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Newspapers & Magazines
Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 23.06.1906
Physical description: 16
, wenn das für sie geschähe! Nicht ein Nagel dürfte eingeschlagen werden, ohne daß sie es anordnete, wie; von einem Geschäft zum andern flöge sie, wählte, gustierte. Die Hoheit Wölser? Die seufzt und klagt über die Mühe, die ihr die Beantwortung der Fragen nach ihren Wünschen verursacht, und macht Vetter Emil süße Augen, damit der die Arbeiten überwacht. Kaum hat er Lilli guten Tag gesagt, ist sie auch schon mit ihren tausenderlei Anliegen da und Lilli wieder sich selbst überlassen. Und Vetter Emil ist jetzt ihr einziger

Trost. Vetter Emil! Der hat gründlich Feuer gefangen! Lilli weiß es ganz genau, wenn sie auch so harmlos tut, als merke sie nicht das Geringste. Auch Graf Heini ist das nicht entgangen und es ärgert ihn furchtbar. Sie kennt das ganz gut, trotz seinen Bemühungen, es ihr nicht zu zeigen. Sie ist darum während Graf Heinis Anwesenheit noch einmal so liebenswürdig gegen Emil. Das ist ihre Revanche. Und ein Glück ist's, daß Anna von dem allem keine Ahnung hat. Denn die versteht keinen Spaß. Lilli

wird Vetter Emil schon dazu bringen, ihr einen Antrag zu machen. Ihn zu heiraten, ist tausend mal besser, als selbst der beste Erzieherinnen-Posten. Schon jetzt ist seine Position gar nicht ohne, die Auszeichnung aber, mit der ihn hier alle behandeln, ist eine sichere Bürgschaft, daß er noch höher steigen wird. Umsonst gesellen sie ihm nicht stets Grete oder Martha Wollheim als Tischdamen zu. Die sollen sich womöglich hier verheiraten, das liegt klar auf der Hand. Schwerreiche Mäd chen. Im xten Grxid

mit Portschach verwandt. Und deshalb aus ihrem heimatlichen Provinznest zu ihm auf Besuch geschickt. Emil jedoch macht sich nicht das Geringste aus ihnen. Aus ihr dagegen, na! Anna wird Augen machen, wenn die Bombe einmal platzt. Tadeln kann sie sie nicht, daß sie eine Vernunftehe schließen will. Waren denn die Heiraten der Hoheiten etwas anderes? Sie will ebenso gut wie jene Villenbesitzerin werden. Ein bißchen Zeit hätte es damit freilich noch gehabt. Der dumme Heini! Wie prächtig hätten

ihrer Schwester über ihren Studienheften brütet und es stets freudig begrüßt, wenn sein Erscheinen sie von den letzteren erlöst. „Wo ist denn Lilli?" fragt Emil darum arg los, nachdem er Anna begrüßt hat. „Ich habe Elisabeth gebeten, sie mit in die Stadt zu nehmen, weil ich etwas unter vier Augen mit dir zu besprechen habe," antwortet Anna gelassen. Es wird Emil unbehaglich zu Mute. Aber er faßt- sich. „Ich stehe ganz zu deiner Verfügung," erwidert er verbindlich. Anna steuert ohne lange Umschweife direkt

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 12.05.1906
Physical description: 16
74 Salten durch das Verschweigen des Umstandes, daß die gewünschten Pläne fix und fertig in feinem Schreibtisch lägen, eine möglichst günstige Meinung über sich beizubringen. „Ein erlaubtes Manöver — denn es nützt mir!" dachte er bei sich. Daß er Baron Salten auch in Zukunft zufrieden stellen würde, wußte Emil. Er war begabt, und auch an Fleiß würde er es nie fehlen lassen. Seine Tüchtigkeit sollte ihn dem unternehmungslustigen Kavalier unent behrlich machen. Sein Zusammentreffen mit Salten

war ein-großer Glücksfall für ihn. Auf der ersten Stufe der emporführenden Leiter hatte er Fuß gefaßt, nun hieß es weiter in die Höhe klimmen! „Sie tanzen doch, Herr . . ?" Frau von Portschach taucht neben Baron Salten und Emil auf und macht ihrer eifrigen Unter haltung durch ihre Frage ein Ende. „Gewiß, Gnädigste. . „Das kenn' ich — wenn erst einmal mit der Hopserei an- gefangen wird... na, Herr Preyer, da will ich Sie nicht län ger mit Beschlag belegen, hoffe Sie bald bei mir zu sehen." Frau von Portschach

schiebt ihren Arm unter den des jungen Architekten. „Kommen Sie und lassen Sie die Damen, mit denen ich Sie jetzt bekannt machen will, nur recht tüchtig tanzen, es fehlt furchtbar an Tänzern — unsere Her ren sind gar so bequem." Das ist deutlich! denkt Emil belustigt, jetzt sieht er alles durch eine rosige Brille. „Unsere Herren", die Zeit wird kommen, in der du mich auch zu ihnen rechnest. Laut versichert er, daß er mit Vergnügen bereit fei. Die Dame ist von huld vollster Freundlichkeit

gegen ihn, sie hat solche „Utilites" gern in ihrem Salon zur Verfügung. Daß Emil nur die reizlosesten unter den an wesenden Damen zugewiesen werden, versteht sich natürlich ganz von selbst. Und auch das nimmt Emil Preyer ruhig hin, ihm ist das Verständnis für seine Situation aufgegangen. Er nimmt sich vor, sich durch nichts be irren zu lassen, sondern unentwegt seinem Ziel zuzusteuern. Wo wohl Anna steckt? Eine Tour muß ich ja doch wohl auch mit ihr tanzen. Er sieht sich nach ihr um, entdeckt sie aber nirgends

. Doch ja, dort am Klavier steht sie ja. Neben Frau von Portschach. Mein Himmel — die arme Anna! Sie sticht mit ih rer einfachen Toilette förmlich auf fällig gegen die glänzend geschmück ten anderen Damen ab. Warum wohl Frau von Portschach gar so liebenswürdig auf Anna einredet? Ah — sie zieht die Handschuhe aus — blättert in den Noten. . . bren nend heiß läuft's Emil über's Ge sicht. „Ich möchte nur wissen, wie ich eigentlich zu der Ehre komme, ton Frau von Portschach eingeladen zu werden," hat Anna beim Herfahren

