zerfleischt? Und nun will ich noch die Programme der übrigen Kandidaten meines Wahlbezirkes einer kurzen Kritik unterziehen. Herr Kandidat Egger und fein Programm. Da einer der Erste sein muß, so soll es Herr Josef Egger, Bürgermeister von Kufstein sein, der Kandidat der Deutschsortschrittlichen. Machte doch auch Egger seine Einleitung mit den Sozialdemokraten. Er will beweisen, daß wir auf dem Lande nicht festen Fuß fassen können, weil wir die Religion als Privatsache hinstellen wollen. Möchte Herrn
Egger, für den ich persönlich ja alle Hochachtung habe, fragen, wer an dem Entwurf unserer Staatsgrundgesetze, an deren Feststellung mitgearbeitet hat als die liberale Partei von dazu m a l? Verbürgen diese Staatsgrund gesetze nicht auch, daß kein Gewissenszwang be stehen darf, also annähernd die Anerkennung unserer Forderung. Verfolgt ein ernst hafter Liberalismus nicht auch ähn liche Tendenzen? Die Herren Liberale!t sind schon sehr zahm geworden und trauen sich nicht mehr recht ans Tageslicht
. Uebrigens habe ich unsere Stellungnahme zur Religion schon be zeichnet, daß wir uns mit der religiösen Auf fassung unserer Anhänger und Gegner nicht befassen, insoweit solche nicht miß l> räuchlicherweis e auf politisches und .religiöses Gebiet üb er greift. Weiters kommt Herr Egger auf die soziale Frage zu sprechen. Hier muß ich ihm offen sagen, daß er noch im Banne veralteter manch esterlicher Ansichten steht, daß er vollständig blind für die moderne Zeit
i st, i n f o l g e d e r v i e l e n G e s ch ä s t e, d i e e r z u b e s o r g e n hat, a u ch k e i n e Z e i t fand, diesbezüglich zu lernen und zu denken. Herr Egger versteigt sich zu dem Ausspriich: „Es gibt keine Enterbten in der heutigen Gesell schuft, sondern jeder, der sein Brot Verdient wird es auch zu essen haben und keinen: Menschen sind Schranken gesetzt, um zum Bei- spiel auch Millionär zu werden, wie auch ander seits Hochgeborne in den Straßen vereudeu! Wie man sich bettet, so schläft man." Herr Egger! Sich gut zu betten, mit dieser Kunst befassen sich viele, ob sie dann gut schlafen
, das ist eine andere Frage! Wenn es auf wirtschaftlichem Gebiete über haupt keine Schranken zur Erlangung von Neid; tümern gibt, können Sie sich vorftellen, daß Millionen von Menschen Millionäre zu werden vermögen? Herr Egger, dem das Glück im Verein mit eigener Tüchtigkeit auch zu lichten Höhen ernpor- getragen hat, sieht keine Enterbten mehr! Cr gleicht einem Adler, der blind in hohen Regionen kreist, Hört keine Hilferufe von den Enterbten, betrachtet die soziale Frage als eine Torheit, als eine Geistesverirrung