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Volksbote
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Page 3 of 8
Date: 25.04.1940
Physical description: 8
»BuUe. 'D«t'Drer« Mr betd« Bände- mit.nahezu.2000 Seiten in LMgttformat beträgt. Lire 180.—. Buchbandluna Athesta. , .-5 Ein Bapernroman von Ludwig K l u g. ' UrheberrechtSschutz durch BvelagSaNshrlt-Mmy,' München. . (18. Fortschung).' ...... .Engelbert sah .ihm 'auf.die bummefige Joppe -und auf die schmierigen Hosen - und. « .wurde chm schwer,, von dem zu sprechen, was chm doch auf der Junge, lag. Aber Oitfcel ®uft fragte geradezu urw immer wie der bis sie durch , die Stallungen gegangen

waren und in die.Stube hinüberkamen, hatte- Engelbert seine ganze Rot vor ihm herunter gebetet. - „Und wenn du mir nicht hilfst, Onkel Tust, dich' weiß ich nicht, was werden soll, denn ich kann Mir fast keinen anderen denken, den ich - um Hilfe ansprechen könnte.' Der alte Bauer sagte zunächst nicht Ja und nicht Nein. Er hielt die Augen gesenkt und hatte einen Mick, als ob er rechnete. Und ein dünnes Lachen lag um seinen Mund. . -' „Ja', sagte er dann endlich. „Ja . Und dann schwieg er wieder eine Zeit

. „Das wollen wir am Nachmittag überlegen,' sagte er schließlich. ' -' , „Ich habe das Geld ja wohl dafür,' gab er vorsichtig-zu, „aber ich habe auch Kinder und die wollen alle etwas haben. Na, ich laste mir die Sache - mal durch den Kopf gehen und vielleicht kann etwas daraus, werden.' „ „Nur', er - sch. Engelbert scharf ln die Augen, „nur, -ich muh. für . mich auch .einen Dorteil. dabei- sehen, denn ich kenne dich , ja nicht, einmal so ganz genau und darum ha be ich keine richtige Sicherheit und wegwer fen möchte

ich mein Geld auch nicht gern.— Nein, laß nur, Zinsen meine ich. nicht und um Eintragung und so ist es mir auch nicht zu tun. Ich sage es dir . schon , npch,. aber erst mich ick Mir.das überlegen.' - . ...... - , Sie äßen nachher ig der Stube zu. Mittag und Engelbert bekam jetzt auch die drei Haustöchter zu..sehen. Die. älteste hieß Ftn. Sie war schmalbrüsikg, hätte ein Gestcht voll Sommersprosten - und eine: harte. Sprache. Ihre Augen waren kalt und - blieben das auch- .obwohl sie ^ sich um den Besuch

viel Last und freundliche Worte machte. Die zweite riefe« sie Anne. Sie war wie die Mäste, nur daß um ihren Mund ein per», ärgerter Zug lag und in allen ihren Reden irgendein Hohn zu leben schien. Die dritte-war anders. Sie-war rund und voll und sie hatte ein Gestcht, das man wohl- hübsch hätte heißen mögend wenn die Augen nicht zu flackettg- gewesen wären, die- darin standen. Sie lachte Engelbert -oft und -lustig zu und hatte ihm gesagt, daß sie Maria hie ße. Aber, er sollte, sie Mia nennen

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Volksbote
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Page 5 of 6
Date: 22.02.1940
Physical description: 6
Gin Bauernroman von Ludwig Klug. Urheberrrcht-schu- durch veriag-austatt Man» München. (4. Fortsetzung) Der Overhagenbauer lachte, ak er daran dachte, daß der Junge da ihm bei der schwarzen Dina im Wege stehen sollte. Der war wohl leicht in Trab zu bringen. Aber man würde das in aller Ruhe und Gemüt lichkeit machen und dem Junani ja nicht zu wehe tun dabei. Er sah seiner Schwester verflucht ähnlich... Als Engelbert hernach in die Wirtsstube trat, kam der dicke Krüger angewackelt und sah

den fremden Gast schläfrig an. „Korn oder Bier?' fragte- er. Aber dann ritz er die Augen sperrangelweit auf und wollte gerade auch den Mund aufreißen, als er von Engelbert einen Puff in die Seite be kam, der ihm die Luft wegnahm. „Halt's Maul. Krüger', sagte der Jung bauer verdrießlich. „Wenn du dich laut wundern willst, dann tu' das draußen. Ich will hier in Ruhe mein Bier trinken und keine Umstände habend „Ja. Engelbert', sagte Krüger da. gab dem Jungbauer die fette, quabbelige Hand und wackelte zurück

, um Bier zu holen. Rach einer Weile ging die Tür auf und Cschkötters Bernd steckte den Kopf durch die Spalte. Er winkte Engelbert mit den Augen und der kam ihm nach in das kleine Herren zimmer. Bernd faßte den Overhagenbauer mit bei- den Händen an den Schultern, hielt ihn mit gestreckten Armen vmi sich ab und starrte ihm wortlos und musternd ins Gelicht. Und Engelbert sah. daß Bernd noch so aussah. wie damals. Cr hatte noch dieselben schar fen und Zarten Augen, denselben verfilzten und dunklen

Lipvenbart, dasselbe eckig und breit vorlpringende Kinn und denselben ver- schlostenen Mund.- EschkStters Bernd lachte kurz auf. „Die Jahre baden dich nicht viel ver ändert. Rur di, scharfen Falten um den Mund, die hast du wohl auf der Landstraße gekriegt. Ra. jünger bin Ich auch nicht ge worden und also — guten Tag. Engelbert.' Und er drückte ihm die Hand. Dann setzten sie sich an den runden Tisch, auf dem schon die Kornflasche stand mit den großen und dicken Schnapsgläsern, und Csch kötters Bernd

fragte Engelbert nach dem, was er getrieben hätte in den letzten Jahren. „Denn hier und mit mir ist das immer dasselbe Spiel gewesen. Als ich meine paar Wochen damals abgesessen hatte, bin ich wieder auf meinen Kotten gekrochen und habe Bauernarbeit getan, auch hin und wieder getaglöhnert,- damit ich doch ein paar Biergroschen hatte, wenn ich mich nicht ge traute, ste mir mit dem Drilling von der Jagd zu holen. Denn fest damals die Ge schichte bei den Heidensteinen postiert ist, sind die Grünen

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Volksbote
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Page 4 of 6
Date: 16.05.1940
Physical description: 6
.' Engelbert lehnte die Sense an den Holz schuppen und holte seine Pfeife zum Stopfen heraus. Dabei dachte er daran, daß er jetzt dem Borsteher zum Schaden sein könnte, wenn er dem Jäger alles erzählte, was er von Hans und dem- schwarzen Eschkötter wüßte. Er konnte den Jäger scharf machen auf den Jungen und er konnte den Anerben »opr Hillekmnpshofe dabin bringen, wo der Ooerchagenbäuer auch einmal gewesen war, zwei lange , Jahre. Ob der Vorsteher ihn dcinn auch noch, einen Stromer schimpfen

, und wenn hundertmal dem Vorsteher sein Anerbe dab«i ist.. Ich Hab' mich zu toll.ge ärgert an den drei guten Böcken.' Er ging zur Herdküche hinüber, denn Annemie stand hinter den Scheiben und winkte. Engelbert sah ihm nach . „Schließlich wird er doch nun einmal Mein Schwager,'; dachte er, „und ich. sollte ihm. alles erzählen, was ich weiß. Es könnte sonst ein, daß- er dem Hans einmal .vor die ge- pannte Flinte laust. Und Hans ist gergde o ein Lummer Kerl, wie ich es damals war, und es könnte wieder ein Unglück

geben.' ' Er nahm die Sense auf die Schulter und stieß die Gartentür, auf. > - «Ich muß mir das durch den Kopf gehen lasten,' dachte er. „Ich war nicht, daß dem Ludolf wieder etwas gegen' sein Leben laust, und es ist mir auch nicht rechts wenn 'sie Hannes Bruder dahin'bringen, wohin sie mich einmal gebracht. haben.' Damü ging er zu den Kle'ewiesen. —- Am hohen Nachmittag stand Engelbert am Sanüweg und trieb die Riegel am Hecktor fester an, Er schlug mit der Stirnseite der H'olzaxt so hart und rasch

zu, daß er darüber weghörte, als der Vorsteher den' Weg herunterkam und an der Haselhecke stehen blieb. Eine ganze Weile; sah der Alte. dem Jungen auf die Hände. „Gott helf',' sagte er endlich und nickte. Als Engelbert den Borsteher sah, bekam er einen roten Kopf und der Unmut trat ihm ins Gesicht.' „Gott lohnt,' knurrte er und klopfte wei ter an den Riegeln, herum. Als er damit fertig war, wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht, denn die. Luft war schwül, die Sonne stach, und irgendwo weit dahinten

brummelte wieder ein. Wetter, in der Heide. Der Alto sah ihn immer noch an. ' „Du bringst deinen Hof so langsam wieder in Ordnung,' sagte er. „Das steht hier herum schon ganz anders aus,'als:es das vorher tat. Und wenn du so'fortfährst, dann bekommst du ein feines Erbe:' In Engelbert stieg der Aerger. hoch. Wollte der Alte ihn ärgen?. „Das weiß ich noch nicht, .Vater . Hille kamp,' sagte er, „denn wenn ich nicht bis gleich nach der Ernte . ein - paar: tausend Mark geschafft habe^ soll-ich mein Erbe

