Nr. 189 Freitag den 18. August 1938 IVOV-Mark-Grenzstzerre - Die von Deutschland gegen Oesterreich verhängte 1000-Mark-Grenzsperre hat dem Tiroler Fremdenverkehr eingestandenermaßen schwere Wunden geschlagen. Unsere Fremdenindustrie war nun einmal naturgemäß auf den Besuch der deutschen Sommer- und Wintergäste eingestellt und die Deutschen ließen, als Ganzes genommen, ein schö nes Stück Geld im Lande. Wir sind ja überzeugt davon, daß in diesem Jahre auch dann, wenn die 1000-Mark- Grenzsperre
nicht verhängt worden wäre, der Zuzug der deutschen Sommergäste ein recht geringer gewesen wäre. Auch in den Ländern, die Deutschland für die Deutschen nicht gesperrt hat, zeigt sich, daß der Besuch aus Deutschland ein sehr geringer ist. In den böhmischen Bädern, in der Schweiz, in Südtirol sind in diesem Jahre sehr wenig Deutsche anzutreffen. Die wirtschaftliche Not in Teutsch- land, die politische Unsicherheit im Dritten Reich und der Druck, der besonders auf die deutschen Staatsangestellten seitens
der Hitlerregierung ausgeübt wird, verhindern, daß der Deutsche ins Ausland geht. Es sind aber auch die deut schen Fremdenorte, Sommerfrischen und Kurorte von den Deutschen selbst sehr schlecht besucht. In Mittenwald, in Garmisch-Partenkirchen und in anderen Orten Oberbaherns herrscht in diesem Sommer alles andere denn Hochkonjunk tur. Die Hotels und Pensionen in den bayrischen Grenz orten stehen zum Teil leer, die Erwartungen, die die bay rischen Fremdenverkehrsinteressenten an die Verhängung der 1000-Mark
ausländische Autos wie im Sommer 1933. Man kann nun ohne weiteres annehmen, daß die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr in diesem Jahre höher sind als entsprechend der um die Hälfte ver- - minderten Frequenzziffer des Vorjahres. Die deutschen Gäste, so zahlreich sie auch waren, zeigten sich in der Regel beim Geldausgeben etwas zugeknöpft. Der Deutsche ist es gewöhnt, den Geldbeutel nicht allzuoft aufzumachen, jeden Groschen umzudrehen, bevor er ihn ausgibt. Wir wissen -ja, daß die meisten der deutschen Gäste
wie heute sind, die deutschen Gäste wieder zu uns kommen. Die Deutschen möchten ja auch jetzt gerne nach Tirol kommen; sie kommen nicht, weil sie nicht wollen, son dern weil sie nicht dürfen, weil sie nicht können, da ihnen die 1000-Mark-Grenzsperre den Besuch Tirols einfach un möglich macht. Ewig kann aber sicherlich dieser Zustand, wie er heute besteht, nicht aufrecht erhalten werden. Die Grenzsperre wird fallen müssen und dadurch wird den Deutschen wieder unser Land offen sein, die Schönheiten