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 18.05.1906
Physical description: 20
Mit! 8 leisten bessere Nutzen, schäl allein. Der Stück fl. 3-5C sonst. Rudolf < Bor Schwiw Pc e.j 1 geg< Riesige A Billig I gut gut in der -< Ehe Sic vergeh Sie Vc Preisbere Ännonc Heinric Salten durch das Verschweigen des Umstandes, daß Me gewünschten Pläne fix und fertig in seinem Schreibtisch. lägen, eine möglichst günstige Meinung über sich beizubringen. „Ein erlaubtes Manöver — denn es nützt mir!" dachte er bei sich. Daß er Baron^ Salten auch in Zukunft zufrieden stellen würde, wußte Emil

. Er war begabt, und auch an Fleiß würde er es nie fehlen lassen. Seine Tüchtigkeit sollte ihn dem unternehmungslustigen Kavalier unent behrlich machen. Sein Zusammentreffen mit Salten war ein großer Glücksfall für ihn. Aus der ersten Stufe der emporführenden Leiter hatte er Fuß gefaßt, nun hieß es weiter in die Höhe klimmen! „Sie tanzen doch, Herr . . . ?" Frau von Pörtschach taucht neben Baron Salten und Emil auf und macht ihrer eifrigen Unter- haltung durch ihre Frage ein Ende. „Gewiß, Gnädigste

..." ^ r . . „Das kenn' ich — wenn erst einmal mit der^ Hopserer an gefangen wird. . . na, Herr Preyer, da will ich Sie nicht län ger mit Beschlag belegen, hoffe Sie bald bei mir zu sehen." Frau von Portschach schiebt ihren Arm unter den des jungen Architekten. „Kommen Sie und lassen Sie die Damen, mit denen ich Sie jetzt bekannt machen will, nur recht tüchtig tanzeu, es fehlt furchtbar an Tänzern — unsere Her ren sind gar so bequem." Das ist deutlich! denkt Emil belustigt, jetzt sieht er alles durch eine rosige

Brille. „Unsere Herren", die Zeit wird kommen, in der du mich auch zu ihnen rechnest. Laut versichert er, daß er mit Vergnügen bereit fei. Die Dame ist von huld vollster FreuMichkeit gegen ihn, sie hat solche „Utilitös" gern in ihrem Salon zur Verfügung. Daß Emil nur die reizlosesten unter den an wesenden Damen zugewiesen werden, versteht sich natürlich ganz von selbst. Und auch das nimmt Emil Preyer ruhig hin, ihm ist das Verständnis für seine Situation aufgegangen. Er nimmt

aus — blättert in den Noten . . , bren nend heiß läuft's Emil über's Ge-^ sicht. „Ich möchte nur wissen, wiei ich eigentlich zu der Ehre komme, von Frau von Portschach eingeladen beim Herfahren lächelnd hingeworfen. Amerikanische Egge zu werden," hat Anna Emil weiß jetzt, war um sein Büschen eine Einladung erhalten hat — um den andern zum Tanz aufzuspielen! Und er ist so stolz an ihrer Seite in den Saal geschritten. Das hätte er nur ahnen sollen — einmal und nicht wieder! Im nächsten Moment schon denkt

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Tiroler Post
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Page 1 of 20
Date: 29.06.1906
Physical description: 20
, die ihr die Beantwortung der Fragen nach ihren Wünschen verursacht, und macht Vetter Emil süße Augen, damit der die Arbeiten überwacht. Kaum hat er Lilli guten Tag gesagt, ist sie auch schon mit ihren tausenderlei Anliegen da und Lilli wieder sich- selbst überlasten. Und Vetter Emil ist jetzt ihr einziger Trost. Vetter Emil! Der hat gründlich Feuer gefangen! Lilli weiß es ganz genau, wenn sre auch so harmlos tut, als merke sie nicht das Geringste. Auch Graf Heini ist das nicht entgangen und es ärgert ihn furchtbar

. Sie kennt das ganz gut, trotz seinen Bemühungen, es ihr nicht zu zeigen. Sie ist darum während Graf Heinis Anwesenheit noch einmal so liebenswürdig gegen. Emil. Das ist ihre Revanche. Und ein Glück ist's, daß Anna von dem allem keine Ahnung hat. Denn die versteht keinen Spaß. Lilli wird Vetter Emil schon dazu bringen, ihr einen Antrag zu machen. Ihn zu heiraten, ist tausend mal besser, als selbst der beste Erzieherinnen-Posten. Schon netzt ist seine Position gar nicht ohne, die Auszeichnung

aber, mit der ihn hier alle behandeln, ist eine sichere Bürgschaft, daß er noch höher steigen wird. Umsonst gesellen sie ihm nicht stets Grete oder Martha Wollheim als Tischdamen zu. Die sollen sich womöglich hier verheiraten, das liegt Aar auf der Hand. Schwerreiche Mäd chen. Im xten Grad mit Portschach verwandt. Und deshalb aus ihrem heimatlichen Provinznest zu ihm auf Besuch! geschickt. Emil jedoch macht sich nicht das Geringste aus ihnen. Aus ihr dagegen, na! Anna wird Augen machen, wenn die Bombe einmal platzt. Tadeln

, weil ich etwas unter vier Augen mit dir zu besprechen habe," antwortet Anna gelassen. Es wird Emil unbehaglich zu Mute. Aber er faßt sich. „Ich stehe g-anz zu deiner Verfügung," erwidert - er verbindlich. Anna steuert ohne lange Umschweife direkt auf ihr Ziel lo§. „Ich habe nur ungern Elisabeths Bitten nachgegeben," beginnt sie, „den Sommer mit Lilli hier zuzubringen. Ich fürchtete das, was tatsächlich geschehen ist: die Ablenkung Lillis von ihren S-llidien, zu denen ich sie in ih-rem eigenen Interesse anhalten muß

. Ohne dir dies vielleicht Aar zu machen, hast du mir meine Pflicht in dieser Richtung beträchtlich erschwert. Es vergeht fast kein Tag, an dem du nicht ihrem Lernen vorzeitig ein Ende machst. Ich bitte dich ernstlich, das in Zukunft zu unterlassen, Lilli überhaupt so wenig als möglich zu zerstreuen. Ich. w-äre sonst gezwungen, uniern Aufenthalt hier abzukürzen und in unsere stille Stadtwoh nung zurückzukehren." Mit einer ungeduldigen Handbewegung schiebt Emil seinen Hut auf den Hinterkopf. „Bist du ein Pedant! Laß