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Volksbote
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Page 3 of 8
Date: 18.04.1940
Physical description: 8
? Sie soLe sich ln ihm getäuscht haben! Und Hillekamps Vater auch und all die ändern! . Engelbert reicht dem alten Dilm die Hand und es klang wie ein heiliges Versprechen: . „Wir werden uns ja wohl das'Fell von den Fäusten arbeiten müsien, die nächsten Jahre. Aber wenn ich das scheute,. dann wäre ich ein Feigling. Und das eine will ich nicht werden an meiner Dowäter Scholle. Und das andere darf nicht sein um meiner selbst willen. Nun gch' und sag' denen,in der Küche Bescheid, daß sie nicht mit dem Csien

ins Gesicht brennen.- - - . Engelbert machte mit der Schaufel die Grab-nrönder glatt und Wilm stach die Sohle nach und dämmte mit dun Abstich die Ränder aus. Der Schmeiß stand ihnen ans der Stirn, denn es war eine schwüle Lust und im Süden braute es sich zusammen. Engelbert brannten die Hände - an dem harten Schaufelstiel -und in seinen Armen war ein totes Gefühl. Aber er hatte ein- großes Freuen in sich darüber» daß ihm die Arbeit zu schmecken anfing. Wilm sah. selten einmal auf, aber wenn er es tat, sah

er zu seinem Bauer bin und ein Lachen lief über sein bartstoppeüges Gesicht. Es war bald um die Bespeyeit, da tat Wllm eisten heimlichen Ruf, daß. Engelbert zu ihm zurücksah. Und da wies der Alte nach der Kieferndicküng hinüber, die sich vom Esch her weit in den Wald hineinzieht. Als Engelbert sich herumwandte, sich er unter der hellen Birke, die da an dem ersten MooEmpel steht, einen Bock. „Das muß der Crenzbock sein' dachte Engelbert „von dem der schwarze Bernd die ser Tage sprach.' Dann sich er den Graben

der Amtsschreiber. Als er über das Heck sprang und dle StakSt- tür.zum Garten aufsneß, sah er Engelbert am Fenster Wen. Er. nickte chm zu, ging ins Haus, und.klopfte sogleich, darauf, an. die Stubentür.. Der..Schreiber gab. dem/Bauer die. Hand ..rd sah. nach dem Rechnungsbych urch dev Papieren, die Engelbert 'auf den Tisch. gelegt hatte. . . . „Dann kann ich ja sofort anfangen dabei,' K Hein Lamping. „Und wenn Ihr mir . nicht übslne.)men wollt. Overhage, dann Mächte ich Euch wohl gebeten höben, daß Ihr.Mich

von Engelberts Mutter, aber er hatte auch Kin der und darum würde er sich für Engelbert / auch nicht auszichen wollen. Und dann war Tante Hilde noch da. Die hatte auch einen schuldenfreien Hof, den sie regierte wie nur irgendein richtiger Bauer. Tante Hilde war eine angeheiratete Freund» / schast und' sie war das einzige Kind gewesen und hätte selbst 'keine' Lekbeserben, denn'sie !' war unverheiratet -'geblieben,' trotz ttjtts ■ schönen Hofes. Aber sie galt als knickerkg und hartköpfig und machte

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Volksblatt
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Page 9 of 14
Date: 07.12.1877
Physical description: 14
! und einen Bettelbeutel will ich Euch umsonst in den Kauf geben! Geht, geht, daß unser Haus wieder rein wird von sol chem GePack!' — Ferner munkele man, besonders von jenem Tage an, im Dorfe allerlei, daß es in des Schultheißen Hause und mit desserr vielbe rühmtem Vermögen nicht mehr sonderlich gut stehe, und Franz möge daher nach Kräften auf, Engelbert einzuwirken suchen, daß er nicht ferner auf den Ruin seiner Eltern hinarbeite, und daß er seine Studien zum Abschluß zu bringen und endlich etwas zu werden suche

: „He, Ganymedes, Stoff her!' Er wandte seinen Blick hin: es war Engelbert, der also gerufen, und der sich zu den Reihen der flottesten Burschen und tapfersten Trinker gesellt, sein buntes Käppchen fidel auf dem Kopfe sitzen hatte und sich so recht in seinem Elemente zu fühlen schien. Da tauchte bei Franz die Erinnerung an den kurz zuvor erhaltmen Brief auf, und eine-trübe Wolke lagerte sich auf seiner Srirn. „Sollte er noch nicht wissen, was daheim in seinem Hause vorgefallen? sicher

nicht, sonst würde er nicht hier sein, nicht so lustig sein.— Soll ich's ihm sagen mitten im Gelage der Fröhlichkeit? Nein, der Abend sei ihm damit nicht verwürzt. — Doch eine leise Hinspielung darauf, ja, die darf ich machen ; ich erfahre dann, ob er es bereits weiß oder nicht.' So, als der Schläger des Seniors wiederum dröhnend auf den Tisch gefallen und sein Ruf erschollen war: „OoIloHuium! Udsruia'! wodurch Jedem-verstattet war, seinen Platz zu verlassen, ging Franz zu Engelbert hinüber, der ihn mit dem Gruße empfing: „Gottes Wunder

! auch der Bücherwurm einmal da? Alter Wassertrinker, es kommt Dir ein Ganzer!' mit diesem Worte stürzte er das neugefüllte Glas mit staunens werther Festigkeit-hinunter.. Franz überhörte diesen Willkomm und sagte: ^Engelbert! erlaube: ich möchte Dich etwas fragen.' „Na, was hast Du denn?' rief Engelbert und sprang über den Tisch Zu Franz hinüber. . - i Zaghaft hub dieser an: „Hast Du kürzlich keinen Brief von Hause erhalten?' . : „Ja, zwei für einend, war die Antwort.- .^Hat man Dir vielleicht von Deinem Bruder

...' „Daß der Pfaff todt ist, meinst Du? Ja, ich weiß es — Gott hab' ^ ihn selig — sein Predigen hat nun ein Ende. Und gewisse Leute,' setzte Engelbert mit einem stechenden Blick auf Franz hinzu, „gewisse Leute sind nun der Mühe Überhoben, mit ihm zu correspondiren und ihm meine Con- duitenliste zu überschicken.' Franz ging auf diese Bemerkung nicht ein und fragte weiter: „Hast Du gehört, daß Deine Schwägerin . . .' „Daß der Hausdrache fort ist ?' fiel Engelbert ein. „Ich weiß es und preise den Tag

