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Schwazer Bezirksanzeiger
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Page 8 of 8
Date: 20.01.1917
Physical description: 8
, Franz Josefstraße 144, Tirol. 235 Was aber niemand wußte: Wörmann hatte so großen pekuniären Schaden erlitten, daß er sich kaum mehr erholen konnte. Zwar gab er den Mut nicht auf, sondern stürzte sich in neue Unternehmungen, welche ihm Rettung und Ge winn bringen mußten. Ereignete sich aber noch einmal ein Zwischenfall, dann — Wörmann wagte kaum an eine solche Eventualität zu den ken. Vorläufig hieß es, Arbeit bewältigen in Maste. Ferdinand Burgmüller wußte lange nicht, wie ihm geschah

. Er war wieder in die Reihe ehr licher Menschen gestellt, er durfte seine reichen Kenntnisse verwerten, ja, er hatte beinahe ein Heim gefunden. Die anstrengendste Arbeit deuchte ihm eine Spielerei; wenn alle anderen schon gegangen waren, saß er noch allein an sei nem Pulte und rechnete. Manchmal kam dann wohl der Fabrikant und warf einen langen Blick auf Burgmüller, um dann zu sagen: „Hören Sie auf, es ist genug." Ferdinand legte gehorsam die Feder nieder. Mit brennendem Kopfe fand er sich oft genug in seiner Stube

Winter war vergangen, und der Frühling kam mit Sonnenglanz und Vogelfang, springen den Knospen und duftenden Blüten. Ferdinand weitete sich die Brust im Bewußt sein der Jugendkraft. Nur sein Antlitz war bleich geblieben; das konnte von mancher schlaflosen Nachtstunde erzählen. Es war ihm nicht gelungen, die Liebe zu töten, welche in seiner Seele für Elli erstanden war. Alle Arbeit half nichts. Wenn er fort wäre, iveit fort von hier, wo er nie mehr diesen feuchtschim mernden Blick, dieses blonde

Goldhaar sehen, den holden Klang der Stimme Ellis hören konnte, dann würde es vielleicht bester. Aber jetzt aus diesem Hause zu gehen, wo ihm eine neue Heimat geboten wurde, das Fundament einer neuen Exi stenz, das wäre Undankbarkeit gewesen, ja noch mehr, Wahnsinn. Und nicht nur an sich allein hatte er zu denken, auch an seinen kleinen Schützling. Karlchen gedieh prächtig und fühlte sich wohl, wie der Fisch im Wasser. Nein, Ferdinand durfte dieses HauS nicht ver kästen; er mußte bleiben

, und zwar i« sein Privatarbeitszimmer. Der junge Mann erschrak. Ta war etwas vot- gefallen, unter allen Umständen. Hatte M- mann irgend einen groben Fehler entdeckt, chen Ferdinand verantworten sollte? Oder kam er darauf, daß der Mann, welchen er aus Gnade und Barmherzigkeit aufgenommen hatte, dal Auge auf Mi Wörmannwarf? Hatte sich die junge Dame beim Vater beschwert? Ferdinand Burgmüller wußte es nicht. Aber er glaubte be> stimmt, daß ihm seine Entlastung bevorstand. , Rasch begab er sich in das Vorderhaus. Karl chen sprang

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Newspapers & Magazines
Tiroler Land-Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 17.03.1917
Physical description: 8
, welcher so energisch und verständnisvoll die Geschäfte lei tete und dem jedermann auf den Wink gehorchte. Wie hatte er es nur möglich gemacht, Laß das Geld zur bestimmten Stunde, du war? Mehrmals sprach sie Mt Ferdinand darüber. Stets gab er ausweichende Antworten. ^ Jene Geldsumme habe er auf eigenes Risiko beschafft.. Frau Mathilde wußte, daß sie ihm die RektunF, die Erhaltung ihres friedlichen Helms ausschließ lich' zu verdanken hatte und wünschte sehnlichst, daß ein Tag komme, wo es ihr vergönnt wäre

. Und es schien, als ob er diese Empfindung ebenso erwidere. Die heißen Blicke, welche zk Elli strömten, wenn er sich unbeobachtet glaubte, redeten zu deutlich. " Und doch stiegen der Mutter auch -wieder Zwei»- fei auf. Es war zuw mindesten ein seltsames Verhältnis^ Wenn Ferdinand Mi liebte, wes halb sprach er dann nicht offen mit dem Mä.d» chen, -zu ihr: der Mutter. -Er durste dies wohl wagen, ohne befürchten zu müssen/ .eine Mvei- sung'zu erfahren^ -> War überhaupt zwischen den beiden noch kein Wort

, der Liebe gewechselt worden? Es schien so. Das- junge Paar verkehrte freundlich miteinan der; beide beobachteten jedoch -allem Anscheine- nach die Vorsicht/niemals allein zu. bleiben mit dem andern.-' J . - Wir können dem Leser, .verraten, daß weder Ferdinand noch Elli jemals eine Silbe von jenem Zusammentreffen ins Park- verlauten ließen; beide bewahrten die Erinnerung daran in der Liefe ihrer Brust als Geheimnis. j „ Die Mutier hatte ganz- recht peiMn, als sie glaubt, Elli . und Ferdinand" liebten

esvlaMer. Bis heute hat das Mädchen auf Las Wort des geliebten Mannes gewärtst und sich in.Sehnsucht verzehrt, da sie doch nicht zuerst sprechen durfte. Ferdinand hatte das erlösende, beglückende Wort nicht gesprochen. Fürchtete er, sich jetzt noch an dem -toten Wöhttater ZU versündigen?. O,. er mußte sich doch ebenso wie endlich Elli sagen, daß der r Vater gevnß nur das Glück seines Kindes wünsche und ihr nicht zürne/daß sich-beide zu- sammenfanden. :::i — ;;Vl .o" Weshalb nütz vermied er.'zu sprechen

sich jo Monat an Monat reihte, Ferdinand sich immer mehr nls. ein ganzer Mann bewies, der alle seine Kräfte der Fabrik widmete, grämte.sich Elli mehr-und mehr^- - Wie oft lag sie mit offenen Augen aus ihrem Bett und betete voller -Inbrunst, der Himmel möge ihm den Mut., verleihen, das onLscheidendL Wort.zu sprechen. - - - -Und Ferdinand Burgmüller konnte wohl Skhm- LeuÄs zur- Erschöpsurlg. um Vergessen, zu fMen, aber seftre heiße Liebe erstarb nicht, sie wuchs nur poch mehr, und nrarrchrnal glaubte er daran

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Tiroler Post
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Page 7 of 8
Date: 16.03.1917
Physical description: 8
ehrung zu dem jungen Manne empor, welcher so energisch und verständnisvoll die Geschäfte lei tete und dem jedermann auf den Wink gehorchte. Wie hatte er es nur möglich gemacht, daß das Geld zur bestimmten Stunde da war? ^ Mehrmals sprach sie mit Ferdinand darüber. Stets gab er ausweichende Antworten. Jene Geldsumme habe er auf eigenes Risiko beschafft. Frau Mathilde wußte, daß sie ihm die Rettung, die Erhaltung ihres friedlichen Heims ausschließ- tich zu verdanken hatte und wünschte sehnlichst

