr Kamerad! Donnerwetter, tadellos!" Da ertönten schwere Schritte auf der Treppe. Eine Männer stimme war zu hören, die Ferdinand sofort als die des Herrn Majors erkannte. Der Schreck fuhr

, nahm Ferdinand den Klei nen Rock, warf ihn aus einen kleinen Stuhl und schob diesen so unter den Tisch, daß der Rock nicht zu sehen war. Dann packte er den verräterischen Versandkarton und beförderte ihn mit einem Schwung unters Bett. Blitzschnell knöpfte er sich seine Uniform zu und begann dann, so gut es ging, mit seinem Taschentuch den Kaffee von den Akten und von dem Tisch zu wischen. Heiß und kalt überlief es ihn dabei. Aber als der Major nun in der Tür erschien, hatte er sich so in der Gewalt

, daß er ihm scheinbar unbefangen in stram mer Haltung entgegensah. ,,'n Abend, Hasenbein!" grüßte der Major jovial. ,,'n Abend, Herr Major!" Der Major wandte sich zu Meier und nahm ihm den Hasen ab. „Sie können gehen, Meier! Ich brauche Sie nicht mehr!" Mit einer Kehrtwendung verschwand Meier, schloß hinter sich die Tür. Der Major hielt Ferdinand den Hasen entgegen. „Was sagen Sie, Hasenbein? — Habe heute Hasen ins Bein geschossen!" Selbstgefällig lächelte er über seinen eigenen Witz, gezwungen lachte

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 28.04.1936
Physical description: 6
ist, ist der Raum für die heutigen Verhältnisse vollkommen ungeeignet und bedarf drin^ gend einer Vergrößerung; auch diesem Wunsche könnte mit geringen Mitteln gewiß Rechnung getragen wer den. Warnung an Spaziergeher! Man schreibt uns: Das früher so beliebte Wandern am Jnndamm von der Karwendelbrücke zum Pulverturm bringt für den leicht Heimkehrerroman von Ä. von Sazenhofen SUHfi ANMHto (8. Fortsetzung.) Ferdinand geht und läßt die Türe hart hinter sich zufallen. In ihm ist alles geheime Abwehr gegen die sen

von Ferdinand. Sie hat sie genau studiert; es stimmt alles und es ist ja auch einfach lächerlich. Wenn selbst Dieter noch leben würde — aber er lebt ja bestimmt nicht mehr — also, wenn er leben würde und käme, er würde einfach sagen: da bin ich! Dann müßte man ihm erklären, daß aus dem Kreuz 3um mindesten die Anfangsbuchstaben gestimmt haben, wie Ferdinand gesagt hat. Ach, es würde sich für das alles eine glaubwürdige Erklärung finden. Nur . . . dann dürfte sie allerdings nicht Ferdinands Frau

seinen handge schmiedeten Arm weit vor und das stille Licht einer elektrischen Birne seitlich in der Straße fällt gerade auf die messingenen Strahlen der Sonne. Ein Iagdwagen steht vor dem Tor und der Haus knecht in der blau-weiß-gestreiften Jacke hat die tän zelnden Pferde an der Kandare. Der Wirt reißt die Türe auf. „Guten Abend, Herr Graf! Guten Abend, Herr In spektor! Wünsche gute Heimfahrt!" Graf Ferdinand und Richter kommen die paar Hausstufen herunter. Ferdinand steigt ein und wickelt die Plüschdecke

um seine Knie. Richter schwingt sich auf den Bock und nimmt die Zügel. Der Hausknecht springt zur Seite, die Pferde jagen dahin, das Pflaster dröhnt. Bald liegt die Stadt hinter dem rollenden Fahrzeug. Die Straße läuft gerade. Der Mond versilbert ein paar Wolken und läßt sie über sich hinwegziehen; dann steht er groß und klar am dunkelblauen Himmel. Fast wären die Laternen am Wagen überflüssig; aber die Straße biegt sehr bald in den Wald ein. Ferdinand hängt seinen Gedanken nach, die um sein Verhältnis

zu Mary kreisen. Er hat das Geduld spiel nun wirklich satt. Wenn sie ihm wenigstens den wahren Grund nennen wollte, warum sie die Hochzeit immer noch hinauszögert! Wahrscheinlich ist es ihr Zweifel am Tode Dieters. Und er hatte die Polen fahrt doch nur ihr zuliebe unternommen. Ferdinand ist entschlossen, hier reinen Tisch zu ma chen. Der Wald ist passiert. Die Straße macht eine Kurve und läuft dann hart an einer Schlucht hin. Zur Seite links ist ein waldiger Berg. Die beiden Rassigen da vorn