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 15 of 16
Date: 26.05.1906
Physical description: 16
83 günstiger gestaltete, als er angenommen hatte. Das Cottageviertel kam tu die Mode, alle reichen Leute wollten in den mit jeder modernen Bequemlichkeit ansgestatteten Häusern wohnen. Salten erhielt hohe Mietbeträge für seine Villen, und an denen, die er verkaufte, gewann er beträchtliche Summen. Sein Vermögen hatte sich durch sein Unternehmen mehr als vervierfacht. Auch Emil Preyer besaß schou einen ganz stattlichen Sparpsennig. Seine Mansarde hat er selbstverständlich sofort nach Abschluß

, die aus seinen Schultern lag, zu bewäl tigen. Mit einer Dame war er allerdings in ziemlich vertrauten Verkehr geraten, mit der Baronin Salten. Ein beinahe kamerad schaftliches Verhältnis bestand zwischen ihr und ihm. Für die zwischen ihnen herrschenden Beziehungen war es jedoch vollständig belanglos, daß die Baronin eine Frau war. Sie war Emil Prehers bester Gehilfe. Voll Tätigkeitsdrang, ganz Interesse für das Un ternehmen, zu dem sie die erste Anregung gegeben hatte, verfolgte sie das Entstehen des Cottageviertels

. . ." Er stutzte, ivard ein rvenig verlegen, war innerlich sehr verletzt und suchte sie lange Zeit nicht Ms Nur am zweiten Weihnachtssest nach ihrer Trennung sandte er ihr eine größere Summe zu, und bat sie, diese Leni einzuhändigen, deren Dienste er so lange ohne Entschädigung habe in Anspruch neh men müssen. Anna händigte Leni das Geld ein, diese bedankte sich erfreut bei Emil, Anna selbst berührte die Angelegenheit auch nicht mit einem Wort. Von da an wurden die: Zwischenpausen zwischen liehe Kenntnisse

meiner Frau," sagte er lachend zu Emil, wenn dieser mit einem neuen Vorschlag zu ihm kam, „auf die kann ich mich besser ver lassen, als auf mich selber." Und das war die Wahrheit. Sie ward es noch mehr, als sich unvermutet herausstellte, daß Saltens Gesundheit einen ernstlichen Leck erhalten habe. Er fing zuerst über große Mattigkeit zu klagen an, die ihm jede Tätig keit zur verdoppelten Anstrengung iverden ließ. Die befragten Aerzte wußten keinen Rat, dies und das ivard versucht, allein

nichts wollte helfen. Saltens Arbeitsunlust und Arbeitsunfähigkeit aber nahm so zu, daß es sehr schlimm um fein Unternehmen gestanden hätte, wenn er allein, nicht seine Frau und Emil die Seele des Ganzen gewesen wären. Der arme Salten sprach dies auch ganz

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 15 of 16
Date: 02.06.1906
Physical description: 16
vergebens ver- llühen soll. Ihr Blick fliegt zu Graf Heini hinüber, dann legt sich ein leises Lächeln um ihre Lippen. Sie zieht Elisabeth ganz nahe an sich heran. „Und dein Herz lenkt er nicht nach den In eifriger Unterhaltung schreitet eine Gruppe distinguierter Personen, darunter Elisabeths Eltern, Herr und Frau von Wölser und Emil Preyer durch die Allee, die zu dem Lawn-Tennisplatz führt. Ein Zug leiser Ironie erscheint auf Annas Gesicht, während sie beobachtet, wie sich ihrem Vetter die allgemeine

Aufmerksamkeit zulenkt. Namentlich Portschachs und Wölsers beschäftigen sich an gelegentlich mit ihm, die Damen sind ganz strahlende Liebenswür digkeit. Emil Preyer scheint das sehr gelassen hinzunehmen, er antwortet allem Anschein nach zerstreut, seine Augen überfliegen suchend den Lawn-Tennis-Platz und ein flackerndes Leuchten flammt in ihnen auf, als sie' die Gruppe der Spielenden wahrnehmen. Jubelnd verkündet dort soeben Lilli, daß sie und ihr Partner auch Ein Pfingstchoral. Gemalt von O. Piltz. Wünschen

mit dem messen!" Lautes Sprechen hinter den beiden Mädchen verlöscht den Schimmer überirdischer Verklärung, der sich über Elisabeths Ge sicht gebreitet hat. Gelassen sieht sie sich um. Auch Anna tut dies. „Ein seltener Gast", flüstert ihr Elisabeth zu. „Dein Vetter Preyer." die siebente Partie glänzend gewonnen hätten. Dabei mustert sie flüchtig die Kommenden, am längsten Emil Preyer. Grete und Martha Wollheim schieben ihre Lawn-Tennis-Mützchen kokett in ihre nichtssagenden Backfischgesichter, sobald

sie den jungen Architekten gewahren. Emil Preyer ist eine Partie! Nach ihrer flüchtigen In spektion hat Lilli den Näherkommenden unmutig den Rücken zu gewendet. „Wenn doch nicht immer so viel fader Besuch käme!" tuschelt sie ärgerlich Graf Heini zu. „Am schönsten ist's stets, wenn wir unter uns sind . Wer ist denn der hölzerne Ritter, um den sich die Hoheiten so eifrig bemühen?" Lilli nennt die Damen Wölser und Portschach stets „die Hoheiten". (Fortsetzung folgt.)

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 15.06.1906
Physical description: 20
liebenswürdig, ihr Gatte atmet erleichtert auf. „Das wird ihm ein großes Vergnügen sein — nicht wahr, Heini?" Experimente mit der Flugmaschine von Archdeakon auf der Seine. sichtigen." „Mgemacht also, Graf Zorndorf?" „Abgemacht, Mister Whitehead!" „Ibouseud thanks! Sie verpflichten mich außerordentlich." „Dauert so eine Reise nach England lange?" fragt Lilli schmollend. Frau von Wölser lacht mokant auf. Emil Preyer zuckt zu sammen. „Das ist meine Cousine Lilli, nicht wahr, liebe Anna?" wendet

er sich an diese, „willst du uns nicht miteinander bekannt machen?" „Ja, das ist Lilli, als ein großes Fräulein ist sie aus dem Pensio nat zurückgekehrt. Liebe Lilli, der Herr ist unser Vetter Preyer." Lilli reicht Emil un befangen die Hand. „Soll ich Sie oder du zu ihm sagen?" fragt sie ihre Schwester. „Selbstverständlich du, wie es unsere liebe Anna tut!" sagt Emil. Preyer mit großem Eifer. „Wir sind die Letzten unserer Familie und sollten uns darum so innig als mög lich aneinander schließen." Annas Augen ' wer

den groß vor Erstaunen, Lilli lacht unbefangen auf. „Na höre, Vetter Emil," spottet sie schel misch, „mit deinem Fa- milienans chlußb edürfnis scheint's nicht weit her zu sein! Ich bin jetzt schon ganze acht Wochen aus der Pension zurück und bekomme dich heute zum ersten Mal zu Ge sicht. Das ist doch eine geradezu krasse Verletzung deiner vetterlichen Verpflichtungen." „Gewiß, Büschen, ich gestehe es zerknirscht und reuig ein und gelobe feierlich, mir in Zukunft ein solches Vergehen nicht mehr

