. Ein Korrespondent des „Franks. Journal ' hatte am 7. Juni eine Unterredung mit Dr. Adolf Fischhof der zur Bildung einer deutschen Volks partei sich gegenwärtig in Wien aushält. Der Korrespondent frug über die IResnltate und die Aussichten dieser Parteibildungsbestrebungen und Fischhof erwiderte: „Der Gedanke, welcher bei dem Versuche, eine neue Partei zu bilden, die, auf dem Boden der Verfassung stehend, sich die Ver ständigung unter den Nationalitäten zur Aufgabe zn machen hätte, maßgebend war, hat Wurzel
in der jensei tigen Reichshälfte Billigung, und eine der erfreu lichsten Erscheinungen war mir, daß, abgesehen von anderen ungarischen Journalen, auch ein Organ Tisza's mit unverhohlener Sympathie unsere Be strebungen begrüßte.' Ich richtete nun an Dr. Fischhof die Frage, ob er nicht besorge, daß eine Politik, in seinem Sinne im deutschen Reiche, mit dem die bestehenden freund schaftlichen Beziehungen zu erhalten und zu kräf tigen wir doch gerne bestrebt sein wollen, Anstoß erregen würde. Dr. Fischhof
verneinte dies entschieden. Er sagte: „Ich glaube, daß Bismarck die Bildung einer Partei, wie die im Entstehen begriffene, nicht nn- l gern sehen wird. Das Grnndprincip der alten Verfassungspartei, „daß Oesterreich der Träger der deutschen Staatsidee sein müsse', konnte Bis marck nicht angenehm sein, denn in dem Momente wo sich Oesterreich zum Träger derselben politi schen Idee anfwirft, wie Deutschland, ist es nicht mehr der Alliirte, sondern wird zum Rivalen Deutschlands. Ebenso wenig
kann aber Deutsch land eine Präponderanz der Slaven genehm sein, denn eine prouoncirt slavische Partei mit ihrer offenkundigen Zuneigung für Rußland und ihrer Aversion gegen das Dentschthum würde von vorn herein perhorrescirt werden müssen. Wir wollen allen Nationalitäten gerecht werden. Oesterreich hat nicht eine dentsche, nicht eine slavische, sondern eine oscillirende Politik den russischen Bestrebun gen entgegenzustellen, und nur eine solche Politik kann Deutschland willkommen sein. Wenn sich die Deutschen
unmöglich ist. Sonder- prätensionen keine Geltung erhalten. Wir stellen zwei Bedingungen an die Nationalitäten bezüglich des öffentlichen Unterrichts: erstens, daß in allen Schulen die deutsche Sprache obligater Lehrgegen stand sein muß; zweitens, daß jeder Staatsbeamre der deutschen Sprache in Wort und Schrift voll kommen kundig sein mnß. Damit haben wir dem Staate die '.Epgenzen seines Bestandes gesichert und die Cultur gerettet, denn eine weiter aus greifende nationale Bewegung könnte einen cul