, den jungen Direktor. And es schien, als av er diese Empfindung ebenso erwidere. Die Wen Blicke, welche zu Elli strömten, wenn er stch unbeobachtet glaubte, redeten zu deutlich. Und doch stiegen der Mutter auch wieder Zwei fel auf. Es war zum mindesten ein seltsames Verhältnis. Wenn Ferdinand Elli liebte, wes halb sprach er dann nicht offen mit dem Mäd chen,, zu ihr, der Mutter. Er durfte dies wohl wagen, ohne befürchten zu müssen, eine Abwei sung zu erfahren. War überhaupt zwischen den beiden

noch kein Wort der Liebe gewechselt worden? Es schien so. Das junge Paar verkehrte freundlich miteinan der: beide beobachteten jedoch ollem Anscheine nach die Vorsicht, niemals allein zu bleiben mit dem andern. Wir können dem Leser verraten, daß weder Ferdinand noch Elli jemals eine Silbe von jenem Zusammentreffen im Park verlauten ließen; beide bewahrten die Erinnerung daran in der Tiefe ihrer Brust als Geheimnis. Tie Mutter hatte ganz recht gesehen, als sie glaubte, Elli und Ferdinand liebten einander

. Bis heute hat das Mädchen auf das Wort des geliebten Mannes gewartet und stch in Sehnsucht verzehrt, da sie doch nicht zuerst sprechen durfte. Ferdinand hatte das erlösende, beglückende Wort nicht gesprochen. Fürchtete er, sich jetzt noch qn dem toten Wohltäter zu versündigen? O, er mußte sich doch ebenso wie endlich Elli sagen, daß der Vater gewiß nur das Glück seines Kindes wünsche und ihr nicht zürne, daß sich beide Zu sammenfanden. Weshalb nur vermied er zu sprechen, ging er ihr aus dem Wege

, wenn es zu machen war, ohne daß es unhöflich erschien? Liebte er sie nicht mehr? Daran konnte und wollte sie nicht glauben. So wie er damals im Parke gesprochen, sprach nur ein Mann, dessen ganze Seele sich dem geliebten Mädchen weihen will. Und jetzt? Wenn er bereute, was er damals getan! Un möglich. Er fürchtete wohl, bei der Mutter bei einer Werbung abgewiesen zu werden, und dies ließ sein Stolz nicht zu. Konnte er so kleinlich denken? Und während sich so Monat an Monat reihte, Ferdinand sich immer mehr als ein ganzer Mann bewies

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Außferner Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 17.03.1917
Physical description: 8
mit einer wahren Ver ehrung zu dem jungen Manne empor, welcher so energisch und verständnisvoll die Geschäfte wi- tete und dem jedermann auf den Wink gehorchte. Wie hatte er es nur möglich gemacht, daß das Nd zur bestimmten Stunde da war? Mehrmals sprach sie mit Ferdinand darüber, rtets gab er ausweichende Antworten. Jene Geldsumme habe er auf eigenes Risiko beschafft. Frau Mathilde wußte, daß sie ihm die Rettung, die Erhaltung ihres friedlichen Heims ausschließ lich zu verdanken hatte und wünschte sehnlichst

, den jungen Direktor. Und es schien, als eü er biete Empfindung ebenso erwidere. Die heißen Blicke, welche zu Elli strömten, wenn er sich unbeobachtet glaubte, redeten zu deutlich. Und doch stiegen der Mutter auch wieder Zwei fel auf. Es war zum mindesten ein seltsames Verhältnis. Wenn Ferdinand Elli liebte, wes halb sprach er dann nicht offen mit dem Mäd chen, zu ihr, der Mutter. Er durfte dies wohl wagen, ohne befürchten zu müssen, eine Abwei sung zu erfahren. War überhaupt zwischen den beiden

noch kein Wort der Liebe gewechselt worden? Es schien so. Das junge Paar verkehrte freundlich miteinan der: beide beobachteten jedoch allem Anscheine nach die Vorsicht, niemals allein zu bleiben mit dem andern. Wir können dem Leser verraten, daß weder Ferdinand noch Elli jemals eine Silbe von jenem Zusammentreffen im Park verlauten ließen; beide bewahrten die Erinnerung daran in der Tiefe ihrer Brust als Geheimnis. Tie Mutter hatte ganz recht gesehen, als sie glaubte, Elli und Ferdinand liebten einander

. Bis beute hat das Mädchen auf das Wort des geliebten Mannes aewartet und sich in Sehnsucht verzebrt, da sie doch nicht zuerst sprechen durfte. Ferdinand hatte das erlösende, beglückende Wort nicht gesprochen. Fürchtete er. sich setzt noch an dem toten Wohltäter zu versündigen? O, er musste sich doch ebenso wie endlich Elli sagen, daß der Vater gewiß nur das Glück seines Kindes wünsche und ihr nicht zürne, daß sich beide zu- sammenfanden. Weshalb nur vermied er zu sprechen, ging er ihr aus dem Wege

, wenn es zu machen war. 1 ohne daß es unhöflich erschien? Liebte er sie nicht mehr? Daran konnte und wollte sie nicht glauben. So wie er damals im Parke gesprochen, sprach nur ein Mann, dessen ganze Seele sich dem geliebten.Mädchen weihen will. Und jetzt? Wenn er bereute, was er damals getan! Un möglich. Er fürchtete wohl, bei der Mutter bei einer. Werbung abgewiesen zu werden, und dies ließ sein Stolz nicht zu. Konnte er so kleinlich denken? Und während sich so Monat an Monat reihte, Ferdinand sich immer mehr als ein ganzer Mann bewies

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Lienzer Nachrichten
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Page 8 of 8
Date: 19.01.1917
Physical description: 8
im Hofe. Was aber niemand wußte: Wörmann hatte so großen pekuniären Schaden erlitten, daß er sich kaum mehr erholen konnte. Zwar gab er den Mut nicht auf, sondern stürzte sich in neue Unternehmungen, welche ihm Rettung und Ge winn bringen mußten. Ereignete sich aber noch einmal ein Zwischenfall, dann — Wörmann wagte kaum an eine solche Eventualität zu den ken. Vorläufig hieß es, Arbeit bewältigen in Masse. Ferdinand Burgmüller wußte lange nicht, wie ihm geschah. Er war wieder in die Reihe ehr licher

Menschen gestellt, er durfte seine reichen Kenntnisse verwerten, ja, er hatte beinahe ein Heim gefunden. Die anstrengendste Arbeit deuchte ihm eine Spielerei; wenn alle anderen schon gegangen waren, saß er noch allein an sei nem Pulte und rechnete. Manchmal kam dann wohl der Fabrikant und warf einen langen Blick auf Burgmüller, um dann zu sagen: „Hören Sie auf, es ist genug." Ferdinand legte gehorsam die Feder nieder. Mit brennendem Kopfe fand er sich oft genug in seiner Stube und blickte lange brütend