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Volksbote
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Page 5 of 8
Date: 24.05.1940
Physical description: 8
bist, wie. er mir erzählte. Uno mit Tünte Hille ist nicht vernünftig über dich zu reden. Die hat überhaupt noch etwas mit dir vor und du kannst dich nur 'vorsehen. Soviel ich herausgehärt habe, läuft es auf eine Freierei los, aber sie tat so heimlich damit, daß ich nicht richtig dahintergekom men bin/ Engelbert schüttelte den Kopf. Er dachte an das, was er der blonden Hanne gestern am Abend gesagt und getan hatte und ob pe ihm das wohl vergessen könne. „Nach Freien steht mir gerade nicht die Laune, Borsteher, sagte

er, „und Ihr meint das vielleicht auch nur so, daß Tante Hille von mir gesprochen hat. Sie hat wohl von Eurer Hanne geredet, weil die doch jetzt freien will.' Bater Hillekamp blieb mitten im Sand weg stehen. „Die Hanne will freien?' fragte er und dann sah er Engelbert von der Seite an. „Das ist doch dumme Rederei,' sagte er ärgerlich,' „denn davon müßte ich doch auch wohl etwas wissen. Und wer soll das denn sein, mit dem sie friit?' • ■ ' „Einer von draußen aus dem flach« Land, sovttl ich «hört habe/ sagte

wir dir ja wühl auf die Sprünge , gekommen, Tante Hille. Aber soweit sind wir denn doch noch nicht/ Der alte Bauer schüttelte den Kopf. Aber er sah von da ab schärf über die Felder HM und stellte dem Jungen genaue Fragen über alles, wüs zum Overhagenhof gehärte. Am Gartentor gaben sie sich die Hand und der Borsteher ging den Sandweg nach dem Dorfe hin. Da fiel Engelbert noch etwas ein, daß er hinter dem Altm herlief. „Vater Hillekamp/ rief er und dann'stand er und drückte herum, denn er wußte nicht recht

, was er sagen sollte. „Hat Euer Hans nicht ein Knickmesier mit silbernen Schalen?' fragte er endlich. „Ja', sagte der Vorsteher und lachte ein bißchen, „da wirft du ihn wohl selbst fragen müssen. Ich meine, ich hätte das schon ge legentlich einmal bei ihm gesehen, aber ganz' gewiß-.kann ich es nicht sagen.' — „Wieso meinst^ du denn das?' fragte er und wurde ernst, denn er hatte Engelbert ins Gesicht gesehen. „Grönhagen Ludolf hat solch ein Messer gefunden,' sagte Engelbert. „So Der Förster

hat das», gefunden? Nun red' mal aus, Engelbert, denn das Him und Hergezodder kann ich nicht leiden'. Was ist mit dem Förster und dem Messer von > meinem Hans?' ' Aber Engelbert schüttelte den Kopf und l machte de» Mund enge/ — Mcht kam» ich , nicht «Mlen/ sagte er, ich wekß «iicht «mmal, ob ich üverhcmpt |witt ]Q£*n mqtt. - Siet lySaXa&u nfctte anfe fegte feit Me Hand auf die - Schulter. „Darm halt den Sftmb zn, Engelbert, wem» du ihn, nicht losmachen darfft. Du sollst bttrankt sein, denn ich verstehe

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Volksbote
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Page 4 of 8
Date: 25.04.1940
Physical description: 8
, aber er sagte nicht ein Wort. ' Engelbert nchm seine Kappe und trat zur Tür. ■ „Bis auf ein anderesmqt, Onkel Tust', sagte' er, aber er bekam keine Antwort. Da ging er h stm«. Er trug de« Kopf hoch und seine Schritte waren unbekümmert. Er sprang in de« Sattel und warf dem Snitge» «n paar Groschm zn. Als er an der Gartnchecke langkrakste, sich er die drei HcmstöMer in dm Beeren- strauchern stchm. Er hob grüßend die Hand und meinte, die Fin Hütte ein -blasses Ge- ficht «nb biffe sich auf deck' Lippen herum

er nicht mehr zu rechnen, denn er hatte ihn abgewiesen. Uirt wie das gekommen war mit der Abweisung, das war so in allm Grund und Boden hinein lächerlich und albern, daß mmr den Ärger darüber wohl tagelang nicht mehr los wurde. „Run kommt noch Tante HMe. dran', lachte Engelbert höhnisch in sich hinein. „Die ist so schrullig und verschroben,- wie Onkel Gust für gerissen und klug gilt. Da nach zu rechnen muß ich bei der Alten noch verrückter und verdrehter ausgenommen werden. Es ist ein Segen, daß sie wenig

stens keine Töchter hat, die ste mir an dm Kopf werfen kann.' ■' „Das war nichts mit Onkel Gust', sagte Engelbert nachher zu Wilm, als er bei dem alten Knecht am Herdfeuer saß. Und dann erzählte er, was er den Tag über erlebt hatte. Wilm lachte ein paarmal still vor sich hin. Einmal sah er auf: „Rein, Bauer, darin hattest du recht, auf so eine Art läßt man sich ein Mädchen nicht anfreien. Aber wenn sich das sonst einmal so schicken sEe» dann solltest du dir das ja überlegm. Sie' bräücht ja ' gerade

nicht dünnrippig - zn sein wie ein Letterwagm «rt sie braucht, kein Dreimännermaul zu haben oder krumm und höckerig zur seid. Ader Gell» muß doch einmal h« mü» ich weiß mm auch bald selbst nicht mchr. Me du' das anders b'eschaffm sollst^ denn mit Tante -Me ist das auch nur etn tauber Plan.' Engelbert sah hinter den spielenden Fun ken her, die im Herdofen hocktrieben. Er wüßte wohl eine, die ihm recht wäre. Sie hatte blanke Augen und helles Haar und feste Arme. Urrt das Geld hatte sie wohl mich, das ihm not tat

werden, das vom. Grasschnitt her noch draußen stand. Inzwischen war Engelbert auch zum Ge richt gefahren zur Uberschreibuna und so war er nun wahr und wirklich Bauer auf dem Ooerhagenhof. Mtt der nächsten Zinszahlung hatte es Zeit bis nach der Ernte. Engelbert hatte noch ein paar Rttte getan und fie waten nicht vergeblich gewesen, wie der nach dem Brinkmöllershof. Wer Geld auf dem Over- hagenhofe sichen hatte, gab ihm Ausstarrt, denn er redete einem jtten davon, daß er fein Zuchtvkch verkaufen und zum Herbst

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Volksbote
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Page 5 of 8
Date: 08.02.1940
Physical description: 8
„Jawohl mrd einmal, es war kan bevor er sterben mußte, hat er geweint, denn er war schon ganz schwach geworden, «eil et die Schull, trüge, wenn nach seinem Tod« kein Ooerhage mehr auf dem Overhagenhof wäre. Aber daran, Engelbert, daran hat er nie einen Zwoisel gehabt, daß du den Hof antreten würdest, wenn du etwas wieder her gefunden ' hättest.' Engelbert hielt die Lippen zusammen, daß sein Mund aussah wie ein gerader Strich. „Warum hat er mich von der Väter Erbe fortgrwiesen

in» Schloß. Anne mie saß tm Vackenstuhl am Fenster und weinte, daß es ste stieß, und Engelbert ging auf die Diel« «nd pfiff laut und frech das Lied vom Kuckuck, der sein« Eier tu fremde Nester legt. Aus der Diele sah Engelbert eine junge und dunkelhaarig« MaA. dt« früher noch nicht auf dem Hofe gewesen war. Sie kam ihm aber doch bekannt vor und sie machte ein freundliches Gesicht. „Wie heißt du?' fragt« er ste. „Na. Bauer, deine Schulkameraden kennst du wohl nicht mehr

- Und wenn es dir mit allen deinen Freunden so geht, dann hat sich mein Bruder heute morgen zu früh gefreut, als ich ihm erzählte, daß du wieder am Hofe wärest. Kennst du mich noch immer nicht, Ooerhagenbauer?' ' Da lachte Engelbert und klatschte ihr die flache Hand zwischen die Schultern. „Eschkötters Dina, daß ich dich schwarzes Karnickel vergessen konnte! Aber. Mädchen, wie kommst du aus unseren Hof, brauchen deine Leute dich denn nicht mehr- Und was macht der Alte und was macht Bernd?' Die Wagd lacht«. — „Daß der Alte aller Arbeit

du nicht meinen Bruder besuchen gehen? Der freute sich schon darauf. Komm am Abend. Bauer, ich bin dam auch da und wir köünen uns sa einmal wteder lustig machen wie in alten Tagen ' Ein Lachen lief Über ihr'Gesicht. „Weißt du noch, wie oft wir zusamtnmaesessen haben auf der Holzbank unter dem schiefen Holz, biriibaum? lltö) weißt du noch das eine- mal im Abenddunkel, als der Me zum Dorf gegangen war und Bernd ins Hotz, weil er einen Fasan schieße« wollte für de» Sonn tag?' Engelbert wußte das noch gut, Der Abend

