Übersicht über das Grenz- und Ausland-Deutschtum.- (Flugschriften des Vereines Südmark über das Grenz- un Auslanddeutschtum)
Nation', Halle a. S., 1903). Gerade die enge Verbundenheit der Niederländer mit Deutschland macht sie eben eifersüchtig-auf ihre Selbständigkeit und Welt stellung (Kolonialbesitz!), die sie sich allein, ohne Reichshilse errungen haben: daraus erklärt sich ihre zuweilen unfreundliche politische Haltung gegenüber dem Deutschen Reich der Vorkriegszeit. Ihrer gleich der Schweiz einwandfreien neutralen Haltung und ihrer Hilfsbereitschaft gegenüber der deutschen Not tat dies keinen Eintrag. Rotterdam
, Amsterdam und Utrecht sind Hauptsitze des Deutschtums (60.000 vor dem Kriege), das naturgemäß in erster Linie durch Kaufleute, dann aber auch durch Techniker, Gelehrte, Geistliche und Lehrer vertreten wird. Gegenwärtig kommt viel weibliches Hilfspersonal nach Holland. Für die ansässig gewordenen Deutschen hat die Stammesverwandtschaft mit den Holländern die Folge, daß gewöhnlich die zweite Generation Hol ländisch als Umgangssprache Pflegt, die dritte bereits völlig verholländert, meist auch rechtlich
eingebürgert ist. Großbritannien zeigt ähnliche Verhältnisse. Vor dem Kriege waren etwa 200.000 Deutsche in den Vereinigten Königreichen, davop in London allein wohl 125.000, wenn auch vorübergehender Aufenthalt berücksichtigt wird. Aber solche „Be sucher' gab es eben stets in großer, sich immer erneuernder- Menge. Die Bsruisverteilung der in England und Wales lebenden Deutschen zeigt nach einer Zählung von 1911, daß Dienstboten, Kellner, Handlungsgehilfen, Schiffs leute, Hotel
- und Gastwirtfchaftsbedienstete, Köche, Schneider, Friseure, Bäcker, Fleischer, Lehrer, also meist „dienende', von Engländern abhängige Leute, die der stolze Brite ungeachtet ihm begegnender großer Kaufleute, Ge lehrter und Künstler deutscher Herkunft als Hauptvertreter unseres Volkes ansah. Darauf, sowie auf die' im Reiche (besonders in Preußen) tatsäch lich häufigen Polizeiverbote gründete er seine Meinung vom „deutschen Knechtsinn'. Außer London gab es in Birmingham,, Liverpol, Manchester, Bradford, Hull, Edinburgh, Glasgow
deutsche Schulen und Vereine: in London reichen sie Jahrhunderte zurück. Daran und an der kirchlichen Or ganisation, soweit dies alles den Kriegssturm überdauert hat, kann sich das Deutschtum Großbritanniens wieder, aufrichten, was freilich lange dauern wird. V. Das Deutschtum in Äbersee. „Über See' gehen hieß meist über den Atlantischen Ozean gehen-, dieser war das große Wasser oder der große Teich, jenseits dessen der Auswanderer ein neues Leben beginnen konnte. Ein Strom von Deutschen ergoß