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Innsbrucker Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 06.05.1936
Physical description: 8
sein sollen und allem, was gegen mich ist und aus mich einstürzt, nicht noch dies Aeußerste zu fügen. Sei doch barmherzig! Ich bin verfolgt! Soll ich es dir glatt ins Gesicht sagen? Es wird nicht mehr lange dauern und ich werde verrückt sein. Plötzlich einmal wird es ausbrechen!" „Barmherziger Gott, Ferdinand!" zittert Ines. „Ich habe keine Menschenseele, die nur ein bißchen Mitgefühl, nur einen Funken wahre Liebe, nur ein wenig Mitleid mit mir hätte." Sie wendet sich ihm wieder zu. „Ich will ja alles tun

!" „Daß Ferdinand dich liebt und daß dein Herz dem andern gehört, nicht wahr?" Ines fährt auf. „Barmherziger Gott! Wie kannst du das wissen? So weiß es Mary vielleicht auch schon . . . und das ganze Haus! Ich muß fort! Ich will fort!" „Ines, schau, wenn man dreißig Jahre blind ist wie ich, da bekommt man Hände, die ein Damastgewebe von jedem andern unterscheiden können, die jede Schwingung im Ton auffassen und wie ein Mensch zum andern spricht, seinen Namen ausspricht, Kind, da weiß man alles." „Großmama

? Ich fürchte mich. Ferdinand wird ihn hasten . . . und Ferdinand ist so sonderbar. Gott im Himmel! Ich glaube, ich muß fort, vielleicht beruhigt sich dann alles wieder, wenn ich fort bin." Da sagt Großmama; "„Ferdinand wird zur Einsicht kommen. Mary hat auch mancherlei für ihn getan. Er kann sie nicht ver lassen. Und wenn ihr euch wirklich so liebt, du und Richter . . . etwas Vermögen hast du ja . . . die Welt ist groß . . . irgendwo wird sich ein Plätzchen für euch finden . . . obwohl ich arme, blinde

Frau schwer leiden würde, wenn du nicht mehr uns bliebest." Da lächelt Ines schwach und küßt die guten Hände. „Großmama, du weiht so gut zu trösten." In ihrem Zimmer denkt sie über alles nach. Sie nimmt sich vor, zu Ferdinand gut und freundlich zu sein, wie eine liebe Schwester. Was hat er denn nur? Ist er krank? Ob sie nicht mit Mary reden sollte? Nein, mit Mary nicht, aber mit Richter. Er wird wissen, was geschehen soll, um Ferdinand auf andere Gedanken zu bringen. Irgend etwas muß ihn ver folgen

, kleine Ines! Ge hat ihr goldfarbenes Haar und ihren frischen, rosigen Teint und ihr hübsches Gesichtchen . . . Aber das ist hundertmal so in der Welt. Messen kann sie sich mit ihrer Erscheinung ja nicht. Was nur Ferdinand hat? Sie horcht auf. Ja, das ist sein Schritt. Sie tupft noch ein wenig mit dem Pudersleck über die Lippen, steht auf und geht ihm lächelnd und strah lend schön entgegen. Entsetzt weicht sie vor ihm zu rück. „Ferdinand! Wie siehst du aus?" „Mary, du und Mama, ihr habt diesen Richter

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Page 4 of 6
Date: 23.08.1938
Physical description: 6
". Dort wurde dem Gabelfrühstück reichlich zu gesprochen und auch das Bier durchaus nicht vergessen. Wohl sellen trug der Bodensee ein lustigeres Völklein als die Gefolg- „Mensch, wie sehen Sie denn aus? Geradezu belämmert! Baden Sie morgens in Milch, um schön zu bleiben? Oder was ist los?" Ferdinand verdrehte hilflos die Augen nach allen Seiten und suchte nach einer Antwort. „Reden Sie doch, Mann!" „Verzeihung, Herr Leutnant!" stammelte Hasenbein. „Dieser Hein Lammers ..." „...ist unschuldig, Herr Leutnant