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Tiroler Post
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Page 3 of 20
Date: 01.06.1906
Physical description: 20
83 rtüttftiger gestaltete, als er angenommen hatte. Das Cottageviertel L {jt die Mode, alle reichen Leute wollten in den mit^jeder modernen Bequemlichkeit ausgestatteten Häuser:: wohnen. Selten tthielt hohe Mietbeträge für seine Villen, und an denen, die er verkaufte, gewann er beträchtliche Summen. Sein Vermögen hatte ach durch sein Unternehnren mehr als vervierfacht. Auch Emil Meyer befaß schon einen ganz stattlichen Sparpfennig. 9 Seine Mansarde hat er selbstverständlich sofort nach Abschluß

, die Arbeitslast, die auf seinen Schultern lag, zu bewäl tigen. Mit einer Dame tvar er allerdings in ziemlich vertrauten Verkehr geraten, mit der Baronin Salten. Ein beinahe kamerad schaftliches Verhältnis bestand zwischen ihr und ihm. Für die zwischen ihnen herrschenden Beziehungen tvar es jedoch vollständig belanglos, daß die Baronin eine Frau war. Sie war Emil Preyers bester Gehilfe. Voll Tätigkeitsdrang, ganz Interesse für das Un ternehmen, zi: den: sie die erste Anregung gegeben hatte, verfolgte

nach ihrer Trennung sandte er ihr eine größere Summe zu, und bat sie, diese Leni einzuhändigen, deren Dienste er so lange ahne Entschädigung habe in Anspruch neh men müssen. Anna händigte Leni das Geld ein, diese bedankte sich erfreut bei Emil, Anna selbst berührte die Angelegenheit auch nicht mit einen: Wort. Von da an wurden die Zwischenpausen zwischen liche Kenntnisse förmlich intuitiv die Mittel und Wege auffindet, um sich ergebende Schwierigkeiten zu besiegen. Sie ergänzten sich, jeder leickt hingeworfene

Gedanke des einen ward zu einer Anregung für den andern, aus der ein neuer Vorzug ihres Werkes resultierte. Das Cottageviertel war so recht das geistige Kind der beiden. Baron Salten saß meistens mehr zuhöreud als mittätig^ neben den eifrig Planenden und Diskutierenden und rieb sich vergnügt die Hände über das Ergebnis ihrer Beratungen. „Gehen Sie nur zr: meiner Frau," sagte er lachend zu Emil, wenn dieser mit einem neuen Vorschlag zu ihm kam, „auf die kann ich mich besser ver lassen

, nicht seine Frau und Emil die Seele des Ganzen gewesen wären. Der arme Salten sprach dies auch ganz M* ui uun ,yCl-geu, UUU ÜCC Walyk nach auf allen Zungen: „Dank vom Haus Oestreich!" Die Krone hat sich vielleicht gedacht: Die Oesterreicher haben sich in ihrer Liebe zu Kaiser und Reich unglaublich vieles, sie werden sich darum — alles gefallen lassen. Diese Rechnung war falsch. Heute hat das Par lament, obwohl die Sitzung abgesagt war, oder eigentlich gerade deswegen, auf eigene Faust Sitzung gehalten

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 23.06.1906
Physical description: 16
98 sich mit einem plötzlichen Entschluß Anna zu und nimmt ihre Rechte in seine beiden Hände. „O du blinder, guter, hartherziger Apostel der Pflichterfüllung! Ist dir denn nicht der Gedanke gekommen, daß du vielleicht besser für Lillis Zukunft sorgst, wenn du den Dingen ihren Lauf, und mich so viel als möglich in Lillis Ge sellschaft weilen läßt?" Anna blickt Emil fest in die Augen. „Willst du damit sagen, daß ich dich als einen Bewerber um Lillis Hand betrachten soll?" „Wenn es mir gelingt

sind, um aus sie hin von dem abzuweichen, was mir als die sicherste Bürgschaft für Lillis Zukunft erscheint." Emil fährt empor, als habe er einen Peitschenhieb erhalten, ist beleidigt, zornig, erstaunt. Ihm, der seit Jahren daran gewöhnt ist, sich mit rücksichtsvollem Respekt behandelt zu sehen, ihm sagt man geradezu, daß er unzuverlässig sei, ein Mensch, dessen Worten man keinen Glauben schenken könne. „Wie kannst du's wagen?" fragen seine flammenden Blicke, die Anna mit ruhigem festen An schauen erwidert, bis seine Augenlider

; willigt sie ein, die Meine zu werden, will ich sie i auf den Händen tragen, so lange ich atme. Glaub' mir, Anna, du kannst nicht besser für Lillis Zukunft sorgen, als wenn du sie meiner Obhut anvertraust. Willst du das tun? Mir freie Hand lassen, um ihre Liebe zu erringen? Jeden Tag kommt sie mir wärmer entgegen — Anna — teure Anna — zerstöre mein Hebens glück nicht!" Anna blickt nachsinnend vor sich nieder. Ihr disziplinierter Verstand ist fähig, alles, was Emil gesagt hat, gänzlich objektiv

auf seine Richtigkeit zu prüfen. Daß altes, längst begrabenes Weh : von neuem in ihrem Herzen wieder aufzuckt, darf sie nicht be irren. Nur an Lilli darf sie denken, nur das berücksichtigen, was Lillis Wohl am besten fördert. Das ist ihre Pflicht, und sie ist ' unfähig, nch durch ein persönliches Empfinden von einer Pflicht erfüllung abbringen zu lassen. Sie sagt sich, daß Emil recht habe, daß Lilli als seine Gattin besser vor den Fährlichkeiten des Lebens geschützt sei, als wenn sie auf sich allein angewiesen wäre

? Angstvoll blickt Anna zu Emil empor. „Du wünschest also, daß alles bleibt wie es ist, bis du Lilli genügend geprüft hast, ob sie einer innigen, dauernden Liebe zu dir fähig ist?" Emil atmet erleichtert auf, er sieht, daß er gesiegt hat. Und um Anna allen seinen Wünschen gefügig zu machen, sucht er auch den letzten Rest von Mißtrauen, den sie vielleicht noch gegen ihn empfindet, durch Nachgiebigkeit zu entwaffnen. „Wenn du es für besser hältst — wenn es dein ausdrücklicher Wunsch ist, liebste Anna