Leidenschaft von neuem hervorbrechen zu lassen. Wie sollte dies enden? An eine Verbindung mit Elli durste er mit dem Makel des Zuchthauses Behaftete ja nicht denken. Ter Winter war vergangen, und der Frühling kam mit Sonnenglanz und Vogelfang, springen den Knospen und duftenden Blüten. Ferdinand weitete sich die Brust im Bewußt sein der Jugendkraft. Nur sein Antlitz war bleich geblieben; das konnte von mancher schlaflosen Nachtstunde erzählen. Es war ihm nicht gelungen, die Liebe zu töten

Schützling. Karlchen gedieh prächtig und fühlte sich wohl, wie der Fisch im Wasser. Nein, Ferdinand durste dieses Haus nicht ver losten; er mußte bleiben — und weiter kämpfen. Eines Morgens ließ Wörmann durch den Bü rodiener Burgmüller zu sich rufen, und zwar in sein Privatarbeitszimmer. Der junge Mann erschrak. Ta war etwas vor gefallen, unter allen Umständen. Hatte Wör mann irgend einen groben Fehler entdeckt, wel chen ^Ferdinand verantworten sollte? Oder kam er darauf, daß der Mann

, welchen er aus Gnade und Barmherzigkeit ausgenommen hatte, das Auge auf Elli Wörmann warf? Hatte sich die junge Dame beim Vater beschwert? Ferdinand Burgmüller wußte es nicht. Aber er glaubte be stimmt, daß ihm seine Entlastung bevorstand. Raich begab er sich in das Vorderhaus. Karl chen sprang ihm entgegen. Er schob den Kleinen hastig von sich. „Geh, mein Junge, ich habe jetzt keine Zeit für dich!" Er pochte an Wörmanns Tür. Ein kurzes „Herein!" antwortete. Und nun stand Ferdinand vor dem Fabrikan ten

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 03.03.1917
Physical description: 8
Im Hofe. 17 (Nachdruck verboten.) Der Schatz des Prälaten. Roma» von Gebhard SchLtzler-Perasiui. „Ich werde mir sofort Gewißheit verschaffen, es kann doch nicht ganz trostlos aussehen. Wir arbeiten mit großem Nutzen, gerade jetzt, haben großartige Bestellungen, die uns leicht über die Situation hinweghelfen —" Der Justizrat hob die Schultern und sagte: „Was nützt es, wenn Sie Ihre nächsten Zah lungen nicht mehr leisten können?" Ferdinand Burgmüller schüttelte zornig den »Nein, nein, so weit darf

es nicht kommen! Es handelt sich um Ellis Zukunft, um die sorgenfreie Existenz Weier edler Frauen. Ich werde einen Ausweg finden." „Das gebe Gott! Niemand würde sich mehr darüber freuen als ich!" nickte der Justizrat. Zwei Tage und Nächte rechnete Ferdinand Burgmüller ganz allein, kalkulierte, und war es zu Ende, so begann er von neuem auf eine andere Weise. Es war alles vergeblich. Auf die telegraphi schen Erkundigungen über den Stand der Firma Schaudert u. Co. kam die mit seiner Anfrage sich kreuzende Kunde

von dem völligen Zusammen bruch des Hauses. Wörmann hatte sich stärker bei der Firma en gagiert als anfänglich selbst schlimmsten Falles aeabnt wurde. Eine enorme Summe ging ver loren. Für einige Zeit fühlte Ferdinand alle seine Energie gelähmt. Dieser zweite Schlag war zu furchtbar gekommen. Die Fabrik mutzte, wenn sich kein Ausweg fand, in acht Tagen ihre Zahlungen einstellen; der ganze Betrieb stockte. Um die Krisis zu über winden, war eine sofort verfügbare Summe von sechzigtausend Mark nötig. Wer

würde dieselbe hergeben, nachdem bereits ein schädigendes Gerücht in den Kreisen der Fabrikanten und Geldmänner von dem Ruin der Firma zirkulierte? Ferdinand unternahm es auf eigene Verant wortung, an mehreren Stellne anzupochen. Er wurde höflich, aber bestimmt abgewiesem Und doch hatte er die felsenfeste UeLerzeugung, daß er die Fabrik durchbrachte w'd in etwa zwei Jahren glänzend hob, wenn man ihm jetzt unter die Arme griff. Leider vermochte er niemand diesen Glarcken beizubringen. Noch vier Tage, dann wurden große

Wechsel präsentiert und die Katastrophe war da. Bis dahin hatte er Frau Mathilde noch gänz lich mit seinen traurigen Mitteilungen verschont. Er wollte sie schonen; denn die unglückliche Frau schien, wenigstens jetzt, für nichts anderes zu le ben, als der tiefsten Trauer für den verlorenen Gatten. Allein es war nun unbedingt notig, ihr die Sachlage zu schildern. Vielleicht wußte sie eine Hilfe. Mit bleicher Miener trat ihr Ferdinand ge Schwedisches Lederfett beste und ältest« Marke, ausgezeichnet

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Tiroler Post
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Page 8 of 8
Date: 19.01.1917
Physical description: 8
nicht auf, sondern stürzte sich in neue Unternehmungen, welche ihm Rettung urid Ge winn bringen mußten. Ereignete sich aber noch einmal ein Zwischenfall, dann —- Wörmann wagte kaum an eine solche Eventualität zu den- ken. . Vorläufig hieß es, Arbeit bewältigen rn Masse. Ferdinand Burgmüller wußte lange nicht, wie ihm geschah. Er war wieder in die Reihe ehr licher Menschen gestellt, er durfte seine reichen Kenntnisse verwerten, ja, er hatte beinahe ein Heim gefunden. Die anstrengendste Arbeit deuchte ihm eine Spielerei

; wenn alle anderen schon gegangen waren, saß er noch allein an sei nem Pulte und rechnete. Manchmal kam dann wohl der Fabrikant und warf einen langen Blick auf Burgmüller, um dann zu sagen: „Hören Sie auf, es ist genug." Ferdinand legte gehorsam die Feder nieder. Mit brennendem Kopfe fand er sich oft genug in seiner Stube und blickte lange brütend vor sich ins Dunkle. Dann tauchte vor seinem Geiste stets die lichte Gestalt Ellis auf, wie er sie das erstemal sah, unterm Weihnachtsbaum des Ar beiters

von neuem hervorbrechen zu lassen. Wie sollte dies enden? An eine Verbindung mit Elli durfte er mit dem Makel des Zuchthauses Behaftete ja nicht denken.. Ter Winter war vergangen, und der Frühling kam mit Sonnenglanz und Vogelfang, springen den Knospen und duftenden Blüten. Ferdinand weitete sich die Brust im Bewußt sein der Jugendkraft. Nur sein Antlitz war bleich geblieben; das konnte von mancher schlaflosen Nachtstunde erzählen. Es war ihm nicht gelungen, die Liebe zu töten, welche in seiner Seele

