: einen tatkräftigen, feurigen deutsch-liberalen Wahlkampf zu fuhren, das hat man vor weni gen Wochen im Deutschen Reiche erlebt. Dort hat sich das Bürgertum aus dem jahrzehntelangen Schlummer aufgerafft und hat Erfolge errungen, wie sie niemand vorher ahnte. Der untätige Pessimismus, das österreichische „Es wird ja eh' nix nutzen' ist eine schlechte Wahlparole. Was hat man im Deutschen Reiche gesagt, als dw- Wählen vor der Türe standen? Der Liberalsimus hat ausgespielt, der ganze Reichs tag wird sozialistisch
sein! Und als die Wahlen vorüber waren, sah man, daß der-Reichstag eine liberale Partei aufweist, stärker denn je' zuvor, ' und-däß(der Sozialismus nur halb soviel Ver treter entsandte, als er im eben aufgelösten Reichstag sitzen hatte. ' So täuschten sich die Propheten. Und sie irrten.-sich, weil' der Liberalismus erwacht war und alle ihm ungünstigen Voraüsfagungen zn- schanden machte.. . ! Sollen nur im Deutschen Reiche Ueberraschun- gen möglich sein? Kann- nicht auch in Oester reich, däs ebenfalls ein mächtiges
, gebildetes 'und deutsch-freiheitlich fühlendes Bürgertum besitzt, der Liberalismus einen Aufschwung erleben, die bisherigen Mandate behalten, neue erobern, .zu Einfluß, und Ansehen im Staate gelangen? Das aber ist nur möglich durch wohlüberlegte, ' einheitliche Wahlpolitik int großen und aus dauernde, energische Agitation im Kleinen und Kleinsten. Ganz so, wie es im Deutschen Reiche vor wenigen Wocheii war. Die Parteileitungen müssen mit den Lokalkomitees in engste Fühlung treten, die örtlichen
dieser sehr verbreiteten An- schauungen Zeigt sich. bereits im Wahlkampf der liberalen deutschen. Bürgerlichen. Diese,'von jeher nicht än'lpÄitisMagitatö.rische Arbeit gewöhnt und nur sehr' schwer für den Kämpf der Leiden schaften lind cher Geister zu haben, legen bereits beim- Bex^nn des 'Feldzuges die Waffen ent mutigt in denlSchoß öder besser gesägt: sie haben sie überhaupt nicht ergriffen. Man wird viel leicht einwenden, daß ja der Volkstag in Leoben und der Parteitag der Deutschfortschrittlichen in Brünn
die Mahlkampagne tatkräftig eröffnet Und alle deutschen Parteien außerdem 'Wahlpro gramme ausgegeben hätten. Ja, Brünn und Leoben sind wohl zwei deutsche Städte Oesterreichs» aber gewiß nicht alle! Und der Wahlkampf muß in jeder deut schen Stadt, in jedem Markt, Dorf, in jeder, wenn auch noch so kleinen und entlegenen Ge meinde, geführt werden, um nur einigermaßen Erfolg zu versprechen. Zwei große Parteitage der Führer machen noch lange keine große, volks tümliche Wahlbewegung aus. Was das heißt