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 21.07.1906
Physical description: 16
als ihre vernünftige Ueberlegung und sich täglich mehr und mehr gegen das sträubte, was ihrer klugen Erwägung als der kürzeste und sicherste Weg zum Glück erschienen war. Kalte Schauer überriesel ten sie, wenn sie daran dachte, daß der Augenblick nicht mehr fern sei in dem Emil Preyer sie fragen würde, ob sie seine Frau wer den wolle. Lang wartete er nicht mehr damit; sie fand für die Veränderung, die ihr in den letzten Tagen an ihm ausgefallen war, keine andere Deutung, als daß ihm wahrscheinlich die Worte

auf den Lippen brannten, mit denen er über seine Zukunft entschied. „Jeder Mann habe einen großen Kampf mit sich zu bestehen, ehe er sich dazu entschließe, seine Freiheit aufzugeben —" hatte neu lich Herr von Portschach behauptet. Der mußte das doch wissen. Diesen Kampf durchlebte jetzt offenbar Vetter Emil. Er war wie ausgewechsclt, wortkarg, finster, zerstreut, man sah es ihm an, daß ihn Wichtiges beschäftigte. Wenn er Lilli anblickte, bedeckte tiefe Blässe und dunkle Röte in jähem Wechsel sein Gesicht

war das doch, und auch der wurde ihr jetzt entrissen. Sie kann nicht anders, sie begräbt ihr Gesicht in den Händen und weint bitterlich. „Lilli!" Sie fährt empor, ein Schrei drängt sich ihr auf die Lippen, aber sie können ihn nicht ausstoßen, ein brennender Mund ver schließt sie mit leidenschaftlichen Küssen. Emil Preyer stammelt un zusammenhängende sinnlose Worte, welche nicht jubelnd, welche wie ein Verzweiflungsausbruch klingen, gibt ihr die süßesten Namen und küßt ihr von neuem Hände, Gesicht, den Mund. Als sie end lich

ihres Kleides. „Mein Glück, mein süßes Glück, leb wohl! Und verzeih, vergieb!" Ist sie bei Sinnen? Hat sie das alles wirklich erlebt, nicht nur geträumt? Ganz verstört schaut Lilli den Weg entlang, auf dein Emil nach seinen letzten Worten davongestürmt ist. Ach nein, es ist Wirklichkeit, Wahrheit, ihre Hände, ihr Gesicht brennen noch von seinen heftigen Liebkosungen. Er hat ihr seine Liebe gestan den — sie ist seine Braut —-— Sie zittert und bebt wie Espenlaub und sinkt kraftlos auf ihren srühern Sitz

zurück. Wie seltsam Emil um sie geworben hat! So also ist eine Liebeserklärung? Oh, dann ist es gut, daß man eine solche nur einmal anhören muß! Angst und bange war ihr ge worden. Es kam ihr vor, als ob sie einen Wahnsinnigen vor sich habe. Wäre er nicht gegangen, würde sie die Flucht ergriffen haben. Aber auch das war seltsam, daß er sich mit solcher Hast eut- sernt und sie allein gelassen hat. Jetzt ist es entschieden — sie ist Emil Preyers Braut! (Fortsetzung folgt.)

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 14.04.1906
Physical description: 16
58 f dich nicht hätte, Anna, du meine Stütze, mein Trost und meine Hoffnung! Aber laß nlich nur erst berühmt und reich sein! Deinet- .r encu ersehne ich das beinahe ebensosehr, wie in meinem Interesse." Eine feine Röte steigt ihr ins Gesicht und verjüngt es auf fällig. Sie wirft einen flüchtigen Seitenblick auf Leni. Die fchläst den Schlaf des Gerechten. „Meinetwegen brauchst du nicht so rücksichtslos vorwärts zu hasten, rücksichtslos gegen Dich, Emil. Wenigstens jetzt, wenn du deinen Plan

, gefällig, für eine Frau denkst du bisweilen merkwürdig richtig." Eine Bewegung des Unwillens. „Emil!" Ihre Stimme klingt weich, aber ihre Augen sind mit einer ernst mahnenden Bitte auf ihn gerichtet. „Schon gut, verbotenes Terrain, ich vergesse es immer wieder. Trotzdem ich weiß, daß da alles Reden umsonst ist. Bei einer andern hätt' ich's längst mit einem Achselzucken bewenden lassen, von dir hoff' ich immer noch, daß du dich doch mit der Zeit ins richtige Fahrwasser hineinbugsieren wirst. Wirst schon

." „Ein bißchen?" lacht Emil, gibt aber seine Absicht, Leni zu necken, aus ein leichtes Räuspern Annas sofort auf. Er klopft der alten Dienerin ans die Achsel. „Gute Nacht, Leni." „Sie gehen schon schlafen, Herr Emil?" „Ia wohl, tun Sie's nur auch." „Oh, jetzt bin ich wieder ganz munter. Na, aber das Wetter draußen, der Sturm." „Ein prächtiges Schlummerlied, wenn man vor ihni geschützt ist. Nochmals gute Nacht." Er schüttelt Anna die Hand und schreitet zur Tür hinaus, sein Wachslicht mit der vorgehaltenen

, das will was heißen. Ja, damit wär's auch leichter gegangen ohne unser Unglück. Dem Emil ist unser lieber Gnädiger auch zu früh, fortgegangen. Aber das hätte der selige Herr doch kaum gutgeheißen, daß. du mit deinenl sauer verdienten Geld beendest, was er in seiner Güte be gonnen hatte." „Lene . . ." „Ja, Annerl, ich weiß, du kannst's nicht leiden und nützen tut ja mein Reden auch nichts. Aber wenn ich so zusehe, wie sich mein Goldkind, das ich von seiner ersten Lebensstunde an gepflegt und gehegt habe, schindet