. Karlchen gedieh prächtig und fühlte sich wohl, wie der Fisch im Wasser. Nein, Ferdinand durfte dieses Haus nicht ver lassen; er mußte bleiben — und weiter kämpfen. Eines Morgens ließ Wörmann durch den Bü- in litt Terubiedenen Mett. Ganz 61 eise (Sr Mbsiei ohe Wert 20 ml 15 tu ä 211 Kleine tlr »e nsw. 3 ) Dal 26 cd i 10 i Mittlere für Midi nsw. SO Dal 30 HO 1 OroBe iir Usc&e Kleider isw. 30 Dal 30 i K 170 L FILIALE Itr 1M-A« „HM“, Mii Ges. B.b.11 Strohhüte und Trauerhüte zum Umformen nehme gerne

Schretter, öiis in Tirol. rodieuer Burgmüller zu sich rufen, und zwar in fein Privatarbeitszimmer. Ter junge Mann erschrak. Da war etwas vor gefallen, unter allen Umständen. Hatte Wör mann irgend einen groben Fehler entdeckt, wel chen Ferdinand verantworten sollte? Oder kam er darauf, daß der Mann, welchen er aus Gnade und Barmherzigkeit ausgenommen hatte, das Auge auf Elli Wörmann warf? Hatte sich die junge Dame beim Vater beschwert? Ferdinand Burgmüller wußte es nicht. Aber er glaubte be stimmt

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Außferner Zeitung
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Page 8 of 8
Date: 20.01.1917
Physical description: 8
Ge@r§ Schrsifer, Ulis in Tirol Was aber niemand wußte: Wörmann hatte so großen pekuniären Schaden erlitten, daß er sich kaum mehr erholen konnte. Zwar gab er den Mut nicht auf, sondern stürzte sich in neue Unternehmungen, welche ihm Rettung und Ge winn bringen mußten. Ereignete sich aber noch einmal ein Zwischenfall, dann — Wörmann wagte kaum an eine solche Eventualität zu den ken. Vorläufig hieß es, Arbeit bÄvältigen in Masse. Ferdinand Burgmüller wußte lange nicht, wie ihm geschah

. Er war wieder in die Reihe ehr licher Menschen gestellt, er durfte seine reichen Kenntnisse verwerten, ja, er hatte beinahe ein Heim gefunden. Die anstrengendste Arbeit deuchte ihm eine Spielerei; wenn alle anderen schon gegangen waren, saß er noch allein an sei nem Pulte und rechnete. Manchmal kam dann wohl der Fabrikant und warf einen langen Blick auf Burgmüller, um dann zu sagen: „Hören Sie auf, es ist genug." Ferdinand legte gehorsam die Feder nieder. Mit brennendem Kopfe fand er sich oft genug in seiner Stube

seiner mühsam niedergehaltenen Leidenschaft von neuem hervorbrechen zu lassen. Wie sollte dies enden? An eine Verbindung mit Elli durfte er mit dem Makel des Zuchthauses Behaftete ja nicht denkem Ter Winter war vergangen, und der Frühling kam mit Sonnenglanz und Vogelfang, springen den Knospen und duftenden Blüten. Ferdinand weitete sich die Brust im Bewußt sein der Jugendkraft. Nur sein Antlitz war bleich geblieben; das konnte von mancher schlaflosen Nachtstunde erzählen. Es war ihm nicht gelungen

, auch an seinen kleinen Schützling. Karlchen gedieh prächtig und fühlte sich wohl, wie der Fisch im Wasser. Nein, Ferdinand durfte dieses Haus nicht ver kästen; er mußte bleiben — und weiter kämpfen. Eines Morgens ließ Wörmann durch den Bü rodiener Burgmüller zu sich rufen, und zwar in sein Privatarbeitszimmer. Der junge Mann erschrak. Da war etwas vor gefallen, unter allen Umständen. Hatte Wör mann irgend einen groben Fehler entdeckt, wel chen Ferdinand verantworten sollte? Oder kam er darauf, daß der Mann

, welchen er aus Gnade und Barmherzigkeit ausgenommen hatte, das Auge auf Elli Wörmann warf? Hatte sich die junge Dame beim Vater beschwert? Ferdinand Burgmüller wußte es nicht. Aber er glaubte be stimmt, daß ihm seine Entlassung bevorstand. Rasch begab er sich in das Vorderhaus. Karl chen sprang ihm entgegen. Er schob den Kleinen hastig von sich. „Geh, mein Junge, ich habe jetzt keine Zeit für dich!" Er pochte an Wörmanns Tür. Ein kurzes „Herein!" antwortete. Und nun stand Ferdinand vor dem Fabrikan ten

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Newspapers & Magazines
Schwazer Bezirksanzeiger
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Page 7 of 8
Date: 17.03.1917
Physical description: 8
gesucht! 19 (Nachdruck verboten.) Der Schatz des Prälaten. Roman von Gebhard Schätzler-Perasini. Frau Mathilde blickte mit einer wahren Ver ehrung zu dem jungen Manne empor, welcher so energisch und verständnisvoll die Geschäfte lei tete und dem jedermann auf den Wink gehorchte. Wie hatte er es nur möglich gemacht, daß das Geld zur bestimmten Stunde da war? ^Mehrmals sprach sie mit Ferdinand darüber. Aets gab er ausweichende Antworten. Jene Geldsumme habe er auf eigenes Risiko beschafft. , Frau

, mit ihrem ge bebten Gatten vereint zu werden. Nur eine Sorge lag ihr noch am Herzen: Ellis Zukunft 1 Ihr Kind liebte, das Mutterauge sah dies ganz Mau, den jungen Direktor. Und es schien, als j® er diese Empfindung ebenso erwidere. Die heißen Blicke, welche zu Elli strömten, wenn er uch unbeobachtet glaubte, redeten zu deutlich. Und doch stiegen der Mutter auch wieder Zwei fel auf. Es war zum mindesten ein seltsames Verhältnis. Wenn Ferdinand Elli liebte, wes halb sprach er dann nicht offen mit dem Mäd chen

, zu ihr, der Mutter. Er durfte dies wohl wagen, ohne befürchten zu müssen, eine Abwei sung zu erfahren. War überhaupt zwischen den beiden noch kein Wort der Liebe gewechselt worden? Es schien so. Das junge Paar verkehrte freundlich miteinan der; beide beobachteten jedoch allem Anscheine nach die Vorsicht, niemals allein zu bleiben mit dem andern. Wir können dem Leser verraten, daß weder Ferdinand noch Elli jemals eine Silbe von jenem Zusammentreffen im Park verlauten ließen; beide bewahrten die Erinnerung daran

in der Tiefe ihrer Brust als Geheimnis. Die Mutter hatte ganz recht gesehen, als sie glaubte, Elli und Ferdinand liebten einander. Vis heute hat das Mädchen auf das Wort des geliebten Mannes gewartet und sich in Sehnsucht verzehrt, da sie doch nicht zuerst sprechen durfte. Ferdinand hatte das erlösende, beglückende Wort nicht gesprochen. Fürchtete er, sich seht noch an dem toten Wohltäter zu versündigen? O, er mußte sich doch ebenso wie endlich Elli sagen, daß der Vater gewiß nur das Glück seines Kindes

zu werden, und dies ließ sein Stolz nicht zu. Konnte er so kleinlich denken? Und während sich so Monat an Monat reihte, Ferdinand sich immer mehr als ein ganzer Mann bewies, der alle seine Kräfte der Fabrik widmete, grämte sich Elli mehr und mehr. Wie oft lag sie mit offenen Augen auf ihrem Bett und betete voller Inbrunst, der Himmel möge ihm den Mut verleihen, das entscheidende Wort zu sprechen. Und Ferdinand Burgmüller konnte wohl arbei ten bis zur Erschöpfung, um Vergessen zu finden, aber seine heiße Liebe erstarb