'. sagte er, „ich wollte morgen oder den anderm Tag sowieso nach Hillekampo Bader. Heute will ich mich erst ein bißchen ausruhen und mir den Hof an- sehen.' Damit drückte er das große Dielentor auf und trat hinaus. * Am NoßküWelgrabsn lang ging er nach den Graswiesen hinüber, die nach dem Moorbruch zu liegen. Engelbert sah, daß das Gras schon geschnitten war. Auf' den Üverhagenwiesen stand »« in Haufen, und auf der Gemeindemark waren ein paar Mägde In kurzen Röcken und Flucksrhüten dabei, es mit langen

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Volksbote
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Page 6 of 8
Date: 24.05.1940
Physical description: 8
auch zu Herzen drangen. Es ich höchst erfreulich und erbaulich, konstatieren zu können, daß sozusagen alles-bie Wission mitgemacht hat. Mit Begeisterung konp- sich mit den Zähnen auf die Finger und in die Hände und das blanke Waffer sprang ihr über das Gesicht. Sie warf sich herum, daß sie die Windbretter vom Dachgiebel des Overhagenhofes sehen konnte, die über die Heidebüsche wegspähten. - „Engelbert!' — stöhnte die schwarze Dina und warf die Arme nach vvrn. Und in ihren Augen flackerte ein heißes Leuchten

Gesicht, als ob er zielen wollte, denn ein Reh war- in vollen Fluch ten den Weg heruntergekommen und war schreckend abgesprungen, als ihm der 'Bauer in den Wind kam? „Das muß doch der Grenzbock gewesen sein', dachte Engelbert, .„denn, mir schien das gerade das abnorme Gehörn, wie der das aufgesetzt hat.'- - <- Es fiel ihm ein, daß der Amtmann ihm am Mittag erzählt hatte, er wolle auf'den Grenzbock gehen. „Dantt hat er eine taube Pirsch gemacht', dachte der junge Bauer. „Er soll den Bock wohl überm

- Wind anqegangen sein, denn der kam ja in vollen Fluchten.'. ' Er trat gerade, aus der Dickung in die freie Heide, -da sah er plötzlich'einen Kerl den Pirschweg herüttter gelaufen kommen von dem erlenbestandenen Sumpfarm her, den das Bruch da in die Heide' hinein schiebt. Der Kerl hotte die Joppe offen' und den Halskragen losgeriffen und er hatte eine Flinte in. der Hand und lief, als wenn der Heivebrand hinter ihm säße. Als er den Bauern, sah, wollte , er zur Seite, ausbrechen, aber Engelbert rief

ihn an. „Hans', ttef er, denn es war der Bor- stehersjunge. ^ Da kam der Anerbe vom HAekampshofe auf ihn zugelaufen ünd? er weinte und schrie und als er bei Engelbert war, ließ er die Flinte ins Kraut fallen und hielt sich an einer jungen Birke fest, denn er wäre sonst umgeschlagen. Er zitterte am ganzen Leibe, in seinen Augen saß die helle Angst und der Schweiß lief ihm über das Gesicht. „Sie sind aneinander', stöhnte er uttd griff sich an. den Hals. „Bernd liegt hinter einem Baumstamm und der Förster

liegt platt im Unterholz auf dem Leib und kann sich nicht regen,' denn der . schwarze Mch- kötter deckt sich hinter dem Baum und lau- ert und lauert, wo der . Förster stei wird und er ihm die Kugel antragen kann.' , Der Junge schlug die Hände vor das Ge sicht und weinte lauthals los. „Bttng- sie auseinander, Engelbert, sie haben beide, scharf gemacht und sind wie wütende Tiere zueinander.' - Der Ooerhagenbauer - war ganz ruhig. ge worden. - - ' „Es ist mein Schwager', dachte er: „es geht

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Volksbote
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Page 4 of 8
Date: 21.03.1940
Physical description: 8
. , »Me ist der akt geworden in den paar Icchren', dachte Engelbert, als er den Vor steher zu Gesicht bekam, denn Hillekamp» Vater war ganz grauhaarig und hager ge- worden. In feiner Brust rasselte ein trok» kener Husten und seine Hände zitterten un sicher. ' Er wies Engelbert in den Lehnstuhl Snd sah ihn scharf an. »Was wollt Ihr von mir, Overhagey- bauert* fragte er und seine Stimme war so kalt und ruhig, daß Engelbert schon wußte, er würde eine vergebliche Bitte tun. Aber er biß die Zähne übereinander

hatten und einer von ihnen ihm das Urteil vorla» mit harter, ruhiger Stimme. Der Vorsteher hatte den Bauer die ganze Zeit mit stillen Augen angesehen, in denen kein Leben war. ; * Jetzt schob er mit der Hand das Rech- «ungsbuch beffette, als wäre das eine Sache, die ihn nichts anging^ Und dann stellte er eine Frage: ' , . „Warum erzählt Ihr mir da» alles, Over- hagenbauext' , Da stand Engelbert apf» zog das Buch wieder zu sich her und wollte wortlos gehen, denn dle Stimme war ihm wie eingefroren unter den kalten Brauen

des anderen. Aber dann zwang er doch noch aus sich heraus. „Ihr wollt mir nicht helfen, Vater Hille» kamp?' fragte er. Der alte Bauer schüttelte langsam und fest den Kopf mit den grauen Haaren. . „Nein,* sagte er, „nein, Overhagenbauer, das will ich nicht/ Er wies Engelbert wieder in den Stuhl. „Es ist sonst nicht Landesbräuch bei uns,' sagte er, „daß der Nachbar dem Rachbam die Hilfe versagt, wenn der ihn darum an geht. Auch nicht,- wenn dessen Sache so schlecht steht, wie die Eure. Denn wie, die steht, da» weiß

ich.besser, als Ihr es wißt.' Er stand auf und schloß den Wandschrank auf und nahm aus dem oberen Fach einen Umschlag mit Papieren. Die warf er vor Engelbert auf den Tisch. „Das find die Lücken in Eurem Rech nungsbuch,' . sagte er. „Es find Schuld- Verschreibungen, die Euer Vater mir gab, als ihm die schwere Zeit die Kehle zudrücken wollte.', „Es sind rund voll: zehntausend Mark. Ooerhagenbauer, und die schnüren dem Hof das letzte Leben aus dem Leibe, denn ich kann sie nicht in den Kamin schreiben. Hans

noch soviel dazu, daß Ahr wirtschaften könnt und könnt den Hof in der Familie behalten. Denn ich hätte den Bauer in Euch gesehen und den Nachbar* — Ein forschender Blick ging hinüber zu Engelbert; doch der hieü die Augen gesenkt. Da sprach er wetter: „Ahr seid nicht gekommen. Ihr habt Euch ohne Zweck uH Ziel auf Eurem Erbe herumgetrieben/ yabt Euch mit dem schwar zen Bernd , wieder angefreundet, der schon einmal Euer Elend geworden ist und den die Gemeinde lieber hätte los wäre als mor gen. Ahr habt

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Volksblatt
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Page 7 of 14
Date: 07.12.1877
Physical description: 14
. Grimme. ^ (Fortsetzung.). .. ' - ^ ^ Als Mittags die Schule geschlossen, war, harrte seiner eine neue Ueber- raschung. Sein Weg führte ihn am PostHause vorbei — der Wagen war angespannt und im Begriff, abzufahren — Engelbert stand am geöffneten Schlage und verabschiedete sich von seinem zurückbleibenden Bruder. Eiligst sprang Franz heran und rief: „Engelbert, wohin?' — „Nach . Engelbert nannte den Namen einer weit entlegenen Stadt. -7- ^Aber warum? Ich dachte doch, Du bliebest die wenigen Wochen

bis zum Abi turienten-Examen hier.' „Ich Hab's mir anders überlegt,' antwortete Engelbert vornehm wegwerfend. — „Und was hat 'denn der Director ge sagt?' — „Pah — der Director!. Daß er ein boruirter Mann fei, hatte ich längst gehört; aber daß er so vernagelt wäre, dachte ich doch nicht.' — „Engelbert, wie so?' — „Meint da in seinem verschrobenen Gehirn, er hätte einen Schuljungen vor sich, -77 fängt da an, mich zu exa- miniren sagt da, es wäre zweckmäßig, wenn tch noch einige Jahre — doch was sag