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 27.07.1906
Physical description: 20
sei in dem Emil Preyer sie fragen würde, ob sie seine Frau wer den wolle. Lang wartete er nicht mehr damit; sie fand für die Veränderung, die ihr in den letzten Tagen an ihm aufgefallen war keine andere Deutung, als daß ihm wahrscheinlich die Worte auf den ^ Lippen brannten, mit denen er über seine Zukunft entschied. „Jeder Mann habe einen großen Kämpf mit sich zu bestehen, ehe er sich dazu entschließe, seine Freiheit aufzugeben —" hatte neu lich Herr von Pörtschach behauptet. Der mußte

das doch wissen Diesen Kampf durchlebte jetzt offenbar Vetter Emil. Er war !vie ausgewechsclt, wortkarg, finster, zerstreut, man sah es ihm an, das ihn Wichtiges beschäftigte. Wenn er Lilli anblickte, bedeckte tiefe Blässe und dunkle Röte in jähem Wechsel sein Gesicht. Wenn er ihre Hand berührte, lief ein Zittern durch seine Gestalt und seine Augen brannten ordentlich unheimlich. Sie wich manchmal unwill kürlich vor ihm _ zurück, weil sie das Gefühl hatte, als ob er jetzt die Arme nach ihr ausstrecken

, ein brennender Mund ver schließt sie mit leidenschaftlichen Küssen. Emil Preyer stammelt un zusammenhängende sinnlose Worte, welche nicht jubelnd, welche wie eicr Verzweiflungsausbruch klingen, gibt ihr die süßesten Namen und küßt ihr von neuem Hände, Gesicht, den Mund. Als sie end lich die Herrschaft über sich selbst zurückgewinnt, die sie dem An sturm dieses leidenschaftlichen Gefühles gegenüber für einen Augen blick verloren hatte, wehrt sie den Stürmischen ab, indem sie sich ihm durch eine entschiedene

Bewegung entzieht. Preyer schwankt zu dem Baum zurück, neben dem Lilli saß, lehnt sich schwer an ihn an und bedeckt sein Gesicht mit den Händen. Tränenloses Schluchzen erschüttert seine Gestalt, und plötzliche liegt er vor Lilli auf den Knieen und preßt seine Lippen an den Saum ihres Kleides. „Mein Glück, mein süßes Glück, leb wohl! Und verzeih, vergieb!" Ist sie bei Sinnen? Hat sie das alles wirklich erlebt, nicht nur geträumt? Ganz verstört schaut Lilli den Weg entlang, auf dem Emil

nach seinen letzten Worten davongestürmt ist. Ach nein, es ist Wirklichkeit, Wahrheit, ihre Hände, ihr Gesicht brennen noch von seinen heftigen Liebkosungen. Er hat ihr seine Liebe gestan den — sie ist feine Braut — — Sie zittert und bebt wie Espenlaub und sinkt kraftlos auf ihren frühern Sitz zurück. Wie seltsam Emil um sie geworben hat! So also ist eine Liebeserklärung? Oh, dann bst >es gut, daß man eine solche nur einmal anhören muß! Angst und bange war ihr ge worden. Es kam

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 29.06.1906
Physical description: 20
, daß du vielleicht besser für Lillis Zukunft sorgst, wenn du den Dingen ihren Lauf, und mich so viel als möglich in Lillis Ge sellschaft weilen läßt?" Anna blickt Emil fest in die Augen. „Willst du damit sagen, daß ich dich als einen Bewerber um Lillis Hand betrachten soll?" „Wenn es mir gelingt, Lillis Herz zu erobern, ja. Nun? Du schweigst?" '„Verzeih. Ich befinde mich, in einer sehr peinlichen Lage. Ich muß etwas erwähnen, was zu berühren mein Zartgefühl verletzt. Trotzdem muß ich sprechen. Ich muß dich daran

erinnern, daß ich vor Jahren ähnliche Absichten von dir aussprechen hörte, die eines Tages von dir ohne ein Wort der Erklärung einfach der Vergessenheit überliefert wurden. Du kannst es mir deshalb nicht verdenken, daß mir deine Worte keine genügende Garantie sind, um auf sie hin von brat abzuweichen, was mir als die sicherste Bürgschaft für Lillis Zukunft erscheint." Emil fährt empor, als habe er einen Peitschenhieb erhalten, ist beleidigt, zornig, erstaunt. Ihm, der seit Jahren daran gewöhnt

anvertraust. Willst du das tun? Mir freie Hand lassen, um ihre Liebe zu erringen? Jeden Tag kommt sie mir wärmer entgegen — Anna — teure Anna — zerstöre mein Lebens glück nicht!" Anna blickt nachsinnend vor sich nieder. Ihr disziplinierter Verstand ist fähig, alles, was Emil gesagt hat, gänzlich objektiv auf seine Richtigkeit zu prüfen. Daß altes, längst begrabenes Weh voll neuem in ihrem Herzen wieder aufzuckt, darf sie nicht be irren. Nur an Lilli darf sie denken, nur das berücksichtigen, was Lillis

Wohl am besten fördert. Das ist ihre Pflicht, und sie ist unfähig, stch durch ein persönliches Empfinden, von einer Pflicht erfüllung abbringen zu lassen. Sie sagt sich, daß Emil recht habe, daß Lilli als seine Gattin besser vor den Fährlichkeiten des Lebens geschützt sei, als wenn sie auf sich allein angewiesen wäre. Weich und lind wird sie seine Liebe betten. Anna kann an dieser nicht mehr zweifeln. Das Beben seiner Stimme, die feuchte Glitt seiner Augen haben ihr deutlicher noch als feine Worte

enthüllt, wie innig und leidenschaftlich er für Lilli empfindet. Wenn Lilli seine Nei gung ebenso innig erwiderte — ja, wenn! Ob sie sich darüber genaue Rechenschaft geben kann, das junge, flüchtige Kind mit seinenl heißen Verlangen nach Reichtum und Lebensgenuß? Wenn sie sich nur des letzteren wegen bestimmen ließe? Angstvoll blickt Anna zu Emil empor. „Du wünschest also, daß alles bleibt wie es ist, bis du Lilli genügend geprüft hast, ob sie einer innigen, dauernden Liebe zu dir fähig ist?" Emil

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Tiroler Post
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Page 3 of 20
Date: 08.06.1906
Physical description: 20
vergebens ver blühen soll. Ihr Blick fliegt zu Graf Heini hinüber, dann legt sich ein leises Lächeln um ihre Lippen. Sie zieht Elisabeth ganz nahe an sich heran. „Und dein Herz lenkt er nicht nach den In eifriger Unterhaltung schreitet eine Gruppe distinguierter Personen, darunter Elisabeths Eltern, Herr und Frau von Wölser und Emil Preher durch die Allee, die zu dem Lawn-Tennisplatz führt. Ein Zug leiser Ironie erscheint auf Annas Gesicht, während sie beobachtet, wie sich ihrem Vetter die allgemeine

