Anliegen zu beten, um auS dem Munde so vieler geehrter und gelehrten Redner zu lernen, und durch ihre ge diegenen Worte unS zu begeistern, um unS an dem Beispiele so vieler für die katholische Sache unermüdlich thätigen Männer HU erbauen, wir Tiroler eigentlich die Gefeierten waren. Sie sehen, meine Herren, auS diesen kurzen Andeutungen, daß wir Oesterreicher, wir Tiroler große Sympathie in Deutschland haben, und diese Sympathien rühren etwa nicht von gestern her, oder von der Zeit der neuen Acra
, oder von dem letzten Wiener Schützenfest, welches man mit dem ganz sonderbaren Namen eineS deutschen BundeöschießenS betitelte. Nein! nicht von daher rühren diese Sympathien. Man hält unS in Deutschland für ein treues, biederes Volk; man rühmt an Tirol, daß eö vor allen andern im Jahre 1809 sich zuerst erhob, um sich von dem Drucke deS mächtigen Franzosen- kaiserS frei zu machen. Sie, die deutschen Brüder rühmen an Tirol das Festhalten an den Einen wahren katholischen Glauben; sie rühmen an Tirol das Streben
vorschwätzen und wollen glauben machen, wir hätten keine Sympathien in Deutschland, weil wir Katholiken, mit andern Worten, weil wir Römlinge, Ultramontane, Klerikale, Finsterlinge sind. Gerade des wegen haben wir Sympathien, weil wir Katholiken sind. Lüge ist es, wenn diese Blätter behaupten, wir hätten alle Sympathien in Deutschland eingebüßt, weil Oesterreich ein Koncordatsstaat geworden ist. O in Deutschland, wie in Oesterreich und in Tirol, wünschen alle Katholiken, das Konkordat möge Oesterreich
in Deutschland zu rauben. Ueberzeugen wir uns, meine Herren, nur so lange werden wir Sympathien in dem katholischen gutgesinnten Deutschland haben, als wir Katholiken sind, und gerade in dem Grade werden wir sie haben, als wir wahre, glaubensstarke Katholiken sind. Nur die Religion bindet die Völker und ihre einzelnen Theile dauerhaft zusammen, alle anderen Bande haben keinen Halt, gleichen einem Faden, der beim ersten Anziehen bricht. Indeß, meine Herren und lieben Landsleute, verdienen wir wohl
auch in vollem Maße diese großen Sympathien, die das katholische Deutschland uns Oesterreichern und namentlich uns Tirolern bewahrt? Lassen Sie mich, meine Herren, die volle Wahrheit sagen. Gibt es nicht auch bei uns noch manche faule Zustände? Halten sich wohl alle Tiroler genau an die Lehren der hl. Kirche, an die Vorschriften des hl. Vaters und der Hochwst. Bischöfe? Gibt es nicht auch unter uns Meinungsverschiedenheiten in den wichtigsten religiösen Kragen? Findet man nicht häufig noch in vielen Familien