' hier auf Erden habt. Und Ihr wollt noch murre»! Bedenkt doch, wie es anderen Kindern geht. Da seht einmal in den Hof binab — dort, den kleinen Jungen: er ist ein Waise, hat weder Vater noch Mutter — weder Spielsachen noch schöne warme Kleider ! Sicherlich wär er noch nie im Theater, noch nie beim Conditor. Wenn es Euch einmal so erginge, dann hättet Ihr Ursache, Euch zu beklagen!' . Die Kinder drängten sich an das Fenster. Ei» Waisen knabe! Das war etwäS Neues für sie. Wie sah der aus? Unten im Hofe hüpfte
ein Junge von etwa sechs Jahren umher; er war dürftig, aber reinlich gekleidet und sein rundeS .pausbäckiges Gesichtchen strahlte vor Gesundheit. DaS Kind Unterhielt sich damit, seine Mütze in die Lust zu werfen und sie mit Jubelgeschrei wieder aufzufangen. ^ Alfred riß das Fenster aus und rief hinunter: „WeShalb spielst Du nicht lieber ,mit Deinem Ball?« ,, ^ ' »Ich habe keinen', antwortete der Kleine fröhlich^ ^ . Alfred verstummte. Ei» Kind, welches keinen Ball hatte) das ging
, heute schon zum zweite» Male zu vernehmen, daß sie sich im Himmelreich befänden- Da Hänsche» indessen versprochen hatte, zu kommen, zöge» sie sich jetzt, leicht befriedigt, vom Fenster zurück. Der ver eitelte Theaterbesuch war vergessen. Sie stürmten Wieder zur Mama, ihr die Neuigkeit zu verkünden, über welche dich wenig erfreut schien. Die alte Schusterfrau half auch bei ihr zuweilen ans; der Frau Räthin erschien es als ein wahres Glück, daß diese armen, alten Leute keine Kinder hatt«- Nun nehmen
sich auch nicht. Sie warteten also. Der Winter abend war hereingebrochen. ' Der'Sturm pfiff in den Ka' minen und ein kalter Rege» klatschte an die Fenster. Endlich schellte eS draußm. Die beiden Kinder stürzten erwartiwZ^ voll hinaus und wirklich stand Hänschen draußen, ^ freudestrahlender Miene, die dicke» Bäckchm ' ganz roth Erregung. Im Hintergrnnde hielt sich fei» Onkel, der °l» Flickschuster, mit einem großen,' grünleinenen S«k in der Hand. '