Aufmerksamkeit zulenkt. Namentlich Portschachs und Wölsers beschäftigen sich an gelegentlich mit ihm, die Damen sind ganz strahlende Liebenswür digkeit. Emil Preher scheint das sehr gelassen hinzunehmen, er antwortet allem Anschein nach zerstreut, seine Augen überfliegen suchend den Lawn-Tennis-Platz und ein flackerndes Leuchten flammt in ihnen auf, als sie die Gruppe der Spielenden wahrnehmen. Jubelnd verkündet dort soeben Lilli, daß sie und ihr Partner auch Ein Pfingstchoral. Gemalt von O. Piltz. Wünschen

mit dem messen!" Lautes Sprechen hinter den beiden Mädchen verlöscht den Schimmer überirdischer Verklärung, der sich über Elisabeths Ge sicht gebreitet hat. Gelassen sieht sie sich um. Auch Anna tut dies. „Ein seltener Gast", flüstert ihr Elisabeth zu. „Dein Vetter Preher." die siebente Partie glänzend gewonnen hätten. Dabei mustert sie flüchtig die Kommenden, am längsten Emil Preher. Grete und Martha Wollheim schieben ihre Lawn-Tennis-Mützchen kokett in ihre nichtssagenden Backfischgesichter, sobald

sie den jungen Architekten gewahren. Emil Preher ist eine Partie! Nach ihrer flüchtigen In spektion hat Lilli den Näherkommenden unmutig den Rücken zu gewendet. „Wenn doch nicht immer so viel fader Besuch käme!" tuschelt sie ärgerlich Graf Heini zu. „Am schönsten ist's stets, wenn wir unter uns sind . Wer ist denn der hölzerne Ritter, um den sich die Hoheiten so eifrig bemühen?" Lilli nennt die Damen Wölser und Portschach stets „die Hoheiten". (Fortsetzung folgt.) und Vaterland", e „Tiroler Post

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 09.06.1906
Physical description: 16
Äoöerne Mäö^en. Erzählung von P. F. Iezm a. (Fortsetzung.) Gras Heini lacht belustigt auf. „Ein Prinz aus Genieland!" antwortec er spottend, „der aber außerdem noch etwas ist, um was ich ihn beneide — hochdero Vetter nämlich." „Mein. . ?" „Herr Preyer, der Schöpfer des Cottageviertels." „Ach!" Lilli dreht sich rasch um und betrachtet ungeniert mit regem Interesse Emil Preyer. „So, das ist Vetter Emil? Den Hab' ich mir auch anders vorgestellt." „Uebertrifft oder enttäuscht er hochdero

Erwartungen?" Lilli knixt schelmisch. „Werd' ich hübsch für mich behalten." „Lilli!" „Graf Heini?" Sie biegt den Kopf auf die Seite und blickt den jungen Offizier mit drollig herausfordernder Koketterie an. Sie ist reizend in ihrer Schelmerei: Emil Preyer, der nahe genug herangekommen ist, um sie beobachten zu können, erbleicht bis in die Lippen. . Tie Baronin Salten hat Recht gehabt, Lori von Wölser hat sich gewaltig verändert. Ihre sorglose Ungeniertheit ist verschwun den, ein verbissener Zug lagert

in das Gebrauch oon das Mikroskop und knows fast auf das erste Blick, ob sie hat ein alluviales oder diluviales Gebilde unter ihre Hand. Miß Moos bach sein ein ganz hervorragendes Gelehrter!" „Oh, oh, Mister Whitehead!" wehrt Anna lachend und rot vor Vergnügen den Lobeserhebungen des Amerikaners. Es ist sehr fraglich, ob Emil Preyer auch nur ein Wort von der Rede Herrn Whiteheads vernommen hat. Die Hände mit dem Racket auf dem Rücken verschränkt, ist Lilli» langsam in die Nähe ihrer Schwester geschlendert

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 20.04.1906
Physical description: 20
Seite 16 58 solid 30 Komp Ree Dr> BucMrti dich nicht hätte, Anna, du meine Stütze, mein Trost und meine Hoffnung! Aber laß mich nur erst berühmt und reich sein! Deinet wegen ersehne ich das beinahe ebensosehr, wie in meinem Interesse." Eine feine Röte steigt ihr ins Gesicht und verjüngt es auf fällig. Sie wirft einen flüchtigen Seitenblick auf Leni. Die fchläst den Schlaf des Gerechten. „Meinetwegen brauchst du nicht so rücksichtslos vorwärts zu hasten, rücksichtslos gegen Dich, Emil

artikel. Dein Stil ist fließend, elegant, gefällig, für eine Frau denkst du bisweilen merkwürdig richtig," Eine Bewegung des Unwillens. „Emil!" Ihre Stimme klingt weich, aber ihre Augen sind mit einer ernst mahnenden Bitte auf ihn gerichtet. „Schon gut, verbotenes Terrain, ich vergesse es immer wieder. Trotzdem ich weiß, daß da alles Reden umsonst ist. Bei einer andern hätt' ich's längst mit einem Achselzucken bewenden lassen, von dir hoff' ich immer noch, daß bit dich doch mit der Zeit ins richtige

. „Ei, bin richtig ein bißchen eingenickt." „Ein bißchen?" lackt Emil, gibt aber seine Absicht, Leni zu necken, auf ein leichtes Räuspern Annas sofort auf. Er klopft der alten Dienerin auf die Achsel. „Gute Nacht, Leni." „Sie gehen schon schlafen, Herr Emil?" „Ja wohl, tun Sie's nur auch." „Oh, jetzt bin ich wieder ganz munter. Na, aber das Wetter draußen, der Sturm." „Ein prächtiges Schlummerlied, wenn: mau vor ihm geschützt ist. Nochmals gute Nacht." Er schüttelt Anna die Hand und schreitet zur Tür hinaus

, so von unten herauf, das will was heißen. Ja, damit wär's auch leichter gegangen ohne unser Unglück. Dem Emil ist unser lieber Gnädiger auch zu früh fortgegangen. Aber das hätte der selige Herr doch kaum gutgeheißen, daß du mit deinen: sauer verdienten Geld beendest, was er in feiner Güte be gonnen hatte." „Lene. . ." „Ja, Annerl, ich weiß, du kannst's nicht leiden und nützen lut ja mein Reden auch nichts. Aber wenn ich so zusehe, wie sich mein Goldkind, das ich von seiner ersten Lebensstunde an gepflegt

