waren und find auch die ächten Deutschen, nebenbei bemerkt, nie besondere Freunde jenes Alles oivellirenden und zentralifiren- den UltramontaniSmuS, der heutzutage kühner als je sein Haupt erhebt; — allein jeder geschichtSkundlge Deutsche weiß auch, daß die zu weit getriebene Sucht der Deutschen nach individueller Selbststän- digkeit eine der Hauptursachen war, warum das deutsche Reich mehr und mehr in Verfall gerieth, und allen Angriffen der Feinde ausgesetzt, nach und nach die schönsten Stücke
deutschen Patrio ten haben daher stets diesen elenden Kantönligeist vieler Deutschen, den die Verblendeten deutsche Frei heitsliebe nannten, — dieses engherzige Pfahl- bürgerthum der deuifchen Philister, deren Blick über die Mauern ihrer Stadt oder ihres Bezirkes nicht hinauSreichte, ciuf's tiefste beklagt, das Gefühl der Zusammengehörigkeit, den Na tio n a l ge i st zu be leben gesucht, um das Reich als solches wieder neu zu kräftigen und gegen seine Feinde widerstands fähig zumachen. In diesem Sinne
in Oesterreich „Ordnung schaffen', das Ministerium Giskra (welches damals noch regierte) stürzen und ein groß-czechifches Reich, bestehend aus Böhmen, Mähren, Schlesien und dcr Slowakei, herstellen, da hätten sie gewiß ausgerufen: „Pfni T—, mit solchen Ränkeschmieden, die nicht viel Besseres sind als Hochverräther, will man uns Deutsch tiroler zusammenkoppeln, die wir jedelzeit für Kaiser und Reich eingestanden sind.' — Um also, wie ge faxt, den saubern Bund mit den Czechen und Win dischen zu beschönigen
, haben gestern die „Tir Stim men' einen Artikel gebracht, worin sie sich gegen den Vorwurf zu vertheidigen suchen, daß sie durch ihre Allianz mit den Slaven ihre deutsche Ab kunft, ihren eigenen nationalen Charakter verläugnen. Sie sagen, eben dadurch, daß sie gegen den Centra- lismus für Selbstregierung kämpfen, zeigen sie ihr Deutfchlhum. — Wir erwiedern: allerdings gehört eS zur Charakteristik der Deutschen im Allgemeinen, das Recht des Individuums gegenüber der Gesammt heit zu betonen; deßwegen
müssen wirDeutsch-- österreicher ebenfalls Centra listen sein, wenn wir nicht wollen, daß das Reich vor lauter Selbst- ständigkeit der einzelnen Länder und Ländchen, Na tionen und Natiönchen schmählich zu Grunde gehe. Im Uebrigen sind auch wir Feinde oller Centrali sation, die den wahren Interessen der österreichi schen Völker und Länder entgegentritt — mit jenem „autonomen' Schwindel aber, der Oesterreich zum Kinderspolt machen muß, möge man uns hübsch weit vom Leibe bleiben. Innsbruck. Gestern