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Tiroler Post
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Page 7 of 8
Date: 02.03.1917
Physical description: 8
die Schultern und sagte: „Was nützt es, wenn Sie Ihre nächsten Zah lungen nicht mehr leisten können?" Ferdinand Burgmüller schüttelte zornig den Kopf. „Nein, nein, so weit darf es nicht kommen! Es handelt sich um Ellis Zukunft, um die sorgenfreie Existenz zweier edler Frauen. Ich werde einen Wsiveg finden." „Das gebe Gott! Niemand würde sich mehr darüber freuen als ich!" nickte der Justizrat. Zwei Tage und Nächte rechnete Ferdinand Burgmüller ganz allein, kalkulierte, und war es U Ende, so begann

er von neuem auf eine andere Piss. .Es war alles vergeblich. Aus die telegraphi- Mn Erkundigungen über den Stand der Firma schaudert u. Eo. kam die mit seiner Anfrage sich Duzende Kunde von dem völligen Zusammen bruch des Hauses. Wrmann hatte sich stärker bei der Firma en gagiert als anfänglich selbst schlimmsten Falles geahnt wurde. Eine enorme Summe ging ver loren. Für einige Zeit fühlte Ferdinand alle seine Energie gelähmt. Dieser Zweite Schlag war zu furchtbar gekommen. Tie Fabrik mußte

, wenn sich kein Ausweg fand, in acht Tagen ihre Zahlungen einstellen; der game Betrieb stockte. Um die Krisis zu über winden, war eine sofort verfügbare Summe von sechzigtausend Mark nötig. Wer würde dieselbe hergeben, nachdem bereits ein schädigendes Gerücht in den Kreisen der Fabrikanten und Geldmänner von dem Ruin der Firma zirkulierte? Ferdinand unternahm es auf eigene Verant wortung, an mehreren Stellne anzupochen. Er wurde höflich, aber bestimmt aLgewiesen. Und doch hatte er die felsenfeste Ueberzeugung

es war nun unbedingt nötig, ihr die Sachlage zu schildern. Vielleicht wußte sie eine Hilfe. Mit bleicher Miener trat ihr Ferdinand ge genüber und sagte ihr so schonen wie möglich, um was es sich handle. „Leise entgegnete sie: „Ich hänge nicht an Geld und Gut; wenn uns nur unser friedliches Heim, unsere Ruhe ver bleibt. Auch Elli wird denken wie ich." „Ich bitte um Verzeihung, gnädige Frau, wenn ich Ihnen weh tun mutz," sagte Ferdinand; „aber der Himmel weiß, daß ich mich bis zur Erschöp fung abmühte

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 20.01.1917
Physical description: 8
» von Gebhard Schätzler-Perasini. Nur dieses eine Wort braucht er sich ins Ge dächtnis zurückzurufen, dann ward es wieder eisig kalt in ihm. Er zitterte bei dem bloßen Gedan ken» — daß Elli oder ihre Mutter auch nur einen Hauch von seinem Geheimnis erfahren könnten» er wünschte sich lieber den sofortigen Tod, als diese Schmach vor den beiden Frauen eingestehen zu müssen. Aber Wörmann würde schweigen» wie er zusagte, und Ferdinand Burgmüller wollte seine Pflicht tun, eisern; keinen Schritt mehr ab weichen

vom Wege und arbeiten, ohne Murren» sollte er auch unter der Last zusammenbrechen. Er hatte strengen Dienst und wurde keineswegs geschont. Den übrigen im Büro Beschäftigten war er einfach als Ferdinand Burgmüller vorgestellt worden, der aus mancherlei Gründen eine Woh nung in der Fabrik selbst erhielt. Der alte Buchhalter und Prokurist schüttelte manchmal bei sich den Kopf, weil er sich die Sache nicht zurechtreimen konnte, da Burgmüller jedoch auf alle Fragen oder Anspielungen privater Na tur

hatte ihm bereits furchtbare Geldopfer gekostet. Er allein mußte sich sagen, daß, wenn der Streik noch lange anhielt, er voll ständig ruiniert war. Aber noch durfte niemand etwas von seiner Lage ahnen. Seine Fabrik hatte einen blühen den Aufschwung genommen, obwohl sein ganzes großes Vermögen darin steckte. Nur zwei bis drei Jahre Arbeit, rauchende Essen und dröh nende Eisenhämmer, dann stand Wörmann fest gegen jeden Sturm. Für Ferdinand hatte Wörmann selten ein Wort, niemals eine Anerkennung über besten

rastlose Arbeit. Trotzdem beobachtete ihn der Fabrikant aus das schärfste. Es konnte keine strengere Probe geben. Hatte Wörmann seinen Angestellten auf irgend einer unehrenhaften oder auch nur leichtsinnigen Handlungsweise betroffen, ohne Bedenken wäre Ferdinand entlasten worden. Aber Ferdinand Burgmüller hatte seinen Cha rakter gestählt, er fiel niemals mehr. — Vier Wochen hatte der Streik gewährt; mm war er zu Ende. Die Arbeiter hatten nachge geben. Nachdem einer der Hauptagitatoren we gen

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Außferner Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 03.03.1917
Physical description: 8
. „Ich werde mir sofort Gewißheit verschaffen, es kann doch nicht ganz trostlos aussehen. Wir arbeiten mit großem Stutzen, gerade jetzt, haben großartige Bestellungen, die uns leicht über die Situation Hinweghelsen —" $er Justizrat hob die Schultern und sagte: „Was nützt es, wenn Sie Ihre nächsten Zah lungen nicht mehr leisten können?" Ferdinand Burgmüller schüttelte zornig den „Nein, nein, so weit darf es nicht kommen! Es Mdelt sich um Ellis Zukunft, um die sorgenfreie Existenz zweier edler Frauen

. Ich werde einen Ausweg finden." „Das gebe Gott! Niemand würde sich mehr darüber freuen als ich!" nickte der Justizrat. Zwei Tage und Nächte rechnete Ferdinand dmgmüller ganz allein, kalkulierte, und war es jju Ende, so begann er von neuem auf eine andere Weise.' . : . .Es war alles vergeblich. Aus die Lelegraphi« Mn Erkundigungen über den Stand der Firma Zaubert u. Co. kam die mit seiner Anfrage sich Duzende Kunde von dem völligen Zusammen- »ruch des Hauses. Wörmann hatte sich stärker bei der Firma en- 5 Agiert

