. Wenn ich Ihnen nun, Verehrteste, in wenigen Worten das Bild eines Mannes vorführe, der diesen Riss, der durch's deutsche Reich gieng zu schließen suchte, mit Auf wand all' des Wissens, all' der Liebesmühe uud all' dem apostolischen Eifer, mit deutscher Offenheit und Unerschrockmheit die ihm eignete, werden Sie dann nicht gestehen, dass dieser Mann vor allemein eminent deutscher Mann war! Und das sind, kurz zusarnmen- gesasst die Charakterzttge des sel. Petrus Canisius. Geboren wurde er in dem damals noch deutschen Nymwegen
in d r Philosophie. Zwei Jahre darauf, 1543, th-t er einen verhängnis vollen Schritt er trat in o:e Gesellschaft Jesu ein: der Schritt war um so verhängnisvoller, als Canisius eben der erste deutsche Jesuit ist: wäre nie ein erster gewesen, dann hätten wir ja nicht die endlose Reihe dieser so „gefährlichen' Ordensmänner erlebt, gegen welche sich das deutsch? Reich und die deutsche Wssenschajt im 19. Jahrhundert nur mehr dadurch zu schützen wusste, dass man sie aus dem deutschen Vater lande verdankte
Glauben wurzelt; darum entschul digen Sie mich, dass ich Sie an diese Gedanken er» innerte. So, Verehrteste, stand der deutsche Mann des katho« lischen Mittelalters da, festgewurzelt im katholischen Glauben, um den ihn auch tue leidenschaftlichsten Par- teikämpse nicht bringen konnten. Wohl konnte er Miss griffe thun und Fehltritte begehen, — und th t sie auch. Erinnern Sie sich an die unvergessliche Helden gestalt des Kaisers Friedrich Rothbart. Einen großen Theil seines Lebens verbrachte
des Abendlandes insgesammt, vertreten durch ihre Könige und Fürsten und Führer zu den großen Reichstagen Deutschlands, und — freie Fürsten in ihrem eigenen Lande, — huldigten sie doch dem ge meinsamen Führer der christlichen Völker: und der war kein anderer als der deutsche Kaiser, oder richtiger ge sagt der „römische Kaiser deutscher Nation.' Zu jener Zeit konnte man sprechen von der deutschen Eich?, die ihre Aeste soweit ausbreitet, als sie die Wurzeln in die Erde tr eb Diese deutsche Elche, den herrlichen
eines Mannes, der mehr Dichter als Christ war, dem sie aber ihre volle Hochachtung zollen — der Mann ist Göthe, und der Ausspruch, den wir den indifferenten Herren in's Stammbuch schreiben möchten, lautet: „Die Fragen, welche die Menschen herzen bis in ihre tiessten Tiefen aufregen, sind die religiösen.' Ja, die religiöse Spaltung Deutschlands durch Luther, der bald eine Revolution auch auf politischem Gebiete folgte, hat die deutsche Eiche geknickt, hat der Größe Deutschlands das Grab gegraben