!' Der Postillon blies, und der Wagen rollte mit Engelbert von dannen — mit Engelbert, den Franz im Stillen beneidete, daß er wie große Herren mit der Post fahre, was in seinen Augen noch etwas wunderbar Großes war, aber ärgerlich über die Fluth der edlen Beiwörter, womit er den allverehrten Director des Gymnasiums zu beehren sich erlaubt hatte. Sein Abschied von dem vornehmen Bruder war kurz, und bald darauf fuhr dieser auf seinem grünen Wägelchen zum Thore hinaus, der Heimat zu, während Franz

der Director und ging weiter. Daheim ^ im Schultheißenhause herrschte in den nächsten Tagen eine Stimmung, die nicht die allerrosigste war. Der Schultheiß hatte dle weiße Hausmütze so schief sitzen, wie noch nie, und es bedürfte der ganzen Red nergabe der Frau, um sie ihm leidlich wieder zurechtzusetzen. Vom geist lichen Sohne kam ein Brief, worin dieser feine Unzufriedenheit kundgab,' daß Engelbert dem gut empfohlenen Gymnasium der nahen Kreisstadt sobald den Rücken gekehrt und sich eigenmächtig

Engelbert chen ist besser und vernünftiger als Ihr alle — der wird schon wissen, welche Wege er zu gehen hat!' Als aber vollends auch die Frau Schwie gertochter den Mund austhat und einige Zungenhiebe auf Engelbertchen fallen ließ, da spie die Frau Schultheißm Gift: „Du? — auch Du willst hier dreinreden?!. Von Deinem Gelde studirt er nicht, nein, von Deinem ganz gewiß nicht. Die paar Brocken, die Du uns gebracht hast! ! Nimm sie, pack sie ein und geh damit — geh, und halt Demem Vater den Ban kerott

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Volksbote
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Page 5 of 8
Date: 25.01.1940
Physical description: 8
Dezember und Jänner brachten «ns sehr! wenig Schnee, dafür aber gttmmig kalte Tag«. — | Am letzten Sonnten versammelten sich alle Markanischen Kongregationen der Stadt zu einer gemeinsamen Feier km Dom. Der Hockwürdigste Prälat von Novacella sprach Wer die Treue de» Unter der großen Schirmtanne an der Wegkreuzung stand Engelbert Overhage und starrte in» Wette. Sr hätte ein ansehnlicher Jungmann fein können» denn er hätte blitzblanke Augen, eine starke und hohe Stirn» eine eigen willige

und scharfgeschnittene Nase und «inen festen, entschlossenen Mund. Dazu war er hoch gewachsen, und seine Schultern waren gerade so breit, wie sie sein mußten. Aber um seinen Mum> saß ein höhnischer Zug, in seinen Augen flackerte die Unlust, und seine Haltung hatte das lange Sträßen- laufen schlapp und gleichgültig gemacht. Denn Engelbert Overhage war ein Stromer. Ein Dauernwagen kam ihm entgegen. Die beiden Gäule waren stark und rund, und der Junge, der die Leine führte, pfiff ein lustiges Lieh und warf dem Stromer

hineingegraben in» Sttohnest irgendeiner Feldscheune. Dann wird man di« alten Papiere aus seiner Joppentasche nehmen, wird seiner Heimat- behärde eine kurze Nachricht schicken und ihn selbst irgendwo einscharren an einer ver lorenen^ Ecke. 'So denkt Engelbert Overhaqe über sein Geschick, denn sesn Hoffen hat der Wind längst Verblasen; und all sein Wünschen und Wallen dazu. Doch warum Nef sein Denken immer wie- der den alten Dingen nach, die längst ab getan und gestorben sind? Es war eine Zelt — sie ist lange

dahln und der Straßenstaub hat sie schon halb zu» gedeckt —es war eine Zeit, da war weit dahinten auf dem großen Bauernhöfe vor den Hellsandlgen Heidehügeln ein Anerbe» der den gleichen Namen hatte» wie er in den verschmutzten und abgeriebenen Papieren des Stromers steht. Der Hof lag hinter dem «roßen Wald, und leine Bauern hießen die Overhagenbauern lckon seit altersber. Es war eine Zeit, da truq Engelbert Overhaae immer heiles Zeug auf dem Leibe, hatte leben Abend seine saubere Bettliege, seden

Zähnen, die höhnisch auf der blut leeren Lippe herumbissen, wenn der Wist»- dieb verhört wurde. - Die Seele fragtest sie ihm aus dem Leibe heraus, und er hatte es. doch schon vor dem Amte glatt herausgesägt, daß er mit dem schwarzen Bernd Elchkötter auf den Bock gegangen wäre in der Gemeindemarkung. Sie waren eine Schneist lang gegangen. Da hatte plötzlich der Forstgehilfe vor ihnen gestanden, hatte den Drilling erhoben und hatte sie angerufest. Und wie es gekommen war — ob Engelbert auch dle Flinte

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Volksbote
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Page 3 of 10
Date: 06.06.1940
Physical description: 10
, ' 18 Trannnge«. Ein Bauernroman von Ludwig Klug. UrheberrechtSschutz durch BerlagSaustalt Manz. München. (19. Fottsetzung und Schluß), Der Doktor ging erst- zu Hillekamps Hans, und er . machte ein ernstes Gesicht, als er ihn zu sehen bekommt. Er klappte den schwarzen Kasten mit den 'blinkenden Jnstru» menten los und machte M an feine Arbeit. Wer er war bald damit fertig und fein Gesicht war schsteßlich ganz zufrieden ge- worden. «Es hätte viel schlimmer ausgehen können,' sagte er zu Engelbert

. „Einen Fingerbreit hoher, und er wäre euch unter den Händen verblutet. Jetzt ist düs nun eine Sache von ein paar Wochen, denn der Schußkanal sitzt im dicken Fleisch und laßt sich mit viel Ruhe und gutem Essen ball» wieder stopfen.' ' Da sprang Engelbert die Treppe hinunter und llef über, via' Diele in den .Garten hinein. Er setzte sich zu Vater Hillekamp und Harme auf die Hausbank und seine Worte waren froh. — • „Aber er muß Ruhe haben- hat der Dok tor gesagt. Vor morgen dürft Ihr überhaupt noch- nilht

einmal zu ihm.' „Er könnte ja die erste Zeit wohl über haupt auf dem Overhagenhof bleiben,' sagte Engelbert,- „und die Hanne könnte ihn dann immer- besuchen,' * „Und Ihr auch, Vorsteher,' sagte er noch hinterher. Da mußte Vater Hillekamp in all seiner Not doch ein bißchen vor sich hinlachen.' ' Und dann ging er ins^ Haus, denn er wollte doch mit dem Doktor, aüch selbst noch sprechet „Die beiden sollen sich wohl ver. tragen!' dachte er.denn er hatte-gerade-noch gesehen, daß-seine. Hanne dem Overhagen- Bauer ihren Kopf an die Schulter

und der schwarze Bernd machte scharf.' „Wenn Engelbert nicht gewesen wäre, läge ich setzt wohl draußen, sagte . Grön- hagen Ludolf, „und hätte ein Loch, im Leib.' . Der Overhagenbauer hatte seine Angaben noch nicht zu Ende gebracht, da sah der Priester in die Stube. Cr hatte ernste Äugen. „Bernd will dich sprechen,' sagte er, „aber ich meine, er hätte den Amtmann wohl noch eher nötig, denn er will sich etwas vom Gewissen reden.' . So ging der Amtmann, zu dem ‘ wilden Eschköster üüd der Schreiber ging hinterher

. ' Es mir- eine^gaNlsr'WHle^ hin,''.dä.'.rsef der Pfarrer leise nach Engelbert. Auf den Zehen schlich der junge Bauer in die Kammer. Da lag der, schwärze Bernd in den Kissen. Das Gesicht war ganz. gelb. Wie Wachs war es. und die Augen lagen hohl im Kopf. Der Doktor- stützte ihm dm Rücken mit dem a rm Der Pfarrer-stand am Fenster und te leise und -Lampings- Heine legte seine Papiere zusammen und machte ein sonder bares Gesicht-dabei. . .- ' ' Der schmarze Eschkötter fingerte unruhig und' kraftlos auf dem Bettzeug hemm