, mit oder ohne Pfarraufdruck empfiehlt bei postwenden «er Lie- ferung BUCHDRUCKEREI loren. Für einige Zeit fühlte Ferdinand alle seine Energie gelähmt. Tiefer zweite Schlag war zu furchtbar gekommen. Tie Fabrik mußte, wenn sich kein Ausweg fand, in acht Tagen ihre Zahlungen einstellen; der ganze Betrieb stockte. Um die Krisis zu über winden, war eine sofort verfügbare Summe von sechzigtausend Mark nötig. Wer würde dieselbe hergeben, nachdem bereits ein schädigendes Gerücht in den Kreisen der Fabrikanten und Geldmänner

von dem Ruin der Firma zirkulierte? Ferdinand unternahm es auf eigene Verant wortung, an. mehreren Stellne anzupochen. Er wurde höflich, aber bestimmt abgewiesen. Und doch hatte er die felsenfeste Ueberzeugung, daß er die Fabrik durchbrachte und in etwa zwei Jahren glänzend hob, wenn man ihm jetzt unter die Arme griff. Leider vermochte er niemand diesen Glauben beizubringen. Noch vier Tage, dann wurden große Wechsel präsentiert und die Katastrophe war da. Bis dahin hatte er Frau Mathilde noch gänz lich

mit seinen traurigen Mitteilungen verschont. Er wollte sie schonen; denn die unglückliche Frau schien, wenigstens jetzt, für nichts anderes zu le ben, als der tiefsten Trauer für den verlorenen Gatten. Allein es war nun unbedingt nötig, ihr die Sachlage zu schildern. Vielleicht wußte sie eine Hilfe. ,i Mit bleicher Miener trat ihr Ferdinand ge- Grmüfefamen verkaussberett! Heimatsamen alle Sorten in frischen Füllungen, bei k. u. k. Hoflieferant, :: Samenhandlung Wallvach - Schwanrnfrld, Lansbruck, Znnrain

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 10.03.1917
Physical description: 8
.) Der Schatz des Prälaten. dLoma« von Gebhard SchLtzler-Perastni. Noch zwei Tage — dann erfolgte der Krach. In der vorletzten Dacht ging Ferdinand nicht zur Ruhe. Rastlos wanderte er auf und nieder. Als das erste Morgengrauen durch die Fenster drang, machte der sunge Direktor hastig Toilette. Er kleidete sich ganz einfach und warf einen dunk len Ueberrock um. Stock und Hut ergreifend, verliest er die Villa und ging hinüber nach den Fabriksräumen. Niemand trat ihm in den Weg. alles schlief

noch. Vor dem Büro angelangt, öffnete Ferdinand mit dem Schlüsse! und trat ein. Er machte Licht; denn es war hier noch ziemlich dunkel, und schrieb einige informierende Zeilen an den ersten Buchhalter. Den Brief legte er auf besten Pult.' Tann verlöschte er das Licht wieder, verschloß nach dem Verlassen des Raumes die Tür sorgfältig und schritt nun eilig in der Stadtrichtung davon. Zwanzig Minuten später trug der Kurierzug den Direktor der Wörmannschen Fabrik in die Ferne. Der nächste Tag- die Nacht darauf

und wieder ein Tag vergingen. Frau Mathilde hatte erfahren, daß Burgmüller in dringenden Angelegenheiten eine Geschäfts reise machen w^rde, aber mit aller Be^iunntbeit am Mend des 16. Oktober zurück sein werde. Wiederholt faltete sie diest Hände und betete im stillen: „Barmherziger Gott, gib- daß er die Hilfe mit sich bringt!" Daran, daß Ferdinand sich möglicherweise für immer entfernt haben könnte, um der Kata strophe aus dem Wege zu gehen, dachte sie gar nicht. Sie glaubte fest an ihn. Auch Elli erfuhr

, daß der Geliebte verreist sei. Ta sie aber nichts von dem ahnte, was sich im geheimen vorbereitete, so tonnte sie nur anneh men, diese Reise verfolge geschäftliche Zwecke. Sie hatte Sorge um die gute Mutter, welche zu krän keln begann und so entsetzlich bleich aussah. Mit Ferdinand war sie seit jener unvergeß lichen Nacht nie mehr allein zusammengekommen. Stets ergriff sie ein Zittern, wenn sie sich ver gegenwärtigte, wie sie an seiner Schulter ruhte, wahrend ihr armer Papa bereits den letzten Atem ausgehaucht

hatte. _ , Dennoch erfüllte diese Liebe ihr ganzes Sein. Nur kam sie sich fast vor wie eine Verbrecherin. Daß Ferdinand ihr aus dem Wege ging, empfand sie wohl; sie litt schwer darunter, aber er hatte wohl dasselbe Gefühl, wenn er an die Stunde dachte, wo beide sich fanden. Das Schicksal lastete schwer auf dem Hause. Gegen Abend des 15. Oktober flüsterte sich das Kontorpersonal Wormanns allerlei in die Obren. 85.MO Mark sollten morgen honoriert werden, weitere 25.000 ein paar Tage darnach. „Der Direktor

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Tiroler Post
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Page 7 of 8
Date: 09.03.1917
Physical description: 8
sind, werden nicht ausgenommen, bezw. müssen dieselben wieder von der Alpe entfernt werden. Strengen, den 1. März 1917. 826 Der GerichtSkafleverwalter Joh. Alois Auer. (Nachdruck verboten.) Der Schatz des Prälaten. Roman von Gebhard S ch atzler-Perafitri. Noch zwei Tage — dann erfolgte der Krach. Fn der vorletzten Nacht ging Ferdinand nicht ;ur Ruhe. Rastlos wanderte er auf und nieder. $tl§ ba& erste Morgengrauen durch die Fenster Sraug, machte der junge Direktor hastig Toilette. Er kleidete sich ganz einfach und warf

einen dunk len Ueberrock um. Stock und Hut ergreifend, verließ er die Villa und ging hinüber nach den 8'abriksraumen. Niemand trat ihm in den Weg, olles schlief noch. Vor dem Büro angelangt, öffnete Ferdinand snit dem Schlüstel und trat ein. Er machte Licht; pyn es war hier noch ziemlich dunkel, und Ärieb einige informierende Zeilen an den ersten vuchhalter. Ten Brief legte er auf dessen Pult. Tann verlöschte er das Licht wieder, verschloß nach dem verlassen des Raumes die Tür sorgfältig und schritt

, daß Ferdinand sich möglicherweise für immer entfernt haben könnte, um der Kata strophe aus dem Wege zu gehen, dachte sie gar nicht. Sie glaubte fest an ihn. Auch Elli erfuhr, daß der Geliebte verreist sei. Da sie aber nichts von dem ahnte, was sich im geheimen vorbereitete, so konnte sie nur anneh men, diese Reise verfolge geschäftliche Zwecke. Sie hatte Sorge um die gute Mutter, welche zu krän keln begann und so entsetzlich bleich aussah. Mit Ferdinand war sie seit jener unvergeß lichen Nacht nie mehr

allein zusammengekommen. Stets ergriff sie ein Zittern, wenn sie sich ver gegenwärtigte, wie sie an seiner Schulter ruhte, während ihr armer Papa bereits den letzten Atem ausgehaucht hatte. Dennoch erfüllte diese Liebe ihr ganzes Sein. Nur kam sie sich fast vor wie eine Verbrecherin. Daß Ferdinand ihr aus dem Wege ging, empfand sie wohl; sie litt schwer darunter, aber er hatte wohl dasselbe Gefühl, wenn er an die Stunde dachte, wo beide sich fanden. Das Schicksal lastete schwer auf dem Hause