!" fiel ihm Hein ins Wort. „Die Sache ist nämlich so: ich fege gerade die Stube aus, da kommt plötzlich der Hasenfuß zur Tür herein. Dabei stolpert er über meinen Besen und ich schlage den Milchtopf da herunter!" Er ging zum Fenster und zeigte den Topf her. So kaltblütig und keck log er, daß Ferdinand Mund und Nase aufriß und sich gar nicht traute, ihm zu widersprechen. Der Leutnant sagte nichts, sondern hielt nur die beiden scharf im Auge. „Tja", fuhr Hein fort. „Und da brachte der Hasenfuß unglück

licherweise seinen Nuschel dazwischen, und da war das Mallör auf einmal passiert! So war's doch, nicht wahr?" Er knuffte Ferdinand in die Seite. „Iawoll! So ähnlich, Herr Leutnant!" bestätigte Ferdinand. „So, so?" fragte Dierk. „Und der Tops ist dabei heil ge blieben?" Cr kannte seinen Pappenheimer und glaubte ihm kein Wort. Hein starrte ganz stumm auf den Topf. „Ja, allerdings! Der Topf ist heil geblieben!" Er hielt ihn Ferdinand hin. „Da haben wir noch Glück gehabt, nicht wahr, Hasenfuß?" Gegenüber

solcher Frechheit verstummte selbst Ferdinand, der sonst gewiß nicht auf den Mund gefallen war. Er konnte nur nicken. Das Armesündergesicht und das Lausbubengesicht — es war zuviel für Leutnant Dierk. Cr drehte sich um, um sein Lachen nicht zu zeigen. Vergnügt zwinkerte ihm 5/aus zu. Dierk zwang sich zum Ernst. „Schön! Dann ist die Sache in Ordnung?" fragte er Fer dinand. schaft der Textil A.-G., zum größten Teil junge Mädchen, auf seinem Rücken hinüber nach Konstanz. Die überwiegende Mehrzahl

!" „Dann schießen Sie los, Mann! Und dann verschwinden Sie und putzen Sie sich ab! So können Sie doch nicht herumlaufen!" „Iawoll, Herr Leutnant!" Ferdinand riß die Haken zusam men. „Bestellung vorn Herrn Major für den Herrn Leutnant! Der Herr Major läßt Herrn Leutnant fragen, ob Herr Leut nant mit Herrn Major heute abend eine Pulle Wein trinken möchte...? Außerdem lädt der Herr Major Herrn Leutnant für morgen abend zum Hasenbraten ein!" „Donnerwetter!" sagte Dierk angenehm überrascht. „Natür lich komme

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Page 3 of 6
Date: 15.09.1938
Physical description: 6
(2). «UM« tf 3 um LandeSsü»»etzLn tzIOW» io. WM QCroil8 i 19. Geplenaver 193» in Ännsvrn« (Nachdruck verboten.) ' 36 Der Etappenhase Von Bunje-Cortan Er zeigte auf die Weinflaschen, die Ferdinand aus dem Keller Grothes geholt hatte. „Dann erfährt er nämlich auch das da! Und dann", Hein griff nach dem verbrannten Rock und hielt ihn Ferdinand unter die Nase. „Und dann das da!" Hasenbein erbleichte, er war sich wohl bewußt, was diese Drohung bedeutete. Wenn der Major das alles erfuhr, schickte er ihn zum Regiment zurück

, und das hieß Front! Damit drohte ihm dieser Hein. Und plötzlich schoß Ferdinand das Blut in den Kopf. Wie erbärmlich war er, daß man ihm damit drohen konnte! Alle feigen Hemmungen fielen, sein männliches Ehrgefühl kam zum Durchbruch. Mit einem ironischen, überlegenen Lächeln schob er Hein zur Seite und trat mit festem Schritt vor Leutnant Dierk. „Herr Leutnant!" sagte er und sah Dierk ins Auge: „Ich melde mich freiwillig an die Front!" Ganz still war es in der Stube. Schweigend blickte Dierk Ferdinand

eine Weile an, dann sprach er: „Nein, Hasenbein, das nehme ich nicht an!... Sie sitzen jetzt unter Druck. Ueberlegen Sie sich's bis morgen früh, und wenn Eie dann noch wollen, so sind Sie mir willkommen!" „Herr Leutnant, ich habe es mir überlegt!" blieb Ferdinand fest. „Mir soll keiner nachsagen, daß ich mich gedrückt hätte. An meiner Stelle hier kann der Klaus bleiben, der gehört bei seinem Alter eigentlich..." „Erlaub mal, Hasenfuß!" mischte sich Klaus ein. „So alt bin ich nun noch nich