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Volksbote
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Page 5 of 8
Date: 07.03.1940
Physical description: 8
gerade nicht not.' — „Damals bist du mir an» Leben gejprun- gen. Vverhagenbauer', sagte er, „soll das nun hier gleich wieder losgehen?' Engelbert biß sich auf den Lippen herum. Der Jäger war im Recht. Und außerdem war ihm seine Schwester eingefallen. Aber dann dachte er auch an das, was Annemie ihm vom Verpachten gesagt hatte, und daran, daß der Jäger stch auf dem Over hagenhofe ins warme Rest setzen wollte. Da kam der Zorn wieder über ihn und er lachte dem Jäger voll Hohn ins Gesicht

Revier zu halten, darfft du die? Augen aufmachen. Und somit guten Tag,.Engelbert.' Er schob den Hut in den Nacken und bog in den schmalen Pfad ein, der über die Heide »ach dem Gemeindewald zulauft. Engelbert sah hinter ihm her. „Pachten will der bestimmt nicht', dachte er. „Soviel habe ich als.sicher herausgehört. Eigentlich ist Ludolf gar kein so übler Kerl und Anne- mi« hat nicht danebengegWen. Aber ich kann den, Grünrock nicht vor mir sehen oder die Wut -steigt mir ins Blut

» aber -wieder hinter der blonden Boi;» steberstochter her. Der Hofsuttge sagte ihm, daß der schwarze Bernd, ,ppjjmAJto gefragt habe. SM Kug sei er zu trefieck. Sollte der schon einen Käufer für den Hof wissen? Engelbert machte sich auf den Weg ins Dorf. Als er in die Dorfstraße einbog. über» hotte er den allen Dettenbauer und dev sprach ihn an. denn er tnnnte das Over- hagengesicht nicht gleich wieder. Aber dann merkte, er. mit wem er'«- zu tun hatte, und- feine Reden wurden so sparsam und kum^ daß Engelbert ihn fragte

, .ob chm das viel-' leicht nicht recht wäre. Neben ihm herzu gehen. Da sah der^weißhaatlge Alle ihm dreist in die Äugen. j „Daß du einmal aewWtrt Hast und dar andere. Engelbert, da» Wtd^ch^. vielleicht? vergessen. Aber soviel ich gehört habe, willst , du dein Erbe nicht antreten und deft-Hof verhandeln wie einen Sack Kartoffeln. Sö>^ dar ist also wirklich wahr? Ja, dann Oper- hagenbauer, dann ist es mir sieb und recht, wenn du mich allein «eitergshen läßt. Denn Bauer und Stromer, das paßt mein Lebtag

nickt zusammen.' Da riß der Aerger an Engelbert. . „Ich will dir was sagm, Dettenbauer. Wenn du nicht weihe Haare hättest und wenn du noch 'ein Jungkerl wärest, dann j schlüg' ich dir setzt Ms Maul, daß du dich! in den Graben legtest. Und. im übrigen habe ich dich nicht angesprochen, sondern du mich. Was ich mit meinem Hofe mache, da», geht euch alle den Teuxel was an. Und in «iftem Stromerkopf ist manchmal weniger Heu uno Mist, als in einem PauernschSdel. Und so mit guten Tag, Dettenbauer, und'steh

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Volksbote
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Page 4 of 8
Date: 04.04.1940
Physical description: 8
kann anders werden. Na» dafür sorge ich dann schon, denn das ist ja mein Handel.' „Habt Ihr mich nun verstanden? Also erst lassen wir Euere Geldgeber bluten für Ihre Dummheit. Dann parzellieren wir ab und verringern den Hof im Wert. Für das gute Vieh treiben wir schlechte Stücke auf und in den Vertrag arbeiten wir den kleinen Scherz mit der Holznutzung hinein. — Ihr könnt mir dankbar sein, Overhage. Es ist ein Adookatenverdienst, den Ihr macht, und mein Auftraggeber blutet sich tot an Eurem Hofe.' Engelbert

war aufgestanden. Er stützte die Hände schwer auf den Tisch. Der Viehhändler starrte ihn verwundert an; denn sein Gesicht wurde langsam rot und aus der Stirn hob sich eine blaue Ader ab' wie ein Strick. Engelbert sah über die knotige und schmierige Hand weg, die ihm entgegenaekommen war. und er sah dem Viehhändler gerade in da» hämische Gesicht. > „Und Ihr meint, daß das Götchäst sich lohnen würde?' fragte er lanqsam. „Es sitzt ein netter Beutel Geld dahinter. Oder meint Ihr. ich würde tonst für zehn Prozent

davon meinen Kredit in der »anzen Gegend aufs Spiel letzen? Denn Euer Käufer das Maul nicht , hält und mich über all .heruntermacht, das liegt wohl auf der Hand.' Engelbert nickte. „Cs ist also ein glatter Betrug, den Lhr mir znschieben. wollt, wenn er auch in aller Förch dürch das Gesetz ge deckt wird. deNn dafür wollt Lhr ia kargen. Ich habe Euch doch richtig verstanden?' Der Händler wand und drMe sich. Mm sollen die großen Worte. Over hage,' knurrte er. „Von Betrüg ist keine Rede, wenn wan

das Gesetz für sich hat. Und schließlich sind wir auch keine Kinder mehr und wissen, daß aN einem Tausend.' markschein ruhig eiN. bißchen Dreck kleben darf. .Seinen Wert hat er darum doch. — Wollt Ihr also oder wollt Ihr nicht?' Und er hielt ihm die Hand wieder hin. Engelbert wandte sich zu dem schwarzen Berndt hinüber, der verdrießlich am Fenster stand und mit den Fingern an die Ruten- scheiben trommelte. „Und was sagst du dazu?' fragte ihn der Bauer. , Mit einem Ruck fuhr Eschkötter herum. „Ich weiß

nicht, was du da noch zu über legen hast. Das Wasser steht dir doch bis zum Hals und Beitel Beerstock ist der ein zige, der dich wieder flottmackien kann. Willst du lieber draußen wie -ein Herr leben und auf deinen harten Geldsack schlagen können, oder willst du vielleicht lieber auf deinem abgewirtschafteten Erbe in Sorge und Elend vor die Hunde gehen, nur weil es einmal dein Erbe ist?' . „Ja', sagt« Engelbert langsam, „ich will vielleicht lieber auf meiner Vorväter Hof im Elend vor die Hunde gehen?' Mit einem Ruck richtete

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Bozner Zeitung
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Page 1 of 8
Date: 13.03.1908
Physical description: 8
- übernehmen auii> dt« A»zeig«»> Bureau» n, Wie». Anzeigen stitd im vor hin«» zu bezahlen. Manullrivte nierden »>chl zurüttgelandt. Nr. <»1 Schriftlntung: Lornplay. Freitag, den IS. März 190«. Fernsprechstrlle: Nr. ««. Jahrg. Softer ZlhwmgmA. Dir ErbschaftSaffäre Palma. AIS letzter und wohl für die Bozner interesjan- tester Fall. liegt heute den Geschworenen die An flöge gegen den Kaufmann Engelbert Palma, 35 Jahre alt, zuständig nach Kaltcrn. vor. Die Anflöge zagt. Palma habe im Zuge der Verlahabhandlung

, wodurch die Mit erben um den aus sie entfallenden Erbteil von 480(1 L und 9440 !<. zusammen also um 14240 Kronen geschädigt werden sollten und um mehr als 6l)v 15 geschädigt wurden. Hiefür nominiert die Anklage falzende Gründe: Am 2. Jänner 1909 starb in Bozen der Private Karl Warasin mit Hinterlassung eines eigenhändig -geschriebenen Testaments dato 13. August 1899 folgenden Inhaltes: „Die 2 Güter Bozner Boden And Neubruch sind meinem Ziehsohn Engelbert Palma, wie auch die Mobilien als Geschenk

