in der österreichischen Jugend der vom österreichischen Staate heute schon ganz absieht, der Oesterreich höchstens noch gelten läßt als die Ostmark des deutschen Reiches, der aber die staatliche Selbst- ständigkeit dieses Reiches nur als etwaS Vor übergehendes ansteht, der erfüllt ist von dem burscheuschastlichen Jd?ale deutscher Einheltsbe- strebungen und nichts mehr weiß von Oesterreich und an eine ganz andere Zukunft denkt. Die Achtung des strammen Preußenthums, das diese Richtung so sehr bewundert, gewinnt
774 wä t > genPolitik zu diesem Ziele führen, und . es ist' nur ein Opport.mitäts - Interesse, wenn heute die czechischeu Führer. warme Er- ärungen zu Gunsten des deutschen Bündnisses a geben. (Sehr gut! links.) Die nationale Bewegung geht in Oesterreich immer weiter, und ich bin weit entfernt, mich darüber zu täuschen, daß auch in der deutschen Zugend eine extrem deutsch-nationale Bewegung besteht, die von Oesterreich immer mehr absieht. Als ich vor einem Jahre hier sagte, daß ein Theil
der deutschen Jugend ohne Glauben an den österreichischen Staat answachse, meinte der Unterrichtsminister, das sei eine Uebertreibuug, im Großen und Ganzen sei ein warmer patri- otischer Geist der studirenden Jugend zu vcr- zeichnen. Und ein Jahr darauf hat er das Aus nahmsgesetz über die academischen Behörden eingebracht und hat bei Begründung gesagt, daß ein anti-österreichischer Geist in gewissen Theilen der academischen Jugend besteht; und es besteht thatsächlich ein deutsch - nationaler Geist
man aber nicht durch solch- Selbstentäußerung und Mangel an staatlichem Selbstbewußtsein. Diese Stimmung wächst unter dem gegenwärtigen Regime von Jahr zu Jahr, und sie bildet eine ernste Gefahr und Mahnung für jeden Patrioten, die man nicht einfach todtschweigen kann. Die Aufgabe einer Regierung wäre es, nicht durch Zwangs maßregeln und Ausnahmsgesetze, sondern auf andere Weise für die Hebung des Patriotismus der deutschen Jugend zu sorgen. Und wo ist denn fönst die Mäßigung zu finden? Ist es ein Zeichen von Mäßigung
. Eine andere Loraussetzung des Parlamentarismus herrscht in Oesterreich. Zwei große Parteien stehen einander in Oesterreich gegenüber, die eu.e, welche für die Einheit des Reiches kämpft, und die andere, welche die provinziale Föderalisirung vertritt. Neben diesen großen Parteien, die um den Meraser Zeitssg Charakter des Staates kämpfen, gibt es kleine GriW-n,' die mit einer gewissen politischen Naivetät, sich um den alten historischen Kampf nicht kümmern. Das sind die radikalen Parteien, die vorwiegend