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Tiroler Post
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Page 8 of 8
Date: 30.03.1917
Physical description: 8
. l3406-st Mutterherzen, und wenn mein teurer Gatte noch auf euch niederschaut, so wird er dasselbe tun." Einen Monat später feierte feierte Ferdinand Purgmüller im engsten Familienkreise seine Ver mählung mit Elli. Sah er in die klaren Augen seines jungen, liebreizenden Weibes, so versanken olle Schatten der Vergangenheit. „Ich werde über mciit Glück wachen wie der iCherub mit flammendem Schwerte vor der Pforte des Paradieses," sagte er sich im geheimen. Und Ferdinand Burgmüller wachte lange

. 9 . Zwanzig Jahre sind seit jener Zeit vergangen, da Ferdinand Burgmüller das Gefängnis ver lies;. Nichts hat ihn mehr an jene Tage erin nert, keine Silbe, keine warnende Zeile, kein bekanntes Gesicht aus jener Zeit. Es ist alles wohl erloschen; nur tief im Hintergründe schlummert bei ihm selbst noch die Erinnerung. Aber er weckt sic nicht. Vom Direktor der Wörmannschen Fabrik ist Ferdinand Burgmüller zum Besitzer emporgestie- g'en. Er hat die Anzahl seiner Arbeiter verdop pelt und genießt ein Ansehen

und auch ihr Gatte hatten längst be merkt, daß sich Karl Bolz und ihr eigenes Kind J Gretchen liebten. I Ferdinand Burgmüller hatte nur eine kurze . Weile gezögert und den Gedanken erwogen, ob er etwa durch eine sofortige Entfernung des jungen ! Mannes der im Entstehen begriffenen Herzens- 4ür Lerausgäbtz der Redaktion verantwortlich: Leopold Bauerfeind. — Druck: neigung ein Ende machen oder sein Ja dazu gebe» sollet Er beschloß, dem jungen Paare nicht entgegen« zutreten, wenn es sich in Liebe fand. Beide blie

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Außferner Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 10.03.1917
Physical description: 8
beträgt 21 Kr. Die An meldungen sind beim Gerichlskasseverwalter Joh. Alots Auer in Strengen bis spätestens 20. Mai 1917 einzubringen. Altstiere, welche bösartig sind, werden nicht ausgenommen, bezw. müssen dieselben wieder von der Alpe entfernt werden. Strengen, den 1. März 1917. 826 Der GerichtSkaffeverwalter Joh. Mors Auer. 17 (Nachdruck verboten.) Der Schatz des Prälaten. Noman von Gebhard Schätzler-Perasini. Noch zwei Tage — dann erfolgte der Krach. In der vorletzten Nacht ging Ferdinand

nicht ;ur Ruhe. Rastlos wanderte er auf und nieder. Als das erste Morgengrauen durch die Fenster )rang, machte der junge Direktor hastig Toilette. Er kleidete sich ganz einfach und warf einen dunk len lieber rock um. Stock und Hut ergreifend, verließ er die Villa und ging hinüber nach den Fobriksräumeu. Niemand trat ihm in den Weg. alles schlief noch. ^ Vor dem Büro angelangt, öffnete Ferdinand mit dem Schlüstel und trat eim Er machte Licht; penn es war hier noch ziemlich dunkel, und chrieb

machen werde, aber mit aller Bestimmtheit «m Abend des 15. Oktober zurück sein werde. Wiederholt faltete sie diess Hände und betete im stillen: „Barmherziger Gott, gib. daß er die Hilfe mit sich bringt!" Daran, daß Ferdinand sich möglicherweise für j immer entfernt haben könnte, um der Kata- ; strophe aus den: Wege zu gehen, dachte sie gar nicht. Sie glaubte fest an ihn. Auch Elli erfuhr, daß der Geliebte verreist sei. Da sie aber nichts von dem ahnte, was sich im geheimen vorbereitete, so konnte sie nur anneh men, diese Reise

verfolge geschäftliche Zwecke. Sie hatte Sorge um die gute Mutter, welche zu krän keln begann und so entsetzlich bleich aussah. Mit Ferdinand war sie seit jener unvergeß lichen Nacht nie mehr allein zusammengekommen. Stets ergriff sie ein Zittern, wenn sie sich ver gegenwärtigte, wie sie an seiner Schulter ruhte, während ihr armer Papa bereits den letzten Atem ausgehaucht hatte. Dennoch erfüllte diese Liebe ihr ganzes Sein. Nur kam sie sich säst vor wie eine Verbrecherin. Daß Ferdinand ihr aus dem Wege

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Außferner Zeitung
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Page 8 of 8
Date: 31.03.1917
Physical description: 8
- od. Bahn sendungen wird das Geld sofort gesandt- Händler und Sammler sollen sich melden. Alte und neue Sefden-Abfälle, auch Seiden 16228 fäden werden gekauft. 85 HUGO HIRSCH, Innsbruck Lur Henfisosse 18a Nur Nur Eingang Karmelitergasse im Hofe. osocsGceocsxsDcaocxxaocacxsDo^^ Mutterherzen, und wenn mein teurer Gatte noch -auf euch niederschaut, so wird er dasselbe tun." Einen Monat spater feierte feierte Ferdinand Burgmüller im engsten Familienkreise seine Ver mählung mit Elli. Sah er in die klaren

Augen seines jungen, liebreizenden Weibes, so versanken alle Schatten der Vergangenheit. „Ich werde über mein Glück wachen wie der kCherub mit flammendem Schwerte vor der Pforte des Paradieses," sagte er sich im geheimen. Und Ferdinand Burgmüller wachte lange. 9 . Zwanzig Jahre sind seit jener Zeit vergangen, da Ferdinand Burgmüller das Gefängnis ver ließ. Nichts hat ihn mehr an jene Tage erin nert, keine Silbe, keine warnende Zeile, kein bekanntes Gesicht aus jener Zeit. Es ist alles wohl erloschen