über lassen, sollte Engelbert kinderlos sterben, so fallt das ganze Vermögen wieder meinen Verwandten zurück, wenn verehelicht, seiner Ehegattin und Kin- der. Die ausliegendcn Kapitalien ist Ziehsohn Engelbert Palma als Mit-Erbe zu betrachten. Zu heiligen Messen 300 fl.' Aei 5er Tagsatzung vom 1. Februar 1906 vor den» k. k. Notar Dr. v. Menz 'wurde die Erb einsetzung Palmas einverständlich in dem Linne ausgelegt, daß der nach Abzug der Prälegate und Passiven verbleibende reine Nachlaß in 5 gleiche Teile

laut, wie der Passus des Testaments, daß daS ganze Vermögen an die Verwandten zurück fallen solle, wenn Engelbert Palma kinderlos ster ben sollte, wenn verehelicht, seiner Ehegattin, und KinSern, auszulegen sei. Ter Ausgang der da rüber anhängig gemachten Zivilprozesse mar für die künftigen Vermögensverhältnisse Palmas selbst- verständlich von großer Bedeutung. In beiden Prozessen obsiegte Engelbert Palma. Im Zuge der Verlaßabhandlnng nach Karl Warasin tauchten wiederholt Bedenken

auf, ob das bei der Todfalls- und Jrwentarisaufiiahme bekannt gewordene, erblasserische Vermögen vollständig an gegeben worden sei. Engelbert Palma wurde in folgedessen vom Abhandlungskommissär Notar Dr. v. Me»z, dem Vertreter der erblichen Ver wandten Dr. Kieser und insbesondere auch von der Miterbin Magdalena Maier eindringlichst er mahnt. das ganze Nachlaßvermögen anzugeben und nichts zu verschweigen. Dies geschah insbesondere bei seiner Einvernahme am S5. Mai 19057 über den Verbleib eines großen Aufschreibbuches Wara

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Volksblatt
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Page 8 of 14
Date: 10.11.1877
Physical description: 14
Engelbert! wann bist Du gekommen?' sagte Franz kleinlaut. „Gestern Abend, hoch zu Roß, wie Ritter Bayard!. ut syuos Da^aräus!' rief Jener. „Ich wußt' es noch nicht, ich habe Dich in der Kirche nicht gesehen/ versetzte Franz, und woher kommst Du jetzt?' „Hö, weiß't nicht, was das für ein Ding ist, das ich am Halse trage?' rief Engelbert. „Freilich, Du kennst keinen andern Vogel, als die Katze!' Hellauf lachten die Uebrigen, doch Engelbert fuhr fort: „Ich will's Dir sagen: das nennt

aus dem gegenüber liegenden Lehrerhause die Magd gegangen und warf einen großen, schweren Schlüssel über die Kirchhofsmauer hinüber, mit dem Worte: ^Franz, Mittag!' „Hö, Jungens, kommt! Mittag läuten!' rief Engelbert, tief linksum nach der Kirchhofspforte, raffte den Schlüssel von der Erde, ehe» noch Franz von der Mauer herabgesprungen war, und rannte damit nach der Pforte des Thurmes, die Uebrigen ihm nach, so schnell es die Flinten um den Hals zuließen. Bald klippte die Mittagsglocke wie sich's gehörte

, und Franz, der nachgelaufen kam, ließ langsamer gehen, indem er dachte: „der Engelbert kennt's noch aus alter Zeit.'' Aber, o Schrecken! bald läuteten die andern beiden Glocken mit — ganz ungewohnt zu dieser Tageszeit — und Franz rannte athemlos in den Thurm: die fremden Burschen hingen an den Seilen und zogen lustig drauf los. „Ach, Engelbert, Engelbert! das gibt Aufruhr im Dorfe!' Engelbert ließ seinen Strick los, kratzte sich einen Augenblick hinter den Ohren und rief: „Jungens, fix, fix! sonst kommt

, „Du magst wohl wieder Recht haben — so in der Mittagsstunde steht einem das Latein schlecht nach der Mütze. Aber wahr ist's, er lernt zu viel, — wenn er ein halbes Aederchen von Schultheiß' Engelbert mitb - kommen, es sväre gut für ihn. Und bald kann ich ihm keine Lection mehr abhören — er weiß schon mehr Latein, als ich.' — „Ja, ja, wenn uns're Kinder sich nicht selbst antreiben . . entgegnete Frau Therese lächelnd und ging in die Küche zurück. — „Und wenn sie an Dir nicht solchen Fuhrmann hätten

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Volksbote
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Page 5 of 8
Date: 14.03.1940
Physical description: 8
« und leerte einen Teil seines Inhaltes um. Das Der Hoferbe Efn Bauernroman von Ludwig Klug, UrhebervechtSMtz durch Berlagranstal» Man». . München., 17» Fortsetzung- Engelbert ärgerte sich darüber, daß der andere ihm so scharf ins Gesicht sah. „Ist aut. Und wenn ich Zeit habe, gehe ich zum Vorsteher und komme auch wohl einmal zum Amt, wenn mir das . gerade äüskommt, sagte, er. „Aber es kann noch etwas dauern, denn in den ersten Tagen werde ich wohl keine Zest haben und sobald kommt es mir muh sicher

nicht aus.' — Als Engelbert in die Hinterstube Krügers kam, war da.großes Halloh. Neben Bernd saß Kaffebeers Jupp aus Mendorf. Das war ein gefährlicher Wilddieb. Und vor dem Ofen stand Beitel Beerstock, der schmierige Viehhändler, der ein Gewiflen hat wie einen' Hafersack so groß. und. am Tisch saßen Blick- mann» Wilm, der Anstreicher mit dem such- sigen Bart, Hebbölmanns Hein, den sie den Lüaenheinrich nennen, und Hinrikherm Bon- derveeke, dem der Moorkrug gehört da hinten am Bruch und dem sämtliche Willi- diebe

kn der ganzen Gegend Fleisch und Decken zuschleppen. Die drei saßen da und spielten Karten und der eine paßte dem andern auf die Finger auf. Dem' Overhagenbauer war die Gesellschaft nicht recht, aber er, war nun einmal da und mußte mit den Wölfen heulen, ' wenn er Bernd sprechen wollte. Und so hängte er die Mütze an den Haken, setzte sich auf die Bank und bestellte sich ein Glas- Bier. Als Lügenheinrich einmal hinausging und das Spiel auf einen Augenblick ruhte, winkte Engelbert dem schwarzen Bernd

, mit den Augen. Sie traten ans Fenster , und sprachen zusammen. Nein, einen Käufer hatte Bernd noch nicht. Aber er hatte-mit Beitel Beer stock gesprochen und der wollte wissen, was Engelbert- im. alleräußersten Fall für den SBolfer ttttf bar Jttttbmtb state ihm Brand wunden 0m ganzen Körper zu. Rasch wurde der Arzt «rufen, der dem Kind, das schwer« BerSrennuna«« davona«tra«n, nicht mehr hel fen konnte. Dini« Stunden später war e, tot. - b Da» Wolkenkreuz von» Eol di Lckna. Da» „Katholische Sonntaasblatt

, beschäftigt« Peter Grilz bei der Maschine im Stollen. Mit schweren Verletzungen wurde er sofort ins hisst« Werksspiial «bracht und mit Sie verabredete«, daß Bernd in . einigen Tagen nach dem Overhaaenerbe kommen und den Viehhändler mitvrmgen sollte. Dann nahm Engelbert seine Kappe vom Haken und tat so. als ob er einmal hinausgehen und gleich wiederkommen wollte. Er ging aber durch die Schäntstube, warf dem Krü ger das Geld für das Bier auf den Schank- fisch und machte sich durch die 'Hintertür

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Volksblatt
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Page 8 of 14
Date: 07.12.1877
Physical description: 14
hätten, und sicher hätte sie alsbald wieder einen schweren Brief zur Post getragen. ^ Nur. schade, daß/ so leid es uns für die Frau Schultheißin thut, dieser Studiosus nicht Engelbertchen, sondern Franz heißt, wie unsere LHer gleich anfangs richtig vermuthet hatten. . Doch wahr ist wahr: auch Engelbert ist Studio an derselben Hoch schule. Er hat sich einen famosen Bart wachsen lassen, trägt über den wirrgelockten Haaren sein flottes Cerevis-Käppchen, über der Brust das dreifarbige Band

.' Das ist, in einigen schwachen Zügen dargestellt, daS Bild von Schultheißeus Engelbert, Studio der Hochschule—von welcher Fakultät, ob von der Theologie, oder der Midicin, oder der Jurisprudenz, das wußte er selbst so ganz genau nicht anzugeben; doch genug, er hielt sich „Studirens-- halber' dort auf. Er hatte sich auch richtig einmal immatriknliren lassen; denn er- hatte, nachdem er vor Jahren per Post dem „verschrobenen Di- rector' in der Kreisstadt enteilt war, in geraumen Zwischenzeiten nach einander sechs ^verschieden