! Hab ich so lange mitgemacht, dann kann ich s auch noch weiter!... Nee, nee, dat kann ich mir gar nich vorstellen, dat ich von der Kompanie fort sollte! Dat nehm ich nich an!" „Und deine Familie?" fragte Franz. „Denkst du nicht an die?" Verlegen blieb Klaus die Antwort schuldig. Hein aber wandte sich jetzt an Ferdinand: „Mensch, wennste dat tätest! Dann nähm ich alles auf mich! Für einen Frontsoldaten tu ich alles, für einen Etappenhengst nix!" So herzlich sprach Hein, daß Ferdinand ordentlich warm ums Herz

wurde. Ehe er aber was sagen konnte, ergriff Leut nant Dierk wieder das Wort: „Schluß damit, Hein! Der Mann muß selber wissen, was er zu tun hat! Sie werden sich das beschlafen, Hasenbein! Und auch ihr anderen: marschmarsch jetzt in die Klappe! Gute Nacht!" * Draußen auf der Flur standen Franz und Marie am Trep pengeländer, Hand in Hand. Im Flüsterton sprachen sie mit einander. „Das war also dem Ferdinand seine Gefälligkeit, daß er die Sache mit dem verbrannten Rock auf sich nehmen wollte?" fragte

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Page 6 of 10
Date: 15.03.1936
Physical description: 10
im Jahre 1601 den ersten illu strierten Katalog der Ambraser W a f f e n s a m m l u n g, das „Armentarium heroicum etc“, in lateinischer und 1602 in deutscher Sprache heraus. Dieses „Armentarium heroicum“ sowie eine große und umfassende Korrespondenz, die zur Turnierharnisch des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. Arbeit des berühmten Plattner Jörg Seusenhofer. (Auf dem Harnisch ist der Tiroler Adler als Schmuck angebracht) Auf Schloß Ambras bei Innsbruck wurde der Teil der Waffensammlung

, der an Erzherzog Ferdinand von Tirol gelangte, aufgestellt. Wir danken es besonders Erzherzog Ferdinand, der einer der größten und bedeutend- sten Sammler der Renaissancezeit war und systematisch Rü stungen und Waffen seiner Zeitgenossen sammelte, daß Oe st erreich die u m fangreich st e Waffensamm lung de r W e l t besitz t. Er ließ schon im Jahre 1583 Jnventare anlegen und brachte in- kurzer Zeit die bedeutendste Waffensammlung der'da maligen Zeit zusammen, die den Hauptbestandteil der heutigen Sammlung

allen Rüstungen die einstigen Träger fest stellen kann, was natürlich für die Sammlung von allergröß tem Wert ist. Die ersten Stücke dieser Sammlung wurden von Kaiser Friedrich III., Kaiser Maximilian I. und Erzherzog Sigismund von Tirol zusammengestellt. Genauere Nachrichten haben wir aus dem 16. Jahrhundert, zurückgehend auf Kaiser Ferdinand I. Die habsburgische Waffensamm lung wurde nach dem Tode Kaiser Karls V. zwischen Madrid und Wien geteilt. Diese Waffen, die in Wien nun in der Neuen Hofburg

und in Madrid in der America Real unter gebracht sind, bildeten den Grundstock dieser beiden berühm ten Waffensammlungen. Die Wiener Waffensammlung wurde im Jahre 1564, nach dem Tode Ferdinand I. gestellt und fiel an Maximi lian II. und Erzherzog Ferdinand von Tirol. Durch Erzherzog K a r l v o n S t e i e r m a r k und durch verschiedene andere Erbschaften wurde das Erbteil Kaisers Maximi lians, das im kaiserlichen Zeughaus blieb, stark vermehrt, erlitt jedoch in den Jahren 1805 und 1809 durch Plünderungen

ich keine mehr! Vera von G r i m m. Harnische des Hofriesen und des Leibzwergs des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. (Deutsche Arbeit 1670.) Eine Sammlung, einzig in ihrer Art, die größte und wertvollste W affen s am mlun g der Welt, ist vor kuzem in vollkommen neuer Zusammenstellung und in ande ren Räumen— in der Neuen Hofburg — in Wien eröffnet worden. Diese weltberühmte Sammlung war bisher in Räumen des Wiener Kunsthistorischen Museums untergebracht, wo sie aber infolge ungenügender Uebersicht

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