: nur tief im Hintergründe schlummert 1>ei ihm selbst noch die Erinnerung. Aber er weckt sie nicht. Vom Direktor der Wörmannschen Fabrik ist Ferdinand Dnrgmüller zmn Besitzer cmporgestie- gen. Er hat die Anzahl seiner Arbeiter verdop pelt nnd genießt ein Ansehen weit hinaus über die Grenzen seines Vaterlandes. Es gibt nur eine Stimme unter seinen Leuten: Unser Herr ist ein gerechter Prinzipal, wie man sich keinen zweiten suchen kann. Als vor einigen Jahren abermals ein Streik ansznbrcchen drohte, genügte

angewachsen, welcher den Stolz und die Freude seines Wohltäters bildete, unter dessen Augen er aufwuchs. Er zählte nun etwa drciundzwanzig Jahre nnd nahm im Büro Burgmüllers bereits einen bevorzugten Posten ein, welchen er auch voll und ganz vertrat. Frau Elli und auch ihr Gatte hatten längst be merkt, daß sich Karl Bolz und ihr eigenes Kind Gretchen liebten. Ferdinand Vurginüller hatte nur eine kurze Weile gezögert und den Gedanken erwogen, ob er etwa durch eine sofortige Entfernung des jungen Mannes

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Schwazer Bezirksanzeiger
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Page 8 of 8
Date: 21.10.1916
Physical description: 8
entdecken und das Gold — keine verräterischen Papiere — war tet nur auf denjenigen, der es heben soll." Burgmüller lehnte mit offenen Augen und blei chem Gesicht an der Zellenwand. Das Mondge flimmer erfüllte nun vollkommen die ganze Zelle und beleuchtete die beiden Gestalten der Sträf linge. Eine ruhige, friedliche Nacht lag draußen. „Ich habe alles gehört und verstanden, Hubert", murmelte Ferdinand Burgmüller, „und wenn die höchste Not an mich herantritt, wenn es sich um Tod und Leben Handelt

, ihrem Glühen, die Morgensonne. Selbst die schwarzen Gitter stäbe vermochten nicht das Funkeln und Leuchten abzuhalten,' das in die kleine Zelle flutete. Mit einem Schrei sprang Ferdinand Burgmüller em por und breitete seine zitternden Arme dem Lichte entgegen. „Licht! Freiheit!" Im Gefängnis erschallte eine Glocke. Es hieß aufstehen. Dann gab es Frühstück, worauf die einzelnen Sträflinge an ihre Arbeit geführt wur den. — Nur Ferdinand Burgmüller blieb allein in sei ner Zelle zurück. Mir Hubert Bolz

hatte er ge meinsam die letzte Gefängniskost verzehrt. Dann trennten sie sich auf lange Jahre mit einem stummen Höndedruck. Unter welchen Ver- hältniffen würden sie einander einst Wiedersehen? Keiner ahnte es. — In dem letzten scheidenden Blick, welcher sekun denlang aus dem Antlitz Burgmüllers ruhte, lag die stumme Mahnung des Zurückbleibenden an Weib und Kind. Ferdinand Burgmüller nickte. So schieden sie. Bald darauf stand Burgmüller vor dem Direk- I tor. „Sie gehen heute in die Freiheit hinaus; seien

Sie!" Ferdinand Burgmüller vermochte nur wenige 1 Worte zu stammeln. Er war keine „Nummer" mehr; man nannte ihn wieder bei seinem Namen. Aber schwer lastete der Druck dieser Mauern auf ! ihm, so schwer, daß er glaubte, ersticken zu müssen, l Eine kleine Summe wurde ihm noch ausbezahlt. ! dann schritt er hinaus. Tie schweren Türen des ' Gefängnisses fielen hinter ihm zu; er war wieder ein freier Mensch unter freien Menschen. Er sah sich nicht um; er stürzte nur weiter, und als ver- ! möge er die goldene Sonne

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 31.03.1917
Physical description: 8
, sie hat alles gehört!" ■ Er stürzte in wahnsinniger Angst vorwärts zu der reglmgslos am Boden liegenden Gestalt. — Elli Wormann war viel früher wieder aus der Stadt zurückgekehrt, als die Mutter ahnen konnte. Die weichen Teppiche des Vorgemachs dämpften jeden Laut. Sie wollte zur Mutter. Ta ver nahm sie im anstoßenden Gemach eine Stimme, deren Klang sie erbeben machte. Ferdinand! Und dabei verstand sie einige sei ner Worte. Man sprach von ihr. Sie blieb mit zurückgehaltenem Atem stehen und hörte alles. Lautlos

glitt sie zu Boden, als Frau Mathilde im Zimmer nebenan von ihm die letzte Antwort forderte und Ferdinand mit „Nein!" erwiderte. Nun stürzte der junge Mann vor der ohn mächtigen Gestalt nieder und nahm das toten blasse, so rührend schöne Gesichtchen in seine zit ternden Hände. „Elli, Elli! Heiliger Gott, ich habe sie getötet! Du liebst mich und ich Elender konnte dich mit rauher Hand zurückstoßen! Mehr wie mein Leben liebe ich dich! Lasse mich deine Augen küssen! Schlage sie wieder auf, du Liebe

mich wirklich?" „Elli! Deine Liebe ist meine Seligkeit, mein Paradies!" „Ach __ t" Ihre Lippen fanden sich zum Kusse und plötz lich deuchte es Ferdinand, als hätte dieses un schuldvolle Lippenpaar von ihm selbst alle Schuld genommen. Die beiden hatten nicht gemerkt, daß Frau Mathilde bereits eine ganze Weile eingetreten war. „So habt ihr euch doch noch gesunden, wenn auch spät!" rief sie. „Gott sei gedankt!" „Nimmermehr will ich von Elli lasten, Mut ter!" rief Ferdinand zurück. „Das hoffe

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Tiroler Post
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Page 7 of 8
Date: 16.02.1917
Physical description: 8
glückseligen Men- Wm im Pardiese. „Tu liebst mich!" stammelte Ferdinand immer don neuem. Mötzlich fuhr Ferdinand zusammen. Er kam dicker zur Besinnung. „Was ist dir?", fragte Elli angstvoll. „Ist das nicht Lärm vom Hause her? Ich höre Stimmen." Beide sprangen empor. „Meine Mama!" stieß das Mädchen erschreckt hervor. „Sie ruft mit voller Angst! Da ist ein Unglück geschehen, ich muß fort!" Sie entwand sich seinem Arm. „Elli. Elli!" klang es wieder durch die Nacht, diesmal wahrhaft anastvoll entsetzt

. Das Mädchen flog den Laubengang entlang, Wen das Haus zu. Ferdinand Burgmüller wartete erst einige Zeit, dann folgte er ihr nach. Er drückte die Faust der die Stirne. „Dast ich unterliegen mußte! Sie kann ja nie mals die Meine werden! Wahnsinn ist es. nur daran zu denken! mal sagen, weshalb ich fliehen muß. Mein Gott/ wie furchtbar strafst du mich für das Vergehen meiner Jugend!" Der Lärm vor dem Hause war nun verstummt. Langsam näherte sich der junge Mann demselben. Wenige Schritte davor blieb er stehen

enormer Gewinn. Friedrich hatte das Gemach verlassen und be gab sich nach seiner Wohnung im Parterre, tve er Ferdinand Burgmüller antraf, der sich mir seinem kleinen Schützling Karl und den^ beiden anderen Jungen unterhielt. Wenn Wörmann den Diener benötigte, rief er ihn mittels elektri scher Klingel herbei. Friedrich brauchte sich als? nicht zu sorgen. Buchdruckerei „Tyrolia"Innsbruck.

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