. Doch diese , Bemerkung hatte Engelbert, bei einer menschlichen Schwäche seines Ge- i dächtnisses, schon vom Ersten Kneipabende an vergessen; und so war er ein Studio, den keiner der Herren Professoren, wohl aber alle flotten Stu denten,, auch alle Bierwirthe, auch alle Mamsellen, item alle Schneider und Schuster und Leute ähnlichen Schlages kannten — die ^Studenten, weil er flott war wie sie mnd^wohl^öft den» leiblichen^ niemals aber, dm moralischen Katzenjammer hatte — die Bierwirthe, weil er bei ihnen stark

ab, wovon er nichts zusehen und zu hören bekommt. Um so mehr aber bekommt die Frau Schwieger töchter zu höre» immer mehr, -je mehr die Kroüthaler im Koffer zu sammengeschrumpft, die ausstehenden Kapitalien eingezogen, ja schon einzelne Grundstücke veräußert sind — denn sie, nur sie allein, hat den Bankerott mit in's Haus gebracht, nicht Engelbert —das gute Kind hat ja bisher so gut wie nichts gekostet und hält jeden Mutterpfennig so sparsam zu Rathe! „Aber Du!! — hast nichts, bringst nichts, thust

nichts, verstehst nichts — Du bist der leibhaftige Ruin des Hauses, das Dich aus Gnad' und Barmherzigkeit von der Straße aufgenommen hat. . Sag' Du mir noch Ein Wort über das gute Engelbertchen!' So wissen wir denn Bescheid, wie eS mit den beiden Studiosen steht, von denen wir noH beifügen können; daß sie miteinander, - obgleich sie Lands leute sind, keinerlei Verkehr unterhalten; denn Engelbert meidet den „Duck mäuser', der nur an seine Kirchenväter denkt und sich fern hält von den Gängen der „Flotten

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Volksbote
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Page 3 of 8
Date: 04.04.1940
Physical description: 8
, auf den Hof'kam. Mit .Vektel Beer- stock sprang . Eschkötters Bernd, vom Bock. Während der Händler dem Hofjungen die Leine zuwarf, war Bernd schon in die Herd küche.'getreten.. . ;,(Stilen Tag, miteinander.' sagte er laut. „Und, wo hast, du denn den Engeloert, Anne mie?' '.' » . . - Sie 'wies mit der Hand zur Stubentür, aber'sie sah nicht auf von ihrer Arbeit und sie' sagte weder einen Gruß.noch ein Wort.. Engelbert saß. am Tisch.. Sein ©efirfj* war ganz rillig. Sie boten sich die Tageszeit und \ nahmen

Stühle. •> »I. „Mensch,' sagte Bernd und wischte sich . ' ' ' “ '' ja '! heute wieder eine tolle Hitze!. .Feines Heu? weiter! Aber hast du denn keinen Schnaps im Hause? . Hier geht, es doch' um ein Ge schäft, auf dem wohl eine ganze Flasche sieben könnte.' . Engelbert schüttelte den Kopf. „Nachher,' S e er., „Erst wollen wjr das Geschäft'in nung bringen und dann sollst' du deinen Schnaps haben. Es ist besser, wir behalten klaren Kopf dabei.' Der Mchhändler 'lachte heimlich und voll Hohn

. Er hatte- fein schmieriges Notizbuch vor sich hingelegt und. leckte den Stift an. „Na,: dann . also.. lös,' Overhägenbauer,' sägte er. '„Dann sagt mal zunächst, wieviel Morgen der Hof genau hat.' Sie fingen nun an. Engelbert wies ihnen die Größe, des Hofes nach, die Bodenklassen, die' Erträge,- die Grenzen und alles und jedes,' was ihnen zu wissen nottät. Er brestete ^ seiner Väter, Hof' vor ihnen aus und ließ-ihn 'betasten und 'schätzen bis auf. ^ sein 'letztes, geheimes Teill Und die Scham würate ihn dabei

' am Hälse, wenn er Eschkötters Bernd' in die gierigen Auaen sah oder dem kälten, und wägenden Blick Beitel Beerstöcks begegnete. Endlich : war, er. zu Ende. , Der Viehhändler hatte rasche Notizen in sein schmieriges Buch gemalt. Jetzt zog. er . den Schlußstrich und rechnete eine Weile nach und feine Augen wärest flackrig dabei und feine, Finger- krall ten sich über'dem Papier. „So,. Overhagenbauer,' jagte er. „und nun die Belastung.' .. Da fing Engelbert wieder an, die Zahlen herzufagen, die ihm soviel

Not gemacht, daß er sie beinahe auswendig wußte. Der Vieh händler schrieb schnell und aufmerksam mit. Zuletzt nannte Enaelbert die lose Schuld von zehntausend Mark beim Bauer Hillekamv und die Aablen, die der Händler- ihm auf den Schv'Acheinen gezeiat hatte. Da warfen V-itel Be»rstock und K(ch- kötters De'-nd sich einen Blick zu. in dem ein belmli<rs und schmieriges Lachen war. „Das. ist. alles,', sagte Engelbert und..legte die Hände übereinander auf die Tischvlatte:: Er hob die Augen

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Volksbote
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Page 4 of 8
Date: 10.05.1940
Physical description: 8
, vm deinen ganzen Hof von SchuSen frehumachen — also wenn du ein Mädchen bekommst mtt einem vollen Talersack, dann brauchst du um anderer Leute Groschen keine Bittgänge M machen.* Tante Hwe setzte stch wieder in chren Stuhl. „Oder hast du selbst schon eine Freieres angefangen? Aber sei ehrlich, Junge, dem das Mädchen, bas ich dir wohl wünschen möchte, ist mir zu schade dazu, nur den Not- helser mit ihrem Gelds zu spielen.' Da lachte Engelbert los. Er lachte so, wie er damals Onkel Gust ins Gesicht gelacht

wie Natterngift.^ Die Ave hatte chm wortlos zugehSrt. | Al» sie von Onkel Tust sprach, hatte sie still I oft stb htngelacht, bctm fie kannte den schmierigen alle» Fuchs von Kindesbeinm an. Zu dem» was Dettenvater gesagt hatte, nickte fle. Der alle Bauer hatte recht, wenn er sein Geld nicht in wllde Sachen stecken und. sich sichern wollte. Aber was Engelbert über die Hillekamps Leute sagte, saß ihr im Wege. Dann konn te das wohl nichts werden mtt dem, was sie sich ausgedacht hatte für den Overhagen- bauem

und Borsteherstochter. Merkwürdig, daß der Junge es auf alle Hillekampleute so gepackt hatte und nicht nur auf dm, Vorsteher. Der war es doch S allein, der ihm den Sperrbaum in die chen steckte. Und Hlllekamps Hanne war dock ein« Freundin von Annemie und der Overhagen» bauer mußte doch ab und zu schon mit ihr zusammengekommen sein. Und die Hanne war doch wohl ein Mädchen, das einem jungen Kerl gefallen konnte? Merkwürdig war das ja mit Engelbert seinen gehässigen Redensarten, ganz merk» würdig. „Milchbrei

, „und dann ist sie dir wenigstens nicht mehr im Wege.' Engelbert war aufgestanden und sah un sicher nach ihr hinüber. „So', sagte er und es war, als ob in seiner Stimme ein Schwanken wäre. „Die Hanne will heiraten?' Er lachte trocken und sah nach der Uhr. „Dann wird Hillekampsvader ihr ja wohl den Wichtigen ausgesucht haben. Einen, der einen - schuldenfreien Hof hat und einen harten Talersack. Und meine zehntausend Mark sollen dann wohl mtt zu ihrem Brautschatz gehören. Na, dann — dann — aber ich muß jetzt gehen» Tante Hille

. Meine Leute werden nicht schlecht unruhig sein. Es ist schon bald zwölf Uhr.' Tante Hille lachte in sich hinein. Sie staffd langsam und gemütlich auf und schloß ihm die Türe los. „Wegen de» Geld«» kannst du in ein paar Tagen wieder kommen^, sagte sie. „Ick will schm, daß ich da» auf irgende ne Werse in Ordnung bringe. Und grüß die Annemie und sie soll einmal wieder vorbei kommen. Das Mädchen hat mich ja wohl ganz vergessen.' Sie sperrte hinter Engelbert zu und lachte wieder. «Es ist ein sonderbares

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