Schnurrbart und der schlecht imitierten Leutnants stimmen besorgten. Verachtung über diese Pro fanen, welche' sich vermessen, die Schwelle zum Herheiligsten im Tempel her Musik zu über schreiten, ohne deren Weihe auch nur ahnen zu wnnen! Mögen sie da draußen bleiben, auf der Gasse, wo ihnen der Leierkasten aufspielt; in der Zphäre der Plattheit und Gemeinheit, die ihr erstand begreift, ihr armseliges Gemüt zu fassen lermag! So dachte Ernst Fried, indessen das tragische onwerk sich in machtvollen Akkorden
Stuhlreihe Platz nehmen, um ungestört durch albernes Geschwätz und blödes Gelächter das Konzert zu Ende zu hören. Endlich verklang das Stück in selig jubelnden Rhythmen. Man applaudierte mäßig. Nur Ernst Fried, obwohl er das sonst in seiner Eigenschaft als Kritiker perhorreszierte, schlug seine nicht ge rade kleinen Händen-dröhnend- Zusammen und ermunterte dadurch die übrigen. Dann schwieg der Beifall. Der Herr mit dem Schnurrbart machte sehr auffällig „Ah' — und setzte laut hinzu „Gott sei Dank
!' Fräulein Reiche holte jetzt das Versäumte nach: „Herr Fabrikbesitzer Tampe — Herr Fried!' „Aeh — sehr erfreut! Verstehen wohl viel von dieser Musikaffäre? Haben ja immerfort Notizen gemacht.' Ernst fühlte, was im sehr selten geschah, eine Zornesanwandlung. Gereizt erwiderte er: „Stört Sie das?' „Aeh, keine Spur, wahrhaftig nicht. Begreife nur nicht, wie man dieser endlosen Geigerei Geschmack abgewinnen kann. Habe oft dieselbe Empfindung, wie wenn ich . meinem Jagdhund auf den Schwanz trete, und'der
Köter zu heulen anfängt.' „Sehr-schmeichelhast für Brahms! Ich würde Ihnen aber raten, sich lieber Ihrem Hundestall zu widmen als -solche Konzerte zu besuchen. Sie werden da mehr Entgegenkommen finden. —Ich habe, die Ehre!' ' Ernst verließ in starker Erregung die Stuhl reihe. Er hatte noch Schlimmeres sagen wollen, so hatte ihn der Mensch gereizt. Er bezwang sich aber und erlebte die Genugtuung, daß die Umsitzenden sehr provozierend auslachten, denn Herrn Tampe hatte seine insipide^ Kritik sehr laut
geäußert und Fried ebenso vernehmlich geantwortet. Agnes saß da von Purpurröte Übergossen. Es ist hiernach begreifliche in welcher Stimmung Ernst Fried ' bis- zum Schluß des Konzerts auf der ' letzten Reihe der Spitzplätze, verweilte, und welche Färbung fein Konzertbericht erhielt> den er gleich nach der Matinee zu Papier brachte Nicht wenig aber erstaunte Fried/ als ihm, nachdem er kaum den letzten Federstrich getan, ein Dienstmann ein Briefchen auf grünem Papier, mit einem fliegenden Schwalbenpaar