Dienstag, „Vmtzsuss KhVouik.' 9. November 1897. MW, mit deutsch — nicht dwW, M uuehrlicht Bozen, 6. November. Der Deutsche Volkstag macht noch immer von sich reden; und was man darüber spricht, gereicht ihm und seinen Veranstaltern nicht sonderlich zur Ehre. Man hat auf dem Volks tage gar viel vom bedrohten Deutschthum ge sprochen, man hat andere aufgefordert, deutsch zu denken, deutsch zu fühlen, zu reden und zu han deln. Aber gerade dort, wo man den Mund vom Deutschthum am vollsten nahm
, war man selber gar nicht deutsch, weil — nicht ehrlich. Ehrlich, weil deutsch, wird gegenwärtig auf emem andern Volkstage gesprochen, nämlich m den Missionspredigten, welche von den Priestern der Gesellschaft Jesu, ??. Abel, Loinger, Schellauf. in unserer Pfarrkirche gehalten werden. Auf diese deutsche Ehrlichkeit hat der Leiter der Mission, ?. Abel, sogleich am Anfang seiner Einleitungspredigt aufmerksam gemacht. Dabei streift er den „Deutschen Volkstag'. Ein paar Worte des gefeierten Kanzelredners genügten
, und ?. Abel musste in allen deutschnationalen und liberalen Blättern als Gönner des Volks tages herhalten, und sogar der jüdische Schmock, dem?. Abel bisher nur im Wege stand, hatte das Vergnügen, ihn endlich einmal für sich citieren zu können. Aber die Herren Deutschen hatten diesmal nicht gut deutsch verstanden; vielleicht gieng dies besser, als ?. Abel bei der Männerpredigt noch einmal aus den Volkstag zu sprechen kam. Für den gewöhnlichen Hausverstand waren übrigens schon seine ersten Worte deutsch
des deutschen Bewusstseins, denn ich bin auch ein Deutscher; und besonders freut es mich, dass der Magistrat dieser Stadt das Fest in so patriotischer Weise begrüßt. ?. Abel meinte damit die schwarz-gelben, weiß-rothen und weiß' grünen Fahnen, mit welchen die städtischen Ge bäude geschmückt waren. Aber ehrlich soll man sein, wenn man deutsch sein und für die deutsche Nation eintreten will, nicht wie in Innsbruck, wo man für das bedrohte Deutschthum einzutreten vorgab, am Ende aber gegen Kirche und Clerus
losgezogen worden ist. Wir Missionäre, sagte er (und damit kam er auf die dritte Veranstal tung, die Mission, zu reden), wir sind ehrliche deutsche Männer, wir halten nicht hinter dem Berg, wir sagen vom Anfang an deutsch heraus, was wir wollen. Damit leitete er auf den Zweck der Renovation über. Aber gerade daran, an der Ehrlichkeit, ließen es die Vorkämpfer des Deutschthums in Bozen fehlen; sie waren unehrlich und haben darum kem Recht, als Vorkämpfer des Deutschthums zu gelten. Oder ist es ehrlich