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Dolomiten
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Page 9 of 16
Date: 26.03.1938
Physical description: 16
ausziehen, einen aufge spannten Regenschirm vom Türmchen der Königskapelle entfernen müssen: insgeheim freuen sie sich doch, daß es noch immer Emil schickt Inge in den April (Nachdruck verboten.) Als Emil Schönherr Im Gasthaus zum „Goldenen Raben' den alten, langsam etwas griesgrämig gewordenen Oberkellner ab- löste, ging es wie ein frischer Wind durch die Räume dieses beliebten Lokales, in dem sich die Bewohner dieses Bezirkes gern nach des Tages Arbeit bei frischem Bier erholten. Der neue Ober

, der znm ersten Male ans einer Kleinstadt in die Großstadt verschlagen wor den war, hätte sich im „Goldenen Raben' bei guter Behandlung durch den Chef und den liebevollen Blicken des weiblichen Personals in der Küche und hinter dem Schanktisch recht zufrieden fühlen können, jedoch saß Emil Schönherr ein allzu übermütiger Schalk im Nacken, und außerdem hatte er sich ln den Kopf gesetzt, wahrscheinlich auf Grund seiner gut aussehenden Erscheinung, deren Wert er sich durchaus bewußt war. recht hoch hinaus

zu wollen. Mit warmem Frühlingssonnenschein kam der 1. April, und da Emil seinen dienstfreien Tag hatte, lustwandelte er im schönen Stadt park und ließ sich schließlich auf einer gerade vom neuen Anstrich trocken gewordenen Bank nieder. Dieses tat der Oberkellner aus dem „Gol denen Raben' nicht deshalb, weil er etwa schon müde gewesen wäre, sondern vielmehr zog ihn eine liebreizende Erscheinung an, die bereits auf einem Ende der Bank Platz ge nommen hatte und sich hoffnungsvoll die Sonne in ein entzückendes

Schelmengesicht scheinen ließ, um vielleicht bereits dadurch eine interessante Bräunung zu erreichen. Also nahm Emil Platz, und da ihm Schüch ternheit nicht angeboren war, beschloß er, gar bald die Dame in ein Gespräch über den Frühling im allgemeinen und über das damit verbundene Wiederaufleben der Freude' am Leben zu verwickeln. Zunächst blieb die Unterhaltung recht einseitig, bis die junge Dame die Frage stellte, wieso und warum sie im allgemeinen zur Ehre der Unterhal tung käme und mit wem

sie im besonderen eigentlich das Vergnügen hätte.^ In diesen Augenblick blitzte im Gehirn des Herrn Oberkellners der verwegene Gedanke auf, vielleicht hier fein zu reichen Hoffnungen berechtigendes Glück schmieden zu können, zumal sein liebliches Gegenüber in seinem feschen Frühjahrskostüm nicht so aussah, als ob es von armen Eltern abstamme. Wenn auch Emil bei diesem Gedanken, dem er nun die Tat folgen lassen wollte, etwas unbebag- lich zumute war. so fiel ihm doch im legten Augenblick erlösend

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Tiroler Post
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Page 1 of 20
Date: 15.06.1906
Physical description: 20
wumsit 1 Nr. 2 L Moöerne Ääöchen. Erzählung von P. F. Jezma. (Fortsetzung.) Graf Heini lacht belustigt auf. „Ein Prinz aus Genieland!" atttoortei er spottend, „der aber außerdem noch etwas ist, um was ich ihn beneide — hochdero Vetter nämlich." „Mein. . ?" „Herr Preyer, der Schöpfer des Cottageviertels." „Ach!" Lilli dreht sich rasch um und betrachtet ungeniert mit regem Interesse Emil Preyer. „So, das ist Vetter Emil? Den Hab' ich mir auch anders vorgestellt." „Uebertrifft oder enttäuscht

er hochdero Erwartungen?" Lilli knixt schelmisch. „Werd' ich hübsch für mich behalten." „Lilli!" „Graf Heini?" Sie biegt den Kopf auf die Seite und blickt den jungen Offizier mit drollig herausfordernder Koketterie an. Sie ist reizend in ihrer Schelmerei: Emil Preyer, der nahe genug herangekommen ist, um sie beobachten zu können, erbleicht bis in die Lippen. Tie Baronin Salten hat Recht gehabt, Lori von Wölser hat sich gewaltig verändert. Ihre sorglose Ungeniertheit ist verschwun den, ein verbissener Zug

Wort, „ist sehr, sehr geschickt in das Gebrauch von das Mikroskop und knows fast auf das erste Blick, ob sie hat ein alluviales oder diluviales Gebilde unter ihre Hand. Miß Moos bach sein ein ganz hervorragendes Gelehrter!" „Oh, oh, Mister Whitehead!" wehrt Anna lachend und rot vor Vergnügen den Lobeserhebungen des Amerikaners. Es ist sehr fraglich, ob Emil Preyer auch, nur ein Wort von der Rede Herrn Whiteheads vernommen hat. Die Hände mit dem Racket auf dem Rücken verschränkt, ist LM langsam

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Page 15 of 16
Date: 09.06.1906
Physical description: 16
91 „Na, wenn das Wort eine Brücke wäre. . .! Rechnen Sie nur nicht zu fest auf die Erfüllung dieses Versprechens, Fräulein Siliti" scherzt Pörtschach. „Ihr Herr Vetter ist einer der viel- leschästigsten Menschen, dessen man nur sehr schwer habhaft wer den famt." „Damit ist's gottlob für einige Zeit vorbei!" erwidert Emil möglichsr unbefangen. „Ich Hab' mir vorgenommen, mich jetzt ein mal gründlich auszuruhen und auch ein wenig von den Annehmlich keiten des Cottageviertels zu profitieren. Frau

." „Und an Herren fehlt's auch schrealich!" platzt Lilli heraus. „Nichts als Damen! Wenn wir Graf Heini nicht hätten, wär's ge radezu trostlos. Spielst du gut Lawn-Tennis, Vetter Emil? Ru derst du? Schiebst du Kegel? Bi- chcle fährst du doch gewiß?" „Wer Lilli!" ermahnt Anna torwurssvoll. „Du fragst, als ob die Unterhaltungen deiner freien Stunden das Wichtigste für dich wäre. Deine Studien dürfen durch die Vergnügungen, die du unseren gütigen Gastgebern verdankst, nicht in den Hintergrund gedrängt wer

miteinander. „Die Anlage des Teiches war doch eine superbe Idee von Preyer sagt Portschach so laut, daß Emil es hören muß. „Es ist erstaunlich, was mit dem bißchen Wasser zu stände gebracht worden ist." (Fortsetzung folgt.) Apruch. en Wer in einem schwankenden Menschen den (Mauben erweckt, daß man an seine Kraft zum Guten unbedingt glaube, der kann ihm Kraft einflößen. Rotkäppchen. Von Fritz Reiß.

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