wird. Lumpenpack. ® Interessantes aus Kurtatsch. München, den 20. September 1924. Es sind kürzlich in angesehenen Tagesblättern Deutsch lands. Österreichs und der Schweiz Artikel über unseren deutschen Süden jenseits des Brenners erschienen, die endlich ein erwachendes Verstehen und Mitgefühl für die Leiden unserer dortigen Stammesbrüder verraten, ein Mitgefühl, das sicher schon von allem Anfang an vorhanden war, aber von 1 den Sorgen im eigenen Hause und wohl auch aus politischen Gründen zurückgehalten wurde
. Schon daß man in unserer / Presse so offen über die wahren Verhältnisse in Südtirol zu schreiben wagt, weckt in der Brust jedes aufrechten Deutschen, jedes Alpenfreundes ein befreiendes Gefühl, eine Vorahnung besserer Zeiten. Ich selbst bin ein begeisterter Freund der Berge und besuche — unterbrochen durch die Kriegs- und ersten Nach kriegsjahre — seit fast zwei Jahrzehnten unser schönes Südtirol im Kranze seiner Gletscher, im Zauber seiner Dolo miten. Das selten schöne Land
ist auch unter der Fremdherr schaft „unser Südtirol", der südlichste Gau im großen deut schen Vaterlande geblieben und da wir sehen, daß die Süd tiroler so tapfer und zäh um ihre Muttersprache und ihr Volkstum kämpfen, wollen wir sie darin helfend unterstützen, so oft und so gut wir können. Man hat in Rom und Trient nie Verständnis für die Behandlung der deutschen Minderheit gehabt, aber was an diesem geknechteten Volke seit Beginn der Faschistenherrschaft von der italienischen Regierung gesündigt wurde, gereicht
, seinen deutschen Charakter, seine Seele zu rauben. Wenn man am Brenner die „von Gott gewollte ewige Grenze" Italiens überschreitet, fällt der Fortschritt der äuße ren Verwälschung gegenüber dem Vorjahre schon beim Betreten der ersten Ortschaften in die Augen. In Brennerbad, Gossen laß, Sterzing, Brixen, Klausen usw. sehen wir heuer nicht nur an allen öffentlichen Gebäuden der staatlichen und Ge meindeämter, sondern auch an den Bankgeschäften, Gasthöfen, Kaffees, Konditoreien, kurz in allen jenen Betrieben
, in den Gemeinden der Carabinieri- oder Finanzieri- kommandant, mag er auch nur ein Maresciallo oder Brigadier tont Range eines Unteroffiziers sein, mit dem grenzenlosen Eigendünkel des „Siegers" nach eigenem Gutdünken, eigener Auffassung und Auslegung, mit einer Eigenmacht, für die uns Bürgern eines Rechtsstaates das Verständnis fehlt und gegen deren Auswüchse es regelmäßig keine Abhilfe gibt. Dabei ist Land mit einem Netz von Spitzeln überzogen und blüht leider auch unter den Deutschen die Angeberei