? Sollte die Mittheilung eines deutschen Abgeordneten an das „Grazer Tagblatt' über den Inhalt der Gespräche des Grasen Thun mit dem Dreigestirn der katholischen Volks partei auf Wahrheit beruhen? Dann hätten wir ja ein wahrhast klassi sches Beispiel ausgleichender Ungerechtigkeit entsprechend zu begrüßen. Die Deutschen in Böhmen sollen zukünftig nicht mehr das Privilegium genießen, die Theilnahme des gesammten, großen deutschen Volkes als Opfer von Sprachenzwangsor donnanzen wachzurufen, nein, sie sollen
es künftighin mit den Deutschen der Alpenländer theilen. Darnach werden die staatlichen Behörden auch in den reindeutschen Gegenden Steier- marks, Kärntens oder Tirols in der zweiten Landessprache ihres Amts zu handeln haben, wenn es irgend einem Pervaken oder Welschen beliebt, gegen den reindeutschen Charakter dieser Gegenden zu demonstrieren. Die Zweisprachigkeit Niederösterreichs ist mittelbar von der Regierung dadurch aner kannt worden, daß sie das vom Landtage be schlossene Gesetz, welches das Deutsche
stehen gebliebenen Sprache auf diese Weise künstlich und willkürlich durch Zwangsmaßregeln aus gedehnt sehen möchten. Uns scheint es eine unerhörte Unverschämt heit von Fremden, sich nicht der Sprache und der Sitte der Gastwirthe anzubequemen, son dern Hausherrenrechte in Anspruch zu nehmen. Wo in aller Welt gesteht dies ein Kulturvolk selbst den Zugewanderten eines andern Kul turvolks zu? Wir haben ja neulich erst er fahren, daß ein Franzose oder Italiener in deutschen Kantonen der Schweiz keinerlei
An spruch darauf habe, daß die Behörden daselbst mit ihm in seiner Sprache verkehren. Aber eine derartige Forderung der Perva ken zum Beispiel auf deutschem Boden, deren Unverschämtheit in geradem Verhältnisse zur Unbedeutendheit dieses Volkes steht, erkennt GrafThtn an, um den tschechischen Sprachen Verordnungen, die justament bestehen bleiben müssen, den Charakter einer Ausnahmsmaß regel gegen die Deutschen Böhmens zu nehmen ? Also wird eine Kränkung, die man einer Person zugefügt, dadurch gut gemacht
, wo man sich damit in stumpfer Ergebung abzufinden sucht, wie unsere Bauern etwa mit den verschiedenen Rebenkrankheiten, die man als ein nothwendiges Uebel hin nimmt. Nun, vielleicht schlägt das neue Sprachen gesetz, das Graf Thun anf Grund des Z 14 den Deutschen vorsetzen will, auch bei uns dem Fasse, das von nationaler Gleichgiltigkeit und Lauheit übervoll ist, den Boden aus. Vertrauen wir aus die Macht, die durch Verneinung unserer nationalen Ansprüche auf Rücksicht und Anerkennung als ein sich selbst achtendes Volk